Posts by Thorsten Hallscheidt

    Hier ein sehr klares Statement aus der Perspektive des Zen:

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    Nirvana ist eine Lebensweise, die auf der Erkenntnis der Wirklichkeit der Unbeständigkeit und des Nichtvorhandenseins eines unabhängigen Selbst beruht. Es ist weder eine besondere Stufe der Praxis noch ein bestimmter Geisteszustand, sondern einfach das Leben im Einklang mit der Wirklichkeit. Wenn uns die Unbeständigkeit und das Nichtvorhandensein eines Selbst wirklich bewusst werden, verstehen wir tiefgründig, dass wir nichts festhalten können; nichts hat für immer Bestand. Die Wirklichkeit zu sehen, macht uns Mut, unser Hafte an unserem Leben und dessen Inhalten aufzugeben. Es gibt uns die Möglichkeit, den Griff der Hand des Denkens zu lösen, bevor uns das Leben dazu zwingt, es zu tun. Dieses Sehen, Akzeptieren und Loslassen ist die buddhistische Praxis.


    Shohaku Okumura, Die Verwirklichung der Wirklichkeit, S. 55

    Der Buddhismus ist ein Weg der Verfeinerung zu immer subtilerem, tieferem, dauerhafterem und erfüllenderem Glück. Zugleich macht er den Menschen durch tiefste Selbsterkenntnis und Selbstzucht mündig und frei. Der Buddhismus bejaht das menschliche Leben also, insofern er den Menschen zu seinem höchsten Potenzial hin erzieht. Erst in Relation zur Entfaltung dieser Potenziale wird das dumpfe, halb unbewusste und triebgesteuerte Vegetieren zu etwas, das Abscheu erzeugen muss und als Leid erscheint. Der Buddhismus ist also sehr optimistisch, da er dem Menschen eine Entwicklungsmöglichkeit zutraut, die weit über das hinausgeht, was man allgemein vermuten würde. Diesen Optimismus teile ich angesichts der multiplen Krisen, in der wir sehenden Auges hineinstolpern, nicht mehr so sehr.

    Ich habe große Zweifel, dass es irgendwas oder irgendjemandem gelingen würde die Menschen zu verändern. Ich denke, dass die großen Lehrer wie Buddha oder Jesus, wie du sagst, es wussten.

    Die Menschen verändern sich unablässig.


    Schwer zu glauben, aber wahr: Wir sind die Nachfahren der friedlichsten Menschen, derjenigen, die auf Kooperation setzen. Und wir werden uns weiter verändern. Jedes Gespräch, jede Diskussion, jedes Vorbild sind kleine Schritte auf diesem Weg.


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    Und nicht zuletzt bekomme ich über die Beschäftigung mit all den Dingen, die schieflaufen, die Leid erzeugen, die Menschen sich gegenseitig antun, Energie, etwas daran ändern zu wollen, mich für eine andere Welt einzusetzen. Insofern verhindern die schlechten Nachrichten auch, dass ich mich in meinem Elfenbeinturm allzu gemütlich einrichte. :|

    Tim99

    Ich habe keine Strategie, Tim. Ich versuche, damit umzugehen, indem ich mir z.B. bewusst mache, dass ich immer nur einen von anderen Menschen gewählten und gewerteten Ausschnitt der Wirklichkeit wahrnehme. Klar, es gibt gerade Krieg in Israel und viele Menschen sterben. Aber in den allermeisten Regionen auf der Welt ist eben gleichzeitig kein Krieg. Auch das ist Wirklichkeit, zumeist aber unsichtbar.


    Die Medien fokussieren vorrangig schlechte Nachrichten. Zudem wird – gerade in Kriegen – sehr viel gelogen, um die öffentliche Meinung (also auch mich) politisch zu beeinflussen. Das bedeutet, dass der Ausschnitt Wirklichkeit, den Medien darstellen, oft politisch motiviert, verzerrt oder sogar falsch ist.


    Auf der anderen Seite versuche ich meine Motivation zu verstehen, warum ich all diese Nachrichten lese und lesen muss, denn es ist oft wie ein Zwang oder eine Sucht. Es geht dabei viel um Kontrolle und Beruhigung. Ich möchte glauben, dass mir Informationen zugleich auch die Möglichkeit bieten, eine Gefahrensituation einschätzen zu können, was natürlich eine Illusion ist. Es gibt keine Sicherheit in einer Welt, in der alles vergänglich ist.


