Buddhismus und die Einstellung zur "Realität"

  • Hallo ich bin neu hier und habe mich ein wenig versucht mit den verschiedenen Buddhismusschulen, ihren Einstellungen zur Welt und vorallem zum sog. "Erwachen" auseinanderzusetzen. Dabei sind mir einige interessante Wiedersprüchlichkeiten und Verwirrungen aufgefallen die ich irgendwie nicht so recht begreife. ;) Eine davon ist die Einstellung buddhistischer Ströme zur "Realität" . Soweit ich mitbekommen habe sind sich ja alle Buddhisten so weit einig dass, das eigene Ich eine Illusion bzw. ein Laster ist welches abzuwerfen gilt damit man eins mit dem Nirvana wird. Jetzt gibt es aber auch noch Schulen die offenbar auch vom sog. "Maya" reden. Diese scheinen nicht nur das eigene Ich als Illusion anzusehen sondern auch die ganze Umwelt die wir um uns herum wahrnehmen wird als eine Art "Traum" beschrieben. Ich blicke da ehrlich gesagt nicht mehr so recht durch. Sind manche buddhistische Strömungen jetzt eine Art "Solipsismus" ?

  • Jonas88:

    Hallo ich bin neu hier und habe mich ein wenig versucht mit den verschiedenen Buddhismusschulen, ihren Einstellungen zur Welt und vorallem zum sog. "Erwachen" auseinanderzusetzen. Dabei sind mir einige interessante Wiedersprüchlichkeiten und Verwirrungen aufgefallen die ich irgendwie nicht so recht begreife. ;) Eine davon ist die Einstellung buddhistischer Ströme zur "Realität" .


    Ist für dich Einstellungen zur Welt das gleiche wie Einstellungen zur "Realität"?



    Jonas88:


    Soweit ich mitbekommen habe sind sich ja alle Buddhisten so weit einig dass, das eigene Ich eine Illusion bzw. ein Laster ist welches abzuwerfen gilt damit man eins mit dem Nirvana wird.


    Nein. Ich z.B. sage, dass das "ich" wie eine Illusion ist, aber nicht, dass es eine Illusion ist. Ich sage auch nicht, dass es abzuwefen ist und auch nicht, dass es ein Nirvana gäbe mit dem man eins werden könne. Trotzdem bin ich Buddhist.


    Jonas88:


    Jetzt gibt es aber auch noch Schulen die offenbar auch vom sog. "Maya" reden. Diese scheinen nicht nur das eigene Ich als Illusion anzusehen sondern auch die ganze Umwelt die wir um uns herum wahrnehmen wird als eine Art "Traum" beschrieben. Ich blicke da ehrlich gesagt nicht mehr so recht durch.


    Geht mir mit dem was du schreibst ähnlich. Was verstehst du unter "Maya"?


    Jonas88:


    Sind manche buddhistische Strömungen jetzt eine Art "Solipsismus" ?


    Sicher nicht, wenn die Definition von Wiki korrekt sein sollte:

    Zitat

    Der Solipsismus (von lat. solus allein und ipse selbst: nur ich selbst oder das Selbst allein) ist ein philosophischer Begriff. Er bezeichnet den erkenntnistheoretischen Standpunkt, nur das eigene Ich sei wirklich, während die Außenwelt und andere fremde "Ichs" nur Bewusstseinsinhalte ohne eigene Existenz darstellten. Alles Sein ist im eigenen Ich, im eigenen Bewusstsein beschlossen.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Solipsismus

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • Jonas88:

    Hallo ich bin neu hier und habe mich ein wenig versucht mit den verschiedenen Buddhismusschulen, ihren Einstellungen zur Welt und vorallem zum sog. "Erwachen" auseinanderzusetzen. Dabei sind mir einige interessante Wiedersprüchlichkeiten und Verwirrungen aufgefallen die ich irgendwie nicht so recht begreife. ;) Eine davon ist die Einstellung buddhistischer Ströme zur "Realität" . Soweit ich mitbekommen habe sind sich ja alle Buddhisten so weit einig dass, das eigene Ich eine Illusion bzw. ein Laster ist welches abzuwerfen gilt damit man eins mit dem Nirvana wird. Jetzt gibt es aber auch noch Schulen die offenbar auch vom sog. "Maya" reden. Diese scheinen nicht nur das eigene Ich als Illusion anzusehen sondern auch die ganze Umwelt die wir um uns herum wahrnehmen wird als eine Art "Traum" beschrieben. Ich blicke da ehrlich gesagt nicht mehr so recht durch. Sind manche buddhistische Strömungen jetzt eine Art "Solipsismus" ?


