Beiträge von kongjiazhong im Thema „Missbrauch des Konzeptes der Wiedergeburt zur Rechtfertigung“

    Ich schrieb,

    Zitat

    die spezifische Seinsweise der Juden - als Realität und als Vorstellung anderer davon - war eine Bedingung ihrer teilweisen Vernichtung.


    Das hat mit irgendeiner Mainstreamansicht auf irgendwelche Karmalehren nichts zu tun. Vielleicht ist es dir, bel, entgangen, was auch kein Problem ist, aber mit Karma beschäftige ich mich schon seit längerem nicht mehr und rate auch von einer Beschäftigung damit ab, denn es kommt in der Regel nichts Gescheites dabei raus.


    Als ich das obige Zitat schrieb dachte ich nicht an "Karma" und "Buddhismus", sondern an die Schrift "Zur Judenfrage" von Karl Marx (die für mich übrigens auch nicht die Offenbarung ist, sondern ein interessanter Hinweis).


    https://de.wikipedia.org/wiki/Zur_Judenfrage


    "Die spezifische Seinsweise der Juden - als Realität" - damit meinte ich ein spezifisches (historisches) Konstrukt, dass es ermöglicht, Juden von Nicht-Juden zu unterscheiden, dies ist etwas, was Juden (oder Han, oder Tibeter und was weiß ich für Leute noch) benötigen, um sich eine eigene Identität zu schaffen. Diese Identität ist nichts Ewiges, nichts Gegebenes, sondern etwas Geschaffenes. Ich selbst habe auch eine spezifische (sich verändernde) Seinsweise, man kann jedenfalls mich von dir unterscheiden.


    Was daran skandalös sein soll, was das mit "Karma" zu tun haben soll, was das mit der Auffassung zu tun haben soll, nach der die Juden - vermittelt über Karma/Frucht - selbst an ihrer teilweisen Vernichtung schuld sind, ist mir unverständlich.


    Am Rande sei bemerkt, dass im einem Teil des jüdisch-religiösen Milieus die Shoa selbstverständlich als göttliche Strafe für gravierende Verfehlungen des jüdischen Volkes interpretiert wird. Die Vorstellung, dass Individuen und Völker durch Gott für ihre Sünden gestraft werden, ist ein gängiges Motiv - ganz ohne zutun der buddhistischen Mainstreamkarmaisten, zu denen ich noch nicht einmal gehöre.


    Zitat

    und als Vorstellung anderer davon


    Ich lese gerade "Mein Kampf" (samt 3.500 wissenschaftlichen Anmerkungen), was mich in meiner Überzeugung stärkt, dass die Vorstellungen Hitlers (und vieler, vieler anderer) von den Juden äußerst wirkungsmächtig waren, unabhängig davon, ob es Wahnvorstellungen gewesen waren oder nicht. Es reicht also nicht nur aus, dieses, oder jenes, ganz oder teilweise zu sein, oder nicht zu sein, die Vorstellungen der anderen von einem, oder von einem Kollektiv, können sich mir nichts, dir nichts plötzlich als tödliche Gefahr manifestieren (insbesondere wenn sie sich mit besonderen gesellschaftlichen Voraussetzungen verbinden).


    Auch das hat nichts mit Karma zu tun, es hat nichts mit "selber schuld" zu tun, es hat nichts mit einer Rechtfertigung der Leiden von irgendjemanden zu tun.


    Aha.


    Kongjiazhong

    void:

    Während ich Engelbert als jemand erlebe, der großes Leid durchgemacht hat und dem Buddhismus hilft, von einem Leben in Scherben hin zu Ganzheit und Freude zu finden.


    Ich kenne "Engelbert", den strahlend leuchtenden Engel, nicht, aber es ist sehr schön, zu versuchen ein Leben in Scherben zu verlassen und einen reinen Ort der Ganzheit zu erreichen. "Reine Länder" sind ja ebenfalls etwas von dieser Art. Dies strebe ich in gewisser Weise auch an, denn Dukkha ist nicht das Ende, sondern der Anfang. Der Buddhismus lehrt so viele Mittel, wie es Wesen gibt.


    Dieses Forum, und das gilt für andere auch, ist ja kein intimer Ort der Begegnung, wie es ihn im privaten Bereich oder, zum Beispiel, in einer buddhistischen Übungshalle geben mag. Darüber sollte sich jeder bewusst sein und sich keine Illusionen darüber machen - den unrealistische Erwartungen werden enttäuscht, je früher, meine ich, desto besser. Ich nehme fast nichts, was gesagt wird, für wirklich bare Münze, für mich gibt es nur Andeutungen, was aus dem Gesagten nichts "Minderwertiges" macht - so verstehe ich auch die Beiträge anderer.


