Gegenmittel gegen die Plagen?

  • Zitat

    Das hat nichts mit dem Thema zu tun. Es wurde nicht nach jhanas gefragt, sondern welche Meditation gegen Plagen hilft.


    Natürlich hat es etwas mit dem Thema zu tun. Zwischen Plagen und Hindernissen gibt es zumindest für mich keinen Unterschied. Wenn die Frage lautet welche Meditation gegen die Hindernisse hilft, sollte es wohl nicht verwundern wenn eine Meditation erwähnt wird bei der diese ausgeräumt werden. Dass dabei als Ergebnis der Eintritt ins erste Jhana erfolgt ist eher eine Wirkung und keine Ursache.


    Es ist nunmal so, dass


    gerichtete Aufmerksamkeit Müdigkeit und Mattheit überkommt,
    verbleibende Aufmerksamkeit Zweifel überkommt,
    Glückseligkeit und Verzückung bösen Willen überkommt,
    friedliche Freude Unruhe überkommt und
    Einspitzigkeit Sinneslverlangen überkommt.

  • EinGedanke:

    gerichtete Aufmerksamkeit Müdigkeit und Mattheit überkommt,verbleibende Aufmerksamkeit Zweifel überkommt,Glückseligkeit und Verzückung bösen Willen überkommt,friedliche Freude Unruhe überkommt undEinspitzigkeit Sinneslverlangen überkommt.


    Du erwähnst hier die Nivarana.


    Da muss ich entgegnen dass ich der Frage von gbg:


    gbg:

    Wenn ich Lüsternheit verspüre, zornig bin oder widerwillig, wenn ich unwissend bin oder verblendet


    Nicht nivaranas sondern eher samyojana herauslese.


    Nivaranas trüben den "klaren Blick"*, Samyojana fesseln ans Dasein. Letztere können nur auf dem 8 fachen Pfad gelöst werden wobei Smadhi (Meditaion) nur eines von 8 gleichwertigen Gliedern ist.


    Erstere werden gemäss Buddha (so steht es zumindest im PK) nicht durch Meditation überwunden sondern durch eine geeignete Lebensführung.


    Ob man dies in unserer heutigen Zeit tatsächlich nur durch asketische Abkehr erreicht wird oder ob es andere Möglichkeiten gibt sei mal dahingestellt. Wichtig ist mir aber zu betonen, dass Meditation hier nicht der Schlüssel zum Erfolg ist.
    Es gibt weder eine Meditation die hilft besser zu meditieren, noch die für sich allein zur Erlösung führt. Ich mag das Wort Meditation nicht, da es viel zu weit gefasst wird.


  • Da stimme ich dir zu, denke aber auch, dass es eine Beziehung gibt zwischen getrübtem Klarblick und dem gefesselt sein ans Dasein.


    Punk:

    Wichtig ist mir aber zu betonen, dass Meditation hier nicht der Schlüssel zum Erfolg ist.


    Jupp:


    EinGedanke:

    Damit reißt du die Wurzel des Problems zwar nicht raus, jedoch ist es allemal besser fleissig zu praktizieren und über einen balancierten und gesunden Geist zu verfügen.


    Wie du ja selbst sagst gehört es zum 8fachen Pfad dazu.

  • EinGedanke:

    Damit reißt du die Wurzel des Problems zwar nicht raus, jedoch ist es allemal besser fleissig zu praktizieren und über einen balancierten und gesunden Geist zu verfügen.


    Hi EinGedanke


    Womit reißt man die Wurzel des Problems deiner Meinung nach aus, nachdem man fleißig praktizierte & über einen balancierten & gesunden Geist verfügt?


    :?:

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Das unterscheidet sich innerhalb einiger buddhistischer Traditionen. Grundsätzlich ist es auf die eine oder andere Weise eine Form von Vipassana, die zusammen mit Samatha verschmilzt.


    Grundsätzlich geht es darum den Unterschied zwischen dem ersten Kettenglied des bedingten Enstehens und seinem Gegenteil zu erkennen. Die emotionalen Plagen und Hindernisse sind sekundäre Verunreinigungen, das primäre Problem ist allerdings Nicht-Wissen bezüglich der Realität wie sie wirklich ist. Es ist also eine kognitive Fehlwahrnehmung die der Hauptgrund für die Kontinuität der 12 Kettenglieder ist.


