Ganesha und Schamanismus

  • Thomas23:

    Ich beschäftige mich gerade weiter mit dem Thema und kann schon mal sagen das der tibetische Ganapati ziemlich sicher dem älteren "Modell" Ganapati/Vinayaka statt der aktuellen hinduistischen Form entspricht.


    Damit wollte ich sagen das Ganesha so wie man ihn heute kennt ursprünglich als Vinayaka und Ganapati bezeichnet wurde.

    Zitat

    In einer [..] sehr frühen Schrift, Manava Grhyasutra, wird der Name Vinayaka verwendet, der zuerst eine Vielzahl böser Dämonen bezeichnet.
    Im Text Yajnavalkyasmrti kann später beobachtet werden, dass der Ausdruck Vinayaka allmählich für eine einzelne Gottheit verwendet wird. Seine Gestalt weist noch keine Bezüge zur Figur des Ganesha auf, sondern hat ein menschliches Aussehen.
    Der Begriff Vinayaka ist angelehnt an die Ausdrücke Vighneśa/Vighneśvara, was als “Herr der Hindernisse” übersetzt werden kann. Hiermit wird ausgedrückt, dass eine negative Seite Vinayakas Hindernisse kreiert und übelwollend gegenüber den Menschen agiert. Im Gegensatz dazu steht Vighnahartā, das “Zerstörer der Hindernisse” bedeutet und die positive Seite der Gottheit darstellen soll. Der Begriff nimmt Bezug auf eine für den Menschen agierende Gottheit, die hilft, Hindernisse aus dem Weg zu schaffen. Diese beiden durch Vinayaka bereits verkörperten Seiten werden später mit Ganesha in Verbindung gebracht und auch ihm zugeschrieben.


    (Quelle: Die religionshistorische Entwicklung Ganeshas in der hinduistischen Literatur)


    Diese ambivalente Form eines Hindernisse erzeugenden dämonischen und eines Hindernisse beseitigen wohlwollenden Gottes wurde im Vajrayana Tibets und auch Chinas und Japans übernommen, während sich im Hinduismus allmählich eine rein positive Form durchgesetzt hat. Auch sind in Tibet (zumindest in Schriften) die Bezeichnungen Ganapati und Vinayaka üblich statt Ganesha.
    Eine frühe Schriftquelle über Vinayaka im Mahayana-Buddhismus findet sich mit dem Mahāvairocana-sūtra, welches auf ca. Mitte 7.Jhdt datiert wird. Dort werden vinayakas als böse Wesen bezeichnet die mit Mantren zu bannen sind. Im Kommentar von Śubhakarasiṃha wird vinayaka als durch einen verblendeten Geist erzeugtes Hinderniss beschrieben.
    (Quelle: Gaṇeśa and Avalokitēśvara)


    Diese Ambivalenz betrifft jedoch speziell die tantrischen Praktiken und nicht die hier geposteten Sutren, die rein glücksverheissender Natur sind ^^


    Wenn ich es richtig verstehe geht es um Wünsche und Begierden, die eine förderliche und hinderliche Seite haben können. Man sollte seine Begierden der Lehre entsprechend entwickeln und die Dämonen der Begierde niedertrampeln. Man soll seine Wünsche und Bedürfnisse im Griff haben und zügeln.
    Ganapati steht für das ganze Universum und für Om, der Silbe die für Brahma und die drei gunas steht. Die drei gunas satva, rajas und tamas stehen für die Qualitäten und Facetten aller Phänomene. Er ist der Gott allen Anfangs.. auch Om steht am Anfang eines Mantras.
    Er ist der Herr der Ganas, die alles in der materiellen Welt erzeugen. Die Ganas werden oft auf tibetischen Mandalas als tanzende Dakinis o.ä. am Rand dargestellt.


    Als Atisha zum ersten Mal von Nepal nach Tibet kam brachte er die affengesichtige Emanation als Dharmapala nach Tibet mit und sagte zu Lumey Dorje das Garnapati zur Hälfte für Weisheit und zur Hälfte für weltliche Belange stehe. Oft handele er spitzbübig.
    (Quelle: Blazing Splendor: The Memoirs of the Dzogchen Yogi Tulku Urgyen Rinpoche Seiten18-19)

  • Auch auf die Gefahr hin das ich falsch liege interpretiere ich es gerade so:


    Ganapati bzw Vinayaka steht letztlich wie alle buddhistischen Gottheiten für Qualitäten in uns selbst. Er ist der "Herr der Begierden", "Erfüller aller Wünsche".
    Wenn wir hinderliche Wünsche und Begierden haben und uns mit diesen an Ganapati wenden wird das für uns zum Hindernis. Vinayaka erzeugt somit Hindernisse/Dämonen für unsere Praxis.
    Wenden wir uns hingegen mit dem Wunsch erfolgreich auf dem Pfad zu sein und Hindernisse aus dem Weg zu räumen an ihn dann werden die (eigenen) Dämonen gebannt und die Hindernisse beseitigt.


