EIN Buddhismus, EINE Sangha


  • vielleicht muss man sich nur von dem Konzept "entweder eins" oder "entweder verschieden" lösen. Es sind verschiedene Ausdrucksformen und Entwicklungen des Ursprungs/der Grundidee.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:

    vielleicht muss man sich nur von dem Konzept "entweder eins" oder "entweder verschieden" lösen. Es sind verschiedene Ausdrucksformen und Entwicklungen des Ursprungs/der Grundidee.


    Hi Simo. Wie gesagt, "unabhängig von Tradition".


    Es spricht imho nichts gegen Ent-wicklungen, solange das im Einklang steht und man den "Mara beim Namen nennen" darf.


    Ursprüngliches & Divergenz bis zur Unkenntlichkeit gibt es in jeder Tradition.


    (Ein Merkmal einer Sekte ist zB, dass der Hinweis darauf von vornherein ausgeschlossen oder als Streitsucht abgetan wird.)


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:

    Aber wenn ich mir so angucke, was manche von sich geben (unabhängig von Tradition), möchte ich nicht mit denen 'eins sein'.


    Das Konzept " ich und die anderen" gilt es aber aufzulösen.

  • Anhängen an Meinungen gehört zu Unwissenheit und Verblendung; Ursache ist Verlangen.


    An deiner Meinung festhalten und sie verteidigen, bedeutet deine Praxis zu zerstören.( Seung Sahn )

  • Syia:

    Das Konzept " ich und die anderen" gilt es aber aufzulösen.


    Genau :)


    Es schreibt sich so einfach - aber Weisheit im Sinne von Nicht-Dualität zu erlangen ist ein langer, steiniger Weg, gerade in unserem digitalen Zeitalter (jede Programmierung ist dual: Entweder 0 oder 1).


  • Und ganau da liegt das Problem. Wenn man nicht mit den anderen eins sein will. Hier fehlt schon der Wille etwas zu ändern. Die meisten Probleme beruhen doch auf Missverständnissen und den übernehmen falscher Ansichten. Wir sollten einfach da anfängen wo die Trennung der Abrichtungen stattgefunden hat und die Falschen Meinungen und Ansichten die danach gekommen sind beiseite lassen. Die Trennung in besser oder schlechter bzw. die Namensgebungen in geringer und größer sind doch erst später entstanden. Was geht es mich an was irgendein Buddhist des Bodhisattvayana vor 1500 Jahren über andere Richtungen sagte und was sich daraus entwickelt hat. Wichtig ist zu erkennen und zu akzeptieren dass im Theravada die eigene Befreiung im Vordergrund steht und im Bodhisattvayana die Befreiung anderer. Also wenn ich Bodhisattva werden möchte kann ich mich freuen dass es Menschen gibt die Befreiung anstreben. Das ist doch das was ich möchte, also sind doch die Therevadin genau auf dem Weg den ich allen Wünsche. Es muss nicht jeder Buddha werden. Klar wäre es schön aber es ist nicht notwendig. Und soviel Unterschiede gibt es nun wirklich nicht, da sind alle Richtungen im Buddhismus dem Christentum toleranter gegenüber als den verschiedenen Richtungen in den eigenen Reihen. Sei es aus verletzten Stolz (Theravada) oder aus Überheblichkeit (Bodhisattvayana). Beides begründet sich auf Stolz der entweder verletzt wurde oder Stolz der Überheblichkeit. Beide haben das gleiche Problem das letztendlich auf Unwissenheit gegenüber der anderen Richtung beruht. Als ich bei uns in die Sangha gekommen bin dies war vor ca. 6 Jahren, bestand dort auch die Ansicht von besser und schlechter. Da ich nun aber beim Theravada angefangen hatte und so mein Wissen einbringen konnte hat sich diese Ansicht geändert. Nun herrscht dort Respekt und Achtung vor den Theravadin. Und auch Karmapas Aussagen zu diesem Thema in letzter Zeit hat bei vielen die Ansichten verändert. Wir sind alles Buddhisten und suchen Befreiung vom Leid, das ist das Ziel, nur unsere Wege unterscheiden sich leicht, da unsere Navis einen etwas anderen Weg anzeigen. Die einen Powern sich durch die anderen machen es mit Gemütlichkeit. Oder anders gesagt die einen fahren über die Autobahn die anderen haben Autobahn meiden im Navigation eingegeben. Was aber nichts darüber aussagt wer als erster ankommt. Ein Stau auf der Autobahn und schon ist man über die Landstraße schneller, und man spart noch Sprit. Geht einfach mal zu den Veranstaltungen der anderen und redet mit den Leuten dort. Macht dort einfach mal alles mit was dort gemacht wird. Glaubt mir wenn ich euch Sage das es euch auf dem Weg weiter bringt als 100.000 Mantras, Räucherstäbchen, Gebete oder etwas in dieser Richtung. Es öffnet euer Herz. Wir sollten uns die Hände geben.
    Gruß Tsultrim Dorje

  • Danke TD


    Aber ich weiß nicht, wie du (und andere) immer wieder auf verschiedene Ausrichtungen kommen?


    (habe mehrmals gesagt "unabhängig von Tradition")


    Zitat

    zu akzeptieren dass im Theravada die eigene Befreiung im Vordergrund steht


    Den Eindruck habe ich nicht, die meisten im Theravada sind an anderen Dingen interessiert.


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:


    Den Eindruck habe ich nicht, die meisten im Theravada sind an anderen Dingen interessiert.


    An welchen Dingen sind sie denn nach deiner Meinung interessiert ?

  • Syia:

    An welchen Dingen sind sie [nicht alle] denn nach deiner Meinung [eher Eindruck] interessiert ?


    Brahmaviharas, Hindu-jhana, (bessere) Wiedergeburt, Ansehen (als Lehrer) usw. "Kochen auch nur mit Wasser" wie eine kalyanamitta sagte.


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Tsultrim Dorje:

    Wichtig ist zu erkennen und zu akzeptieren dass im Theravada die eigene Befreiung im Vordergrund steht und im Bodhisattvayana die Befreiung anderer.


    Hi Tsultrim,
    nicht die Befreiung anderer, sondern die Befreiung ALLER leidenden Lebewesen, die Befreiung anderer wäre zu kurz gegriffen.
    LG
    Matthias

  • nibbuti:


    Brahmaviharas, Hindu-jhana,... kalyanamitta .....


    Aha, kannst du mir bitte diese Begriffe erklären ?


    Soweit ich den Rest der Aussage verstanden habe: es menschelt eben, wie überall.


  • Dann geht es Dir halt um einzelne Personen aus verschiedenen Traditionen die verschiedene Auslegungen nachgehen und hier ihre Überheblichkeit oder verletzten Stolz ausleben und somit einen falschen Eindruck des Buddhismus fördern, ja sogar dadurch eine Spaltung propagieren die nicht sein müsste. Vielleicht sind es auch nur ganz banale Dinge, die sich um die Person drehen, die aber doch letztendlich auf dem Grund beruhen etwas nicht richtig verstanden zu haben, oder momentan einfach nicht fähig sind den Weg zur Befreiung zu gehen ( ohne dies negativ zu bewerten).Aber hier ist der Ansatz zu finden. Es wird aber immer Menschen geben dessen Ansichten einem nicht passen solange man selber noch am Ego hängt. Wenn jemand eine bessere Wiedergeburt wünscht sollte das akzeptiert werden, auch Ananda und Buddha zeigten sterbenden einen Weg zu den Götterbereichen. Was ist daran falsch? Wenn man eine bessere Geburt als Mensch anstrebt hat man dadurch z. B. die Möglichkeit im nächsten Leben Befreiung zu erreichen. Das ist doch in Ordnung. Wichtig ist über den Tellerrand zu sehen und andere Meinungen, Ansichten und Wünsche als Weg des anderen zu akzeptieren. Der Buddhismus holt die Menschen immer da ab wo sie sich gerade befinden. Was heute für solche Personen wichtig ist kann sich morgen schon als überholt herausstellen. Menschen entwickeln sich und da ist gerade der Buddhismus egal welcher Richtung das richtige Werkzeug. Heute Thravadin morgen Bodhisattva oder umgekehrt, es ist in Ordnung wie es ist. Nur sollte man Schwächen die man bei anderen zu sehen glaubt mal aus deren Blickwinkel betrachten um ein Gefühl davon zu bekommen. Jeder hat ein anderes Karma und jeder hat einen anderen Stand in seiner Entwicklung. Plötzlich erkennt man diese Schwäche als Stärke dieser Person.

  • Matthias65:
    Tsultrim Dorje:

    Wichtig ist zu erkennen und zu akzeptieren dass im Theravada die eigene Befreiung im Vordergrund steht und im Bodhisattvayana die Befreiung anderer.


    Hi Tsultrim,
    nicht die Befreiung anderer, sondern die Befreiung ALLER leidenden Lebewesen, die Befreiung anderer wäre zu kurz gegriffen.
    LG
    Matthias


    Andere sind alle, weil alle anderen, andere sind, also Lebewesen. Bitte nicht mit Wortspielen anfangen, das bringt nichts.

  • Tsultrim Dorje:

    Bitte nicht mit Wortspielen anfangen, das bringt nichts.


    Äh - das war kein Wortspiel :roll:


    Wenn Alle gemeint sind ist das ein großer Unterschied als wenn wenige andere gemeint sind.


    Oft ist es gerade dieses "Alle" was verschreckt und manche Anhänger vom Mahayana wieder zu Theravada wechseln.


    Wenn Dir das klar ist, dass Du andere = Alle anderen setzt, dann ist es schön, dass Dir das klar.


  • Ich habe ja nicht wenig andere geschrieben, sondern andere. Dies ist für mich alle, denn was nicht ich ist ist alles andere und was andere ist ist nicht ich und somit alle außer ich. Ich finde es hängen an Worten. Es gibt keinen Unterschied zwischen allen Lebesen und andere.
    Hier an diesem Beispiel können wir gut sehen wie etwas ganz anders ausgelegt wir als es gemeint ist. Die eine Auslegung Ist anscheinend im ersten Augenblick besser zu sein als die andere Auslegung. Aber hier gibt es keinen Unterschied nur die Auslegungen sind anders. Und so kommt es zu meine Ansicht ist besser als deine, obwohl es nicht so ist. Auch wenn ich es schon oben erklärt hatte was ich mit andere meine. Einfach akzeptieren und sagen Tsultrim meint ja wie er erklärt hat mit andere alle Lebewesen, er drückt es halt nur etwas kürzer aus, aber die Einstellung ist die Gleiche.
    Noch eins vergessen. Ich glaube nicht das es gerade das Alle ist was sie wie Du sagst verschreckt. Ich glaube überhaupt nicht dass sie verschreckt sind, ich denke ihnen reicht es einfach Befreiung für sich zu erreichen. Nicht mehr und nicht weniger.

  • An dieser Stelle möchte ich das Buch "Die drei Yanas" von Shamar Rinpoche erschienen im Joy Verlag empfehlen. Er räumt hier ganz klar mir der Idee auf Buddha hätte ein kleines und ein großes Fahrzeug gelehrt. Buddha lehrte Shravakayana, Pratyekabuddhayana und Bodhisattvayana. Es wäre irrsinnig zu glauben Buddha hätte einen Weg gelehrt und diesen dann als klein oder schlecht zu bezeichnen.
    Also ich bin der Überzeugung, auch wenn hier wieder ein paar Wortgewannte mit Übersetzungen von Namen kommen die sich auf die Qualität beziehen, Bezeichnungen groß und klein beziehen sich auf die Menge der Anhänger und nicht auf die Qualität. Gering wie einige Übersetzer das Hinayana bezeichnen oder übersetzen kann auch eine geringe Menge sein. Man muss bei Übersetzungen auch oftmals von der Wortübersetzung abweichen um den Sinn zu treffen, das weiß jeder Übersetzer.

  • Zitiert aus http://info-buddhismus.de/Tibetischer_Buddhismus.html
    zu Shravakayana (Hinayana), Bodhisattvayana (Mahayana) und Vajrayana:


    Die Lehren des Tibetischen Buddhismus


    Der Buddha hat seine Lehren nicht kategorisiert. Um Studium und Verständnis zu fördern, kann man seine individuell gegebenen Lehren, die in verschiedenen Sutras und Tantras niedergeschrieben und mündlich überliefert wurden, aber in Kategorien darstellen. Eine übliche Darstellung im Tibetischen Buddhismus, die auf indische Gelehrte zurück geht³¹, ist die Präsentation der Lehren in drei Gruppen von Unterweisungen: Shravakayana (Hinayana), Bodhisattvayana (Mahayana) und Vajrayana.³²


    Für diese drei Gruppen von Unterweisungen, die vom Sanskrit in das Tibetische übersetzt wurden, gibt es ausführliche kanonische Literatur, wobei die Worte des Buddha in 108 Bänden des Kangyur (›Die übersetzten Worte‹) zusammengestellt wurden und die Kommentarliteratur, die aus 3.626 Texten besteht, in 224 Bänden des Tangyur (›Übersetzte Abhandlungen‹). Zusammen beinhalten Kangyur und Tangyur 4.569 Texte.³³ Da es verschiedene Ausgaben des Tangyur und Kangyur gibt, variieren die Anzahl und die Auswahl der eingebundenen Quellen.
    Ergänzt mit einer vierten Kategorie, der Volksreligion, ergeben sich vier Schichten, die wechselseitig zueinander in Beziehung stehen und sich überlappen.³⁴


    1. Shravakayana – Das Fahrzeug der Hörer


    Das Shravakayana wird oft als ›Hinayana‹ (›kleines Fahrzeug‹) bezeichnet, ein Begriff, der für viele einen herabsetzenden Beigeschmack hat. Einige buddhistische Lehrer vermeiden deshalb diesen Begriff.³⁵ Das Shravakayana beinhaltet die grundsätzlichen Unterweisungen des Buddha, wie die Vier Edlen Wahrheiten, den Achtfachen Edlen Pfad und die Vinaya (Ethik der ordinierten Nonnen und Mönche) mit ihrem Herzstück der Pratimoksha (Lehre zur individuellen Befreiung), die auch die Ethik für Nicht-Ordinierte (Laien-Gelübde) darlegt. Dies sind Lehren, wie man sie auch im Theravada-Buddhismus vorfindet. Sie beinhalten die klassische buddhistische Weltsicht, die sich auf die Lehren über Samsara, Karma und die individuelle Befreiung konzentrieren.


    Samsara ist der kontinuierliche, leidvolle Kreislauf von Geburt und Tod, der zutiefst unbefriedigend, voller Leid und von nur flüchtigem Glück ist. Er wird verursacht durch Handlungen (Karma), die in Verblendungen (klesha) – also in Unwissenheit, Begierde und Wut – wurzeln. Der Weg zur Befreiung (moksha) ist der Achtfache Edle Pfad, zusammengefasst in den Drei Höheren Schulungen von Ethik, Konzentration und Weisheit.


    Im Tibetischen Buddhismus werden diese Lehren selten ausschließlich präsentiert, sondern sind fast immer verbunden mit der zweiten Schicht, den Lehren und Praktiken, wie sie in den Mahayana-Sutras gelehrt werden. Ohne die Basis der grundsätzlichen Lehren des Shravakayana, kann man die Lehren des Bodhisattvayana und Vajrayana nicht verstehen.³⁶


    2. Bodhisattvayana – Das Vollkommenheitsfahrzeug des Bodhisattva


    Das Bodhisattvayana (meist als ›Mahayana-Fahrzeug‹ bezeichnet) betont das Ideal des Bodhisattva, der nach der vollen Erleuchtung des Buddha strebt, um allen Wesen gemäß ihrer Kapazität zu helfen, eine der drei Arten der Erleuchtung zu erlangen: die eines Hörers (Shravaka), eines Alleinverwirklichers (Pratekyabuddha) oder die eines vollständig erwachten Buddhas (Samyaksambuddha). Dieses ambitionierte und anspruchsvolle Anliegen setzt eine außergewöhnlich großherzige und mutige Motivation voraus, deshalb wird dieser Weg in der Sanskrit-Mahayana-Literatur als Mahayana (»großes Fahrzeug«) bezeichnet.


    Handlungen der Bodhisattvas schließen tätige Wohlfahrt ein und orientieren sich an der Kapazität und den Wünschen, dem Wohlergehen der anderen. Im Mittelpunkt der Praxis eines Übenden dieses Weges stehen vor allem die Entfaltung von unparteiischer Liebe und ein Mitgefühl, das alle Wesen einschließt, einhergehend mit der stufenweise und extrem langwierigen Entwicklung der Sechs Vollkommenheiten (Geben, Ethik, Geduld, Bemühen, Konzentration und Weisheit). Dieser Weg ist als Vollkommenheitsfahrzeug (Paramitayana) bekannt. Gemäß Bodhisattvayana hat der Buddha sich drei ›unermessliche Weltzeitalter‹ (Äonen) in den Übungen eines Bodhisattva geschult, um den Zustand der vollkommenen Erleuchtung zu erlangen. Ein vollkommen Erleuchteter ist frei von allen geistigen Schleiern – also von Konflikt erzeugenden Emotionen, Täuschung und Nicht-Wissen – und hat alle heilsamen Qualitäten vollkommen entfaltet.


    3. Vajrayana – Die Lehren des Geheimen Mantras


    Diese Gruppe von Unterweisungen beinhaltet die Lehren der geheimen Tantras, auch als Geheimes Mantra oder Vajra-Fahrzeug (Vajrayana) bekannt. Das Fundament für die Praxis dieser anspruchsvollen Lehren ist eine stabile Entfaltung der vorher genannten Lehren im eigenen Geistesstrom. Die Lehren des Shravakayana und Bodhisattvayana werden nicht als verschieden vom Vajrayana betrachtet: alle drei Fahrzeuge formen ein ganzheitliches System von Anweisungen.³⁷


    Die Lehren des Vajrayana sind äußerst komplex und ihre Bedeutung lässt sich nur schwer erschließen. Deshalb spielt hier die enge Beziehung zu einem authentischen tantrischen Meister (Guru, Lama) für den Adepten eine außerordentlich wichtige Rolle. Da fast alle Tibeter Praktizierende des Vajrayana sind, hat die Betonung der Lehrer-Schüler-Beziehung in diesem Zusammenhang fälschlicherweise dazu geführt, dass der Tibetische Buddhismus vor einiger Zeit noch als »Lamaismus« oder degenerierte Form des Buddhismus bezeichnet wurde. Tatsächlich gibt es aber verschiedene Formen³⁸ der Lehrer-Schüler-Beziehung, darunter auch nicht-tantrische. Die Lehren des tantrischen Buddhismus, die Buddhaschaft in einem Leben versprechen, wurden in Tibet äußerst populär. Deshalb wurden anfängliche Reglements allmählich ausgehöhlt, die den Zugang zum Tantra zunächst nur besonders qualifizierten Schülern nach eingehender beiderseitiger Prüfung erlaubt und so eine sinnvolle Qualitätskontrolle über die Praxis ausgeübt hatten.³⁹


    Vajrayana ist eine Methode für sehr begabte Praktizierende des Bodhisattvayana.⁴⁰ Durch geschickte und effektive Methoden versetzt er sie in die Lage, den langwierigen Weg eines Bodhisattva, der über mindestens drei (jedoch auch bis zu einhundert) große Weltzeitalter führt, im besten Fall auf nur ein Leben zu verkürzen.


    Schriften und Lehren des Vajrayana umfassen u.a. Meditationen über buddhistische Gottheiten, innere Energiekanäle und Energiezentren (Chakren), aber auch die Mahamudra- und Dzogchen-Lehren sowie Lehren zu Heilung und Medizin.


    Hoch entwickelte männliche oder weibliche Bodhisattvas können sich ab einem bestimmten Punkt der geistigen Entwicklung auch auf einen qualifizierten tantrischen Gefährten stützen, um zu lernen, wie man die subtilsten inneren Energien, die den Geist tragen, kontrolliert. Obwohl die sexuelle Vereinigung und die damit verbundene Praxis bei Westlern stets reges Interesse und Projektionen hervorruft, sollte nicht unterschätzt werden, dass die allerwenigsten für sie qualifiziert sind. Auf die Frage, wer denn dazu qualifiziert sei, antwortete der Dalai Lama, dass nur eine solche Person qualifiziert sei, die alle Phänomene der Erscheinungswelt (des Existenzkreislaufes, Samsara) mit vollkommener Unparteilichkeit / Gleichmut betrachtet:



    »Wahrhaftig, man kann diese Praxis nur ausüben, wenn man überhaupt kein sexuelles Verlangen mehr hat. Die Art der Realisation die erforderlich ist kann man wie folgt beschreiben: Wenn jemand dir einen Kelch mit Wein und ein Glas mit Urin gibt oder einen Teller mit deliziösem Essen und einen mit Exkrementen, musst du geistig in der Lage sein, ohne Unterscheidung von allen vieren zu kosten. Es darf für dich kein Unterschied sein, was du zu dir nimmst. Dann vielleicht kannst Du diese Praxis [der sexuellen Vereinigung] praktizieren.«⁴¹


    Der Dalai Lama gab zu, dass er keinen Lama nennen könne, von dem er denkt, dieser habe diese Ebene der Verwirklichung erreicht. Lediglich große Meister, wie z.B. der Inder Tilopa (988-1069), die alle Anhaftungen an konventionelle Dinge transzendiert haben, seien in der Lage sexuelle tantrische Praktiken zu nutzen, ohne sich selbst oder ihren Schülern zu schaden. Aber solche außergewöhnlichen Individuen, fügte er hinzu, seien sehr selten.⁴¹


    Zur Ergänzung zum Pratyekabuddha aus Wikipedia:


    Ein Pratyekabuddha (Einzel-Erwachter) ist ein zum Buddha erwachter Mensch, der jedoch nicht lehrt und kein Buddhagelübde abgelegt hat. Je nach buddhistischer Schulrichtung wird das Nichtlehren unterschiedlich bewertet. Einige Schulrichtungen sehen Pratyekabuddhas als nicht voll entwickelte Buddhas, da ihnen das Mitgefühl für unerlöste Wesen fehlt. Andere Richtungen achten den Pratyekabuddha als vollwertigen Buddha, der jedoch schlicht keine Lust zum Lehren des Dharmas entwickelt hat. Eine weitere Theorie besagt, Pratyekabuddhas erschienen nur in Zeitaltern, in denen die Lehre Buddhas verloren gegangen sei.