Ganesha und Schamanismus

  • @kilaya: Du sprichst mir aus dem Herzen

    kilaya:

    Das ist ja alles bekannt - auch Thomas23. Wie oft soll er denn hier noch erklären, dass er das alles weiss und einfach gerne Informationen aus allen Ecken und Richtungen sammelt? Unabhängig davon, ob man das zuerst oder überhaupt oder alles auf einnmal praktizieren kann oder muss.


    Adrenaline: Wie Du ja selbst sagst handelt es sich bei Chenrezig um einen der wichtigsten Bodhisattvas. Dir ist sicher auch bekannt das 108 verschiedene Emanationen (u.a. auch Shiva) von Chenrezig existieren (wahrscheinlich sogar mehr)?
    Nun, wie ich hier im Thread zeigen konnte ist Ganapati eine davon ;)
    Man kann die Ganapati-Praxis also getrost als Chenrezig-Praxis ansehen.


    Zitat

    Die Keimsilbe GAH des buddhistischen Ganapati unterscheidet sich von der hinduistischen Keimsilbe GAM.


    Alleine das zeigt schon das der hinduistische Ganesha hier nicht angerufen wird!
    Es ist eine buddhistische Gottheit deren Praxis in mehreren im tibetischen, nepalesischen, chinesischen, koreanischen.. Kanon enthaltenen Sutren vom Buddha höchstpersönlich an Ananda oder auch Sariputra übertragen wurde.


    "Ab vom Schuss" habe ich hier zuletzt über ein Mahayana-Sutra geredet welches ich gelesen habe genau wie man im Theravada über Sutten redet die man im Palikanon gelesen hat. Eigentlich eine ganz einfache Angelegenheit des Sutren-Fahrzeuges.

  • Ist es nicht eigentlich völlig egal, welche Meditationsgottheit verwendet wird, solange man sich darüber klar ist, welche Qualitäten diese Gottheit symbolisiert ?


    So kann ich Jesus auch als einen Buddha (oder Bodhisattva) des Mitgefühls wahrnehmen, Ganesha als einen Buddha (oder Bodhisattva) der Weisheit, manchmal reichen schon kleine Wesen wie ein Schmetterling oder eine Ameise aus, um die Qualitäten ihrer Buddhanatur für meine Meditation zu nutzen :angel:

  • Sherab Yönten:

    So kann ich Jesus auch als einen Buddha (oder Bodhisattva) des Mitgefühls wahrnehmen, Ganesha als einen Buddha (oder Bodhisattva) der Weisheit, manchmal reichen schon kleine Wesen wie ein Schmetterling oder eine Ameise aus, um die Qualitäten ihrer Buddhanatur für meine Meditation zu nutzen :angel:


    Das stimmt bis zu einem gewissen Grad. Wie gut das funktioniert hängt beim Einzelnen davon ab, wie gut man die Sicht halten kann.


    Ganesh / Weisheit passt aber nicht so richtig. Klar sind Mitgefühl und Weisheit immer Kern des Buddhawesens, aber Ganesh wäre wohl am ehesten mit Vajrapani in Verbindung zu bringen, wenn es um die Ausdrucksform geht. (Wenn er aus Ausstrahlung von Chenrezig gesehen wird geht es weniger um die Ausdrucksform als um die Grundlage, auf der die Form aktiv wird.)


    kilaya

  • kilaya:

    Wenn er aus Ausstrahlung von Chenrezig gesehen wird geht es weniger um die Ausdrucksform als um die Grundlage, auf der die Form aktiv wird.


    Ich wüsste zu gerne sicher um welche Ausstrahlung es sich im "Ārya Mahā Gaṇapati Hṛdaya" handelt.
    Diese Version stammt aus Nepal und in Nepal ist Ganapatihrdaya eine weibliche Form von Ganapati und gehört zu einer Gruppe von sieben Schutzgöttinnen die für die sieben Wochentage stehen. Jede Göttin steht für einen Wochentag und einen Planeten.
    (Quelle: "Religion in Nepal" von K. R. van Kooij Seite 26)



    (Quelle: THE INDIAN BUDDHIST ICONOGRAPHY von Benoytosh Bhattacharyya, Seite 349)


    Aber "hrdaya" ist auch ein übliche Dharani-Bezeichnung für "Herzessenz".


    Ganapatis Ikonografie wird im obigen Buch wie folgt beschrieben:


    Colour-Red
    Arms-Twelve
    Vahana-Mouse
    Asana-Dancing in Ardhaparyanka
    Außerdem: Drei Augen, Ornamentgeschmückt, ... wie der tantrische Sakya Maharakta-Ganapati.
    Dies ist eine Form aus der Sadhanamala, es exisitiert aber auch eine vierarmige am indischen Original angelehnte Variante.