    Ganapati steht wie gesagt für alles. Wir sind alles.. unser Geist ist Ganapati/das Universum.
    Die Ganapati-Praxis ist ein Spiegel und kann uns auf unsere in uns wohnenden Dämonen aufmerksam machen, die es niederzutrampeln gilt auf das wir der Herr-unserer-Wünsche, der Herr-unseres-Geistes werden.


    Wenden wir uns mit weltlichen Problemen an ihn ist das wie eine Sammlung/eine Kontemplation/Reflektion.
    Wir reflektieren unsere weltlichen Probleme und transformieren diese in Glück um.


    Die Emanation Ganapatis als Affe passt gut zu diesem Bild. Es ist unser eigener, ambivalenter, unruhiger, begierlicher Affengeist.


    Da verliert auch das Niedergetrampele seinen zunächst schrecklich anmutenden Aspekt.
    Der Buddha hat zum Zeitpunkt seiner Erleuchtung seine weltlichen Begierden, Hoffnung und Furcht entgültig beseitigt. Prthivi zeigt zunächst die Schale mit dem Reichtum an erworbenen Verdiensten und triumphiert anschließend über die samsarischen egomanen Triebe, die nun entgültig restlos beseitigt sind.


    So betrachtet finde ich es sehr passend und gut das wir im tibetischen Buddhismus einen ambivalenten Ganapati/Vinayaka haben. Wir werden so lange mit Dämonen zu kämpfen haben bis wir erwacht sind.

  • Danke für die Info
    Ich wusste das noch nicht so genau 8)
    Die späte Antwort ist einfach nur Zeitmangel aber ich lese mir alles einmal Ruhe durch


    LG :oops:


    Zitat

    So betrachtet finde ich es sehr passend und gut das wir im tibetischen Buddhismus einen ambivalenten Ganapati/Vinayaka haben. Wir werden so lange mit Dämonen zu kämpfen haben bis wir erwacht sind.

  • Ich konnte noch weitere Infos bzgl. der Ganapati-Praxis von Lama Thubten Zopa Rinpoche ausfindig machen.


    Die 3 oder 7malige tägliche Rezitation des Ganapati-Dharani soll Verdienst zum Erfolg erzeugen. (Ein anderes mal spricht er von mindestens 14 Rezitationen am Tag).
    Jedesmal wenn wir in der Rezitation anhalten (vermutlich zum Ende eines Durchlaufs) sollen wir die erzeugte Energie einen Moment zum Wohl und Glück aller Wesen und dem Frieden in der Welt widmen. Eine Form dies zu tun ist die Visualisierung eines durch das Mantra erzeugten Lichtsstrahles aus dem Herzen welcher durchs ganze Universum strahlt.


    Vor der Rezitation sollen wir Bodhicitta-Motivation erzeugen damit die Praxis dem Wohle aller fühlenden Wesen dient.



    Für Lama Zopa ist die Ganapati-Praxis sehr wichtig und mächtig um Hindernisse zu beseitigen und Erfolge zu erzielen.
    Laut Lama Zopa ist Ganapati eine Manifestation von Chenrezig.
    Die Entstehungslegende wird von Lama Yeshe (zusammen mit Lama Zopa Gründer der FPMT) hier im Text geschildert:
    How to Make Offerings and Prayers in Front of Holy Objects
    Die selbe Legende konnte ich auch hier finden: Ganesh in Tibet


    Übersetzung in etwa:
    "Als Ganapati seinen Palast verlassen hatte nutzte Avalokiteshvara die Gelegenheit, nahm die Form Ganapatis an und besetzte dessen Thron. Als Ganapati wieder in seinen Palast zurück kehrte erkannte er das er seines Thrones beraubt wurde und es als weltliche Gottheit mit einem Erleuchtungswesen zu tun hatte. So nahm er Zuflucht zum Dharma und gelobte ab sofort keinen Wesen zu schaden und ihnen auf dem Pfad zur Erleuchtung behilflich zu sein."


