Beiträge von Karnataka

    Der Ursprung liebevoller Güte liegt sehr klar in der Mutter – Kind – Bindung, in evolutionärer Hinsicht und in Hinsicht auf die eigene frühkindliche Entwicklung. Naturgemäß gibt daher diese Fokussierung auf die eigene Mutter oder das eigene Kind vielen Menschen die beste Starthilfe, um liebevolle Güte zu vertiefen und eine solche Stimmung zu finden, die das generelle Zusammenspiel mit anderen betrifft.


    (Wenn ich mich recht erinnere, spricht der DL im Zusammenhang mit dem Rückgriff auf frühes Beziehungserleben von einer "Tür zur inneren Stärke". Auf die bekannte Metta Sutra sei bezüglich Mutterliebe verwiesen.)


    Wird etwa die eigene Mutter als Starthilfe fokussiert, so ist doch sehr wahrscheinlich, dass es auch zu einer Verstärkung der positiven Qualität dieser Beziehung kommt. Die liebevolle Empfindung wird also auch spontan intensiver da sein, wenn man der Mutter begegnet und in aller Regel ein entsprechendes Echo erfahren.


    Anhaftung im Sinne liebevoller Güte bildet unsere Menschlichkeit. Ich glaube aber, dass liebevolle Güte für die eigene Mutter keine Trauer vorbereitet, die nicht zu bewältigen wäre, da sich eben zugleich auch die Empfindung für andere Menschen vertieft.


    Auch romantische Liebe und erotisches Begehren haben wohl mit diesem Ursprung zu tun, doch mischt sich hier ein evolutionärer Wettbewerb hinzu, wo es darum geht, für sich das Beste rauszuholen. Hier eine Unterscheidung zu treffen und gegenüber einer begehrten Person allein liebevolle Güte zu fokussieren, scheint mir nicht ganz einfach.

    mukti:


    Eine gute Übung ist auf grundsätzliches Wohlwollen zu achten. So dass die Äußerungen und Handlungen immer von dem Wunsch getragen sind, dass alle glücklich sein mögen und man nie zur Ursache von Leid wird.


    Es ist ein enger Zusammenhang von Tugend (Sila) und Güte.


    Auch der DL meint, dass es auf die richtige Motivation ankommt. Aus ihr folgen beinahe automatisch die richtigen Handlungen. Verhaltensregeln sind also gar nicht der Kern.


    Philosophisch:
    Der Zusammenhang von Glück und Ethik findet sich zwar schon bei Aristoteles, weshalb dieser Strang der Ethik auch Tugendethik genannt wird. Später wurde der Gedanke in die christliche Ethik eingebunden, gelangte aber mit der Aufklärung in die Kritik. Die Aufklärer wollten das Gute vernünftig bestimmen, nicht jedoch aufgrund von Glücksgefühlen oder religiösen Empfindungen.

    mukti:


    Daran gibt es doch keinen Zweifel? Übrigens auch das Wohlbefinden anderer.
    Problematischer scheint mir dass man das immer wieder vergessen und irgendwelchen Hassgefühlen, Zynismus, Arroganz usw. unterliegen kann. Hier ist auch ein Zusammenhang zur wörtlichen Übersetzung von "Sati" als "Erinnerung". Insofern hat liebevolle Güte auch was zu tun mit Achtsamkeit.


    Das sehe ich genauso.


    „Erinnerung“ würde ich in dem Sinne verstehen, dass es gilt, eine Einsicht zu erinnern. Denn die Einsicht, dass manche Empfindungen wie etwa Zorn destruktiv wirken, besonders wenn sie gemessen an der Situation übertrieben sind, muss man sich ja unter Umständen vergegenwärtigen.


    Die Rolle der Achtsamkeit wäre also nicht, etwa jeden Zorn, jedes Begehren oder jedes Konkurrenzgefühl abzuwürgen. Oft würde es schon reichen, sich die eigene Emotion einzugestehen und das langfristige Wohl im Auge zu behalten.

    In jedem Fall scheint mir sinnvoll, Wünsche und Bedürfnisse zu hinterfragen. Das völlige Lösen, "verlöschen", scheint mir aber nur in einem bestimmten buddhistischen Kontext maßgeblich.


    Allgemein existieren neben den Grundbedürfnissen auch soziale Faktoren, etwa der Wunsch nach Anerkennung. Darüber hinaus spielen auch biologische Faktoren (Beeinflussung durch Licht oder Sport) für geistiges Wohlbefinden eine Rolle.


    Der Dalai Lama spricht in seiner säkularen Ethik von zwei unterschiedlichen Ebenen der Zufriedenheit und argumentiert, dass jene zweite, „innere“ Ebene stark mit dem Gefühl der Fürsorglichkeit (Mitgefühl etc.) in Verbindung steht.
    Dabei liegt der Zusammenhang von Fürsorglichkeit mit unserem Bedürfnis nach intimen Beziehungen auf der Hand. Überdies entsteht für viele Menschen ein Zusammenhang zum Gefühl der Sinnhaftigkeit.


    Ein interessanter Punkt scheint mir, ob wir durch die Konzentration auf liebevolle Güte unser geistiges Wohlbefinden fördern können.

    Turmalin:

    Der Download ist ja hier runter zu laden.
    Ich denke nur manchmal, man muss sich auch nicht mit den Meinungen hier befassen. Denn es fällt ja nicht auf den Vajrayana, in dem Sinne, dass das Wachstum der Varjayana- Zentren gestoppt werden würde. Die Leute praktizieren einfach weiter, egal wer hier was schreibt.


    Hallo! Wolltest du nicht die übersetzte Stellungnahme zu Sogyal einstellen? Hätte mich schon interessiert. LG

    Von der ursprünglichen Lehre zum Mahayana...


