Lehre des Nicht-Selbst und Non-Dualität

  • Hallo zusammen!


    Gibt es zwischen der Lehre des Nicht-Selbst und der Non-Dualität irgendwelche Gemeinsamkeiten, also Punkte in denen sie sich einig sind? (Unterschiede mal außenvor)

    • Offizieller Beitrag

    Non-Dualität würde ich so verstehen, dass die normale Sichtweise eines Subjekt, das sich Objekten gegenüber sieht eine Illusion ist. Von daher steht das für mich sehr nahe an der buddhistischen Anatta (Nicht-Selbst) Lehre.


    Aber auch wenn das eine Sicht ist, die den Buddhismus durchzieht, kommt der Begriff "Nondualität" (

    Advaita) wohl aus dem hinduistischen Advaita Vendata, auch wenn er im Mahayana seine Entsprechung hat.


    Pamokkha hat einen Artikel geschrieben, in dem er diese Gleichsetzung kritisch sieht:

    Nondualität ist kein allgemein anerkannter Begriff im Buddhismus. Eine quantitativeAnalyse von 100 buddhistischen Büchern ergab eine signifikante Ungleichverteilungin der Begriffsverwendung und eine fast vollständige Fremdheit dieses Begriffes bei Lesern von Theravada-Literatur. Dies wurde bestätigt durch eine Kommunikations-analyse deutsch- und englischsprachiger Buddhismus-Foren.

    Die Betonung "Nicht-Dualität" - so verstehe ich ihn - verschiebt das Spirituelle auf die Erlangung einer bestimmten - eben der nondualen - Sicht und klammert so ganz viele Aspekte des edlen achtfachen Pfads (Ethik, Lebensführung) aus.


    Dies hat er im Thread Nondualität zur Diskussion gestellt.

  • Wieso kann es dann sein, dass der advaita vedanta von dem einen wahren Selbst bzw. dem reinen Bewusstsein redet und Buddha nicht?

    Hat er in den tiefsten Meditationen etwas anderes erfahren als seine Vorgänger aus der advaita Lehre oder wie?


    Letztlich sind wir doch alle nur Menschen und müssten das selbe erfahren. Entweder gibt es etwas in reiner Form unbefleckt von Leid oder es gibt es eben nicht!


    Klingt für mich nicht logisch, zu sagen, Buddha hat kein Selbst gefunden. Aber andere vor ihm haben schon was entdeckt, wie eine Art Quelle oder Essenz von allem? 🤔🙄

  • Letztlich sind wir doch alle nur Menschen und müssten das selbe erfahren. Entweder gibt es etwas in reiner Form unbefleckt von Leid oder es gibt es eben nicht!


    Klingt für mich nicht logisch, zu sagen, Buddha hat kein Selbst gefunden. Aber andere vor ihm haben schon was entdeckt, wie eine Art Quelle oder Essenz von allem? 🤔🙄

    Letztendlich haben Menschen verschiedene Vorstellungen. Eine absolute Wahrheit hat sich noch nicht durchgesetzt.

    Einige stellen sich einen allmächtigen Schöpfer, einen oder mehrere Götter vor, einige eine Art Weltgeist, Weltäther, einige ein Nichts, einige glauben an Naturgesetze oder Außerirdische, Gnomen, Feen, Hexen, Geister, helle oder finstere Mächte etc.

    In unserer pluralistischen Gesellschaft darf sich jeder seine Vorstellungen machen.

    • Offizieller Beitrag

    Wieso kann es dann sein, dass der advaita vedanta von dem einen wahren Selbst bzw. dem reinen Bewusstsein redet und Buddha nicht?

    Ich sehe es so, dass Buddha genau dorthin gelangt ist, wo seine Lehrer auch waren, und dann darüber hinaus ging.


    In einer klassischen Einteilung in sogenannte Jhana wird die Erfahrung von "unendlichem Bewusstsein" als sechstes Jhana geführt:

    Das sechste Jhana (vinnanancayatana) »Durch völlige Überwindung des Raumunendlichkeitsgebietes aber gewinnt er in der Vorstellung ‘Unendlich ist das Bewusstsein' das Bewusstseinsunendlichkeitsgebiet (vinnanancayatana).

    Dies kommt dem Ausdruck "reines Bewusstsein" sehr nahe.


    Shakyamunis Lehrer Ālāra Kālāma war aber darüber hinausgegangen und hatte einen Zustand erreicht, den man mit dem siebten Jhana identifizierte:


    Ālāra then proclaimed the ākiñcaññāyatana (sphere of nothingness, see jhāna 7), and Gotama, putting forth energy and concentration greater than Ālāra's, made himself master of that state. Ālāra recognised his pupil's eminence and treated him as an equal, but Gotama, not having succeeded in his quest, took leave of Ālāra to go elsewhere

    Shakyamuni erkannte also, dass auch das zu dem sein Lehrer ( jenseits von "reinem Bewusstsein" ) vorgedrungen immer noch subtile Illusionen enthielt und man auch darüber hinausgehen muss.


