Beiträge von Geronimo im Thema „Ajahn Thanissaro und Wiedergeburt“

    Und bevor jetzt jemand hervorhebt, das man "nicht nach der Autorität heiliger Schriften" gehen sollte, so muss man gleichzeitig aber auch sehen, das man ebenso "nicht nach bloßen Vernunftsgründen und logischen Schlüssen, und nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen" gehen sollte.


    Man muss sich den Weg erst zeigen lassen, von jemandem der ihn ganz bis zu Ende gegangen ist, um ihn dann selbst vollständig gehen zu können. Und dann irgendwann erkennt, versteht und weiß man auch wie die Dinge zu verstehen sind und wer sie tatsächlich der Wirklichkeit entsprechend verstanden hat.


    Die eigene Praxis ist sogar alles worauf es ankommt.


    Zitat

    "Wie ist das, Student, gibt es unter den Brahmanen auch nur einen einzigen Lehrer oder auch nur einen einzigen Lehrer eines Lehrers, zurück bis zur siebten Generation von Lehrern, der sagt: 'Ich verkünde das Ergebnis dieser fünf Dinge, nachdem ich es selbst mit höherer Geisteskraft verwirklicht habe'?" - "Nein, Meister Gotama." M99


    Also den Pali Kanon als einfach nur eine weitere Quelle des (Buddha-) Dharma zu sehen ist schon eine schwierige Herangehensweise, wenn man dem Buddha folgen möchte. Alles was wir heute vom Buddha und dem Buddhismus wissen beruht auf dieser Grundlage (inkl. Sanskrit-Kanon).


    Wenn unsere eigenen Erfahrungen den ältesten Überlieferungen tatsächlich mal widersprechen sollten, dann wird es wirklich interessant, aber bis dahin ist es doch zweitrangig was irgendjemand sonst darüber zu sagen hat.


    Davon abgesehen spricht Buddhadasa von genau der gleichen Sache von der auch der Buddha spricht, nur wird man das schwer erkennen wenn man es nicht erkennen möchte.


    Das ist ein guter Ansatz. Aber wie wird man hier zu einer Lösung gelangen können, wenn man sich mit Zitaten "bekriegt"?

    mukti:
    Elliot:


    Nach wie vor halte ich für eine Hauptmotivation der metaphorischen Umdeutung den darin begründeten Versuch, einen dann deutlich bequemer mit weltlicher Lebensweise vereinbaren achtfachen Pfad etablieren zu können: Das Begehren nach Dasein, Nicht-Dasein und Sinnesvergnügen als Ursache von Dukkha und erneutem Werden tritt dann leichter in den Hintergund: ...


    Jedenfalls hätte man keinen Grund alles aufzugeben, wenn mit dem Tod ohnehin alles vorbei wäre. Das hatten wir ja schon öfter - die Buddhalehre ermöglicht ein entspanntes Leben, alles andere ist Unsinn. "Nimm' nichts zu ernst, im Grunde ist das Leben eh nur eine Illusion" - Anatta für einen seichten Charakter.


    Ich glaube da beiśt sich der Affe in den Schwanz. Es steht und fällt eben alles mit dem Begehren. Wer möchte das schon aufgeben, so ganz ohne Garantien.

    Das wäre ja auch der augenscheinlich angenehmste Weg. Alles so lassen können wie es ist, nur ein bisschen toller. Und irgendwann glaubt man vielleicht das man alles Unangenehme irgendwie derart überwinden könnte, das man nur noch vom Angenehmen berührt wird, auch wenn einem das unvermeidliche Unangenehme berührt. Ein glückliches Leben, in dem man alles auskosten kann, ohne Ende.


    Nur ist ja gerade der Hunger und der Durst nach egal was schon die eine grundlegende Voraussetzung für Un-Ruhe und Un-Frieden. Ein wahres zur Ruhe kommen in der Bewegung ist, wenn man mal wirklich ehrlich zu sich ist, nicht möglich. Es mag einem in guten Momenten vielleicht so erscheinen und dann entdeckt man das "Tun ohne Tun" für sich, aber an den unvorstellbaren Frieden, den man (wohl) in der tiefsten Versenkung erlebt, kommt das nie heran.


    Das ist eben die Frage: Womit gibt man sich zufrieden?


    Der Buddha hat diesen äußerst wichtigen Unterschied doch selbst kennengelernt. Es gibt da ein weltliches Glück, das man über alle Maßen ausdehnen kann, aber es ist und bleibt vergänglich. Und da gibt es da das überweltliche Glück, das keine Bedingungen mehr hat und somit unvergänglich ist.


    Ich bevorzuge das zweite :) Mal ganz überspitzt gesprochen: Was habe ich von 1 Mio Jahren unvorstellbaren Glücks, wenn es doch irgendwann wieder vergeht, und ich Tag um Tag, Leben um Leben dem Glück aufs neue hinterjage, ununterbrochen? Das ist so ungefähr wie mit dem Köder der einem direkt vor dem Gesicht hängt, den man aber nie wirklich erreicht, weil er an unseren Körper gebunden ist und so immer auf gleicher Entfernung bleibt.