    Im Amithaba Buddhist Centre wird auch eine Wealth Treasure Puja (letzte Seite) angeboten, die eine Puja des 12armigen roten Ganapati beinhaltet.


    Er lässt auch in vielen der von ihm geleiteten Einrichtungen Ganapati-Statuen (tw. sehr grosse) aufbauen und sammelt Gelder hierfür.


    Beispiel: FPMT’s Land of Medicine Buddha, in Santa Cruz, California:


    Weisser 12armiger tanzender Ganapati



    Januar 18, 2013 - Segnung der "Wealth-Deities"
    http://www.robinacourtin.com/s…cration-kate%20iphone.mp4


    Weitere Ganapati-Statuen:
    Nalanda Monastery France Ganapati-statue
    Buddha House: 2,4 m Ganapati-statue


    Einrichtungen der FPMT sind also eine gute Möglichkeit um die Praxis des Ganapati zu erlernen!


    Folgende Bilder scheinen von FPMT kreiert oder inspiriert zu sein:
    12armiger roter Ganapati
    12armiger roter Ganapati2
    12armiger weisser Ganapati


    Das sind alles 12armige Abbildungen, aber in einem Zitat, welches ich leider nicht mehr finden konnte, spricht Lama Zopa bei der einfachen Praxis davon entweder den weissen 6 oder den 12armigen Ganapati zu visualisieren. Es sind Varianten die mir bislang beim Stöbern so nicht begegnet sind (außer dem 12armigen roten Ganapati).


    Andernorts erwähnte ich ja bereits das er angibt sein ehrwürdiger Lama habe in diesem Aspekt manifestiert. Wer ist denn sein Lama gewesen? Weiss es wer?

  • Hallo Spock,


    wenn Du Ganapati visualisierst dann aber besser in der weissen Ausstrahlung gem. der Figur von Lama Zopa.
    Beim Maharakta Ganapati (rot) handelt es sich um eine tantrische zornvolle Ausstrahlung.
    Damit sollte man besser nicht rumspielen!


    Streng genommen hat Lama Zopa aber gar nicht von Visualisierung, sondern lediglich von Mantra-Rezitation gesprochen. Das Visualisieren sollte nach vorheriger Ermächtigung erfolgen und ist vermutlich im Praxistext "Ganapati - A Short Meditation" enthalten.
    Also besser sein lassen.


    Oder meintest Du die Visualisierung von Mantra und Lichtstrahlen?


    Spock:

    Wofuer steht die Ratte?


    Ich habe mich vertiefter über Ganapati im Vajrayana informiert.
    Es existieren zahlreichen Auslegungen wofür die Ratte steht.
    Unter anderem ist es die Maus/Ratte die die Juwelen (Wünsche) ausspuckt.


    LG,
    Thomas

  • Ich find genau den auch sehr knuffig, und die Ratte ist auch so niedlich unter seinem Fuss. ;) Ja aber einbrennen weil irgendwie aus der Reihe tanzend (sic!) ist ja auch an sich gar nicht schlecht.


    kilaya

  • Spock:

    Das Bild mit dem 12armigen Ganapati sieht so lustig aus


    Da kann ich nur zustimmen. Mir gefällt die Figur überhaupt nicht und auch die ganze Aufmachung insgesamt ist nicht mein Ding. Viel zu bunt und lustig/kitschig.


    Dann schon lieber im Stil von Lama Wangdu (auch ein Ganapati-Verehrer):



    Lama Tsering Wangdu's altar

  • Popcorn, Bier, Wein, Croissants... Was für ein Leckermaul! :grinsen:

  • Allerdings! (:


    Der Ganapati-Kult nimmt schon tw haustierhafte Züge an.
    Ich las in Hundred Thousand Rays of the Sun (Seite 112) von Tsering Wangdu wie er vor einer Puja o.ä. noch schnell Kekse für Ganapati besorgen geht


    ...hat das was von Anhaftung? ^^



    Tsering Wangdu:

    I put tea and rice in a copper butter pot and made a prayer to White Ganesh


    Gut da noch mal reinzuschauen!
    Auch hier ist vom Gebet an den Weissen Ganesh die Rede.
    Klarer Hinweis das diese Variante die "harmlose" und "hinduistische" Ausstrahlung ist.
    Auch die Figur ist klassisch: Vier Arme, Sitzhaltung.
    Außerdem drittes Auge und zwei gesunde Zähne.. das wären dann die tibetischen "Zutaten".
    Im Hinduismus hat er meist einen abgebrochenen Zahn und zwei Augen.


