Candrakirti: Analogie mit den Eimern eines Schöpfrades im Brunnen

  • In Vers 1.2 des Madhyamakavatara lobpreist Candrakirti das Mitgefühl. Dann schreibt er im nächsten Vers:


    Die im Daseinskreislauf umherirrenden Wesen, zuerst einem Selbst verhaftet, das "Ich" genannt wird,

    bringen so dann die Anhaftung an die Dinge hervor: "das ist mein" -

    ich verneige mich vor dem Erbarmen mit diesem Wesen,

    die ohne Freiheit sind, wie die Eimer eines Schöpfrades im Brunnen.


    Kennt jemand Kommentare, Erläuterungen zu der in der letzten Zeile genannten Analogie. Candrakirti sagt zu der Analogie im Madhyamakavatara nichts weiter.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Jeder Kommentar bringt nur Verwirrung und Gestrüpp.

    Wie bei meinem ersten Mal lesen dieses Verses, ist schon ein bissel her, wie du weißt: Es steht alles in dem Vers.

    Erlöse dich davon, ein Eimer in dem Wasserrad zu sein. ES ist dein Glaube, deine Interpretation, der/die dich hindert. Was willst du mit dem hundertsten Kommentar/Interpretation, alles nur Eimer? Ein Eimer an einem Wasserrad ist bewohnt von einem, der Eimer für sein Wasserrad in dem Eimer sucht.

    Das Mitgefühl ist schon fast schmerzhaft, aber helfen kann dir kein Buddha und ich auch nicht.

  • Erlöse dich davon, ein Eimer in dem Wasserrad zu sein.

    Warum soll man sich denn deiner Meinung nach davon befreien wie ein Eimer im Wasserrad zu sein? Was will denn Candrakirti deiner Meinung nach mit der im zitierten Vers verwendeten Analogie verdeutlichen?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Habe im Internet diese Erläuterung gefunden:

    1. Genauso wie ein Eimer durch ein Seil an die Winde gebunden ist, so sind Lebewesen durch Verblendung und Karma an Samsara gebunden.
    2. Genauso wie eine Ankerwinde von ihrem Bediener gezwungen wird, sich zu drehen, so werden Lebewesen durch ihren unfriedlichen und ungezähmten Geist gezwungen, in Samsara zu wandern.
    3. So wie eine Umdrehung einer Ankerwinde unmittelbar auf eine andere folgt, so folgt auf eine Wiedergeburt in Samsara unmittelbar eine andere.
    4. So wie ein Eimer mit grosser Leichtigkeit auf den Grund eines Brunnens fällt, aber nur mit viel Mühe wieder hochgezogen wird, so wandern Lebewesen leicht zu niedrigeren Wiedergeburten, steigen aber nur mit grosser Mühe aus ihnen auf.
    5. Genau so, wie wenn eine Ankerwinde sich schnell dreht, ist es schwierig zu erkennen, wo eine Drehung endet und die nächste beginnt, so wie Lebewesen in Samsara umherwandern, ist es unmöglich zu sagen, was zuerst kommt - Verblendungen, Handlungen oder Auswirkungen.
    6. Lebewesen wandern in Samsara auf ähnliche Weise wie ein Eimer in einem Brunnen auf und ab geht. Wenn ein Eimer wiederholt auf den Boden fällt und wieder hochgezogen wird, schwingt er unkontrolliert und wird von den Seiten des Brunnens zerschlagen, verbeult und zerkratzt. Genauso wie Lebewesen unkontrolliert vom höchsten Himmel bis zur tiefsten Hölle umherwandern, werden sie ständig von den drei Leiden, den sechs Leiden und so weiter geschlagen.

    Quelle: https://kadampa.org/de/2020/06…r-ein-bild-unseres-lebens

    DON'T HATE, MEDITATE.

  • KI hatte es so kommentiert:


    Zitat

    In diesen Versen aus dem "Madhyamakavatara" preist Candrakirti zunächst das Mitgefühl und geht dann auf die Natur des egozentrischen Denkens ein. Er beschreibt, wie Wesen im Kreislauf des Daseins gefangen sind und zunächst an einem vermeintlichen Selbst festhalten, das als "Ich" bezeichnet wird. Diese Identifikation mit dem Selbst führt dann zur Anhaftung an äußere Dinge, die als "mein" betrachtet werden. Candrakirti drückt seine Ehrerbietung vor dem Mitgefühl für solche Wesen aus, die in diesem Zustand der Unfreiheit gefangen sind, indem er sie mit den Eimern eines Schöpfrades vergleicht, die unaufhörlich im Brunnen herumwirbeln. Es ist eine metaphorische Darstellung der endlosen Wiederholung von Verhaftung und Leiden im Kreislauf des Samsara und gleichzeitig eine Anerkennung der Bemühungen, diese Wesen aus ihrem Zustand der Unwissenheit zu befreien.