    Anders ausgedrückt könnte man auch sagen, dass das Erkennen der Natur unseres Geistes die Wurzel-Ignoranz beendet. Die Natur unseres Geistes ist wie ein substanzloser Kristall der auf Grund seines Potentials in der Lage ist Samsara als auch Nirvana darzustellen. Durch Nicht-Erkennen entstehen Fabrikationen, Bewusstsein und alles andere. Diese verschleiern dann die Natur unseres Geistes, die unter allen Umständen perfekt ist und nicht etwas ist, dass erschaffen werden müsste. Der Geist erkennt sich selbst nicht, an seine Stelle tritt ein konzeptuell wahrnehmender Intellekt. Dieser begrenzte Geist nimmt sich dann selbst als ein Subjekt wahr und identifiziert im Gegensatz dazu extern erscheinende Objekte, die als wirklich existent gesehen werden.


    Der Display aller Erscheinungen wird auf einzelne enge Fragmente reduziert und durch eine Art Tunnel-Blick gesehen, der den Rest abdimmt. Die Aufmerksamkeit springt daraufhin unaufhörlich von einem Fragment zum nächsten und hinterlässt eine Art emotionale Staubwolke, weil dem fokussierten Fragment Attribute wie angenehm, unangenehm oder neutral zugesprochen werden. Es ist ein dauerhafter Zustand von Anspannung. Es kostet Energie sich ständig auszurichten.


    Die Unzertrennbarkeit zwischen wissender Klarheit und Leerheit des Kristalls, die völlig frei ist von einem Subjekt/Objekt und Existenz/Nicht-Existenz ist, wird durch die Bildung von Konzepten überschattet, Vorstellungen/Gedanken denen Bedeutung, Signifikanz und Wahrheitsgehalt zugesprochen wird weil sie eine emotionale Ladung tragen und damit irgendwie "schwer" und echt erscheinen. Obwohl da nicht wirklich jemand ist werden Dinge persönlich genommen. Da ist immer ein Ich-Fragment, immer eine schwere die absolut echt erscheint, ein tiefes Ich-Gefühl. In Wirklichkeit ist es ein in die Realität geträumter Traum, der durch den konditionierten Prozess konzeptueller Orientierung am Leben gehalten wird. Obwohl es auf nichts echtem basiert wird Stress erlebt.


    Mit anderen Worten, Gedanken werden nicht als Gedanken wahrgenommen. Das was wir Hier und Jetzt nennen wird nicht als substanzlose Darstellung unserer Kristall-Natur gesehen, sondern als absolut existierende Objekte, die sich in einem absolut existenten, physischen Raum befinden. Es gibt dieses Hier und Jetzt und es gibt ein Nicht-Hier und Nicht-Jetzt. Dieser Raum ist konditioniert.


    Konventionell gesehen gibt es diese Objekte und diesen Raum. Wir können darüber sprechen und Theorien bilden. Konventionell gesehen gibt es ein Ich. Jedoch gibt es einen Unterschied zwischen Konventionalität und Konditionierung. Konventionen können als das erkannt werden was sie sind, eine Alltagshilfe die uns bei unserer Verständigung hilft und uns z.B. dabei hilft eine international gültige mathematische Sprache zu verwenden durch die man technische Erfindungen möglich machen kann. Wenn jedoch Konventionen nicht als Konventionen wahrgenommen werden sondern als mehr als das, ihnen also ein absoluter und nicht nur relativer Wahrheitsgehalt zugesprochen wird, beginnen diese Konventionen uns zu konditionieren.


    Konzepte beziehen sich nicht auf wirklich existente Dinge. Ihr Referenz-Bezug ist immer nur konventionell. Zwischen Gedanken und Erscheinungen gibt es keine direkte Verbindung. Erscheinungen sind Erscheinungen und Gedanken sind Gedanken. Gedanken haben also keinen inhärenten Wahrheitsgehalt, absolut gesehen sind sie nur eine blitzartige Interferenz zwischen anderen Erscheinungen.


    Wenn wir von diesen Gedanken konditioniert werden, bildet sich eine "enge" Gedanken-Kette die eine Art virtuelle Realität, ein Hologramm bildet, dessen Transparenz nicht erkannt wird. Konventionalität wird nicht mehr als relativ sondern als absolut gesehen. Ich bin wirklich existent in diesem Körper, ich denke meine Gedanken, diese Welt existiert wirklich und nicht relativ. Ich fürchte mich vor Nicht-Existenz. Alles wird also im Lichte dieses beschränkten Rahmens gesehen der nur Extreme kennt, der nicht die leere aber auch gleichzeitig klare Natur dieses momentanen, mühelosen und substanzlosen Kristall-Displays.


