2500 Jahre sind keine lange Zeit. Ich denke, dass der buddhistische Weg schon in vielen und immer mehr Bereichen Teil der menschlichen Kultur geworden ist. Die Lehre ist eine, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt (Quelle). Viele Menschen profitieren schon heute von Stressreduktion durch Achtsamkeit (der Anfang der Lehre), einige gehen weiter und können mit ihren Emotionen besser umgehen, indem sie sich nicht mehr in jedem Fall mit ihren Leidenschaften identifizieren (die Mitte der Lehre), manche gehen auch darüber hinaus, und Liebe, Mitgefühl, Mitfreude, Tatkraft, Konzentration, Geduld und Weisheit bestimmen ihr Handeln zum Wohle der Mitwesen (Richtung Ende oder Ziel der Lehre). All das sind positive und erfolgreiche Wirkungen und Ziele der Lehre des Buddha. Man muss den Weg nicht zu Ende gehen, um die Wirksamkeit der Lehre zu erfahren. Das beginnt schon am ersten Tag.
Jeder und jede bestimmt selbst, wie weit er oder sie geht. Erleuchtung ist nicht notwendig, um die positiven Wirkungen der Lehre im eigenen Leben zu erfahren. Der Erfolg bemisst sich eher an einer Verbesserung der Lebenssituation, die weniger auf Kosten anderer Wesen geht, diese vielleicht sogar unterstützt, und nicht daran, ob alle "das Ziel" erreichen. Erleuchtung ist ein Aspekt der Lehre, und vielleicht sogar der unbedeutendste, weil er die wenigsten Menschen betrifft. Auch verhindert die Fixierung auf dieses Ziel das Wachstum all der positiven Aspekte, die schon nach den ersten Schritten Wirksamkeit erlangen. Der beinahe schon bis zur Floskel populär gewordene Satz: der Weg ist das Ziel, bringt das zum Ausdruck.
Es gibt gute Lehrer und schlechte Lehrer. Buddha hat das gewusst und darum die gründliche Prüfung der Lehrenden anhand ihres ethischen Verhaltens zur Grundvoraussetzung gemacht, um sich diesen Menschen anzuvertrauen. Buddhismus ist keine Magie, die plötzlich aus Menschen Heilige macht. Es ist kontinuierliche Arbeit und zugleich ein Weg, auf dem es nur zu leicht ist, sich zu verirren, und zwar am Anfang, in der Mitte und am Ende... da vielleicht besonders.
Buddhismus ist ein Weg für mein Leben. Was andere damit machen, ist dabei nur am Rande von Bedeutung. Lehrer sind Menschen wie ich, und wenn ich mein eigenes Leben betrachte, so sehe ich deutlich all die Schwankungen, Zweifel, Verblendungen, Irrwege... Aber Lehrer können inspirieren, in ihren besten Zeiten. In den schlechtesten brauchen sie vielleicht selbst Inspiration oder Hilfe oder wohlmeinende Kritik.
Das Netz ist leider ein Ort, in dem viele Menschen sich als Lehrende präsentieren, was an sich nicht schlecht sein muss. Nur gibt es hier keine Möglichkeit, diese Menschen als Lehrende zu prüfen. Das Gleiche gilt für die "Stars" der Szene, die man nur ein paar Augenblicke zu Gesicht bekommt. Ich denke manchmal: Wer sich in den hart umkämpften Bereichen der Achtsamkeitsindustrie einen Namen gemacht und sich seine Pfründe gesichert hat, wird einiges an der buddhistischen Lehre nicht im Alltag realisiert haben können. Es ist schwer, in den strengen und heiß umkämpften Hierarchien "nach oben" zu kommen. Konkurrenz, Missgunst, Neid, Machtkalkül, spirituelle Habgier, etc. werden oft Begleiter sein, wenn nicht im eigenen Geist so im Geist der Kontrahenten – wobei der Splitter im Auge des Anderen immer leichter zu sehen ist, als der Balken im eigenen Auge. Dieser Kampf um Platz eins steht mit der Lehre eigentlich im Widerspruch, weshalb die Stars der Szene, die berühmten und bekannten Lehrenden auch nicht unbedingt die besten Beispiele für die Wirksamkeit der Lehre sein müssen.