Beiträge von Monika im Thema „Trauer, wie ging Buddha damit um, was lehrte er dazu ?“

    Moin Rigpa,

    Es wirkt auf mich als könnte eine Form von Gleichmut gemeint sein. Also immer in der Mitte zu sein, nie zu pendeln zwischen Freude und Trauer. Wäre auch eine Möglichkeit. Glückseligkeit kann man damit aber auch nicht mehr empfinden würde ich sagen. Wenn man immer so lauwarm ist, lauwarm reagiert.

    Dazu fällt mir noch ein, dass es nicht bedeutet, nie zu pendeln. Freude kommt hoch, Trauer kommt hoch - egal, was hochkommt, es geht darum, sich nicht damit zu identifizieren und keine Vorstellungen darüber zu entwickeln, sondern sie einfach sein zu lassen. Sie vergehen wieder. Es mag zunächst wichtig sein, zu untersuchen, warum ist da Freude, warum ist da Trauer, Wut usw. Es kann sein, dass wir die Ursache finden - das nenne ich Kontemplation mit nachfolgender Reflektion. Alles sinnvoll. Aber das Leiden darunter, dass da nun Trauer ist, das ist nicht sinnvoll und es stärkt die Ablehnung gegenüber dem was ist. Deshalb ist Gleichmut schon die richtige Antwort darauf - im Endeffekt.


    Schau mal, das gefällt mir, was Martin geschrieben hat


    Zitate aus dem Theravada


    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende

    _()_ Monika

    Es wirkt auf mich als könnte eine Form von Gleichmut gemeint sein. Also immer in der Mitte zu sein, nie zu pendeln zwischen Freude und Trauer. Wäre auch eine Möglichkeit. Glückseligkeit kann man damit aber auch nicht mehr empfinden würde ich sagen. Wenn man immer so lauwarm ist, lauwarm reagiert.

    Ne, es geht um Denken. Vorstellungen sind Illusionen. Der Weg in die Freiheit geht aber über das Loslassen aller Illusionen.

    Und es geht keineswegs um lauwarm. Da kann einem schon mal ganz heiß werden.

    Und Glückseligkeit kann auch nicht gewollt werden, sie ist ein Geschenk, so wie der innere Frieden eine Frucht ist.


    Wenn ich schreibe

    der größte Irrtum besteht darin, das Ideal zum Normalfall zu machen

    dann meine ich damit, dass das Ideal nicht die jetzige Wirklichkeit für uns ist, sondern ein Ziel.


    Und der Dalai Lama sagte einmal "Das Beherrschen der Gedanken ist der Weg zum Glück".

    Glückseligkeit stelle ich mir vor, hat auch ein Erwachter als Erlebnis oder in sich gefunden. :) Vorstellungen sind ja nicht immer schlecht.

    So kann ich abwägen und überlegen.... möchte ich lauwarm sein oder möchte ich gerne bis 100 % fühlen ?

    Also mal ein Beispiel warum sich etwas vorstellen auch gut sein kann.

    Ja, stellst Du Dir vor. Das geht bzw. ging uns allen sicher so.

    Aber der Buddha hat sich nichts vorgestellt, er hat geforscht, woher das Leiden kommt, warum es Leiden gibt. Und er hat es gefunden, aber nicht durch Denken, sondern durch tiefste Meditation.


    Und abwägen und überlegen, wie Du sein möchtest - lauwarm oder 100 % fühlen - ist nicht der Weg.

    _()_

    Ich denke, Rigpa, der größte Irrtum besteht darin, das Ideal zum Normalfall zu machen. Es dauert viele, viele Jahre, ehe es keine dualistischen Gefühle mehr gibt. Und selbst der Buddha hatte noch Auswirkungen seines Karma.


    Das ist eines der wichtigsten Einsichten für mich: Aufhören sich Vorstellungen zu machen, wie etwas zu sein hat, z.B. aufkommende Freude als Dauerzustand oder Trauer als negatives Gefühl.


    Alles kommt und geht, nichts ist beständig.

    Ich kann Dir das Buch von Pema Chödrön empfehlen "Das Unwillkommene willkommen heißen".

    Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg bei Deiner Praxis.

    _()_

    Zitat

    Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück.

    SHDL

    Das erscheint mir immer wieder als die wichtigste Übung, auch in Bezug auf "was wäre wenn ...". Und dann ist es ganz unwichtig, wie sich das anfühlt. Es herrscht einfach Frieden - vorallem im Kopf, (ich kann ein Lied davon singen).