    Wir können diese Kette durchschneiden indem wir die Natur von Gedanken direkt sehen. Anatta sagt uns, dass es einen Denker nicht gibt. Ist das wirklich so? Wenn es einen Denker gibt, müsste dieser in der Lage sein zu wissen was sein nächster Gedanke ist. Können wir das wissen? Die Abwesenheit eines Denkers bedeutet allerdings nicht, dass Gedanken nicht entstehen. Wenn es keinen Denker gibt, wie kann es dann sein, dass Gedanken in Erscheinung treten? Wenn Gedanken über echte Substanz verfügen würden, müssten sie von irgendwo herkommen und auch irgendwo hingehen. Passiert das so? Wenn ein Gedanke direkt gesehen wird, wird die Natur unseres Geistes direkt berührt. Nämlich gleichzeitige Klarheit und Leerheit und das konsistente Potential Dinge darzustellen. Gedanken sind glasklar, jedoch ist da nicht wirklich etwas. Gedanken treten nicht wirklich in die Existenz, weil sie nirgendwo herkommen, nirgendwo verbleiben und nirgendwo hin verschwinden. Ihre Klarheit macht jedoch Nicht-Existenz unmöglich.


    Wir tun also im Grunde genommen nichts, wir meditieren nicht. Jedoch sind wir auch nicht abgelenkt, wir springen nicht unachtsam auf einen "engen" Gedankenzug der unsere Aufmerksamkeit durch eine Assoziations-Kette ins Land der Träume bringt und wir dösen auch nicht verschlafen vor uns hin. Aber wir blockieren Gedanken auch nicht. Wir strengen uns in keinster Weise an. Wir erkennen einfach direkt und kommentarlos was da vor sich geht. Gedanken werden nicht durch uns angestoßen und Gedanken werden auch nicht durch uns befreit. "Wir" in diesem Zusammenhang sind ohnehin nicht einmal existent, ein "Wir" wäre nichts weiter als ein konzeptueller Referenzpunkt, was nichts anderes als auch ein Gedanke ist. Wichtig ist zu verstehen, dass jede Art von konzeptueller Ausrichtung und Strategie nichts weiter als ein subtiler Gedanke ist, also das was die Konditionierung aufrecht hält. Indem wir dieses "nicht-tun, aber erkennen" praktizieren schneiden wir die Kette durch und ruhen gleichzeitig in der Natur des Geistes. Nichts-Tun, weil, dass alles von selbst passiert. Es ist völlig mühelos. Erkennen, weil genau das fehlt uns um Ignoranz zu beenden. Erkennen, dass das alles von selbst passiert und man diesem natürlichen Prozess nichts beitragen muss.


    Auf diese Weise wird der konditionierte Raum der auf Nicht-Wissen beruht zerstört und der nich-konditionierte Raum unserer wahren Natur entblößt. Wir müssen das Zerschneiden der Ignoranz immer und immer wieder üben, bis wir stabil in der Mühelosigkeit des ungeborenen, unkonditionierten Raumes ruhen, denn die primäre Ignoranz meldet sich bald wieder. Ihr Momentum ist mächtig. Unendlich altes Karma.


    Aber im Grunde genommen ist es die leichteste und höchste Form der Praxis. Non-Meditation. Dies ist der Pfad der automatischen Selbstbefreiung von Gedanken. Am Anfang macht man es sitzend, bei allmählicher Stabilität fließt diese Nicht-Tun Qualität in jede Art von alltäglicher Tätigkeit. Handelt man auf diese Weise wird kein Karma erzeugt, das den Prozess der 12 Kettenglieder der Ignoranz am Leben hält. Auf diese Weise wird Dasein und Samsara beendet. Die kognitive Fehlwahrnehmung, die einen davon abhält Leerheit nicht-konzeptuell wahrzunehmen, wird aufgehoben.