    Hallo Jonas88,


    das wären sie wohl, wenn sie sagen würden, dass die "Umwelt" ein "Traum" des "Ich" wäre, aber sie bezeichnen ja beides als "Maya". Andere gehen mit einer (im philosophischen Sinne) "realistischen" Sichtweise an das Problem heran. Es gibt übrigens auch Buddhisten, die ein "wahres Ich" vertreten, was aber eher die Ausnahme sein dürfte.


    Alles Gute

  • Kann mir mal einer sagen was mit Maya gemeint ist.
    Ich kenne nur die Mayas in Mittelamerika :cry:

  • Im Buddhismus wird ein mittlerer Weg gelehrt, der die beiden Extreme Idealismus und Materialismus vermeidet. Solipsismus würde ich als eine Ausprägung des Idealismus einstufen. Wie sieht dieser mittlere Weg nun aus? Der Buddha erkannte, dass es keine unabhänigen und unveränderliche Entitäten wie Atome, einen Schöpfergott, eine Seele oder ein Ich gibt. Jedes Phänomen kann nur in Abhängigkeit zu anderen Phänomenen entstehen. Das Zitat in meiner Signatur drückt diese Tatsache sehr schön aus :)


    Ich weiß nicht, was 'Maya' heißt, deine Beschreibung klingt für mich nach einer Idee, die der Yogacara/Cittamatra Schule des Mahayana Buddhismus entsprungen sein könnte. Cittamatra bedeutet 'nur Geist'; entsprechend vertritt diese Schule die Einstellung, dass alle Phänomene nur Projektionen unseres Geistes sind und nicht wirklich existieren. Ich würde diese Sichtweise als Idealismus einstufen und damit als Sichtweise, die vom Buddha nicht gelehrt wurde. Konsequenterweise hat sich die Mahayana Philosophie auch weiterentwickelt und sich wieder auf den mittleren Weg besinnt (Madhyamaka Schule).


    Ich würde dir empfehlen, den folgenden Begriffen nachzugehen: Entstehen in Abhängigkeit (sanskrit: pratītya-samutpada; pali: paṭicca-samuppāda), Leerheit (sanskrit: shunyata; pali: suññatā) und Nicht-Selbst (sanskrit: anātman; pali: anatta). Die gängigen Suchmaschinen (google und neuerdings bing.com) und Wikipedia sollten ein guter Ausgangspunkt sein. Sollte dein Interesse weiter reichen, würde ich dir das Buch "Weshalb sie (k)ein Buddhist sind" von Dzongsar Jamyang Khyentse oder etwas ausführlicher die Bücher von Matthieu Ricard "Der Mönch und der Philosoph" oder "Quantum und Lotus" empfehlen.

    Aus Ursprüngen, die einander bedingen,
    entstehen alle Dinge
    und vergehen alle Dinge.
    So lehrt der
    Vollkommen Erleuchtete.

  • Moggalana:

    Im Buddhismus wird ein mittlerer Weg gelehrt, der die beiden Extreme Idealismus und Materialismus vermeidet. Solipsismus würde ich als eine Ausprägung des Idealismus einstufen. Wie sieht dieser mittlere Weg nun aus? Der Buddha erkannte, dass es keine unabhänigen und unveränderliche Entitäten wie Atome, einen Schöpfergott, eine Seele oder ein Ich gibt. Jedes Phänomen kann nur in Abhängigkeit zu anderen Phänomenen entstehen. Das Zitat in meiner Signatur drückt diese Tatsache sehr schön aus :)


    Ich weiß nicht, was 'Maya' heißt, deine Beschreibung klingt für mich nach einer Idee, die der Yogacara/Cittamatra Schule des Mahayana Buddhismus entsprungen sein könnte. Cittamatra bedeutet 'nur Geist'; entsprechend vertritt diese Schule die Einstellung, dass alle Phänomene nur Projektionen unseres Geistes sind und nicht wirklich existieren. Ich würde diese Sichtweise als Idealismus einstufen und damit als Sichtweise, die vom Buddha nicht gelehrt wurde. Konsequenterweise hat sich die Mahayana Philosophie auch weiterentwickelt und sich wieder auf den mittleren Weg besinnt (Madhyamaka Schule).


    Ich würde dir empfehlen, den folgenden Begriffen nachzugehen: Entstehen in Abhängigkeit (sanskrit: pratītya-samutpada; pali: paṭicca-samuppāda), Leerheit (sanskrit: shunyata; pali: suññatā) und Nicht-Selbst (sanskrit: anātman; pali: anatta). Die gängigen Suchmaschinen (google und neuerdings bing.com) und Wikipedia sollten ein guter Ausgangspunkt sein. Sollte dein Interesse weiter reichen, würde ich dir das Buch "Weshalb sie (k)ein Buddhist sind" von Dzongsar Jamyang Khyentse oder etwas ausführlicher die Bücher von Matthieu Ricard "Der Mönch und der Philosoph" oder "Quantum und Lotus" empfehlen.


    Ich grüsse Dich Ganz recht herzlich Moggalana,


    Vielen,vielen sehr viel liebem DANK ..............


    Mit ganz herzlichen und lieben Grüssen
    Dorje Sema



  • Dhammika:

    Kann mir mal einer sagen was mit Maya gemeint ist.


    Hallo Dhammika,


    im Zusammenhang mit Buddhismus kenne ich den Begriff hauptsächlich aus dem geistigen Umfeld des "Buddhistischen Seminars", das 1948 von Paul Debes gegründet wurde. Es läuft, kurz gesagt, darauf hinaus, dass die "Welt" und das "Ich" nur als Wahrnehmung bzw. Erleben existieren, das wiederum durch die Qualität des "Herzens" bedingt ist. Eine bewusstseinsunabhängige Existenz der erlebten Dinge (einschließlich des Ich) wird abgestritten und die Ursache für ihr Erscheinen "nach innen" verlegt, d. h. in die "Psyche" bzw. das "Herz", wo Gier, Hass und Verblendung als mehr oder weniger unbewusste Kräfte letztlich das ganze Gaukelspiel bewirken. Soweit zumindest mein kurzgefasstes Verständnis dieser Ansicht.


    Alles Gute

  • Maya ist meines Wissen ein Begriff aus dem Hinduismus, wonach die gesamte Welt der Phänomene lediglich Illusionen sind - laienhaft formuliert.


    Gruß
    namenlos

  • Erstmal danke für die Antworten. Es ist wie gesagt etwas verwirrend. Ich habe mich schon über verschiedene Buddhismusschulen informiert. Aber vorallem erscheint mir beispielsweise der "Yogacara" als sehr schwer zu verstehen da es meiner Meinung nach enorm viel Raum für Interpretation offen lässt.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Yogacara


    Die Parallele zwischen dem Wachzustand und dem Traum wird ja dort immer wieder betont, von daher die Praktizierung des "Traumyogas" um die Erfahrungen der Träume auch auf die Wachrealität verwenden zu können. Gleichzeitig wundert es mich das trotzdem angeblich eine Form von "Alturismus" praktiziert wird. Zumindest scheint es so als hätten die Meister des Yogacara auch durchaus interesse an ihren Schülern gehabt, was schwer vorstellbar ist, wenn die Welt nur eine Illusion oder ein Traum ist. Immerhin hätten sich jene die daran glauben auch nur auf ihr eigenes Erwachen konzentrieren und der Umwelt eher gleichgültig oder gar antisozial entgegen stehen müssen bwz. da sie diese Umwelt ohnehin als eigenes Konstrukt wahrnehmen wäre mit ihrem eigenen Erwachen das Problem dann auch geklärt gewesen.
    Entweder das oder sie haben sich garnicht wirklich drumm gekümmert sondern waren eher auf eine Umgebung aus in der sie sich dann ganz auf ihre Meditation konzentrieren konnten.


    Montag:

    das wären sie wohl, wenn sie sagen würden, dass die "Umwelt" ein "Traum" des "Ich" wäre, aber sie bezeichnen ja beides als "Maya". Andere gehen mit einer (im philosophischen Sinne) "realistischen" Sichtweise an das Problem heran. Es gibt übrigens auch Buddhisten, die ein "wahres Ich" vertreten, was aber eher die Ausnahme sein dürfte.


    Naja. Im Prinzip wäre das auch kein "wirkicher" Unterschied. Ein Solipsist der meint das er träumt wird logischerweise oftmals auch daran glauben das sein Ich so wie er es jetzt wahrnimmt in Wirklichkeit ganz anders ist. Wenn wir Träumen sind wir meistens auch nur ein plumper abklatsch oder auch oftmals eine völlig andere Person. Damit man sich als "Solipsist" bezeichen kann reicht es bereits schon aus wenn man der Meinung ist das man in irgendeien Rolle schlüpft und diese dann auslebt (selbstverständlich in der eigenen Traumwelt). Der Yogacara glaubt ja jetzt daran das mein Ich und die Welt die ich um mich herum wahrnehme nur von mir geträumt wird. Da frage ich mich halt ob der Yogacara alle Menschen die er um sich herum wahrnimmt überhaupt als eigenständige, leidfähige Wesen ansieht oder nur sich als eine in eine bestimmte Rolle gepresste Gestalt die ihre Umwelt konstruiert, wahrnimmt (wie im Traum halt). Dies macht nämlich in meinen Augen schon einen fundamentalen Unterschied aus. Bei zweiterem wäre jegliche Form von "Schüler-Meister" Prinzip oder auch nur irgendeine Form von Mühe die nicht unmittelbar dem eigenen Erwachen dient unnötig. (Immerhin würde die Welt mit dem eigenen Erwachen ja automatisch verschwinden)

  • Montag:
    Dhammika:

    Kann mir mal einer sagen was mit Maya gemeint ist?


    Hallo Dhammika,
    im Zusammenhang mit Buddhismus kenne ich den Begriff hauptsächlich aus dem geistigen Umfeld des "Buddhistischen Seminars", das 1948 von Paul Debes gegründet wurde. Es läuft, kurz gesagt, darauf hinaus, dass die "Welt" und das "Ich" nur als Wahrnehmung bzw. Erleben existieren, das wiederum durch die Qualität des "Herzens" bedingt ist. Eine bewusstseinsunabhängige Existenz der erlebten Dinge (einschließlich des Ich) wird abgestritten und die Ursache für ihr Erscheinen "nach innen" verlegt, d. h. in die "Psyche" bzw. das "Herz", wo Gier, Hass und Verblendung als mehr oder weniger unbewusste Kräfte letztlich das ganze Gaukelspiel bewirken. Soweit zumindest mein kurzgefasstes Verständnis dieser Ansicht.
    Alles Gute


    Die einzige Antwort die etwas sagt wenn auch nicht alles.
    Schon der erste Vers im Dhammapada lehrt, das alle Dinge "mano-maya" sind d.h. geist-gemacht.
    Sri Gnanawimala Maha Thero schreibt daher in "Die gestaltenden Kräfte des Geistes":


    "Der Geist nimmt in der Lehre des Buddha einen hervorragenden Platz ein.
    Das Dhammapada beginnt mit den bezeichnenden Worten:
    Mano-pubbangama dhamma, mano-settha, mano-maya.


    Das heißt:
    Geist- gelenkt sind die Dinge, (Mano-pubbangama dhamma)
    Geist- geprägt, (mano-settha)
    Geist- gemacht. (mano-maya)


    Diese drei Aussagen wollen wir uns einmal etwas genauer anschauen.
    1 . Geist- gelenkt sind die Dinge - d. h. Geist wirkt als Kraft auf die Dinge ein
    und bewegt sie in die ihm gemäße Richtung.
    2. Geist- geprägt sind die Dinge - d. h. Geist prägt den Dingen seinen eigenen
    Wertmaßstab auf und gliedert ihre Vielfalt entsprechend seinem Ordnungsvermögen.
    3. Geist- gemacht sind die Dinge - d. h. die Dinge sind ihrer innersten Natur nach
    geformter, gestalteter Geist."


    Eigentlich ist dem nichts mehr hinzuzufügen. Der Unterschied zu einem Selbst (atta)
    und den Dingen ist nur der, das es ein wahres Selbst zu keiner Zeit gibt, die Erscheinungen,
    das Leiden, die Erfahrungsrealität des gestaltenden Geistes aber erlebt werden.


    Wenn die geistigen Aktivitäten irgendwann zur Erlöschung gelangen, dann werden
    auch alle Bedingungen des bedingten Entstehens und Vergehens erlöschen. Das ist
    die Lehre des Buddha. (für die, welche es noch nicht wußten.)

  • Jonas88:

    Naja. Im Prinzip wäre das auch kein "wirkicher" Unterschied. Ein Solipsist der meint das er träumt wird logischerweise oftmals auch daran glauben das sein Ich so wie er es jetzt wahrnimmt in Wirklichkeit ganz anders ist. Wenn wir Träumen sind wir meistens auch nur ein plumper abklatsch oder auch oftmals eine völlig andere Person. Damit man sich als "Solipsist" bezeichen kann reicht es bereits schon aus wenn man der Meinung ist das man in irgendeien Rolle schlüpft und diese dann auslebt (selbstverständlich in der eigenen Traumwelt). Der Yogacara glaubt ja jetzt daran das mein Ich und die Welt die ich um mich herum wahrnehme nur von mir geträumt wird. Da frage ich mich halt ob der Yogacara alle Menschen die er um sich herum wahrnimmt überhaupt als eigenständige, leidfähige Wesen ansieht oder nur sich als eine in eine bestimmte Rolle gepresste Gestalt die ihre Umwelt konstruiert, wahrnimmt (wie im Traum halt). Dies macht nämlich in meinen Augen schon einen fundamentalen Unterschied aus. Bei zweiterem wäre jegliche Form von "Schüler-Meister" Prinzip oder auch nur irgendeine Form von Mühe die nicht unmittelbar dem eigenen Erwachen dient unnötig. (Immerhin würde die Welt mit dem eigenen Erwachen ja automatisch verschwinden)


    Hallo Jonas88,


    ich kann Deinen Einwand durchaus nachvollziehen. Traumcharaktere zu belehren, die nicht autonom existieren, d. h. kein eigenes Innenleben haben, wäre absurd. Einer Traumwelt kann man nichts hinterlassen. Sie verschwindet einfach nach dem Aufwachen. Die letzten Worte des Buddha waren:


    Zitat

    Wohlan denn, ihr Mönche, lasst euch gesagt sein: Schwinden muss jede Erscheinung, unermüdlich mögt ihr da kämpfen.


    Wenn es mit der Welt wie mit einem nächtlichen Traum ist, warum sollte man kurz vor dem Ende noch solche Worte verlieren? Das wäre in meinen Augen eine völlig unnötige Schauspielerei, denn kurz darauf wäre die Welt, der man diese Worte "hinterlassen" hat, nicht mehr vorhanden.


    Fakt ist auf jeden Fall eins: Die wahrgenommene Welt funktioniert, und zwar unabhängig davon ob ich weiß wie. Das zeigt, dass sie auf gewisse Weise autonom ist. Ich muss den Uhrwerkmechanismus nicht kennen, damit meine Uhr läuft und ich muss auch nicht ständig auf den Zeiger schauen, damit er nicht stehenbleibt. Wäre alles im Bewusstsein, dann gäbe es kein Unwissen. Und wäre "ich" der Schöpfer von allem, könnte nichts ohne meine Zustimmung geschehen.


    Alles Gute

  • Montag:

    Fakt ist auf jeden Fall eins: Die wahrgenommene Welt funktioniert, und zwar unabhängig davon ob ich weiß wie. Das zeigt, dass sie auf gewisse Weise autonom ist.


    Aber wenn du sagst "sie funktioniert" auf welcher Basis tust du das dann, wenn du nicht schon ein "Wissen" (d.h. eine Vorstellung) von "Funktionieren" hast? Wie kann das "Funktionieren" also autonom sein? Gleiches gilt für Welt und deine Vorstellung davon.

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • Montag:

    Wäre alles im Bewusstsein, dann gäbe es kein Unwissen. Und wäre "ich" der Schöpfer von allem, könnte nichts ohne meine Zustimmung geschehen.


    Das ist sehr unüberlegt. Denke mal an Geisteskrankheiten.

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • melong:

    Aber wenn du sagst "sie funktioniert" auf welcher Basis tust du das dann, wenn du nicht schon ein "Wissen" (d.h. eine Vorstellung) von "Funktionieren" hast? Wie kann das "Funktionieren" also autonom sein? Gleiches gilt für Welt und deine Vorstellung davon.


    Hallo melong,


    ich hab ein von Dir nicht mitzitiertes Beispiel geliefert, aus dem eigentlich deutlich werden sollte, wie ich es gemeint habe.


    melong:
    Montag:

    Wäre alles im Bewusstsein, dann gäbe es kein Unwissen. Und wäre "ich" der Schöpfer von allem, könnte nichts ohne meine Zustimmung geschehen.


    Das ist sehr unüberlegt. Denke mal an Geisteskrankheiten.


    Sind Geisteskranke allwissend oder Herrscher über alles, was geschieht?


    Ich hab den Eindruck, wir beide haben eine Art Verständigungsproblem, denn ich sehe, wie schon in einem anderen Thread, keinerlei inhaltlichen Bezug Deiner Aussage zu dem, was ich geschrieben habe. Vielleicht kannst Du näher erläutern was Du meinst. Ich verstehe es nicht.


    Alles Gute

  • Montag:

    Ich hab den Eindruck, wir beide haben eine Art Verständigungsproblem, denn ich sehe, wie schon in einem anderen Thread, keinerlei inhaltlichen Bezug Deiner Aussage zu dem, was ich geschrieben habe. Vielleicht kannst Du näher erläutern was Du meinst. Ich verstehe es nicht.


    Du hast recht. Ich verstehe aus deine Argumentationsweise wiederum nur die Art "Realismus", die ich unter der Bezeichnung "Unwissenheit" kenne. Da ist eine derzeit nicht überwindbare Barriere. Deswegen denke ich, dass ich es dir nicht erläutern kann. :)

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • Jonas88:

    Sind manche buddhistische Strömungen jetzt eine Art "Solipsismus" ?


    Die Nur-Geist Schule des Buddhismus heisst so, weil sie sich nur mit dem Geist beschäftigen. Die "äussere" Realität und ihre eventuelle wirkliche Dimension, Interaktion zwischen Objekten usw. ist nicht wirklich von Bedeutung, da diese nicht zur Erleuchtung führen können, sondern nur die Arbeit am eigenen Geist dies bewerkstelligen kann. Ein weiterer Aspekt ist, dass die äussere Realität abseits des Bewusstseins und eines wahrnehmenden garnicht erforscht werden kann, ihre objektive Situation also nicht zu beurteilen ist.

  • Akuma:
    Jonas88:

    Sind manche buddhistische Strömungen jetzt eine Art "Solipsismus" ?


    Die Nur-Geist Schule des Buddhismus heisst so, weil sie sich nur mit dem Geist beschäftigen. Die "äussere" Realität und ihre eventuelle wirkliche Dimension, Interaktion zwischen Objekten usw. ist nicht wirklich von Bedeutung, da diese nicht zur Erleuchtung führen können, sondern nur die Arbeit am eigenen Geist dies bewerkstelligen kann. Ein weiterer Aspekt ist, dass die äussere Realität abseits des Bewusstseins und eines wahrnehmenden garnicht erforscht werden kann, ihre objektive Situation also nicht zu beurteilen ist.


    Die "Nur-Geist Schule" vertritt eine idealistisch spekulative Philosophie, die die Existenz äußerer Phänomene (Außenwelt) verneint.

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • Akuma


    Akuma:

    Ein weiterer Aspekt ist, dass die äussere Realität abseits des Bewusstseins und eines wahrnehmenden garnicht erforscht werden kann, ihre objektive Situation also nicht zu beurteilen ist.


    Dies ist die Stellung des "Skeptizismus" das man sich nichts in der Außenwelt wirklich sicher sein kann. Ein Buddhist muss das wohl auch nicht, weil egal ob die Welt um ihn herum unabhängig ist oder nicht er das gleiche Zielt hat "erwachen"


    @montag
    So weit ich richtig verstanden habe streben Buddhisten den Urzustand an. Praktisch das woraus sie überhaupt erst entstanden sind. Soweit ich richtig gelesen habe ist der Grund warum viele Menschen auf ihre Träume reinfallen der das sie sich in ihre Träume "hineinziehen" lassen. Manch ein Buddhist nutzt diese gleiche Philosophie wohl auch im Realzustand, grundsätzlich ist diese Philosophie wohl auch verbreitet. http://de.wikibooks.org/wiki/Bewusstseinserweiterung
    Einen überblick über den Buddhismus und die allgemeine Einstellung zur Realität erkennt man wohl hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Reality_in_Buddhism
    Im großen und ganzen ist fraglich warum jemand unterweist und hilft wenn es ihn garnicht interessieren muss da alles ein Traum ist. Vielleicht war ja Buddha auch nur eine Verkörperung unseres Unterbewusstseins das uns darauf hinweisen wollte das etwas nicht stimmt. Naja wer weiß...


    pema
    Interessanter Link. Allerdings lässt er dennoch viele Fragen offen. Ich würde liebend gerne mal die Stellungnahme von einem solchen praktizierenden hören. Würde er überhaupt denken ich wäre ein für mich existierendes leidfähiges Individuum?

  • Akuma


    Akuma:

    Ein weiterer Aspekt ist, dass die äussere Realität abseits des Bewusstseins und eines wahrnehmenden garnicht erforscht werden kann, ihre objektive Situation also nicht zu beurteilen ist.


    Dies ist die Stellung des "Skeptizismus" das man sich nichts in der Außenwelt wirklich sicher sein kann. Ein Buddhist muss das wohl auch nicht, weil egal ob die Welt um ihn herum unabhängig ist oder nicht er das gleiche Zielt hat "erwachen"


    @montag
    So weit ich richtig verstanden habe streben Buddhisten den Urzustand an. Praktisch das woraus sie überhaupt erst entstanden sind. Soweit ich richtig gelesen habe ist der Grund warum viele Menschen auf ihre Träume reinfallen der das sie sich in ihre Träume "hineinziehen" lassen. Manch ein Buddhist nutzt diese gleiche Philosophie wohl auch im Realzustand, grundsätzlich ist diese Philosophie wohl auch verbreitet. http://de.wikibooks.org/wiki/Bewusstseinserweiterung
    Einen überblick über den Buddhismus und die allgemeine Einstellung zur Realität erkennt man wohl hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Reality_in_Buddhism
    Im großen und ganzen ist fraglich warum jemand unterweist und hilft wenn es ihn garnicht interessieren muss da alles ein Traum ist. Vielleicht war ja Buddha auch nur eine Verkörperung unseres Unterbewusstseins das uns darauf hinweisen wollte das etwas nicht stimmt. Naja wer weiß...


    pema
    Interessanter Link. Allerdings lässt er dennoch viele Fragen offen. Ich würde liebend gerne mal die Stellungnahme von einem solchen praktizierenden hören. Würde er überhaupt denken ich wäre ein für mich existierendes leidfähiges Individuum?


    Gab es übrigens in der Geschichte noch mehr erleuchtete als Buddha die sich dazu geäußert haben?

  • melong:
    Akuma:

    Die Nur-Geist Schule des Buddhismus heisst so, weil sie sich nur mit dem Geist beschäftigen. Die "äussere" Realität und ihre eventuelle wirkliche Dimension, Interaktion zwischen Objekten usw. ist nicht wirklich von Bedeutung, da diese nicht zur Erleuchtung führen können, sondern nur die Arbeit am eigenen Geist dies bewerkstelligen kann. Ein weiterer Aspekt ist, dass die äussere Realität abseits des Bewusstseins und eines wahrnehmenden garnicht erforscht werden kann, ihre objektive Situation also nicht zu beurteilen ist.


    Die "Nur-Geist Schule" vertritt eine idealistisch spekulative Philosophie, die die Existenz äußerer Phänomene (Außenwelt) verneint.


    Hab ich bis vor kurzem auch gedacht - mittlerweile verstehe ich allerdings Vasubandhu zumindest so, dass äussere Objekte nur der Konvention nach existieren, nicht nicht existieren. Das wäre auch Quatsch, weil ich nicht vermuten würde, dass ihm die damit verbundenen Probleme nicht aufgefallen wären.
    Hab auch vor einiger Zeit noch einen Text gelesen, der ebenfalls angedeutet hat, dass abgesehen davon, CM und MM garnicht so sehr entfernt oder gar verfeindet waren, wie teilweise behauptet wird - natürlich komplett vergessen wo :s.

  • Montag:
    Zitat

    Wohlan denn, ihr Mönche, lasst euch gesagt sein: Schwinden muss jede Erscheinung, unermüdlich mögt ihr da kämpfen.


    Wenn es mit der Welt wie mit einem nächtlichen Traum ist, warum sollte man kurz vor dem Ende noch solche Worte verlieren? Das wäre in meinen Augen eine völlig unnötige Schauspielerei, denn kurz darauf wäre die Welt, der man diese Worte "hinterlassen" hat, nicht mehr vorhanden.


    Das ist immer so. Ganz egal was jemand macht oder sagt - Kurz ist das Leben und alles was
    gesagt wird. Von daher hätte man sich viel ersparen können, hätte man geschwiegen. ;)

  • melong


    Falls es interessiert:


    The key to Yogācāra theory lies in the Buddhist notions of karma which they inherited and rigorously reinterpreted. As earlier Buddhist texts already explained, karma is responsible for suffering and ignorance, and karma consists of any intentional activity of body, language, or mind. Since the crucial factor is intent, and intent is a cognitive condition, whatever lacks cognition is both non-karmic and non-intentional. Hence, by definition, whatever is non-cognitive can have no karmic influence or consequences. Since Buddhism aims at overcoming ignorance and suffering through the elimination of karmic conditioning, Buddhism, Yogacarins reasoned, is only concerned with the analysis and correction of whatever falls within the domain of cognitive conditions. Hence questions about the ultimate reality of non-cognitive things are simply irrelevant and useless for solving the problem of karma. Further, Yogācārins emphasize that categories such as materiality (rūpa) are cognitive categories. "Materiality" is a word for the colors, textures, sounds, etc., that we experience in acts of perception, and it is only to the extent that they are experienced, perceived and ideologically grasped, thereby becoming objects of attachment, that they have karmic significance. Intentional acts also have moral motives and consequences. Since effects are shaped by their causes, an act with a wholesome intent would tend to yield wholesome fruits, while unwholesome intentions produce unwholesome effects.
    ...
    The case of material elements is important for understanding one reason why Yogācāra is not metaphysical idealism. No Yogācāra text denies materiality (rūpa) as a valid Buddhist category. On the contrary, Yogācārins include materiality in their analysis. Their approach to materiality is well rooted in Buddhist precedents. Frequently Buddhist texts substitute the term "sensory contact" (Pāli: phassa, Sanskrit: sparśa) for the term "materiality." This substitution is a reminder that physical forms are sensory, that they are known to be what they are through sensation. Even the earliest Buddhist texts explain that the four primary material elements (mahābhūta) are the sensory qualities solidity, fluidity, temperature, and mobility; their characterization as earth, water, fire, and air, respectively, is declared an abstraction. Instead of concentrating on the fact of material existence, one observes how a physical thing is sensed, felt, perceived. Yogācāra never denies that there are sense-objects (viṣaya, artha, ālambana, etc.), but it denies that it makes any sense to speak of cognitive objects occurring outside an act of cognition. Imagining such an occurrence is itself a cognitive act. Yogācāra is interested in why we feel compelled to so imagine.


    (Dan Lusthaus, Buddhist Phenomenology)
    oder
    http://www.acmuller.net/yogacara/articles/intro-uni.htm

  • Akuma
    Achso... verstehe... Der Yogacara sagt garnicht das es keine Materie gibt. Er sagt nur das alles was wir um uns herum wahrnehmen aus unserem Geist kommt. (Was ja mehr oder weniger auch stimmt... die Bilder von der Realität werden stehts in unserem Hirn erschaffen)
    Gibt es eigentlich heutzutage noch Yogacara praktizierende. Irgendwie finde ich davon garnicht mehr so viel im Internet. Dabei ist die buddhistische Philosophie in meinen Augen mit die interessanteste überhaupt!