Blaue, weiße, grüne Buddhas... Gibt es einen Katalog?

  • Ich habe das Buch "Das weise Herz der Buddhas: Eine Einführung in die buddhistische Bilderwelt." von Vessantara und Theo Kierdorf bereits zur Hälfte gelesen.
    Es liest sich sehr angenehm und vermittelt stetig den Bezug der Buddhas zur buddhistischen Praxis.
    Vessantara orientiert sich bei der dargestellten Systematik am tibetischen Totenbuch, einem traditionellen Text der Nyingma-Linie.. handelt es sich also um die Systematik der Nyingma-Linie?


    Im ersten Drittel werden Sadhanas, Mandalas, Visualisierungen, Einweihungen und deren Entstehungsgeschichte und Funktion sehr gut erklärt.
    Vipassana liefert zu jedem Buddha ein Visualisationsbeispiel, so dass man beim Lesen automatisch eine erste Visualisierung vornimmt.


    Ich kann das Buch für an der Thematik interessierte nur empfehlen!

  • Ich zitiere mich mal selbst..


    Ich:

    Vessantara orientiert sich bei der dargestellten Systematik am tibetischen Totenbuch, einem traditionellen Text der Nyingma-Linie.. handelt es sich also um die Systematik der Nyingma-Linie?


    Ja! Im weiteren Verlauf des Buches erwähnt Vessantara das die dargestellte Systematik die der Nyingma-Linie ist.
    Einen Unterschied zu den drei neuen tibetischen Schulen macht die Änderung der zentralen Buddha-Figur Vairocana im Mandala aus:
    Dieser wird in den neueren Linien mit Aksobhya vertauscht.. Akshobya steht dort zumindest im Anuttarayoga Tantra im Zentrum des Mandalas.
    Würde mich mal interessieren weshalb das so ist!

  • Hallo Thomas,


    es fällt mir schwer, mich in Beantwortung Deiner Frage einfach auszudrücken, aber ich versuche es mal.


    Akshobhya und Vairocana nehmen in gewisser Weise eine Sonderstellung ein, indem sie im Mandala als zentrale Gestalt vertauscht werden können, je nach dem Schwerpunkt, der in der entsprechenden Linie vorherrscht.


    Vajrasattva-Akshobhya stellt sich quasi als Summe aller verwandelten Skandhas dar, so dass er also die Gesamtheit des reinen Bewusstseinsprinzips repräsentiert.
    Vairocana stellt dagegen die Gesamtheit des Prinzips aller Gestaltung körperlicher Erscheinungsform dar, in der Weise, dass das Prinzip räumlicher Ausdehnung, also des Raums an sich, hier als Vorbedingung aller körperlichen Erscheinungsweisen fungiert.
    Genauer gesagt und in Beziehung gesetzt:
    Vairocana entspricht dem reinen latenten Aufbewahrungsbewusstsein, des Urgrunds aller Gestaltungen sozusagen, während Vajrasattva-Akshobhya die bewusste Erkenntnis dieses Zustandes darstellt.


    Dieses ist allerdings äußerst subtil zu verstehen und ist in Worten sehr schwer auszudrücken.
    Die Nyingma- und die Kagyü-Linie praktizieren hier unterschiedliche Akzentschwerpunkte, so dass die eine Linie Vairocana und die andere Linie Vajrasattva-Akshobhya als zentrale Gestalt einsetzt.
    Bei den Nyingmas spielt die Versinnbildlichung der All-umfassenden Großen Leere die zentrale Rolle,
    während die Kagyüs die Gesamtheit aller in seinen Urzustand aufgelösten Erscheinungen in den Mittelpunkt setzen.


    Die Kagyüs sind die jüngere Linie als die Nyingmas und man könnte meinen, dass die Kagyüs hier eine willkürliche Neuerung eingeführt haben; tatsächlich betonen sie aber nur die stärkere Betonung der Sûyatâ, was konform geht mit einer frühen Tradition des Vajrayana. Auf diese Weise wurde eine wesentliche Unterströmung erhalten.


    (Quelle: "Grundlagen Tibetischer Mystik, Lama A. Govinda).


    Darüber hinaus kann man jede Gestalt eines Dhyani-Buddha in den Mittelpunkt eines Mandala setzen, je nach Schwerpunkt in der Praxis. Das ist möglich, weil jeder Dhyani-Buddha gleichzeitig alle anderen Bewusstseinsformen "enthält".