    Es ist jedoch sehr leicht seine Wahrnehmung auf eine subtile und unbewusste Weise zu manipulieren wie ich hier erwähnt habe:



    Und die mentale/konzeptuelle Ausrichtung die man in Samatha-Meditation erlebt:


    Zitat

    Akzeptanz ist immer eine konditionierte, geistige Einstellung. Also auch ein Produkt unseres Nicht-Wissens. Wissen ist ein Erkennen, dass es weder etwas zum akzeptieren gibt, noch jemanden der loslassen könnte. Diese Optionen stehen in Wirklichkeit gar nicht zur Verfügung. Man kann dies auf zwei Weisen verstehen. Die eine ist eine gedankliche (mentale Schlussfolgerung), die im Grunde genommen nichts wert ist und die andere die authentische die uns der Buddha letztendlich vermitteln wollte. Denn nur sie kann Leid wirklich beenden. Alles andere ist nur Selbstbetrug.

    Es gibt viele Formen von Akzeptanz/nicht Anhaften/Loslassen, grobe und subtile. Gewissermaßen sind dies Binsenweisheiten die es auch bei uns schon immer gab, da brauchte es keinen Weisen aus Indien. Der psychologische Ratschlag zu akzeptieren funktioniert auf einer groben Ebene. Dann gibt es auch Akzeptanz auf einer spirituellen Ebene, aber dies ist eben auch nicht das worum es geht. Da ist immer ein Subjekt mit einem Objekt beschäftigt. Da ist immer eine Struktur und eine Strategie am Werk die letztendlich eine instabile Konditionierung ist.


    Wenn man nicht in der Lage ist diese Konditionierung direkt aufzulösen muss man von Gegenmittel Gebrauch machen, weil sie uns zu einer günstigeren Ausgangssituation verhelfen. Der "Sprung" ins unkonditionierte fällt dann leichter.


    Sobald die zusammengebrauten Zustände der 5 Hindernisse präsent sind ist es sehr viel schwerer sich in den unkonditionierten Raum hineinzuentspannen. In diesem Fall macht es sehr viel Sinn Samatha-Meditation zu praktizieren bis die sekundären Verunreinigungen nicht mehr die automatische Selbstbefreiung der Gedanken trüben. Wenn man jedoch zunehmend mehr Erfahrung und Vertrauen bezüglich des befreiten "Zustandes" hat, wird es immer leichter fallen sich darin wiederzufinden.

  • Noch eine Anmerkung dazu,


    ich habe ja erwähnt, dass in der Natur unseres Geistes Leerheit und Klarheit keine zwei verschiedenen Dinge sind. Genauso muss es mit "nichts-tun, aber erkennen" sein. Wenn "nichts-tun" und "erkennen" nicht identisch sind, bedeutet es, dass das erste Kettenglied des bedingten Entstehens aktiv ist und damit auch die Präsenz konzeptueller Wahrnehmung.


    Das ist die oben angesprochene subtile Konditionierung. Der Erkennende Aspekt wird zu einem Subjekt, das als im Hintergrund verbleibender Beobachter Kommen und Gehen von Gedanken beobachtet. Es ist eine sehr subtile Anstrengung. Nicht die richtige Art von Achtsamkeit, sondern ein Erkennen durch Hinschauen/Ausrichtung.


    Es muss ein müheloses Erkennen ohne Hinschauen sein. "Nichts-tun" und "Erkennen" müssen nicht durch einen konzentrativen Akt zusammengeführt werden, ganz im Gegenteil. Im natürlichen Zustand sind sie bereits identisch. Es ist so, dass wir permanent damit beschäftigt sind aus dieser Mühelosigkeit rauszusteigen indem beides voneinander getrennt wird.


    Es gilt also zu erkennen, dass beides bereits unzertrennbar voneinander ist und das passiert nicht indem etwas getan wird. Losgelöstheit und tiefe Entspannung sind in diesem Fall wichtiger. "Nichts-tun" hält einen davon ab Sinneserscheinungen hinterherzuwandern und "erkennen" hält einen davon ab in einem blinden, dösigen Zustand zu verweilen. Das ist die höchste Form von Samatha und Vipassana.


  • Versuch mein derzeitiges Erkennen aufzuschreiben.
    Alle Erscheinungen erscheinen, sie sind einfach sein. Sinne nehmen die Erscheinungen wahr, erkennen sie.
    Bewusstsein-Sinn verbindet die Erscheinungen zu einem Erkennen/Wiedererkennen und leitet Tun ein wie die Erscheinungen gehandhabt werden wollen, entweder eben mit dem Körper, den Gedanken oder durch Ausblendung.
    Da ist "nichts-tun, aber erkennen" identisch. Denn es ist ein Handeln das geschieht ohne das da das erste Kettenglied aktiv ist.


