Die Samatha-Meditation ist sehr einfach, unmittelbar und direkt. Indem wir die Atemtechnik und das Etikettieren der Gedanken benutzen, wird uns klar, die Empfindungen, Gedanken und Emotionen lediglich sind ganz einfache Ereignisse. Die Dinge, so wie sie sind, sind einfach gut und direkt. Sie brauchen keine weitere Ausarbeitung.
In der Tat können wir sagen, die Ursache von Chaos und Aggression basiert auf unserer Tendenz unnötige Komplikationen zu kreieren. Das bedeutet, je mehr wir praktizieren, desto mehr erfassen wir die Bedeutung von großer Einfachheit.
Die Praxis von Samatha schafft Freiheit vom Wirrwarr und von dem andauernden Whirlpool unserer Gedankenprozesse, unserem permanenten Gefühl der Sorge und der Empfindung von unseren eigenen Emotionen und Eindrücken gejagt zu werden.
Die Einführung von Achtsamkeit in unser Leben ist wie reine, frische Luft. Wir erkennen, es ist nicht notwendig unser Leben noch komplizierter zu gestalten.
Es gibt nicht mehr länger irgendeinen Grund x-beliebigen Phantasievorstellungen darüber, wer oder was wir sind, Glauben zu schenken. Wir erfahren unsere Gedankenprozesse, unseren Körper, unsere Handlungen und unsere Umgebung direkt, ohne ein sogenanntes Ego zu erdichten.
Diese Freiheit von Komplexität schafft die Erfahrung, einer unfabrizierten Gesundheit, Ganzheit und Gutheit. Die Entdeckung dieser Einfachheit bringt Freude in unsere Praxis.
Aufrichtige Freude beruht nicht auf irgendeiner angenommenen Einstellung. Sie ist ein natürliches Resultat der Einfachheit, die aus der Achtsamkeit entsteht. Die Dinge, sehr direkt zu erkennen und dabei kein Gefühl von Identität erfinden zu müssen, ist sehr freudvoll.
Gleichzeitig ist es unmöglich eine solche Freude zu entdecken, ohne sich auf eine Disziplin einzulassen. Mit Disziplin wird die Freude innerhalb der Praxis ein kontinuierlicher Prozess, der sich selbst regeneriert und sich mühelos ausdehnt. Wir benötigen Disziplin, damit wir diesem Geisteszustand gestatten können, sich zu entfalten.
Wenn wir unsere Praxis fortsetzen, erwächst, über die Grenzen der einfachen Achtsamkeit hinausgehend, ganz natürlich Freude und Gutheit. Wegen der fundamentalen Heilsamkeit von Samatha, erfahren wir eine Stabilität des Geistes und ein Vertrauen in unsere Praxis.
Weil unser Zustand der Gesundheit fortdauernd und real ist und unsere Praxis gut und solide wird, gewinnen wir die Gewissheit, nicht immer wieder und wieder in den Whirlpool der Verwirrung zu fallen. Wir haben erkannt: unser Gedankenprozess ist nicht sonderlich problematisch; deshalb können wir uns in unseren Gedanken, Emotionen und körperlichen Empfindungen entspannen - und das betrifft alles, was in unserer Praxis auftaucht.
Wenn wir beginnen uns in der Praxis zu entspannen, tauchen Blitze der Einsicht auf. Das ist der Beginn von Vipashyana. Vipashyana ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet Einsicht oder klares Erkennen. Der entsprechende tibetische Begriff für Vipashyana heißt Lhagthong. Das klare Erkennen von Vipashyana entsteht aus Samatha.
Durch Samatha lernen wir: die Dinge sind sehr direkt und unmittelbar. Es gibt Gefühle, Körper und Gedanken. Die Erfahrung der Samatha Praxis lehrt uns: die Phänomene sind einfach das, was sie sind - deshalb können wir uns in der Praxis entspannen.
Die Achtsamkeit erweitert sich ganz natürlich zur Einsicht von Vipashyana und wir beginnen die Atmosphäre, um uns herum, zu erkennen. Das wird Bewusstheit genannt. Wir fangen an hinaus zu schauen, dehnen uns aus und die Einsicht taucht ganz spontan auf. Mit der Einsicht von Vipashyana, erkennen wir die einzelnen Elemente in jeder Situation, ohne die Voreingenommenheit des Egos. Wir erkennen, unsere Welt ist eine Kombination von Faktoren, die in sich selbst keinerlei spezielle und andere Bedeutung haben, als die, die wir ihnen in jedem Moment beimessen.
Dies ist die Entdeckung der Ichlosigkeit, die Erkenntnis, dass die Dinge keine feste Existenz besitzen.
Diese Ausdehnung der Einsicht schafft enorme Frischluftzufuhr, Freiheit und eine raumhafte Sichtweise. Gleichzeitig durchschneidet sie jegliche Neigung sich in dem Gefühl gut und gesund zu fühlen einzunisten. Unsere Empfindung ist scharfsinnig, umsichtig, präzise und geräumig. Der neugierige Geist ist befreit von der Last der Ego - Umklammerung und wir sind tatsächlich in der Lage, die vorhandenen Möglichkeiten innerhalb einer Situation zu erkennen.
Wenn diese Einsicht zum ersten Mal auftaucht, wissen wir nicht anders mit dieser Erfahrung umzugehen, als sie mit "denken" zu etikettieren. Aber gleichzeitig spüren wir den Drang weiter zu gehen. Weitergehen bedeutet nicht, dass wir die Disziplin der Achtsamkeit einstellen. Die Disziplin der Achtsamkeit ist wie ein Anker. Sie verbindet uns mit der unmittelbaren und präzisen Erfahrung unserer grundlegenden Gesundheit und Gutheit.
Weitergehen bedeutet: über die Vorstellung hinauszugehen, dass alles, einschließlich unserer Praxis, einen Zweck erfüllen muss. Wenn wir erleben, dass unsere Praxis keinen Zweck erfüllt, wird unsere Bewusstheit und unsere Empfindsamkeit für die Umgebung geschärft. Uns wird klar, die Bewusstheit ist ganz von selbst in der Umgebung anwesend, deshalb benötigt sie keinen speziellen Zweck. Es ist nicht unsere Bewusstheit. Sie muss keineswegs vom dem Bezugspunkt des Egos abhängen.
An dieser Stelle wird die Bewusstheit als intelligent, selbstexistierend und fortdauernd betrachtet. Diese Erkenntnis basiert auf wirklicher Einsicht. Sie ist das unmittelbare Wissen, um die Dinge, so wie sie wirklich sind. Dieses Wissen ist nicht auf eine bloße Beschreibung oder eine Anhäufung von Daten beschränkt. Wenn der neugierige Geist von den Fesseln des Egos befreit ist, erkennen wir die Ichlosigkeit von uns selbst und auch die Ichlosigkeit der Phänomene, deshalb wird uns klar, dass wir nicht gezwungen sind, um unser Überleben zu kämpfen. Wir müssen nicht herum rasen, uns abhetzen oder antreiben, um ein gutes, gesundes und ganzheitliches Leben zu führen.