    Hans Wolfgang Schumann hat aber noch eine andere Idee:

    Zitat

    "Auf indischem Boden war der Urbuddha Vairocana allerdings nie wirklich volkstümlich; seine Verehrung war nicht von langer Dauer. Vielleicht war seine Assoziation mit der Sonne im heißen Indien seiner Wertschätzung abträglich. Sanskrit-Texte, die Vairocana feiern, sind nur in chinesischer Übersetzung erhalten.
    .... "

    "Mahayana-Buddhismus"


    Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen.


    Liebe Grüße, Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Zitat

    Die Nyingma- und die Kagyü-Linie praktizieren hier unterschiedliche Akzentschwerpunkte, so dass die eine Linie Vairocana und die andere Linie Vajrasattva-Akshobhya als zentrale Gestalt einsetzt.
    Bei den Nyingmas spielt die Versinnbildlichung der All-umfassenden Großen Leere die zentrale Rolle,
    während die Kagyüs die Gesamtheit aller in seinen Urzustand aufgelösten Erscheinungen in den Mittelpunkt setzen.


    Die Kagyüs sind die jüngere Linie als die Nyingmas und man könnte meinen, dass die Kagyüs hier eine willkürliche Neuerung eingeführt haben; tatsächlich betonen sie aber nur die stärkere Betonung der Sûyatâ, was konform geht mit einer frühen Tradition des Vajrayana. Auf diese Weise wurde eine wesentliche Unterströmung erhalten.


    (Quelle: "Grundlagen Tibetischer Mystik, Lama A. Govinda).



    Nachtrag: in diesem Zusammenhang kann man dann auch besser verstehen, warum die Nyingmas sich mehr mit Dzogchen, die Kagyüs mehr mit Mahamudra beschäftigen.


    A.

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    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Amdap: Danke für die guten Erklärungen!
    Ist das Buch "Grundlagen Tibetischer Mystik von Lama A. Govinda empfehlenswert?


    Amdap:

    Vajrasattva-Akshobhya stellt sich quasi als Summe aller verwandelten Skandhas dar, so dass er also die Gesamtheit des reinen Bewusstseinsprinzips repräsentiert.
    Vairocana stellt dagegen die Gesamtheit des Prinzips aller Gestaltung körperlicher Erscheinungsform dar, in der Weise, dass das Prinzip räumlicher Ausdehnung, also des Raums an sich, hier als Vorbedingung aller körperlichen Erscheinungsweisen fungiert.
    Genauer gesagt und in Beziehung gesetzt:
    Vairocana entspricht dem reinen latenten Aufbewahrungsbewusstsein, des Urgrunds aller Gestaltungen sozusagen, während Vajrasattva-Akshobhya die bewusste Erkenntnis dieses Zustandes darstellt.


    Du nennst hier zweimal Vajrasattva und Akshobya in einem Zug als ob es der selbe Buddha sei.
    Im Wiki lese ich jedoch:

    Wikipedia:

    In Nepal und Nordindien wird der Sambhogakaya-Buddha Vajrasattva (tib.: rdo rje sems dpa' (Dorje Sempa); „Diamantgeist“) oft anstelle von Akshobhya als Adibuddha und höchster transzendenter Buddha der Vajrafamilie verehrt. Der Sambhogakaya-Körper ist eine Art Lichtkörper oder besser, feinstofflicher Körper, den Buddhas annehmen, um verwirklichten Yogis und Bodhisattvas zu erscheinen. Er kann von gewöhnlichen fühlenden Wesen nicht oder nur begrenzt wahrgenommen werden.


    (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Adibuddha#Akshobhya)


    ... scheint also auch eine nordindische/nepalesische Eigentümlichkeit zu sein Vajrasattva an stelle von Akshobya zu verwenden.
    Handelt es sich also um die ältere Tradition? Nordindien und Nepal sind doch die Ursprungsländer des Vajrayana bevor dieser nach Tibet kam.

  • Ob "Grundlagen Tibetischer Mystik von Lama A." empfehlenswert ist?


    Du wirst nichts vergleichbares finden von einem westlichen Lehrer.


    Es ist aber nicht ganz einfach zu lesen.


    Ich würde dir empfehlen von Govinda "Das Buch der Gespräche"


    Ist glaube ich auch nur noch antiquarisch zu bekommen.