    Wenn die Erscheinungen nicht so erscheinen wie Ich es mir Vorgestellt habe dann kommt es zur Trennung. Ich fange an mir Gedanken "zu machen", nicht mehr Gedanken so zu lassen und tun lassen wie sie sind sondern Zweifel zu sähen.
    Meine Konzepte der Handlung kommen in Anwendung. Die Erscheinungen werden Interpretiert, anhand von Vorstellungen nicht mehr so genommen wie sie genommen werden wollen sondern so wie ich sie nehmen will.
    Meine Konzepte sind aber starr und können meist nicht mehr die Ergebnisse bringen die sie irgendwann mal gebracht haben. Ich erhalte ja nur Konzepte die mal erfolgreich waren und mir brachten was ich wollte. Ich habe erfolgreich die Erscheinungen behandelt und das führt zu einem Konzept das ja, weil es erfolgreich war, nicht überprüft werden muss. Doch die Konzepte passen sich nicht der Vergänglichkeit an und werden immer Erfolgloser. Ich sehe das aber dann so das eben die Erscheinungen Schuld daran haben das es nicht mehr so geht wie sonst, mein Konzept ist bewiesenermaßen richtig, also müssen die Erscheinungen falsch sein.
    Ich weiss nicht warum es nicht mehr so läuft aber eigentlich will ich es auch nicht wissen denn eines weiss mein Ichsein, wenn ich daran gehe wirklich die Erscheinungen als so sein anzunehmen muss ich meine Konzepte/Rezepte prüfen und verändern. Ich glaube aber ein bestimmtes Ich zu sein und das will sich erhalten. Das machte mein Niedergeschlagenheit aus. Das immer wieder auftauchende Erkennen das es dieses Ichsein nicht als Ichbin gibt. Ichsein war identisch mit Ichbin und das macht die Plagen aus. Ichbin will stabil sein damit andere mit mir rechnen können. Ich will etwas sein das ein Glied in der Kette der Vorstellungen der Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen(Lebewesen ist nicht korrekt :) )ist. Es war und ist für mich immer noch schwer die Fahne mit dem Wind flattern zu lassen, mich so zu verhalten wie es die Erscheinungen erfordern. Meist lag ich richtig, doch die Brüche in meiner Berechenbarkeit machten mich zum Außenseiter. Ich hänge meine Fahne in den Wind und genau das macht mich unberechenbar, doch was soll die Fahne machen? Sie kann nur mit dem Wind flattern, gegen alle die behaupten das die Fahne den Wind bewegt.
    liebe Grüße
    Helmut

  • Dear Helmut, du weißt ja, ich will mich hier soweit als möglich raushalten. Aber da wir uns jetzt schon ne ordentliche Zahl lang kennen.. . Aufgabe: Sitz einfach eine Weile lang. Kennst du ja. Führe diese Aufgabe aus und du wirst möglicherweise bemerken, daß du in Folge »einfach nur Sitzen« praktizierst, anstatt einfach nur zu sitzen. Warum? Weil Bewusstsein diese Aufgabe ergreift bzw. zu einem verdinglichten Konzept macht. Das ist bloß gekünstelt. Das drückt sich als Qualität einer fokussierten »Nur Sitzen'heit« aus, die das Erleben durchdringt. Ein Bewusstseinszustand; Subjektivität. Also, Immer wenn du dich nach der Umsetzung dieser Aufgabe beim meditieren bzw. praktizieren erwischt, anstatt einfach nur zu sitzen, beende bzw. unterbrich diese so erkannte »Meditation« immer wieder und sitz einfach. Glaube nicht, daß sich ohne diesen sofortigen Schritt der »Unterbrechung und Wiederumsetzung« deine praktizierte Umsetzung nach einiger Zeit schon ganz von selber in eine faktische Umsetzung »verwandelt«. Vielmehr - so zu sehen bei den meisten »Zenern« die ich kenne - besteht dabei die Gefahr, daß sich die praktizierte Umsetzung mit der Zeit dermaßen verfeinert, daß sie nicht mehr als bloß »praktizierte Umsetzung« erkannt wird bzw. nicht mehr als bloß praktizierte und somit fabrizierte Umsetzung erkannt werden will, da ja fälschlicherweise angenommen wird, man würde die Aufgabe nicht mehr praktizieren. Der Dogen hätte sich selbst und sein Gefolge besser jedesmal mit nem Kübel Wasser über den Kopf aus »einfach nur Sitzen« gerissen. Anmerkung: Da es sich hier nicht um »Meditation« inklusive deren Bewusstseinszustände handelt, spielt es klarerweise auch keine Rolle, »wie man sitzt«.

