Der Mythos vom erleuchteten Kleinkind.

  • Bakram:


    Christlich ist diese Befreiung ein bequemer Vorgang, da man die Bereiung passiv empfängt: durch Taufe wird man von einem gnädigen Gott befreit.
    Im Buddhismus ist ein aktives Vorgehen nötig, eine eigene Anstrengung um ohne fremde Hilfe sich quasi aus sich selber heraus zu befreien.


    Das kommt auf die christliche Sekte an - im Katholizismus gibt es keine Heilsgewissheit - d.h. die Taufe befreit zwar von der Erbsünde, aber deine Taten können dich eben in die Hölle führen - Jüngstes Gericht - . Der Papst macht da grade die Mafia drauf aufmerksam.
    Dagegen sehen die Born-Again-christen von Billy Graham und ähnlichen Leuten, die Sache etwas einfacher - du musst nur bekennen, dass du Jesus als deinen Retter akzeptierst und dann ist alles geritzt - der macht das schon. Da kannst du machen was du willst, Hauptsache mit deinem letzten Atemzug - bekennst du dich zu Jesus. Erinnert ein wenig an den Amida-Buddhismus.

    Zitat


    Dies ist nach meinem Erachten der fundamentale Unterschied zwischen Buddhismus und Christentum


    Der fundamentale Unterschied liegt darin, dass der Christ sich nicht selbst erlösen kann - er ist auf Hilfe durch Gott angewiesen - aber das findet sich auch im Buddhismus, denn in den Darstellungen des Daseinskreislaufes sieht man immer Buddha als Erlöser.

  • kusala:

    Zitat

    Bei meinen Aussagen ging es eher um Aussagen, die von manchen "Buddhisten" getroffen werden.


    Darum soll man bei sich bleiben ( "kindlich" offen, vertrauensvoll ) und jegliche Aversion & Ärger überwinden, abschneiden, durchdringen ( sagt Jesus, sagt Buddha ) Denn es geht nicht darum gegen Unliebsames ( Unverstandenes ) zu kämpfen oder damit zu ringen, sondern:


    Zitat

    «Mich selbst werde ich schützen, so sind die Grundlagen der Achtsamkeit zu üben. Den Anderen werde ich schützen, so sind die Grundlagen der Achtsamkeit zu üben. Sich selbst schützend, schützt man den Anderen; den Anderen schützend, schützt man sich selbst.
    ***
    Und wie, o Mönche, schützt man, indem man sich selber schützt, den Anderen? Durch regelmäßige Übung, durch Geistes-Entfaltung, durch ihre häufige Betätigung.*
    &
    Und wie, o Mönche, schützt man sich selber, indem man den anderen schützt? Durch Geduld, Gewaltlosigkeit, Güte und Mitleid.*»


    (Samyutta Nikāya 47, 19)
    * shamata-vipasyana
    * metta-meditation


    Und man kann nun nicht sagen, daß diese Intention ( auch nur so eine... ) Mahayana-Verirrung ist . ;)


    MFG

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Aiko:

    Das kommt auf die christliche Sekte an - im Katholizismus gibt es keine Heilsgewissheit - d.h. die Taufe befreit zwar von der Erbsünde, aber deine Taten können dich eben in die Hölle führen


    Es stimmt, es existieren Unterschiede in den christlichen Schulen. Allen gemeinsam ist die Vergebung der Sünden. Man kann morden und Totschlagen soviel man will solange man anschliessend beichtet, Busse tut und vor allem aufrichtige Reue zeigt, dann werden die "Sünden" vergeben und man darf nach dem Tod in ein "reines Land" eintreten.


    Das war das Verkaufsargument des Christentums und ein Grund weshalb es sich als Weltreligion durchsetzte: man "erfand" einen Gott der Erbarmen hat, ein Gott der den Menschen vergibt. Vorher war Gott v.a. eins: zornig. Er zeigte diesen Zorn den Menschen in Form von allerlei Naturgewalten und Schicksalsschlägen, deshalb musste er von den Menschen mit allerlei Riten/Opfergaben besänftigt werden.