    Aus Sicht der religiösen Ethik scheint mir die Entwicklung zum Mahayana doch mit der Entwicklung der christlichen Religion vergleichbar. Jesus hat den Gedanken des Mitgefühls ja nicht erfunden. Die Nächstenliebe findet sich bereits in den Büchern Mose, also in der Thora. Jesus antwortete jedoch auf einen Diskurs im damaligen Judentum, welches das wichtigste Gebot sei, indem er die Nächstenliebe der Gottesliebe gleichstellte: Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.


    Soweit ich den Buddhismus kenne, erlangt das Mitgefühl etwa zeitgleich eine ähnlich zentrale Stellung, die es zuvor nicht besaß. Ich nehme an, dass sich dies in einer etwas veränderten Vorstellung, wie ein Buddha zu sein habe, ausdrückt. Allein die Anhaftung an die Welt als Ursache des Leides zu erkennen, reicht wohl nicht, um die gesellschaftliche Funktion einer Religion zu erfüllen. Folgt man der These, kann man vielleicht spekulieren, dass es sich um eine in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Bedürfnissen und spirituellem Empfinden notwendige Weiterentwicklung handelt.

    mkha':


    Solange der Patient schlucken kann, ist es zuträglich, zumindest einige Tropfen per Pipette zu reichen, meist ist das bereits hilfreich; (20-25ml/h parenteral, (z.B. intravenös mittels Perfusor), helfen meist recht gut, dem Durstgefühl entgegenzuwirken.)



    LG mkha‘


    Ist es nicht so, dass manche sehr beeinträchtigte Menschen in manchen Augenblicken schlucken können, dann aber das Bewusstsein verlieren, auf die Flüssigkeit im Mund vergessen und diese in Folge einatmen?

    https://www.youtube.com/watch?v=SeyYI-QJ6hc


    Hier ein Vortrag von Sogyal Rinpoche, der den Titel Tod verstehen trägt und sich ab Minute 50 mit Sterbebegleitung befasst. Natürlich stieß ich auf Sogyal aufgrund der "Vorfälle". Sogyals Verhalten soll aber nicht das Thema sein. Ich referiere den Vortrag mal bis Minute 50. Dabei geht es um das tibetisch-buddhistische Verständnis vom Tod und von der himmelsgleichen Natur des Geistes.


    Zuerst behandelt Sogyal die Frage, ob es Sinn macht, über den Tod nachzudenken. Er argumentiert, dass eine solche Reflexion helfen kann, das eigene Leben weniger trivial und weniger abgelenkt vom Wesentlichen zu gestalten. Der Tod sei unser größter Lehrer, heißt es, denn in Wahrheit bereichere er unser Leben. Besonders schlägt Sogyal mit Blick auf Milarepa vor, die Ungewissheit des Zeitpunktes unseres Todes zu meditieren. Dass sich der eigene Tod also in jedem Augenblick zutragen kann.


    Später zitiert Sogyal Rilke: Unsere tiefsten Ängste sind die Drachen, die unsere tiefsten Schätze bewachen. Im Spiegel des Todes werde die Wahrheit des Lebens sichtbar.


    Sogyal gesteht aber zu, dass auch die Vermeidung des Themas Sinn macht, sofern nämlich Gedanken an den eigenen Tod als bloß deprimierend erlebt werden. Dies ändert sich grundlegend, sobald die unendliche Natur des Geistes geschaut wird, heißt es sinngemäß. Ein solches Verständnis lässt dann dem eigenen Tod geistig gegenübertreten, ohne dabei Frustration zu empfinden.


    Geburt und Tod folgen permanent aus einer Vielfalt von Umständen, doch besitzen sie gegenüber dem großen Zusammenhang keine wahrhafte Identität. Wenn wir über diese Traum-Qualität nachdenken, so nimmt dies keine Hoffnung, meint der Rinpoche, sondern öffnet für warmen Humor und Mitgefühl. Dies sei wahre Spiritualität.


    Damit gelangt Sogyal zur Natur des Geistes. Er bringt das Bild von Wolken und klarem grenzenlosen Himmel, um die grundlegende und todlose Natur des Geistes zu verdeutlichen. Diese soll sich offenbaren, wenn über Vergänglichkeit und Tod meditiert wird und ein „Loslassen“ erfolgt, so meint Sogyal, der wieder auf Milarepa Bezug nimmt. Mit dem Gewahrwerden dieser Präsenz erfolgt ein „Umsturz im Sitz des Bewusstseins".


    So führt das konzentrierte Betrachten der Vergänglichkeit, wechselseitigen Abhängigkeit und Leerheit dazu, etwas Neues zu erfahren, etwas Todfreies hinter der Oberfläche des Geistes. Diese Tiefe zu erfahren würde mit Freude erfüllen und die Gewissheit geben: Da ist etwas, das nicht zerstört werden kann. Werden wir dieser ruhigen, himmelsgleichen Essenz gewahr, so schwindet alle Angst vor dem Tod, heißt es, Vertrauen und Zuversicht entstehen.


    Dies bezeichnet Sogyal als den Hauptpunkt der Lehren: Leben und Tod sind nur in unserem Geist! Hier gelangt Sogyal zum Prozess des Sterbens, der die Auflösung des gewöhnlichen Geistes bedingt, und wendet sich dem Thema zu, wie ein Sterbender zu begleiten sei.

    Just my two Cents...


    Litsch gibt seinem Schreiben sehr viele wertvolle Hinweise und Verweise, um sich näher mit dem Konflikt in Myanmar zu befassen, was ich bisher noch nicht tat. So ist für viel Material zu danken, um sich eine Meinung zu bilden.


    Litsch nennt zunächst die religiöse Perspektive, die natürlich auf globale Entwicklungen verweist und in dieser Hinsicht auch Vorgänge in unseren Ländern betrifft. Vorstellbar ist, dass sich der Islam auch in Bangladesch und Myanmar in den letzten Jahrzehnten radikalisierte und feindschaftlicher wurde (so wie auch weite Teile der Bevölkerung Europas wesentlich feindschaftlicher gegenüber dem Islam wurden).


