Beiträge von Toddler

    Es scheint, dass sich hier zwei Meinungen gegenüber stehen.


    Beide Meinungen sind sich einig, dass Dinge kein (wie auch immer geartetes) Selbst haben. In unserem westlichen Sprachgebrauch werden Dinge meist als materialistische leblose Körper angesehen.


    "Geistiges" wie Gefühle, Stimmungen, Vorstellungen, Träume werden im Westen üblicherweise nicht als Dinge bezeichnet.

    Buddhismus betrachtet jedoch auch solche "geistigen Formationen", wie Gefühle, Meinungen, Ansichten und Träume als Dinge.


    Diejenigen unter uns, die getreu der buddh. Lehre alles als ein Ding (dhammas) betrachten, selbst das, was gemeinhin als "Seele" bezeichnet wird, werden diese Seele deshalb als ebenso vergänglich, leidhaft und materialistisch halten, wie alle anderen Dinge auch.


    Diejenigen unter uns, die eine solche ideele Seele als ein über den Dingen stehendes "Etwas" betrachten, werden diese Seele als nicht vergänglich, nicht leidhaft halten. Sie weisen dieser Seele andere Qualitäten zu. -> Buddhanatur, geistiges Kontinuum o.ä.


    Die Frage ist, kann man eine solche Seele als "wahres Selbst, Buddhanatur, geistiges Kontinuum" wahrnehmen oder existiert sie nur als Phantasie ?

    Vielen Dank für Eure Antworten obwohl ich nun noch mehr verwirrt bin.


    Offenbar kann niemand mit Gewissheit sagen was die buddhistische Lehre als wahres Selbst betrachtet. In den Sutten wird offenbar lediglich erwähnt, was das Selbst alles nicht ist. Es wird jedoch nicht gelehrt was Selbst ist und wo man es findet.


    Nun müsste man ja annehmen das vielleicht gar kein Selbst existiert. Das wird aber auch nicht gelehrt weil die Lehre sonst nihilistisch wäre und die ganze Wiedergeburt\Karma Lehre nicht funktionieren würde.


    Naja. Vielleicht werde ich später mal schlauer.

    Buddha sagt in MN 35:


    "Auf diese Weise, Aggivessana, bildet der Erhabene seine Schüler aus und auf diese Weise wird die Anleitung des Erhabenen für gewöhnlich seinen Schülern vorgetragen:


    'Ihr Bhikkhus, Form ist vergänglich, Gefühl ist vergänglich, Wahrnehmung ist vergänglich, Gestaltungen sind vergänglich, Bewußtsein ist vergänglich. Ihr Bhikkhus, Form ist Nicht-Selbst, Gefühl ist Nicht-Selbst, Wahrnehmung ist Nicht-Selbst, Gestaltungen sind Nicht-Selbst, Bewußtsein ist Nicht-Selbst. Alle Gestaltungen sind vergänglich; alle Dinge sind Nicht-Selbst. Auf diese Weise bildet der Erhabene seine Schüler aus und auf diese Weise wird die Anleitung des Erhabenen für gewöhnlich seinen Schülern vorgetragen."



    Was ist dann das Selbst ?

    Diese Geschichte erinnert mich stark an Dogens Zazanshin:



    http://antaiji.dogen-zen.de/deu/zsh.shtml

    Ah stimmt wir sind beim Thema Liebe. :D


    Aber damit ist ja nicht nur Sexualität gemeint.


    Wenn du erlaubst werde ich etwas persönlich:


    Liebe resp. der Wunsch geliebt zu werden war mein Ochse (Vgl. 10 Ochsenbilder) den ich bändigen musste. Liebe(n) kann auch Hindernis sein.

    vimokkha:

    Ja könnte auch ein Parami sein : Upekkhā Pāramī - wenn Du nicht runterfällst . Pass auf die Winde auf


    Aufpassen könnte man dann wohl sati nennen ? Meinst Du die acht Winde ? Ich muss halt aufpassen, achtsam in der Mitte zu bleiben, dann heben sie sich gegenseitig auf. 8)

    Ellviral:

    und wenn der Gleichmütige sein Schwert zieht dann schneidet es auch sofort oder den Bogen spannt dann schießt er auch sofort den Pfeil ab.


    Das verstehe ich jetzt nicht so recht, zu viel Interpretationsspielraum. Es klingt etwas ironisch.


    Meinst du es(das Schwert) soll nicht gezogen werden oder er (der Bogen) soll nicht gespannt werden ? Könnte ich verstehen. Es ziemt sich in der Regel nicht ein Schwert zu ziehen oder einen Bogen zu spannen. Unüberlegt zeugt dies ja nicht unbedingt von Gelassenheit. Überlegt nicht unbedingt von Metta (liebende Güte) oder Karuna(Mitgefühl).