    Ich tendiere dazu das es sich um den vierarmigen Ganapati handelt. Die Namensgleichheit zur weiblichen Form ist vermutlich Zufall. Wenn ich mich nicht täusche ist es allgemein üblich das die Anzahl der Arme, Köpfe etc.. sich in den tantrischen Sadhanas vervielfacht. Von daher passt diese Form zum Dharani.




    Ich konnte nun auch den Urheber des verkürzten Dharanis ausmachen: Erick Tsiknopoulos (Sherab Zangpo)


    Hier die Version von Sherab Zangpo:


    (Quelle: https://buddha-nature.com/2009…atis-noble-heart-dharani/)





  • Ich habe das Mantra rezitiert und als ich hinaus ins Freie kam flog mir eine Hummel auf die Hand :heart:



    LG :)(::)

  • citröen:

    Ich habe das Mantra rezitiert und als ich hinaus ins Freie kam flog mir eine Hummel auf die Hand :heart:


    Schön :)
    Interessant weil doch von einer Hummel im Sutra die Rede ist.
    Wie oft hast Du es wiederholt? Laut neuester Version soll es 3x oder 7x rezitiert werden.
    Ich werde spätestens morgen auch anfangen zu rezitieren.


    Habe auch eine weitere Übersetzung gefunden "Ganapati Mantra for Success to Benefit Sentient Beings" von Kyabje Lama Thubten Zopa Rinpoche, 23 June 2014.


    Hier ist schon im Titel Bodhicitta mit eingefügt. Ganapati wird als "Arya Possessor of Merits" bezeichnet.
    Das wäre dann die neueste Version aus dem vertrauenswürdigen Mund eines Rinpoche :)


    Dieses Ganapati-Dharani weckt Freude und macht Spaß, oder?
    Zumindest ich freue mich darauf. Glück und Freude sind sehr wichtig für den Pfad.

  • Eben deswegen fand ich es passend .
    Ich habe es 3 x rezitiert und habe dabei die positive Energie gespürt.
    Grundsätzlich gehe ich immer mit Achtsamkeit, Weisheit und Mitgefühl für alle Wesen in die Meditation und (egal) um wessen Sutra es sich handelt, es ist Hilfreich und erweitert das Bewusstsein enorm.
    Danke für die Info's und dir weiterhin Gleichmut und Manifestation,
    Glück und Freude auf deinem Pfad.


    LG :heart::like:


    PS:Ich verfolge deine und Kilaya's Beiträge immer besonders interessiert.

  • Sherab Yönten:

    Ist es nicht eigentlich völlig egal, welche Meditationsgottheit verwendet wird, solange man sich darüber klar ist, welche Qualitäten diese Gottheit symbolisiert ?


    ich denke auch es ist egal, aber man sollte eine Einweihung von einem Rinpoche haben. Wenn sich bei einem eh alles Mögliche aus früheren Leben aktiviert ist es vielleicht noch etwas anderes. Besonders aber wenn man keine eigene Erfahrung der Natur des Geistes hat ist die Übertragung durch einen Rinpoche enorm wichtig sonst besteht die Gefahr dass man die ganze Saddhana eigentlich nur als Shamatha-Mediation praktiziert dass heißt alle Inhalte als objekthaften Vorstellungsinhalt hat. Einschließlich eine Vorstellung von Leerheit. Dass der Geist ein Objekt bildet welches er "Leerheit" nennt ist die Gefahr. Man merkt es vielleicht nicht aber subtil ist diese Vorstellung da, wie z. b. als Vorstellung eines ausgedehnten Raumes im physischen Sinn, Anlehnungen an den Weltraum, eine Art Vakuum als Objekt usw.


    Nun ja und die Rinpoches geben eben keine Einweihungen für Jesus oder Ganesha.....

  • Turmalin:

    Nun ja und die Rinpoches geben eben keine Einweihungen für Jesus oder Ganesha.....


    Vielleicht weil auch sie im gewissen Sinne "Gefangene" ihrer eigenen Tradition sind ?


    Verstehe mich nicht falsch, ich finde Einweihungen und ein vernünftiges Schüler- Lehrer Verhältnis wichtig, gerade im Tantra. Aber in den Einweihungen geht es doch ganz entscheidend darum, die Qualitäten der Natur des Geistes zu erfahren. Die sind nun nicht unbedingt an einer ganz bestimmten physischen Form eines Bildnisses gebunden, sondern fußen auf Weisheit und Mitgefühl (Bodhicita)!

  • Sherab Yönten:
    Turmalin:

    Nun ja und die Rinpoches geben eben keine Einweihungen für Jesus oder Ganesha.....


    Vielleicht weil auch sie im gewissen Sinne "Gefangene" ihrer eigenen Tradition sind ?


    Ein Yiddam, wie Vajrayogini die speziell die Praktizierenden der Kagyu Linie segnet hält doch die fühlenden Wesen nicht gefangen, sondern befreit sie vom klammernden Griff des Ego. Und das tut doch der Meister auch. Wir sind doch Gefangene unseres Intellektualismus und unserer Begierden. Du siehst dich als frei und die Meister als gefangen? :eek:

  • Natürlich gibt es auch Einweihungen für Ganapati - das zeigt doch dieser Thread, dass das in vielen Linien sehr verbreitet ist und es sich um eine im TB sehr beliebte Praxis handelt...


    kilaya

  • Turmalin:
    Sherab Yönten:

    Vielleicht weil auch sie im gewissen Sinne "Gefangene" ihrer eigenen Tradition sind ?


    Ein Yiddam, wie Vajrayogini die speziell die Praktizierenden der Kagyu Linie segnet hält doch die fühlenden Wesen nicht gefangen, sondern befreit sie vom klammernden Griff des Ego. Und das tut doch der Meister auch. Wir sind doch Gefangene unseres Intellektualismus und unserer Begierden. Du siehst dich als frei und die Meister als gefangen? :eek:


    Es würde sich ja nicht widersprechen, wenn ein Meister Einweihungen in buddhistische Yidams gibt (so wie es ihre Tradition vorsieht) und gleichzeitig Einweihungen in Ganesha oder meinetwegen auch in "Jesus", nochmal: Das entscheidende ist das Erkennen der Natur des Geistes mit den korrespondierenden Qualitäten Weisheit und Mitgefühl, die Yidams sind dazu doch nur Hilfsmittel (Flöße), die im Laufe der Praxis sogar komplett losgelassen werden können (sollten)!

  • kilaya:

    Natürlich gibt es auch Einweihungen für Ganapati - das zeigt doch dieser Thread, dass das in vielen Linien sehr verbreitet ist und es sich um eine im TB sehr beliebte Praxis handelt...


    Scheint nicht angekommen zu sein (:
    Eine größerere Formenvielfalt dürfte es wenn überhaupt nur von wenigen anderen Gottheiten im Buddhismus geben.
    Von ein- bis mehrzeiligen Mantren bis zu Dharanis, Sadhanas.. alles dabei. Länder- und Traditionsübergreifend. Mahayana-Sutren, Tantras, Mantras... sogar als Ritualtransformierer!


    Uups! Was ist denn das für ein rotes elefantenköpfiges Wesen unten links in der Dharmapalareihe auf dem Sakya-Zufluchtsbaum :o



    citröen:

    Ich habe es 3 x rezitiert und habe dabei die positive Energie gespürt.


    Habe gerade 7x je eine beider Versionen rezitiert mit den Youtube-Videos als Vorlage.
    Manche Passagen habe ich noch nicht einwandfrei hinbekommen.
    Die positive Energie habe ich auch deutlich gespürt :)


    citröen:

    Danke für die Info's und dir weiterhin Gleichmut und Manifestation,
    Glück und Freude auf deinem Pfad.


    Sehr gerne! Dieses Dharani ist wahrlich ein Geschenk für alle Wesen!


    LG und viel Glück auch für Dich liebe citröen :heart::sunny::rose:

  • An der Platzierung im Zufluchtsbaum kann man auch sehen, dass er dort als vollwertiger Schützer angesehen wird, nicht als Yidam oder weltliche Gottheit...


    kilaya

  • @kilaya: Ja, so eine Positionierung im Zufluchtsbaum beseitigt den letzten Zweifel.


    Habe noch ein weiteres Ganapati-Sutra welches nur im chinesischen Kanon vorkommt und von Vajrabodhi im 7. oder 8.Jhdt A.D. übersetzt wurde:


    Zitat

    Information:


    A Dhâranï-sûtra of the Golden Ganapati (Konjiki Ganahattei T. XXI 1269) reportedly uttered by the Buddha in the Kalandaka Bamboo Grove near Srâvastî. Out of compassion, he recites the formula and teaches to Šariputra how to perform the recitation and the proper rites, describes how to paint an image where a central figure of Ganapati with one head and six arms is
    surrounded by various semi-divine beings, and ends with the various proscriptions usually related with this kind of rites. The translation is attributed to Vajrabodhi (Kongô-chi: 671-741?).