    Man kann also nicht sagen, dass Buddha nicht zum "reinen Bewusstsein" vorgedrungen wäre. Sondern, dass er darüber hinaus gegangen ist.

  • Non-Duality ist meiner Meinung nach eine hinduistische Lehre mit Ramana Maharshi als einem ihre Heiligen.

    Mooji ist wohl ebenfalls ein Vertreter dieser Richtung. Das ist alles sehr in Mode, es gibt auch Parallelen

    zu "Liberation Unleashed". Ramana Maharashi war der Meinung, wir sind alle miteinander verbunden. Wenn

    der Arzt ihm ein Medikament verordnete, mussten alle seine Jünger es ebenfalls nehmen - so lautet jedenfalls

    eine der Geschichten, die sich um diese Figur ranken. Non-Duality-Vertreter sind klare Anhänger der Konzeption

    einer ewigen Seele. Auch die Götter sind ewig. Die ewige Seele, das ist gewissermaßen das Göttliche in uns. Im

    Grunde ist das genau die Sichtweise, die Buddha zu überwinden versucht hatte, als er seine Lehre von "Anatta"

    verkündete (als drittem der drei Daseinsfaktoren). Es gibt da eine starke Parallele zum Christentum, jedenfalls

    ist der Glaube an die "ewige Seele" beiden gemeinsam. Kein Wunder, dass das eine starke Anziehung auf Leute

    aus dem Westen hat, denn letztlich entspricht es dem, was uns von unseren Eltern und Religionslehrern beigebracht

    wurde. Die Non-Duality-Lehre ist vor allem für Leute attraktiv, die gern Yoga machen und ab und zu mal zu einem

    Retreat nach Indien fliegen.

  • Advaita Vedanta (nicht das, was bei Osho draus geworden ist) und einige Vajrayana-Schulen haben sich ja philosophisch über die Jahrhunderte durchaus ausgetauscht. Nicht-Dualität ist die höchste Ebene jenseits von Tantra im Mahamudra und Dzogchen. Aber man muss auch richtig verstehen, was damit gemeint ist. Auch unterscheiden sich die Methoden durchaus deutlich.


    Es gibt allerdings keine Gründe, anzunehmen, dass mit "Nicht-Dualität" irgendeine "ewige Seele" gemeint sei. Wie sollte das auch gehen? Eine "ewige Seele" wäre eine zutiefst dualistische Vorstellung. Ich kann anatta im Gegenteil gar nicht "denken", ohne von Nicht-Dualität auszugehen. Christliche Vorstellungen wiederum sind ebenfalls zutiefst dualistisch - hier der Mensch, dort Gott, getrennt.


    Ich kann also Deinen Ausführungen in keinster Weise folgen. Allerdings muss ich auch sagen, dass das Bild von nicht-dualistischen Lehren gerade durch Osho und seine Neo-Satsang oder Neo-Advaita Bewegung im Westen extrem verzerrt ist. Ich denke um sich darüber auf der richtigen Ebene unterhalten zu können, muss man sich auf authentische Quellen beziehen und deren philosophischen Lehren wirklich grundlegend verstehen. Das wiederum setzt zusätzlich auch Praxis voraus, denn es ist nichts, wo es ausreicht, sich ein paar "Gedanken" zu machen. Denn Gedanken sind Worte sind dualistisch.

  • naja gut, Worte haben es so an sich, dass sie immer nur Hilfsmittel sind.

    Witzig, dass die schärfste Kritik an "Worten" oft von Leuten aus der Satsang-Bewegung

    kommt, deren ganze Ausübung eigentlich hauptsächlich darin besteht, den Worten

    ihrer Meister zu lauschen. Aber damit meine ich natürlich nicht Dich persönlich kilaya.

    Was sind denn aber die Quellen, auf die man sich stützen kann? Osho ja wohl nicht?

  • Ich kenne mich ehrlich gesagt nicht aus, was die hinduistische Seite angeht, wer da im Advaita noch authentisch ist. Die tibetisch-buddhistischen Quellen zu Essenz-Mahamudra und Dzogchen sind aber lebendig, da kann man sich mal einlesen.


    Das mit der Kritik an "Worten" bei Osho kommt eher aus anderen Richtungen, er hat ja alles mögliche hergenommen und gemischt. Ich finde auch nicht alles schlecht, was er hinterlassen hat, aber die Kritik überwiegt.


    Generell: es wird ja oft versucht, Worte zu benutzen um über die Worte hinaus zu gehen. Durch Widersprüche, poetische Bilder, oder sowas wie Koans. Das finde ich erstmal legitim. Wenn aber der Blick beim Finger hängen bleibt, der auf den Mond zeigt, und man nie den Kopf dreht, um den Mond anzuschauen, dann kommt man keinen Schritt weiter. Egal wie toll man den Finger findet, weil er ja so toll auf den Mond zeigt. ;)