Objekte von Shamatha

  • Losang Lamo:

    Aber für manche Personen ist objektlose Weite/Raum das passende Objekt.


    Objektlos ist der Raum eigentlich nie. Im Raum bewegen sich viele Objekte, die wir mit unserem menschlichen Sinnen nur nicht wahrnehmen. Leerheit und Erscheinung wird im tibetischen Buddhismus eigentlich auch immer zusammen dargestellt. Form ist leer. Leerheit ist Form. Da gibt es zu Akashakagharba (Meditationsgottheit des Raumes) auch interessante Sutren zu der Betrachtungsweise des Raumes.

  • Wenn die "Betrachtungsweise/ Fokusierung des Raumes" aber der Vorstellungen bedarf...das verstehe ich nicht...das ist doch ein Hinderniss?!Oder wird das als >geschicktes Mittel< gesehen ?

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • @ Tashili:

    Zitat

    (Wozu möchtest du wissen, wie oft welches Objekt vorkommt? Wenn du magst, sonst bis dann mal.)


    Ich möchte gern wissen was Standard ist. Gibt es keinen Standard(keinen Konsens) auf wesentliche Shamatha-Objekte ?
    Im Zen ist das der Fall.

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • Ist es das? Meint Nur Sitzen denn nicht nur Sitzen, sondern Sitzen und achtsam dem Atem folgen? Meinte Dogen nicht, daß man sich um kein Meditationsobjekt zu kümmern hat? Meinte nicht Kodo Sawaki, daß Zazen mit dem Körper praktiziert wird?

    Ich bin nicht im Heiligen Geschäft. Ich sing mein eigenes Lied.
    U.G.

  • Konsens? Ist wohl beim tibetischen Weg die Bedeutung der Lehrer Schüler Beziehung. Und speziell ist eben der Weg über tantra - Sachen später (wieder) bei Shamatha zu landen.
    Welche Objekte alle genutzt werden, hattest du ja gefunden.



    Welchen Zugang man nutzen kann, ist wohl Geschmacksache oder halt vorgeprägt, nehme ich an.

  • Sherab Yönten:
    Losang Lamo:

    Aber für manche Personen ist objektlose Weite/Raum das passende Objekt.


    Objektlos ist der Raum eigentlich nie. Im Raum bewegen sich viele Objekte, die wir mit unserem menschlichen Sinnen nur nicht wahrnehmen. Leerheit und Erscheinung wird im tibetischen Buddhismus eigentlich auch immer zusammen dargestellt. Form ist leer. Leerheit ist Form. Da gibt es zu Akashakagharba (Meditationsgottheit des Raumes) auch interessante Sutren zu der Betrachtungsweise des Raumes.


    Doch, im Falle der Nutzung als Meditationsobjekt ist der Raum objektlos. Als Konzentration. Was für Objekte tatsächlich im Raum herumfliegen mögen oder womit er noch abhängig in Verbindung stehen mag, ist für diese Meditation unerheblich - bzw wäre es ein Hindernis, sich damit zu befassen.


    Als wir das Thema beim Khen Rinpoche hatten, sagte er aber auch gleich dazu, dieses würde er nun ausschließlich für diese Frau (mit den Atembeklemmungen) erklären. Die anderen, denen das zu unvorstellbar sei, sollten sich lieber ein konkretes Meditationsobjekt für ihre Shamataübung wählen.
    Mir liegt das Objekt "freier Raum" eigentlich ganz gut, aber vielen Leuten um mich herum rauchte bei der Belehrung der Kopf: "Wie soll das denn gehen? Wie kann man sich das denn vorstellen?" Da winkte Khen Rinpoche ab, sie sollen es einfach lassen, wenn's zu schwierig ist. Dieses Meditationsobjekt liegt nicht jedem. Deshalb soll man sich ja selbstständig was aussuchen, mit dem man gut klarkommt.
    Ein Meditationsobjekt soll ja eine Hilfe sein.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • raummeditation ist einfach, indem man sich vorstellt, wie das bewusstsein in 4 oder 8 oder 10 richtung kugelweise um sich heraus ausdehnt. anfangs nur so 10m in jede richtung, später immer mehr..
    imo. ist es wichtig, dies zu üben, denn eine übergroße fixierung ist auch nicht förderlich. dadurch entsteht zwar einspitzigkeit, aber keine gelassenheit.

