3 Geistesgifte

  • Bau auf die Dinge und nicht auf die Werte. Was die Mathematik über die Dinge hinaus berechnet, ist eben 200% Gefühl.

  • Lieber tao88,



    da hast Du Dir ja viel Arbeit gemacht. Unwissenheit und Verblendung sind ja nicht nur deutsche Wörter, sondern auch buddhistische Fachbegriffe. Da hilft die allgemeine akademische Definition leider nicht viel weiter.


    Ich würde das, was void geschrieben hat, umdrehen (nur, um in Deiner Frage zu bleiben):


    Unwissenheit ist die Unwissenheit darüber, dass das alles bedingt entsteht, unbeständig ist, und dass kein festes, unveränderliches Ich aufzufinden ist. Die Verblendung ergibt sich aus dieser Unwissenheit, plus daraus, dass uns diese Unwissenheit nicht auffällt. Die wird in der zweiten Edlen Wahrheit mit Dhukka verknüpft.

    Bei dem Wissen geht es um die Sicht auf alles wie es ist - also im Großen und Ganzen gemäß den drei Daseinsmerkmale , "vergänglich" (Anitya), "leidhaft"(Duhkha) und "nicht-Ich"(Anatta). Weil man sich im Bezug auf die Welt so irrt, unda dauernd was Festes, Schönes, Beständigndes erwartet leidet man.

    Das Gegenteil von Unwissenheit ist die Erkenntnis über diese Eigenschaften (Anatty, Anitya), und zur Überwindung dieser Unwissenheit dient das Studium der Schriften und die Meditationspraxis (je nach Schule, LehrerIn und Persönlichkeit in die eine oder andere Richtung gewichtet; Liebende Güte rechne ich hier zur Meditationspraxis).


    Dem Satz voids


    Und auch nicht so sehr um Problemlösungsfähigkeit.

    würde ich so nicht zustimmen, es kommt aber darauf an, was man unter "Problem" versteht. Wenn Unwissenheit das Problem ist (nach der Zweiten Edlen Wahrheit), dann ist Praxis für mich durchaus ein Training in Problemlösen: Wie kann ich es zur Gewohnheit werden lassen, dass mir diese tief sitzende Unwissenheit nicht ständig unbewusst dazwischen funkt. Wie erkenne ich es immer häufiger, wo ich mich an etwas Unbeständiges binde, obwohl ich das dazu gehörige Dhukka nicht haben will.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    • Offizieller Beitrag

    Und auch nicht so sehr um Problemlösungsfähigkeit.

    würde ich so nicht zustimmen, es kommt aber darauf an, was man unter "Problem" versteht. Wenn Unwissenheit das Problem ist (nach der Zweiten Edlen Wahrheit), dann ist Praxis für mich durchaus ein Training in Problemlösen: Wie kann ich es zur Gewohnheit werden lassen, dass mir diese tief sitzende Unwissenheit nicht ständig unbewusst dazwischen funkt. Wie erkenne ich es immer häufiger, wo ich mich an etwas Unbeständiges binde, obwohl ich das dazu gehörige Dhukka nicht haben will.

    "Weisheit" oder "Wissen" assoziiert man ja normalerweise so mit Schlauheit. Es gibt ja den Ausspruch "Wissen ist Macht". Wissen ist hier ein "Wissen über" - ein Modell wie die Dinge laufen, so das man im richtigen Moment der richtigen Schlüssel hat und die Kontrolle behält. Man schaut nicht blöd aus der Wäsche.


    Während gerade die Daseisnmerkmale "Unbeständigkeit", "Nicht-Ich" bedeuten, dass die Welt nicht so recht kontrollierbar ist und die Modell, das Wissen das einem verspricht, Probleme zu lösen, trügerisch ist.


    Der koreanischen Zen-Meisters Seung Sahn sprach mal von einem "Weiß-nicht-Geist"(Don’t Know Mind) in dem man sich dessen bewußt ist, wie sehr man doch nicht weiß. Man ist ganz verblendet über die Welt und sich selbst. Von daher glaube ich, dass Prajna weniger mit Schlauheit, Problemlösung und wissen über zu tun hat, sondern eher so mit einer gewissen Eesignation und Demut, in der man aufhört zu greifen. Während "Wissen" ganz nahe an dem "Begreifen" dran ist, wo man Wissen - Modelle besitzt - die einem Zugriff erlauben.


    Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu wirr.

  • Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu wirr.

    Doch, Du widersprichst Dir selbst.


    "Weisheit" oder "Wissen" assoziiert man ja normalerweise so mit Schlauheit. Es gibt ja den Ausspruch "Wissen ist Macht". Wissen ist hier ein "Wissen über" - ein Modell wie die Dinge laufen, so das man im richtigen Moment der richtigen Schlüssel hat und die Kontrolle behält. Man schaut nicht blöd aus der Wäsche.

    Weisheit assoziert Mann (wer ist man?) mit Schlauheit???


    Es geht also bei Wesiheit nicht so sehr um ein intelektuelles "Wissen über". Und auch nicht so sehr um Problemlösungsfähigkeit. Sondern eher um eine Herangehensweise, wo man dann Vergänglickeit statt Unvergänglchkeit erwartet.

    Genau.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

    • Offizieller Beitrag

    Doch, Du widersprichst Dir selbst.


    "Weisheit" oder "Wissen" assoziiert man ja normalerweise so mit Schlauheit. Es gibt ja den Ausspruch "Wissen ist Macht". Wissen ist hier ein "Wissen über" - ein Modell wie die Dinge laufen, so das man im richtigen Moment der richtigen Schlüssel hat und die Kontrolle behält. Man schaut nicht blöd aus der Wäsche.

    Weisheit assoziert Mann (wer ist man?) mit Schlauheit???

    Wenn man nicht nach der Bedeutung des Wortes "Prajñā " sondern des deutschen Wortes "Weisheit" schaut, dann kommt man wie tao88 auf Problemlösugsfähigkeit:

    Und die Weisheit:

    1. 1. [ohne Plural] durch Erfahrung gewonnene Lehre "göttliche Weisheit"
    2. 2. durch Lebenserfahrung, Abgeklärtheit gewonnene innere Reife "eine alte chinesische Weisheit"

    Weisheit (engl. wisdom, altgr. σοφία, lat. sapientia, hebr. hokhmah) bezeichnet vorrangig ein tiefgehendes Verständnis von Zusammenhängen in Natur, Leben und Gesellschaft sowie die Fähigkeit, bei Problemen und Herausforderungen die jeweils schlüssigste und sinnvollste Handlungsweise zu identifizieren.


    Es gibt mehrere Definitionen und Konzepte von Weisheit, die sich in der Regel in den Spannungsräumen zwischen Rationalität und Intuition, Wissen und Glauben sowie zwischen Erfahrung und Instinkt bewegen. Weitgehende Übereinstimmung herrscht in der Ansicht, dass Weisheit von geistiger Beweglichkeit und Unabhängigkeit zeugt: Sie befähigt ihren Träger, systematisch Dinge

    • zu denken („eine weise Erkenntnis“, „ein weiser Entschluss“, „ein weises Urteil“),
    • zu sagen („ein weises Wort“, „ein weiser Rat“) oder
    • zu tun („ein weises Verhalten“),

    die sich in der gegebenen Situation als nachhaltig sinnvoll erweisen.

    Was aber eben für Prajñā nicht sehr gut paßt.

  • Was aber eben für Prajñā nicht sehr gut paßt.

    ?

    Zitat

    Das Sanskrit­wort Prajñā (Pali: paññā; Tib.: shes rab, chinesisch 般若, Pinyin bōrě) beschreibt die große umfassende Weisheit, die alle Dinge und Phänomene im ganzen Universum durchdringt. Prajñā existiert demnach schon, bevor das menschliche Bewusstsein alle Daseinsformen wahrnimmt und versucht, sie in Begriffe zu fassen. Prajñā wird nach buddhistischer Lehre intuitiv und unmittelbar erfahren, wenn Körper und Geist im Zustand des Gleichgewichts sind und die Vorstellung der Trennung von Subjekt und Objekt im Samadhi überwunden wird. Um in diesen Zustand zu gelangen, wird im Zen-Buddhismus die Übungspraxis der Sitzmeditation (Zazen) angewandt. Prajñā wird im Allgemeinen als weiblich angesehen.

    Dem Weisheitsaspekt zugeordnet werden der erste und der zweite Pfad des heiligen Achtfachen Pfades im Buddhismus:

    Das rechte Erkennen führt den Übenden zur klaren Anschauung, dass sowohl Materie als auch Geist einem ständigen Wandel unterworfen sind (anicca). Diese Erkenntnis wiederum führt ihn zur ersten der Vier Edlen Wahrheiten: „Alles Leben ist leidvoll“. Die Weisheit der rechten Gesinnung lässt die Absicht reifen, die Ursachen des Leidens zu erkennen und zu überwinden und auch die weiteren Schritte auf dem Achtfachen Pfad bis zu seiner Vollendung zu machen.

    Der Vedanta unterscheidet vier Bewusstseinszustände: Vaishvanara, den Wachzustand, den Taijasa, den Traumzustand, Prajñā und Turiya, „das Vierte“. Die Mandukya-Upanishad befasst sich ausführlich mit ihnen. Die vier Bewusstseinszustände Avastha werden auch Jagrat, Svapna, Sushupti und Turiya genannt.

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  • Während gerade die Daseisnmerkmale "Unbeständigkeit", "Nicht-Ich" bedeuten, dass die Welt nicht so recht kontrollierbar ist und die Modell, das Wissen das einem verspricht, Probleme zu lösen, trügerisch ist.

    Danke für die Einordnung. Um es zu verdeutlichen: Das würde ich tatsächlich als nachhaltige Problemlösung sehen:


    Ich will XY nicht!

    Kannst Du das kontrollieren? - Nein.

    Dann häng Dich nicht dran auf! - OK


    Problem gelöst!

    (Der letzte Teil, "OK" ist natürlich nicht so leicht, wie es hier klingt)


    Von Weisheit spreche ich in der Regel nicht, wenn es mir auffällt. Wer sollte das beurteilen? Weniger Unwissenheit reicht mir schon.


    Liebe Grüße, Aravind.

    PS tao88 Um einem häufigen Missverständnis vorzubeugen: Das heißt nicht, alles hinzunehmen, sondern nur, das hinzunehmen, was man nicht verändern kann, und dann zu agieren, wenn man möchte.

  • Ich habe nochmal über Weisheit und Wissen nachgedacht:


    Weisheit ist SEIN - also etwas, dass wir weder kaufen noch besitzen können, es ist eine Frucht.


    Wissen ist Besitz - also etwas, das wir erwerben können, was aber niemals reicht, um nicht dabei zu erkennen, dass wir eigentlich nichts wissen.


    Weisheit hat mit Herz zu tun.

    Wissen mit Kopf und Bildung.


    Weise kann auch ein Mensch sein, der keine Bildung besitzt.

    Wissen kann jeder Mensch erwerben.


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  • Danke für eure Beiträge. Ist schon hohes Wissen und muss verdaut werden. Ich muss einiges nochmal durchlesen und verinnerlichen.

    Und ja mein Fehler, hätte im Anfänger Bereich schreiben sollen, sorry