    So schön und metaphorisch geschildert, danke für Posten, Helmut.

    Darf ich fragen, kann man das Werk online lesen? LG.


    So andere KI, sorry:


    Zitat

    Candrakirti lobt in Vers 1.2 des Madhyamakavatara das Mitgefühl, da es die Grundlage für den Weg zur Erleuchtung ist. 1 In Vers 1.3 beschreibt er dann, wie die Wesen im Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) gefangen sind. Zunächst identifizieren sie sich mit einem Selbst, das "Ich" genannt wird. Daraus entsteht dann die Anhaftung an die Dinge, das Gefühl von "das ist meins". 1 Candrakirti verneigt sich vor dem Erbarmen mit diesen Wesen, die ohne Freiheit sind, wie die Eimer eines Schöpfrades im Brunnen. 1 Das bedeutet, dass er tiefes Mitgefühl für die leidenden Wesen empfindet, die im Samsara gefangen sind und sich in einem Zustand der Unfreiheit befinden.

    Dieses innigste und tiefste Mitgefühl spürt man sofort, wenn man so wie mit dem "Herzen" liest.

    Könnte es so sein, dass der Autor weiß, dass diese Identifikation nicht real, nicht wirklich wäre, also er empfindet sehr tiefes Mitgefühl und wollte den leidenden Wessen helfen, aber aus anderen Warte aus gesehen, diese "Unfreiheit" nicht real sei, denn die wirkt, sozusagen, nur auf der relativen Ebene, aber auf der absoluten Ebene die existiert einfach nicht. ("Nachdenklich"?)


    Schaue hier:


    Die Quelle: Tibet und Buddhismus • Heft 52 • Januar Februar März 2000


    Anne MacDonald: Die Sicht der Leerheit (PDF)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die im Daseinskreislauf umherirrenden fühlenden Wesen,

    (die ihr herumirren erkennen und ein Ziel wollen)

    die sich zuerst einem Selbst verhaften, das "Ich" genannt wird,

    bringen sodann sofort die Anhaftung an die Dinge hervor: "das ist mein" -

    (Person, Körper, Gegenstände, Vorstellungen, die nicht zu Geist oder Körper gehören.)

    ich verneige mich vor dem Erbarmen mit diesem Wesen,

    die ohne Freiheit sind, wie die Eimer eines Schöpfrades im Brunnen.


    (Das Verneigen vor diesem Erbarmen mit diesen Lebewesen ist das Mitgefühl mit dem eigenen Erbarmen, weil es keine Möglichkeit gibt, im Ausdruck einer Handlung, sei sie mit Geist, Herz oder Körper, ihnen ihre Unfreiheit zum Erkennen zu bringen.)

    Zitat

    Das Mitgefühl ist schon fast schmerzhaft, aber helfen kann dir kein Buddha und ich auch nicht.

    Das wollte ich damit ausdrücken. Ich habe Erbarmen mit, meiner absoluten Unfähigkeit zu helfen, es bleibt als einzige Handlung Mitgefühl, doch das schmerzhafte bleibt, obwohl ich meine Hilflosigkeit vollkommen erkenne.


    Wenn man das Werk Madhyamakavatara durchgearbeitet hat und dann den Vers 1.2 sich noch einmal zu Gemüte führt, wird überdeutlich, warum man es nicht vermitteln kann. Selbst ich habe keine Möglichkeit einer Interpretation, die auch nur annähert die Klarheit Candrakirti ausschöpft, außer mit dem Madhyamakavatara.

    Es hat bei mir das universelle Mitgefühl ausgelöst, das auch erkennen lässt, dass mein Erbarmen mit Menschen, die fest glauben "Ich" zu sein ohne Wirkung bleibt, selbst mir der immer wieder glaubt "Ich" zu sein gegenüber.

    _()_ _()_ _()_

  • Erinnert irgendwie an Sisyphos die Geschichte

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Erinnert irgendwie an Sisyphos die Geschichte

    Sisyphos nach A. Camus war am Ende versöhnt und glücklich mit seinem eigenen Schicksal. Ich stelle mir die Frage, kann man den Bodhisattva als den glücklichen Menschen nachvollziehen? Denn er wollte alle leidenden Lebewesen retten, ansonsten verzichtet er darauf, ins Nirvana zu gehen. Ich habe keine Antwort. Und das ist gut so, scheint mir.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Nach der Erklärung, die Hotte in Beitrag#4 zitiert hat, handelt es sich bei der Analogie der Eimer eines Schöpfrades also zum eine Beschreibung der Situation der Wesen in Samsara.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Helmut Du darfst dich von den Kommentaren nicht leiten lassen. Ich habe keine Ahnung, wie die das alles aus diesen einfachen Sätzen her denken können. Vor allem, weil sie nicht mit dem Autor besprochen sind und wenn erst aus dem Gedächtnis aufgezeichnet.


    Die habe ich höchstens überflogen, wenn mir ein Begriff nicht klar war, meist war es nur eine Verdrehung und selten im Kontext der Worte, die Candrakirti in aller Einfachheit geschrieben hat.

    Einfachheit war sein Credo, damit es jeder Mensch seiner Zeit verstehen kann, wenn er auch einiges studieren musste. Er war ein von Leiden befreiter und nur das war seine Intention anderen den Weg des Buddha zu zeigen.

    Candrakirti versuchte MMK, Nagarjuna für viele verständlich zu machen.

    Im 7. Jahrhundert, voller Mitgefühl mit einfachen Menschen.

    Elitäres, ausuferndes Kommentieren war nicht sein Ding.

    Sieh endlich den Menschen, der das geschrieben und was ER geschrieben hat!

  • Helmut Du darfst dich von den Kommentaren nicht leiten lassen. Ich habe keine Ahnung, wie die das alles aus diesen einfachen Sätzen her denken können. Vor allem, weil sie nicht mit dem Autor besprochen sind und wenn erst aus dem Gedächtnis aufgezeichnet.

    Danke für deinen Ratschlag. Aber ich werde ihm nicht folgen. Die Metaphern oder Analogien, die in den Schriften benutzt wurden, waren den Zeitgenossen natürlich bekannt und brauchten deshalb nicht stets ausführlich erläutert werden. Für uns stellt sich die Situation ganz anders dar und deshalb sind Kommentare nützlich.


    Es gibt natürlich gute und weniger gute Kommentare zu den Schriften. Deshalb muss man sie genauso prüfen wie wir die Lehrreden Buddha Sakyamunis prüfen sollten bevor wir sie übernehmen.


    ... im Kontext der Worte, die Candrakirti in aller Einfachheit geschrieben hat.

    Einfachheit war sein Credo, ...

    "und das* die Lebewesen betrachtet wie den Mond in sich kräuselndem Wasser, flüchtig und leer von inhärenter Existenz." (Ver 1.4)


    ist also eine in aller Einfachheit geschriebene Aussage.


    -------------------------------

    * das Mitgefühl mit den anderen Lebewesen

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • "und das* die Lebewesen betrachtet wie den Mond in sich kräuselndem Wasser, flüchtig und leer von inhärenter Existenz." (Ver 1.4)

    und mein Mitgefühl betrachtet alle Lebewesen, wie den Mond auf dem sich kräuselndem Wasser, flüchtig und leer von einer innewohnenden Existenz.


    https://shantidevanyc.org/wp-content/uploads/2022/06/Candrakirtis-Madhyamakavatara-Translated-by-Thupten-Jinpa.pdf

    Ganz ohne Kommentare einfach nur seine Worte.

    Mit Deepl übersetzt, ohne Korrekturen.


    Da Mitgefühl allein als der Samen für die perfekte Ernte der Buddhaschaft gilt, als das Wasser, das sie nährt, und als die Frucht, die lange Zeit eine Quelle der Freude ist, werde ich das Mitgefühl an den Anfang von allem stellen. 1.2


    Erst klammern sie sich mit dem Gedanken "Ich bin" an ein Selbst, dann mit dem Gedanken "mein" an Dinge; wie Eimer auf einem Wasserrad drehen sie sich unkontrolliert; ich verneige mich vor dem Mitgefühl, das sich um solche leidenden Wesen kümmert. 1.3


    Die Lebewesen sind wie Spiegelungen des Mondes im kräuselnden Wasser; da sie flüchtig sind und keine innewohnende Eigennatur haben, unterliegt der Geist des Bodhisattvas dem Mitgefühl und sehnt sich danach, jedes wandernde Wesen zu befreien. 1.4


    Was benötige ich da Kommentare, ich kann das sofort an meinem Leben prüfen. Beschäftigung mit dem Palikanon und seinen technischen Anweisungen folgen reicht.


    Hier bin ich aus, weil ist mir zu einfach.

  • Hab mir den ganzen Text übersetzen lassen und erkenne das Dilemma. Es hat mir viel Schmerz bereitet, die Arbeit an dem Text und nun erkenne ich, dass ich nur das hätte lesen brauchen.


    Ein eitler Fehler meines nicht inhärenten Ich, das sich aber so glaubt.

    Hat man die 10. , nein 11, Stufe erfahren ist alles so leicht und das Inhärent glaubende ich wird schnell arrogant.

    Mein Fehler.

    Entschuldige ihm bitte.

    _()_ _()_ _()_

  • Ging es in meinem Eingangspost zunächst erst einmal nur um die Analogie mit den Eimern des Schöpfrades aus Vers 1.3, ist es nun wohl angemessen, die Verehrung des Mitgefühls, die Candrakirti zu Beginn des 1.Kapitels des Madhyamakavatara ausspricht, in den Mittelpunkt zu rücken. Seine Analogie mit den Eimern des Schöpfrades steht ja damit im Zusammenhang.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Candrakirti versuchte MMK, Nagarjuna für viele verständlich zu machen.

    Im 7. Jahrhundert, voller Mitgefühl mit einfachen Menschen.

    Das halte ich für eine Fehlinterpretation. Das Madhyamakavatara ist keine Light-Fassung des Mulamadhyamakakarika.


    Candrakirti sagt selbst in seinem Eigenkommentar, dass seine Schrift eine Ergänzung zum Mulamadhyakakarika ist.


    Während Nagarjuna die Vollkommenheit der Weisheit in den Mittelpunkt stellt, besteht Candrakirtis Werk in der Darstellung des Methodenaspektes des Bodhisattvapfades, beginnend mit der1.Bhumi, also wenn der Bodhisattva eine unmittelbare Einsicht in die Selbstlosigkeit erlangt hat. Natürlich hat es auch ein Weisheitskapitel in dem er sich mit der Sichtweise der Cittamatrins auseinandersetzt, eine Sichtweise, die es zu Nagarjunas Zeit noch nicht gab.


    Er ergänzt also Nagarjunas Mulamadhyamakakarikas durch die Darlegung der Vollkommenheiten der Freigebigkeit, der Ethik, der Geduld, der Tatkraft und der Konzentration. Da es hauptsächlich in Madhyamakavatara um diese Vollkommenheiten geht, ist das Werk leichter zu lesen als Mulamadhyamakakarika.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Auch eine Interpretation, ein Kommentar. :)


    Was meinst du mit Selbstlosigkeit?

    Die Selbst - losigkeit ohne stabiles Ich oder das Selbstlose frei von Ich-/Ego-Zentrierung.

    Beispiel: Selbstmord. Das Selbst töten oder sich selbst töten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Wenn wir die Lehrreden Buddha Sakyamunis studieren und verstehen wollen, befinden wir uns bereits in einem Interpretationsprozess. Unser Interpretationsprozess kann mit der Intention des Buddha übereinstimmen, auch wenn wir eigene Worte benutzen. Man kann aber auch mehr oder weniger daneben liegen.


    Die Selbstlosigkeit oder das Nicht-Selbst ist die Negation von atta. Während sie im Sravakayana auf die Person bezogen meditiert wird, wird sie auf dem Bodhisattvapfad auf alle Phänomene bezogen. Alle Phänomene sind leer von einem eigenständigen Selbst oder leer von einem Eigenwesen.


    Wenn man als Bodhisattva eine unmittelbare Einsicht in das Nicht-Selbst (anatta) erlangt hat, befindet man sich auf der ersten Stufe der Heiligkeit. Candrakirtis Erklärungen beginnen mit diesem Punkt und er zeigt die zehn Stufen auf, auf denen der Bodhisattva dann die Paramitas vervollkommnet. Hat er alle vervollkommnet, erlangt er am Ende der vajragleichen Konzentration auf der zehnten Stufe die Buddhaschaft.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.