    Ich las aber das dieses dritte Auge einer alten indischen Tradition entspricht nach der die Gana-Führer im Gegensatz zu den Lokapalas über ein drittes Auge verfügen:
    "Worshiping Śiva in Medieval India: Ritual in an Oscillating Universe" von Richard H. Davis ab Seite 67

  • Hier die "Definition" was Ganapati im tibetischen Buddhismus darstellt aus traditioneller tibetischer Original-Literatur:


    1. Aus "sgrub thabs kun btus" einem Sadhana-Kompendium von Jamyang Khyentse Wangpo und Jamyang Loter Wangpo:

    Zitat

    Vol. 8. Protection: Padmasambhava, Guru Rakta Krodha, Garuda, Simhamukha, Pratisara, Dvajagrakeyura. Wealth Deities; Kurukulle, Ganapati, Takkiraja, Kurukulle-Tara, Tinuma, Rakta Vasudhara, Rakta Tara.


    Vol. 9. Wealth Deities: Vaishravana, Jambhala, Vasudhara, Ganapati, The Three Sisters. Protectors of the Teaching; Hevajra sadhana with Body Mandala Torma and notes. Mahakala Cycle; Panjarnatha Mahakala, Caturmukha, Sita Caturmukha, Jnana Mahakala, Sadbhuja Mahakala. Goddesses Cycle; Magzor Gyalmo, Mahakali. Various; Dharmaraja, Citipati, Baiktse, Rakshas - Brothers and Sisters.


    (Quelle: http://rywiki.tsadra.org/index.php/sgrub_thabs_kun_btus


    2. Und hier mein Lieblings-Fundstück: „dam can bstan srung rgya mtsho'i rnam thar/(dbu can bris ma/)“ (‘Ocean of Biographies of the Oath-bound Protectors of the Teachings’) von Lelung Jedrung Zhepai Dorje (geb. 1697)


    Das ist eine sehr einflussreiche und berühmte Kollektion mit Entstehungsgeschichten der Schutzgottheiten und zahlreichen Abbildungen am Ende!


    Einfach mal unter "Volume View" die Volume2 im Reader öffnen und von hinten nach vorne blättern.
    Tolle Bilder von zahlreichen Dharmaschützern gibts da zu sehen!
    Da sind auch zwei Bilder von Ganapati dabei. Einmal "normal" und einmal in der Affen-Manifestation ;)
    Es sind die besten Bilder die ich finden konnte und noch dazu traditionell.


    Eigentlich wollte ich nach der Entstehungslegende schauen und bin dabei zufällig auf die Bilder gestossen. Die Legende steht da auch drin.. in tibetisch :doubt:



    Summa summarum: Ganapati gilt als eine Glücks- und eine Schutzgottheit in Tibet per definitionem.

  • Interessant ist in Bezug auf Ganesha auch der Newar-Buddhismus.


    Yogische Sechs-Chakra Transformation der Newar:



    Newar Six-Chakra Thangka


    Na wer ist das denn da an der geheimen Stelle?


    Ganapati hat auch eine sexuelle Komponente!

  • Thomas23:

    Wie bereits erwähnt ist die Keimsilbe "GAH" im tib. Buddhismus eine andere als "GAM" im Hinduismus.


    Das hatte ich so im Internet gelesen, scheint aber de facto nicht zu stimmen.


    Zitat

    Out of emptiness in front of me, from a white GAM comes Ganapati. His principal face is an
    elephant's, his right a cat's and left a monkey's. His three right hands hold a radish, a gem and a
    sword; his three left hands hold a ladduka sweet meat, a vessel of liquor and an axe. His front pair
    of legs are interlaced and the back pair in pratyalidha posture (right bent). He is naked, with
    jeweled ornaments and a sacred thread of lotuses.


    (Quelle: http://www.tsemrinpoche.com/ts…a/ganapati-ragavajra.html)


    Steht auch so im Kangyur:

    Zitat

    And recite this mantra:
    OM GAM GANAPATI MAMA RATNA SIDDHI/
    GA GA GA GA GA GA GA GA GANAPATI SVAHA/.


    (Aus: Sri Ajna Vinivarta Ganapati Sadhana)


    Also doch mit Keimsilbe GAM wie im Hinduismus.




