Posts by Gurkenhut

    Leid erzeugt Leid

    Den Punkt will ich noch ergänzen (ohne widersprechen zu wollen, dass Leid Leid erzeugen kann.) Leid kann auch Gutes erzeugen. Vielleicht existiert auch keine exakte oder eindeutige Zuteilung zu Glück und Leid.

    Den Frieden, den ich mit meinem Leben geschlossen habe ist der, allen Mist meines Lebens kompostieren zu dürfen und den Blumen danach beim wachsen zuschauen zu dürfen und mich darüber freuen zu dürfen. Ich glaube, es kann einen weich spülen unter guten Umständen Leid anschauen zu können und auszuhalten. Und ich für meinen Teil mache danach weniger Blödsinn als vorher.

    Wie geht es dir mit diesen Sätzen? (Falls du antworten magst. Ich glaube, sie können Verzweiflung sinnlos befeuern und genug drauf rumgekaut erleichternd wirken.)

    Die Wahrheit zu kennen, sie anzunehmen, zu akzeptieren und dennoch glücklich zu sein, was sollte das anderes sein als Weisheit und Lebenskunst?

    Ich denke, solange Glück auch noch mit der kleinsten Faser angestrebt wird, ist man sofort wieder in Samsara. Samsara ist der Schatten der Wirklichkeit, den wir uns auf der Basis von Begehren, Abneigung und Unwissenheit, konstruieren.

    Ich würde das ausdifferenzieren wollen. Der Wunsch nach Glück ist aus meiner Sicht das Wesen liebevoller Güte. Die Abwesenheit von Leid zu wünschen wesentlicher Bestandteil von Mitgefühl. Diesen Wunsch/ diese Wünsche völlig aufzugeben hat für mich die Tendenz eher in die Gleichgültigkeit zu führen, als in den Gleichmut (der für mich sehr eng verwandt ist mit bedingungsloser Güte). Beim Bestreben nach Glück, was sich in einem "ich brauche xy um glücklich zu sein" oder in einem Festhalten wollen des Angenehmen und Vermeiden des Unangenehmen zeigt, stimme ich dir zu.

    Ich würde mir wünschen, die Menschen würden weniger mit ihrer Kritik an allem, was nicht ihr eigen ist denken, und mehr mit dem Herzen, was anderes mit einschliessen und umarmen kann.

    Und doch entspricht es mMn oft genau dieser Haltung herzloser Kritik, Meinung, die nicht geteilt werden, zu kritisieren. Und mit dem Herzen denken ist dann vielleicht erstmal zu hören, was die andere Person sagen will, weil auch sie meist eine wertvolle Teilperspektive zum Thema hat.


    Ich finde es auch in gewissem Sinne Übergriffen zu beurteilen, was wer auf dem Kopf trägt. Gleichzeitig sehe ich sehr viele Diskriminierungsstrukturen, die unsere Gesellschaft in Sprache und üblichen oder tolerierten Verhalten durchziehen, dass ich zB das Thema Dreadlocks, zwar für eine Stellvertreterdiskussion, aber eines darunter liegenden wichtigen Themas halte.

    Es ist eine koloniale Mentalität, in das Gebiet eines anderen einzudringen, sich zu nehmen, was sie wollen, und das zu verwerfen, was sie für nutzlosen, primitiven, rückständigen Aberglauben halten. (Leugnung von Karma, Wiedergeburt, Ritualen, traditionellen Praktiken.)

    Auch die Menschen nicht wertzuschätzen, die das Gewollte erarbeitet bzw. überliefert haben, und eigene Schätze nicht teilen wollen (volle Teller, Chancen, Macht, etc.)

    Das Leben ist frei von Geburt und Tod. Leben hat kein Bewusstsein, keine Absichten, keine Wahrnehmung, kein Gefühl, keinen Körper. Leben ist Leben.


    Kein Zitat.

    Leben ist wie Leben nur ohne Leben.


    (Gern umhängen oder löschen, wenn hier nicht der richtige Platz zum antworten ist.)

    Ich weiß nicht, ob das noch zu Peinlichkeiten zählt oder schon zu größerem Blödsinn:

    Ich habe mich mal in einem anderen Forum ziemlich daneben benommen, gedacht die persönlichen Angriffe weglassen reicht an respektvollem Verhalten und hab einzelne Sätze anderer mit aller mir zur Verfügung stehender Logik zerlegt. Erwartete Entgegenkommen von Menschen, die ich nicht wertschätzend behandeln konnte. Die Axt in meiner Hand nicht wahrnehmend begriff ich nicht, warum die Welt so aggressiv und ungerecht ist. :nosee: Damals konnte ich mich beim Weggang auch nur halbherzig entschuldigen. Zum Glück ist der Mensch lernfähig.