    Zitat

    Von daher kann ich verstehen, das dein Fokus auf das Unvollkommene da als arrogant und destruktiv rüberkommt.


    Mein Fokus liegt auf dem Vollkommenen, das ist aber nicht das Gegenteil des Unvollkommen. Aber wer kann das schon wem und wann richtig "vermitteln". Beten und sitzen mag helfen, aber das tut jeder, am besten in guter Gemeinschaft mit den Buddhas, Bodhisattvas und den Mitmenschen, allein. Es wird zu viel über zu Verborgenes geredet. Gut, ich mache das teilweise auch, bin mir aber wenigstens des Provisorischen und sozusagen Künstlichen der Sache bewusst. Ich nehme das nicht zu ernst, aber es ist auch kein bloßes (jetzt negativ gemeint) Spiel. Mir ist schon klar, dass man diesen Ansatz als "arrogant" und "destruktiv" empfinden kann, aber gerade im Buddhismus gibt es ein breites Wellness-Angebot, so dass man sich von arrogant-destruktiven Zumutungen gleich wieder erholen kann.

    Zitat

    Ich finde jetzt keine gute Metapher nur diese verquer-pathetische: Wo Engelbert vom Schlachtfeld sagen wir (Ausschwitz) hin zur Freude, zum Frieden und zur Harmonie wendet bis du so ein Schädel der aus den Gräsern lugt und vom nächten Krieg erzählst. Und das dann Demut und Mitgefühl nennst.


    Ein sehr schönes Bild. Nur ein aus den Gräsern lugender Schädel - das ist von Demut nicht weit entfernt. Ich versuche das mal in eine exotische Sprache zu übersetzen, es wäre als Name eine gute Alternative zu Kongjiazhong, wenigstens eine Ergänzung.


    Zitat

    Gibt es sowas wie arrogante Demut?


    Ja, bei religiösen Menschen kommt so etwas vor. Das entspricht aber nicht meinem Selbstbild.


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    So Am Tisch wackeln, das auch die Klötzchen-Türme der anderen einstürzen und die Instabilität offenbar wird?


    Wenn die anderen allzu sicher sind, allzu arrogant sind, allzu stark (kommt auch bei Leuten vor, die von sich sagen und meinen dass sie Anfänger sind, dass es ihnen schlecht geht, dass sie das arme Opfer sind usw.) daherkommen, alles allzu besser wissen, sich allzu moralisch überragend finden - dann ist die Verwandlung von Klötzchen-Türmen und Klötzchen-Twintower in einstürzende Neubauten ein Freude machender Zeitvertreib, der sogar noch zu etwas gut ist, in mehrfacher Hinsicht.


    Kongjiazhong

    Engelbert:

    bevor der Stolz dazukam, auf das, was Du weißt.


    Mach mal halblang, was weiß ich denn schon. Einen gesunden Stolz würde ich mir zwar nicht absprechen, aber das ist ganz harmlos. Abgesehen davon kann ich doch nicht, gerade dort, wo ich wohne, mit gesenktem Blick an den Hauswänden entlang schleichen, was meinst Du, wo das enden würde?


    Zitat

    Er erheitert sie, macht sie heiter froh (sampahamsako), so daß die Lehre Freude macht und wohltut, sich als befreiend zeigt, als erhellend.


    Also, daran mangelt es nicht, der Dalai Lama und viele Lehrerinnen und Lehrer grinsen, kichern, lachen leise und schalend, ständig, sie strahlen ihre gute Laune, ihre positiven Energien (fast schon gnadenlos) aus und machen alle heiter und froh. Ist dir das immer noch zu wenig?


    Zitat

    Das kommt aus Deinem Pali Kanon


    Ich fetischisiere diesen Kanon nicht, bin auch kein schriftgelehrter Kenner, sondern nur ein kleines Lichtlein. Ich wüsste auch nicht, wann ich ihn hier das letzte Mal zitiert hätte, vielleicht verwechselt Du mich mit jemandem anderen, ist aber kein Problem.


    Zitat

    Es ist die Art, wie junge Mönche gelehrt werden sollen.