  • Namaste


    mag ja nicht unnötig "mäkeln", aber... :)


    Nichts tun und Erkennen können nicht identisch sein.
    Erkennen ist bereits ein aktiver Prozess. Erkennen bedeutet wiedererkennen, etwas mit Bedeutungsinhalt aufladen.
    Ein Mittel, angewendet gegen Verwirrtheit und Angst.
    Wahr genommen mit aktiven Sinnen.
    Shamata allein reicht nicht aus, um eine Erklärung zu finden.



    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Ja, es ist nicht gerade das optimalste Wort. Da "Erkennen" normalerweise ein aktiver Prozess ist, bei dem es einen Referenzpunkt und eine Ausrichtung gibt, enstehen Subjekt und Objekt gleichzeitig. Ich sage "Erkennen" um ein häufiges Extrem zu vermeiden das beim "Nichts-Tun" theoretisch auftreten kann, nämlich trance-ähnliche Blindheit. Ein vager Zustand wie in einem Vakuum. Ist ruhig, entspannt, kann angenehm sein, ist jedoch ein Zustand der Dummheit.


    Wenn wir jedoch damit anfangen Blindheit aufzugeben um zu "Erkennen", fangen wir wieder an etwas zu "tun". Deswegen muss die Balance gefunden werden in der "Nichts-Tun" und "Erkennen" identisch sind.
    Dieses "Erkennen" ist also nicht wirklich die übliche Art des Erkennens von etwas. Es ist eher eine spezielle Form des Wissens, bei der Leerheit nicht-konzeptuell wahrgenommen wird.


    Dazu muss erkannt werden, dass Wissen und gewusstes identisch sind und wenn das passiert fangen die Dinge an zu erlöschen.

  • gbg:

    Wenn ich Lüsternheit verspüre, zornig bin oder widerwillig, wenn ich unwissend bin oder verblendet was muss ich dann für entsprechende Meditationen wählen und seht ihr in den Meditationen Gefahren für andere Plagen quasi als Nebenwirkungen der Meditationen?


    Nebenwirkung jeglicher Meditation ist Selbstverleugnung. Wer zum Beispiel gierig ist und »Loslassen« praktiziert, ist »tatsächlich« immer noch gierig, sonst müsste er es ja nicht »praktizieren«. Mag sein daß in Folge einer »Praxis« angenommen wird, man würde loslassen, doch spätestens wenn die Praxis endet sollte klar sein, daß man immer noch gierig ist und nicht »tatsächlich« losgelassen hat. Doch das wird meist nicht bemerkt, daher wirken die scheinbar »positive Folgen« der Praxis scheinbar auch nach der Praxis. Damit macht man sich nur was vor und das Problem wird unter den Teppich gekehrt. Man darf sich jedoch sicher sein, daß es in anderer - meist »spiritueller« - Form wieder zutage treten wird. Darum ist es trotz aller scheinbar positiven Folgen notwendig, die Wurzel des Übels irgendwann auch unmittelbar anzugehen. Veränderung auf Basis von Ignoranz ist meiner Ansicht nach letztendlich Kraftverschwendung, Spekulation wie krankmachende Selbstverleugnung. Scheinheiligkeit ist nur das kleinste Übel dessen.


    Doch zumindest im Buddhismus ist diese Gefahr im Gegensatz zu Advaita & Co. potentiell gebannt, da es hier letztendlich um »tatsächliche Losgelöstheit« bzw. »primordiale Losgelöstheit« geht; zumindest nachdem diverse »praktizierte Bewusstseinszustände« als das erkannt worden sind, was sie sind - und daraus die Konsequenz gezogen wurde.

  • Ich würde jedoch nicht soweit gehen und die "scheinbar positiven Folgen" als sinnlose Kraftverschwendung missachten. Es ist wichtig in sie nicht zu viel hineinzuinterpretieren und sie als das zu erkennen was sie sind, ein wichtiger Bestandteil des Pfades, jedoch nichts was aus einem Selbstzweck heraus existiert.


