Himmel und Hoelle im Buddhismus?

  • Hallo mondfinger
    Wenn Du den Höllenbereich nur als symbolisch sehen willst , wie es Wikipedia angibt, wie ist es dann mit dem Bereich der Himmel, siehst Du diesen dann auch nur symbolisch, also denkst Du, dass "man" auch nicht in den Himmel kommen kann?


    Hat Du nicht genügend Vertrauen in den Buddha, dass Du ihm nicht zutraust, dass er die höllischen Bereiche ebenso gekannt hat, wie die himmlischen Bereiche, weil er eben in der Nacht seiner Erleuchtung alle seine Wiedergeburten kannte und eben auch wusste wo sie hingelangten , wenn sie auf unheilsame Art handelten und wo sie hinkamen, wenn sie auf heilsame Art gehandelt haben.


    lieben Gruss
    gabi

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • Mondfinger:

    Das Konzept der Hölle zählt nicht zum Kernbestand buddhistischer Begrifflichkeit. Dort stehen andere Dinge im Vordergrund. (Das Leiden, seine Überwindung, etc.) Und wenn von Höllenwesen die Rede ist, dann wird ein moderner aufgeklärter Mensch das in der Regel symbolisch lesen. Wenn manche an die Realexistenz von Höllenwesen glauben, sei dies ihnen unbenommen. Es handelt sich hierbei allerdings lediglich um "Glaubensinhalte" (Ebenso wie der Glaube an "Wiedergeburt"). Dies sind keine Elemente des Dharma, die für uns nachprüfbar sind.


    Liebe/r Mondfinger,


    zu sagen alles was man nicht selber weiß, gibt es nicht ist ein fataler Irrtum Deinerseits.
    Man kann manches ja auch erst einmal als Option oder Arbeitshypothese stehen lassen.
    Der Buddha war, der Dhamma ist moderner als Du glaubst ;)


    Manche werden manches in diesem Leben nicht beantwortet bekommen. Ist halt so.
    Auch die Sache mit der "Wiedergeburt" (siehe auch paticcasamuppāda und Majjhima Nikāya 135).
    erschließt sich einem erst auf dem Weg, wenn überhaupt.
    Es geht doch darum, dass man sein ethisches Verhalten immer mehr verbessert zum eigenen Wohl und zum Wohl aller Wesen und um mehr Geistesruhe zu erhalten. Sollte Karma über den Tod hinaus wirken, ist das doch dann o.k. Man hat eine gute Saat gelegt.
    Sollte es über den Tod hinaus nichts "neues"*** geben, hat man zumindest hier in diesem Dasein an der eigenen Lebensqualität und der der Anderen viel verbessert.
    Lass es doch einfach offen. Jeder sollte hinschauen wo seine tatsächlichen Baustellen sind. Damit hat man dann genug zu tun. Da braucht es nicht noch Spekulationen (papañca) über die Zukunft.


    Zitat

    Digha Nikāya 1.5.4
    „Denn wer da irgend, ihr Mönche, als ein Asket oder Priester der Vergangenheit anhängt und der Zukunft anhängt, der Vergangenheit und der Zukunft anhängt, der Vergangenheit und der Zukunft nachsinnt, über Vergangenheit und Zukunft mancherlei Glaubenslehren ausbringt, ein jeder solche ist eben durch einen dieser zweiundsechzig Urstände in ein Netz geraten; darin verfangen aber tauchen sie, um emporzutauchen, empor: darin verstrickt, eben in das Netz geraten, tauchen sie, um emporzutauchen, empor.


    Zitat

    Anguttara Nikaya VI. 61
    »Der Sinneneindruck, ihr Mönche, ist das eine Ende, die Entstehung des Sinneneindrucks das andere Ende, die Aufhebung des Sinneneindrucks ist die Mitte. Das Begehren aber ist die Näherin. Denn das Begehren näht beide Enden zusammen zur Entstehung dieser oder jener Daseinsform. Insofern, ihr Mönche, erkennt der Mönch das zu Erkennende, durchschaut er das zu Durchschauende. Indem er aber das zu Erkennende erkennt, das zu Durchschauende durchschaut, macht er schon bei Lebzeiten dem Leiden ein Ende.«




    Mit Metta
    Kusala



    *** nicht personifiziert

  • gabi.voelkel:

    Hallo mondfinger
    Wenn Du den Höllenbereich nur als symbolisch sehen willst , wie es Wikipedia angibt, wie ist es dann mit dem Bereich der Himmel, siehst Du diesen dann auch nur symbolisch, also denkst Du, dass "man" auch nicht in den Himmel kommen kann?


    Hat Du nicht genügend Vertrauen in den Buddha, dass Du ihm nicht zutraust, dass er die höllischen Bereiche ebenso gekannt hat, wie die himmlischen Bereiche, weil er eben in der Nacht seiner Erleuchtung alle seine Wiedergeburten kannte und eben auch wusste wo sie hingelangten , wenn sie auf unheilsame Art handelten und wo sie hinkamen, wenn sie auf heilsame Art gehandelt haben.


    lieben Gruss
    gabi


    Ja, das mit dem Himmel sehe ich ebenso symbolisch wie die Hölle. Die sechs Daseinbereiche sehe ich als Symbole für Existenzformen.
    Mit meiner Abkehr vom Christentum (die als Teenager erfolgte) habe ich mich auch endgültig von der Vorstellung eines Himmels verabschiedet. Im Rahmen der buddhistischen Lehre kann ich einen "HImmel" (nebst der ihn bevölkernden "Götter") daher nur symbolisch lesen. Das ist nun aber nun wirklich kein häretischer Sonderweg.
    Spätestens seit der Aufklärung und mit dem Aufkommen der historisch-kritischen Bibelexegese sind auch christliche Theologen dazu übergegangen, viele Passagen aus der Bibel symbolisch zu lesen, d.h. nicht wörtlich. Der moderne christliche Fundamentalismus, der vor etwa 100 Jahren in Amerika seine Anfänge erlebte, kehrt wieder zurück zu einer wörtlichen Auslegung der Bibel.
    Wenn wir heute den Palikanon lesen, dann sollten wir das mit dem geistigen Rüstzeug der Aufklärung tun und nicht im Geiste moderner christlicher Fundamentalisten.


    Ich habe großes Vertrauen in den Buddha, glaube auch, dass er höllische und himmlische Bereiche gekannt hat. Ich kann das als Mensch im 21. Jh allerdings nur symbolisch lesen. Was den Wert dieser Lehren nicht im geringsten schmälert. "Hungergeister" - welch schönes Bild für einen Menschen, der den Hals nie voll bekommt!

    Tra il dire e il fare c'è di mezzo il mare (ital. Sprichwort = Zwischen dem Reden und dem Tun liegt ein Ozean).

    3 Mal editiert, zuletzt von Mondfinger ()

  • Kusala:
    Mondfinger:

    Das Konzept der Hölle zählt nicht zum Kernbestand buddhistischer Begrifflichkeit. Dort stehen andere Dinge im Vordergrund. (Das Leiden, seine Überwindung, etc.) Und wenn von Höllenwesen die Rede ist, dann wird ein moderner aufgeklärter Mensch das in der Regel symbolisch lesen. Wenn manche an die Realexistenz von Höllenwesen glauben, sei dies ihnen unbenommen. Es handelt sich hierbei allerdings lediglich um "Glaubensinhalte" (Ebenso wie der Glaube an "Wiedergeburt"). Dies sind keine Elemente des Dharma, die für uns nachprüfbar sind.


    Liebe/r Mondfinger,


    zu sagen alles was man nicht selber weiß, gibt es nicht ist ein fataler Irrtum Deinerseits.
    Man kann manches ja auch erst einmal als Option oder Arbeitshypothese stehen lassen.
    Der Buddha war, der Dhamma ist moderner als Du glaubst ;)


    Es mag die "unsymbolischen Höllenwesen" ja durchaus geben. Ich will das ja garnicht bezweifeln. Aber es muss dir klar sein, dass wir hier von "Glauben" reden (im Sinne von für-wahr-halten). Ich glaube an Höllenwesen jedenfalls nur im symbolischen Sinne. Und wie man über Geschmack nicht streiten kann, so auch nicht über "Glauben."


    Kusala:

    Manche werden manches in diesem Leben nicht beantwortet bekommen. Ist halt so.
    Auch die Sache mit der "Wiedergeburt" erschließt sich einem erst auf dem Weg, wenn überhaupt.
    Es geht doch darum, dass man sein ethisches Verhalten immer mehr verbessert zum eigenen Wohl und zum Wohl aller Wesen und um mehr Geistesruhe zu erhalten. Sollte Karma über den Tod hinaus wirken, ist das doch dann o.k. Man hat eine gute Saat gelegt.
    Sollte es über den Tod hinaus nichts "neues"*** geben, hat man zumindest hier in diesem Dasein an der eigenen Lebensqualität und der der Anderen viel verbessert. Lass es doch einfach offen. Jeder sollte hinschauen wo seine tatsächlichen Baustellen sind. Damit hat man dann genug zu tun. Da braucht es nicht noch Spekulationen über die Zukunft.


    Ja am besten machen wir das Fass "Wiedergeburt" an dieser Stelle nicht auf. Das Thema ist mir zu spekulativ. Das kann ich auch offen lassen.
    Schüler: Wirst Du nach deinem Tod sein oder nicht?
    Meister: Das weiss ich nicht...
    Schüler: Aber, Du bist doch ein Meister!
    Meister: Aber kein toter Meister!

    Tra il dire e il fare c'è di mezzo il mare (ital. Sprichwort = Zwischen dem Reden und dem Tun liegt ein Ozean).