    Tsem Rinpoche.... noch ein Ganapati-Rinpoche, allerdings scheinbar vom "Shugden-Clan".



    Tsem Rinpoche Ragavajra-Ganapati Statue und Schrein


    Auf der Seite gibt es das Ragavajra-Ganapati Sadhana zum Download!
    Tsem Rinpoche gibt an das es ohne Ermächtigung praktiziert werden kann, auch ohne Lung!

    2 Mal editiert, zuletzt von 123XYZ ()

  • Thomas23:

    .... noch ein Ganapati-Rinpoche, allerdings vom Shugden-Clan.


    Was meinst Du mit "Ganapati-Rinpoche"? Ein Rinpoche ist ja in erster Linie ein "kostbarer Lehrer" als Titel. Wenn Tsem Rinpoche etwas zu Ganapati sagt, macht das ja Ganapati deswegen nicht zu einem "Rinpoche" ;)


    Tsem Rinpoche hat zwar (auf Anweisung seines Lamas) tantrische Shugden-Praxis gemacht, gehört aber meines Wissens nicht zu sowas wie einem "Shugden-Clan".


    Thomas23:

    Tsem Rinpoche gibt an das es ohne Ermächtigung praktiziert werden kann, auch ohne Lung!


    Er ist jemand, der gerne die Traditionen in Frage stellt und eigene Wege geht. Dazu passt, dass diese Praxis speziell Hindernisse beseitigen soll, die aufgrund von "Autoritätspersonen" entstehen. (:


    Der Ganapati auf dem Bild scheint auch einer zu sein, der gerade das Objekt von "Affenliebe" ist, auch wenn unter dem Lendenschurz aus Perlen verborgen.


    kilaya

  • Hallo kilaya,


    kilaya:

    Was meinst Du mit "Ganapati-Rinpoche"?


    mit Ganapati-Rinpoche meinte ich einen Rinpoche der einen besonderen Bezug zu Ganapati hat.
    (Nachtrag: Ich habe den Satz im letzten post überarbeitet. War leicht misszuverstehen)

    kilaya:

    Tsem Rinpoche hat zwar (auf Anweisung seines Lamas) tantrische Shugden-Praxis gemacht, gehört aber meines Wissens nicht zu sowas wie einem "Shugden-Clan".


    Ich kenne mich mit dieser Shugden-Thematik nicht vertiefter aus.
    Tsem Rinpoche hat eine eigene Organisation: Kechara.
    Er hat im Kechara Forest Retreat in Malaysia die weltgrößte Shugden-Statue errichten lassen:
    Largest Dorje Shugden in the world
    Daher meine Ausdrucksweise das er zum "Shugden-Clan" gehöre.
    Ich bin beim Stöbern nach Tsem Rinpoche immer wieder auf shugden-Seiten gestossen.


    kilaya:

    Der Ganapati auf dem Bild scheint auch einer zu sein, der gerade das Objekt von "Affenliebe" ist, auch wenn unter dem Lendenschurz aus Perlen verborgen.


    Ja! Das ist der dreiköpfige, vierbeinige weisse Ganapati der seinen Vajra von einer affengesichtigen Göttin gesaugt bekommt ;)
    Die Praxis entspricht der Tradition, die auch im Kangyur als "Sri Ajna Vinivarta Ganapati Sadhana" enthalten ist.

  • Ja, das wäre natürlich eine Option.
    Ich dachte vielleicht kennt jemand eine gute Internetquelle wo man sowas bekommt.
    Unter 84000.co konnte ich leider nichts bekommen.

  • Thomas23:

    Das sind alles 12armige Abbildungen, aber in einem Zitat, welches ich leider nicht mehr finden konnte, spricht Lama Zopa bei der einfachen Praxis davon entweder den weissen 6 oder den 12armigen Ganapati zu visualisieren. Es sind Varianten die mir bislang beim Stöbern so nicht begegnet sind (außer dem 12armigen roten Ganapati).


    Die 12armige weisse Form entspricht ebenfalls der Tradition: [url=http://www.himalayanart.org/items/1051/images/primary#-4429,-7997,11472,0]12armiiger weisser Ganapati[/url]


    Die erotischen Darstellungen sind aus dem altindischen Tantra übernommen worden:
    Erotic Forms of the Buddhist Ganapati


    Ich konnte eine Original-tibetische Ganapati-Ritualtextsammlung ausfindig machen:
    "tshogs bdag chos skor"


    Leider unter tbrc.org nicht einsehbar.