    Diese Dinge sind nämlich nicht nur konditioniert, sondern auch konventionell und konventionell gesehen gibt es einen Unterschied zwischen guten Zuständen und schlechten.
    Der Zustand eines Buddhas ist nicht einfach so zugänglich, theoretisch ja, praktisch gesehen kann und darf Karma nicht unterschätzt werden.


    Wenn Leerheit ein stabiler Bestandteil der direkten Erfahrung ist, ist alles okay. Wenn nicht, können "scheinbar positive Folgen" den Unterschied zwischen nicht richtig, schlecht, richtig schlimm und der Hölle ausmachen.
    Samsara kann relativ angenehm sein, aber für nicht wenige Menschen ist es buchstäblich die Hölle. Von Nachbar Hass bis Krieg, von Depression bis Selbstmord, zerstörerische Drogensucht usw. Und es muss nicht einmal wirklich so schlimm sein. Wenn man daraus nicht oder noch nicht direkt ausbrechen kann ist jede Art von relativer Praxis maßgeblich entscheident.

  • Namaste gbg


    Zitat

    Wenn ich Lüsternheit verspüre, zornig bin oder widerwillig, wenn ich unwissend bin oder verblendet was muss ich dann für entsprechende Meditationen wählen und seht ihr in den Meditationen Gefahren für andere Plagen quasi als Nebenwirkungen der Meditationen?


    Es ist sinnvoll Gegenmittel einzusetzen.
    Ich habe feststellen können, wenn ich unliebsame Emotionen einfach abschneide, von jetzt auf gleich zum Erlöschen bringt, kommen sie nachts in meine Träume und ich habe einen schweren Schlaf wie im Fieber.
    Lasse ich sie aber durch meinen Körper ziehen und versuche sie zu beobachten, wie sie auflodern durch den Körper ziehen, nachfühle wo sie sich aufhalten und sie dann, ohne sie anzurühren durchziehen lasse, habe ich sie damit verarbeitet und sie kommen nicht wieder.


    Wenn du aber aktiv etwas tun möchtest, weil du dieses Gefühl so pur nicht erleben möchtest und Aktivität als Gegenmittel einsetzten möchtest, solltest du versuchen heraus zu finden welches ursächliche Gefühl die Ursache ist für dein Empfinden und dann das entgegen gesetzte Gegenmittel anwenden.


    Der 9.Karmapa Wangtchug Dorje sagt dazu :
    "( 1. Die Kraft der Reue )...
    2. Die Kraft der Anwendung von Gegenmitteln : Die zweite Kraft besteht darin, als Gegenmittel zu schädlichen Handlungen heilsame Handlungen auszuführen.
    ( 3. Die Kraft der Abkehr von Fehlern )
    ( 4. Die Kraft des Rückhalts )



    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • EinGedanke:

    Ich würde jedoch nicht soweit gehen und die "scheinbar positiven Folgen" als sinnlose Kraftverschwendung missachten. Es ist wichtig in sie nicht zu viel hineinzuinterpretieren und sie als das zu erkennen was sie sind, ein wichtiger Bestandteil des Pfades, jedoch nichts was aus einem Selbstzweck heraus existiert.


    Veränderung muss immer aus sich selbst heraus und daher »natürlich« erfolgen, basierend auf unmittelbarer wie tatsächlicher Einsicht. Ich spreche hier noch nicht unbedingt von dem, was du Natur des Geistes nennst, sondern vom so erscheinenden Leben wie dessen Rückschlägen. Veränderung auf Basis von »Meditation« und daher nachweislich Spekulation wie Suggestion, ist und bleibt bloß tranceartiges Fantasieprodukt wie Selbstverleugung mit oftmals katastrophalen Folgen. Manipulierende wie hirn-waschende Mitmenschen sehen in dieser Sichtweise möglicherweise eine Gefahr, denn dann wäre es letztendlich sinnlos, jemanden der einem nicht passt, ändern zu wollen. Daß jegliche Veränderung basierend auf Ignoranz sinnlose Kraftverschwendung sei, bezieht sich dann letztendlich auf die vollständige Sichtweise, von der bisher die Rede war. Das mag sicher noch schwerer zu verkraften sein, aber irgendwie muss so erscheinende Solidität von Leben - Tod - Leben -Tod - .. ja auch weitergehen. Wer Buddhismus praktiziert »um sich zu verändern«, ist imho auf dem Holzweg. Meist sind das ja auch Mitmenschen, die glauben, Befreiung sei die höchstmögliche Spitze eines Bewusstseinszustandes.