    Aber finde gerade wenn man erst seine ersten Schritte macht ist das Buch ein Juwel denn es nimmt den Dingen gleich dieses Mystischen zauber und verdeutlicht was sich hinter der Verpackung eigentlich als Werkzeug versteckt.


    Gruss CV

  • Ich kenne auch Vajrasattva als eigenständigen Buddha, manchmal als 6. Dhyani-Buddha mit dem Element "Kristall". Ich würde eher denken, dass je nach Tradition Vajrasattva, Akshobya oder Vairocana zentral gesehen wird...


    kilaya

  • Cybervajra:

    Ob "Grundlagen Tibetischer Mystik von Lama A." empfehlenswert ist?
    Du wirst nichts vergleichbares finden von einem westlichen Lehrer.
    Es ist aber nicht ganz einfach zu lesen.
    Ich würde dir empfehlen von Govinda "Das Buch der Gespräche"
    Ist glaube ich auch nur noch antiquarisch zu bekommen.
    Aber finde gerade wenn man erst seine ersten Schritte macht ist das Buch ein Juwel denn es nimmt den Dingen gleich dieses Mystischen zauber und verdeutlicht was sich hinter der Verpackung eigentlich als Werkzeug versteckt.


    Danke für die Rückmeldung!
    Govinda "Das Buch der Gespräche" befindet sich ebenfalls bereits auf meiner Liste :D


    kilaya:

    Ich kenne auch Vajrasattva als eigenständigen Buddha, manchmal als 6. Dhyani-Buddha mit dem Element "Kristall".


    Von einem 6. Dhyani-Buddha habe ich bislang noch nichts gehört. Wo wird das denn so gesehen?

  • Ich habe das vor Ewigkeiten mal gelesen, aber vermutlich ging es darum, dass er eben ein eigenständiger Buddha ist und nicht eine Form von einem der anderen 5. Somit gäbe es 6 Dhyani-Buddhas, aber vielleicht werden immer nur 5 davon auf einmal in ein System gepackt.


    kilaya

  • Erst letztes Wochenende wollte ich mich informieren um welchen Buddha, Bodhisattva, Yidam .. es sich bei Vajrasattva handelt.
    Habe aber leider keine Info hierzu finden können.

  • @kilaya: Die Seite kenne ich bereits.


    Ich meinte Vajrasattva selbst.


    Konnte doch was finden:

    tibet-galerie:

    Vajrasattva
    In Nepal verehrter sechster Dhyani-Buddha. Er gilt als mystischer Buddha vieler tantrischer Rituale. Darstellungen zeigen ihn, wie er in der rechten Hand vor der Brust einen Vajra hält, während er in der linken Hand eine Glocke im Schoß trägt. Beide Symbole vereinigen Geist und die Welt der Vergänglichkeit. Er gilt genauso wie Vajradhara als einer der Urbuddhas.


    (Quelle: http://www.tibet-galerie.de/gottheiten.html#Vajrasattva)


    Also ein Ur-Buddha.


    univie.ac.at:


    Der Urbuddha
    Der Urbuddha hat 3 verschiedene Erscheinungsformen:


    Samantabhadra ("der Allgütige")
    Vajradhara ("der Träger des Vajras")
    Vajrasattva ("Vajra-Wesen")


    (Quelle: http://www.univie.ac.at/rel_ja…es_tibetischen_Buddhismus)


    Präziser: Eine der drei Erscheinungsformen des Ur-Buddha.


    iloveulove.com:

    Vajrasattva is the priest of the five Transcendental Buddhas. His practice is one of purification through the realization that in your true nature, you were never impure. He is visualized in the foundation meditation practices of Tantra, with the aim of generating Bodhichitta, the cosmic will to enlightenment. He is represented in two forms, single and yabyum. He is usually white in color and sits crossed legged with a dorje (vajra) in his right hand with palm upward against his chest and a bell in his left resting on the left thigh.


    (Quelle: http://www.iloveulove.com/spir…hist/buddhistdeities3.htm)


    Der Priester der fünf Dhyani-Buddhas?



    Ich hatte wohl die Tage etwas schlampig recherchiert ;)

    5 Mal editiert, zuletzt von 123XYZ ()

  • kilaya:

    Ich habe das vor Ewigkeiten mal gelesen, aber vermutlich ging es darum, dass er eben ein eigenständiger Buddha ist und nicht eine Form von einem der anderen 5. Somit gäbe es 6 Dhyani-Buddhas, aber vielleicht werden immer nur 5 davon auf einmal in ein System gepackt.


    kilaya



    Kenne Vajrasattva als 6 Dhyani- Buddha auch.
    Im besonderen in der Yogacharya Tradition ist er als 6 Dhyani vertreten.