  • Falls Interesse besteht Ganesha/Ganapati als Gottheit in die Praxis aufzunehmen ist es sinnvoll sich mit der Stellung Ganeshs im Hinduismus zu befassen denke ich.
    Letztlich handelt es sich um die gleiche Gottheit, wenn sich im Buddhismus die Perspektive und Praxis auch unterscheidet.


    Hierzu konnte ich ein kostenloses Buch finden (wieder mal in englisch, sorry):
    Loving Ganesha - Hinduism's Endearing Elephant-Faced God von SATGURU SIVAYA SUBRAMUNIYASWAMI


    Interessiert hat mich speziell Kapitel 1: "The Nature Of Lord Ganesa".
    Hier steht u.a das Ganesa das gesamte materielle Universum verkörpert.
    Er beseitigt Hindernisse und setzt Hindernisse auf dem Pfad des Suchenden.
    Die gesetzten Hindernisse sollen auf Abwege geratene Praktizierende wieder auf den Pfad bringen.
    Im Chakren-System steht er für das Muladhara Chakra, welches den Eintritt in den Pfad zur Erleuchtung symbolisiert.
    Im Newar-Buddhismus wurde diese Funktion im Sechs-Chakren-System übernommen, wo er mit seinem weiblichen Pendant Ganapatihrdaya in Vereinigung dort sitzt.
    Er ist im Hinduismus ein Torwächter, der den spirituell Suchenden Eintritt gewährt und diese auf dem Weg begleitet.


    Findet das Muladhara Chakra im tibetischen Buddhismus auch Berücksichtigung?


    Nachtrag:
    (1) Wenn man dem Werk "Tibetische Medizin für den Westen: Das Archetypen-Meridian-System in der Praxis"
    von Sathya Allesandra Bernhard bin Saif,Wolfgang Christian Bernhard ben Saif,Sabine Knoll vertrauen schenken kann sollte das 7-Chakren-System zumindest in der tibetischen Medizin Verwendung finden.


    (2) In "Atemlos: Ein Weg nach den Lehren des Tsakpo Rinpoche" von Ananda Taschen werden die Funktionen der Chakren incl. der Wichtigkeit des Muladhara Chakra erklärt.

  • In letzterem Werk gibt Tsakpo Rinpoche auf Seite 105 die Antwort auf die Frage:

    Zitat

    im tibetischen System wird das Muladhara und das Svadhistana Chakra als Eins gesehen

  • Wie an anderer Stelle schon mehrfach gesagt: im tibetischen System werden meistens die vom hinduistischen System aus betrachtet oberen zwei und unteren zwei jeweils zusammengefasst. Dabei wird dann v.a. bei den oberen beiden mal der Schwerpunkt mehr auf die Öffnung oben am Scheitel und mal der Schwerpunkt mehr auf das sog. "3. Auge" gelegt.

  • Hallo kilaya,


    die oberen beiden Chakren hatten wir im Thread "Chakren" besprochen, aber ich kann mich nicht entsinnen das wir über die unteren beiden gesprochen hatten oder irre ich?

  • Ich erwähne eigentlich immer beides, weil das Prinzip das Gleiche ist. Leider habe ich noch keine Zeichnung gefunden, die das verdeutlicht, die nicht in die Tiefen esoterischer Sümpfe führt. Ich zeichne vllt. mal was selbst. Wenn man sich einen Körper mit Chakren und deren Verlauf auf den Zentralkanal und die Schnittpunkte in den zugehörigen Drüsen und Organen anschaut, sieht man eben recht anschaulich, wie es 5 klare zentrale Schnittpunkte im Körper gibt. Am oberen Schnittpunkt treffen sich 3 Wirbel (von vorne, hinten, oben) und ebenso am unteren Schnittpunkt (von vorne, hinten, unten). Die anderen Schnittpunkte haben jeweils 2 Wirbel (vorne, hinten)


    kilaya

  • Interessantes Thema!


    Letztlich bin ich überzeugt das man mit dem Ganapati-Mantra das Muladhara Chakra öffnet, tibetische Abweichungen vom hinduistischen System hin oder her. Es ist ein kraftvolles Mantra!


    Danke für dieses großartige Geschenk, ehrwürdiger Lama Zopa Rinpoche! :)

  • @Lucy: Einfach nur traurig was mit manchen Menschen passiert ist. Die ganze Schulausbildung umsonst...


    Na dann weiterhin gute Nacht.