Beiträge von JoJu91 im Thema „Was macht ein Erleuchteter in der Freizeit ?“

    M. E. geht es in der wesentlichen Zen-Erfahrung darum, wirklich das Klischee von "Hier-und-Jetzt" zu erfahren. Ich habe das hier oft angemerkt - ein nachträgliches "Abwerten" hat keine Aussagekraft für diesen erlebten Moment. Das gilt natürlich auch für etwaiges "Erwachen". Es ist unerheblich, dass der Moment vergeht, denn auch die jhana vergehen

    Sehr schön ausgedrückt.

    Das Hier und Jetzt zu erfahren.


    Höchstpersönlich und nicht verallgemeinernd würde ich sagen:


    Satori ersetzt die tiefe Verzweiflung über das Hier und Jetzt durch die unmittelbare Erfahrung eines unsterblichen Bewusstseins und öffnet eine Tür aus der Hölle.


    Die körperlichen Jhanas sind eine Oase der Stille im alltäglichen Wahnsinn und ersetzen Alkohol, Drogen und Psychopharmaka. Die formlosen Jhanas (das "Hishiryo-Bewusstsein") geben dem individuellen Bewusstsein Zugang zu einer "göttlichen" Kraft und damit die Chance, ein kreatives Leben im Hier und Jetzt zu führen.

    Nur eine Chance, Satori und Jhanas schützen vor Torheit nicht.

    Im Gegenteil, die neu gewonnene Kraft führt oft in den Übermut eines Teenagers.


    :angel:

    Ist es nicht schön, dass ein beredter und erfahrener Bergsteiger wie Reinhold M. den gleichen religiösen Illusionen aufsitzt

    Tochter Messner zu ihrem Vater vor laufender Kamera in vollem Ernst:


    "

    Du bist ein Meister der Verdrängung.

    Alles, was Du nicht sehen willst, siehst Du nicht.

    "


    Buddha Messner schweigt und lächelt das Lächeln des Weisen.


    :nosee:

    Was man gut an der "Freizeit" oder den tatsächlichen Tätigkeiten vieler "Erleuchteter" sehen kann, ist doch, dass sie nicht alles loslassen können.

    Alles loslassen ist wohl ein Zirkelschluss ?

    Denn dann müsste der Buddha ja auch das Loslassen selbst loslassen.

    Denn auch durch fanatisches Loslassen kann ich einen Rausch erzeugen.

    Der Mann im Guiness-Buch der Rekorde, der am meisten losgelassen hat.


    (:

    Nein, aber es ist mit Disziplin, regelmäßiger und auch längerer Praxis am Stück verbunden. Ich glaube nicht, dass die weiteren Vertiefungszustände leichter zu erreichen sind. Es wird exponentiell schwieriger, so weit man den Leuten trauen darf, die sich ihr Leben lang damit beschäftigt haben. Was Du wahrscheinlich meinst, ist, dass nach den ersten sehr angenehmen Gefühlen der Entspannung und Klarheit die Konzentration müheloser wird und schließlich keine Mühe mehr macht. Das ist aber nur die Basis, auf der die Jhanas entstehen können, nicht die Jhanas selbst.

    Wenn "Du" für sagen wir zehn Minuten hellwach und präsent in der Lücke zwischen zwei Gedanken (und Emotionen) verweilst, egal in welcher Körperhaltung, dann bist "Du" nach der mir bekannten Theravada-Terminologie in einer der vier feinkörperlichen Jhanas, vermutlich eher im dritten oder vierten als in den unteren beiden.


    Wenn Du darüber auch Deinen Körper nicht mehr als eigenständigen Körper wahrnimmst, bist Du nach dieser Terminologie in einem der formlosen Jhanas.


    In der mir bekannten Zen-Terminologie bist Du dann im Hishiryo-Bewusstsein, "Du" denkst, ohne zu denken, wobei die Grade des Bewusstseins nicht buchhalterisch untergeliedert sind, was m.E. auch nicht notwendig ist.


    Letztendlich ist die Terminologie egal, was zählt ist Deine Erfahrung, und nur Du selber kannst wissen, wie "erleuchtet" oder verblendet Du heute, an diesem einen konkreten Tag bist, und wie oft und wie stark Dein Grad an Erleuchtung und Verblendung an diesem einzigen heutigen Tag wechselt.