    (Quelle: „Ganapati Rituals in Chinese“ von Robert Duquenne)


    Dieses Sutra dürfte ungewöhnlich sein. Es enthält detaillierte schamanistische Ritualanleitungen.
    Ich bin selbst noch nicht dazu gekommen mir das mal in Ruhe alles durchzulesen.

    Einmal editiert, zuletzt von 123XYZ ()

  • Hier mal das Dharani einzeln in


    1. Japanisch (?)



    2. Sanskrit:



    Es gibt auffallende Ähnlichkeiten zum Herz-Dharani des Ganapati.

  • Von der oben geposteten sechsarmigen Darstellung existiert auch eine zweite Variante:


    In dieser Variante werden die Gegenstände tw. vertauscht. Der Rettich ersetzt die Keule.


    In Japan wird Ganapati als Kangiten oder auch Shōten bezeichnet.


    Hier gibts ein pdf "Hindu Gods and Goddesses Rooted in Japan" von Lokesh Chandra.


    Im Buch "Hindu Gods and Goddesses in Japan" von Saroj Kumar Chaudhuri konnte ich folgende Ikonografien des Ganapati finden:


    1. Zwilling


    Männliche und weibliche Figur umarmen sich im Stehen
    Wird tw. auf die Legende zurückgeführt das Avalokiteshvara als weibliche elefantenköpfige Form inkarnierte um Ganapati daran zu hindern Hindernisse zu erzeugen.


    Beschreibung im Text Gang-ko-ki:


    Linke weibliche Figur:
    Gesichtsausdruck voller Liebe
    Kurze Stoßzähne und kurzer Rüssel.
    Krone aus himmlichen Blumen.
    Enge Augen
    Steht auf Füßen der rechten Figur
    In rotes Mönchsgewand gekleidet
    Weisse Hautfarbe


    Rechte männliche Figur:
    Gesichtsausdruck ohne Mitgefühl
    Langer Rüssel
    Weite Augen
    Keine Krone
    Keine Mönchsrobe
    Rötlichgelbe Hautfarbe
    Schwarzer Stoff über Schultern und Nacken


    Die Gesichter sind einander zugewandt.


    Im Verlaufe der Praxis ändert sich die Ikonographie:
    Die Köpfe liegen auf den rechten Schultern des Gegenübers
    Mönchsrobe und Krone verschwinden
    Alle Dualität und alles Böse verschwindet
    Beide sind Vinayaka


    2. Vierarmig


    Untere rechte Hand: Schlachtaxt
    Obere rechte Hand: Tablett mit Honigkeksen
    Obere linke Hand: Keule
    Untere linke Hand: Stoßzahn


    Elefantenhaut.
    Jede Hand hat einen Finger ausgestreckt.
    Linker Stoßzahn ist abgebrochen.
    Trägt Halsschmuck.
    Weisses Seidentuch über rechter Brust.
    Steht auf goldenem Hügel.


    3. Sechsarmig


    Stehend auf goldenem Hügel mit Rüssel nach rechts gebogen


    Obere linke Hand: Schwert
    Mittlere linke Hand: Tablett mit Honigkeksen
    Untere linke Hand: Zweischneidiges Schwert
    Obere rechte Hand: Keule
    Mittlere rechte Hand: Vajra
    Untere rechte Hand: Lasso


    Goldene Hautfarbe
    Fünf Wolken aller fünf Farben über der Gottheit mit den vier Himmelskönigen und himmlichen Wesen in den Wolken diese mit Blumen bestreuend
    Armee von Kumara zu linken
    General Atavika zur rechten
    Unten links schöne himmliche Jungfrauen die Ganapati mit Musik ehren.
    Unten rechts vier Yaksas (Schafskopf, Schweinskopf, Elefantenkopf, Pferdekopf) mit Lendenschurz aus Tigerfell von denen jede einen Stab hält


    4. Zweiarmig


    Fleischfarbene Haut


    Linke Hand: Schlachtaxt
    Rechte Hand: Rettich


    In späteren Arbeiten wird der Kopf als weiss und der Körper als rot beschrieben.


    5. Neunäugig


    Drei Elefantenköpfe mit je drei Augen
    Vierarmig
    Aufrecht auf goldenem Hügel stehend mit Rüssel nach rechts gebogen
    Goldene Körperfarbe


    Obere rechte Hand: Keule
    Untere rechte Hand: Rettich
    Obere linke Hand: Schwert
    Untere linke Hand: Tablett mit Honigkeksen


    6. Außerdem weit verbreitet:


    Sitzend
    Linke Hand: Rettich
    Rechte Hand: Dreizack



    Hier Bilder dazu, die allerdings nicht immer mit den beschriebenen Ikonografien übereinstimmen:
    Zwillings-Kangiten
    Vierarmiger Kangiten
    Sechsarmiger Kangiten


    Die Maus oder Ratte wurde in Japan scheinbar nicht übernommen.
    Außerdem macht hier die aufrecht stehende Darstellung einen Unterschied zu Tibet.


    Am besten gefällt mir ja die in Tempeln und auf öffentlichen Plätzen weit verbreitete Form im Sitzen:
    Statue - Eingang Fukuoka Tower


    Ich denke bei letzter Form ist man beim Rezitieren der Dharanis gut aufgehoben wenn man Bilder im Kopf haben möchte.
    Aber auch bei der vierarmigen, einköpfigen Form habe ich persönlich keine Bedenken.

  • Zurück nach Tibet ;)


    Aktuell werden in der Gelug-Linie über die FPMT (Foundation for the Preservation of the Mahayana Tradition) von Lama Thubten Zopa Rinpoche verschiedene Ganapati-Praktiken angeboten:


    "A Short Meditation Of Ganapati" von Lama Zopa Rinpoche
    (nur mit Ermächtigung!)


    "Ganapati Mantra for Success to Benefit Sentient Beings" von Lama Zopa Rinpoche
    (neue Übersetzung des "Arya Ganapati Hridaya" von Lama Zopa Rinpoche aus dem Jahr 2014)


    Unter "Mantren und Gebete für Erfolg" wird hier auch das Ganapati-Mantra von Lama Zopa Rinpoche mit aufgeführt:

    Zitat

    Ganapati Mantra:
    OM AH GA HUM PAT SVAHA

  • Ich bin immer ein Fan von kurzen Mantras, daher habe ich mir auch das OM AH GAH HUNG SOHA (tib. Schreibweise) gleich rausgeschrieben. OM AH GAH HUNG PHAT SOHA (ich schreib mir das immer um) wäre dann eine Variante davon... :) PHAT findet man in erster Linie bei den Schützern, die Silbe bringt also mehr Kraft mit rein...


    kilaya

  • @kilaya: Danke für die Info. Immer schön was dazu zu lernen :)



    Hier noch ein Fundstück von Erick Tsiknopoulos/Sherab Zangpo (ist leider wieder mal in englisch, sorry):



    (Quelle: https://buddha-nature.com/2015…gzungs-ga-na-pa-tii-gzun/)

  • Das letzte Dharani dürfte vermutlich auf die Lobpreisung des Ganapati (Ganapati Stotra) aus dem Kangyur zurückzuführen sein.
    Der Pandit Amoghavajra hatte eine Vision von einem affengesichtigen Ganapati auf dem Gräberfeld in Kamkaru sPungs.



    Ich habe mich weiter mit Ganapati befasst:


    Man muss im tibetischen Buddhismus zwischen dem dämonischen Vinâyaka (erzeugt Hindernisse) und Ganapati (beseitigt Hindernisse) unterscheiden.
    Vinâyaka wird von verschiedenen Dharmapalas bezwungen und entsprechend auf verschiedenen Thangkas dargestellt (auf dem Boden liegend, Dharmapala trampelt auf ihm rum). Diese Ambivalenz scheint nicht erst im Buddhismus entstanden zu sein, sondern aus der hinduistischen Entwicklungsgeschichte Ganeshas zu stammen, wo es ursprünglich ebenfalls diese zwei Formen gegeben hat. (siehe hier)


    Es scheinen folgende Hauptformen vorzuherrschen:

    • Chaturbhuja Rakta Ganapati (roter vierarmiger Ganapati)
    • Chaturbhuja Sita Ganapati (weisser vierarmiger Ganapati)
    • Mahâraktaganapati (roter zwölfarmiger Ganapati) - Sakya (und Kagyü?)-Linie
    • Rakta Ganapati (roter zweihändiger Ganapati) - Nyingma
    • Ganapatihridaya (weiblicher Aspekt in Nepal)


    Neben diesen populären Formen gibt es aber auch:

    • Weisser zweiarmiger Ganapati
    • Blauer vierarmiger Ganapati
    • Gelber vierarmiger Ganapati
    • Weisser Kopf + Roter Körper


    .....usw


    Es gibt je nach Linie und Lama scheinbar unterschiedliche Auffassungen ob Ganapati als Erleuchtungswesen, vollwertiger Dharmapala oder weltliche Gottheit anzusehen ist.
    Am verbreitetsten ist die Ansicht es handele sich um eine Manifestation des Chenrezig.


