Beiträge von Bosluk im Thema „Über Viktor Frankl, Gedanken zur Zenpraxis, zum Thema „freier Wille“ und über die vier großen Gelübde“

    Aber warum beantwortest Du meine Frage nicht?

    Was lehrte da eigentlich 45 Jahre lang den Dharma?

    Ich habe mich mit der Frage nicht angesprochen gefühlt. Allerdings provoziert deine Frage "Was?" als Antwort ein "Etwas". Und jegliche Art dieser Antwort oder Zuschreibung ist eine Verdinglichung, die als Antwort ungeeignet wäre.

    Daher kann ich das "Was" direkt nicht beantworten. Aber womöglich lässt es sich näher an der Wahrheit beantworten, wenn gesagt ist, was es nicht ist. Denn wenn Ergreifen (upādāna) aufhört, ist das was übrig bleibt, das was gelehrt hat. Daher wäre es auch nicht richtig vom Buddha als ein "Was" im Sinne eines Wesens zu sprechen. Das was irgendeine "Wesenartigkeit", die Persönlichkeit (sakkāya) ist, nämlich die pañcupādānakkhandhā, treffen nicht mehr zu. Da waren nur pañca`kkhandhā.


    Bestenfalls ließe sich noch von einem puggala sprechen, wenn ich deklariere, dass puggala pañca`kkhandhā, ein Mensch oder ein Individuum ist, dessen Ergreifen aufgehört hat, da die khandhās bis zum Eintritt ins parinibbāna nicht gänzlich verschwunden sind (eine teilweise temporäre Aufhebung der Jhāna außen vor gelassen).

    die Frage, was da einer 45 Jahre gelehrt hatte, oder was da den Dharma gelehrt hatte, beantwortet das Diamant-Sutra in Abschnitt 7

    Nun ja - genau genommen sagt das nur, was es nicht war. Aber sicher, wie ich ja bereits schrieb:

    Eine treffende Antwort, die mir auf die Frage was da eigentlich 45 Jahren lang lehrte, einfällt, aber sicherlich etwas kryptisch wirken mag: Wer den Buddha sieht, sieht das Dhamma. Und wer das Dhamma sieht, sieht den Buddha.



    Du glaubst doch nicht, dass dein Schreiben nicht vom Gestank des „Ich“ durchsetzt ist wie Wasser von H2O?

    Das ist eine ziemlich persönliche Frage von dir. Aber nein. Meine negative konnotation mit "Gestank" ist bereits ein Symptom eines Ärgernisses über die Anwesenheit des (Asmimāna-) Gestankes. Dahinter verbirgt sich eine Abneigung gegen des Gestankes, was (wie mir eine gefühlte Ewigkeit nicht bewusst war) vibhava-tanhā ist und damit als Spezialfall von tanhā den Gestank nur aufrecht erhält. Die Ironie des "Aufrechterhaltens" durch "Loswerdenwollen" ist geradezu lächerlich.

    Was das Reizwort 'Ego' angeht - ich habe das so 'unschuldig' aufgefasst, wie es von der Zitierten gemeint war (auch wenn ich sonst selbst eher ein Wortklauber bin)

    Ja und indem ich die offene Interpretation des Egobegriffs als Asmimāna spezifiziert habe, wollte ich damit die Diskussion fortführen.

    Ohne die Spezifizierung, was denn genau mit "Ego" gemeint ist, redet jeder über etwas anderes.


    Es gibt kein Ego. Aber es gibt die (falsche) Vorstellung von Ich, Mein und Selbst - [...]

    Das Ego, die falsche Vorstellung vom Ich, wird gestärkt durch andauerndes Festhalten dieses Egos an den fünf Anhäufungen als das bin ich, das ist mein, das ist mein Selbst.

    Das ist beides das wahrheitsgemäße Betrachten und Durchschauen der sakkāya-ditthi. Aber damit hört noch nicht der Gestank des "Ichs" im Erleben auf. Es ist eben nur ein wahrheitsgemäßes Betrachten von dem, was Nicht-Ich ist - das Ich-Erleben bleibt aber bestehen. Da ist ein feiner Unterschied.


    Und solange wie der Geruch des Ich´s im Erleben bestehen bleibt, ist auch noch ein Rest Dukkha vorhanden.


    Und ich bin skeptisch, dass jeglicher Versuch des Ich-Erleben (Asmimāna) nutzen zu Wollen zum Aufhören desselben führen kann. Sondern m.E. nährt es sich und wird damit aufrecht erhalten.

    Was an unfreiem Willen bleibt, lässt sich durch die Freiheit des Unwillens heilsam ausrichten - etwa durch die shigu seigan. "Das Ego nutzen, nicht abschneiden". :like: Diese Ausrichtung - eine Umkonditionierung - ist ein Aspekt von Freiheit: der Freiheit zu etwas.

    Das klingt für mich nach einer Empfehlung die Welle des Egos, die Welle des Ich-in-Erscheinung-treten (Asmi-māna) genutzt werden soll, um damit heilsames zu wirken. Oder besser gesagt: Diese Welle zu reiten, statt sich von ihr mitreißen zu lassen.


    Das scheint aber nur eine Praxis für einen Sekha (sotāpatti,sakadāgāmi,anāgāmi) zu sein, der durch Einsicht gesehen hat, dass jede Erscheinung Nicht-Ich, nicht Mein und nicht mein Selbst ist, auch wenn jede Erscheinung dennoch vom Ich-bin-Beigeschmack begleitet wird (Alles andere macht keinen Sinn: Der Arahat hat bereits das Ego, die Persönlichkeit, dass, was ihm zum Wesen im Sinne eines Satto macht, abgeschnitten.)


    Aber wieso sprichst du explizit vom "nicht abschneiden"? Die Arbeit ist doch noch nicht getan, denn es gilt noch die Fessel des Asmi-māna zu lösen, bevor avijjā gänzlich gesprengt werden kann. Ist das nicht ein Stillstand auf halbem Wege?

    Entschuldigt die Theravadabegrifflichkeiten im Zen/Chan-Unterforum, doch anders weiß ich mich nicht präzise auszudrücken.