    Zuerst meine Interpretation: Wie ich früher schon mal anmerkte, beträgt die Bevölkerungsdichte in Bangladesch etwa 1070 Menschen pro Quadratkilometer, in Myanmar 70. Dieses extreme Ungleichgewicht lässt ein enormes Bedrohungspotential für das Grenzland in Myanmar vermuten. Der Zusammenhang zwischen übermäßigem Bevölkerungswachstum über viele Generationen und landanhaltenden blutigen Konflikten, etwa um Land, darf als erwiesen gelten, würde ich sagen.


    Diese Erklärung für Hass, Bedrohung, langanhaltende blutige Konflikte, ist nicht sonderlich elegant, ja simpel. Häufig tendieren politisch interessierte Beobachter jedoch dazu, Einflüsse von außen, Großmachtsinteressen und den weltweiten Kampf um Rohstoffe als besonders ursächlich für langanhaltende blutige Konflikte zu betrachten. Diese Ansicht möchte ich hinterfragen.

    Einmal meint Litsch, die weltweite Jagd nach fossilen Energien wäre ein ursächlicher Faktor für den Hass in Myanmar, der „letztlich wichtigste Hintergrund“. Ich denke nicht, dass die Einflussnahme durch Großmächte einen so zentralen Stellenwert besitzt. Damit möchte ich eine solche vermutete Einflussnahme nicht leugnen. Vielleicht finanziert Soros eine Zeitung, vielleicht besitzt der amerikanische Geheimdienst Möglichkeiten. Tatsächlich handelt es sich jedoch um Überlegungen, scheint mir. Man möchte ein bestimmtes Erklärungsmuster erkennen.

    Sehen wir den bekannteren Fall Jugoslawien. Zu den Jugoslawienkriegen meint Litsch, Saudi-Arabien hätte „auch dort“ die Fäden gezogen. Jetzt mag es schon so sein, dass damals Waffenlieferungen an die Bosniaken gingen, so wie Russland vermutlich die Serben unterstützte. Die Ansicht jedoch, dass solche Einflussnahmen die Eskalation am Balkan erklären könnten, kann ich nicht teilen. Damit möchte ich nicht leugnen, dass die Menschen verhetzt wurden. Historische Konflikte und die miese wirtschaftliche Situation sind aber wohl nicht Saudi-Arabien anzulasten.


    Die mögliche giftige Gemeinsamkeit mit Jugoslawien scheint vielmehr darin zu bestehen, dass ein enormes ethnisches, nationalistisches Konfliktpotential in dem Moment ausbricht, wo eine Diktatur an Macht verliert. Doch auch hier betrachte ich die demografische Perspektive als bedeutsam. Es scheint mir als politischer Laie doch so, dass sich in Jugoslawien oder der Ukraine bloß eine Generation jüngerer Männer „die Schädel einschlug“. Rein „technisch“ erweisen sich solche Konflikte - etwa im Unterschied zu Syrien - als temporär, egal was Russland, Nato, Soros, Saudi-Arabien auch für Interessen verfolgen mögen.


    Just my two cents. Mir ist bewusst, dass meine Ansicht fehlerhaft ist. Schließlich bin ich kein Experte.

    pamokkha:

    Ich finde, zuerst sollte klar seien, was mit Begehren gemeint ist. Ist es speziell tanha (trsna), was immer unheilsam ist oder eher chanda, was je nach Objekt auch heilsam sein kann. Du scheinst hier Leiden nur als die gröbste Form von Leiden (dukkha-dukkha) zu verstehen und nicht das Leiden der Vergänglichkeit und des Bedingtseins. Natürlich ist die gröbste Form nicht immer anwesend.


    Sicher bin ich da nicht besonders belesen. Wir sprechen vom Pali-Kanon als Grundlage. Davon unterscheiden muss man vielleicht den Theravada-Buddhismus, wie er in Südostasien häufig von der Bevölkerung praktiziert wird. Da finden sich religiöse Empfindungen, die Ehrfurcht, den Glauben an Unterstützung, Freigiebigkeit und solche Dinge beinhalten.


    Ein vielleicht nicht uninteressanter Gedanke scheint mir, ob diese tatsächliche Glaubensform in Zusammenhang steht mit jenem stufenweisen Weg, den der von Raphy eingebrachte Artikel als Buddhas Lehre sieht. Dem Artikel zufolge startet der buddhistische Weg mit Großzügigkeit, Tugenden und „Himmel“.


    (Leider taugt der Artikel nicht als Diskussionsgrundlage, da die höheren Stufen „Nachteile“ und „Entsagung“ dann nicht ins Deutsche übersetzt sind.)


    Speziell in der Frage der Metaphysik, „Himmel“, positioniert sie die ursprüngliche Lehre nach meiner Überzeugung nicht einheitlich. Darüber könnte man ein Leben lang diskutieren. Uns geht es aber um die im Artikel als höhere Stufen genannten Nachteile, die Entsagung und zuletzt die Erkenntnis der Edlen Wahrheiten.


    Die Frage, die sich in unserem Dialog stellt, lautet: Welche Art der Entsagung meint der Theravada-Buddhismus? Handelt es sich hierbei um eine radikale Entsagung vom Begehren, oder um eine Unterscheidung zwischen Begierden, wie du schreibst? Denn um eine radikale Entsagung zu argumentieren, braucht es die prinzipielle Leidhaftigkeit des Lebens.


    Das Leiden in seiner gröbsten Form meint die prinzipielle Leidhaftigkeit des Daseins als eines Seins zum Tode. (Wobei diese Bedrohung durch Krankheit und Schmerz vor 2500 Jahren anders aussah.) Dies steht klar in fundamentalen Widerspruch zu unserem Streben nach Glück. Möglicherweise erweist sich gerade diese gröbste Form in gewisser Hinsicht als permanent anwesend, zumindest für ältere Menschen. Bekanntlich geben Religionen Antworten darauf.


    Vergänglichkeit an sich scheint mir für das gewöhnliche Denken jedoch nicht prinzipiell leidvoll, da sie Hoffnung zulässt. Kann sie dennoch als Argument gelten, dem Begehren radikal zu entsagen?


    Hallo lieber Raphy! Danke für deine so freundliche Antwort.


    Wenn ich richtig verstehe, spricht der von dir verlinkte Text davon, dass die Wahrheit vom Leid als Erkenntnis eigentlich erst am Ende der stufenweisen Ausbildung zu finden wäre. Ein interessanter Gedanke!


    Worum geht es dem Theravada eigentlich? Geht es in dieser Schule darum, Gier und Leidenschaft zu bedenken und zu zügeln, um zu einem besseren Leben, Zusammenleben zu finden? Ein wenig anders klingt mir jedoch die Überzeugung, dass dieses Leben an sich bei weitem nicht so toll sei, wie wir gewöhnlich meinen, wenn wir uns involvieren.


    Interpretiert man die erste Edle Wahrheit in dieser zweiten Hinsicht, dann meint die Theravada Haltung eine beträchtliche Distanz zu diesem normalen Leben. Bezugnehmend auf den Titel diese Threads könnte man von einer Abwertung des Lebens an sich sprechen. Zwar kann man es vielleicht ein wenig verbessern, letzten Endes bleibt es aber doch Leid. Gier und Leidenschaft hinein zu packen steht sich also gar nicht dafür. Das stille Glück der Befreiung vom permanenten Wünschen wäre dem gewöhnlichen Dasein schlicht vorzuziehen. Ein solches Verlöschen keine Bedrohung, sondern ein Gewinn an Lebensqualität.

    Ich möchte einen Gedanken zum Theravada loswerden. Hier scheint der richtige Ort. Danke für sachliche Entgegnungen oder Ignorieren. Bitte keine lakonischen Anmerkungen wie "Lies erst mal den Pali Kanon"... :P


    In gewisser Hinsicht erweist sich das Leben als ein Leiden. Denn am Ende stehen eben Trennung, Alter, Krankheit, Tod für sich und für alle geliebten Menschen. Ich glaube, dass es sehr sinnvoll sein kann, über diese Dinge nachzudenken und zu meditieren. Dies heißt jedoch nicht automatisch, dass sich das Leben in jedem Moment als Leid erweist, die Wahrheit vom Leid immer und überall gilt, scheint mir. Ich möchte auf diese „Hinsicht“ eingehen.


    Der Theravada Buddhismus lehrt, jedes Begehren prinzipiell aufzugeben. Für mich stellt sich nun die Frage, wann diese Haltung eigentlich gerechtfertigt ist. Wann ist der richtige Zeitpunkt für diese spezielle Wahrheit: Leben ist Leiden? Die Erkenntnis, dass es ein Aufgeben allen Begehrens braucht, scheint mir doch mit der Unausweichlichkeit des Leidens verknüpft. Im Grunde scheint mir diese Wahrheit erst im Angesicht des Todes zuzutreffen. Wozu soll ich mir all die unsinnigen Erregungen antun, wenn letzten Endes nur Alter, Krankheit und Tod auf mich warten? Dann gibt es nichts mehr zu wünschen. Die Erkenntnis, wonach ein gänzliches Verlöschen zu Lebzeiten das einzig wahre Glück bringt, scheint mir am rechten Platz.


    Nehmen wir dagegen einen jungen und gesunden Menschen. Hier zu sagen, Leben wäre Leid, scheint mir unpassend. Man kann nur feststellen: Es gibt Leid. Daher würde es für den jungen Menschen in der Regel keinen Gewinn bringen, zu versuchen, all sein Begehren gänzlich aufzugeben. Da er kaum Möglichkeit besitzt, die Leidhaftigkeit so fundamental einzusehen, kann der Versuch, das Begehren gänzlich aufzugeben, nur zu inneren Widerständen führen, scheint mir. So kann eine gewisse Unehrlichkeit gegenüber sich selbst entstehen: indem ein Mensch etwa nach Anerkennung und Erfolg strebt, ohne sich dieses Begehren überhaupt einzugestehen.


    So interpretiere ich die Lehre des DL, wonach es gilt, gegenüber dem Begehren einen überlegten Umgang zu finden, destruktive Neigungen zu erforschen und ihnen zu begegnen, positive Eigenschaften wie Mitgefühl in sich zu fördern, um mehr Zufriedenheit zu finden.

    Dass Son als Kontrollinstrument arbeitet, scheint mir in Anbetracht seiner Beiträge nicht zu bedeuten, er selbst würde „scheißegal“ agieren. Son bringt doch seine Empörung - vielleicht sogar Verbitterung? - über den Mangel an Mitgefühl zum Ausdruck.


    Ich glaube, dass es sehr vereinzelt Menschen gibt, die bewusst anderen schaden wollen, dies planen, gezielt ausführen und dabei keinerlei Skrupel empfinden. Das scheint mir doch eine Kategorie, die ich schockierend finde.


    Hier würde ich schon einen Unterschied zu meinen eigenen destruktiven Eigenschaften veranschlagen. Sicher sind die eigenen Schwächen immer zu reflektieren, aber es gibt auch Erlebnisse mit anderen Menschen, die einfach betroffen machen.


    Danke, Monika! :rose:


    Hallo Son,


    ich habe deine Beträge nochmal überflogen. Eigentlich muss ich deinen Ansichten sehr beipflichten. Über den Umgang mit echter und gefährlicher Boshaftigkeit haben wir nicht gesprochen – sich aus der Schusslinie zu halten kann sicher nicht die Lösung sein. Lieben Gruß.