    Wenn ich die Beschreibung Deiner Erfahrung des von Dir so genannten ersten Jhanas richtig interpretiere, dann kann ich Dir aus eigener Erfahrung Mut machen, dass Du eine erste grosse Hürde genommen hast und der "Aufstieg" in die höheren, also die einfacheren, Sphären des Bewusstseins viel leichter ist, als Du denkst. Falls Du diese Ermutigung nicht als Rechtfertigung für ein Ausruhen auf den Lorbeeren nimmst.

    :medim:

    Ja genau, so läuft das, dieses Eingeständnis ist wirklich witzig. Man wird nicht vermeiden können, wenn man die jhana nach Buch übt, eine Erwartungshaltung aufzubauen, wie die zu sein haben. bzw. sie damit abgleichen. Tatsächlich erfährt man m. E. in einer "unbedarften", "vorurteilsfreien" Meditation keine solche Rangfolge, sondern ein munteres Gemisch von Phänomenen.

    Natürlich, kein Widerspruch, das habe ich ja mehrmals so bestätigt.


    Ich habe Zazen geübt und erst Jahre später im Kontakt mit Theravada-Leuten von den Jhanas erfahren, habe mir das schildern lassen oder gelesen und habe das verglichen mit Erfahrungen aus meiner Zen-Praxis.


    So wie wenn ein Bergsteiger nach zehn Jahren erfährt, dass seine Route durch die Nockherberg-Nordwand eine kombinierte Eistour im Schwierigkeitsgrad IXa V.15 war.

    Das ändert nichts an den Erfahrungen seiner zehn Jahre, aber er kann jetzt im Gespräch mit den Theravada-Bergsteigern anhand deren Skala abschätzen, wovon die reden.

    Die verschiedenen Schulen sprechen nur eine andere Sprache.


    (:

    Sobald allerdings schon ein minimaler Gedanke auftaucht wie: Ah, das erste Jhana!, ist die volle Konzentration sofort Geschichte und das Jhana unerreichbar.

    Absolut korrekt.


    Nur wirst Du in einigen x Jahren zurückblicken und feststellen, dass Du das so routinemässig beherrscht, wie ein geübter Kletterer eine Felswand im vierten Schwierigkeitsgrad hochsteigt.

    Und zwar ohne formell in den Lotussitz gehen zu müssen, sondern in immer mehr gewöhnlichen Alltagssituationen.


    Das ist kein Hexenwerk.


    Das Paradoxe ist, dass der Weg vom ersten zum höchsten Jhana der Weg vom Komplizierten zum Einfachen ist, nur ist für den komplizierten Menschengeist das einfachste das schwerste.


    Das bewusste Erleben des ersten Jhana hat m.E. den Vorteil, dass es Motivation und Antrieb steigert, weiterzugehen, und die Erkenntnis, das an der ganzen Sache was wahres dran ist.

    Du hast den Schatten des Yeti gesehen und wirst nicht eher ruhen, bis Du ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehst.


    :angel:

    Ich habe mich nur gewundert, dass beim Zazen manchmal die brutalen Schmerzen in den Beinen aufgehört haben und "ich" in einen Zustand wacher Klarheit geraten bin, bei dem der Körper überhaupt nicht mehr spürbar war, ein Gefühl von Leichtigkeit, das mir bis dahin völlig unbekannt war.

    Ich muss mich korrigieren, das Verschwinden des Körpergefühls ist ein Kennzeichen erst des fünften Jhanas, das schon zu den sog. feinkörperlichen gehört.


    Das dritte Jhana ist noch mit einem Körpergefühl und einem Gefühl der Individualität verbunden, wenn auch nicht mehr mit einem Ich.


    Die Jhanas sind natürlich kein Selbstzweck, sie haben aus meiner persönlichen Sicht zwei Vorteile:

    Je wacher, klarer das Bewustssein, desto mehr Erkenntnisfähigkeit ist gegegeben.

    Vipassana ist mit einem verwirrten, angespannten Alltagsbewusstsein so gut wie unmöglich.

    Weltlich gesehen hat sich bei mir mein Notendurchschnitt um eine ganze Stufe verbessert, ganz einfach weil ich in der Lage war, bei einer einstündigen Lektüre eines Fachtextes eine halbe Stunde konzentriert bei der Sache zu sein anstatt wie zuvor nur zehn Minuten.


    Der zweite Vorteil ist wieder sehr weltlich: Durch die Möglichkeit der zeitweisen vollständigen Entspannung im dritten Jhana wird das alltägliche Leben deutlich leichter. Einfach mal bei wachem und klarem Bewusstsein fünf Minuten aufhören zu denken, ist eine Fähigkeit, die aus meiner Erfahrung die allerwenigsten Menschen beherrschen, die Wellness-Buddhisten würden es gerne, doch die wenigsten schaffen es. Würden alle Menschen "bei Bedarf" ins dritte Jhana wechseln können, würde das dazu führen, dass die Psychopharmaka-, Alkohol- und Drogen-Industrie nur noch ein Nischendasein führen würde und auch ein beträchtlicher Teil der körperlichen Leiden würden zumindest deutlich gemildert.


    Dennoch bin ich der Meinung, jeder ernsthaft Übende kann die Jhanas "lernen", und zumindest die ersten drei als Alltagspraxis ins Leben integrieren, wobei die Jhanas eins, zwei, drei fliessend ineinander übergehen.


    :medim: :mediw:

    Gleichmut heißt dann, das hier beschriebene Bedauern (z.B. nach einem sexuellen Höhepunkt) gleichmütig hinzunehmen. Überwinden von Freud und Leid heißt dann, nicht an Freud und Leid zu haften.

    Was gibt es nach einem sexuellen Höhepunkt zu bedauern ?

    Oder an der Gier, die mit Sex verbunden ist ?


    Den Vergleich Orgasmus mit einer Jhana-Erfahrung finde ich persönlich etwas gewagt.

    Schon allein weil der Orgasmus zeitlich viel zu kurz ist und von der erotischen Energie überlagert ist, die ihm vorausgeht.

    Ich würde sagen er ist nur der Kulminationspunkt der Gier.

    Oft begleitet von einem ent-täuschenden Fata Morgan Effekt.


    Alle meine wenigen Frauen haben mir gestanden, dass es die Gier des Mannes ist, die das Ziel der Frau und ihrer Verführungskünste ist, wobei diese Frauen natürlich nicht repräsentativ für die Mehrheit der Frauen sein muss. Die Gier des Mannes führt zu einer Steigerung der Gier der Frau und so weiter und so fort, bis zum Kulminationspunkt.

    Wenn sich Mann und Frau dessen bewusst sind, dann ist die Gier nichts problematisches, sondern sie ist Teil eines Theaterstückes von Mann und Frau, Tantra in bestem Sinne, fast eine Vipassana Meditation.

    In der Praxis ist das natürlich sehr schwierig, weil die Sexualität bei den meisten Menschen verknüpft ist mit allen möglichen schlummernden Dämonen.


    Verdrängt und unbewusst ist jede Gier zerstörerisch, bewusst erlebt wird die Form des Ausdrucks ihrer Energie langsam verwandelt. Im Idealfall wird die Gier zur Leidenschaft und die Leidenschaft wird kreativ und schöpferisch.


    Dabei sollte man natürlich stabil in den Schuhen stehen und seine Grenzen kennen.

    Soweit das überhaupt möglich ist.


    :?

    Man kann nur hoffen, dass Leute, die sich hier über Buddhismus informieren wollen, diese Aussagen nicht für bare Münze nehmen.

    Dass das dritte Jhana nichts besonderes ist oder dass es das Ziel der Wellness-Buddhisten ist ?


    Es ist insofern nichts besonderes als es keinen Anlass geben sollte sich für erwählt oder was besonderes zu halten.


    Ziel der Wellness-Buddhisten bedeutet nicht, dass sie es erreichen.

    Ich schliesse nur aus ihren Aussagen, dass sie es vermissen.


    :)

    Wenn hier Leute von ihren jhana-Erfahrungen reden, weiß ich jedes Mal, wovon sie sprechen, und ich habe nie jhana explizit geübt.

    Das habe ich auch nicht.


    Ich habe mich nur gewundert, dass beim Zazen manchmal die brutalen Schmerzen in den Beinen aufgehört haben und "ich" in einen Zustand wacher Klarheit geraten bin, bei dem der Körper überhaupt nicht mehr spürbar war, ein Gefühl von Leichtigkeit, das mir bis dahin völlig unbekannt war. Erst viel später habe ich in einem Theravada-Buch eine Beschreibung der Jhanas gelesen und geschlussfolgert, das das wohl die Nr. Drei war, weil die Beschreibung der Nr. Drei meinem Erleben am nächsten kam.

    Das dritte Jhana ist natürlich nichts besonderes, ich würde sagen es ist das Ziel der Wellness-Buddhisten und Wellness-Esoteriker, Leute die mit dem Alltag ganz gut zurecht kommen aber das Gefühl haben "das kann doch noch nicht alles sein, da fehlt noch was ..."


    Wahrscheinlich gibt es eine Menge Leute, die naturally stoned sind und ohne Buddha oder sonstige Formen der Religion klar kommen, mein Vater gehört zu der Sorte, leider konnte er mir nie das Geheimnis seiner Lebenskunst erklären.


    In meinem Umfeld nimmt mehr als die Hälfte aller Leute Psychopharmaka und haben echt massive Probleme mit ihrem Leben, die wären froh, wenn sie den inneren Wahnsinn auch nur für einige Minuten abschalten könnten.


    Oder anders ausgedrückt:

    Alle Leute in meiner Umgebung haben Depressionen und sind beim Therapeuten.

    Nur ich nicht. Das macht mich völlig fertig.


    (:

    Das dritte Jhana ist das "Standard-Jhana", das jeder Übende mit ausreichend Hingabe, Einsatz und Ausdauer nach einiger Zeit ("zwei bis fünfzehn Jahre" ;) ) erreichen und so weit in sein Leben einbauen kann, dass er sich immer wieder für einige Minuten aus der Welt rausnehmen kann.

    Ich nenne es für mich es das Jhana, in dem die Last der Welt abfällt.

    Es gibt noch ein Gefühl von "bin", aber kein Ich mehr, das belastet werden kann.


    Das Gefühl, dass die Last der Welt abfällt, hatte ich das erstemal als Jugendlicher beim ersten bewussten Kontakt mit dem damaligen bayerischen Grundnahrungsmittel Bier.

    Das Gefühl war absolut überwältigend, da ich es zuvor noch nie erlebt hatte.

    Ich fühlte mich wie im Paradies.

    Der entscheidende Unterschied zum dritten Jhana:

    ICH fühlte mich wie im Paradies, es war eine Berauschung am eigenen Ich, verbunden mit dem Abfallen der Last der Welt war das Gefühl der eigenen Stärke, Kraft und Grösse, eine Art Größenwahn. Und mein Geist war nicht mehr klar, wie im dritten Jhana, sondern getrübt.

    Und dann war da der Kater, der Katzenjammer nach dem Rausch, nach dem Höhepunkt folgte ein Tiefpunkt.

    Das Bewusstsein im dritten Jhana ist ohne Ich, deshalb frei von der Last der Welt, und es ist klar und wach, und es hinterlässt keine Spur von Kater, im Gegenteil, das zurückkehrende Ich ist entspannt und erfrischt wie nach einem guten Schlaf, zumindestens für eine kurze Zeit.


    Die überwältigende Wirkung des Alkohols führe ich auf den Kontrast zu meinem damaligen psychischen und mentalen Zustand zurück, ich war damals ziemlich kaputt, obwohl es äusserlich keinen Grund gab. Seltsamerweise hatten weder starke Psychopharmaka noch andere Drogen eine auch nur annäherend tiefrgeifende Wirkung. Wenn ich meine Tagebücher aus dieser Zeit lese, bin ich fasziniert und entsetzt zugleich, der junge Mann erscheint mir als ein völlig anderer Mensch.


    :medim: :mediw:

    Ganz oben bei dem Spiel angekommen - mit der Creme de la Crema der Alphawesen im Götterhimmel zu chillen, ist für mich etwas ganz anderes als aus dem Spiel auszusteigen.

    Aber "darf" ein Arhat im Götterhimmel chillen ?


    Oder "sollte" er lieber wie Totapuri leben, der Guru Ramakrishnas ?


    Totapuri hatte nach 40 Jahren harter, disziplinierter Übung das höchste Samadhi verwirklicht. Kurzfristig war er Abt eines Klosters, hatte nach kurzer Zeit aber den "den Job hingeworfen". Danach lebte er als nackter Wandermönch, mit einem Wasserbehälter und zwei Feuerzangen als einzigem Hab und Gut. Er blieb nie länger als drei Tage an einem Ort, um keine Anhaftung an Orte oder Dinge zu entwickeln.


    Ramakrishnas letztes Hindernis zum höchsten Samadhi war seine Überzeugung, er dürfte in der Meditation alles loslassen, nur nicht den Gedanken an seine Göttliche Mutter.

    Totapuri konnte ihn überzeugen, auch dieses letzte Hindernis loszulassen.

    Er war "schockiert" darüber, dass Ramakrishna daraufhin in einer Nacht spielend leicht das verwirklichte, wofür er 40 Jahre hart "gearbeitet" hatte.


    :?

    Du meinst als Ersatzwort für Erleuchtung und Erwachen ? Oder nur für Erleuchtung ?

    Als Ersatzwort für den vorherrschenden "Gemütszustand".

    Ananda in Sat-Chit-Ananada wird oft mit "Glückseligkeit" übersetzt.


    Man kann natürlich die Auffassung vertreten:

    "Die Abwesenheit von dukkha allein ist schon das höchste Glück"


    In Bayern sagen wir oft :

    "Nicht ausgeschimpft ist schon gelobt ..."


    :)

    Ich vermute, dass JoJu91 in diesem Thread, mit einem "Erleuchteten" am ehesten den Sotapanna meinte (im Zen wohl Zustand nach Satori ?? :? ), weniger den "vollständig Erwachten", also den Arahant, der alle 10 Fesseln abgelegt hat...?!

    Das ist richtig.

    Eine sehr schöne Definition des Sotapanna.

    Die ersten drei Fesseln abzulegen ist für jeden ernsthaft Praktizierenden machbar, meine ich.


    Welche zusätzliche "Hürde" muss ich dann als Einmal-Wiederkehrer meistern ?


    Ich fürchte (oder hoffe ?) solange ich noch fasziniert von Liebesdramen bin, bleibe ich als Sotapanna in der Falle ?


    Die Frage ist durchaus ernst gemeint


    :angel:

    Oder spielst du auf einzelne Erleuchtungserfahrungen von Praktizierenden an, welche von diesen - womöglich? - überschätzt werden?


    Sie können aber gravierende Auswirkungen haben und das ganze weitere Leben verändern:

    Das ist für mich der wichtigste Punkt.

    Die gravierenden Auswirkungen auf das ganze weitere Leben.

    Eine tiefgreifende Veränderung der Persönlichkeit.


    Doch, ich nehme das Thema Erleuchtung, und vor allem deren "Integration" ins tägliche Leben schon ernst, hoffe ich.

    Ich sehe das Leben immer öfter so, wie unser Freund Mar tin es so schön geschildert hat:

    "Das Leben ist dann wie ein Film, und man weiß dass das alles nur eine Illusion ist."

    Und wenn ich meinen Lebensfilm heute als Komödie sehe, äussere ich mich wohl anders als im Western-, Drama- oder Tragödienmodus.


    "Sturm der Liebe" ist Leidenschaft, aber kein Porno.

    Und wer sich das antut, muss natürlich beide Medaillen-Seite akzeptieren. :cry:


    Sukha ist glaube ich auch eine Bezeichnung für eine Vertiefung, wenn ich mich an meine Ayya-Khema-Jahre richtig erinnere.


    Ich finde sehr schön "Sat-Chit-Anada", aber das kommt glaube ich aus der Hindu- oder NewAge-Ecke.


    :angel:

    Hm, das hat mich an die ewige Wiederkehr von F. Nietzsche erinnert. Immer dasselbe, keine Erlösung.

    Nietzsche hat schon was ...


    "

    'War das - das Leben ?'

    will ich zum Tode sprechen.

    'Wohlan ! Noch einmal !'


    'Oh Mensch ! gib acht !

    Was spricht die tiefe Mitternacht ?

    Ich schlief, ich schlief -

    Aus tiefem Traum bin ich erwacht,

    Die Welt ist tief,

    und tiefer als der Tag gedacht.

    Tief ist ihr Weh,

    Weh spricht: Vergeh !

    Doch alle Lust will Ewigkeit -,

    - will tiefe, tiefe Ewigkeit !'

    "


    Ein wenig auch wie der Sisyphus-Mythos.

    Und Camus und R. Messner glaube ich mein(t)en, Sisyphus wäre ein glücklicher Mann.


    :?

    Dass Anhaftung so schwer zu überwinden ist, liegt meiner Meinung daran, dass sie für ein menschliches Neugeborenes unverzichtbar ist.

    Ein sehr guter Punkt, wir kommen "in medias res".


    Die natürlichen Triebe würde ich persönlich noch nicht als Fall für den Buddha betrachten.

    Im Garten Eden hatten Adam und Eva angeblich noch kein Problem damit.

