Diskussion: Buddhismus und Polizeitdienst
- Jan
- Unerledigt
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Hallo Jan,
unbedingt!
siehe Toto & Harry:
http://www.youtube.com/watch?v=OgE9SBS1BWk
Zwei Bodhisattvas in Uniform für mich.
Es kommt weniger drauf an, WAS man macht als WIE man es macht.
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Warum soll es keine Poli-sattvas geben?
LG
Onda -
Wegen der Gewalt, die ein Polizist wahrscheinlich unausweichlich irgendwann einmal anwenden muss.
Das Gelübde und die Ernsthafte Entscheidung, nicht zu töten kann dort unter Umständen nicht eingehalten werden. Bsp. Du wirst selbst attackiert, es geht um Leben und Tod. Oder du musst jemanden auf Leben und Tod verteidigen.
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"Das Gewaltmonopol des Staates bezeichnet im Staatsrecht die ausschließlich staatlichen Organen vorbehaltene Legitimation, physische Gewalt auszuüben oder zu legitimieren. Es ist ein Prinzip aller modernen Staaten und gilt als eine der Grundlagen für das Funktionieren des Rechtsstaates." WIKIPEDIA
Die Anwendung von Gewalt ist nicht per se verwerflich oder unmoralisch. Das Entscheidende bei jeder Handlung ist ausschließlich die Motivation. Das heißt jetzt nicht, dass jede edle Motivation Gewalt rechtfertigt. Es gibt aber Situationen, in denen die Anwendung von Gewalt der angemessenste Ausdruck von Mitgefühl ist.
LG
Onda -
Gibt es Statements aus dem PK zum Thema Notwehr?
LG
Ona -
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Jan:
Vielleicht bin ich da zu theravadisch geprägt, aber die 1. Sila scheint recht eindeutig. Der buddhistische Lebensweg ebenso, was Gewalt im allgemeinen angeht. Wie soll man das vereinen?
Google doch mal ein wenig und befrage dann dein Gewissen.
Beispiel:
http://www.buddhanetz.org/texte/gewalt.htm
Schön finde ich das Zitate am Ende ...
Zitat"Auf mich selbst achtend, achte ich auf den anderen,
Auf den anderen achtend, achte ich auf mich selbst."
(Satipatthana Samyutta, Nr. 19)Das Polizisten-Sutra.
Wenn es nicht geht, dann lass es. Ist doch ok. Gibt doch auch noch andere Berufe mit sozialem Engagement, die gewaltloser sind.
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Ich würde liebend gerne den Polizistenberuf ausüben. Nur möchte ich vermeiden, dass mir nach dem Einschlagen dieses Weges die Erkenntnis kommt, dass er nicht mit meinem Willen ein buddhistisch orientiertes Leben zu leben, konform geht. Und da bin ich zwiegespalten.
Für mich wäre der Weg jedoch mehr als interessant.
Gruß,
Jan -
Vielen dank für deinen Link, ich werde ihn mir beizeiten durchlesen!
Das Zitat ist allerdings wirklich sehr inspirierend. Wahre Worte.
Gruß,
Jan -
Hallo Jan,
vielleicht kennst du die 5 Achtsamkeitsübungen von Thich Nhat Hanh. Sie basieren auf den 5 silas.
Hier Nr. 1:Die erste Achtsamkeitsübung: Achtung vor dem Leben
Im Bewusstsein des Leidens, das durch die Zerstörung von Leben entsteht, bin ich entschlossen, Mitgefühl zu kultivieren und Wege zu erlernen, das Leben von Menschen, Tieren, Pflanzen und Mineralien zu schützen. Ich bin entschlossen, nicht zu töten, es nicht zuzulassen, dass andere töten und keine Form des Tötens zu unterstützen, weder in der Welt noch in meinem Denken oder in meiner Lebensweise.Ist das nicht eine schöne Orientierung für eine Polizisten?
LG
Onda -
Jan:
Vielen dank
Gerne Jan.Ich wünsche dir, dass du für dich eine Entscheidung findest, mit der du im Frieden sein kannst.
Übrigens habe ich damals erst nach dem Wehrdienst den Kriegsdienst verweigert. Da ging der Krieg im Iran gerade los und mir wurde klar, dass ich auf keinen Fall töten möchte. Aber Polizeidienst ist da doch was anderes meiner Ansicht nach.
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Wie wärs denn mit buddhistischer Feuerwehrmann?
Ähnlicher Aufgabenbereich, Autos mit Sirene, selbe Einsatzorte, Man hilft, aber statt Waffe hat man nen Wasserschlauch in der Hand. Und statt die Leute zu verletzten, verarztest du sie...
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http://www.buddhanetz.org/texte/gewaltfreiheit.htm
http://www.buddhismuskunde.uni…_texte/Bd10-K12Brueck.pdf
Vielleicht hilft dir das weiter
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Jan:
Ich würde liebend gerne den Polizistenberuf ausüben. Nur möchte ich vermeiden, dass mir nach dem Einschlagen dieses Weges die Erkenntnis kommt, dass er nicht mit meinem Willen ein buddhistisch orientiertes Leben zu leben, konform geht. Und da bin ich zwiegespalten.
Für mich wäre der Weg jedoch mehr als interessant.
Gruß,
JanEine Möglichkeit, lieber Jan, ist, sich ganz klar darüber zu werden, warum Du ausgerechnet diesen Beruf wählen möchtest. Dabei helfen ehrliche Antworten auf die Fragen:
Habe ich eine Vorliebe für Uniformen?
Habe ich ein Bedürfnis nach Macht-Ausstrahlung?
Habe ich ein Helfersyndrom?
Habe ich ein Anerkennungsbedürfnis?Gibt es für mich keine anderen Möglichkeiten, die meinen derzeitigen Fähigkeiten entsprechen?
Ist es die Sicherheit (Pension), die so ein Beruf bietet?Mein Bruder z. B. wollte erst Pastor werden, dann zum Militär und landete letztlich bei der Polizei. Er hatte ein großes Kontrollbedürfnis und ein großes Bedürfnis nach Sicherheit. Beides wurde für unsere Familie zum ständigen Stressfaktor. Wir waren dann auch als 20 Jahre "getrennt". Zum Glück musste er nie auf jemanden schießen, aber verprügelt mit 'nem Knüppel und mit dem Begleithund gedroht hat er schon nicht wenige, da er auf der Davidswache seinen Dienst machte.
Meinst Du, Du kannst Dir die Einsätze aussuchen?
Monika
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Lieber Jan, ich stimme Monika hier zu =)
Stell dir am besten einmal selbst die Frage, was genau dich an dem Beruf reizen würde und mach ggf. eine Liste mit kurzen, aussagekräftigen Stichpunkten.
Vielleicht kannst du die ja hier mit uns teilen und dann kann man schauen, ob nicht eventuell ein anderer Beruf auch für dich in Frage kommen würde? Ich meine, es gibt ja auch andere Jobs, die nicht aus Büro und Nachfüllen der Kaffeekanne bestehenLG
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Lieber Jan,
wenn Du Polizist werden willst, dann tu das. Mir haben einige Polizisten schon sehr geholfen, andere nicht. Mir haben schon Ärzte geholfen, andere haben mir geschadet. Mir haben schon Buddhisten geholfen, andere haben mir geschadet.
Du musst Dir nur überlegen, ob Du so stabil sein kannst, dass Du Dich nicht vom System unterkriegen lässt und dennoch Deine Arbeit gut machst. Darin sehe ich eine Gefahr.In jedem Beruf kann man Achtsamkeit üben, jeder Bereich kann durchdrungen werden von Mitgefühl, von Ethos. Ich bin nicht der Meinung, dass in die Polizei nur die Deppen rein sollen. Im Gegenteil. Gerade hier hinein gehören Menschen mit Achtsamkeit. Wenn uns nämlich was angetan wurde und wir schreien nach der Polizei und dort sind nur unachtsame Leute, dann schreien wir noch mehr, weil sie uns dementsprechend behandeln. Eigentlich sollte jeder verantwortungsvoll denkende Buddhist genau solche Berufe ergreifen, in denen Verantwortungsgefühl und Menschlichkeit am allernotwendigsten sind. Sich in harmlosen Ecken rumzutreiben und sich harmlos zu geben ist keine Kunst. Und noch weniger Kunst ist es, aus dieser Position heraus über die anderen zu urteilen.
Liebe Grüße
Knochensack -
Die Gründe, weshalb ich Polizist werden will, wären wohl folgende:
- Sinnvolle Arbeit - ich möchte mein Geld nicht durch Zahlenschieberei oder pure Wirtschafterei verdienen
- Gesicherte Arbeit - Beamtentum und die Polizei kann nicht konkurs gehen
- Arbeit mit Menschen - ich denke, ich kann zwischenmenschliche Konflikte ruhiger regeln, als viele meiner Mitmenschen (klingt das überheblich?)
- Interesse an Gesetzen, Vorschriften; Talente im Benutzen der deutschen Sprache, ich schreibe gerne Texte/Berichte; verwalte gerne
- ich mag Routine("Oh Nein, ein Langweiler, ein Sicherheitsfanatiker")
Die Texte, die im Palikanon stehen und die Gewaltthematik ansprechen, sind für mich auch sehr interessant!
Kann ich Accinca einfach darauf anschreiben?Ja richtig, ich stimme mir dir überein Galida! Gerade weil der Beruf mit kritischen Situationen zu tun hat, kann doch gerade hier eben Achtsamkeit das Notwendigste sein. Durch Achtsamkeit können doch viele (alle?) Situationen beruhigt werden. Wobei mir ein aggressiver Trunkenbold dafür wohl nur schwer zugänglich erscheint, um ein überspitztes Beispiel zu nennen. Schwierig.
Grüße und vielen Dank für eure Beiträge,
Jan -
v
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Allerdings kann "kein Polizist sein, weil ich Buddhist bin" grundsätzlich gesehen keine vernünftige Option sein, denn auch buddhistische Länder haben ja Polizisten.
Klar kann es in allen Berufen passieren, dass die Arbeitsumstände so sind, dass man nicht mehr wirklich sein kann - das stell ich mir z.B. vor, wenn das Kollegium aus Nazisympatisanten bestünde, die von mir eine rechte Gesinnung erwarten. Das kann aber, wie hier schon gesagt, auch in anderen Berufen passieren.
Zudem sollte kein Polizist überhaupt billigend in Kauf nehmen, jemanden zu töten. Dass ein Polizist jemanden tötet, passiert doch wohl nicht häufig, und wenn dann auch meist nicht aus Notwehr sondern aus Versehen - was karmisch gesehen wiederum nicht so heftig wiegt. Wenn man nicht die Absicht hatte zu töten und zudem auch noch bereut, ist das karmisch nicht so schwer.
Außerdem geht es im Sila 1 ja nicht nur darum, keine Menschen zu töten, sondern keine Wesen im allgemeinen. Da wird zwischen Mensch und Blattlaus gar nicht so groß unterschieden, soweit ich es verstanden habe. Insofernist der Beruf Polizist karmisch sicherer als der Beruf Gärtner.
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Hier, wer noch Krimis lesen mag: ein Thriller um einen buddhistischen Polizisten.
http://www.krimi-couch.de/krim…rdett-der-jadereiter.html
Aber gute Krimis gehen ja an der Realität immer vollkommen vorbei, sagen echte Polizisten. -
Hey Jan,
Du solltest schon wissen, dass Polizisten an erster Stelle Befehlsempfänger,- und Ausübende sind, genauso wie Soldaten.
Du wirst also als Polizist dafür eingesetzt die staatliche Ordnung zu vollziehen, dafür wirst du bezahlt.
Du hast dann keine buddhistische Wahlfreiheit mehr.
Soweit ich weiß, man kann mich gerne korrigieren, enthält der Vertrag von Lissabon ( 27 EU-Staaten ) eine Klausel,
wonach die Todesstrafe bei Volksaufstand und Aufruhr, im Kriegszustand, erlaubt ist.
Der befehlsmäßig Auszuübende wärest dann du. -
Onyx9:
Hey Jan,
Du solltest schon wissen, dass Polizisten an erster Stelle Befehlsempfänger,- und Ausübende sind, genauso wie Soldaten.
Du wirst also als Polizist dafür eingesetzt die staatliche Ordnung zu vollziehen, dafür wirst du bezahlt.
Du hast dann keine buddhistische Wahlfreiheit mehr.
Soweit ich weiß, man kann mich gerne korrigieren, enthält der Vertrag von Lissabon ( 27 EU-Staaten ) eine Klausel,
wonach die Todesstrafe bei Volksaufstand und Aufruhr, im Kriegszustand, erlaubt ist.
Der befehlsmäßig Auszuübende wärest dann du.
Diese Klausel kenne ich auch. Aber soweit ich weiss bricht Bundesrecht (noch) EU-Recht. Und ich glaube auch das der Aufstand so "extrem" sein muss, das das Militär (allen voran Frau Merkel) dann das sagen hätte. Aber so genau weiss ich das auch nicht.Im Endeffekt muss jeder selbst wissen was er tut (tuen möchte) und welche Konsequenzen daraus erwachsen könnten. Wer zur Polizei geht, sollte sich jedenfalls nicht wundern wenn er plötzlich in eine Sitiuation kommt in der er prügeln MUSS oder sogar töten ...