    Hier verschiedene Äußerungen zum Thema:


    • von Kyabje Lama Zopa Rinpoche aus 2005:

      Zitat

      Ganapati is in essence Chenrezig, who manifested in this aspect to relieve the poverty of sentient beings. May I be able to obtain wealth and be able to eliminate all sentient beings’ poverty of Dharma, and poverty of the means of living, the enjoyments, immediately.


      My kind root Guru manifested in this aspect.
      (Quelle: How to Make Offerings and Prayers in Front of Holy Objects)



    • von H. H. Jigdal Dagchen Sakya aus 2008:

      Zitat

      Ganapati made the commitment to help all beings to uphold the 3 trainings—moral behavior, meditation, wisdom— and, in particular, to provide the necessary materials and provisions for practitioners.
      He protects one from obstacles at the beginning of any enterprise and also helps to increase wealth and power for the benefit of the Dharma.
      (Quelle: Ganesh ( Ganapati ) the Hindu Buddhist Deity : practices references and transmission)



    • von Rigpa-Wiki (Nyingma):

      Zitat

      Ganapati (Skt. gaṇapati; Tib. Tsok Dak, Wyl. tshogs bdag) — an aspect of Ganesha, the Hindu elephant-headed god of luck and wealth. Like several of the Hindu pantheon, Ganapati is recognized and respected in the Buddhist tradition as a powerful worldly protector.
      (Quelle: http://www.rigpawiki.org/index.php?title=Ganapati)


    Hier noch ein paar Zitate dazu aus der m.E. informativen Diskussion „Ganesh in Tibetan Buddhism“:




    Ich werde es so handhaben das ich das Mantra oder Dharani vor der Praxis rezitiere damit Hindernisse beseitigt werden und ich verdienstvoll praktiziere. Auch in Tibet wird Ganapati vor längeren Praktiken angerufen um Hindernisse zu beseitigen. Am besten gleich morgens nach dem Aufstehen!
    Ich betrachte Ganapati als Manifestation von Avalokiteshvara.
    In einem Kangyur-Text wird er sogar mit Amithaba als Kopfkrone beschrieben.



    Zum Abschluss noch ein Fundstück welches mir gut für den Einstieg gefällt:
    http://dakiniasart.org/wp-cont…guyen-Temple-GANAPATI.jpg

  • Ich konnte weitere Quellen zum buddhistischen Ganapati/Vinâyaka ausfindig machen:


    Laut dem Artikel Lord Ganesha in Buddhism wird Ganapati in der Sadhanamala als eine buddhistische Gottheit wie alle anderen dargestellt. Es handelt sich um den roten zwölfarmigen Maharakta-Ganapati.


    In der Nispannayogavali von Abhayakaragupta werde er in der weissen vierarmigen Form dargestellt.
    In den Händen Rettich, Axt und Plätzchen.


    Es werden verschiedene Skulpturen und Gemälde in und an Tempeln erwähnt, wie u.a. am Gelug-Tempel Tabo, Himachal Pradesh am Eingang als Schutzgottheit.


    Die dämonische Form soll von Göttin Aparajita niedergetrampelt als Skulptur in Nalanda und im Patna Museum zu sehen sein.


    Letztere Darstellungsform wurde auch in den Höhlentempelanlagen von Ellora gefunden.
    In „Unfolding A Mandala: The Buddhist Cave Temples at Ellora“ von Geri Hockfield Malandra werden die dortigen Bildnisse genau beschrieben.
    Buddha Shakyamuni wird mit der bhumisparsamudra-Mudra während der Versuchung durch Mara u.a. mit der einen elefantenköpfigen Dämon niedertrampelnden Göttin Aparajita dargestellt.
    Diese Ikonografie findet sich auch auf einer Stele in Kurkihar (Gaya District, Bihar) und in Ratnagiri/Orissa.
    Es sind die ältesten Zeugnisse bezüglich dieser neuen Ikonografie!


    In "Buddhist Goddesses of India" von Miranda Eberle Shaw wird gesagt das nicht sicher gesagt werden kann ob es sich bei dem Dämon um Ganapati handelt.


