Was ist Leid?

  • Hallo Leute,
    Buddhisten reden immer gerne über das Leid und sprechen über Möglichkeiten das Leid zu überwinden.
    Aber was ist überhaupt Leid?
    Kann man das überhaupt allgemein definieren? Ist es einfach ein persönliches Empfinden, eine Emotion, ein Gefühl?
    Was meint ihr?

  • Hi Bishafu,
    für mich ist Leid, wenn ich mich gedanklich mit meinen unerfüllten Wünschen, eventuell bevorstehenden Schmerzen, finanziellen Verlusten, Gebrechlichkeit, Demenz und Ängsten um meine Tochter, meinen Mann beschäftige. Also etwas, was eigentlich gar nicht vorhanden ist. Den bedingten Leiden kann ich nicht entgehen (Karma), aber dem Leid als Gedankengebäude kann ich meine Mitarbeit verweigern.
    _()_ Monika

  • Hanzze:

    Wissen wollen ist Leid. *schmunzel*


    Geht man den Ursachen auf den Grund ist es Begehren (positiv oder negativ) und dieses wird durch Unwissenheit Bedingt. Das richtige Wissen wollen ist daher aber ein Sinnvolles Leid. *schmunzel*


    Im Übrigen ist dein Leiden nichts als egoistisch!


    Genau, rein egoistisch - auch das Mit-Leiden ...

  • die Ursachen des Leidens hat der Buddha definiert. Damit hat er Recht und soweit ist alles klar - aber was Leiden ist, da fehlt es an einer Definition und einem allgemeinen Verständnis im Forum.
    Daher behaupte ich einfach mal:
    Ich und jeder einzelne Mensch definiert für sich woran er leidet. Es ist quasi eine Entscheidung: Ich leide, weil... !
    Andere Menschen würden von außen betrachtet genügend Gründe finden, warum ich eigentlich gar nicht leiden müßte. Dennoch leide ich - egal was die anderen sagen.
    Somit könnte es einfach eine Entscheidung sein?!

  • Ja, für mich ist es eine Entscheidung.
    Ich sehe, dass ich aus Gewohnheit unter bestimmten Aspekten leide, ich sehe aber auch, dass ich nur daran leide, wenn ich daran denke und womöglich noch verurteile oder hingebungsvoll ausbaue, was in jungen Jahren schon häufig der Fall war. Das ist auch etwas, was ich an anderen beobachte und dann sehe, wie einfach es doch wäre, wenn sie sich davon freimachen könnten. Es gibt ja noch genug, mit dem jeder konfrontiert wird. Wenn man sich erstmal klar darüber wird, dass der Tod früher oder später den Partner oder andere geliebte Menschen hinwegrafft, und keiner davor gefeit ist, dann wird alles andere doch relativ. Deshalb habe ich mir schon rechtzeitig diesen "Berater" an die Seite gestellt, sobald ich Schwierigkeiten hatte, mich in meinen persönlichen Ur-Zustand zu begeben.
    So, wie Jesus schon gesagt haben soll: "Kümmert Euch nicht um den nächsten Tag, der wird seine eigenen Sorgen haben. Könnt Ihr mit Euren Sorgen Euer Leben um eine Elle verlängern?"
    _()_ Monika

  • Bishafu_2:

    die Ursachen des Leidens hat der Buddha definiert. Damit hat er Recht und soweit ist alles klar - aber was Leiden ist, da fehlt es an einer Definition und einem allgemeinen Verständnis im Forum.
    Daher behaupte ich einfach mal:
    Ich und jeder einzelne Mensch definiert für sich woran er leidet. Es ist quasi eine Entscheidung: Ich leide, weil... !
    Andere Menschen würden von außen betrachtet genügend Gründe finden, warum ich eigentlich gar nicht leiden müßte. Dennoch leide ich - egal was die anderen sagen.
    Somit könnte es einfach eine Entscheidung sein?!


    Nein, dass Wesen ist allem Leiden (Dukkha) gleich und wird durch das "Beständighabenwollen" erzeugt. Da da aber nicht ein beständiges Phänomen ist, ist alles dem Leiden unterworfen. Wie und ob das jemand erkennt ist ein anderes Blatt. Der Schlüssel ist Unbeständigkeit. Unachtsamkeit ist kein Indiz für Leidlosigkeit. Es ist nur ein Umstand und dieser mag es erlauben, dass da Leiden oft verschieden definiert wird. *schmunzel*


    Und Buddha hat das Leiden nicht definiert sondern erkannt (das ist ein wichtiger Unterschied), dass ist auch gar nicht so schwer, auch wenn es dennoch selten ist, dass jemand die erste edle Wahrheit sieht.

  • Auch ich danke für den Hinweis, Ich hatte im Forum nach Leid gesucht - nach dukkha "leider" nicht :D
    Besonders gut gefallen hat mir dieses Zitat aus deinem Anfangstext:

    Zitat


    "dukkha... bezeichnet dieses tiefe, feine Gefühl von Unbefriedigtsein, das an jedem Moment unseres Bewusstseins Anteil hat." 19


    Toller Thread! - Danke!

  • Bishafu_2:

    Auch ich danke für den Hinweis, Ich hatte im Forum nach Leid gesucht - nach dukkha "leider" nicht :D
    Besonders gut gefallen hat mir dieses Zitat aus deinem Anfangstext:

    Zitat


    "dukkha... bezeichnet dieses tiefe, feine Gefühl von Unbefriedigtsein, das an jedem Moment unseres Bewusstseins Anteil hat." 19


    Toller Thread! - Danke!


    Dukkha ist kein Gefühl, es ist eine Eigenschaft *schmunzel*

  • Leid ist für mich, wenn ich denke, ich wäre von etwas getrennt, dass ich mag, oder hätte etwas, dass ich nicht mag.

    »Es gibt nur eine falsche Sicht:
    Der Glaube, meine Sicht ist die einzige richtige.« (Nagarjuna)

  • Im Allgemeinen verstehe ich unter Leid oder Dukkha eine "narzisstische Kränkung" wie von S. Freud beschrieben.
    NArzistische Kränkungen müssen sich nicht auf ein Individuum beschränken sondern können im Sinne einer "Kränkung der Menschheit" eine gesellschaftliche Dimension annehmen.
    Die schlimmste Kränkung, das grösste Leid oder Dukka besteht im Gewahrwerden der Sterblichkeit, der Vergänglichkeit und der eigenen Seelenlosigkeit.

  • Bishafu_2:

    Hallo Leute,
    Buddhisten reden immer gerne über das Leid und sprechen über Möglichkeiten das Leid zu überwinden.
    Aber was ist überhaupt Leid?
    Kann man das überhaupt allgemein definieren? Ist es einfach ein persönliches Empfinden, eine Emotion, ein Gefühl?
    Was meint ihr?


    lieber bishafu


    na du machst mir freude, ich wünschte ich könnte so unschuldig fragen, weisst du es wirklich nicht?
    mann was ich schon gelitten habe.


    lieber gruss robo

  • Ich denke man kann und soll den Buddhadhamma eigenständig gehen und sich nicht fundamentalistisch auf eine Lehre beschränken und alles Andere unbeachtet lassen. Buddhas Lehre verlangt ja ausdrücklich eigenständigkeit und lehnt es ab sich stur auf Lehren oder Autoritäten zu berufen. Wichtig ist aber, dabei den achtfachen Pfad nicht zu verlassen.


    Veränderlichkeit hat ja auch Buddha erkannt, verändert hat sich seit Buddha auf der Erde weilte u d lehrte auch einiges. Viele Menschen und Inkarnationen haben seither hier gelebt, viele Erkenntnisse über die Natur und den Menschen wurden gewonnen. In den Werken von S. Freud. C.G.Jung. Hermann Hesse, F.Nietzsche, um nur einige zu nennen findet sich viel buddhistisches gedankengut.


    Meiner Ansicht nach ist es legitim, bei der Interpretation des Palikanons auch modernere Konzepte zu Hilfe zu nehmen.


    Gruss Bakram

  • Bishafu_2:


    Kann man das überhaupt allgemein definieren?


    ich glaube nein, weil leid ein produkt ist.

    Zitat

    Ist es einfach ein persönliches Empfinden, eine Emotion, ein Gefühl?


    wenn es mir den magen zusammenzieht ist es eine empfindung.
    wenn es mich wütend macht ist es eine emotion.
    wenn es mich ohnmächtig macht ist es ein gefühl.
    ich glaube es kann sich jeden schuh anziehen und das dürfte individuell unterschiedlich sein je nach nährboden und reaktions muster.


    du schreibst es weiter unten: ich leide weil..............

  • StAuBSauGeR:

    Ich verspüre kein Leid wegen der Vergänglichkeit nur sie ist für mich ein hartnäckiges rätsel,


    Der Begriff "Leid" beinhaltet ja nicht nur das subjektive Gefühl von Schmerz (oder Seelenschmerz, Weltschmerz etc) sondern vieles mehr. Eben auch Unsicherheit, Unwissenheit ( = Rätsel). Das Gewahrwerden des eigenen Unvermögens, eben das Rätsel zu lösen, kann auch als Leid betrachtet werden. Das dem so ist, schliesse ich aus dem Gebrauch des Adjektivs hartnäckig.


    In der Regel, beziehungsweise bevor man sich auf den Buddhadhamma begeben hat, möchte man ewig jung sein, ewig beliebt sein, alles wissen etc. etc. Wenn man dann plötzlich einsehen muss, dass dies nicht geht wird Leid erzeugt.


    Narzisstische Kränkung = gewahr werden, dass das idealisierte Selbstbild nicht der Realität entspricht.


    Ich unterstelle Dir nun, dass es Dir zwar gelingt das Leid in eine schmerzlose Qualitätat zu bringen, indem
    Du es zu verstehen versuchst , man könnte es auch verdrängen, proijezieren etc. Damit hast Du es jedoch nur in eine für Dich erträgliche Form verwandelt aber nicht wirklich aufgelöst.


    Gruss Bakram

  • lieber robozo,
    das kann man natürlich sagen, ich habe gelitten und weiß was leiden ist. Dann erzähle ich meine Geschichte vom Leiden. Aber wie die anderen ihr Leiden empfinden und wo der gemeinsame Nenner ist, weiß ich immer noch nicht.
    Gruß
    Bishafu

    robozo:

    lieber bishafu


    na du machst mir freude, ich wünschte ich könnte so unschuldig fragen, weisst du es wirklich nicht?
    mann was ich schon gelitten habe.


    lieber gruss robo


  • Ja schwierig ist das schon und es hat unterschiedliche Ausprägungen und wird auf unterschiedlichen Ebenen wahrgenommen werden. Ich nehme mein Leid immer sehr körperlich wahr. Vielleicht es deswegen gut es hier zu thematisieren. }:-)

  • Zitat

    Aber was ist überhaupt Leid?


    ein subjektives Phänomen


    Zitat

    Kann man das überhaupt allgemein definieren?


    Das kann man nicht. Das Phänomen ist verbal nicht fassbar. Das ist genauso wie wenn man versuchen würde den subjektiven Eindruck der Farbe "blau" zu erklären oder zu definieren. Vollkommen unmöglich.


    lg
    maus

  • Hanzze:


    Dukkha ist kein Gefühl, es ist eine Eigenschaft *schmunzel*


    Dukkha kann man von verschiedenen Seiten aus betrachten:


    als Daseinsmerkmal beschreibt dukkha eine bestimmte Eigenschaft der Dinge, die darin besteht, nicht dauerhaft zufriedenstellen zu können.
    Diese Eigenschaft der Dinge wird vom Menschen als leidhaft erlebt - dann ist es ein Gefühl.


    LG
    Onda