Liebende Güte ist kein Gefühl, sondern ein Zustand (so wie etwa Gleichmut). Und den kann man trainieren. Und damit wird das möglich, was Du weiter unten beschreibst: Sich den eigenen Gefühlen zu öffnen, sie zu untersuchen, und sie mit der Zeit zu überwinden, weil man die Ursachen überwindet (in der Regel Angst).
Du meinst liebende Güte im Umgang mit sich selbst ist eine Voraussetzung für eine Anerkennung der eigenen schwierigen Gefühle und eine fruchtbare Auseinandersetzung mit ihnen? Das kann ich mir aus meiner Erfahrung heraus auch sehr gut vorstellen.
Es ist ja auch durchaus nicht unwahrscheinlich, dass viele Menschen aggressive und zerstörerische Regungen ganz gut abgewehrt haben, so dass sie nicht wirklich bewusst erlebt werden oder in ihrem Bewusstsein in der hintersten Ecke irgendwo schlummern.
Eine Frage, die mich brennend interessiert, ist es, wann es eher Sinn macht diese Regungen zu ignorieren. Nach dem Motto: Ein Samen, den man nicht wässert (dem man keine Aufmerksamkeit schenkt), wird auch nicht keimen und irgendwann vielleicht sogar ganz verschwinden. Und wann es Sinn macht die Abwehr gegen diese Regungen aufzulösen und sich bewusst mit ihnen auseinander zu setzen. Das sind ja zwei - wie ich meine - sehr verschiedene Umgangsweisen mit negativen Gefühlen.
Ist das entscheidende Kriterium, ob die Gefühle eine verzerrte Wahrnehmung, also eine neurotische Konfliktbewältigung oder ein "gesunden" Ausdruck darstellen?
Du meinst in der Regel liegt negativen Gefühlen Angst zugrunde? Und unter der Angst liegt da noch etwas?
Weil ich habe jetzt auch schon öfter buddhistische oder charakteranalytische Erklärungen gehört oder gelesen, dass unter den negativen Gefühlen grundlegende liebevolle Regungen liegen. Das finde ich auch eine nachdenkenswerte Überlegung.