    Sich über die Medien mit Krieg, Katastrophen, Leid und Tod zu beschäftigen, kann auch hilfreich im Sinne des Dharma sein. Zumindest versuche ich es manchmal so einzuordnen. Es hat Ähnlichkeiten damit, auf einem Leichenplatz zu meditieren (Majjihma Nikaya 10, 6-14. Die neun Leichenfeld-Betrachtungen), um zu erkennen, dass alle Phänomene leidvoll, vergänglich und ohne Selbst sind, und dass Nirwana Frieden ist. Diese Überlegungen helfen mir manchmal. Aber eigentlich ist das zentrale Element die Empfindung von Ohnmacht, der ich irgendwie mit dem Konsum von Informationen entgehen möchte. Im Sinne des Dharma aber sollte ich gerade diese Ohnmacht als grundlegend für meine Existenz akzeptieren. Nur darf ich nicht vergessen, dass nicht die ganze Welt ein Leichenfeld ist, sondern eben nur der Ausschnitt, auf den ich gerade meine Aufmerksamkeit setze.


    Der Schmerz, die Angst, die Gefühle von Ohnmacht sind gute Lehrer, wenn man in der Lage ist, ihnen zuzuhören (Was ich oft nicht hinkriege) :shrug:

    Für wichtig erachte ich auch, den Konsum von Nachrichtensendungen auf das Nötigste zu beschränken und sich möglichst nicht durch sie in negative Gefühle hineinziehen zu lassen. Sorgenvolle Gedanken zermürben nur und helfen niemandem - im Gegenteil!

    Ja, das ist sicher sinnvoll. Ich tue mich allerdings schwer damit. Zu leicht sind via Liveblog Informationen verfügbar. Während des 2. Golfkrieges hatte ich keinen Fernseher, kein Radio und nur eine Wochenzeitung. Und selbst mit diesen wenigen Informationen war ich reichlich mitgenommen. Wie erst heute, da man im Minutentakt mit erschütternden Nachrichten konfrontiert wird. Die Welt wird dann scheinbar so übel, wie die Wahrnehmung von ihr ist. Aber das ist natürlich nur ein selektives Bild, was zeigt, was Menschen fürchten, was sie triggert und was sie aufregt. Die Langeweile der guten Nachrichten bleibt weitgehend unberührt davon.

    Igor

    In einem Artikel in der aktuellen Zeit erzählen palästinensische Jugendliche in Berlin davon warum sie die Angriffe der Hamas als heldenhaften Befreiungsschlag feiern:


    Ist damit irgendetwas gerechtfertigt? Sind damit die Gräueltaten den Hamas in irgendeiner Art und Weise nachvollziehbar? Nein! Es sind absolut verabscheuungswürdige, mit nichts zu rechtfertigende, viehische Verbrechen an Unschuldigen, und die Antwort der israelischen Armee wird übel sein und noch viel mehr Leid über die Menschen bringen. Und das wird wieder zu einer Antwort führen und so weiter und so weiter. Was ist gerecht?


    Meiner Ansicht nach ist die einzige Chance, Gewalt, Mord und Leid zu verhindern, dem Hass selbst die Ursachen zu entziehen. Wie?


    Gaza-Streifen - Junge Menschen ohne Perspektive
    Die Arbeitslosigkeit im Gaza-Streifen ist extrem hoch, die Wirtschaft liegt am Boden. Viele junge Menschen sind frustriert, weil sie trotz hoher Qualifikation…
    www.deutschlandfunk.de


    Quote

    Adnan Abu Hasna von den Vereinten Nationen warnt: Der Frust bei jungen Palästinensern ist so groß, dass sie psychisch krank werden. 400.000 Palästinenser im Gaza-Streifen seien betroffen.

    Manche würden jetzt klauen und nähmen Drogen, Dinge die es in der konservativen Gesellschaft in Gaza eigentlich nie gegeben habe. Und dann spricht Abu Hasna von seiner größten Sorge, wie er sagt:
    „Die jungen Menschen haben nichts zu verlieren. Sie haben keine Zukunft, keine Hoffnung, keine Jobs. Sie dürfen ja noch nicht einmal den Gaza-Streifen verlassen. Die Zahl derer, die sich Extremisten anschließen, steigt immer weiter. Wir sind uns dieser Gefahr sehr bewusst.“
    Rund 200 US-Dollar pro Monat zahlen bewaffnete radikale Organisationen wie der islamische Dschihad – für junge Männer ein attraktives Angebot.