  • raterZ:

    ...
    imo. ist es wichtig, dies zu üben, denn eine übergroße fixierung ist auch nicht förderlich. dadurch entsteht zwar einspitzigkeit, aber keine gelassenheit.


    Doch, Gelassenheit entsteht. Am Ende löst man sich vom Objekt.
    Solange man bei der Einspitzigkeit nicht gelassen ist, nennt sich das (in den Darlegungen des Lamrim) "Aufregung". Dann soll man locker lassen. Ist man zu locker und pennt ein oder schweift ab, so wird das als "Sinken" bezeichnet.
    Die Übung ist nun, zwischen Aufregung und Sinken hin und her zu gehen, indem man sich selbst beobachtet und sich vergegenwärtigt, was gerade ist, bis man schließlich die perfekte Mitte gefunden hat. Ist die erreicht, entsteht die sogenannte "Gefügigkeit" inklusive Glücksgefühlen, die man nicht beachtet. :lol:
    Das Meditationsobjekt hat bei der ganzen Sache die Funktion eines "Pflocks, an den der wilde Elefant des eigenen Geistes gebunden wird". Da hat man was, wo man immer wieder hin zurückkehren kann.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ja. Wallace nennt das Erregungszustände und Laschheitszustände:


    Die Erregungszustände werden von Wallace wie folgt definiert:


    Grobe Erregung: Die Achtsamkeit löst sich vollkommen vom meditativen Gegenstand
    Mittlere Erregung: Unfreiwillige Gedanken stehen im Mittelpunkt der Achtsamkeit, während der meditative Gegenstand an den Rand versetzt ist.
    Subtile Erregung: Der meditative Gegenstand verbleibt im Mittelpunkt der Achtsamkeit, aber unfreiwillige Gedanken tauchen an ihrem Rande auf


    Die Definition der Laschheitszustände:


    Grobe Laschheit: Die Achtsamkeit löst sich weitgehend vom Objekt aufgrund unzureichender Wachheit und Frische.
    Mittlere Laschheit: Das Objekt erscheint, aber nicht sehr scharf und deutlich
    Subtile Laschheit: Das Objekt erscheint scharf und deutlich, aber die Achtsamkeit ist ein bisschen schlaff."


    Zitiert aus "Die Achtsamkeitsrevolution" von B. Alan Wallace.

  • Losang:

    Zitat

    sogenannte "Gefügigkeit" inklusive Glücksgefühlen, die man nicht beachtet. :lol:


    :lol:


    doch.,doch,die sollte man schon "beachten",nur nicht drauf "reagieren"-vorstellungsmäßig.
    ihr habt seltsame wörter: aufregung und sinken und so weiter.muss ich dann erstmal ne weile drüber nachdenken.zen bezeichnet diese "dinge" recht sachlich,zumindest für meinen geschmack.,leichter zu merken.

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • °°°:

    Ist es das? Meint Nur Sitzen denn nicht nur Sitzen, sondern Sitzen und achtsam dem Atem folgen? Meinte Dogen nicht, daß man sich um kein Meditationsobjekt zu kümmern hat? Meinte nicht Kodo Sawaki, daß Zazen mit dem Körper praktiziert wird?


    interpretationssache.bin kein soto,kenn aber die methode.imgrunde "satipatthana"vom feinsten.(also ohne sich starr festzulegen).auch so ein "raumding".


    das wort "konzentration" wird leider inflationär verwendet.westler lieben dieses wort und genau darin liegt die gefahr.sie setzen es mit einer anweisung zur kontrolle und deswegen mit fixierung gleich.ich halte deswegen nichts von leuten,die es öfters als das Wort sammlung/samadhi benutzen.mir sagt das,daß sie nicht viel praxis-ahnung haben. :)

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • al-Nuri:

    ...
    ihr habt seltsame wörter: aufregung und sinken und so weiter.muss ich dann erstmal ne weile drüber nachdenken.zen bezeichnet diese "dinge" recht sachlich,zumindest für meinen geschmack.,leichter zu merken.


    Das Seltsame entsteht durch 1:1 sinngemäße Übersetzung aus dem Tibetischen (Tsongkhapa, Mittlerer Stufenweg).
    Das ist gewöhnungsbedürftig, fand ich auch, ja. Aber es ist nunmal die Sprache meines Lehrers, das bringt mir schon eine gewisse Affinität. Hinzu kommt: der Mittlere Stufenweg ist ja keine gefällige Sekundärliteratur, die für schnell-lesende Westler aufbereitet wurde, sondern es sind Wurzeltexte, die man ausgiebig meditiert. Da ist es schon wichtig, dass die Worte so nah wie möglich an der ursprünglichen Bedeutung dran sind.
    Ist auch ein schöner Prozess, wenn dieser zunächst sperrige Kram mit der Zeit immer verständlicher wird.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang:

    Zitat

    Ist auch ein schöner Prozess, wenn dieser zunächst sperrige Kram mit der Zeit immer verständlicher wird.


    Ja, das kann ich mir gut vorstellen.Es ist tatsächlich interessant und berührend,wenn sich erstmal recht unverständliche "Dinge" offenbahren, gewissermaßen: wenn man "tiefer eindringt". Bisweilen ist es mir selber unverständlich wie Visualisationen von Buddhas als Shamatha Objekt tauglich sein sollen,doch ich vermeine langsam zu "verstehen" warum und weshalb und wie... *schmunzel*Scheint eine Art "Eselsbrücke " zu sein,was keinesfalls irgendwie abwertend gemeint ist.Ich glaube ,dass "die Tibeter" Shamatha" weniger als "Technik" , sondern mehr als "Geistesfaktor" und "Zustand" verstehen.
    Anders als >Shine< ?

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • al-Nuri:

    ...Ich glaube ,dass "die Tibeter" Shamatha" weniger als "Technik" , sondern mehr als "Geistesfaktor" und "Zustand" verstehen.
    Anders als >Shine< ?


    Nein, das nehme ich nicht an. Shine = Shamata, nur in verschiedenen Sprachen, soweit ich weiß.


    Shamata ist eine Technik, einer von den beiden Flügeln "Methode & Weisheit", der grundlegend zum Fliegen gebraucht wird.
    Nur ist es bei den Tibetern angestrebt, zwischen Alltag und Praxis nicht mehr zu trennen. Praxis wird zum "Zustand", je mehr sie auch im Alltag realisiert wird.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Edit:

    Losang Lamo:


    Shamata ist eine Technik, einer von den beiden Flügeln "Methode & Weisheit", der grundlegend zum Fliegen gebraucht wird.


    Äh, huch, das meinte ich natürlich im übertragenen Sinne: "So wie ein Vogel beide Flügel braucht, um zu fliegen, braucht der Praktizierende Zweierlei: Methode und Weisheit. Er kann nicht eins verwerfen und dem anderen den Vorzug geben." Shamata ist also eins von Zweien.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Auf jeden Fall ist "Methode und Weisheit" nichts konventionell-bedingtes.
    Es ist seltsam,aber wenn ich von Objekt-Subjekt lese,generiert das kein Hinderniss,aber sobald ich darüber nachdenke oder eine Vorstellung entwickle wird das zum Hinderniss;regelrecht verkrampfe ich dann.Das ist genau so bei "Meditations-Objekten",dann kommt eine Künstlichkeit ins Spiel.Ich möchte daher das Thema für mich ruhen lassen.Ich hoffe einfach mal,daß die Lehrer wissen was sie tun. Und die Schüler genügend `unterscheidende Weisheit` entwickeln,obwohl ich sehr wohl weiß wie "hochstehend" das in diesem Fall ist.
    Ich danke allen für ihre aufklärenden Beiträge.

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."