Beiträge von mukti im Thema „Ich empfinde den Buddhismus als trost- und hoffnungslos“

    Eine klinische Depression habe ich ebenfalls in meiner Jugend durchgemacht, es ist als würde man sich in einer ausweglosen Sackgasse befinden, als wäre die Welt nichts als ein sinnloses Labyrinth der Qualen. Die einzige Alternative zum Suizid war die Suche nach einem Ausgang in irgendeine überweltliche Realität, Gott, wahres Selbst, ewige Seele, Nirvana, irgendetwas in der Art was da geheimnisvoll aus vergangenen Zeiten in die Gegenwart hereinweht. Dieser Spur bin ich gefolgt bis der schwache Hoffnungsschimmer zu einer heilsamen Gewissheit wurde, die Ärzte und Wissenschaft nicht geben konnten.


    Deshalb erscheint es mir gerade umgekehrt: Nicht der Buddhismus, in den meine Reise schließlich mündete, ist trost- und hoffnungslos, sondern das Dasein in dieser Welt offenbart seine wahre Hoffnungslosigkeit wenn es seinen Tiefpunkt erreicht hat und man hilflos am Boden der Wirklichkeit liegt, wie ein Käfer auf dem Rücken.

    Wenn man die ganze rein automatische, wie die roboter-hafte Maschinerie , also das Gaukelspiel der Khandha durchgeschaut hatte, dann bleibt nicht anderes übrig als loszulassen.

    Das wäre dann wohl die vollkommene Anatta-Verwirklichung.


    Das ist nur deswegen schwer, weil man normal in der Gesellschaft funktionieren sollte. Und man sollte sich entweder verstellen, oder anzupassen.

    Dann verlässt man die weltliche Gesellschaft würde ich sagen. Nach der Pali-Überlieferung kann man bis zum Nichtwiederkehrer (anāgāmī) da drin bleiben, vollkommen befreit (arahat) wird nur ein hausloser Mönch.


    Also, wenn ich mich mit meinem Körper und den ganzen Khandha innerlich identifiziere, dann ich bin im Samsara gefangen. Wenn ich mich in der Leerheit beheimatet fühle, dann es wäre dann Nirvana.


    Sehe ich auch so. Ohne Identifikation mit den Khandha ist man wohl nicht mehr an familiäre und sonstige weltliche Verpflichtungen gebunden.

    Für mich persönlich es ist eher der Fluch, dass ich es anders wahrnehme.

    Das erinnert mir MN 82: "Es gibt nicht wirklich eigenen Besitz. Alles verlassend muss man gehen. " . "Die Welt ist ohne Schutz und ohne Beschützer". "Ständig im Mangel ist die Welt, nicht zu befriedigen, ein Sklave des Durstes". Usw.

    ...

    Der Körper , wie das ganze Leben ist nicht mehr als "Darlehen". Das hatte ich verinnerlicht, als ich jeden Tag sehr lange Zeit dem Tod ins Gesicht gesehen hatte. :rad: Dann die Illusion des Herrschens löst sofort auf, als Fata Morgana.

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    Wenn mein Leben bedroht ist wird mir plötzlich klar dass ich mich die ganze Zeit in Illusion befunden habe - Vergänglichkeit ist die Realität, jederzeit kann alles ganz anders oder überhaupt zu Ende sein. Das ist mir aber gewöhnlich nicht bewusst und weil ich nicht darauf vorbereitet bin, erlebe ich die Situation als unerträglich. Der "Fluch" ist nicht dass ich die Vergänglichkeit wahrnehme, sondern dass ich nicht loslassen kann, lieber in Illusion bleiben würde.

    Deswegen würde ich diese sicherlich potentiell wirkungsvolle Praxis nicht ohne Hinweis auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen empfehlen.

    "Das Wahre ist nicht schön und das Schöne ist nicht wahr", ich glaube du hast das einmal geschrieben. Für die Freude am Schönen braucht es keine Anleitung, während sich das Wahre oft nur mit langer und sorgsamer Vorbereitung erschließt, wenn man es denn überhaupt sehen will.