    Andererseits wäre es Trägheit es nicht zu tun, wenn es heilsam wäre es zu tun und unheilsam es nicht zu tun.


    Unabhängig davon schneidet ein Schwert sicher genauer und ein Bogen trifft sicherer, wenn sie gleichmütig geführt werden.


    Ganz sicher ist aber, dass er (der Gleichmütige) sofort schiessen wird, wenn er den Bogen spannt, und sofort schneiden wird, wenn er das Schwert zieht. Er hat keinen Grund zu zögern.


    Diese Art Gleichmut hat aber nichts mit der im Shinjinmei besungenen Geisteshaltung zu tun. Es ist nicht Gelassenheit die dort "besungen" wird sondern etwas anderes. Mehr so eine Art unbeteiligtes beteiligt sein.


    Aber jetzt komme ich ins philosophieren (papanca) was wolltest du genau damit sagen ? Wenn du willst erkläre ich dir jedes meiner Worte, jede Motivation und weshalb ich was geschrieben habe.

    Shinjinmei war als metaphorische Antwort auf die Frage des Threaderöffners gedacht.


    Wenn Shinjinmei rätselhaft erscheint, wird diese Allegorie natürlich nicht verstanden.


    Ich diskutiere nicht länger über Bedeutungen von Zeichen:


    soll jeder die erwähnte Stelle selber interpretieren:
    .......... ....... .......
    lediglich / tue nicht / hassen / lieben



    Lieber gebe ich die Antwort auf den Thread nun halt unverschleiert direkt:


    Buddha lernte nicht [nur] Liebe sondern auch Gleichmut.


    Mir erscheint Shinjinmei eben nicht rätselhaft sondern vertraut. Ich erkenne in jeder Zeile des Gedichts eine stimmige Ode nicht allein an das, was ich zur Zeit als Gleichmut selbst erkenne sondern auch an das, was Gleichmut zur Zeit bei mir bewirkt.


    @vimokkha
    Gier, Hass, Verblendung sind Ursache von dukkha. Das sind ganz andere Stellen auf dem Pfad als das Shinjinmei, wie auch die Paramita


    Dukkha lässt sich versiegen aber nicht allein dadurch schlechte Gefühle/Triebe/Motivationen zu bannen und gute Gefühle/Triebe/Motivationen zu fördern. Weder bannen, noch fördern.
    Auch lässt sich dukkha nicht allein mit Einhalten der Paramita versiegen. Loslassen !


    Der Gleichmütige tanzt wie ein Seiltänzer auf einem [eventuell dank buddhistischer Praxis] neu gefunden Mittelweg durch all das hindurch.

    ai mit desire (gier) zu übersetzen ist schlicht und einfach falsch.


    Kleine Übersetzungshilfe (http://de.bab.la/woerterbuch/englisch-chinesisch/desire ):



    Manchmal sagen Übersetzungen mehr über den Übersetzer aus. Hier über eine sehr spezielle Interpretation Buddhismus

    Eine andere Übersetzung (http://www.zen-azi.org/de/node/1098):



    Du bist wohl die einzige die hier "Gier" übersetzt.


    Da steht:


    憎愛


    愛 bedeutet (http://www.wadoku.de/entry/view/5781243):


    [1] Liebe f; Liebesgefühle npl; Zuneigung f; Sympathie f; Anhänglichkeit f.
    [2] (geschlechtliche) Liebe f; Eros m.
    [3] Wertschätzung f; Gernhaben n; Mögen n.
    [4] Liebenswürdigkeit f; Umgänglichkeit f.
    [5] Trauer f.
    [6] Buddh. sinnliche Liebe f; Leidenschaft f; Lust f.
    [7] Christent. Agape f; Liebe f Gottes zu den Menschen.
    [8] Ländern. Irland (Abk



    Ausserdem geht es in einem Gedicht mehr um Stimmungen, um Poesie und weniger um Wortklaubereien.



    weitere Quellen:
    http://www.zensite.de/zd/shinjinmei
    http://www.zen-dojo.ch/Dokumen…menabend%20Shinjinmei.pdf

    SHINSHIN MEI
    ( Kanchi Sôsan –Seng-ts`an)


    1 Der höchste Weg
    ist nicht schwierig,
    nur ohne Wahl.


    2 Hasse nicht,
    liebe nicht,
    dann ist es klar,
    und eindeutig.


    3 Gibt es auch nur die kleinste
    Unstimmigkeit, dann entsteht ein Unterschied,
    so groß wie der zwischen Himmel und Erde.

    Du hast recht Monika.


    Diese ganzen Diskussionen erinnern mich oft an die Geschichte mit den Blinden und dem Elefanten:



    Ud.VI.4

    MonikaMarie1:

    Ich vergleiche mich nicht mit Mönchen, sondern schaue auf ihr Beispiel, wenn ich es denn als förderlich erkenne. Es gibt - so hab ich in einem Bericht über thailändische Mönche gesehen - schließlich auch welche, die "rauchenderweise dummes Zeug reden". Also da denk ich dann nicht "oh, das darf ich also, wie schön".


    Hallo Monika


    Ich wollte nur meine kryptische Antwort präzisieren:


    Toddler:

    Und die Männer ? sie halten ja traditionell eher wenig von Nestpflege. Wie beschäftigen denn die meisten von ihnen ihren Affengeist ? Immer mehr, immer weiter: mehr Geld, mehr Status, mehr Macht, mehr Einfluss, mehr Sex ?Dann wäre beruhigen jedoch heilsamer als beschäftigen.


    Es geht gar nicht um dich oder dein Verhalten. Dein Post hat bei mir andere Gedanken ausgelöst die ich - offenbar etwas unbedarft - teilen wollte.
    "Den Affengeist sinnvoll beschäftigen" hat mich auf den Gedanken gebracht, dass viele Probleme unserer Zeit darauf gründen weil Menschen versuchen ihren nervigen "Affengeist" zu beschäftigen und nicht zur ruhe kommen (vgl. nur sitzen von Loriot).
    Oft folgen sie unbewusst ihren Trieben, werden angetrieben. Staubwischen ist für mich Ausdruck einer Art Nestbau, Nestreinhaltetrieb. Das Nest ist wichtig für die Brut. Da nun mal Frauen biologisch dafür zuständig sind (wenigstens solange Männer nicht Gebären und Stillen können) war dein Post für mich ein Beispiel wie hier ein spezifisch weiblicher Triebe benutzt werden kann um den Affengeist im Zaum zu halten. Triebe sind unbewusst in unserem Geist und unserem Verhalten integriert und werden deshalb in der Regel nicht in Frage gestellt. Triebe auszuleben erscheint uns oberflächlich betrachtet nicht nur sinnvoll sondern existentielle Notwendigkeit.
    Ich habe nun männliche Triebe gesucht und fand als Gegenstück zum Nestbautrieb eine Art Machttrieb, der dominant agressives Verhalten generiert. Letzterer dürfte für viele Probleme unserer Zeit verantwortlich sein


    Fazit:
    Der Affengeist nervt. Es gibt verschiedene Strategien ihn zu beruhigen. Triebe zu befriedigen ist nicht immer die beste Strategie.


    Buddha empfahl ja ein differenzierter Umgang mit den Trieben:


    Hallo vimokkha


    Ich mach schon Hausarbeit. Geht mir auch nicht gegen die Ehre. Muss man immer etwas tun um den Geist zur Ruhe zu bringen ? Eigentlich reicht doch auch einfach nur sitzen. Frauen scheinen da er mühe mit zu haben :D


    Nicht so ernst gemeint :D

    MonikaMarie1:

    Ich vergleiche hier nicht Äpfel mit Birnen , sondern Praktizierende


    Hallo Monika


    Als ich deine Zeilen las, kam mir ein Gedanke (fast wie ein kleines Satori :D )


    Du vergleichst dich mit den Mönchen. Du sagst du würdest auch Staub wischen um deinen Affengeist zu beschäftigen sonst müsstest du dich langweilen und Trübsinn blasen. Du bist offensichtlich eine Frau.


    Ich bin ein Mann. Ich wische keinen Staub, kümmere mich zwar auch um den Haushalt aber nicht von innenheraus.
    Nur für den Bruchteil einer Sekunde hab ich mich gefragt womit wir Männer (oder womit ich mich von innen heraus) gemeinhin beschäftige als mich die Antwort
    wie ein kleiner Satori-Blitz traf:
    Mein (unser) Affengeist treibt uns (mich) zu immer mehr, immer grösser, immer weiter: Respekt verschaffen, Status erreichen, Macht, Einfluss etc.
    All das was wir heute eigentlich immer mehr in Frage stellen sollten: Stichwort Nachhaltigkeit, Achtsamkeit etc.


    Deshalb kam ich zum Schluss: Den Affengeist beschäftigen bedeutet ihn gewähren zu lassen. Ihn zu beruhigen, zu entmachten ist das was ich eigentlich erreichen will.

    MonikaMarie1:

    So werden die "Affengeister" sinnvoll beschäftigt und kommen gar nicht auf die Idee, sich zu langweilen und Trüb-Sinn zu blasen. So halte ich es hier im Hause auch. Als mein Mann und ich letztens eine Doku darüber sahen, verstand er endlich, warum mir die Hausarbeit - aus seiner Sicht - sooo wichtig ist.


    Und die Männer ? sie halten ja traditionell eher wenig von Nestpflege.
    Wie beschäftigen denn die meisten von ihnen ihren Affengeist ?
    Immer mehr, immer weiter: mehr Geld, mehr Status, mehr Macht, mehr Einfluss, mehr Sex ?
    Dann wäre beruhigen jedoch heilsamer als beschäftigen.

    Shiva:

    Deduktion. Wenn ich alles wegnehme, was "Nicht-Geist" ist, muss Geist überbleiben.


    :lol::lol: Das nenn ich Logik :D
    Dann gilt auch : wenn ich alles wegnehme was nicht "unsichtbares rosafarbenes Einhorn" ist, muss "unsichtbares rosafarbenes Einhorn" überbleiben :roll:

    accinca:

    Eine solche Selbstvorstellung ... mit Unwissen zusammengeschustert, zusammengestaltet paticca-sam-uppāda


    Genau, du hast es erfasst.


    Es entsteht jede Art Vorstellung so, nicht nur "eine solche Selbstvorstellung".


    Deshalb soll man erst gar nicht damit beginnen sich Selbst vorzustellen. Schon gar nicht sein wahres Selbst:



    Wer versucht das Selbst zu erkennen, in welchem Jhana auch immer, wird entweder "Nichts (Sunnata)" erblicken oder "Alles (Brahman)", ersteres wird von Buddhisten bevorzugt, letzteres von Hindus z.B. Advaita -Vedanta Anhänger.

    Einige buddhistische Schulen sind mit den Jahren auf die Idee gekommen Buddha-Dhamma würde das freilegen eines verborgenen wahren Selbst, eine Art spirituelles lch lehren.
    Dabei wissen wir ja alle, dass die Empfindung es gäbe ein Ich aus Verblendung entsteht. Der Glaube es gäbe ein spirituelles Ich, eine Art Seele ist gar Ausdruck einer noch grösseren Verblendung.
    Ein wahres Selbst. Was soll denn das überhaupt sein? Ist denn dieses unser Selbst im hier und jetzt ein falsches Selbst, unwirklich, vorgestellt? Ist irgendwo ein richtiges, vermeintlich wahres Selbst, ein Alter-Ego zu finden?
    Das würde bedeuten das Selbst, welches hier und jetzt wahrgenommen wird, wäre Einbildung, und jenes verborgenes heiliges Selbst wäre wirklich.
    Der gesunde Menschenverstand kommt doch eher zum Schluss das umgekehrt richtig ist: Wirklich ist das Selbst das hier und jetzt wahrgenommen wird. Ein imaginiertes verborgenes, wahres oder spirituelles Selbst ist lediglich Produkt der Phantasie.


    Es wird gefordert man soll sich anstrengen um dieses wahre Selbst zu finden, konsequent und ausdauernd praktizieren: zigmal Niederwerfen, stundenlang regungslos in den leeren Raum oder eine Wand starren.
    Lohn all dieser Mühen soll eine plötzlich einschiessende Erkentnis, ein wunderbar harmonischer Zustand oder gar eine Art mythische Vereinigung mit einem allgemeinen Weltprinzip (Brahman) oder eben die Geburt eines "wahren Selbst" sein.


    Ist auch alles in Ordnung so. So sucht jeder auf seine eigene Art Antworten auf individuellen Fragen, sucht jeder sein ("Seelen-") Heil im Buddhismus und anderswo. Jeder darf machen was er will, soll tun was ihm oder ihr im Moment gut tut, weiterhilft.
    Ich will keine persönliche Debatte führen, nur aufklären :D


    Wie ich es mittlerweile verstehe lehrt Buddhadhamma nämlich etwas anderes:


    Das Selbst ist Zusammengesetztes, veränderlich, bedingt entstehend und vergehend. Es kann nicht gefasst werden aber es kann gestaltet werden. Es wird gestaltet, einige sagen nach "karmischen Gesetzmässigkeiten". Einfacher gesagt das Selbst wird durch Handeln oder einfach nur durch Wille der jeder Handlung vorangeht gestaltet.