accinca:... solche späteren Texte für wichtig erachten.
Hierzu mag mir eine Anfängerfrage erlaubt sein. Ich hoffe sie ist nicht zu sehr off-topic:
Einen der Hauptstreitpunkte, exemplarisch zwischen accinca und "den Tibetern", ist, ob Mahayana-Sutras auf den Buddha Siddharta Gautama zurückgehen oder nicht. Die "Tibeter" sagen: Ja, alle für uns relevanten Lehren wurden vom Buddha selber gegeben. Ein Teil davon ist allerdings nicht im Palikanon aufgeschrieben worden sondern lange Zeit nur mündlich weitergegeben worden bis sie irgendwann in den Focus einer breiteren Öffentlichkeit gerückt sind. Accinca antwortet dann regelmäßig, dass diese Sutras eine "Erfindung" der Tiber sind, oder zumindest nicht wortwörtlich so vom Buddha gesprochen wurden.
Das sind zwei Standpunkte, das Für und Wider wurde schon des öfteren diskutiert. Muss jetzt nicht zwingend nochmal in diesem Thread hier passieren
Mit diesem Hintergrund frage ich mich ob es wirklich wichtig ist ob eine Lehrrede vom historischen Buddha stammt oder nicht. Er sagt, dass er nichts zurückgehalten hat und alles notwendige gelehrt hat, was die Wesen auf dem Weg zum Erwachen brauchen. Aber kann es nicht Lehrreden von späteren, erleuchteten Menschen geben, die ebenso hilfreich sind wie die Sutras aus dem Palikanon? Von einem erleuchteten Wesen gesprochen sind solche späteren Lehren doch eben so wertvoll wie die des Siddharta Gautama?
Der (für die Tibter über die Maßen) kritische Geist sagt das laut Literaturwissenschaft die Mahayana-Sutras Jahrhunderte nach Buddhas Tod entstanden sind. Und die Vorstellung einer jahrhundertelangen mündlichen Übertragung ohne eklatante Übertragungsfehler ist für viele kritische Geister schwer verdaulich.
Würden die Mahayana-Sutras ihren Wert verlieren wenn man sagt sie sind nicht vom historischen Buddha sondern vom erleuchteten Lehrer xy gegeben worden?
Verliert der tibetische Buddhismus seine Qualitäten wenn er klar sagt, dass sein Lehrgebäude seine Wurzeln bei Siddharta hat, aber wesentlich erst Jahrhunderte nach seinem Tod entstanden ist?
Kann es nicht so sein, dass diese Betonung auf eine 2600 Jahre ununterbrochene Übertragungslinie, hauptsächlich der Wahrung einer Autorität dient? Ist eine solche ununterbrochene Linie wirklich so entscheidend wichtig? Was wäre schlimm daran, wenn sie erst später entstanden ist? Wäre sie dann wertlos?
Solche Worte bergen die große Gefahr missverstanden zu werden. Ich schreibe sie ohne den Wunsch zu beleidigen oder abzuwerten. Aus ehrlichem Interesse. In dem Wissen um meine mangelnde Fähigkeit meine Fragen eindeutig zu formulieren. Über erhellende Antworten würde ich mich trotzdem freuen.