    Bist Du denn ein Mönch? Wie ich hörte, sei das Lehrleben eines Mönchs, oder einer Nonne nicht gerade ein Zuckerschlecken (es mag verwöhnte Ausnahmen geben). Schaue dir mal bei Gelegenheit die Lehrjahre von Milarepa an, er hatte jedenfalls nicht viel zu lachen (das hat auch etwas mit "Abtragen von unheilsamen Karma" zu tun, hießt es), und er war "noch nicht einmal" Mönch.


    Zitat

    Nicht mit Überheblichkeit und aufgeblähten Weisheitsmuskeln.


    Warum agierst Du so, wenn Du es nicht magst?


    Zitat

    Es ist doch kein Wunder, dass Du mir überlegen bist.


    Ich gebe dir eine Handreichung in vier Absätzen zum Verständnis dessen, was gesagt, geschrieben und getan wird. Du kannst das universell und bezogen auf alles mit Erfolg anwenden, der Witz ist gerade, dies wirklich auf alles anzuwenden, dann wirst Du mir rasch das Wasser reichen können:


    Betrachte alle, inklusive dich selbst, als ziemlich unvollkommen, es gibt aber keinen Grund dich selbst als besonders und vollkommen unvollkommen zu betrachten.


    Betrachte alles und jeden als provisorisch, als letztlich unausgegoren, mal steht der eine Aspekt, mal ein anderer Aspekt im Vordergrund, mal wird von der einen Seite geschaut, mal von der anderen, nichts ist abgeschlossen, alles befindet sich in Entwicklung, in Bewegung, nichts ist ganz wahr, es gibt nur verschiedene Elemente, die man zusammenlegen und wieder trennen kann, alles ist Prozess.


    Es gibt diese Lehrmeinung und jene, der eine denkt so, der andere anders. Die Unterschiede sind in gleicher Weise Oberflächenphänomene und verschiedene konventionelle Aspekte des Einen, der Leerheit. Und dieser Zustand ist nicht wertlos und minderwertig, sondern es ein großartiger Zustand der Freiheit der Bewegung. Der Prozess selbst ist alles, das Ganze.


    Über Themen wie Karma usw. solltest Du so wenig wie möglich reden und denken, Du könntest die Erläuterungen der Meister der Vergangenheit und Gegenwart zur Kenntnis nehmen, aber sie nicht überbewerten, auch nicht missachten. Bete und sitze! Wenn Du schon meinst, Buddhastatuen füllen zu sollen, so mache es nicht aus höheren Gründen, sondern deshalb, weil es in der Tradition, mit der Du dich möglicherweise verbunden fühlst, eben so gemacht wird.


    Mache es, wie Du willst. Anhand der Früchte wirst Du deine Entscheidungen erfahren.


    Übrigens halte ich mich für einen der humorvollsten, undogmatischsten und demütigsten Schreiber in diesem Forum, was ich dir nur deshalb so explizit sage, weil ich befürchten muss, dass es dir selbst, vielleicht aufgrund innerer Hindernisse, noch nicht aufgefallen ist, dabei ist es gerade das, was mich mit einem Hauch von berechtigtem Stolz erfüllt.


    Kongjiazhong

    Engelbert:

    Hahahahaha.


    Nicht alle Wege führen in die Hölle, aber mehrere. Es ist immer gut, verschiedene Seiten und Aspekte zu berücksichtigen, auch Zeit und Gegensätze, und weiter zu denken (ich nenne das, laienhaft, "dialektisch denken").


    Nach meinem Verständnis lehrt der Buddhismus den mittleren Weg. Es ist eine Lehre, die sich auf viele Phänomene bezieht und v.a. das Verhältnis von "Existenz" und "Nicht-Existenz" im Blickfeld hat, aber ich wende sie auch auf alltägliche Angelegenheiten an, nicht zu viel, nicht zu wenig essen usw.


    Auch hinsichtlich des Verhältnisses zwischen wahrer Individualität und wahrer Gemeinschaft (und Gesellschaft) bin ich ein Partisan des Mittleren. Es gibt keine Individualität ohne Gemeinschaft und keine Gemeinschaft ohne Individualität. Die Zerstörung der Gemeinschaft zerstört das Individuum, ohne Anerkennung der Individuen gibt es keine Gemeinschaft.


    Allerdings meine ich, dass die Gemeinschaft höher ist, als das Individuum, denn der Mensch ist von Anfang seiner irdischen Existenz auf die anderen angewiesen, deshalb muss auch das Wohl der anderen im Mittelpunkt stehen (natürlich nicht auf "neurotische" Art).


