Aiko:
Damit ist die Absicht klar formuliert - ein dem westlichen Geist angepasster Buddhismus.
Ich halte Batchelor für einen Religionsgründer - zumindest macht er den Versuch dazu.
Religionsgründer - ich glaube nicht, dass B. sich selbst so unbescheiden sehen würde. Er gründet auch nichts neu, das hat der Buddha schon erledigt, er überlegt lediglich, wie ein "Organismus" in einem neuen Umfeld lebendig bleiben kann. Wie der "Buddhismus" im Westen seine transformierende Kraft behalten kann ohne in traditionellen Formen zu erstarren.
Zitat
Fragen dazu: was sind die Lehrsätze und Insitutionen, was sind traditionelle asiatische Formen des Buddhismus? Im Zen ist das z.B. ein ziemlich buntes angepasstes Gewusel.
Ich denke, Batchelor geht es um die Form. Religionen nehmen in bestimmten historischen Kontexten spezifische Formen an. Diese Formen können in ihrem historischen Kontext Sinn machen, sinnvoll sein. In einem anderen historischen Kontext können diese Formen ihren Sinn verlieren. Im Festhalten an der Form kann der Organismus sterben. (Es ist allerdings interessant zu beobachten, dass religiöse Organismen/Ideologien auch dann überlebensfähig und expansionsfähig sind, wenn sie sich gerade nicht anpassen - siehe Islam)
ZitatFrage weiter: gibt es überhaupt etwas, das einen eigenständigen Charakter hat, unabhängig von Bedingungen? Nein - also Batchelor meint da, hier im Westen sind die Bedingungen anders als bei "euch" im Osten und wenn euer lebendiger Organismus da überleben soll, müsst ihr euch an die Umwelt - also an uns - anpassen.
So isses. Das hat nichts mit "kolonialistischer Attitüde" (KDR) zu tun. Auch nichts mit "Eurozentrismus" oder sonst einem Zentrismus. Was für die Organismen in der Evolution gilt, trifft auch auf den Organismus einer Lehre zu - er muss sich einer veränderten Umwelt anpassen, wenn er überleben will. Dem DL gelingt das hervorragend. Die DL-Dominanz in der westlichen Buddhismus-Rezeption finde ich allerdings auch bildverzerrend. Sie hat jedoch ganz offen-sichtliche Ursachen.
ZitatMich interessiert auch die Integration des Zen in das Christliche Abendland und die sogenannte Inkulturation.
Ja, das sind spannende Themen. Der Buddhismus hat sich in seiner langen Geschichte stets als äußerst anpassungsfähiger "Organismus" erwiesen. Mit dem Ergebnis, dass es schon heute mehr "Buddhismen" gibt, als der Kopf verträgt. Mal seh'n, in welcher Gestalt er sich in der westlichen Welt künftig noch manifestieren wird. Will er sich treu bleiben, so kann er sich dem Wandel jedenfalls nicht entziehen. Und wenn dabei die "Wiedergeburt" auf der Strecke bleiben sollte, so stellt sich die Frage, ob das ein gravierender Verlust ist. Ich meine nein.
LG
Lena