    Ich möchte ein paar allgemeine Überlegungen zur Verliebtheit anstellen. Lieber Spiritueller Buddhist, es würde mich freuen, wenn du was damit anfangen kannst.


    Das Gefühl der Verliebtheit kann ein sehr heftiger chemischer Cocktail sein. Vermutlich lässt sich Verliebtheit zwischen Lust und Liebe ansiedeln. Was mich erregt, kann ich mir nicht aussuchen, fürsorgliche Liebe beinhaltet dagegen wesentlich mehr Entscheidung, Autonomie.


    Evolutionär betrachtet entstammt Fürsorglichkeit der Brutpflege, lässt sich mutmaßen, wogegen romantische Liebe auch den evolutionären Wettbewerb, die Balz, einschließt. So gesehen hilft sie, Aufmerksamkeit und Energie auf eine genetisch möglichst vorteilhafte Möglichkeit zu richten und diese Verbindung dann zu sichern. Die Dauer der typisch romantischen Liebe beträgt einige Monate bis längstens 3 Jahre, berichten Wissenschaftler.


    Die biologische Erklärung ist freilich nicht alles, aber eine Grundlage. Diese erklärt, warum Verliebtheit nicht automatisch eine kluge Wahl repräsentiert, die Halt fürs weitere Leben gibt. Wenn ein Mensch äußerst anregend auf mich wirkt, bedeutet dies noch lange nicht, dass mich auch seine Gefühle und Gedanken positiv stimulieren. Dafür braucht es differenzierten sprachlichen Austausch, würde ich meinen. Es bedeutet nicht, dass mein an die Verliebtheit geknüpftes Vertrauen wirklich gerechtfertigt ist. Hier spielen auch kulturelle Faktoren eine Rolle.


    Ich glaube, dass Gefühle einerseits total wichtig sind, denn ohne sie wäre alles egal. Richard David Precht spricht im Zusammenhang mit dem magischen Zustand der Verliebtheit von der Bedeutung, die wir uns selbst schenken, indem wir einander Bedeutung schenken. Und was wäre eine Beziehung ohne tiefe Bedeutung, die der Partner für mich hat? Auch gibt es keinen Grund, Erotik schlecht zu reden.


    Dennoch ist auch Skepsis angebracht. Damit zum "Buddhismus". Der Dalai Lama nennt folgende Kritik an der romantischen Liebe:


    • Die Idealisierung der romantischen Liebe schafft Fantasien, die unerreichbar sind und führt deshalb zwangsläufig zur Frustration.
    • Man kann durch Lust und Leidenschaft sein geistiges Gleichgewicht verlieren – nicht viel anders, als dies bei Ärger oder Hass der Fall ist. Denn manche Gefühle hängen davon ab, ob unsere eigenen Ziele und Wünsche erfüllt werden. So kann der romantischen Liebe auch eine Tendenz zum Destruktiven innewohnen. Solange die anderen unsere Erwartungen erfüllen, ist alles gut, aber wenn sie es nicht tun, kann sich die anfängliche Begeisterung sogar sehr radikal in Wut, Abneigung oder gar Hass verkehren.
    • Romantische Glücksgefühle verflüchtigen sich, wie bereits erwähnt, nach einer gewissen Zeit. Eine Beziehung, die sich nur auf die anfängliche Leidenschaft stützt, ist daher sehr labil und unbeständig.

    Fasst man Geist in dem Sinn auf, ob da Empfindung besteht, dann ist man immer auf den Hausverstand bzw. auf eine phänomenologische Betrachtungsweise angewiesen, denke ich, um ein solches bei einem anderen Lebewesen zu vermuten. Zwar können die Aktivitäten bestimmter Areale des Gehirns, besonders im Limbischen System, mit emotionalen Reaktionen in Zusammenhang gebracht werden. Möglicherweise bezeichnen solche Aktivitäten aber nur das Auslösen entsprechender Reaktionen. Woher sollen wir wissen, was Tiere tatsächlich empfinden? ("Wie wäre es, eine Kuh zu sein?")


    Da Gefühle und Empfindungen nur subjektiv erlebt werden, stellen sie ein Rätsel dar, eine Black Box zwischen Reiz und Reaktion im Instinktverhalten. Konrad Lorenz sprach noch von Triebenergie, die sich aufstaut und dann bei entsprechendem Reiz abgelassen wird. Bei Fehlen eines solchen Reizes erfolgt der Abbau dieser speziellen Energie als Leerlaufbewegung, wo etwa ein Hund sein Spielzeug wild schüttelt, statt einem Kaninchen das Genick zu brechen. Auch wenn diese Interpretation als überholt gilt, verfolgt die Biologie eine eher funktionale Betrachtungsweise, die Lebewesen als Teil eines biologischen Systems erforscht. Kinderliteratur zeigt demgegenüber eine anthropomorphe Betrachtungsweise, die menschliche Eigenschaften naiv projiziert.


    Dass etwa der Hund eine zornige Empfindung hat, wenn er knurrend sein Spielzeug schüttelt, scheint dennoch klar. Begrüßt er sein Frauchen oder Herrchen mit Schwanzwedeln, dann meint dies ein freudiges Ausleben von Verbundenheit. Aus evolutionärer Sicht ist davon auszugehen, dass unser Geist zumindest aus dem Empfindungen von Säugetieren und Primaten entstanden ist. Bereits Darwin untersuchte die Mimik von Primaten und Menschen auf Ähnlichkeiten.


    Wie sieht es aber mit einfachen Insekten oder etwa auch Bäumen aus? Vermutlich „hören“ Bäume nicht, da sie weder jagen noch flüchten. Vielleicht „sehen“, „riechen“ und „erinnern sie sich“. Einfachste Insekten besitzen die Fähigkeit, sich Nahrung zu beschaffen, einer Gefahr zu entkommen, sich zu vermehren.


    Ich denke, die Frage lautet, ob es eine Art Grundbewusstsein gibt, welches selbst das kleinste Insekt über den Status einer empfindungslosen Maschine hebt.

    Son:

    Hallo Karnataka,


    danke für deine ausführliche Betrachtung, vor allem für deinen doch starken Realitätsbezug, vielleicht weil wir im gleichen Land leben? (...)


    Hallo Son,


    Wie kommst du bloß darauf, dass der missachtende Tratsch speziell mit Ö oder bessern noch mit Wien zu tun haben könnte?


    :roll:


    Dafür besitzen wir bekanntlich Humor, um uns auszuhalten!


    Wien, du bist ein Taschenmesser: https://www.youtube.com/watch?v=ipwtrINja0s


    Ich möchte noch bemerken, dass ich alle Antworten auf meine Beiträge sehr aufmerksam lese und mir Gedanken dazu mache. Oft schreibe ich aber nicht zurück, beispielsweise weil ich Dinge nicht wirklich beurteilen kann und nicht irgendwas antworten will. Jedenfalls ist das nicht unhöflich gemeint.

    Danke für deine Beiträge! :)

    Hallo,


    zum Verständnis spezifischer Probleme der mittleren Leitungsebene kann ich nicht viel beisteuern. Kann mir aber vorstellen, dass von den Mitarbeitern automatisch viel Kritik kommt, wenn Unzufriedenheit, Frustration da sind, manchmal spielen vielleicht auch Unterforderung oder Neid eine Rolle. Von der höheren Ebene sind Erwartungen da, aber vermutlich wenig Unterstützung dabei, unangenehme Entscheidungen umzusetzen. Im übelsten Fall gibt es wenig Mitgefühl für Betroffene.


    Allgemein sind die üble Nachrede und Mobbing ein wichtiges Thema, auch für mich. Daher hänge ich eine lange Wurst an theoretischen Überlegungen an, ohne Anspruch, strukturellen Probleme oder dem Umgang mit sehr destruktiven Verhaltensweise dadurch gerecht werden zu können.


    Philosophisch gesehen bin ich der Auffassung, dass das Verteilen von Achtung und Missachtung der Schlüssel ist, um zu verstehen, wie „Gesellschaft“ überhaupt funktioniert. Gesetze geben ja nur einen groben Rahmen für menschliches Verhalten. Der missachtende Tratsch scheint mir also eingebettet in das, was ein Soziologe wie Niklas Luhmann als die tatsächlich beobachtbare „Moral“ bezeichnet.


    Grundsätzlich schafft der Wunsch nach Anerkennung den Ehrgeiz, Ziele zu verwirklichen und Leistungen zu erbringen. Die Sorge vor Missachtung schafft Druck, sich angemessen zu verhalten. Diese Motivation wird besonders deutlich, wo größere Gemeinschaften miteinander zu tun haben. Da das Leben in der Großgruppe praktisch nur mehr im Arbeitsleben existiert, Großfamilien und Dorfgemeinschaften kaum noch Bedeutung zukommt, findet sich auch dort das Problem des Mobbings, würde ich sagen. Im anonymen städtischen Leben kann man dagegen kaum - wie die Redewendung sagt - sein Gesicht verlieren.


    Buddhistisch interpretiert fällt mir zum permanenten Spiel von Achtung und Missachtung innerhalb menschlicher Gemeinschaften die grundsätzliche Leidhaftigkeit ein, wonach es eben keinen bleibenden Zustand gibt, der keinerlei Anlass zur Frustration bereithalten würde. Vielleicht hilft dies, Toleranz gegenüber problematischen Situationen zu entwickeln?


    Um mit missachtenden Tratsch im Arbeitsleben einigermaßen gut zurecht zu kommen, sind beide Seiten, die aktive und die passive, zu bedenken. Einmal geht es um eine grundsätzliche Anerkennung für andere, wie wir sie ja auch uns selbst gegenüber schätzen. Naturgemäß sollte dies im Zusammenleben funktionieren und Zurückhaltung honoriert werden. Immer die Schuld bei anderen zu suchen, scheint dagegen ein Grundübel.


    Zweitens sollte ich meine Arbeit, soweit dies möglich ist, wirklich okay leisten. Dies stärkt mich gegenüber möglicher Missachtung, wogegen mich Schuldgefühle zusätzlich belasten.


    Diese banale Logik sollte helfen, den destruktiven Tratsch einzuengen, oder? Die Frage ist, wieweit es gelingt, den inneren Wert der Anerkennung anderer Menschen und eigener Werte auch dann aufrecht zu halten, wenn Missachtende um ihre Macht wissen, etwa die Kooperation zu verweigern. Vermutlich gibt es auch einen gerechtfertigten Zorn, um soziale Angelegenheiten ins Lot zu bringen!


    Hm... Einschränkend ist aus Sicht der Ethik des DL immer zu sagen, dass eigene Empfindungen die Wahrnehmung von Menschen und Situationen sehr verfälschen können. Man sieht nur noch die negativen Aspekte, die die eigene Ablehnung bestätigen. Dies lässt auch alle Schuld ausschließlich bei den anderen suchen. Ob diese Empfindungen übertrieben und realitätsfern sind, spielt kaum noch eine Rolle.


    Der DL rät, zwischen dem Menschen und seinem Verhalten zu unterscheiden. Am Einfachsten scheint mir jedenfalls, wenn Abstand möglich ist. Sofern aus längerer Zusammenarbeit klar wird, dass gewisse Dynamiken immer neu auftreten, scheint mir doch prophylaktisch den Status des Einzelgängers nicht unattraktiv, sage ich mal, um sich sinnlose Erregungen zu ersparen. Oder täusche ich mich?


    Abschließend noch eine Überlegung, die nicht unbedingt das Arbeitsleben betrifft: Zwischen Gefühlen besteht ein Zusammenhang, lehrt der DL. Geduld gilt als Mittel gegen Zorn, Zufriedenheit gegen Gier und so weiter. In diesem Sinn misstraue ich dem Stolz. Er ist praktisch immer mit der Vorstellung von Anerkennung durch andere verbunden, scheint mir. Um also ein wenig mehr Autonomie gegenüber dem permanenten Spiel von Achtung und Missachtung entwickeln zu können, sollten wir auch dem trügerischen Hochgefühl eines solchen Stolzes weniger Raum geben, scheint mir. :?

    Tulamben:

    @ Karnataka
    Du schilderst hier den Umgang mit Gerüchten über vermeidliches Fehlverhalten, Gerücht über strafbares Verhalten--> Polizei, Gerücht über Fehlverhalten--> öffentlich machen, der übliche Klatsch und Tratsch--> Schweigen.
    Du gehst also direkt und ohne Prüfung davon aus, dass das Gerücht der Wahrheit entspricht; du weißt nicht, ob es sich um die Wahrheit handelt, möchtest aber, wie von dir geschildert, tätig werden. Das führt zu Denunziantentum und genau solch ein Umgang mit Gerüchten ist nicht konstruktiv. Du förderst sogar deren Verbreitung. Aufgrund von unbewiesenen Behauptungen tätig zu werden, kann nicht sinnvoll sein und ist auch sicher kein geeigneter Umgang mit Gerüchten. Im Gegenteil, es kann zu falschen Verdächtigungen etc. führen, was im Übrigen auch eine Straftat ist. Von meiner Tätigkeit als Mobbingbeauftragter kann ich berichten, dass das von dir beschrieben Verhalten gerne von "Mobbern" angewendet wird :(


    Findest du? Ich schrieb: Das Gerücht handelt von strafbarem Fehlverhalten, Vergewaltigung, Missbrauch von Unmündigen. Dies sollte umgehend an die zuständige Stelle geleitet werden, um untersucht zu werden, weiteren Schaden zu vermeiden, gegebenenfalls angezeigt zu werden. Dabei ist jedoch Diskretion erforderlich, um nicht den Ruf eines möglicherweise Unschuldigen völlig zu zerstören, eventuell auch, um emotionalen Druck auf die möglichen Opfer zu verhindern.

    Soviel zu Formen der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen.
    Die anschließende Stellungnahme zum schwerwiegenden Fehlverhalten war allerdings als Anspielung auf den Spezialfall Sogyal zum Vorwurf der sexuellen Ausbeutung erwachsener Anhänger gedacht, der an anderer Stelle im Forum diskutiert wird. Sorry, dass ich das nicht genügend kenntlich gemacht habe. Dabei geht es um die Frage, warum diese Kritikpunkte offenbar über Jahrzehnte vertuscht wurden.


    Allgemein schätze ich, dass man ein Gerücht, das schwerwiegendes Fehlverhalten unterstellt, mutig unter vier Augen ansprechen sollte. In meinem beruflichen Bereich der Betreuung behinderter Menschen meint solches Fehlverhalten beispielsweise: Echte Respektlosigkeit, Grobheit und Sadismus, Vernachlässigung, ungerechtfertigte Maßnahmen der Freiheitsbeschränkung, Trunkenheit. Von Zeit zu Zeit liest man, dass solche Dinge in manchen Institutionen vorkommen sollen.


    Entsteht der Eindruck berechtigter Kritik an einem Kollegen und fruchtet das Gespräch nicht, sollte man sich Unterstützung holen, meine ich als theoretische Überlegung.


    Den vielleicht häufigsten Fall bildet die üble Nachrede, die du ja ansprichst, und die wir wohl alle gut kennen. Oft trifft es die schwächsten Glieder der hierarchischen Kette, bei uns die Zivildienstleistenden. Hierzu wäre schon die Neigung zu Hass und Spaltung der mobbenden Kollegen zu nennen, auch wenn die Boshaftigkeit nicht bewusst geschieht. Dies anzusprechen ist schwierig, denn meist gibt es gewisse berechtigte Kritikpunkte, die aber übermäßig aufgebauscht und bei jedem denkbaren Anlass eingestreut werden. Mach das mal jemanden im Gespräch klar!


    Schließlich die aller-aller-meisten Gerüchte: Nobel den Mund halten, schrieb ich. 8)

    Überlegungen zum spirituellen Vorbild.


    Es scheint doch, dass die Rolle des Vorbilds, des personifizierten Ideals, einen entscheidenden Stellenwert im spirituellen Bereich einnimmt. Sicher kann man sagen, dass eine Person wie Jesus für Gläubige im Rahmen ihres religiösen Empfindens ein ideales Sein personifiziert. Auch die Person Buddha inkludiert die Vorstellung von einem Menschen, der die höchste Verwirklichung erreicht hat.


    Ich möchte in psychologischer Hinsicht über Verehrung und Bewunderung für ein spirituelles Vorbild nachdenken. Dabei geht es nicht darum, einer möglichen religiösen Sichtweise zu widersprechen oder psychologisch etwas wegerklären zu wollen. Ich würde im Gegenteil argumentieren, dass Verehrung, wie sie Milliarden Menschen praktizieren, auch im Sinne der Psychologie zu einer gesunden Psyche gehört.


    Dabei scheint mir folgender Zusammenhang mit dem Kontext Sogyal und Guru-Verehrung. Der Fall Sogyal deutet auf einen deprimierenden Umstand hin. Soweit ich sehe, ist Sogyal ein ausgezeichneter Vortragender der Lehre, der tiefsinnig zur buddhistischen Ethik zu predigen vermag. Es scheint daher, als gäbe diese Fähigkeit keine Garantie dafür, dass sich ein solcher Lehrer im tatsächlichen Leben auch nur einigermaßen okay verhält. Womit ich natürlich überhaupt nicht unterstellen will, dass andere tibetische Lehrer genauso versagen würden.


    Hinsichtlich eines spirituellen Vorbildes, das die Verehrung eines lebenden Menschen meint, ergibt sich somit die Notwendigkeit einer Unterscheidung zwischen dem Wert dieser Idealisierung für die eigene Spiritualität und einer gewissen Objektivität gegenüber dem Meister. Eine psychologische Erklärung kann dabei hilfreich sein, meine ich.


    Zu diesem Zweck möchte ich Freuds Modell der Psyche, von ES, Ich und Über-Ich in Erinnerung rufen. Dabei geht es mir nicht um Spekulation über Unbewusstes oder die fragwürdige Ansicht, man könne das Gute in den Über-Ich Bereich legen, wogegen alle Triebe und Instinkte einfach nur dunkel und böse wären. Doch trägt die Unterscheidung zum ES einmal dem Umstand Rechnung, dass Menschen gegenüber Trieben, Instinkten, primitiven Affekten mehr Autonomie besitzt, als dies für Tiere möglich ist.


    Meine Überlegung gilt dem Über-Ich, seiner Funktion und Entwicklung. Einmal meint das Über-Ich Strukturen, die unser soziales Verhalten und Empfinden bestimmen und kontrollieren. Dieser Bereich hilft, damit Gemeinschaften ohne erhebliche äußere Zwänge funktionieren können. In Zusammenhang damit meint das Über-Ich die unwillkürliche Art, mit sich selbst umzugehen, betrifft das Selbstbild und die Werte, die einem Menschen aufgrund von Erziehung wichtig sind.


    Besonders deutlich wird diese Funktion in problematischer Hinsicht, wenn Menschen einen Charakterzug quälender Strenge besitzen, der kein gutes Haar an sich selbst lässt, oder aber ganz im Gegenteil keinerlei Gewissen besitzen. Prinzipiell ist mit dem Über-Ich jedoch ein sehr notwendiger Bereich gemeint, dem man auch mit Wohlbefinden entsprechen können sollte. Der auch mal sagt: Das hast du gut gemacht! Bist ein sympathischer Typ! Oder so. Ein innerer Freund sozusagen.


    Betrachten wir nun die Entwicklung des Über-Ichs: Allgemein geht man davon aus, dass Erziehung, Umfeld und Beruf Einfluss ausüben. In höchstem Maße scheinen jedoch frühe Bezugspersonen verantwortlich. Man kann daher als Metapher von inneren Bildern einer Mutter oder eines Vaters sprechen, welches später für die auf sich selbst bezogene innere Anerkennung oder aber Missachtung bedeutsam sind.


    Besonders gilt natürlich, dass im reifen Menschen Einsicht hinzutreten soll. Also eine Einsicht, die autonome Richtlinien geben und den bloß anerzogenen Umgang mit sich selbst reflektieren soll.


    Wie gesagt, geht es nicht darum, den spirituellen Bereich durch eine psychologische Erklärung verschwinden zu lassen. Der hilfreiche Aspekt, der sich aus dem Modell des Über-Ichs ergibt, scheint mir jedoch, dass es eine Vorstellung davon zulässt, welche Bedeutung der Bewunderung, Verehrung für einen Lehrer, Guru zukommen kann.


    Sofern die vermittelte Lehre der Förderung von bewusst gesetzten persönlichen Werte gilt, von Einsicht - wie dies etwa der DL in seiner säkularen Ethik unterrichtet -, vermag das innere Bild eines verehrten Lehrers eine heilsame Wirkung für die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Indem jenes Bild in Zusammenhang mit den inneren Werten immer neu entworfen und vor sich gehalten wird, vermag es ein geschicktes Mittel für den Umgang mit jenen anderen inneren Bildern früher Bezugspersonen darzustellen, die so wichtig für unser Selbstbild und den Umgang mit uns selbst sind, würde ich meinen. Denn das Bild des bewunderten Lehrers, wird es tief und stetig verinnerlicht, kann diese innere Welt ergänzen, kann destruktive Bilder korrigieren, kann zur inneren Versöhnung beitragen, so scheint mir.

    Sagen wir, ein Gerücht handelt von sexuellem Fehlverhalten, etwa in einem Heim. Hier sehe ich drei Möglichkeiten.


    Das Gerücht handelt von strafbaren Fehlverhalten, Vergewaltigung, Missbrauch von Unmündigen. Dies sollte umgehend an die zuständige Stelle geleitet werden, um untersucht zu werden, weiteren Schaden zu vermeiden, gegebenenfalls angezeigt zu werden. Dabei ist jedoch Diskretion erforderlich, um nicht den Ruf eines möglicherweise Unschuldigen völlig zu zerstören, eventuell auch, um emotionalen Druck auf die möglichen Opfer zu verhindern.


    Zweitens kann das Gerücht schwerwiegendes Fehlverhalten meinen, beispielsweise sexuelle Ausbeutung durch einen Vorgesetzten (oder Guru ;) ). Dies ist kein Verhalten, über dessen Qualität sich streiten ließe. Es ist klar zu verurteilen, wenn Menschen sich solche „Dienstleistungen“ rausholen, indem sie was versprechen, Druck ausüben, betrügen. Sofern die interne Kontrolle einer Institution nicht ohnehin greift, sollten die Vorwürfe öffentlich gemacht werden: Make it public...


    Häufig betreffen solche Gerüchte vermutlich jedoch Verhalten, das bloß manche Menschen für unangemessen halten: Sie hat Sex mit ihm, obwohl sie verheiratet ist, er hat Sex mit ihr, obwohl er ihr Vorgesetzter ist, er hat Sex mit ihm, obwohl er ein Mönch ist usw. Hierzu wäre es nobel, den Mund zu halten, würde ich meinen.