    Igor07

    Rein buddhistisch ist das keine Interpretationssache, denn nicht dem Täter einer Tat, die Leid erzeugt, gebührt (wenn überhaupt) der Zorn, sondern dem Hass selbst, der den Täter zur Tat treibt:

    Einen Täter von der Tat abhalten, die Leid erzeugt, ist das eine. "Das Böse" bekämpfen und vernichten, das andere. Im zweiten Falle wird Hass mit Hass beantwortet.

    Kann sein, dann ich frage mich , die islmaische Terroristen , die das ganze Massaker veranstaltet hatten, sind die sie "Guten"?

    Gutes Beispiel: Das sind Menschen, die sich selbst für die Guten halten, weil sie das Böse (die Israelis, den Westen, die westliche Lebensart) bekämpfen und vernichten.


    Nun gibt es, als Antwort darauf, wiederum die anderen Guten, die das Böse (die Terroristen – und zugleich damit auch zahllose Zivilisten) in Grund und Boden bomben werden. Wie viele verstümmelte und tote Männer, Frauen und Kinder wird das wieder hervorbringen?

    Ja, wäre schön, wenn der Buddhismus da Hilfestellung leisten könnte. Es gilt ja als grundlegendes Gebot ahimsa,unbedingte Gewaltlosigkeit. Es gibt Geschichten von Bodhisattvas, die sich eher langsam zerstückeln lassen, bevor sie Gewalt gegen ihre Feinde ausüben würden. Doch was nützt mir das?


    Ich denke, in mir würde in einer absoluten Bedrohungssituation meiner Familie oder mir gegenüber ein Automatismus in Gang kommen, der – wider besseres Wissen – mit Gewalt auf Gewalt reagieren würde. Ich bin nicht frei, und das Karma, die in mir angelegten, kaum bewussten Gewohnheitsmuster, sozialen und biologischen Mechanismen werden ihre Wirkungen entfalten: Wut, Hass, Gewalt, Verblendung ... dazu bin ich in der Lage, nehme ich an, wenn die entsprechenden Ursachen und Umstände eintreten.


    Ist also die buddhistische Lehre ein zahnloser Tiger, wenn es darauf ankommt? Nein, ich denke nicht unbedingt. Aber es ist ein langer, mühsamer Weg, der allmählich aus dem Dunkel hinausführt.


    Solche Bilder, wie die aus Israel zu Zeit, nehmen mir die Hoffnung, dass das alles ein gutes Ende nehmen kann. Sie erzeugen Schmerz, Müdigkeit und tiefen Überdruss. Um so wichtiger wird die Praxis, die zur Befreiung führen kann: Buddha, Dharma und Sangha.


    Doch kaum jemand versteht und geht diesen Weg, im Gegenteil (AfD bei 18% in Hessen :sick: )! Ich schätze, das war nie anders. Darum wird die Welt sich auch nicht ändern, wird ein Moloch bleiben, der von Gier, Hass und Verblendung angetrieben wird – Samsara eben.


    Bleibt nur: Soweit möglich wach und mitfühlend werden/bleiben und nicht in Depressionen, Hass oder Angstzustände versinken. Und dazu kann die buddhistische Lehre wirklich sehr gute Dienste leisten.


    :kerze:

    roWf

    Quote

    Buddha verkündet die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt.


    Quelle

    Wir haben in unserer Zeit und Kultur sehr gute Möglichkeiten, die Lehre des Buddha zu studieren und zu praktizieren. Jeder auch noch so kleine Schritt auf dem Weg verändert mein Sein zum positiven, weil ich von Gier, Hass und Unwissenheit ein wenig freier werde. Das zeigt sich schon in diesem Leben. Und gerade wenn die Zukunft nicht so besonders rosig aussehen sollte, ist es sehr hilfreich, dem Leiden nicht hilflos ausgeliefert zu sein.


    Dabei wird aber - soweit ich weiß - keine Aussage darüber getroffen wird, wann diese Wiedergeburt eintritt. Dies ist mehr oder weniger Zufall.

