Thomas23:Ich beschäftige mich gerade weiter mit dem Thema und kann schon mal sagen das der tibetische Ganapati ziemlich sicher dem älteren "Modell" Ganapati/Vinayaka statt der aktuellen hinduistischen Form entspricht.
Damit wollte ich sagen das Ganesha so wie man ihn heute kennt ursprünglich als Vinayaka und Ganapati bezeichnet wurde.
ZitatIn einer [..] sehr frühen Schrift, Manava Grhyasutra, wird der Name Vinayaka verwendet, der zuerst eine Vielzahl böser Dämonen bezeichnet.
Im Text Yajnavalkyasmrti kann später beobachtet werden, dass der Ausdruck Vinayaka allmählich für eine einzelne Gottheit verwendet wird. Seine Gestalt weist noch keine Bezüge zur Figur des Ganesha auf, sondern hat ein menschliches Aussehen.
Der Begriff Vinayaka ist angelehnt an die Ausdrücke Vighneśa/Vighneśvara, was als “Herr der Hindernisse” übersetzt werden kann. Hiermit wird ausgedrückt, dass eine negative Seite Vinayakas Hindernisse kreiert und übelwollend gegenüber den Menschen agiert. Im Gegensatz dazu steht Vighnahartā, das “Zerstörer der Hindernisse” bedeutet und die positive Seite der Gottheit darstellen soll. Der Begriff nimmt Bezug auf eine für den Menschen agierende Gottheit, die hilft, Hindernisse aus dem Weg zu schaffen. Diese beiden durch Vinayaka bereits verkörperten Seiten werden später mit Ganesha in Verbindung gebracht und auch ihm zugeschrieben.
(Quelle: Die religionshistorische Entwicklung Ganeshas in der hinduistischen Literatur)
Diese ambivalente Form eines Hindernisse erzeugenden dämonischen und eines Hindernisse beseitigen wohlwollenden Gottes wurde im Vajrayana Tibets und auch Chinas und Japans übernommen, während sich im Hinduismus allmählich eine rein positive Form durchgesetzt hat. Auch sind in Tibet (zumindest in Schriften) die Bezeichnungen Ganapati und Vinayaka üblich statt Ganesha.
Eine frühe Schriftquelle über Vinayaka im Mahayana-Buddhismus findet sich mit dem Mahāvairocana-sūtra, welches auf ca. Mitte 7.Jhdt datiert wird. Dort werden vinayakas als böse Wesen bezeichnet die mit Mantren zu bannen sind. Im Kommentar von Śubhakarasiṃha wird vinayaka als durch einen verblendeten Geist erzeugtes Hinderniss beschrieben.
(Quelle: Gaṇeśa and Avalokitēśvara)
Diese Ambivalenz betrifft jedoch speziell die tantrischen Praktiken und nicht die hier geposteten Sutren, die rein glücksverheissender Natur sind
Wenn ich es richtig verstehe geht es um Wünsche und Begierden, die eine förderliche und hinderliche Seite haben können. Man sollte seine Begierden der Lehre entsprechend entwickeln und die Dämonen der Begierde niedertrampeln. Man soll seine Wünsche und Bedürfnisse im Griff haben und zügeln.
Ganapati steht für das ganze Universum und für Om, der Silbe die für Brahma und die drei gunas steht. Die drei gunas satva, rajas und tamas stehen für die Qualitäten und Facetten aller Phänomene. Er ist der Gott allen Anfangs.. auch Om steht am Anfang eines Mantras.
Er ist der Herr der Ganas, die alles in der materiellen Welt erzeugen. Die Ganas werden oft auf tibetischen Mandalas als tanzende Dakinis o.ä. am Rand dargestellt.
Als Atisha zum ersten Mal von Nepal nach Tibet kam brachte er die affengesichtige Emanation als Dharmapala nach Tibet mit und sagte zu Lumey Dorje das Garnapati zur Hälfte für Weisheit und zur Hälfte für weltliche Belange stehe. Oft handele er spitzbübig.
(Quelle: Blazing Splendor: The Memoirs of the Dzogchen Yogi Tulku Urgyen Rinpoche Seiten18-19)