    Mar tin hatte es also praktiziert!

    Ajahn Chan auch! LG. mukti weiss es. LG.


    Ich würde es auch machen. Aber es war alles bei mir, als ich die Medizin studiert hatte.

    Sehr empfehlenswert! Echt! :heart:

    Die Betrachtung der Unreinheit (asubha) ist auch Teil der Körperbetrachtung im Satipatthana:


    Zitat

    Außerdem, ihr Mönche, betrachtet der Mönch eingehend von den Fußsohlen aufwärts oder von den Haarspitzen abwärts den von Haut umschlossenen Körper, gefüllt mit verschiedenartigen Unreinheiten. In diesem Körper gibt es: Haare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Zwerchfell, Milz, Lunge, Dünndarm, Dickdarm, Magen, Kot, Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Talg, Speichel, Nasenschleim, Gelenkschmiere, Urin. Genauso wie, ihr Mönche, wenn ein von zwei Seiten zugänglicher Sack, gefüllt mit verschiedenen Körnern wie: Hochlandreis, Tieflandreis, Mungbohnen, Bohnen, Sesam, Reis, geöffnet ist und ein sehender Mann betrachtet ihn eingehend: Dieses ist Hochlandreis, Tieflandreis, Mungbohnen, Bohnen, Sesam, Reis, genauso, ihr Mönche, betrachtet dieser Mönch eingehend von den Fußsohlen aufwärts oder von den Haarspitzen abwärts den von Haut umschlossenen Körper,..

    So weilt er beim Körper, den Körper innen betrachtend, den Körper außen betrachtend, den Körper innen und außen betrachtend. Er weilt beim Körper das gesetzmäßige Entstehen betrachtend, das gesetzmäßige Vergehen betrachtend, das gesetzmäßige Entstehen und Vergehen betrachtend. Oder wiederum 'Ein Körper ist da', so ist seine Achtsamkeit gegenwärtig, aber nur in dem Maße, wie es der Erkenntnis dient, wie es der Achtsamkeit dient. Unabhängig lebt er, hängt an nichts in der Welt. So, ihr Mönche, weilt der Mönch beim Körper, den Körper betrachtend.

    D.22.


    Man muss nur aufpassen dass man diese Betrachtung mit der richtigen Einstellung macht - "So weit es der Erkenntnis dient". Es geht nicht darum Abscheu im Sinne von Hass (dosa) zu entwickeln, so wie es diese offenbar unerfahrenen Mönche gemacht haben die sich daraufhin umgebracht haben (Vinaya 3 und S.54.9), sondern darum, über den Körper bewusst zu werden wie er nun mal ist.


    Gewöhnlich sieht man nur die Außenseite des Körpers und wenn sie Begierden erweckt, will man nicht wahrhaben was so ein Körper insgesamt eigentlich ist. So kann die wirklichkeitsgemäße Betrachtung des Körpers besonders die sexuelle Begierde verringern:


    Zitat

    Wer sich da unter den Mönchen häufig mit der Vorstellung der Unreinheit befaßt, dessen Geist schreckt zurück vor dem Geschlechtsverkehr, wendet sich weg, kehrt sich ab, fühlt sich nicht hingezogen; und Gleichmut oder Abscheu stellen sich ein.

    A.7.45

    "Abscheu" ist hier die Übersetzung von pāṭikulyā: Unannehmlichkeit, Widerwärtigkeit. Genauer betrachtet ist der Körper nicht wirklich begehrenswert und wenn Begehren und Anhaftung schwinden, stellt sich Gleichmut (upekkhā) ein, nicht Hass.

    ... Es klingt halt so, als wäre es dem Buddha darum gegangen, wie man tot sein kann.


    Ist das nicht trostlos?

    Wenn es ihm darum gegangen wäre schon. Er spricht aber von innerem Frieden und einer Freude jenseits der Sinnesvergnügen, die selbst himmlische Glückseligkeit übertrifft. Das klingt ja nun nicht nach tot sein.

    Das blanke und absolute Entsetzen,Ekel, den Elend des Daseins man sollte auf dem eigenen Leib verspüren, so Nyanatiloka.

    Deswegen man wendet von der Welt ( der Existenz-weise hier) absolut ! ab.

    Ja und die Abwendung vollzieht sich im achtfachen Pfad. Man dreht sich nicht einfach um und ist frei, das erfordert Wissen, Regeln und Geistesentfaltung. Hoffnung und Trost entstehen dann durch die Erfahrung dass sich dukkha immer mehr verringert wenn man danach handelt.

    Mein Lieber, diese Leerheit ist nur ein von drei universellen Daseinsmerkmalen, also anicca , dukkha und anatta , also das dritte.


    So ist es mein Lieber und das Erkennen von anicca und anatta vernichtet dukkha.


    Wenn man alles klar sieht, man sollte , eigentlich, alle Hoffnung fahren lassen, denn Das Leben, wie es ist , bedeutet die Befriedigung den Trieben MN1). Die Sucht aber ist absolut alles, was das Leben ausmacht. Genau deswegen man spricht über die Ent-Sücht-ig-ung als Nirvana.

    So ich zitiere: „ Was es auch an Gestaltetem und Ungestaltetem (asankhatā)(*2) gibt, als höchstes darunter gilt die Entsüchtung, nämlich die Dünkelzerstörung, die Stillung des Durstes, die Vernichtung des Haftens, das Durchbrechen der Daseinsrunde, das Versiegen des Begehrens, die Entsüchtung, das Erlöschen, das Nibbana. Diejenigen nun, die der Lehre der Entsüchtung vertrauen, die vertrauen auf das Höchste. Denen aber, die auf das Höchste vertrauen, ist höchster Segen beschieden.“

    Ja und wer der Lehre der Entsüchtung vertraut, hat Hoffnung und Zuversicht hinsichtlich dieses höchsten Segens: "Das noch nicht Erreichte werde ich erreichen".

    Ohne Trost ist die Welt, hoffnungslos mit dukkha verbunden, wie kann man da den Weg der zum Ende von dukkha führt als trost- und hoffnungslos empfinden? Wohl nur wenn es an Vertrauen in die Lehre mangelt. Je mehr man sich mit der Lehre befasst, versteht und praktiziert, desto mehr Vertrauen entwickelt sich. Umgang mit fortgeschrittenen Praktizierenden oder Gleichgesinnten ist dabei sehr hilfreich.

    Wenn es anders wäre, wir hätten dann wie die statische, ohne die Veränderung die Welt gehabt, was aber es nicht möglich wäre. Karma macht den Sinn, im Sinne von cetana, wenn ich diese Leerheit akzeptiere und anerkenne, ansonsten, also im Umkehr- Schluss ich wäre nicht imstande etwas überhaupt zu ändern. Wahrscheinlich, wenn man es richtig erfassen könnte, dann das ganze Gebäude von dem Buddhismus nicht so hoffnungslos erscheinen würde. LG.

    Dukkha entsteht ja gerade durch das Nicht-Erkennen der Vergänglichkeit, durch das Begehren und Festhalten wollen. Insofern liegt der Trost und die Hoffnung ja gerade darin, die Leerheit zu erkennen.

    Beim Nachdenken können halt leicht unerwünschte Nebenwirkungen entstehen, etwa 'Ich verstehe dies, bin im Besitz der Wahrheit.' Ohne Achtsamkeit und Sammlung ist das wohl kaum durchschaubar, wobei sich dieser leidige Daseinstrieb erst ganz am Ende des Weges auflöst. Unterwegs gibt es viele Fallen die man erst mit dem Stromeintritt sehen kann. Die achtgliedrige Praxis ist aber ein sicheres Boot das dort hinführt, die Lage ist nicht hoffnungslos (Threadtitel).