    Zufall nicht gerade. Aber die positiven und die negativen Tendenzen bilden eine komplexe Gemengelage, dass, je nach Bedingungen und Umständen, die Samen zu unterschiedlicher Zeit Früchte tragen. Es besteht aber die die Idee, dass jemand, der mit absoluter Aufrichtigkeit, Klarheit und festem Willen Zuflucht zu den drei Juwelen sucht, nicht mehr in niederen Bereichen wiedergeboren wird.


    Naja. Genaues weiß man nicht, und eigentlich spielt es auch keine Rolle, ob und als was ich wiedergeboren werde. Gier (Sehnsucht) ist auch das Verlangen nach einer guten Wiedergeburt, und Hass (Ablehnung) ist auch die Furcht vor einer schlechten Wiedergeburt. In der Begierde, immer und immer wiedergeboren zu werden, zeigt sich der Daseins-Durst. Und um diese Geistesgifte geht es ja.


    Quote

    Zwei Arten des Durstes sind schwer zu überwinden. Welche zwei? Der Durst nach Gewinn und der Lebensdurst. Diese beiden Arten des Durstes sind schwer zu überwinden.

    • Der Durst nach Gewinn und
    • der Lebensdurst.

    Diese beiden Arten des Durstes sind schwer zu überwinden.


    Quelle

    Igor07

    Quote

    Eine konsistente Erklärung der Quantenphänomene kam zu der überraschenden Schlussfolgerung, dass eine objektivierbare Welt, also eine gegenständliche Realität, wie wir es bei unserer objektiven Betrachtung als selbstverständlich voraussetzen, gar nicht ‚wirklich‘ gibt, sondern dass sie nur eine Konstruktion unseres Denkens ist, eine zweckmässige Ansicht der Wirklichkeit, die uns hilft, die Tatsachen unserer unmittelbaren, äusseren Erfahrung grob zu ordnen.


    Die erlebte Wirklichkeit ist das Produkt einer umfassenden, offenen Interaktion, keine hermetische Konstruktion. Das Denken ist darin ein verschwindend kleiner "Akteur" ebenso wie das Ich, Erleben, Reagieren, etc. nur winzige Teile in diesem Geflecht von Interaktionen sind. Die Wirklichkeit als Simulation geht von einem isolieren System aus, in dem der Traum "Wirklichkeit" stattfindet. Eher aber ist jede einzelne Entität von Bewusstsein ein glänzender Knoten- oder Verdichtungs- oder Transformationspunkt in einem unendlich großen und in jeder Richtung sich ausbreitenden Netz von Beziehungen. Indras Netz ist eine schöne Metapher dafür:


    Quote

    Weit weg in der himmlischen Wohnstätte des großen Gottes Indra gibt es ein wundervolles Netz, das von einem listigen Kunsthandwerker so aufgehängt wurde, dass es sich unendlich in alle Richtungen erstreckt. Entsprechend dem extravaganten Geschmack von Gottheiten hat der Kunsthandwerker ein einzelnes glitzerndes Juwel in jedes "Auge" des Netzes gehängt, und da das Netz selbst eine unendliche Dimension hat, sind die Juwelen unendlich zahlreich. Dort hängen die Juwelen, glitzernde "wie" Sterne in der ersten Größenordnung, ein wunderbarer Anblick. Wenn wir nun willkürlich eines dieser Juwelen zur Inspektion auswählen und es genau betrachten, werden wir feststellen, dass sich in seiner polierten Oberfläche alle anderen Juwelen im Netz widerspiegeln, deren Anzahl unendlich ist. Nicht nur das, sondern jedes der Juwelen, die in diesem einen Juwel reflektiert werden, reflektiert auch alle anderen Juwelen, sodass ein unendlicher Reflexionsprozess stattfindet.


    Quelle

    Ich will aber nur nochmals wiederholen - die philosophischen Grundlagen der Quantenmechanik sind allein schon deshalb weiterhin offen, weil man keine abschließende Klärung über die unterschiedlichen Deutungen hat.

    Die Quantenmechanik hat gar keine philosophischen Grundlagen. Wenn überhaupt eine Grundlage, dann die Beobachtung von Wirklichkeit, auf Basis derer Vorhersage- oder Erklärungsmodelle mithilfe der Sprache der Mathematik erstellt werden, die mehr oder weniger zutreffen sind.


    Philosophische Überlegungen oder Infragestellungen der bisherigen Bilder von Wirklichkeit können sich aber an die (vorläufigen) Ergebnisse der Forschung und Beschreibung anschließen. Und hier hängt es stark von der weltanschaulich Grundhaltung ab, ob und welche Bezüge zu anderen Bereichen wie der Philosophie gesehen werden können oder eben nicht. Jedenfalls hängt es nicht davon ab, ob jemand die Quantenmechanik verstanden hat. Eher ist es eine Frage von Weite des jeweiligen Horizontes, ob eine wissenschaftliche Disziplin getrennt von anderen Disziplinen gesehen wird.


    Oder, wie Werner Heisenberg es im Vorwort seines Buches Philosophie und Physik ausdrückt:


    Quote

    Da die Ergebnisse der modernen Physik dazu zwingen, solche grundlegenden Begriffe, wie etwa Wirklichkeit, Raum und Zeit von neuem zu diskutieren, so mag das Zusammentreffen zu ganz neuen Entwicklungen des Denkens führen, deren Ab­lauf man noch nicht vorhersehen kann. Ein charakteristischer Zug dieses Zusammentreffens zwischen moderner Naturwissen­schaft und den älteren traditionellen Denkweisen ist die voll­ständige Internationalität der modernen Naturwissenschaft. In diesem Austausch von Gedanken wird die eine Seite, die frühere Überlieferung, in den verschiedenen Teilen der Welt verschieden sein, aber die andere Seite wird überall genau die gleiche sein, und die Ergebnisse dieses Austausches werden sich schnell über all die Gebiete ausbreiten, in denen die Diskussion überhaupt stattfindet.


    Aus diesen Gründen ist es vielleicht keine unwichtige Aufgabe, zu versuchen, die Gedanken der modernen Physik in einer nicht zu wissenschaftlichen Sprache zu erörtern, ihre philosophischen Folgen zu studieren und sie mit einigen der älteren Traditionen zu vergleichen.

    Oder auch hier (S. 197):


    Quote


    Aber selbst an dieser Stelle könnte die Offenheit der modernen Physik bis zu einem gewissen Grad dazu helfen, die älteren Traditionen mit den neuen Tendenzen des Denkens in Einklang zu bringen. Zum Beispiel konnte der große wissen­schaftliche Beitrag in der theoretischen Physik, der seit dem letzten Krieg von Japan geleistet worden ist, als Anzeichen für gewisse Beziehungen zwischen den überlieferten philosophischen Ideen des Fernen Ostens und der philosophischen Substanz der Quantentheorie angesehen werden. Es könnte sein, dass man sich leichter an den quantentheoretischen Wirklichkeitsbegriff gewöh­nen kann, wenn man nicht durch die naive materialistische Denk­weise hindurchgegangen ist, die noch in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts in Europa vorherrschend war.


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    Es ging darum, dass Deiner Ansicht nach jemand, der die Quantentheorie mit der buddhistischen Lehre in Beziehung bringt, die Quantentheorie nicht verstanden haben kann. Nun ist hier aber jemand, der aus gutem Grund diese Beziehung dennoch herstellt, und der zugleich ein Experte im Bereich der Quantenphysik ist.


    Rovelli hat auch gesagt, dass Nagarjuna Werkzeuge der Weltdeutung bereitstellt, die sich mit dem Weltbild decken, das durch die Erkenntnisse aus der Quantenphysik entsteht.


    Du willst nur nicht zugeben, dass Deine Behauptung von oben Unsinn war, weil Du selbst bei der Quantenphysik nicht so ganz durchsteigst. :grinsen:


    Aber das kannst Du ja jetzt im Stillen üben.

    Rovelli hat als theoretischer Physiker eine interessante Deutung der Quantenmechanik gegeben, die relationale Interpretation.

    Also gibt es offenbar doch (im Gegensatz zu dem, was Du oben angemerkt hattest) wissenschaftlich sorgfältig durchdachte und kundige Sichtweisen, denen es gelingt, Buddhismus und Quantenphysik in Beziehung zu setzen. Hast Du Dir das Video denn zu Ende angeschaut?

    Möglicherweise hat Carlo Rovelli die Quantenphysik ja auch nicht verstanden...


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    Schon wieder nur ein Satz - ich hatte dazu etwas mehr geschrieben.

    Das habe ich gelesen. Aber da Du erfreulicherweise die Heisenbergsche Unschärferelation so gut verstanden hast, kannst Du sie sicherlich anschaulich erklären und aufzeigen, wo die Fehlinterpretation von denen liegt, die glauben, einen Bezug zur buddhistischen Lehre gefunden zu haben, wie z.B. Herr Kohl, auf den sich Amdap bezogen hat.

    Unter Umständen ist bei Dir Meditation mit einem bestimmten Bild verbunden, wie man so ist oder zu sein hat, wenn man meditiert: Besonders konzentriert, besonders ruhig, besonders kontrolliert, besonders achtsam, besonders nett... besonders eben. Es mag sein, dass es anderen auffällt, wenn Du besonders erscheinen möchtest. Es mag auch sein, dass Du nur denkst, dass es den anderen auffallen könnte, und dass sie dann negative Urteile über Dich fällen könnten. Es mag dies sein, und es mag das sein, oder was anderes? ... Ein Spiegellabyrinth jedenfalls, aus dem man nur schwer herausfindet: Wie bin ich? Wie erscheine ich? Wer möchte ich sein? Mögen die anderen, was und wie ich bin? Mögen die anderen, wie ich gerne sein würde? u.s.w. Ich habe früher zahllose Seiten Tagebuch damit gefüllt, und war ordentlich verwirrt und zuweilen unglücklich.


    Dann war irgendwann das Thema durch, weil es mir auch komplett egal wurde, was die anderen denken. (Vielleicht ein Vorteil der zweiten Lebenshälfte ;) ). Das ist allerdings leichter gesagt als getan.


    Wie auch immer.


    Wenn Meditieren wie Zähneputzen wird (eine halbe Stunde am Tag die Birne durchlüften), ohne etwas Besonderes damit erreichen oder sein zu wollen, dann kann es helfen, unabhängiger von der Meinung anderer zu werden – und damit vielleicht auch etwas lockerer. So zumindest meine Erfahrung. Als ich dachte, Meditation würde mich irgendwie von den anderen abheben und besonders machen, war ich jedenfalls ziemlich unerträglich für meine Mitwelt.


    :angel:

    Für mich sind das alles Binsenweisheiten.

    Jo. Es ist sehr einfach. Allerdings besteht das Problem nicht im Verständnis, sondern in der Umsetzung. Zudem fand ich aber doch folgenden Punkt bedenkenswert:


    Quote

    ebenso führt das in Glück und Freude und Wohlfahrt notwendig aufkommende, auf den Genuss der tausend Annehmlichkeiten gerichtete Dichten und Trachten allmählich, aber stetig zu wachsender Genusssucht und zunehmender Bedürftigkeit. Und ganz ebenso, wie die Wesen in dem durch Not und Verzweiflung bedingten Suchen die Wege zu Wohlfahrt und Sicherheit, eben die Tugend gefunden hatten, so müssen sie in dem durch freudiges Genießen und gedankenloses Leben bedingten Nicht-mehr-Suchen nach den Wegen zu Wohlfahrt und Sicherheit diese Wege auch wieder vergessen. Sobald sie aber vergessen haben, dass die Tugend die Bedingung war und ist für ihr Wohlleben, müssen sie diese tugendhafte Gesinnung und Art im Laufe der Zeit mit zunehmender Gewöhnung an den Genuss zwangsläufig auch wieder verlieren. Der Verlust der tugendhaften Gesinnung und Art aber bedeutet die allmähliche Zunahme von Verweigern und Entreißen, von Rücksichtslosigkeit und Unehrlichkeit, woraus wieder Not und Elend hervorgehen und wodurch die Wesen wieder zu der Frage nach dem Ausweg kommen und auf ihrer Suche wieder zwischen Irrtum und Wahrheit stehen.


    Das beschreibt ganz gut die derzeitige Entwicklung inkl. Ausbeutung, Umweltzerstörung, Klimawandel, Turbokonsum, etc...


    Dabei sollte man doch annehmen, dass der Zustand des Friedens und des Glücks doch auch Zufriedenheit erzeugen müsste. Aber offenbar ist das nicht so, wie wir ja auch schon aus der ersten edlen Wahrheit wissen. Nur fand ich es für das Verständnis unserer eigenen Zeit und unserer gesamten gesellschaftlichen Entwicklung und des Status Quo interessant, diese Perspektive mal auf die Gegenwart und ihre Krisen anzuwenden.