    Also indischer Vajrayana oder anderst gesagt bevor der Vajrayana auf Tibet getroffen ist.


    Gruss CV.

  • Thomas und Kilaya:


    Bitte nicht Vajrasattva mit Vairocana verwechseln!!!
    Vairocana ist immer weiß, sein Symbol ist das Dharmacakra, also das Rad, und er stellt die universelle Weisheit, die Dharmadatu-Weisheit dar.
    Als Dhyani-Buddha des Urgrunds "regiert" er daher auch kein Buddha-Land.
    Hat man Vairocana im Mandala in der Mitte, so ist er, als Urbuddha, auf die Ebene des Dharmakaya transponiert.


    Vajrasattva gehört einer ganz anderen Familie an, nämlich der Vajra-Familie.
    Die Grundgestalt dazu ist Akshobhya, der die Weisheit des Inneren Spiegels verkörpert, Weiteres siehe meine Ausführung oben.
    Wenn Vajrasattva also in die Mitte des Mandalas rückt, gibt es im Mandala Akshobya nicht noch einmal separat, weil Vajrasattva eine Emanation Akshobhyas darstellt. Sondern dann rückt Vairocana in den Osten.
    In diesem Fall wird also Vajrasattva auf die Ebene des Dharmakaya transponiert.
    Die wichtigsten Emanationen Akshobhyas sind: Vajrasattva, Vajradhara und Samantabhadra.
    Bei den Kagyüs (ich weiß jetzt nicht genau, ob bei allen Kagyü-Linien, aber ich vermute es) spielt Vajradhara eine zentrale Rolle, insbesondere als Urverkörperung des Guru. Somit befindet er sich in der Visualisation des Zufluchtsbaums in der Mitte. Vajradhara hat man sich tiefblau vorzustellen. Als Emanation Akshobhyas ist er gleichzeitig auch eine andere Erscheinungsform des Vajrasattva.


    Übrigens, zwischen den Farben Weiß und Blau besteht in der Mystik eine engere Beziehung.
    In der Tibetischen Tradition strömt blaues Licht aus dem Herzen Vajrasattvas, auch ist die Keimsilbe HUM, als Grundsilbe, blau zu visualisieren (das zusätzliche weiße HUM in der speziellen Reinigungsübung hat noch andere Zusammenhänge, welches in ein anderes Thema gehört).
    Aus dem Herzen Akshobhyas wiederum strömt weißes Licht.
    Interessant ist, dass man auch im Hinduismus eine engere Beziehung zwischen Weiß und Blau findet:
    Die Gottheiten Krishna und Balaram sind unzertrennliche Brüder und beide Emanationen Vishnus. Krishna ist tiefblau und Balaram weiß.


    Cybervajra:
    Vorsicht, man kann "Das Buch der Gespräche", das posthum, also nach Lama A. Govindas Tod aus Aufzeichnungen zusammengestellt wurde, auf keinen Fall mit "Grundlagen Tibetischer Mystik" gleichsetzen!!!
    Du kannst nicht sagen: also, das eine Buch kriege ich nicht mehr, dann nehme ich einfach das andere!
    Es sind zwei völlig verschiedene Bücher.
    "Grundlagen Tibetischer Mystik" ist die wichtigste Fibel für alle ernsthaft Praktizierenden der tibetischen Tradition, die Klarheit darüber wollen, was sie da eigentlich machen. "Das Buch der Gespräche" dagegen ist zwar sehr wertvoll, aber man kann notfalls darauf verzichten.


    Diese wichtigste Fibel ist leider von einem dilettantischen Korrektor des Verlags grammatisch verschlimmbessert worden und darum stellenweise schwierig zu lesen. Das habe ich in einem anderen Thema ausgeführt. Wer unter den Interessierten keine Angst davor hat, sollte sich trotzdem unbedingt dieses Buch zulegen.