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    Guten Morgen Rigpa,

    Ein anderer Weg, der sie auch fordert( du schriebst fördern, wie ich es so verstehen wollte, wie es mir besser passt ), also fördern, wäre was ganz anderes , aber ich verstehe schon, aber wirklichen Gleichmut kann man nicht spielen, den hat man oder nicht, wenn man ihn nur spielt, würde alles was man erlebt hat hinterher sich auf einen negativ auswirken, früher oder später ) Ja, das kann doch sein, dass manche Menschen Gleichmut auf eine andere Art erlangen.

    Nein, es soll fördern heißen, denn die Früchte werden hervorgerufen durch die Praxis. Unheilsames Verhalten fördert Gier, Hass und Verblendung - negative Früchte - und heilsames eben gute Früchte.


    Und mit spielen hat das nichts zu tun. Wir - also wohl die meisten von uns - müssen ja erstmal informiert werden, was unheilsam und was heilsam ist, bevor wir uns "an die Praxis machen können".


    Als ich mich jahrzehntelang mit der Lehre Jesu beschäftigte, sie praktisch so studierte wie jetzt die Lehre Buddhas, habe ich mich auch schon in Gleichmut geübt. Aber die Lehre Jesu geht nicht an die Wurzel, sondern da heißt es "Du sollst ...". Buddha sagt "ich übe mich darin". Was mir das Gefühl gibt, erstens dass der Buddha sich selbst auch darin üben musste und zweitens, dass ich ständig daran "arbeiten kann", aber nicht soll. Es sei denn, ich will mich vom Leiden befreien, ich will seinem Pfad folgen.

    All das habe ich intellektuell begriffen, aber dennoch fehlt mir der Gleichmut manchmal. Da ich aber auch achtsam auf meine Gedanken und Gefühle achte, kann ich das mit Distanz beobachten und loslassen.

    So weit gehen andere Lehren eben nicht.


    Trotzdem, und das habe ich auch nicht bestritten, gibt es sicher einige, vielleicht sogar viele Menschen, die Gleichmut besitzen, entweder von Natur aus oder weil sie schon große Einsichten haben.

    Ich habe mir später selbst diese Überlegung gemacht, ob das was ich so beobachtet habe ( nicht nur im Supermarkt ) nicht zu weit weg von der Realität war. Sicher müssen es keine leidfreien gewesen sein. Aber Menschen, welche wie man so schön sagt "Das Herz auf dem rechten Fleck haben ". Aber das ist auch schon wieder so eine Gospel ? oder wie nennt sich das noch ? so ein Standardspruch.

    Wenn man sich mit dem spirituellen Pfad beschäftigt, kann man solche Erlebnisse einfach auch relativieren. Ob das richtig ist, ich weiß ja nicht.

    Alles einordnen. Der muss ja noch lange kein Befreiter sein und solche Denke

    Meine Eltern hatten auch das Herz auf dem rechten Fleck. Leidfrei waren sie nicht, aber sie haben nie geklagt. Da denke ich noch sehr gerne zurück. Leider leben sie schon lange nicht mehr.


    Nein, ich möchte nicht weiter einordnen. Was willst Du lesen?

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    Guten Morgen Rigpa,

    Was soll das nützen ? Hier nützen ? Verstehe die Frage nicht. Es soll nur aufklären, Wissen bringen, wenn dem so wäre, dass manche das Glück haben oder so eine Stärke ( Geiststärke ) ohne eine spirituelle Lehre zu kennen. Das wäre schön, sowas finde ich erwähnenswert.

    Ja, natürlich hast Du Recht. Das habe ich hier im Forum auch schon des öfteren geschrieben. Und es ist auch meine Überzeugung.

    Aber

    Wäre aber dennoch interessant, ob es viele oder wenigstens ein paar Wenige gibt, welche Güte, Metta, mitfühlende Freude, Gleichmut von Natur aus haben.

    ob es viele oder nicht so viele gibt, hängt auch davon ab, wo Du wohnst, wer da lebt und wie entspannt deren Situation allgemein ist.

    Deshalb schrieb ich ja, dass ich das in westlichen Ländern nicht so verbreitet sehe wie z.B. in Asien oder Afrika, wenn da keine Willkür und Gewalt herrschen.


    Desto mehr ein Mensch hat, desto schwieriger wird es, nicht gierig und voller Hass zu sein.

    Beispiel: Ein Politiker sagte vor kurzem "viele Rentner haben nichts von der Steuerentlastung, denn sie zahlen keine Steuern". Ne, sollen sie also Steuern zahlen, um etwas zurückzubekommen. Was für eine Logik.


    Ich kenne entspannte Menschen, die nicht der Lehre folgen. Da ich sie aber lange kenne und nicht nur an der Kasse im Supermarkt - schließlich werden viele geschult -, erlebe ich sie eben nicht als leidfrei und auch nicht als solche, die wüßten, wie sie sich davon befreien könnten.


    Allein darum, nämlich um das Leiden zum Erlöschen zu bringen, hat der Buddha gelehrt. Der Gleichmut ist eine Frucht, die durch den achtfachen Pfad entsteht. Gleichmut ist auch anders zu erreichen, aber dann ist es eben schon eine große Einsicht und ein anderer Weg, der sie auch fördert.

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    Liebe Rigpa,

    ich lese hier nur von Spekulatius. Daran beteilige ich mich nicht gerne. Es gibt sicher gleichmütige Menschen, aber was nützt das hier?

    ( Wenn ich meinen Geist nicht schule, dank des Schulens konnte ich dieses Hindernis schon oft los lassen, und irgendwann dauerhaft, wenn ich mich immer wieder bemühe, meinen Geist zu schulen

    Das ist viel wichtiger. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg.

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    Zitat

    Manche Menschen halten sich für äußerst sensibel und glauben, sie hätten deswegen so viele Schwierigkeiten in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. In Wirklichkeit liegt das einzig und allein daran, dass ihr Ego auf das ihrer Mitmenschen prallt. Das ist etwa so, wie wenn ein sehr dicker Mensch Schwierigkeiten hat, zur Tür hereinzukommen, weil er mit seinem Körper an beiden Türpfosten anstößt. Je dicker unser Ego ist, desto leichter stoßen wir an. Entsagung arbeitet dem entgegen ...

    Ayya Khema "Ohne mich ist das Leben ganz einfach"

    Zitat

    Frage: Zum Beispiel Sorgen, dass mich jemand verletzt.

    Ayya Khema: Das könnte man sehr gut als eine Kontemplation benutzen. ... Es wäre nützlich, sich selbst zu fragen: "Wieso habe ich Angst?" Jede Antwort ist eine neue Frage. Unter dem Schlussstrich steht immer "Ego". Aber das muss sich jeder selbst fragen und beantworten. Es wäre ein großer Schritt, dies in sich zu erkennen. Angst ist mit Hass verbunden, denn wir können nur vor dem Angst haben, was wir ablehnen.

    Ayya Khema "Ohne mich ist das Leben ganz einfach".

    Zitat

    Nur ein Mensch, der eine Stufe vor der Erleuchtung steht, hat keinen Hass mehr ...

    Ayya Khema "Ohne mich ist das Leben ganz einfach".

    Ihr seht, das Thema wird gerade sehr intensiv in dem Buch behandelt, das ich lese.

    Für mich gehören Trauer und Angst zusammen, denn beides sind Gefühle der Ablehnung.

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    Ja, Du bzw. wir als Menschen, die der buddhistischen Lehre folgen. Hier war aber die Rede von irgendjemandem an der Kasse eines Supermarktes o.ä., die offenbar gleichmütig sein sollen. Ob diese nun vom Annehmen und Achtsamkeit ne Ahnung haben, ist eine andere Sache.

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    Oh, sorry - das habe ich nicht gesehen, ... (und eine Erklärung aus der tib.-buddh. Lehrmeinung passt nicht so ganz hierher. ;))

    Liebe mkha', natürlich passt das hierher, das war doch nicht nur eine tib.-buddh. Lehrmeinung. Und natürlich stimmt das, was Du schreibst.

    Genauso übe ich mich ja auch seit Jahren.

    _()_

    Ja, Du bzw. wir als Menschen, die der buddhistischen Lehre folgen. Hier war aber die Rede von irgendjemandem an der Kasse eines Supermarktes o.ä., die offenbar gleichmütig sein sollen.

    Es mag aber Menschen geben, die sind irgendwie von Natur aus, so, dass sie andere nicht so sehr bewerten oder wie auch immer sie das machen, dass sie so gleichmütig sind ( z.B jemand der an der Kasse arbeitet ). Das ist für mich noch ein großes Rätsel. :grinsen: Oder sie haben liebende Güte von Natur aus, diese Gesinnung. :hug:

    Ob diese nun vom Annehmen und Achtsamkeit ne Ahnung haben, ist eine andere Sache.

    _()_

    Hallo Rigpa,

    zu 1. ich habe eine Freundin, die immer wieder darauf verweist, wie sensibel sie ist. Tatsache ist jedoch, dass sie sich hinter dieser Fassade versteckt (ich kenne sie seit 63 Jahren), um nicht die Verantwortung zu übernehmen. Obwohl sie sich als "auf dem Weg" betrachtet, ist sie immer wieder unaufrichtig und steht nicht zu ihren Schwächen, kennt gar nicht die Mittel Buddhas und will sie im Grunde auch nicht kennenlernen, obwohl sie behauptet, sich mit "Buddhismus" auszukennen. Das nenne ich trennend, denn ich komme nur selten mit ihr auf einen Nenner.


    Es ist sehr schwierig, mit ihr zusammen zu bleiben. Aber wie Aravind schreibt, mir fehlt es sicher an "Liebender Güte". Darum bemühe ich mich seit Jahren, mal mehr, mal weniger erfolgreich.


    Zu 2. Angst ist Ablehnung, deshalb wird sie auch dem Hass zugeordnet.

    Davon frei zu sein dauert sehr, sehr lange. Ich hatte bereits mal das Glück, längere Zeit (Jahre) frei davon zu sein, aber leider hat sie mich in letzter Zeit wieder "am Wickel". Da ich aber weiß, was sie ist, kann ich mich täglich damit befassen, um wieder frei davon zu werden. Gestern war ich ca. 5 Minuten total frei davon :erleichtert:


    3. Dein Beispiel glaube ich nicht. Es mag Menschen geben, die entspannter sind, aber frei von Ablehnung zu sein, würde ja bedeuten, dass sie der Lehre Buddhas nicht bedürfen. Gleichmütig ist nicht zu verwechseln mit gleichgültig.


    Natürlich gibt es Menschen, die nicht so bewerten. Ich denke, das hat mit ihren Genen und der Erziehung zu tun.

    Es gibt aber sicher nicht sehr viele davon - jedenfalls nicht in westlichen Ländern, obwohl das natürlich schön wäre.

    Allein durch unser Schulsystem und die ständig auf uns niederprasselnden Meinungen und die Werbung werden wir gezwungen, uns permanent auf eine Seite zu stellen. Sich davon zu distanzieren ist schon ein großer Schritt.

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    Diese "Trauer" ist die, dass die Welt nicht mehr so sein wird, wie ich sie bisher hatte, es hat sich eigentlich nichts an der Welt geändert, alles ist wie immer, aber ein ganz keines winziges "Ding" ist nicht mehr und wird nie wieder sein.

    Wenn dieses nicht mehr da sein als Erlösung erkannt wird, erscheint Freude.

    Moin Ellviral,

    ja, das kann ich für mich so sehen. Gerade durch den Ukraine-Krieg wurde das für mich deutlich. Denn, obwohl mir das immer bewusst war, hatte ich mich dennoch gemütlich in meinem Leben eingerichtet und wurde da rausgeholt.


    Ich wünsche allen ein Tag innerer Freiheit - aber nicht nur einen.

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    Mir war es nur neulich so, dass sie mich so überkommen hat, ich das Gefühl hatte, sie habe nun Macht über mich, so hilflos ihr ausgeliefert zu sein.

    Wenn das bei mir geschieht, spätestens dann denke ich daran


    nicht vergessen, dass sie wieder gehen, die Vergänglichkeit sehen. Sehen, das bin nicht ich.

    Ich denke dann an die Leere, dass es mich in dem Sinne überhaupt nicht gibt und lass los.

    _()_

    Ich kenne das Gefühl der Trauer auch, hatte es schon mal eine längere Zeit, ohne mir eines Grundes bewusst zu sein. Nachdem ich darüber reflektiert habe, habe ich es einfach akzeptiert.


    Zur Zeit empfinde ich hin und wieder Schwermut. Sie kommt genauso, aber zum Glück bisher selten, wie plötzlich Leichtigkeit.

    Es kann am Krieg in der Ukraine liegen, an Corona, aber vorallem an einem Mangel an Achtsamkeit an den Sinnestoren, wenn die Trauer länger anhält.


    Auch hier hilft nur Akzeptanz und Hingabe. Dazu fällt mir wieder eine Bemerkung von Da love-Ananda ein: Warum gebt Ihr Euch nicht hin an die Unvermeidlichkeit Eures Seins.

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