    Ich selbst würde, das hoffe ich, für meine Familie und meine Freunde, in einer Gemeinschaft lebe ich (leider) nicht, jederzeit mein Leben hingeben, da wäre nichts Großartiges dabei, das wäre einfache Liebe.


    Der GULAG und der Islamische Staat sind für mich übrigens, da kann ich dich beruhigen, nicht Mittel gegen die Barbarei des "Individualismus", wie auch die kapitalistische Warengesellschaft nicht der Hort ist, in dem sich Individualität entfalten könnte (außer in Form einer Lüge).


    Zitat

    Ich glaube ich lasse das mit dem Buddhismus schnell sein (…).


    Was Du nicht er- und begriffen hast, kannst Du auch nicht loslassen, egal, wie Du dich bemühst.


    Kongjiazhong

    Sudhana:

    "Die Juden" haben Auschwitz definitiv nicht geschaffen (als Ursache und Bedingung gesetzt), auch nicht durch ihr karma.


    Die spezifische Seinsweise der Juden - als Realität und als Vorstellung anderer davon - war eine Bedingung ihrer teilweisen Vernichtung. Eine andere Bedingung war zum Beispiel der Organisationsgrad und die Zuverlässigkeit der Deutschen Reichsbahn.


    Solch eine Aussage kann man auch, um mal von den Juden wegzukommen, die auf allen Gebieten maßlos überschätzt werden, sowohl als Handelnde, als auch als Täter und Opfer, auch für die Toten der Bombardierungen von Tokyo oder Dresden treffen (es müssen nur ein paar Worte ausgetauscht werden).


    Zitat

    Das ist schlicht eine strunzdumme oder aber zutiefst bösartige These, wie jeder weiss, der sich mit den historischen Tatsachen beschäftigt hat. Z.B. durch Lektüre von Saul Friedländers 'Das Dritte Reich und die Juden'.


    Hilfreich ist auch Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden. Nicht uninteressant sind die Ausführungen zum Reserve-Polizeibattaillon 101 (Browning, Ganz normale Männer).


    Auch das im Stil einer extrem aufwändig hergestellten großformatigen Studienbibel aufgemachte und mir gerade gelieferte fast sechs Kilo wiegende Werk "Mein Kampf" (ich weiß gar nicht, in welchem Bücherregal ich das unterbringen soll) des Adolf Hitler ist hilfreich, wenn man verstehen will.


    Zitat

    Notabene: aus dem o.g. folgt auch, dass es so etwas wie ein "Gruppenkarma" (z.B. das Karma der Juden) nicgibt. Das ist eine rassistische Sichtweise und hat mit dem Dharma nichts zu tun. Auch, wenn Einzelne zumindest teilweise durch gleiche Ursachen und Bedingungen bestimmt (z.B. ein KZ) existieren, so existieren sie doch als Einzelne und nicht als Gruppe.


    Wieso die Besinnung, gerade in der Not, auf das Eigene, auf die Familie und Gruppe, auf das Kollektiv und die Ethinizität, auf gemeinsame religiöse und politische und kulturelle Werte und Überzeugungen, wieso die Abgrenzung von Fremden und Feindseligen, also die Besinnung auf gegenseitige Hilfe und Solidarität, auf die Affirmation des Menschen als soziales Tier als "rassistisch" (ein ausgelutschter und daher unbrauchbarer politischer Kampfbegriff) bezeichnet wird und warum das gemeinsame und zusammen erfolgende Agieren, das nur passieren kann, wenn das Gemeinsame schwerer wiegt, als das Trennende, als nicht mit dem Dharma vereinbar denunziert wird, ist mir schleierhaft.


    Zitat

    Auch, wenn Einzelne gleich oder gar gemeinsam handeln, so handeln sie doch als Einzelne und nicht als Gruppe. Der Einzelne ist konkret, er hat eine persönliche sinnliche Erfahrung seines Seins und er hat einen persönlichen Willen. Gruppen sind nur Abstrakta - eine Gruppe hat weder sinnliche Erfahrung noch einen Willen, noch handeln Gruppen.


    Diese "These" passt in die vom Kapital vorgegebene Ideologie der "Individualisierung" (Atomisierung) als Instrument der Zerstörung jedweder Gemeinschaftlichkeit und Gesellschaftlichkeit. Selbstverständlich handeln Gruppen und Kollektive (auch: Klassen). Sie machen auch sinnliche, und zwar teilweise außergewöhnlich erotische, Erfahrungen. Ich habe jedenfalls solche Erfahrungen gerne gemacht, und kann immerhin bestätigen: Das gibt es.


    Hier kann man an den Nürnberger Parteitag oder an Liebhaber des Fußballspiels in und außerhalb von Stadien und an sehr vieles mehr denken, zum Beispiel auch an die verbale und gemeinschaftliche Vergegenwärtigung des Buddhanamens https://www.youtube.com/watch?…LH_BVW6DdgdZcN-Q&index=20


    Aus meiner Erfahrung könnte ich verschiedene Erfahrungen aus der "politischen" und "religiösen" Spähre (Fußball und Hools finde ich dagegen unerotisch, ist aber nur eine persönliche Marotte von mir) vorstellen, will es aber nicht.


    Die nationalsozialistischen Parolen, "Du bist nichts, dein Volk ist alles" und "Volksgemeinschaft" haben dies, wenn auch zu pathetisch und als "Lüge" gut zum Ausdruck gebracht. Das interessante ist, dass dies nichts Besonderes, sondern das Normale ist (zum Beispiel das maoistische "Dem Volke dienen" oder der Zusammenhalt irgendwelcher orientalischer Clans in Berlin oder Bremen, um nur zwei Orte zu nennen). Die extreme "Individualisierung" ist das Unnormale, das normal werden soll - dafür dient auch eine entsprechende Auslegung des Buddhadharma und anderer religiösen Lehren.


    Zitat

    Auch die falsche Sicht von Gruppen ist nur ein feiges, bequemes Ausweichen vor der Verantwortung, die man als Einzelner für sein ganz persönliches Handeln (auch in einer Gruppe verschiedener Einzelner) und dessen Früchte trägt.


    Insofern Kollektive gemeinsam handeln, ernten sie auch gemeinsame Früchte.


    Die erfolgreiche Zersetzung des, um einen klassischen Ausdruck zu verwenden, Proletariats als Klasse für sich mit der historischen und globalen Aufgabe seiner eigenen sozialen Liquidation und ihre tendenzielle Verewigung als Klasse für das Kapital (d.h. ihre Atomisierung, die Auflösung kollektiver Bande untereinander) könnte man zum Beispiel als Ursache der gegenwärtigen Misere hinsichtlich der sogenannten Flüchtlinge betrachten.


    Der Siegeszug des Einzelnen (und seines Eigentums) ist der Siegeszug der Barbarei.


    Es ist schade, dass es gelungen ist den Buddhismus von der Höhe des Gemeinsamen in die Hölle der Individualität zu befördern. Ausnahmen und Gegentendenzen bestätigen natürlich die Regel.


    Eben: 末法, Mò Fǎ, Mappō.


    Kongjiazhong

    Engelbert:

    Wenn das so ist, und ich nehme an, dass wir uns nicht irren, wenn wir selbst dem Wesen, das einst auch für eine kurz Zeit der Mensch Hitler war, Erleuchtung und Buddhaschaft zuweisen,


    Dem Reichskanzler Adolf Hitler weist niemand Erleuchtung und Buddhaschaft zu, genauso wenig wie dir. Das gleiche gilt auch für ein von dir eingeführtes ominöses "Wesen", das Gefallen daran gefunden hätte, mal "Hitler" zu sein, und das möglicherweise sich heute als "Engelbert" betätigt. Auch hier gibt es keine Zuweisung.


    Der Buddhismus lehrt bekanntlich nichts, das man als "Wesen" bezeichnen könnte, insbesondere, wenn man damit, was die Regel ist, ein unveränderliches, unteilbares, aus sich selbst bestehendes "Selbst" versteht. Wenn man sagt, "mögen alle Wesen glücklich und frei von Leiden sein", so ist damit gemeint, dass es keine Wesen gibt. Ist aber nicht ganz einfach, ich habe es auch noch nicht begriffen.


    Frage doch mal deine Lehrerinnen. Wer von Anatta (sozusagen "Nicht-Wesen", Nicht-Selbst) nicht redet, sollte von Karma schweigen. Und wer anfängt von beidem zu Reden, ohne ein Buddha zu sein, der sollte zur Besinnung kommen und sich an eine Wand setzen und zu schweigen beginnen.


    Es geht nicht um eine "Zuweisung", sondern um die allen Wesen innewohnende sogenannte Buddhanatur, d.h. um das grundlegende Potential, die Buddhaschaft zu erreichen. Selbstverständlich haben auch Hitler und Merkel und Bomber Harris diese Buddhanatur.


    Esoterische Hitleristen wie Miguel Serrano oder Savitri Devi haben Hitler allerdings als einen Avatar von Vishnu bzw. als Kalki gesehen - dies können wir aber jetzt ignorieren.


    Kongjiazhong

    Engelbert:

    Geht der Buddhismus davon aus, dass die getöteten Menschen in Auschwitz nach vielen Leben Nirvana erreichen werden?


    Von den Fragen abgesehen, "wer" es erreicht, was "es" ist und welcher Zusammenhang zwischen den Gestorbenen und den Lebenden besteht, lehren wohl faktisch die allermeisten buddhistischen Sekten, dass alle Wesen das Potential "in sich" tragen, die Erleuchtung zu erlangen, zum Beispiel lehrt dies das Lotussutra. Mit Auschwitz oder Hollywood hat dies genauso wenig zu tun, wie mit "getötet" oder nicht getötet.


    Zitat

    Was ist mit den KZ-Wächtern und Funktionären des dritten Reichs?


    Zwischen den Bewachten und den Wächtern gibt es hinsichtlich des Erleuchtungspotenzials keinen Unterschied.


    Zitat

    Diese kleinen Jungen und Mädchen, bei denen nach der Einschulung sehr viel schief gelaufen ist... Steht denen am Ende ihres Daseinskreislaufes Erleuchtung offen?


    Wenn die diesbezüglichen Lehren korrekt sind, so ist dies der Fall - alle können die Buddhaschaft erlangen.


    Zitat

    Ist für alle diese Wesen auch Buddhaschaft möglich?


    Ja.


    Zitat

    Mit meinem ganz, ganz rudimentären Wissen glaube ich das schon!


    Dein Glaube ist dafür irrelevant. Entweder ist die Erleuchtung allen zugänglich, oder nicht. Dies hängt nicht von deinem Glauben ab.


    Zitat

    Mit diesem Vertrauen habe ich Zuflucht genommen,


    War bei mir auch ein Aspekt, wenn ich es auch ein wenig anders ausdrücken würde.


    Zitat

    Daher finde ich, dass die Diskussion zum Holocaust vom falschen, dualen Ende her angesehen wird.


    Das verstehe ich zwar nicht, möchte aber auch nicht, dass Du es mir zu erklären versuchst. "Auschwitz" und "Holocaust" kann ich nicht mehr hören, vielleicht gibt es auch noch anderes.


    Zitat

    Ist es nicht Karma,


    Ich empfehle Dir, dich mit Karma erst am Ende deines Weges zu befassen, wenn überhaupt. Die Vermutungen deiner Lehrerin kannst Du einfach hinnehmen, ohne ihnen irgendeinen Wert beizumessen, Du musst ihr aber auch nicht widersprechen.


    Zitat

    Schließlich war auch das Leid nicht pauschal exorbitant im Holocaust.


    Alles ist relativ. Manche reden aber von der "Singularität" des H. Und der Begriff "Leiden" oder gar dukkha hat viele Facetten.


    Zitat

    Auch hier ist es so, dass es nicht das Geschehen ist, das Leid verursacht, sondern die eigene Haltung dazu.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du weißt, wovon du sprichst. Ich würde einfach kleinere Brötchen backen und mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, denn das bringt niemandem etwas.


    Zitat

    Auch bei uns, die wir im Angesicht des Holocaust sofort zu leiden beginnen, nicht?


    Ich gehöre in diesem Fall nicht zum "wir" ("bei uns").


    Zitat

    Ich versuche anstatt mit großem Mitleid das Geschehene mit gleichmütigen Mitgefühl zu behandeln.


    Dein Satz "ich behandele das Geschehene mit gleichmütigen Mitgefühl" ist eine Herausforderung an die Vernunft. Wie läuft denn bei dir die Behandlung?


    Zitat

    Und es ist für tibetische Lamas sicher einfacher als für einen deutschen Buddhismus-Anfänger wie mich.


    Das ist eine Überschätzung "der tibetischen Lamas". Immerhin schätzt Du dich selbst realistisch ein.


    Mein abschließender Rat: Halte dich von "Gleichmut", "Mitleid" (groß, mittel oder klein), "Auschwitz", "Mitgefühl" und "Nirvana" fern. Und: Hände weg von Karma!


    Kongjiazhong