  • Bakram:
    Aiko:

    Das kommt auf die christliche Sekte an - im Katholizismus gibt es keine Heilsgewissheit - d.h. die Taufe befreit zwar von der Erbsünde, aber deine Taten können dich eben in die Hölle führen


    Es stimmt, es existieren Unterschiede in den christlichen Schulen. Allen gemeinsam ist die Vergebung der Sünden. Man kann morden und Totschlagen soviel man will solange man anschliessend beichtet, Busse tut und vor allem aufrichtige Reue zeigt, dann werden die "Sünden" vergeben und man darf nach dem Tod in ein "reines Land" eintreten.


    Das war das Verkaufsargument des Christentums und ein Grund weshalb es sich als Weltreligion durchsetzte: man "erfand" einen Gott der Erbarmen hat, ein Gott der den Menschen vergibt. Vorher war Gott v.a. eins: zornig. Er zeigte diesen Zorn den Menschen in Form von allerlei Naturgewalten und Schicksalsschlägen, deshalb musste er von den Menschen mit allerlei Riten/Opfergaben besänftigt werden.


    Den Gott brauchte man nicht erfinden - der war ja bereits da - als Gesetzgeber der Juden. Was man erfunden haben mag, dass hat man von den Griechen übernommen - die Einteilung von Körper, Seele, Geist und bei den Ägyptern gab es ja auch bereits die Unsterblichkeit - da allerdings noch als Körper-Seele.
    Im Christentum geht es also um die Rettung der Seele - durch den Geist - und der Körper kann dann schon im Gefängnis seine Strafe absitzen oder auch verbrannt werden, als Ketzer.
    Wobei es hier natürlich noch das Christentum vor der ersten Spaltung ist - und hier hat man sich vor allem gegenüber der Gnosis abgrenzen wollen.
    Als Weltreligion hat sich das Christentum durchgesetzt, weil es mit den jeweiligen Weltmächten kooperierte und sich auch an Stelle der weltlichen Macht setzen konnte. Das gilt bis heute - denn die USA sind eine religiöse Weltmacht.

  • Aiko:

    das findet sich auch im Buddhismus, denn in den Darstellungen des Daseinskreislaufes sieht man immer Buddha als Erlöser.


    Meiner Ansicht nach hat sich dies reaktionär so entwickelt. Buddha selbst hat sich sicher nicht als Erlöser gesehen.


    Amitabha ist so ein Fall: Hier werden die "Gläubigen" geführt respektive befreit. Ausser Gesetze zu befolgen müssen sie keine eigene Verantwortung für ihre "Befreiung" tragen. Zumindest wenn das Ziel das reine Land ist. Eigentlich ist die Idee, dass diese Menschen, so sie es durch Einhalten von Regeln zum Wiedererscheinen im reinen Land brachten dort soweit erstarken, dass sie dann vom reinen Land aus fähig sind aus eigener Anstrengung Nibbhana erlangen.


    Bakram

  • Aiko:

    Den Gott brauchte man nicht erfinden - der war ja bereits da - als Gesetzgeber der Juden


    Ja aber der war erbarmungslos. Jahwe war ursprünglich ein Vulkangott. Wenn man das alte Testament anschaut: Vertreibung aus dem Paradies, Sintflut, Soddom und Gomorrha ( = Vulkanausbruch !) etc.


    Jesus erfand nicht Gott aber er erfand einen "barmherzigen Gott". Gott als Freund und Helfer nicht mehr brutaler Züchtiger.


    Bakram

  • Bakram:
    Aiko:

    Den Gott brauchte man nicht erfinden - der war ja bereits da - als Gesetzgeber der Juden


    Ja aber der war erbarmungslos. Jahwe war ursprünglich ein Vulkangott. Wenn man das alte Testament anschaut: Vertreibung aus dem Paradies, Sintflut, Soddom und Gomorrha ( = Vulkanausbruch !) etc.


    Ja und? Der König David war ein Terrorist - . Das erste Buch Moses - haben die Juden von den Sumerern abgeschrieben, nach dem sie in Gefangenschaft bei den Babyloniern erlebt haben, wie wichtig es ist eine eigenen Geschichte zu basteln.
    Und da fängt man natürlich mit dem an, was da ist - Natur und Gewalt.

    Zitat


    Jesus erfand nicht Gott aber er erfand einen "barmherzigen Gott". Gott als Freund und Helfer nicht mehr brutaler Züchtiger.