    Liebe Grüße, Amdap



    P. S. ...und hier noch ein Übrigens:
    Hans Wolfgang Schumann erwähnt, dass "mit der Zeit" andere Adibuddhas an die Stelle Vairocanas traten.
    Es ist also in historischer Zeit eine langsame Wandlung eingetreten. Der Autor erklärt aber nicht, warum und wodurch.
    Die Vermutung, dass möglicherweise die brennende Sonne Indiens, für die in der Frühzeit Vairocana ein Symbol war, nicht so beliebt war und dieser Buddha darum den Platz der Mitte in seinem Ursprungsland "verlassen" musste, kann in meinen Augen nur einer von mehreren Gründen sein.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
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    Epiktet

  • Hier noch einmal im Klartext und als Fazit:


    Es gibt keine sechs Dhyani-Buddhas, sondern fünf.


    Liebe Grüße, Amdap

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  • Amdap: Danke für die aufschlussreiche Erklärung!


    Dann ist also der Dharmakaya=der Ur-Buddha?


    Du schreibst das Vajrasattva, Vajradhara und Samantabhadra Emanationen Akshobyas sind.
    Weiter oben habe ich gepostet das genannte drei Buddhas Emanationen des Ur-Buddha sein sollen (wenn die Info verlässlich ist).


    So betrachtet könnten dann doch auch Vajradhara oder Samantabhadra im Zentrum des Dhyani-Mandalas stehen, oder?

  • Amdap


    Wenn du genau gelesen hättest stelle ich das eine Buch nicht über das andere noch setze ich diese gleich.
    Zum anderen du hast dich mit dem Arya Maitreya Orden auseinander gesetzt richtig?


    Wer war dein Archarya?


    Klartext es gibt keine 6?


    Intressante Darlegung... :roll:


    Da wie Govinda schreibt Vajrasattva der aktive Reflex Aksobhyas ist er nach meinem Verständniss durchaus der 6 Dhyani auch wenn er in Verbindung als Vajrasattva-Aksobhya genannt wird.

  • Zitat

    a) Dann ist also der Dharmakaya=der Ur-Buddha?


    b) Du schreibst das Vajrasattva, Vajradhara und Samantabhadra Emanationen Akshobyas sind.
    Weiter oben habe ich gepostet das genannte drei Buddhas Emanationen des Ur-Buddha sein sollen (wenn die Info verlässlich ist).


    So betrachtet könnten dann doch auch Vajradhara oder Samantabhadra im Zentrum des Dhyani-Mandalas stehen, oder?


    zu a) Nein, der Dharmakaya ist die Ebene, der Bereich, in dem der entsprechende Buddha anzusiedeln ist. In diesem Fall bedeutet das, dass es hier um das Wahre Wesen des Buddhas, die transzendente Wirklichkeit, bzw. die Essenz des Universums, aber auch des universellen Gesetzes geht. Der Dharmakaya bedeutet die Einheit des Buddha mit allem Seienden. Nicht der Buddha selbst.


    zu b) Wie schon erwähnt, hat es historische Gründe, dass der ursprüngliche Urbuddha Vairocana später durch die Gestalt z. B. Vajrasattvas oder Vajradharas ersetzt wurde.
    So sind sie später (die genannten Emanationen) also zu "Ersatz-Urbuddhas" geworden. Zugleich ist aber Akshobhya, dessen Emanationen sie sind, nicht der Urbuddha, sondern ein Dhyani-Buddha, der die Weisheit des Inneren Spiegels verkörpert. Ich habe auch noch nie gehört, dass Akshobhya dem Urbuddha gleichzusetzen ist.


    Es gibt Tausende von Sadhanas, die qualifizierte Lehrer übermitteln und es in der Vergangenheit getan haben.
    Und es gibt nichts, was es nicht gibt - warum also sollte man nicht Vajradhara oder Samantabhadra ins Zentrum des Mandalas setzen? Nur muss man dann immer gleichzeitig beachten, dass die "Regeln" eingehalten werden, also in diesen Fällen steht Vairocana immer im Osten.


    Zu Samantabhadra schreibe ich später noch etwas, habe jetzt keine Zeit mehr, muss zur Arbeit.


    LG - Amdap

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  • Jetzt hier die Fortsetzung.


    Samantabhadra ist nicht gleich Samantabhadra.


    A) Einmal handelt es sich um den Adibuddha Samantabhadra, der nackt und ohne Attribute dargestellt wird, da er von Beilegungen frei ist.
    Fast immer wird er mit seiner Partnerin in Vereinigung dargestellt, die ebenfalls unbekleidet ist. Um die Gleichheit Beider auszudrücken, ist ihr Name Samantabhadri.
    Und auch hier haben wir wieder die enge Beziehung zwischen den Farben Weiß und Blau. Das Weiß des Urgrunds und das Blau des allumfassenden Himmelsraums.