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    Ich glaube, hier fängt das Missverständnis zumindest zwischen uns beiden an. Ich interpretiere deine Worte so, dass du mit sehr viel Anpassung, unhinterfragenden Glauben o.ä. zum Buddhismus gekommen bist und nun rebellierst.

    Nein, ich habe Jahrelang Pratiziert und bin nach und nach auf viele Punkte der Lehre gestossen, die keinen Sinn machen/Nicht mehr haltbar sind nach heutigem Stand der Wissenschaft, oder gar in sich nicht schlüssig sind, sich also selbst inenrhalb der Lehre wiedersprechen. Ich habe diese größtenteils bereits alle hier in meinen Beiträgen genannt.

    Worte sind keine saubere Beschreibung der Wirklichkeit. Ich bin Mathematikerin. Ich bewundere die Klarheit und Harmonie der theoretischen Mathematik, wo vor allem zwei Menschen, wenn sie dort das Wort Leiden in den Mund nehmen würden, 100%ig das gleiche meinen, weil die Worte erst definiert werden, und dann benutzt. Dadurch ist es möglich zu sagen, eine Aussage ist wahr oder falsch.

    Im Leben und auch in den Wissenschaften, die sich mit den praxisangewandten und spannenden Fragen beschäftigen, ist es anders herum, es werden Wörter benutzt im Versuch das was ist zu beschreiben und sich verständlich zu machen, über die kein völliger Konsens besteht, was sie eigentlich bedeutet. Wie will man Aussagen über das Leiden als wahr oder falsch beurteilen, wenn die Vorstellungen, was gemeint ist, völlig auseinander gehen?


    Den Wert meiner buddhistischer Praxis sehe ich in hilfreichen Methoden mit dem Leben klar zu kommen, u.a. mit dieser Bodenlosigkeit, das nichts hält, nicht mal Worte. Und nicht darin, das was ist objektiv "richtig" beschreiben zu können.

    Trotzdem diskutiere ich weiterhin gerne mit Menschen über Religion und Philosophin und habe auch Verständnis dafür, dass Menschen eben an das was in der Buddhistischen Lehre behauptet wird, glauben, denn ich war ja selbst einmal überzeugt davon aus diversen Gründen.

    Ich glaube, hier fängt das Missverständnis zumindest zwischen uns beiden an. Ich interpretiere deine Worte so, dass du mit sehr viel Anpassung, unhinterfragenden Glauben o.ä. zum Buddhismus gekommen bist und nun rebellierst. Ich bin in einer Phase der Rebellion (die ich im übrigen für wesentlich weil zumindest meiner Kenntnis nach nicht überspringbar halte) zum vertieften Studium der Lehre gekommen. Eine meiner Lieblingsarbeitsanweisungen besteht auch darin mir zu überlegen, wie ich einen Satz völlig missverstehen kann, und dann erstmal davon auszugehen, dass er so nicht gemeint ist. Die meisten Wörter und Sätze haben leider eine weite Bandbreite an Interpretationsmöglichkeiten.

    Als einer, der hier schon mehrmals das Ziel von "Rauswurf-" bzw. "Sperren!"-Rufe gewesen ist, finde ich diese Abwehr-Reaktionen einfach traurig. Das hier ist doch eine Diskussionsforum; warum möchte man gewisse Sichtweisen einfach wegsperren?

    Das sehe ich im Grund genauso, möchte es aber mit einem Dank an void verbinden. Rauswerfen finde ich auch hinterfragenswert, alles was nur keine persönlichen Beleidigungen enthält unkommentiert stehen lassen aber auch.

    Das Beste was bei solchen Diskussionen herauskommen kann ist dass sich dabei Verständnis und Wohlwollen für Menschen mit anderen Ansichten entwickelt.

    Macht nur Diskussionen total unspannend und senkt dadurch wahrscheinlich Zuschauerzahlen und Egobefriedigung.

    Ich stell' mir das gerade vor. Eine kleine Runde von Menschen, jeder darf erzählen, was er glaubt und praktiziert. Und die Rückfragen zielen nicht darauf ab, logische Widersprüche zu finden oder andere bloßzustellen, sondern gehen in die Richtung: Und wie wirkt die Praxis bei dir? Tut sie dir gut? Was verändert sich dadurch bei dir und in den Beziehungen zu anderen?

    Und dann kann offen erzählt werden, dass jemand damit den Tod seines Kindes verarbeitet hat. Oder die eigene Vergangenheit/ das eigenen Wesen bearbeitet, sodass man fähig geworden ist, dem lebenden Kind Liebe zu schenken. Oder anderen Wesen. Oder jemand erzählt, wie er mit seiner Angst klarkommt, und nun das tun kann, was er tun wollte, wenn nur diese Angst nicht mehr da wäre. Ein anderer wie sich der Blick für das Leiden dieser Welt geöffnet hat und er einen sinnlosen Bürojob gegen eine Tätigkeit ausgetauscht hat, bei der es nicht zu übersehen ist, dass es hilft Leiden zu lindern. Und jemand anderes erzählt über erlebtes Leid innerhalb einer religiösen Struktur und auch dies wird nicht abgewehrt, sondern erzählt und wohlwollend begleitet.

    Das lese ich auch gerade. Auch wenn jahrzehntelange harte Arbeit von Masters in seiner Entwicklung steckt, finde ich das menschliche Entwicklungspotenzial beeindruckend.

    Ich glaube das Lachen ist eine Abwehrhaltung gegen das Mitfühlen des Schmerzes des anderen oder die Scham oder was auch immer beim gegenüber einsetzt oder in einem selbst als Projektion. Dieses Einsetzende wahrnehmen zu können zu lernen verhindert bei mir das Lachen immer mehr, sprich einfach nur Metta- und darauf aufbauend Mitgefühlsmeditation.

    Kannst du das mit der Mitfreude noch ein wenig ausführen?

    Mitfreude kann man üben wie Güte oder Mitgefühl, indem man es langsam auf verschiedene Personengruppen ausdehnt (man selbst, geliebte Personen, neutrale Personen, als schwierig empfundene Personen,...). Sich darüber freuen zu können, dass wer anderes was Schönes hat, vielleicht sogar genau das, wonach ich mich gerade sehne, macht das Leben schöner und wendet den Fokus aktiv auf die freundliche Seite des Lebens. Kann aber auch ziemliche Arbeit mit dem eigenen Neid/ dem Ego sein. (Vielleicht will man jemanden auf Grund gewisser Vorkommnisse eigentlich zum größten Depp der Menschheit erklären und dann ist der so anfangsverliebt in seinen neuen Freund, oder ganz vernarrt in sein süßes Baby, vielleicht hat er aber auch nur ein Stück Sahnetorte in der Hand, Zeit für einen Spaziergang in der Nachmittagssonne oder für die Sauna, oder einen guten Freund zum reden oder lachen, oder eine Lohnerhöhung bekommen oder gar den Job, auf den man sich auch beworben habe. Alles schön für ihn. Kann man sich mitfreuen mit ein bisschen Übung, statt nur das Leid wahrzunehmen.)

    Hallo haiku1996,

    einerseits mache ich mir bewusst, für wen und wieviel Verantwortung ich trage, um aus meinem gefühlten Pflichtgefühl rauszukommen, dass ich was dagegen tun müsste und mache mir auch klar wie stark Menschen sind Dinge auszuhalten und positiv mit umzugehen.

    Eine zweite Sache ist die Übung von Mitfreude, die den Fokus bewusst auf schöne Dinge lenkt (was aber harte Arbeit mit dem eigenen Ego sein kann).

    Liebe Grüße

    Gurkenhut

    Denn was hat es mir angetan außer eure Meinung über mich, es so negativ zu auszudrücken?

    Ich weiß nicht, ob ich den Satz richtig verstehe, aber ich habe keine negative Meinung über dich. Ich lese aus deinem Text heraus, dass du viel Gewalt um dich her wahrnimmst (ich habe auch eine breitgefasste Definition von Gewalt, weshalb ich dir da sofort zustimme) und den Wunsch, was dagegen zu tun.

    Bezogen auf Corona und die RSV-Infektionen gerade bin ich nur der Meinung, dass es gerade wegen der ganzen Unsicherheiten, die es gab und gibt, und der Komplexität des Themas, Entscheidungen extrem schwierig sind und waren. Wäre ich 100 Menschen, hätten bei der Impfentscheidung meiner Kinder etwa 52 für das eine gestimmt und 48 für das andere. Damit will ich nur sagen, dass ich die Welt nicht schwarz-weiß sehe, sondern ebenso wie du versuche Positives wie Negatives mir anzuschauen.

    Um aber auf die Gewalt zurückzukommen: Mein Weg damit umzugehen ist in erster Linie darauf einzuwirken, mein Verhalten gewaltloser zu machen. Nur eine kleiner Verminderung aber wenigstens eine, auf die ich Einfluss habe.