Onda:Hallo Elliot, ich glaube mit samma-sati im obigen Zitat ist vipassana-Meditation (weiter Fokus) gemeint, während die Vertiefungen über einen engen Fokus (konzentrative Zustände) gehen.
Schauen wir doch mal genauer hin. Er schreibt:
"Ich habe nicht gesagt, dass die tiefen Konzentrationszustände der Jhânas generell unnötig seien. Denn sie sind Bestandteil des einen der beiden im Palikanon beschriebenen Befreiungswege, der für bestimmte Persönlichkeitstypen besser geeignet ist. Insofern sind sie für diesen Befreiungsweg auch nötig. Für den anderen Befreiungsweg dagegen, der über die treffliche, sehende Achtsamkeit (sammâ-sati) und die resultierende Weisheit führt, sind sie es nicht." (http://www.buddha-heute.de/blo…ischen-sammlungszustande/)
Was meint er überhaupt mit "der beiden im Palikanon beschriebenen Befreiungswege" ? Mir fällt dazu beispielsweise folgendes aus dem Visuddhimagga ein:
"Der 'auf bloßen Hellblick Gestützte' (suddha-vipassanā- yānika) aber oder eben dieser 'auf Gemütsruhe Gestützte' (samatha-yānika) untersucht, zusammenfassend oder im Einzelnen, die 4 Elemente (dhātu), u.zw. nach irgend einer von diesen und jenen in der Darstellung von der Analyse der Elemente (XI. 2) erwähnten Untersuchungsmethoden. Sind ihm nun die 4 Elemente nach ihrem wahren Wesen und ihren Merkmalen deutlich geworden, so zeigen sich ihm bei den durch Karma gezeugten Kopfhaaren als die Körperorgan-Zehnergruppe die folgenden 10 körperlichen Dinge: die 4 Elemente, Farbe, Duft, Saft, Nährstoff, Lebensfähigkeit und Körpersensitivität ..." (http://www.palikanon.com/visuddhi/vis18.html#v18_3)
Nun bedeutet Visuddhimagga eben 'Weg zur Reinheit' und der muss ja nicht unbedingt identisch mit dem Weg zum Aufhören von Dukkha sein:
"Und was, Freunde, ist die Edle Wahrheit vom Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt? Es ist eben dieser Edle Achtfache Pfad; nämlich Richtige Ansicht, Richtige Absicht, Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise, Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit (sammāsati) und Richtige Konzentration (sammāsamādhi)." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m141z.html)
Im Anguttura Nikaya wird die Trennung in verschiedene Befreiungswege bereits aufgehoben:
"Vier Menschen, ihr Mönche, sind in der Welt anzutreffen. Welche vier?
Da besitzt einer innere Geistesruhe (ajjhattam cetosamatha), aber nicht besitzt er den hohen Wissenshellblick (adhipaññādhammavipassanāya).
Da besitzt einer den hohen Wissenshellblick, doch nicht die innere Geistesruhe.
Da besitzt einer weder die innere Geistesruhe noch den hohen Wissenshellblick.
Da besitzt einer innere Geistesruhe, und er besitzt auch den hohen Wissenshellblick.
Hier nun hat jener, der die innere Geistesruhe besitzt, aber nicht den hohen Wissenshellblick, gegründet auf die innere Geistesruhe, sich um den hohen Wissenshellblick zu bemühen. Dann wird er in der Folgezeit sowohl die innere Geistesruhe besitzen, als auch den hohen Wissenshellblick.
Jener nun, der den hohen Wissenshellblick besitzt aber nicht die innere Geistesruhe, hat, gegründet auf den hohen Wissenshellblick, sich um die innere Geistesruhe zu bemühen. Dann wird er in der Folgezeit sowohl den hohen Wissenshellblick besitzen, als auch die innere Geistesruhe.
Jener nun, der weder die innere Geistesruhe besitzt noch den hohen Wissenshellblick, hat, um eben jene heilsamen Dinge sich zu eigen zu machen, äußersten Willensentschluß, Anstrengung, Tatkraft, Energie, Ausdauer sowie Achtsamkeit und Wissensklarheit zu bekunden. Geradeso wie einer, ihr Mönche, dessen Kleider oder Kopfhaare in Flammen stehen, äußersten Willensentschluß, Anstrengung, Tatkraft, Energie, Ausdauer sowie Achtsamkeit und Wissenklarheit zu bekunden hat, um das seine Kleider oder Kopfhaare ergreifende Feuer zu löschen; ebenso auch, ihr Mönche, hat jener, der weder die innere Geistesruhe besitzt noch den hohen Wissenshellblick, äußersten Willensentschluß, Anstrengung, Tatkraft, Energie, Ausdauer sowie Achtsamkeit und Wissensklarheit zu bekunden, um sich jene heilsamen Dinge zu eigen zu machen. Dann wird er in der Folgezeit sowohl die innere Geistesruhe besitzen als auch den hohen Wissenshellblick.
Jener aber, der sowohl die innere Geistesruhe besitzt als auch den hohen Wissenshellblick, der hat, auf eben diese heilsamen Dinge gegründet, sich weiter um die Versiegung der Triebe (āsavānaṃ) zu bemühen." (http://www.palikanon.com/angutt/a04_091-100.html#a_iv92)
Denn:
"Und welche Dinge sollten mit höherer Geisteskraft (abhiññā) entfaltet werden?
Ruhe und Einsicht (Samatho ca vipassanā). Dies sind die Dinge, die mit höherer Geisteskraft entfaltet werden sollten."
"Und welche Dinge sollten mit höherer Geisteskraft (abhiññā) verwirklicht werden?
Wahres Wissen und Befreiung (Vijjā ca vimutti). Dies sind die Dinge, die mit höherer Geisteskraft verwirklicht werden sollten."
(http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m149z.html)
Daher wird es wohl auf eine Verbindung von sammāsati und sammāsamādhi hinauslaufen:
„Ihr Bhikkhus, wenn die Achtsamkeit auf den Körper immer wieder gepflegt, entfaltet, geübt, als Fahrzeug verwendet, als Grundlage benutzt, verankert, gefestigt und gut ausgeübt worden ist, können diese zehn Vorteile davon erwartet werden. Welche zehn?“
...
(X) „Und durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft (abhiññā), tritt man hier und jetzt in die Herzensbefreiung (cetovimuttiṃ), die Befreiung durch Weisheit (paññāvimuttiṃ), die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei (anāsavaṃ) ist, ein und verweilt darin.“ (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m119z.html)
Viele Grüße
Elliot