    Als Engel auf einem Astralplaneten wünsche ich mir schon noch ein wenig Sturm der Liebe, nur auf die körperlichen Beschwerden würde ich gerne verzichten.

    Wer sich im Grünwalder Stadion ein Spiel des TSV 1860 München antut, für den ist die 0:3 Niederlage nicht wirklich dukkha, aber das kann nur ein Münchner Löwe verstehen, und der achtfache Pfad wäre da als Medizin vollkommen fehl am Platz.

    Gibt es eigentlich in einer der zahlreichen Schulen einen Pali-"Fachbegriff" für das Gegenteil von dukkha mit einer zeitgemäßen Übersetzung ?


    :angel:

    Mein Tipp wäre: Im Wesentlichen dasselbe wie vorher auch. Das gilt natürlich für alle, die bereits erleuchtet zur Welt kommen.

    Das ist genial.


    Und zu meiner Schande muss ich gestehen:

    Das ist ein noch offener Wunsch von mir.

    Mein Leben noch einmal leben als erleuchtet Geborener.

    Geboren am selben Ort, zur selben Zeit, unter denselben Umständen (*).


    Und danach in einem Nachtod-Workshop mit anderen Erleuchteten das Pro und Kontra eines Erdenlebens als Erleuchteter zu analysieren.

    Würde mich freuen, Dich eines fernen Tages bei diesem Workshop zu treffen.


    (*) Diesmal, als erleuchtet Geborener, heirate ich dann meine Sandkastenfreundin mit ihren sieben Eigentumswohnungen in Münchens bester Lage, die sie von ihrem Onkel geerbt hat.


    :idea:

    Eine positive Ent-täuschung war, dass sich nichts ändern muss/wird, "nur" die Sorgen/Ängste vor dem Leben waren vorbei.

    Die Existenz- oder Lebensangst ist bei mir nicht vorbei, aber sie hat eine andere Qualität.

    Die Angst hat eine faszinierende Spannung, vielleicht ähnlich wie bei einem Bungee-Jumper.


    Mein kleiner Krämergeist ist ein finanzieller Hypochonder, den Dagobert Ducks Alptraum quält:

    "Wirst betteln gehn am Strassenrand, unter Brücken schlafen und von Abfällen Dich nähren ..."


    Seltsamerweise kommt seit dem Ende meiner Vollzeit-Angestellten-Tätigkeit vor zehn Jahren in letzter Minute immer wieder soviel Geld ins Haus, das ich meinen bescheiden komfortablen Lebensstandard mit ein wenig Luxus hier und da halten kann. Es erscheint mir wie ein Wunder, dass der Pleitegeier zwar wie im Western am Himmel sichtbar ist, aber immer wieder abdreht und in die Höhe steigt.


    Mein kleiner Krämergeist meint: "Warte es nur ab, da hat Dir nicht das Dhamma geholfen, sondern ein anderer, und der wird Dich noch holen ..."


    :cry: :)

    Ein dem Buddhismus skeptisch gegenüber stehender Bekannter fragte vor langer Zeit einmal etwas spöttisch in die Runde:


    "Was macht eigentlich ein Erleuchteter in der Freizeit ?"


    Wahrscheinlich hat jeder Forist durchaus unterschiedliche Erwartungen, Hoffnungen, Vorstellungen vom "Leben nach dem Stromeintritt", vom "Leben nach dem Satori" u.s.w. ...


    Ausser er beschäftigt sich mit der Buddha-Lehre nur als Hobby oder als philosophische Spielerei ...


    Zitat:

    "

    Eine verkitschte Zen-Fantasie ?

    Warmweißer Minimalismus, lichtdurchflutete Räume, leere Flächen, gerade Linien, monochrome Farben, Yohji Yamamoto, eine Reduktion auf das Wesentliche, elegante Funktionaliät, Effizienz als Kunstform, ein Ballett der Bedürfnislosigkeit.

    Ich sehe mich selbst in hellem Licht, an einem weißen Strand, in klarem Wasser, in Super-Close-up, in Super-Slow-Motion, wie mir nichts entgeht, wie ich alles wahrnehme, mich nirgendwo stoße, wie ich keine überflüssige Bewegung mache, kein überflüssiges Wort sage.

    "


    Eine verkitschte Zen-Fantasie oder kommt das Eurer Vorstellung von der Freizeit nach dem Erwachen nahe ?



    :zen: