Beiträge von donyman

    Jinen:


    Das glaube ich nicht. Auch ein Christ prüft seinen Glauben, ein Christ hat Erfahrungen mit Gott. Und er tut das auch mit der Vernunft. (Sehr gut bei Augustinus, Th. v. Aquin, Meister Eckhart, Abälard oder Kierkegard nachzulesen).
    Und viele Buddhisten glauben an die Wundertätigkeit von Reliquien, an Segnungen, an Reinkarnation, daran, daß es Erleuchtung gibt, Befreiung vom Daseinskreislauf, dem Befreitsein in Amida.
    Es ist in beiden Fällen ein Zusammenspiel von Vernunft, Gefühl, Erfahrung und Vertrauen in die Lehre eines anderen (schon lange Toten).


    ein christ hat erfahrungen mit etwas transzendentem, dass er "gott" nennt, weil es ihm so beigebracht wurde. so betrachtet kannst du auch jede buddhistische transzendenz-erfahrung "gott" nennen. TNH weist darauf in vielen seiner bücher immer wieder hin.
    aber dieser "gott", hat mit dem personalisierten schöpfergott, den alle christlichen konfessionen postulieren nichts zu tun.


    es gibt hinter jeder religion gemeinsame wahrheiten. weil es eben nur eine realität gibt und beinahe jede religion/kultur im laufe der jahrhunderte ein gewisses verständnis und intuitives gespür entwickelt hat. Jesus hatte sehr viel einsicht in die realität, insbesondere in die intersubjektivität und das daraus folgende erfordernis grenzenloser nächstenliebe.


    solange die kirchen sich jedoch nicht zu dieser ebene des dialogs bekennen, sondern auf vielen ihrer dogmen beharren (schöpfergott, allmacht gottes, Jesus als leiblicher sohn, körperliche auferstehung, unsterbliche seele, etc, etc.), wird der buddhistisch-christliche dialog weniger fruchtbar bleiben als zb der buddhistisch-wissenschaftliche.

    Amitabha:


    Warum soll man nicht an Gott glauben und gleichzeitig Buddhist sein?


    als buddhist kannst du sogar an viele götter glauben - an devas eben. aber wie willst du einem christen erklären, dass auch sein gott nicht unsterblich ist, dem leiden unterliegt und jederzeit auch als dämon oder höllenwesen wiedergeboren werden kann?


    es ist schon richtig: in ihrer praktischen lebensweise und vor allem in ihren ratschlägen, wie ein gutes leben aussehen sollte, überschneiden sich Jesus und der Buddha oft. aber die dahinterliegende weltsicht ist eine vollkommen verschiedene, die auch nicht ansatzweise in übereinsimmung gebracht werden kann:


    der Buddha lehnt die idee eines schöpfergottes kategorisch ab, er lehrt, dass es keine unsterbliche seele gibt und schon gar keine körperliche auferstehung nach dem tod in paradies oder hölle. er erklärt, dass die zukunft stets auch naturgesetzliche folge des eigenen handelns ist und nicht abhängt von gnade oder ungnade eines allmächtigen. all das aber sind hochrangige christliche doktrinen.


    all diejenigen, die erklären, man könne gleichzeitig buddhist und christ sein, verwechseln für mich den buddhismus mit einigen seiner methoden. natürlich kann ich shikantaza praktizieren und anschließend zur messe gehen. das hat dann aber nichts mehr mit buddhismus zu tun, weil hier zwar die formale methode des nur-sitzens praktiziert wird, aber ohne den buddhistischen spirituellen hintergrund und damit nicht im eigentlichen sinne sazen.


    als buddhist gilt für mich, dass ich selbst, alle aussagen von lehrer, meistern, etc. prüfen kann und muss. und zwar anhand meiner erfahrung, vernunft und emotion. und genau dieses überprüfen steht dem christlichen glauben diametral entgegen.
    und hier spreche ich nicht von einzelnen mythen und legenden aus den sutren oder der bibel, die natürlich gegenstand literaturwissenschaftlicher forschung sein sollten und nicht für bare münze genommen werden dürfen. ich spreche von den elementaren grundsätzen der beiden religionen (ob buddhismus jetzt religion ist oder nicht? geschenkt. ist definitionssache). die vier edlen wahrheiten kann ich im und am eigenen leben prüfen; die tatsache, dass Jahwe mich erschaffen haben soll und nach dem tod über mich richten wird, müsste ich glauben.


    und damit komme ich zu dem, was den Buddha für mich ausmacht: seinen lehren kann ich rational und (zugegebenermaßen schwerer) emotional folgen und erlebe daher keine "gebote", "verbote", "doktrinen". es ist für mich nur logisch, seinen ratschlägen zu entsprechen. ich fühle mich nicht zerrissen.
    der christlichen moral hingegen konnte ich als jugendlicher zwar folgen, die begründung gab für mich aber keinen sinn, da sie im letzten grund immer auf ein "glauben" hinausläuft. deswegen erlebte ich es immer als zwang, nie als natürlichen prozess.


    ein sehr schönes beispiel dafür, dass immer noch beinahe jede schule glaubt, sie sei der buddhismus.


    ich halte es mit dem großen Chandrakirti:

    Zitat

    Es ist besser an ein Selbst, so groß wie der Berg Meru zu glauben, als eine falsche (sic!) Ansicht von der Leerheit des Selbst zu haben.

    malsehen:
    Syia:

    Nur die eigene Erleuchtung oder Erleuchtung zum Wohle aller Wesen ist nicht wirklich das selbe Ziel.


    Ich bin mir nicht sicher. Das mag so formuliert sein. Ist das in realiter dann so?
    Hmm…



    in der realität mag das nicht so sein, aber es ist ein entscheidender unterschied zwischen dem Theravada-weg und dem Mahayana/Vajrajana. gerade aus der kritik am arahant-ideal (eigene erleuchtung. nur möglich als mönch), ist es ja zur trennung in Sthaviras und Mahasanghikas gekommen, die sich später zu Hinayana und Mahayana weiterentwickelten.

    Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    die verteidigung des alkohols ist für mich (gesellschaftlich wie buddhistisch gesehen) immer nur der versuch, eigenes fehlverhalten irgendwie vor sich selbst und der welt zu rechtfertigen.


    Mit Verlaub, das kann ich nicht teilen.
    Ich bin nicht dafür, den Menschen völlig Abstinenz nahezulegen oder den mäßigen Konsum von alkoholischen Getränken zu vermiesen. Selbst trinke ich gar nicht, rauche nicht und nehme auch keine anderen Drogen ein. Ich habe zwar mal geraucht, aber hatte nie ein Problem mit Alkohol oder Drogen. Es gibt für mich keinen Grund einen Schluck Alkohol zu meiden, da ich nicht auf irgendeine berauschende Wirkung aus bin. Ich habe keinen Grund Alkoholismus oder Drogensucht zu verharmlosen oder zu rechtfertigen oder einen Süchtigen zu beschützen.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack


    na ja. ich finde schon, dass man den menschen völlige abstinenz "nahelegen" sollte. wie schon gesagt: alkohol ist und bleibt ein nervengift und schädlich - auch in der kleinsten dosis. das heißt ja nicht, dass man nicht verständnis für diejenigen hat, die dennoch gelegentlich einen schluck trinken. nur - auch die sollten zugeben, dass sie um des genusses willen, die nachteile des alkohols eben in kauf nehmen. aber bitte nicht anfangen, etwas von der angeblichen gesundheitsfördernden wirkung oder so erzählen.
    ich bin sicher nicht der moralapostel, der andere verurteilt, aber der genuss von alkohol ist definitiv ein verstoß gegen den fünften vorsatz. die pancasila sind von allen (mir bekannten) schulen des buddhismus anerkannt. wenn man dagegen verstößt, ist das menschlich nur zu verständlich, aber es fördert einen sicher nicht auf dem weg.
    es wird mir einfach ein bisschen zu beliebig, wenn man buddhismus quasi als wohlfühl-philosophie betrachtet, aus der man sich rauspickt, was einem gefällt und nicht schwer fällt. es geht für mein verständnis um eine grundlegend veränderung von ansichten und gewohnheiten. und das ist eben - zumindest am anfang - auch mal etwas anstrengend. ich vergleiche es gern mit sport: der richtige genuss stellt sich auch erst nach einer - teilweise harten - zeit des trainings und des übens ein.

    malsehen:

    Genau! Es ist aber doch ein wenig wie neben sich treten. Der Mathelehrer muss das richtige vormachen. Wir sitzen nun alle da und machen die Hausaufgaben. Wo ist die (sinnbildliche!) Mutter, die sich zu uns an den Tisch setzt und im Wissen über den Fakt, dass ein Weg ein Weg mit Fehlern ist, mit ungefähr dem, was ich unter Mitgefühl verstehe auf uns blickt und uns weiterbringt, ohne die kalte Perfektion des Mathelehrers zu fordern.
    Das mag jetzt beim Thema Drogen etwas schräg klingen, aber ich mein(t)e das erweitert. Der Anspruch, dem wir da begegnen (und jetzt bin ich nicht mehr bei Mathehausaufgaben an einem schönen Sommertag), ist ein ordentliches Päckchen. Der Blick darauf, dass in der Überlieferung auch der irrende und wirrende Weg zum Ziel beschrieben ist, malt mir nicht das Bild des abschreckend-mahnenden »So nicht!» sondern das milde »warum sollte es Dir anders gehen, sei nicht zu hart mit Dir«.


    richtig. ich bezog mich auch weniger auf das verständnis und mitgefühl für den "irrenden schüler", als vielmehr auf die prinzipielle frage, ob drogenkonsum mit buddhismus vereinbar sein kann und ob es dementsprechend authentische lehrer geben kann, die alkohol oder drogen konsumieren.


    ich denke hier werden laufend zwei dinge durcheinander geworfen, die man aber getrennt betrachten müsste:


    der Buddha sprach sich gegen den genuss von drogen aus, die den geist vernebeln und damit konzentration, sammlung und achtsamkeit erschweren oder gar verhindern. hierunter fallen zumindest alle illegalen drogen, aber eben auch alkohol.


    bei den anderen angesprochenen dingen, wie kaffee, tee, sex, einkaufen etc. geht es nicht um den vernebelten geist, sondern um das anhaften. wenn ich nach diesen dingen süchtig bin, hafte ich stark daran, was dem ziel der letztendlichen freiheit zuwiderläuft.


    außerdem sprach er sich mehrmals für eine lebensweise aus, die dem körper nicht schadet. das ist weder mit alkohol, noch mit nikotin vereinbar. beides sind und bleiben nervengifte, ohne die es einem mit sicherheit besser geht, als mit ihnen. auch wenn nach Bombastus "die dosis das gift" macht. was aber nur sagt, dass der schaden mit der menge steigt und unterhalb vielleicht nicht spürbar ist. da ist er trotzdem.


    die verteidigung des alkohols ist für mich (gesellschaftlich wie buddhistisch gesehen) immer nur der versuch, eigenes fehlverhalten irgendwie vor sich selbst und der welt zu rechtfertigen.


    @ malsehen: soweit ich mich erinnere, hat "der, der's als erster vorgemacht hat" aber erst mit dem lehren begonnen, nachdem er die "irrungen und wirrungen seines weges" überwunden hatte. und diese eben nicht an seine schüler weitergegeben. (ein mathe-lehrer zeigt ja seinen schülern auch nicht, wie man sich verrechnet, bloß weil ihm das früher auch passiert ist)

    Sangharakshita sagt dazu sinngemäß:


    samadhi dient der beruhigung des geistes. sie wird in der meditation erreicht. am vollständigsten im vierten dhyana (bzw. sogar in den weiteren vier transzendenten dyhanas).


    vipashyana ist einsicht in die realität. sie setzt diskursives denken voraus, das im ersten dhyana noch vorkommt.


    er betrachtet den zustand des ersten dhyana als idelae vorraussetzung um einsicht zu erlangen.


    smrti, also achtsamkeit oder gewahrsam wiederum ist die grundlage der sammlung. also ohne sie können demnach die dhyanas gar nicht erreicht werden.


    beides zusammen (samadhi und vipashyana) sind elemente der erleuchtung, allerdings nicht mit ihr gleichzusetzen.


    soweit in etwa mein ehrwürdiger lehrer Sangharakshita.

    hallo berbahagia,


    ein echtes dilemma, was du da hast. aus eigener erfahrung kann ich dir sagen: deine eltern werden dich lieben, wenn du dich als buddhistin verhältst, aber sie werden dich (erstmal) hassen, wenn du ihnen sagst, dass du buddhistin bist.


    die meisten menschen denken leider immer noch sofort: "oh gott. die ist bestimmt einer sekte in die hände gefallen". oder sowas ähnliches. die menschen haben sehr wenig ahnung vom Buddha.


    ich kenne deine eltern nicht und kann natürlich nicht beurteilen, wie sie reagieren würden, aber ich weiß sicher, daß ein leben mit einer lüge - welcher art auch immer - einen sehr belastet.


    vielleicht könntest du ja doch deinen eltern auf liebevolle art beibringen, dass dir da einige zweifel am katholischen glauben gekommen sind und daß du es dir noch einmal genau überlegen möchtest? die firmung läuft dir ja nicht davon. die kannst du jederzeit machen.


    wichtig ist, dass du einen guten moment für so ein gespräch aussuchst und wirklich liebevoll versuchst zu sprechen. also ohne vorwürfe oder so. der Buddha sprach in solchen fällen von "geschickten mitteln" die man wählen sollte, je nach thema und situation.


    bevor du allerdings riesen ärger heraufbeschwörst, ist die teilnahme an der firmung wohl das geringere übel. es schadet dir sicher nicht, wenn du hinterher ganz behutsam deine eltern einweihst, dass du nicht an den christlichen schöpfergott glaubst.

    hallo Joella,


    du solltes das mit den ganzen empfehlungen (oder vorsätzen), die es im buddhismus gibt (genauer in den einzelnen schulen) nicht so bierernst nehmen. mir hat mal ein weiser mensch erklärt, wir würden, wenn wir die vorsätze befolgen, eben "so tun, als ob" wir schon erleuchtet wären. das könnte auf dem weg helfen.


    ein erleuchteter zeichnet sich unter anderem ja genau dadurch aus, dass er nicht irgendwelchen regeln, tipps, oder empfehlungen folgt, sondern sich aus eigener klarer erkenntnis der wirklichkeit, in bestimmter weise (im einklang mit der natur) in bestimmter weise verhält.


    in deinem fall wirst du merken, dass deine sammlung mit der zeit ihre wichtigkeit für dich verliert. deswegen mußt du die sachen dann nicht schlecht finden. sie bedeuten einfach nicht mehr so viel für dich, wie vielleicht heute noch. das wird dir aber ganz natürlich vorkommen und nicht wie ein äußerer zwang, dich von irgendetwas trennen zu müssen.


    ich habe mich zb irgendwann mal plötzlich gefragt, warum ich eigentlich sieben anzüge im schrank hängen habe, wo ich doch im jahr höchstens einmal einen trage. da habe ich sechs stück der Caritas geschenkt und mich dabei sehr wohl gefühlt. das war weder zwang, noch sonstwas. ich bin einfach meiner intuition gefolgt.


    das ist denke ich auch gemeint, wenn man sagt, der Buddha hat keine gebote erlassen (außer für mönche im vinaya). er wusste, die menschen, die seinem weg folgen, werden sich von ganz allein ethisch korrekt verhalten.

    Freiheit50:

    Danke für eure Antworten,ja mit mehreren Richtungen auf einmal ist wahrscheinlich doch nicht so gut.Habe schon einiges hier gelesen.Die verschiedenen Schulen scheinen sich untereinander nicht so zu mögen.
    Ich finde immer man sollte Gemeinsamkeiten suchen und nicht immer das trennende.
    Grüße Freiheit50


    meine erfahrung ist, dass sich nicht "die schulen nicht mögen", sondern, dass einzelne vertreter (insbesondere einzelne schüler) glauben, sie hätten was verstanden und müssten das um jeden preis verteidigen. für mich hat jede schule ihre berechtigung. man sollte versuchen, zu erkennen, welchen kulturellen einflüssen sie jeweils unterliegen. es war beispielsweise für einen Tibeter kaum möglich, sich vegan zu ernähren, während das einem kambodschanischen Theravadin sehr wohl möglich war. es spielen sehr viele faktoren eine rolle, bei der entwicklung einzelner schulen.
    ich bin der ansicht, dass wir im westen einen eigenen weg finden müssen, der mit unserer kulturellen prägung vereinbar ist. deswegen muß man nicht alle traditionen über bord werfen. es geht darum "geschickte mittel" zu finden, die uns den zugang zum dharma erleichtern.


    vertreter klassischer schulen sind mir da oft ein wenig zu orthodox.

    hallo Joella, sehe ich das richtig, dass du zunächst einfach ein paar tips suchst, wie man ganz praktisch anfängt, die lehre des Buddha in seinen alltag einzubauen?


    wenn ja, empfehle ich die das Buch von Volker Zotz " Mit Buddha das Leben meistern". hier werden viele kleine übungen beschrieben, die man tag für tag und woche für woche ausbauen kann. du wirst dabei sicher auf einzelne aspekte der lehre stoßen, die dich besonders ansprechen. darüber kannst du dann gezielt nachlesen oder hören.


    buddhismus setzt ein kleines bisschen kenntnis der lehre voraus. einfach um einen ausgangspunkt zu haben. der weg zur "weisheit" wird oft als dreiteilig beschrieben: erst kommt das lesen oder hören über ein thema, dann das reflektieren und nachdenken und schließlich das aneignen in der meditation.


    man kann das mit dem essen vergleichen: das kauen, schmecken und schlucken der nahrung entspricht dem lesen und hören, das verdauen in magen und darm dem reflektieren, und mit der "aneignung" wird die nahrung ein teil von dir selbst. das geschieht in der meditation.

    hallo Wuschel,


    was du schreibst, erinnert mich ungemein an meine eigene situation vor 2-3 jahren. ich lebe auch in München und habe bis heute noch nicht den geeigneten sangha (gemeinschaft praktizierender) für mich gefunden. problematisch war für mich immer das "absolut-setzen" der eigenen schule und das herabsetzen aller anderen (und das meist noch mehr bei den mit-schülern als bei den lehrern). das hat glaube ich auch was, mit der typisch deutschen gründlichkeit und dem perfektionismus zu tun. unter dem motto: wenn man nur ganz fleißig ist, muss man doch die richtige schule finden. dabei haben alle ihre berechtigung und gehen nur auf etwas unterschiedlichen wegen zum ziel.


    damit du nicht ob der teilweise verwirrenden, sogar widersprüchlichen aussagen total verzweifelst, solltest du dich vielleicht zunächst mit einer richtung etwas länger befassen, auch wenn es dir zunächst etwas schwer fällt. wenn du nebenher ein paar gute einführungen liest (insbesondere solche, in denen die schulen in entwicklung und aussage verglichen werden), wird es dir bald leicht fallen, diejenige zu finden, die dir am meisten zusagt. beachte die faustregel: kein guter lehrer hat es nötig despektierlich über andere richtungen zu sprechen.


    auch auf das yoga oder gar einen bestimmten stil würde ich mich nicht zu schnell festlegen. hast du es mal mit Tai Chi oder Qi Gong versucht? beides eignet sich auch hervorragend für "meditation in bewegung". hier ist am wichtigsten, dass du dich wohlfühlst. raum, lehrer, gruppe, bewegungen - all das sollte dich ansprechen, deine motivation unterstützen und somit für dich heilsam sein.


    den ersten schritt hast du in jedem fall getan: das bewusstwerden des unwohlseins in deinem bisherigen leben. den zweiten schritt kannst du getrost auch tun: vertrauen fassen in den dharma (die lehre des Buddha). er wird dir helfen.

    hallo Scotty,


    ein Buch, das mir den einstieg sehr erleichtert hat ist von Volker Zotz: Mit Buddha das Leben meistern


    es enthält viele praktische hinweise, die man sofort umsetzen kann, um es auszuprobieren. viele sehr gute unterweisungen findest du unter http://www.freebuddhistaudio.com.


    unter http://www.triratna-buddhismus.de findest du bei "ressourcen" einen "grundkurs buddhismus" als pdf zum runterladen.


    als einstieg in die meditation hat mir das kleine büchlein mit cd von Jack Kornfield "Meditation für Anfänger" sehr geholfen.

    aber alle deine zuschreibungen betreffen nicht das wetter, sondern ausschließlich deine empfindung.


    du behebst dukkha indem du deine empfindung änderst. das wetter bleibt das gleiche. es war weder vor, noch nach deiner erleuchtung unzulänglich.


    auch dass alle dharmas anicca unterliegen, macht nicht sie unzulänglich. du empfindest diese tatsache lediglich als unzulänglich. genau das macht das dukkha aus: wir empfinden die welt als unzulänglich bzw. "leid verursachend", dabei ist sie nur, wie sie ist und wir sind ein teil davon.
    wenn wir es schaffen würden, uns das jederzeit bewusst zu machen, wäre dukkha beendet.

    die dinge sind aber nicht unzulänglich. sie sind wie sie sind. die "unzulänglichkeit" ist eine reine zuschreibung des geistes. was man ja auch schön erkennen kann, nämlich darin dass zitroneneis zb für den einen "total unzulänglich" für den anderen "absolutes glück" ist.


    Zitat

    Ich bin mir bewusst, dass Glücklichsein von meiner geistigen Haltung und nicht von äußeren Umständen abhängig ist...


    TNH


    das gleiche gilt dann wohl auch für dukkha?


    man muß hier sehr vorsichtig sein, in wie weit die wörter nur unterschiedlich übersetzt sind, oder tatsächlich unterschiedliche bedeutung haben sollen.
    eine interpretation, die dukkha in "leiden" bzw. "unzulänglichkeit" teilt, wovon eines nach der erleuchtung weiter bestand haben soll, spricht mich ehrlich gesagt nicht an. ich kann mir einfach keinen Buddha vorstellen der sagt: "das wetter ist zwar unzulänglich, aber ich leide nicht mehr darunter".


    mir gefällt übrigens die übersetzung mit dem bild des "unrunden rades" am besten. dukkha umfasst demnach alles, was in unserer wahrnehmung nicht vollkommen rund läuft, vom stirnzunzeln beim ersten weckerklingeln, bis zum massiven körperlichen oder psychischen schmerz.

    Losang Lamo:

    Heut hab ich einen gefragt, der mit Amithaba-Buddhisten zusammenlebt: tatsächlich sitzen sie nicht formell. Trotzdem gibt es Praxis. Es ist also nicht Buddhismus ohne Praxis, jedoch Buddhismus ohne formelles Sitzen.
    Meiner Meinung nach gibt es da nichts von Außen zu beurteilen.


    meditation ist aber keineswegs mit "formalem sitzen" gleichzusetzen, oder?

    für mich ist meditation - insbesondere samatha-meditation - gerade in unserer hektischen, lauten welt angezeigter denn je.
    ich kann mir nicht vorstellen, wie ohne sie einsicht und weisheit entstehen könnten. ich will es aber auch nicht ausschließen. für den Buddha war meditation voraussetzung für die erleuchtung und selbst als erleuchteter, praktizierte er sie ausgiebig weiter.


    für mich ist sie zu einer angenhemen notwendigkeit geworden. ich würde sie selbst dann weiter praktizieren, wenn ich dem dharma nicht mehr folgen würde.

    ich würde mal sagen Buddhismus hin oder her: ein leben völlig frei von drogen (eben auch alkohol, nikotin und koffein) ist unter allen umständen besser und gesünder als eines mit.


    das soll aber weder heißen, dass man als Buddhist mit erhobenem zeigefinger als moralapostel wirkt, noch dass ein gelegentliches bier oder eine tasse kaffee die erleuchtung unmöglich machen.


    ich verstehe die fünf shilas als ratschläge für unerleuchtete, die auf der suche nach erleuchtung sind. ein voll erleuchteter braucht sie nicht mehr: er verhält sich ohnehin im einklang mit der absoluten wahrheit, also ohne sich und anderen zu schaden.



    _()_
    donyman

    Onda:

    Das Konzept lässt sich aber auch hervorragend als Fahrzeug benutzen, oder?
    Ist nicht "nur Konzept" etwas wenig?


    Onda


    du benutzt eine bestimmte zusammenballung von energie als "fahrzeug". wir beide haben beschlossen diese zusammenballung "wagen" zu nennen. er entsteht als konzept in unserem kollektiven bewusstsein.


    käme ein mensch zum ersten mal aus dem urwald, könnte er weder mit "wagen" noch mit dem haufen blech, der da vor ihm steht etwas anfangen. (und das hat nichts mit anderer sprache oder so zu tun). das konzept "baum" dagegen, wäre ihm sofort klar.


    wir konstruieren die welt. zum einen für uns selbst - zum anderen kollektiv. das heißt aber nicht, dass da nichts wäre. nur eben nicht das, was wir glauben.

    Onda:


    Vorab: Gibt es keinen Wagen?


    Onda


    es gibt einen "wagen". aber nur als konzept. als konvention eben, damit wir beide über einen bestimmten teil der realität sprechen können.


    in der absoluten wahrheit - und das sagt uns nicht nur der Buddha, sondern auch die moderne quantenphysik - gibt es nur energie, in unterschiedlicher verteilung und zu keinem augenblick unveränderlich. jedes atom, aus dem der wagen besteht, läßt sich seinerseits wieder in teilchen gliedern usw. usf. bis wir schließlich bei reiner energie landen.


    dass daraus ein "wagen" wird ist eine illusion unseres bewusstseins, die uns zwar hilfreich ist, aber an der eigentlichen wahrheit nichts ändert.


    genauso sehe ich das "selbst" und alle anderen dharmas.


    es ist für mich die überragende geistige leistung des Buddha, vor 2500 jahren dinge erkannt und erklärt zu haben, die unsere heutigen wissenschaftler mit ihren gigantischen anlagen (stichwort CERN) zwar anders, aber eben auch nicht besser oder richtiger beschreiben können.


    _()_
    donyman

    ich finde die erläuterungen TNHs (in "Aus Angst wird Mut") hilfreich, in denen er ausführt, dass ein teil des unterbewussten (nämlich "manas") aus den fünf bedingten skandhas ein "selbst" konstruiert. nach dem selben muster des berühmten "wagen-beispiels". das bewusstsein nimmt einen wagen war und nicht die 1000 einzelteile aus denen er besteht. dennoch gibt es bei genauerer betrachtung so etwas wie einen "wagen" nicht, sondern eben nur die, in bestimmter art zusammengesetzten einzelteile.


    daraus ergibt sich, dass sowohl "wagen" als auch "selbst" nicht nichts sind, aber eben auch nicht das, als was sie das bewusstsein ausgibt. im alltag (also in der relativen wahrheit) brauchen wir dennoch die begriffe "wagen" und "selbst" um zurechtzukommen. sie bilden sozusagen einfach konventionen für bestimmte sachverhalte, die man sonst nur mühsam richtig beschreiben könnte.


    auf was der Buddha hingewiesen hat, ist also für mich, dass man aufpassen muß sich dieser "konventionalität" der dinge und ihrer bezeichnungen bewußt zu bleiben und nicht der versuchung zu erliegen, sie mit der absoluten wahrheit zu verwechseln.


    gut erläutert das mm auch der Dalai Lama mit dem beispiel des spiegelbildes: ein spiegelbild ist nicht nichts. es existiert offensichtlich und es kann uns im alltag durchaus nützlich sein (etwa beim kämmen). dennoch sollte man es nicht mit der realität verwechseln.


    und von hier aus gelangen wir zur erlösung vom leid: leiden erfährt das von manas konstruierte selbst, das das bewusstsein fälschlich für die realität hält. wenn es gelingt, das bewusstsein dauerhaft von dieser täuschung zu befreien, verschwindet auch das leiden. es ist wie die angst während eines alptraums: im moment des traums, ist sie reales leid; sobald man erwacht ist sie weg.


    __()_
    donyman