Beiträge von Leonie im Thema „Religiös“

    Es - der Begriff "Gott" , gehört ja auch zu den Geistobjekten, also Vorstellungen und Einbildungen.

    Der Begriff ja, aber nicht das, worauf er sich bezieht.

    Also ich kann da nur Glaube, als Beziehung erkennen.



    Zitat

    Im höchsten Sinne (paramattha) nämlich, so lehrt der Buddhismus, ist das sog. Dasein ein bloßer Prozess von beständig wechselnden körperlichen und geistigen Phänomenen, und weder innerhalb noch außerhalb dieses Werdeprozesses ist irgend eine beharrende Ich-Einheit oder Persönlichkeit anzutreffen.


    Wenn also in den Texten von einem Wesen, einer Person, einem Selbst oder gar von der Wiedergeburt eines Wesens die Rede ist, so ist das selbstverständlich nicht im absoluten und höchsten Sinne (paramattha) gesagt, sondern als bloße 'konventionelle Ausdrucksweise' (vohāra-vacana) aufzufassen.


    Die einzigen, wenn auch nur jedes Mal bloß für einen Moment aufblitzenden und dann sofort wieder für immer verschwindenden Realitäten (paramattha-dhamma) sind eben die 5 Daseinsgruppen oder, in ihrer Dreiergruppierung, Bewußtsein, Geistesfaktoren und Körperlichkeit.

    DN

    Zitat

    1.5.2. Bedingt durch Berührung (Phassapaccayāvāro)


    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, war es gleichwohl sinnlich begründet (abhängig von Berührung, ohne Berührung ist eine Empfindung nicht möglich).


    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, war es gleichwohl (abhängig von Berührung) sinnlich begründet.


    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen, werden sie freilich anders als sinnlich wahrzunehmen (Berühren) unmöglich imstande sein.


    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen, werden sie freilich anders als sinnlich wahrzunehmen unmöglich imstande sein.

    1.5.2. Darlegung der Runde (Diṭṭhigatikādhiṭṭhānavaṭṭakathā)


    „Haben da, ihr Mönche, jene Asketen und Priester Ewigkeit behauptet, Seele und Welt als ewig ausgelegt, nach vier Urständen; haben da jene Asketen und Priester dies und das und dergleichen mehr behauptet, mancherlei Glaubenslehren ausgebracht, nach zweiundsechzig Urständen: so haben alle diese auf die sechs Sinnesgebiete (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Ertasten, Denken) gestützt und gegründet wahrgenommen.


    Aus ihrem Wahrnehmen entsteht Dürsten, aus Dürsten entsteht Anhangen, aus Anhangen entsteht Werden, aus Werden entsteht Gebären, aus Gebären geht Altern und Sterben, Schmerz und Jammer, Leiden, Gram und Verzweiflung hervor.


    DN 1

    Der Begriff "Gott" verweist auf etwas Wirkliches, das für Menschen erfahrbar werden kann.

    Es - der Begriff "Gott" , gehört ja auch zu den Geistobjekten, also Vorstellungen und Einbildungen. Wirklich ist das was wirkt und womit wir in Wechselwirkung sind - also alle skandhas - und wenn wir eben unsere Vorstellungen ergreifen, dann haften wir auch daran und sie sind das, womit wir uns identifizieren. Damit wirkt dann auch ein Gott, dem wir glauben oder folgen - wir hängen damit unser kleines Ich an ein großes unendliches ICH.

    Und dazu gehören dann auch die Erfahrungen - auch diese sind als sinnliche oder "übersinnliche" nichts anderes als "Gruppen des Ergreifens". Übersinnliche E. werden auch als Makyo bezeichnet - darüber redet man im Zen nicht.

    Wenn der Patient sich nicht krank fühlt, muss er auch nicht zum Arzt.

    Deshalb gibt es ja ab einem bestimmten Alter Vorsorgeuntersuchungen - weil die gefühlte Gesundheit kein guter Ratgeber in Sachen Krankheit ist.

    Aber auch wenn der Mensch leidet und sich krank fühlt, muss er nicht zum Arzt.


    Bei Kierkegaard wird in seiner Schrift "Einübung ins Christentum" auf das Kreuz als Ärgernis und die Torheit hingewiesen. Daher ist für echte Christen das Gespött der Leute kein Problem - und viele deuten das sogar als eine Bestätigung ihres Glaubens.

    Das ist ja auch genau der Grund, warum die pauschale Verurteilung des Religiösen, der Religionen oder von religiösen Menschen nicht nur viel zu kurz greift, sondern durch Vorurteile auch viele Dinge verdächtig macht und dadurch blockiert, die einen sehr positiven Einfluss hatten und haben können.

    Der positive Einfluss ist nicht erwiesen. Ich sehe leider eher negative Einflüsse - aber ich bin da ja auch inzwischen "draußen".

    Und wenn ich mir so den Islam ansehe, dann überwiegen da aber ganz stark die negativen Punkte.


    Ich empfehle mal als Lektüre:

    Der Drache in meiner Garage.

    Die vollständige Rezension kann man bei Florian Freistetter lesen.

    Der Drache in meiner Garage


    Aber auch das hier ist empfehlenswert:

    Physik und Religion

    Religiös wird niemand geboren.

    Religion ist jedoch hilfreich, wie Tee hilfreich sein kann.

    Das verweist auf den kultischen und kulturellen Kontext von Religion und es müsste dann schon präziser die Frage geklärt werden, was denn "hilfreich" sein soll oder kann.

    Heute fragt man dann ja nach der Evidenz.

    Und beim Tee kommt es ja auch auf die Dosis dieser Droge an.

    Die religiöse Erfahrung hat ja nicht unbedingt etwas mit dem ontologischen Zustand der Wirklichkeit zu tun, sondern mit der Erfahrung dessen, wovon der der Buddha berichtet hat: Als ob einer nach langer Krankheit gesund wird.

    Im buddha-dharma gibt es ja so etwas wie einen ontologischen Zustand von was auch immer nicht. Die Fragen nach dem Grund und Sinn der menschlichen Existenz - wer bin ich? wo kommen wir her? wohin gehen wir? - bleiben offen. Und diese Offenheit gilt auch für die Erfahrung. Wovon Buddha erzählt hat bzw. wovon die Sutten erzählen, hat Buddha sicherlich "erfahren" , weil er den Weg gegangen ist bis zum Ende. Aber die Erfahrung des Weges und der Weg selbst sind für gewöhnlich nicht identisch, sowie Leben und Erlebnis nicht identisch sind. Erst wenn der Weg vergessen ist, der Inhalt der Erfahrung verschwunden ist, stellt sich Befreiung oder Heilung ein. Das kann aber nicht gemacht werden.


    Zitat

    Viele, die den Weg erlernen, erfahren die Wahrheit nicht. Der Grund ist einfach:

    nur mit dem unterscheidenden Bewusstsein,

    das sie schon immer hatten, nehmen sie wahr.

    Wenn du dich vollständig auf den Weg einlässt und keine Absichten damit verbindest, wie z.B. "die Welt retten und das Klima" - dann gibt es da auch eine Chance.

    Und das Zazen ist ja schon selbst eine sehr wohltuende Erfahrung. Es ist nur nichts religiöses oder spirituelles, wie Sawaki es sagt. Zazen wird mit dem Körper erfahren.

    Die Elemente, die da Buddha zeigen will, sind einer Erfahrung gar nicht zugänglich.

    Wie kommst Du denn darauf?! Natürlich ist das der Erfahrung zugänglich.

    Sieh dir doch mal die einzelnen Elemente an. Buddha spricht davon, dass er diese zeigen will. Z.B. will er die Wahrheit zeigen. Wie willst du dies erfahren?

    SN43.14 in dem diese Aufzählung steht, gehört zu den Sutten über Nibbana. Was erfährst du, wenn du nibbana erfährst? Wenn Erfahrung durch Bewusstsein bedingt ist, wie kann jemand dann durch das Bedingte das Nicht-Bedingte erfahren?

    Von was für einem Religionsbegriff gehst du bzw. dein Abt da aus? Mir ist das zu pauschal.

    Von dem Teil des Religiösen, der diese Erfahrungen beschreibt, umschreibt, ermöglicht und erfahrbar macht:


    Wenn das "religiös" sein soll, was in SN 43.14 aufgezählt ist, dann ist das keine Erklärung. Die Elemente, die da Buddha zeigen will, sind einer Erfahrung gar nicht zugänglich.

    man soll den Worten eines anderen nicht nur vertrauen, weil er oder sie eine Autorität ist, sondern sie auch immer an der eigenen Erfahrung messen. Es gibt aber noch eine andere Art von Vertrauen (die kein blinder Glauben ist), und das ist die, die davon ausgeht, dass ein anderer es gut mit mir meint und mir etwas beibringen kann.

    Es ist wie mit einem Koch und seinem Lehrling und das Meister-Schüler-Verhältnis kommt ja auch aus dieser mehr handwerklichen Kunst. Ich bekomme ein Rezept und dann weiß ich nicht, wie ich Zwiebeln schneiden müsste oder anderes Gemüse - also ist beim Erlernen der Kochkunst vieles ein Verweisen auf "wie geht das?". Im Zen wird daher gezeigt, wie es geht.

    Dann gibt es eine Grenze der Vermittlung - da liegt dann die Freiheit begründet, dass jeder die Phase der Nachahmung überschreiten sollte und in freier Weise eben sein So-Sein lebt und ausdrückt.

    Das war bei mir der Fall, als ich eben zwar ein Rezept fürs Zazen hatte - das Fukanzazengi - aber ich doch mir zeigen lassen musste, wie denn das So-Sitzen sein soll.

    Nun hatte ich Glück und fand in meiner Nähe eine Zen-Sangha, in der ich darauf vertraute, dass dort diese Kompetenz vorhanden war. Und - ich wurde nicht enttäuscht. :grinsen:

    Ob die es mit mir gut meinen, war mir damals egal. Ich konnte davon aber ausgehen, dass sie jeden Newbe freundlich begrüßen.

    Ich hatte aber noch doppelt Glück, denn ich fand auch noch auf der "spirituellen" Ebene Dinge wieder, die mir gut bekannt und vertraut waren. Um es mit meiner Koch-Metapher zu erklären: der Koch-Meister hatte eine ähnliche Rezeptsammlung, wie ich es gewohnt war und seine Gerichte schmeckten mir.

    Ja, jeder muss Erfahrungen selbst machen, wie man ja auch selbst laufen muss, wenn man von A nach B möchte. Aber es ist gut, wenn ich andere Menschen nach dem Weg fragen kann, gerade dann, wenn es unwegsam wird und ich Gefahr laufe, mich in der Interpretation von Erfahrungen zu verirren, indem ich unangemessene Selbstbilder daraus generiere. Der buddhistische Weg ist von unzähligen Möglichkeiten, sich in den Geschichten des eigenen Egos zu verirren, geprägt. Da hilft der Blick eines Menschen, der den Weg schon gegangen ist, gewaltig – allerdings nur, wenn ich in der Lage bin, Kritik anzunehmen.

    Der Mensch ist ein Erfahrungstier, schrieb mal Foucault, und im Palikanon steht "Das Bewusstsein erfährt". Weil Lebewesen Bewusstsein und sogar Selbstbewusstsein haben, erfahren sie ihre Welt. Nur die Welt meines Lehrers ist nicht meine Welt. Wir können zwar einen gemeinsamen Bereich definieren und so etwas wie Gemeinschaft herstellen - doch wir sind eben auch getrennt. Der Koch kann eben seine Erfahrungen nicht weiter geben - er kann davon erzählen, aber die Gefahren in meiner Welt sind grundlegend andere.

    Es gibt aber diesen gemeinsamen Bereich - und den hat Buddha formuliert: dukkha. Ausnahmslos alle Lebewesen erfahren dukkha.

    Weil das so ist, gibt es den Weg - und ich kann den anderen nicht davor schützen, aufgrund seiner Verblendung in den nächsten Sch...haufen zu treten.

    Nun ist der Weg kein ausgetretener Pfad, sondern unwegsames Gelände, "man bahnt sich durch das Dickicht" - heißt es in einem der unzähligen Koan - und mit dem Dickicht oder auch dem hohen Gras sind die kleshas gemeint.

    Nach meiner Erfahrung ist Aufrichtigkeit das wirksamste Mittel gegen Verblendungen und Irrtümer. Sich selbst zu erforschen -


    Zitat

    Den Buddhaweg ergründen heißt dich selbst ergründen (Dem Buddhaweg folgen heißt dir selbst folgen/Den Buddhaweg gehen heißt selbst gehen).

    Dich selbst ergründen (dir selbst folgen/selbst gehen) heißt dich selbst vergessen.

    Dich selbst vergessen heißt von den zehntausend Dingen bezeugt werden.

    Von den zehntausend Dingen bezeugt werden heißt Körper und Geist von dir selbst und den anderen fallen lassen.

    Die Spuren deines Erwachens lösen sich auf, doch die aufgelösten Spuren des Erwachens führen endlos fort.

    „Religiöse“ Menschen, die Hingabe üben, laufen Gefahr zum Gespött zu werden.

    Deshalb schließen sich solche Menschen zu Religionsgemeinschaften zusammen und grenzen sich nach außen mehr oder weniger stark ab. Wobei dies weniger mit den anderen zu tun hat, aber man will "die Perlen ja nicht vor die S. werfen" oder das Heilige den Hunden zum Fraß geben ...


    Aber das ist nun mal das Tor: Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha. Hingabe, Demut, Vertrauen – Hingabe an die Stille. Hingabe bis zur totalen Selbstaufgabe:

    Es gibt kein anderes Tor als du selbst - daher sagte Buddha in seinen letzten Stunden, "seid euch selbst Zuflucht". Und früher mal, sagte er in einer Rede an die Kalamer, wie das so mit dem Vertrauen an Autoritäten ist.

    Da ist jemand, der weiß viel mehr als ich, hat viel mehr Erfahrung, ist den Weg schon gegangen, kann mich leiten, weiß den Weg. Welch ein Glück, wenn ich solch einen Menschen treffe.

    Tja - inzwischen ist das ja "das Internet" - aber mal im Ernst, jeder der den Weg gegangen ist, ist ihn in seiner Weise gegangen und wenn er umkehrt und anderen von seinen Erfahrungen erzählt, dann hilft das wenig, denn jeder muss es selbst erfahren (Kalamer). Deshalb hat Buddha keinen Erfahrungsbericht gegeben, sondern eine Lehre, eine Gesetzmäßigkeit aufgezeigt. Und nach diesem Gesetz kann jeder dann sich ein Floß bauen, schwimmen lernen und rüber auf die andere Seite kommen. Er braucht aber Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.

    Was soll mir schon geschehen? Auch für mich selbst gilt ja: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst.

    Das ist dann das, was man im Zen als Krankheit bezeichnet - wenn einer die Absolute Wahrheit nicht mehr im Konkreten erkennt.

    Was soll dir geschehen? Ganz einfach, du erntest das, was du gesät hast - das Vertrauen in einen anderen konkreten Menschen wird immer enttäuscht, weil der nicht das kann, was man sich erhofft hat. Die Hoffnung ist dann unbegründet.

    Wenn der andere kein Floss bauen kann, sondern nur mit Bauanleitungen handelt, dann kommst du auch nicht übern Fluss. Also müsstest du dir jemanden suchen, der für dich das Floß baut. Oder der schon ein Floß hat und dich als Fährmann übern Fluss bringt.

    Du suchst also einen, der dir dienen soll und will.

    Also einen Dummen mit Hingabe, Vertrauen und Demut.