    B) Zum anderen haben wir es mit einem Transzendenten Bodhisattva zu tun, wenn von Samantabhadra die Rede ist.
    In diesem Falle ist er tatsächlich dem Dhyani-Buddha Vairocana zugeordnet, ähnlich wie z. B. Avalokiteshvara dem Dhyani-Buddha Amitabha zugeordnet ist.
    Ist Samantabhadra als Bodhisattva gemeint, dann gilt er als Schützer der Buddhalehre (daher wird er auch oft zusammen mit Manjushri abgebildet). In der Darstellung hat er den rechten Arm abgewinkelt und hält einen Vajra, die Hand in Bannungsmudra; während er die linke Hand vor der Brust hält mit der Innenfläche nach vorn, dabei einen Lotos haltend. Es kommen aber auch andere Symbole als Beigaben vor. Er sitzt nicht im Lotos-Sitz, sondern mit angezogenen Beinen (d. h. die Beine unverschlungen). Manchmal reitet er auf einem Elefanten.
    Ist er mit Partnerin dargestellt (kommt selten vor), so heißt diese Dhupa. Das ist aber nicht allgemeingültig, sondern es gibt unterschiedliche Texte, die sich da widersprechen können.
    Manchmal wird er auch stehend dargestellt, dann hält er mit der rechten Hand einen blauen Lotos und die linke in Gewährungsgeste (so wie der Dhyani-Buddha Ratnasambhava seine rechte Hand hält).


    Es ist möglich, dass Samantabhadra einmal einer Idee - oder einer Vision - entsprungen ist, die auf ihrem Weg der Verbreitung des Vajrayana unterschiedliche Entwicklungen durchgemacht hat, so dass es dazu kam, dass S. einmal als Adibuddha und in anderer Form als Bodhisattva in der Ikonographie Form annahm.
    Dazu habe ich kaum etwas herausgefunden und ich meine, das ist auch nicht so entscheidend.


    Man sollte sich aber immer vor Augen führen, dass der jeweilige Transzendente Buddha dem Dharmakaya, der Transzendente Bodhisattva aber dem Sambhogakaya zugeordnet ist.
    Die ersten Überlieferungen über dieses Mandala der vier Richtungen sagen aus, dass alle Fünf sich in der Visualisation auf derselben Ebene befinden. Erst später hat man anscheinend die mittlere Buddhagestalt auf den Dharmakaya transponiert bzw. erhöht. Diese Form zu praktizieren ist meines Wissens weitgehend üblich. Und darum ist es besonders wichtig, die beiden Formen des Samantabhadra auf keinen Fall zu verwechseln. Es wäre zum Beispiel nicht kompatibel, den Bodhisattva Samantabhadra (siehe B) in die Mitte zu setzen.


    Dieses alles hört sich schon sehr kompliziert an, ist aber vermutlich gar nichts gegen das gesamte vajrayanische Pantheon, das weltweit bekannt ist.
    Niemand kennt die gesamte Palette, auch der qualifizierteste Meister nicht. Das ist auch gar nicht notwendig.


    Die Hauptsache ist nur, wie gesagt, dass die "Regeln" eingehalten werden beim Aufbau der Visualisation (eines Mandalas).


    Liebe Grüße, Amdap

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  • Hallo Cybervajra,


    weißt Du denn, dass die fünf Dhyani-Buddhas die fünf grundlegenden Weisheiten verkörpern, oder ist es Dir nicht bekannt?


    Hier noch einmal zur Erinnerung:
    Vairocana - Weisheit des universellen Gesetzes,
    Akshobhya - Weisheit des Großen Spiegels,
    Ratnasambhava - Weisheit der Wesensgleichheit,
    Amitabha - die Schauende Weisheit (der Unterscheidung),
    Amoghasiddhi - die Allesvollendende Weisheit.


    Mit dem Bestreben, diese Weisheiten zu verwirklichen, verbrennt/reinigt der Adept nach und nach die entsprechenden Skandhas.
    Die Skandhas sind die fünf Gruppen, welche die Persönlichkeit ausmachen, und das sind: Körperlichkeit, Empfindungen, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewusstsein.


    Wo sollte denn hier nach Deiner Meinung Vajrasattva als die Nummer Sechs angesiedelt sein? Welche spezielle Weisheit sollte er denn Deiner Meinung nach verkörpern?
    Vajrasattva ist nicht einfach einer von Sechs, sondern die Zusammenfassung aller Fünf.
    Als Reinigungsübung ist das Vajrasattva-Sadhana am meisten verbreitet, aber es gibt auch Vajrasattva als Erkenntnisübung und in etlichen anderen Formen.


    Dhyani-Buddhas, das heißt: Meditations-Buddhas. Du kannst Dir durchaus auch jeden der fünf Dhyani-Buddhas einzeln vornehmen und Dich mit der jeweiligen Weisheit beschäftigen. Und es heißt, dass die Beschäftigung mit einem von ihnen alle anderen (Weisheiten) beinhaltet. Den Beweis dafür bilden die Texte des Bardo Thödol.
    Es bleibt einem selbst überlassen, ob man Schwerpunkte setzen will oder vielmehr auf die zusammenfassende Wandlung vertraut.
    Nur sollte man im Leben die Sadhanas nicht dauernd wechseln, meistens kommt man da nicht weit.


    Liebe Grüße, Amdap

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    Epiktet

  • Die Frage mit den 5 oder 6 interessiert mich auch. Dass es in einigen Traditionen zu einem Austausch der Buddhas kommt, die als gegenseitige Ausstrahlungen gesehen werden, stimmt sicherlich. Ich würde aber nicht ausschliessen wollen, dass es auch andere Traditionen gibt, wo sie als unabhängig von einander gesehen werden. So hatte ich es ja auch in Erinnerung, nur dass ich nicht mehr weiss, wo ich das gelesen habe...


    Jetzt hast Du in der Zwischenzeit was geschrieben:

    Zitat

    Wo sollte denn hier nach Deiner Meinung Vajrasattva als die Nummer Sechs angesiedelt sein? Welche spezielle Weisheit sollte er denn Deiner Meinung nach verkörpern?


    Es gibt verschiedene Sortierungen von Elementen, wenn es 6 sind, kommt zu Raum, Erde, Feuer, Luft/Wind und Wasser noch Kristall dazu. Kristall steht für eine kristallisierte Weisheit, die alle Elemente durchdringt und aus ihnen hervorgeht. Es gibt eine Spiegelung von Raum und Kristall, insofern als dass Raum und Diamant unzerstörbar sind, dass sie durchsichtig sind und die Farben der Elemente annehmen, die drumherum oder drin sind usw. Aber Raum ist sozusagen der Behälter, der Anfang, Kristall die Gipfelerfahrung. Aber auch da zeigt sich die Spiegelung.


    Innerhalb dieser Logik könnten Vairocana und Vajrasattva eher austauschbar sein. Wenn ich Deine Liste der Weisheiten anschaue, würde ich Vajrasattva die "Nicht-Duale Weisheit" zuordnen. Aber das ist jetzt meine "intuitive Phantasie" und hat nichts mit einer mir bekannten Tradition zu tun.


    kilaya

  • Cybervajra:

    Amdap, könntest du Bitte mein Frage beantworten gern auch in PM Form.


    Gruss CV



    Unsere Posts haben sich zeitlich überschnitten.
    Es dauert natürlich, bis so ein langer Text fertig ist, und ich hoffe, dass ich, während Deine erneute Anfrage (von mir unbemerkt) erging, in der Zwischenzeit Deine Frage beantwortet habe.


    So, jetzt muss ich aber raus hier, habe schon zu viel Zeit vorm Schirm verbracht und weitere Pflichten drängeln.


    Liebe Grüße, Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
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    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Zum Thema Gattinnen der Dhyani-Buddhas:



    (Quelle: http://www.panpagan.com/forum_…Gottheiten-im-Buddhismus/)


    In Nepal werden also auch tw. besagte fünf Schutzgöttinnen als die fünf Dhyani-Buddhas angesehen oder sie werden als deren Gattinnen gemeinsam mit ihnen im Mandala dargestellt.


    In der Tabelle hier werden folgende Gattinnen angegeben:


    Vairocana - Weiße Tara
    Akshobhya - Locana
    Ratnasambhava - Mamaki
    Amitâbha - Pandara
    Amoghasiddhi - Grüne Tara


    Gibt es in Tibet auch Mandalas in denen die Dhyani-Buddhas gemeinsam mit genannten Gattinnen Darstellung finden?