    Ich konnte außerdem weitere Bildnisse aus den Tempeln Tholing und Tsaparang in West Tibet aus dem jahr 1930 finden: Ganapati and other Gods in Tibet. Diese Bilder existieren leider heute nicht mehr, liefern aber ein Zeugniss über die Verehrung Ganapatis in tibetischen Tempeln.
    Das dargestellte Bild aus dem Rumtek Kloster in Sikkim hingegen dürfte noch existieren.

  • Ein kurzer Ausflug in die Entwicklungsgeschichte der Aparajita-auf-Ganapati-Ikonografie


    Ich habe mir das Kapitel 1 "Prthivi - Mutter Erde" aus "Buddhist Goddesses of India" von Miranda Eberle Shaw (2006) mal durchgelesen.


    Sehr interessant!


    Shaw beschreibt wie die Erdgöttin Prthivi in Reliefs von Gandhara ca. 2. bis 3. Jh u.Z. zuerst in Darstellungen der Versuchung Buddhas durch Mara (Mahavijaya) auftaucht. In diesen Bildnissen wird sie mit der unteren Körperhälfte im Boden dargestellt wie es auch im Lalitavistara-Sutra beschrieben wird.


    Im späten 5. Jh. trat eine neue Ikonografie der Szene mit einer vor Buddha knienden und ein Gefäß mit den Händen haltenden Prthivi auf.


    Im weiteren geschichtlichen Verlauf wurden zwei Göttinnen vor dem Buddha in der Szene dargestellt wie man u.a. anhand des Mahabodhi Tempelkomplexes in Bodhgaya sehen kann. Einmal in der Gefäß-haltenden und einmal in einer zornvollen Variante.
    Shaw erklärt sich diese zwei Göttinnen anhand der im Lalitavistara-Sutra beschriebenen zweimaligen Erdberührung durch den Buddha. Bei der ersten Berührung erscheine Prthivi in der Form mit Gefäß (Schatz), welches den erworbenen Verdienst von Shakyamuni zum Ausdruck bringen soll. Bei der zweiten Berührung erscheine Prthivi in der zornvollen Form um Mara mit seinem Gefolge zu unterwerfen.


    Schließlich entwickelte sich die hinzugetretene zornvolle Göttin zB in Darstellungen aus Kurkihar, Bodhgaya zu der auf einem elefantenköpfigen Wesen herumtrampelnden Göttin mit Tarjani Mudra vor der Brust.


    Im 7. bis 8. Jahrhundert wurde aus besagter zweiter Göttin schließlich die auf einem elefantenköpfigen Wesen herumtrampelnde Göttin Aparajita.



    Besagte elefantenköpfige Kreatur wurde von den meisten Wissenschaftlern als der hinduistische Gott Ganesha indentifiziert. Das Bildnis drücke u.a den Triumph des Dharma über eine (nun dämonisch aufgefasste) hinduistische Gottheit aus.


    Shaw interpretiert die Darstellung jedoch neu.
    Sie meint das die elefantenköpfige Kreatur symbolisch für die bezwungene Horde Maras stehe.
    In der Mahavijaya-Literatur werde oft von einem Elefanten als Reittier Maras, einem röhrenden Elefanten und einem elefantenköpfigen Dämon unter den tierköpfigen Dämonen in Maras Gefolge gesprochen.
    Die Figur passe außerdem ikonografisch nicht, da sie Schwert und manchmal auch Schild statt der Gegenstände Ganeshas in den Händen halte. In der hinduistischen Literatur werde des weiteren von einer eigenen Dämonenklasse namens "Ganapatis" in den Gefolgen von Shiva und Ganesha gesprochen.
    Shaw meint daher das die elefantenköpfige Kreatur nicht für Ganesha, sondern für die unterworfenen dämonischen Mächte Maras stehe.


    Der Aparajita-Text in der Sadhanamala beschreibe diese als sechsarmig und "Zerstörer aller Maras".
    Im tibetischen Kanon werde Aparajita als "Brecher der Maras" oder "Zerstampfer aller Dämonen" beschrieben.
    In Steinreliefs werde sie unter anderem mit einem Elefanten-"Stachelstab" (elephant-goad) dargestellt.


    Ihr verbreiteter Zuname "ganapati-samakranta" ("Ganapati zertrampeln" oder "einen Ganapati zertrampeln") könne somit auch gem. obiger Info zu Ganapati als "Dämonenzerstörerin" gedeutet werden.


