buddhismus menschenunwürdig?

  • Ji'un Ken:


    Aber was soll's. Man muss ihn verbraten wie er ist.
    Und er kennt sich im Palikanon aus. Das ist ja auch was wert.
    Alles Liebe, Ji'un Ken


    Du bist ein guter Mensch denn du findest doch immer noch etwas gutes an Anderen
    und das ist ein Zeichen bzw. eine Eigenschaft des "guten Menschen" im positiven sinne.

  • melong:

    Was soll "verwoben" sein? Was soll es sein, das über eine Abhängigkeit irgendeiner Art hinausgeht?
    Vielleicht ist es ein subjektives Gefühl, das zu dieser Aussage führt. Aber Gefühle sind täuschend und man sollte nicht zuviel auf sie geben.


    Was soll verwoben sein?: Wir empfinden uns von anderem Lebendigen als getrennt, dass ist Folge materieller Wahrnehmung. Auf der "geistigen Ebene" ist aber alles Lebende verbunden wie Wassertropfen im Meer. Das hat mit Abhängigkeit nichts zu tun, man IST Bestandteil des Ganzen, unabhängig davon, ob man es wahrnimmt oder nicht. Die Abhängigkeit entsteht durch die Trennung und danach folgende Bindung an das Getrennte. In der liebevollen Einfühlung in den Anderen ist es aber die Sicht des Einsseins, seine Belange werden zu den eigenen und hieraus wird gedacht, gefühlt und schließlich gehandelt. Jedenfalls sehe ich es so.
    Es ist kein besonderes abgrenzendes Kriterium, dass Gefühle täuschen können. Auch Gedanken können täuschen, auch Schlussfolgerung, auch und sogar Wahrnehmung. Also geht es eher darum, den Charakter der Gefühle zu erkennen und was sie nützen.


    Liebe Grüße
    Naqual


  • Was sind Teufel und Dämonen? Trennung, Täuschung, Egoismus, materielle Orientierung.
    Damit hat Gott nichts zu tun. Vielleicht im Gottesbild mancher Christen, ja. Sehr stark sogar.
    Denn dieser beinhaltet in sich bereits den Teufel. Das ist auch der Grund, warum Gnostiker
    vom "Wahren" sprachen, der über allem steht. Auch über den als Gott angebeteten "Halbmacher" (Demiurge).
    Die Dualität Gott-Teufel ist schlicht eine Pervertierung des Wahren. Und ein dem verhaftetes Gottesbild eine
    Spiegelung der eigenen Zerissenheit in der Dualität von gut und böse.


  • Hi Accinca,


    nun, es ist für mich kein leichtes Unterfangen zu schauen, inwieweit das buddhistische Denken mit meinem kompatibel ist.
    Die Liebe (die ich ein wenig komplexer verstehe als gemeinhin üblich) ist für mich schon oberste Priorität.
    Leidüberwindung ja. Aber es gibt keine alleine auf das Selbst bezogenes Überwinden von Leid. Wir sind ja immer Bestandteil alles
    Lebenden.
    Was heißt nun "vorschnelles helfen müssen" für Dich? Die vermeintliche Erkenntnis, dass der andere nur seine innere Einstellung zu
    den Leid verursachenden äußeren Bedingungen seines Lebens verändern muss? Liebe reduziert auf den geradezu missionarischen Einsatz,
    den anderen zur Erkenntnis zu führen, aber die äußeren Bedingungen als unwichtig zu betrachten?
    Auch äußere Bedingungen und inneres Sein stehen in einer Einheit. Deswegen darf ich nun nicht guten Gewissens, eine Seite alleine
    zur "seligmachenden" erklären. In der Liebe bin ich bestrebt, dem anderen auf beiden Ebenen gleichzeitig zu helfen.


    Liebe Grüße
    Naqual

  • Naqual:
    melong:

    Was soll "verwoben" sein? Was soll es sein, das über eine Abhängigkeit irgendeiner Art hinausgeht?
    Vielleicht ist es ein subjektives Gefühl, das zu dieser Aussage führt. Aber Gefühle sind täuschend und man sollte nicht zuviel auf sie geben.


    Was soll verwoben sein?: Wir empfinden uns von anderem Lebendigen als getrennt, dass ist Folge materieller Wahrnehmung.


    Was heißt denn "materielle Wahrnehmung?" Das Gefühl der Trennung oder
    das Gefühl der Zusammengehörigkeit, ist das "materielle Wahrnehmung"? Wenn
    du deine Hand ins Feuer hältst, hast du dann das Gefühl der Einheit? Wenn
    ein Anderer in Indien seine Hand ins Feuer hält, hast du dann ein Gefühl als
    wenn es deine Hand wäre? Ich meine, das da keine Verbindung gefühlt wird
    und aus diesem Grunde auch kein Gefühl der Einheit. Nun mag es Menschen
    geben die sich solidarisch fühlen mit anderen, mit einer Nation, einem Land
    mit allen Menschen, mit allen Tieren, mit allen Göttern und Menschen oder
    mit allen Wesen Dämonen und Göttern. Vielleicht meinst du ja sowas. Aber
    auch davon muß man sich irgendwann lösen wie von allen Vorstellungen.

    Naqual:


    Auf der "geistigen Ebene" ist aber alles Lebende verbunden wie Wassertropfen im Meer.


    Auf "geistiger Ebene"? was soll denn das sein? Gerade dort sehe ich auch große
    Unterschiede, eine große Vielfalt, ein großes unterschiedliches Potenzial. Aber
    natürlich gibt es auch Dinge die gleich sind, z.B. haben alle Leiden und alle haben
    Wünschen, haben Gier , haben Haß und haben Verblendung. Allen sind der Geburt,
    dem Alter und dem Tode geweiht. Niemand kann entkommen. Keiner braucht zu drängeln
    oder andere zu schubsen, jeder kommt dran, man muß nur etwas abwarten. Darin sehe
    ich, das alle Wesen gleich sind, so bedauerlich das sein mag.


  • Eigentlich liegt es auf der Hand, was materielle Wahrnehmung ist: Dein Körper ist ein anderer als der des Nächsten. Und seit Du es als Baby erkannt hast, trennst Du. Gleichwohl ist es nur Oberfläche und nicht das Eigentliche.
    Wenn Du nun den Schmerz eines anderen in Dir nicht spürst: was beweist das? Wohl nur, dass Dir die zusammengehörende Einheit alles Lebenden nur in Bruchstücken, nur auf rationaler Ebene oder einfach überhaupt nicht klar ist.


    Von Vorstellungen lösen ist eine Illusion, alleine wenn Du die ursprüngliche Schriften von Buddha nimmst, hast Du bereits Vorstellungen. Außer Du bringst Buddha Wertschätzung gegenüber und hältst Dich gleichzeitig offen: selbst zu dem was Buddha gesagt hat. Entsprechend ist es nicht eine Frage von "gar keinen Vorstellungen haben" sondern von "offen halten, hinterfragbar halten, nicht festhängen an Vorstellungen" - aber benutzen musst Du Vorstellungen, anders geht es nicht.



    Warum soll Vielfalt keine Einheit bilden? Selbst ein Auto ist mehr als die Summe einzelner technischer Bausteine. Was das Ding fahren lässt, ist die Einheit der vielfältigen Teile. Ohne diese Einheit hättest Du ein Sammelsurium von Nutzlosem. So in etwa auch wie letzteres ist der geistige Zustand, den wir als Menschen (aber auch als Gesellschaften) normalerweise haben.

  • Naqual:
    melong:

    Was soll "verwoben" sein? Was soll es sein, das über eine Abhängigkeit irgendeiner Art hinausgeht?
    Vielleicht ist es ein subjektives Gefühl, das zu dieser Aussage führt. Aber Gefühle sind täuschend und man sollte nicht zuviel auf sie geben.


    Was soll verwoben sein?: Wir empfinden uns von anderem Lebendigen als getrennt, dass ist Folge materieller Wahrnehmung. Auf der "geistigen Ebene" ist aber alles Lebende verbunden wie Wassertropfen im Meer.


    Das ist eine nette Phantasie, hat aber mit Buddhismus nichts zu tun.


    Naqual:


    Das hat mit Abhängigkeit nichts zu tun, man IST Bestandteil des Ganzen, unabhängig davon, ob man es wahrnimmt oder nicht.


    Nein mit Buddhismus hat das nichts zu tun. Bist hier damit falsch. Aber bei Vedanta findest du vielleicht, was du suchst.

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.


  • Danach findet auf materieller Ebene ein ständiger Austausch von Materie statt.
    Daher sind alle materiellen Körper eins bzw. aus der gleichen Nahrung entstanden.
    Das verstehe ich schon - allerdings dachte ich du meinst was anderes.

    Naqual:


    Wenn Du nun den Schmerz eines anderen in Dir nicht spürst: was beweist das?
    Wohl nur, dass Dir die zusammengehörende Einheit alles Lebenden nur in Bruchstücken,
    nur auf rationaler Ebene oder einfach überhaupt nicht klar ist.


    Eine solche "Einheit des Schmerzes" aller lebenden Wesen wäre schließlich auch unerträglich
    und nicht wünschenswert nicht mal dem ärgsten Feind.

    Naqual:


    Von Vorstellungen lösen ist eine Illusion, alleine wenn Du die
    ursprüngliche Schriften von Buddha nimmst, hast Du bereits Vorstellungen.


    Auch davon (so lehrte der Buddha im Beispiel vom Floß (M 22) muß man sich
    letztlich lösen, denn alle Vorstellungen sind vergänglich.

    Naqual:


    Warum soll Vielfalt keine Einheit bilden? Selbst ein Auto ist mehr als die Summe
    einzelner technischer Bausteine. Was das Ding fahren lässt, ist die Einheit der vielfältigen Teile.
    Ohne diese Einheit hättest Du ein Sammelsurium von Nutzlosem. So in etwa auch wie letzteres ist
    der geistige Zustand, den wir als Menschen (aber auch als Gesellschaften) normalerweise haben.


    Es hat den Eindruck du glaubst es müsse eine Einheit der Vielfalt geben und das sein viel besser.
    Auch der Nachfolger des Buddha strebt nach Einheit, aber nicht die Einheit der Vielfalt. Er sucht
    vielmehr die Einheit durch Überwindung der Vielfalt, durch Abwendung von der Vielfalt sucht er
    den Anblick der Einheit und den Anblick der Vielfalt verleugnet er bzw. gibt er auf und den Anblick
    der Einheit verwirklicht er. So kann ich Einheit verstehen nämlich jenseits der Vielheit ohne sie.

  • Grüss Dich ganz recht herzlich Naqual,


    Zitat

    Naqual schreibt : Warum soll Vielfalt keine Einheit bilden? Selbst ein Auto ist mehr als die Summe......


    weil das voraussetzt, das jedes Teil eines Konglomerats für sich und aus sich heraus existiert. Und, ist das so ?
    Das fahren des Fahrzeugs (Bewegung), findet bitte wo und wann statt?


    Mit Ganz Freundlichen Grüssen
    Dorje Sema


    OMMANIPADMEHUNG

  • so, sry, lange nicht mehr im netz gewesen.


    1. Nicht ich habe diese Behauptungen aufgestellt, sondern meine Prüfer: Professoren der Philosophie und Politik. Ich stimme diesen absolut nicht zu


    2. Es sieht wohl so aus, dass Sozialarbeit, also gezielte Hilfe für drogenabhängige, psychisch kranke etc. in östlichen Ländern sogut wie nicht vorkommt bzw. mit verwunderung betrachtet wird. Selbst der Dalai Lama hat dazu gesagt, dass der Buddhismus die Soziale Arbeit vom Christentum lernen könnten, und dass hier durchaus eine "Schwäche" in der buddhistischen Tradition liegt. Sozialarbeit existiert praktisch nicht im östlichen udn auch buddhistischen Denken.
    Ich frage mich schon etwas, welches Denken bzw. Umstände letztlich dazu führt angesichts von Karuna oder Metta oder den anatta.




    Zitat

    Was soll verwoben sein?: Wir empfinden uns von anderem Lebendigen als getrennt, dass ist Folge materieller Wahrnehmung. Auf der "geistigen Ebene" ist aber alles Lebende verbunden wie Wassertropfen im Meer.
    Das ist eine nette Phantasie, hat aber mit Buddhismus nichts zu tun.


    dazu noch: das hat sehr wohl mit buddhismus zu tun, bzw. das ist buddhismus. siehe bedingtes entstehen oder anatta.

    "In der Melancolie liegt die Trauer über das Ende, und die Freude des Anfangs als zarte Blüte - so ist sie der Begriff einer dauernden Veränderung"

  • birth:


    2. Es sieht wohl so aus, dass Sozialarbeit, also gezielte Hilfe für drogenabhängige, psychisch kranke etc. in östlichen Ländern sogut wie nicht vorkommt bzw. mit verwunderung betrachtet wird. Selbst der Dalai Lama hat dazu gesagt, dass der Buddhismus die Soziale Arbeit vom Christentum lernen könnten, und dass hier durchaus eine "Schwäche" in der buddhistischen Tradition liegt. Sozialarbeit existiert praktisch nicht im östlichen udn auch buddhistischen Denken.
    Ich frage mich schon etwas, welches Denken bzw. Umstände letztlich dazu führt angesichts von Karuna oder Metta oder den anatta.


    Vielleicht funktioniert ja das soziale Netz in Asien anders. Mehr Nachbarschafts- und Familienhilfe?
    Direkte Hilfe in den Klöstern.
    Schau Dir mal die Gastfreundschaft in Asien an. Man teilt mit Dir.
    In Indien gibt es zum Beispiel auch den Beruf "Bettler" und sie gehören ganz selbstverständlich mit dazu und bekommen ihre Almosen.


    Dann das Beispiel Burma letztes Jahr, wo Spenden aus der ganzen Welt direkt an Klöster gingen und sie unbürokratisch von den Ordinierten verteilt wurden.
    Ohne großes Aufsehen, ohne tamtam.
    In Asien wird halt alles nicht so bürokratisch mit Verbänden und Vereinen geregelt. Da ist man prakmatischer. Man hilft direkt da wo es notwendig ist, ohne großes Aufheben davon zu machen. Man teilt was man hat. Das schafft gutes karma.


    Ein schönes Beispiel für Sozialarbeit finden wir hier:


    http://www.der-farang.com/?article=2004/21/Robert_Kropf


    Dann widmen sich seit Ur-zeiten Klöster der Schul-Bildung von Kindern. So kamen und kommen Kinder aus sozial schwachen Familien auch in den Genuss von Bildung. Schau mal in die Klöster wieviele "Kinder-Mönche" es gibt. Manche hätten außerhalb kaum eine Chance auf Bildung bzw. überhaupt zu überleben.


    Auch unterhalten viele Klöster Schulen für Kinder die nicht im Kloster leben.


    Sozialarbeit ist ein Bestandteil in Buddhistischen Ländern. Nur eben etwas anders als wie wir es im "Papierland Deutschland" gewohnt sind.

  • Danke, Dhammika,
    genau das hatte ich auch auf den Lippen, konnte mich aber nicht ausdrücken, :) weil es nur so ein Gefühl war, das ich bei meiner Indienreise früher bekam.


    Dhammika:

    ....Schau mal in die Klöster wieviele "Kinder-Mönche" es gibt. Manche hätten außerhalb kaum eine Chance auf Bildung bzw. überhaupt zu überleben.
    ....


    Dringende Anmerkung dazu noch: das sind dann keine Mönche unbedingt auf Lebenszeit, sondern es ist durchaus üblich nur für eine bestimmte Zeit "Mönch" zu sein, um später wieder ins "normale Leben" zurückzukehren.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Jyotsna':

    Dringende Anmerkung dazu noch: das sind dann keine Mönche unbedingt auf Lebenszeit, sondern es ist durchaus üblich nur für eine bestimmte Zeit "Mönch" zu sein, um später wieder ins "normale Leben" zurückzukehren.


    Richtig! Aber dann mit ganz anderen Chancen im Leben. :D

  • melong:
    Naqual:

    Was soll verwoben sein?: Wir empfinden uns von anderem Lebendigen als getrennt, das ist Folge materieller Wahrnehmung. Auf der "geistigen Ebene" ist aber alles Lebende verbunden wie Wassertropfen im Meer.


    Das ist eine nette Phantasie, hat aber mit Buddhismus nichts zu tun.


    Naja für einen Christen ist es Phantasie, weil es nicht in der Bibel steht. Offensichtlich hat doch jeder bestimmte Vorstellungen, die er nach gut und richtig unterscheidet, bevor er sich inhaltich darauf einlässt.
    Ich sagte schon letzte Woche: Wertungen in einer Diskussion bringen nichts. Du könntest höchstens zu mir sagen: "Deine Erfahrung steht mir nicht zur Verfügung, ich habe andere als Du".


    Zitat
    Naqual:


    Das hat mit Abhängigkeit nichts zu tun, man IST Bestandteil des Ganzen, unabhängig davon, ob man es wahrnimmt oder nicht.


    Nein mit Buddhismus hat das nichts zu tun. Bist hier damit falsch. Aber bei Vedanta findest du vielleicht, was du suchst.


    So sinnvoll erscheint es mir nicht, wenn ich auf einen Buddhisten anworte, dann gesagt bekomme, schaue woanders, weil Deine Antwort ist nicht buddhistisch.
    Du kannst Dich im Diskussionsverlauf erklären, das hilft dann Dir oder mir. Möge es uns beiden helfen, dann haben wir beide etwas dazu gelernt.


  • Schmerz muss ja nichts Schlechtes sein, wenn auch unangenehm. Unangenehmes kann sehr nachdrücklich zum Lernen, zu Erkenntnis führen.
    Wenn ich den Schmerz eines anderen in mir habe, bin ich motiviert, den anderen zu helfen. Wenn ich den Schmerz des anderen nicht einmal wahrnehme,
    wie könnte ich helfen?
    Das ist dann wichtig, wenn der andere ein konkretes Problem hat (Hunger, alle haben ihn verlassen, körperliche Schmerzen, etc.) und ich für den anderen da sein will um ihm zu helfen. Wenn ich dann auf dem Standpunkt stehe, der andere müsse nur lernen, sein Leid innerlich zu überwinden, ich bin aber nicht bereit, ihm bei den materiell fassbaren Problemen zu helfen, wäre es - für mich - irgendwo abstrus.


    Zum Threadthema: ist im Buddhismus nicht eine (ungewollte) Hemmung gegen soziale Hilfe in dem man Leid nur als Illusion versteht? Insofern Hilfe eigentlich nichts "sozialarbeiterisch" Fassbares ist. Provokativ: man eher eine "buddhistische Seelsorge (Leidüberwindung) ansteuert, als konkrete Hilfe"?

  • accinca:
    Naqual:


    Von Vorstellungen lösen ist eine Illusion, alleine wenn Du die
    ursprüngliche Schriften von Buddha nimmst, hast Du bereits Vorstellungen.


    Auch davon (so lehrte der Buddha im Beispiel vom Floß (M 22) muß man sich
    letztlich lösen, denn alle Vorstellungen sind vergänglich.


    Nun im Anfängerbereich in diesem Forum werde ich als Nichtbuddhist diese Frage ja stellen dürfen:
    Wenn die unmittelbare Erfahrung des Nirvana Folge von provizorischen Vorstellungen ist, die ebenfalls
    überwunden werden müssten, was begründet dann den Optimimus bei der Erfahrung des Nirvana?
    (Nett wäre es, jetzt nicht auf irgendwelche alten Quellen zu verweisen, sondern einfach auf den Gedankengang
    zu antworten mit einem eigenen Gedankengang. Ist für mich leichter)




    Denke nicht, dass es relevant ist, was ich glaube, das es geben müsse.
    Die Vielfalt in der Welt ist existent und ich genieße diese. Warum auch nicht? Etwa weil jeder Genuss Anhaftung bedeutet?
    Dann verzichte auf jeden Genuss. Denn schwieriger ist es, genießen zu können, ohne "abhängig" zu werden.
    Gleichwohl ist hinter der Vielfalt eine Einheit. Was wäre Einheit ohne Vielfalt? Was wäre dann in der "Einheit"?

  • Dorje Sema:

    Grüss Dich ganz recht herzlich Naqual,


    Zitat

    Naqual schreibt : Warum soll Vielfalt keine Einheit bilden? Selbst ein Auto ist mehr als die Summe......


    weil das voraussetzt, das jedes Teil eines Konglomerats für sich und aus sich heraus existiert. Und, ist das so ?
    Das fahren des Fahrzeugs (Bewegung), findet bitte wo und wann statt?


    Grüß Dich, Dorje! Und verzeih mir die späte Reaktion.


    Nein, es gibt nichts, was aus sich allein heraus existiert. Außer im theoretischen Raum: ein vereinzeltes Atom außerhalb des Weltalls. Und selbst dieses wäre wieder ein Konglomerat von zu einander verwiesenen Teilen. Naja: vielleicht die isolierte Spitze (obere Kurve) einer Lichtwelle? ;)
    Das ändert aber nichts an der Vielfalt und der Funktionalität. Egal wo das Auto fährt. Und sei es in Deinem Kopf.

  • Naqual:

    man eher eine "buddhistische Seelsorge (Leidüberwindung) ansteuert, als konkrete Hilfe"?


    Meinst Du so eine Hilfe wie nach dem letzten Tsunami von Christen in Sri Lanka?


    "Wer seine Kinder in unsere christlichen Schulen schickt und den Glauben annimmt bekommt eine neue Hütte"
    Ich konnte es mir nicht verkneifen, sorry :grinsen:


    Bildlich gesprochen: Wenn ich sehe, dass einer sich die Pfoten verbrennt, bekommt er von mir einen Verband und obendrein noch, wenn er es wünscht eine Lösung für die nachfolgenden "Schmerzen". Das ganze ohne Anhaftung an "meine gute" Tat, ohne etwas dafür zu wollen.


    Noch ein Beispiel. Ich sehe jemand hungern. Gebe im Nahrung, was (satt sein) aber ja nur temporär anhält. Sein Leben kann ich nicht verändern. Ich habe die Milliarden nicht um das Elend dieser Welt zu besiegen. Aber ich kann demjenigen helfen, wie er mit seiner Situatuion leidfreier umgehen kann und dadurch sich event. auch selbst irgendwann aus seiner missligen materiellen Situation befreien kann (sofern es denn karmisch passt). Hilfe zur Selbsthilfe und wenn es auch nur mit Akzeptanz der Situation endet. Auch eine Form des los lassens. Eine Form die der eigenen Leidbefreiung dienlich ist.


    Das ist prakmatisch gelebter Buddhismus. Voll von Güte (mettā), Mitgefühl (karunā), Mitfreude (muditā) und Gleichmut (upekkhā)


    Es kommt nicht darauf an was man besitzt. Ob man schön oder häßlich, krank oder gesund ist usw. Es kommt darauf an, wie man damit hier und jetzt umgehen kann. Ob man weiter darunter leiden möchte oder dies ändern möchte. Das nicht mehr unter den "inneren" und "äußeren" Umständen leiden, lehrt der Buddha. Zu sehen und zu verstehen wie es funktioniert.


    Mit Metta
    Dhammika

  • birth:

    Es sieht wohl so aus, dass Sozialarbeit, also gezielte Hilfe für drogenabhängige, psychisch kranke etc. in östlichen Ländern sogut wie nicht vorkommt bzw. mit verwunderung betrachtet wird. Selbst der Dalai Lama hat dazu gesagt, dass der Buddhismus die Soziale Arbeit vom Christentum lernen könnten, und dass hier durchaus eine "Schwäche" in der buddhistischen Tradition liegt. Sozialarbeit existiert praktisch nicht im östlichen udn auch buddhistischen Denken.
    Ich frage mich schon etwas, welches Denken bzw. Umstände letztlich dazu führt angesichts von Karuna oder Metta oder den anatta.


    Ich weiß nicht, ob es dass trifft: aber vielleicht diskutieren wir hier am falschen Punkt bislang: soziale Hilfen, Barmherzigkeit, Einfühlung in den anderen, Großzügigkeit, etc. gibt es hier wie dort. Wenn ich Deinen Satz nun so lese "...dass Sozialarbeit, ALSO GEZIELTE HILFE...." Dann wäre hier gemeint, dass ein langfristig angelegtes konzeptionelles Planen beim Helfen in den betroffenen Ländern nicht so üblich ist (es wird sicher vereinzelt Gegenbeispiele geben).


    Was dran?



  • Laß es einfach los! Dann ist es nicht so verkniffen! ;)

    Im übrigen bin ich mir nicht im klaren darüber, warum Du MIR dies erzählst.

  • Naqual:

    Laß es einfach los! Dann ist es nicht so verkniffen! ;)


    :lol:
    8)

  • Hi,


    zunächst bekommen die Kirchen in Deutschland Kirchensteuer- und das wird vom Staat geregelt und vom Arbeitgeber zwangsweise abgeführt. Somit verfügen die Kirchen über ein enormes Vermögen seit Jahrhunderten. Viel geben sie sicher für Sozial-Arbeit aus, aber noch mehr kosten die ordentlichen Gehälter ihrer Pfarrer und die Instandhaltung ihrer prächtigen Kirchen und Dome. Und sie verfügen trotzdem noch über große Rücklagen.


    Viele buddhistische Klöster leben autark von der Arbeit ihrer Mönche und vor allem von Spenden. Und trotzdem- siehe Vorposter- tun sie einiges für die Armen. Außerdem ist das ein anderer Kulturkreis- und Nepal oder Tibet sind Entwicklungsländer und keine Industriestaaten mit entsprechendem finanziellem Potential. Und trotzdem haben wir Straßen-Kinder- eine Schande...


    Man kann sicher noch mehr finden, aber das fiel mir gerade spontan dazu ein,


    lieber Gruß,


    crazy dragon

    Tag für Tag ein guter Tag

  • ;) Naja, Crazy Dragon, den Kirchen geht's auch nicht mehr überall so gold wie früher - bei uns müssen sie ziemlich viele Topflappen verkaufen, um ihren Glockenturm reparieren zu können... Aber ich weiß schon, was du meinst.


    Die westliche und die asiatische Art sind sehr verschieden - so kommt es vielleicht zu diesem Missverständnis des Ausgangspostingss, in Asien gäbe es weniger Sozialarbeit. Das nennt sich da anders und ist vielleicht anders organisiert. Aber dass sich in Asien niemand um die Bedürftigen kümmert ist mir neu. :|

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee: