Ich schrieb,
Zitatdie spezifische Seinsweise der Juden - als Realität und als Vorstellung anderer davon - war eine Bedingung ihrer teilweisen Vernichtung.
Das hat mit irgendeiner Mainstreamansicht auf irgendwelche Karmalehren nichts zu tun. Vielleicht ist es dir, bel, entgangen, was auch kein Problem ist, aber mit Karma beschäftige ich mich schon seit längerem nicht mehr und rate auch von einer Beschäftigung damit ab, denn es kommt in der Regel nichts Gescheites dabei raus.
Als ich das obige Zitat schrieb dachte ich nicht an "Karma" und "Buddhismus", sondern an die Schrift "Zur Judenfrage" von Karl Marx (die für mich übrigens auch nicht die Offenbarung ist, sondern ein interessanter Hinweis).
https://de.wikipedia.org/wiki/Zur_Judenfrage
"Die spezifische Seinsweise der Juden - als Realität" - damit meinte ich ein spezifisches (historisches) Konstrukt, dass es ermöglicht, Juden von Nicht-Juden zu unterscheiden, dies ist etwas, was Juden (oder Han, oder Tibeter und was weiß ich für Leute noch) benötigen, um sich eine eigene Identität zu schaffen. Diese Identität ist nichts Ewiges, nichts Gegebenes, sondern etwas Geschaffenes. Ich selbst habe auch eine spezifische (sich verändernde) Seinsweise, man kann jedenfalls mich von dir unterscheiden.
Was daran skandalös sein soll, was das mit "Karma" zu tun haben soll, was das mit der Auffassung zu tun haben soll, nach der die Juden - vermittelt über Karma/Frucht - selbst an ihrer teilweisen Vernichtung schuld sind, ist mir unverständlich.
Am Rande sei bemerkt, dass im einem Teil des jüdisch-religiösen Milieus die Shoa selbstverständlich als göttliche Strafe für gravierende Verfehlungen des jüdischen Volkes interpretiert wird. Die Vorstellung, dass Individuen und Völker durch Gott für ihre Sünden gestraft werden, ist ein gängiges Motiv - ganz ohne zutun der buddhistischen Mainstreamkarmaisten, zu denen ich noch nicht einmal gehöre.
Zitatund als Vorstellung anderer davon
Ich lese gerade "Mein Kampf" (samt 3.500 wissenschaftlichen Anmerkungen), was mich in meiner Überzeugung stärkt, dass die Vorstellungen Hitlers (und vieler, vieler anderer) von den Juden äußerst wirkungsmächtig waren, unabhängig davon, ob es Wahnvorstellungen gewesen waren oder nicht. Es reicht also nicht nur aus, dieses, oder jenes, ganz oder teilweise zu sein, oder nicht zu sein, die Vorstellungen der anderen von einem, oder von einem Kollektiv, können sich mir nichts, dir nichts plötzlich als tödliche Gefahr manifestieren (insbesondere wenn sie sich mit besonderen gesellschaftlichen Voraussetzungen verbinden).
Auch das hat nichts mit Karma zu tun, es hat nichts mit "selber schuld" zu tun, es hat nichts mit einer Rechtfertigung der Leiden von irgendjemanden zu tun.
Aha.
Kongjiazhong