    Im Mahayana-Pantheon resultierte diese Entwicklung zu einer zweifachen Göttin aus der Erdgöttin Prthivi schließlich in den Göttinnen Vasudhara und Aparajita.
    Vasundhara ("Schatzstrom") ist eine goldene Göttin des Überflusses und Reichtums.
    Aparajita dient zum Schutz vor Dämonen.
    Die Ikonografie dieser Mahayana-Göttinnen gleicht der Gefäß-haltenden und zornvollen Variante wie sie im Mahabodhi Tempelkomplex in Bodhgaya zu sehen sind.


    Die bildhafte Darstellung einer auf einem elefantenköpfigen Wesen herumtrampelnden Aparajita auf Thangkas hat sich historisch also wie dargestellt entwickelt und der unterworfene "Ganapati" könnte somit auch für einen Dämon wie in den hinduistischen Quellen beschrieben stehen statt für Ganesha!


    Auch mir ist bereits aufgefallen das diese niedergetrampelte Kreatur wenig Ähnlichkeit mit Ganesha hat. In einigen Darstellungen findet sich sogar ein Leopardenfell als Lendenschurz wie es auch ikonografisch für die tierköpfigen Yaksha-Dämonen im Golden Ganapati Dharani beschrieben wird.


    In einem Vortrag über Tara konnte ich außerdem erfahren das ein Elefant im tib. Buddhismus für die Geistesgifte/Dämonen steht für die verschiedene Tara-Formen Fangschlingen zur Bändigung in den Händen halten.


    Hier einige Thangkas zum Thema:
    Bhutadamara Vajrapani
    Shadbhuja Mahakala
    Vignataka
    Für mich klingt die Theorie Shaw´s überzeugend.


    Wie seht ihr das?

  • @citröen: Dein Link beinhaltet Beschreibungen über Ganesha im Hinduismus.
    Zwar wurde Ganapati (in Tibet wird er zumindest in den Schriften nicht als Ganesha bezeichnet) vom Hinduismus in den Buddhismus übernommen, hat aber zumindest in Tibet im weiteren Verlauf eine andere Entwicklung als der hinduistische Ganesha erfahren. Ich beschäftige mich gerade weiter mit dem Thema und kann schon mal sagen das der tibetische Ganapati ziemlich sicher dem älteren "Modell" Ganapati/Vinayaka statt der aktuellen hinduistischen Form entspricht.
    Es ist aber sicherlich auch sehr nützlich sich mit der Gottheit im hinduistischen Kontext zu befassen, da es trotz der unterschiedlich verlaufenen Entwicklung natürlich sehr viele Gemeinsamkeiten gibt. Bei den Newar-Buddhisten in Nepal scheint Ganapati/Ganesha stärker hinduistisch geblieben zu sein.
    Wie bereits erwähnt ist die Keimsilbe "GAH" im tib. Buddhismus eine andere als "GAM" im Hinduismus.
    Man sollte das also schon unterscheiden und nicht willkürlich drauf los mischen zumal im Buddhismus mit gänzlich anderer Auffassung an Gottheiten herangegangen werden muss als im Hinduismus!


    Nachtrag zu meinen letzten Posts:


    Thomas23:

    Es werden verschiedene Skulpturen und Gemälde in und an Tempeln erwähnt, wie u.a. am Gelug-Tempel Tabo, Himachal Pradesh am Eingang als Schutzgottheit.


    Diese Info scheint sehr zweifelhaft wie ich in „Tabo Monastery and Buddhism in the Trans-Himalaya: Thousand Years of Existence of the Tabo Chos-khor“ von Omacanda Hāṇḍā (1994) auf Seite 124 herausfinden konnte.


    Der vermeintliche Ganesha wurde von dem Forscher Francke als solcher identifiziert. Es handelt sich um eine ca. 1000 Jahre alte Schnitzerei in einem hölzernen Türrahmen der sich in einem sehr schlechten Zustand befindet. Es kann lediglich ein nach rechts gebogener Rüssel sicher festgestellt werden, was die Figur keineswegs sicher zu Ganesh als Tempelwächter macht.


    Nachtrag:

    Zitat

    In the Gelugpa monastery, located in Tabo, Himachal Pradesh, an image of the Lord is enshrined alongside the main entrance of the monastery to guard the complex. The deity is also situated above a wooden arch in a Mahayana Buddhist temple at Tabo. The image is elaborately carved and placed with Buddhist deities.


    (Quelle: http://www.indianetzone.com/65/lord_ganesha_buddhism.htm)


    Das betrifft also nur die Holzschnitzerei. Es scheint noch eine zweite Darstellung in Tabo zu geben.




    Ich konnte zwischenzeitlich auch zwei Bilder zu den Skulpturen aus dem 10. Jhd. in Bihar finden: