Warum sollten sie auch Angst haben, wenn sie sich nicht bedroht fühlen. Sie fürchten ja - so vermute ich - auch nicht irgendwelche schrecklichen Auswirkungen ihrer Taten oder hoffen auf ein Paradies. Sie wollen einfach Ruhe und geben den Überlebenskampf auf.
Alte Völker haben sich genauso einfach ihrem körperlichen Gefühl nachgebend abgesondert und zum Sterben hingelegt.
Genauso ist mein Mann gestorben. Einfach so, morgens nicht aufgestanden und friedlich eingeschlafen. Er war offenbar einverstanden und hat sich nicht gefürchtet, wollte auf keinen Fall die Hausärztin und nicht ins KH.
Ich habe das bis heute nicht begriffen und es hat mich zutiefst erschüttert, weil ich so hilflos nicht kapierte, was da vor sich ging. Mit seinem Tod habe ich überhaupt nicht gerechnet.
Aber es erinnert mich an Haustiere, die einfach friedlich sterben dürfen.
Andererseits habe ich bei einem Schlachter eine schlachtreife Kuh in einem Käfig gesehen, die offenbar genau fühlte, dass sie sterben muss. Sie war sehr gestresst und panisch. Vielleicht hat sie gerochen, was da vor sich ging. Und es wird ihr Gewalt angetan.
Für mich ist ziemlich klar, dass alle Lebewesen fühlen, was vor sich geht, auch wenn wir das nicht benennen können. Der Geist ist eher hinderlich und meint, entscheiden zu müssen.
Auch wenn ich den Tod meines Mannes nicht verhindern konnte, vielleicht sollte ich ihn gar nicht verhindern. Es verlief alles so wie im Traum und in Zeitlupe.
Ich habe inzwischen große Ehrfurcht davor, was ich alles nicht weiß - wissen kann / was wir alles nicht wissen können. Deshalb wird uns auch das Handeln und Wissen der Tiere und Pflanzen verborgen bleiben.