Hi MU,
ZitatDamit wird Buddhismus zu einer reinen Glaubensform. Jeder Christ und jeder Muslime wird sagen, dass sich durch Glauben und Vertrauen Gott (oder was auch immer offenbart). Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Nur dann ist es halt Religion.
ob Christen oder Muslime das so sagen oder erfahren haben, steht ja auf einem anderen Papier, denn auch diese Ebene ist eben nur erfahrbar, nicht einfach nur durch den Glauben. Religion bedeutet jedoch etwas anderes als die Philosophie des Buddhismus. Bei der Religion geht es immer um ein "ich bin hier unten und da ist ein oben", üblicherweise ein Schöpfergott.
ZitatAuf der anderen Seite ist es jedoch die große Würde der Lehre des Buddha, dass sich Vertrauen auch ohne mythologischen Glauben entfalten lässt. Und das man nichts glauben muss, was sich nicht überprüfen lässt.
Ja, und das lässt sich überprüfen. Der eine erfährt das recht schnell, der andere braucht vielleicht 30 Jahre. Was immer der Grund sein mag, überprüfbar ist die Lehre sofort. Und ob ich Erleuchtung erfahre oder nicht, wird eigentlich mit der Zeit relativ unwichtig, weil die Einsicht - also die Sicht in die Dinge wie sie sind - groß genug ist, um auf dem Pfad immer weiter und intensiver voranzuschreiten. Mit jedem Schritt wird deutlich, wie ich Leiden beende, sowohl meines als auch zumindest das meiner "Hausgenossen" und meines Nächsten.
ZitatUnd ob Buddha ein Sammasambuddha war und ob er alle Siddhis entfaltet hat - diese Behauptungen lassen sich nicht erfahren, sie lassen sich - ebenso wie der Glaube an Feuerhöllen und himmlische Wesen - nur glauben.
Das muss ich auch nicht glauben, dem muss ich noch nicht einmal vertrauen,denn das wird sich zeigen. Unter Umständen werden sie bereits auf dem Weg erfahrbar, obwohl noch keine Erleuchtung stattgefunden hat. Aus meiner Sicht ist diese sowieso nicht spontan und urplötzlich da (außer vielleicht in Ausnahmen, und das wäre dann wohl karmisch bedingt), sondern es sind "Schübe".
Diese bestärkten mich z.B. in der Richtigkeit meines Weges, können aber auch bei falscher Interpretation oder zu großer Unwissenheit eher schaden als beglücken. Für mich war wichtig, und das ist jetzt 25 Jahre her, dass ich Texte las, die dazu ermunterten, Siddhis u.dergl. nicht zu ernst zu nehmen, sondern als "Stationen auf dem Weg" hinter sich zu lassen. Insofern wurde auch ich keine bekannte Heilerin oder Weise, sondern ganz im Gegenteil, ich begab mich erst recht in diese Welt, um das Leiden von innen heraus und von außen zu studieren.
Darum bin ich auch davon überzeugt, dass es sicher mehr Menschen gibt, die Befreiung erlangten und das "Leid und damit die Lehre durchdrungen haben", als wir wissen können. Denn sobald das Ego in den Hintergrund tritt, wird die Person von niemandem mehr gefunden.
Monika