Aiko:
Die Grundlage der Lehre ist nicht ein Sinn -
- habe ich so nicht geschrieben...
Aiko:
und auch nicht das Leiden.
... das auch nicht.
Aiko:
Weil es aber Sinn gibt, gibt es Leiden - und hätte Buddha nicht am Sinn des Leidens gezweifelt, so wäre seine Lehre und der Weg, wie man diesem (Un)Sinn entgeht nicht zu uns gekommen.
Im übrigen meint Sinn hier Kreislauf - so wie eben Sinn nichts anderes bedeutet als Orientierung durch die Sinne, Wahrnehmung eben.
Ich verstehe Samsara als Sammelbegriff für das gesamte, mit dem Dasein verbundene Leiden; das Leiden aufgrund der Unbeständikgeit und ebenso das Leiden, das aus jeder Art von psychischem oder körperlichem Schmerz hervorgeht.
1) Das Durchschauen dieser Grundlage führt zur Leidensfreiheit - der Sinn also, oder anders ausgedrückt der Weg.
Ohne Schmerz, Weh und Leid kein Durchschauen (die Chance zur Einsicht für jedermann) keine Befreiung. Dieses Durchschauen, dieses Erkennen, ist ein Teile der Kette von Bedingungen, die ebenfalls das karmische Wirken mit einschließt.
2) Einen unbefreiten Menschen zu töten -
ist also ein Eingriff in die Reifung a) des eigenen Karma, aber auch b) des Karma des anderen.
Ebenfalls ist der Freitod eine Unterbrechung der Karmawirkung. Wer Leid oder Schmerzen abwehrt, begeht eine Tat, die zu neuen Existenzen und demnach zum Mehren von Leid führt.
An nichts anklammern, nichts abwehren - das ist die einzige karmisch neutrale Handlung.
Aiko:
Im Christentum hat auch das Leiden keinen Sinn - sondern das Opfer. Hier schmeißt du einiges durcheinander. Aber vielen entgeht jedoch der Sinn dieses Opfers, weil sein Grund so sehr im Dunkeln liegt und die "Kirchen" nicht bereit sind, das zu erhellen, schließlich ziehen sie ja einen Nutzen daraus, dass es Leiden gibt und daher erhalten sie es. So ist das Leiden ja so offensichtlich - vor allem wenn es mit viel Getöse daher kommt.
Auch hier kannst du aber auf der Grundlage des bedingten Entstehens erkennen, dass es ohne Leiden kein "Opfer" geben könnte, für was auch immer dieser Begriff stehen soll. Für mich ist es das schlichte Nicht-Eingreifen und den Christus sehe ich als einen erleuchteten Mensch, der nicht mehr imstande war das "eigene" vom "fremden" Leiden zu unterscheiden.
"Das Leid der Welt hat er auf sich genommen." - wäre die Metapher dafür.
Absichtliches Herbeiführen von Leid ist nicht der Sinn der Buddhalehre, Asketismus hat Buddha verworfen (auch wieder eine Tat) und deshalb sähe ich auch im Märtyrertum kein Heil.
Aber: Ohne Leid, ohne Schmerzen - im Zustand der Glückseligkeit, würde keiner auf die Idee kommen, sich aus dem Samsara befreien zu wollen. Deshalb sind das Leiden und auch Schmerzen eines unbefreiten Menschen seine Chance zur Einsicht und zum Ausstieg.
Das ist also die unverbindliche Summe meines Verständnisses der Karmalehre.
Und ich bewundere ebenso wie du Menschen, die bis zum letzten Atemzug auch unter großen Schmerzen hier bei uns verweilen, friedlich und unbedarft - und wohl wissend, oder auch ahnend, dass dies nicht ohne "Sinn" ist.