    Ja - das war seine Erfahrung - wenn man gehorcht, dann ist Gott barmherzig - aber man landet dann am Kreuz. Hütet euch vor den Menschen - sagte er auch. Es lässt sich auch so sagen - wenn dieses, dann jenes - wenn Gehorsam, dann Erbarmen.
    Absichtslosigkeit und Freundlichkeit gehören zusammen.
    Aber Gott ist kein Helfer - helfen musst du dir selbst und vor allem den anderen, den Hilflosen.

  • Aiko:

    helfen musst du [...] vor allem den anderen, den Hilflosen.


    Das kann man aber nicht als hilfloser Säugling :!:


    Das ist die andere Seite der Medaille und führt uns zurück zum Anfang des threads :D


    Bakram

  • Bakram:
    Aiko:

    helfen musst du [...] vor allem den anderen, den Hilflosen.


    Das kann man aber nicht als hilfloser Säugling :!:


    Was soll das denn? Ich red' hier von Erwachsenen - Säuglinge wissen nichts von dem ganzen Glaubenszeug. Sie erfahren aber als heranwachsende Kinder Verbote, Schläge, Missbrauch und Verwahrlosung. Auch von christlichen Einrichtungen - wissen wir ja inzwischen zum Glück. Wenn man sich als Erwachsener dem Kind überlegen glaubt und meint, man hätte ein Recht der Erziehung, dann hat man vergessen, wie das als Kind mal war - man hat es verdrängt und will es nicht wissen, weil es sehr schmerzhaft ist, wenn Eltern keine Rücksicht nehmen auf die Verletzbarkeit des Kindes.

    Zitat


    Das ist die andere Seite der Medaille und führt uns zurück zum Anfang des threads :D


    Erklärs mir mal.

  • Aiko:

    Erklärs mir mal.


    Ich interpretierte die beiden Zitate mit dem "Mythos Kleinkind" dahingehend, dass das Kleinkind als Model oder Vorbild dienen könnte um sowohl im christlichen Kontext wie auch im buddhistischen Kontext (Fesseln) Befreiung zu erlangen.


    Buddha verneint dies. Denn ein Kleinkind besitzt die dazugehörige Neigung Persönlichkeitsansicht auszubilden oder andere niederzehrende Fesseln. Ich zitierte dann ein weiterer PK Text wo Buddha erklärt ein Kleinkind kann auch nicht als Modell für "Verwirklichung" dienen.


    Dann kam der ganze christliche Exkurs, welcher schliesslisch bei so was wie Nächstenliebe endete. Hier habe ich angemerkt, dass ein hilfloses Kleinkind nicht fähig sei zur Nächstenliebe (oder gar Hilfe/Beistand), geschweige denn die Brahmavihara auszubilden.


  • Ja - da stimme ich dir zu. Deshalb ist das mit dem Titel dieses threads ja auch weder aus dem christlichen noch buddhistischen Kontext.
    Die Kind Metapher bezieht sich im Christlichen auf das Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf.

  • nibbuti:

    Jesus sagte:

    Zitat

    Wer das Reich Gottes nicht so annimmt (empfängt), wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. (Markus 10,38)


    Buddha sagte:

    Zitat


    Ich glaube, der ehrwürdige Jesus meint hier, der Geist soll so unvoreingenommen nicht bewertend Beobachten und Wahrnehmen, wie ein Kind es seiner Vorstellung nach tut, wenn es die Welt zum ersten Mal entdeckt.

  • Mirco:

    Ich glaube, der ehrwürdige Jesus meint hier, der Geist soll so unvoreingenommen nicht bewertend Beobachten und Wahrnehmen, wie ein Kind es seiner Vorstellung nach tut, wenn es die Welt zum ersten Mal entdeckt.


    Und darüber kann man jetzt spekulieren bis man schwarz wird oder auch nicht.
    Deine Interpretation halte ich jedenfalls für eindeutig viel zu buddhistisch.
    Ich glaube ja eher das er es mehr mit dem Glauben hatte und
    viele Erwachsene wollten ihm seine Story mit dem "Gottessohn"
    nicht abnehmen. Damit meinte er eben das sie arm sein sollten im
    Geiste wie Kinder denen man eben alles erzählen kann und die
    glaubten was immer man erzählt. Denn in ihrer Naivität glauben sie
    eben alles bis zum Weihnachtsmann, Hauptsache es ist eine schön
    vorgetragene Geschichte. Und so einen Geschichte wollte er den
    Zuhörern ja andrehen.