    Jetzt wo ich den Ausweg kenne, erscheint mir diese Jagd als eine sehr unglückliche... da man nie ankommt.

    Zitat

    «Es könnte sein, daß ein törichter, unwissender, vom Durst im Geiste überwältigter Mensch glaubte, den Meister berichtigen zu müssen, indem er denkt, wenn die Gruppen nicht das Ich sind, welches Ich könnten dann die nicht von ihm getanen Taten berühren? Über solche und ähnliche Fragen habe ich euch meine Bhikkhus, belehrt. Was meint ihr wohl: ist die Gestalt beständig oder unbeständig?» – «Herr, unbeständig.» – «Was unbeständig ist, ist das unbefriedigend oder beglückend?» – «Herr, es ist unbefriedigend.» – «Was aber unbeständig, unbefriedigend und veränderlich ist, kann man davon sagen: Dies ist mein, ich bin dies, dies ist mein Ich?» – «Herr, gewiß nicht!» – «Was meint ihr wohl: sind die übrigen Gruppen beständig oder unbeständig?» – «Herr, unbeständig.» – «Was unbeständig ist, ist das unbefriedigend oder beglückend?» – «Herr, es ist unbefriedigend.» – «Was aber unbeständig, unbefriedigend und veränderlich ist, kann man davon sagen: Dies ist mein, ich bin dies, dies ist mein Ich?» – «Herr, gewiß nicht!»


    «Darum, meine Bhikkhus, müßt ihr alles, was es an Gruppen gibt, wenn ihr es richtig verstanden habt, wie es wirklich ist, so betrachten: Dies ist nicht mein, ich bin dies nicht, dies ist nicht mein Ich. Ein Edeljünger, der dies so betrachtet, wird der Gestalt, der Empfindung, der Wahrnehmung, der unbewußten gestaltenden Tätigkeiten und des Bewußtseins überdrüssig, er wendet sich davon ab, löst sich davon los und wird sich der Erlösung bewußt; er erkennt, daß sich (für ihn) der Lauf der Wiedergeburten erschöpft hat, daß das Ziel des Reinheitswandels erreicht ist und getan worden ist, was zu tun war, und daß er mit der Welt nichts mehr zu schaffen hat.»


    http://www.palikanon.com/majjhima/kurt_schmidt/m109.htm

    Also meiner Erfahrung nach, spielt das Denken im Erkennen und Verstehen ein so kleine Rolle. Wie tief und unmittelbar das direkte Wissen ist, wie flach und indirekt dagegen das Denken. Ich denke jeder der Meditation mal eine Weile gepflegt hat wird das nachvollziehen können.


    Mich hat mein Denken immer nur zu weiterem Denken und zu Ansichten und Meinungen und Spekulationen geführt, nie aber wirklich zum unmittelbaren Verstehen, so wie es die gesammelte Achtsamkeit vermag. Das ist etwas das frei ist von schlussfolgern und kombinieren, und den grundsätzlichen Unterschied zwischen gedachtem Wissen und wirklichem Erkennen ausmacht.

    Axel Benz:
    Geronimo:

    Du glaubst also nicht, das es Wissen gibt das sich erst durch Meditation erschließen lässt? Ein Erwachen, das uns die grundlegenden Zusammenhänge klar werden lässt, die wir durch reines Denken nicht erkennen könnten?


    Nein.


    Na dann. Also bei mir verändert sich so einiges an der Perspektive, wenn ich mich mal eine halbe Stunde auf's Kissen setze.

    Axel Benz:
    Geronimo:

    Ach, wir Unerleuchteten wissen doch so wenig über das Leben an sich, wie könnten wir da sagen das die Dinge sich nicht über das eine Leben hinaus beeinflussen, so wie es der Buddha vielleicht tatsächlich erkannt hat?


    Ach, zum einen glaube ich, dass 'wir Unerleuchteten' eine Menge über das Leben wissen, oder zumindest wissen könnten, wenn wir die notwendige Neugier aufbringen. Zum anderen glaube ich , dass es sowas wie 'Erleuchtung' ebensowenig gibt, wie die unbefleckte Empfängnis oder die Wiederauferstehung der Toten. Deswegen haben wir alle die gleichen Startvoraussetzungen beim Beurteilen absonderlicher Behauptungen.


    Du glaubst also nicht, das es Wissen gibt das sich erst durch Meditation erschließen lässt? Ein Erwachen, das uns die grundlegenden Zusammenhänge klar werden lässt, die wir durch reines Denken nicht erkennen könnten?

    http://de.wikipedia.org/wiki/Anatta


    Zitat

    Schüler des Buddhismus stehen manchmal vor dem intellektuellen Dilemma, dass die Lehre von Anatta und die Lehre der Wiedergeburt einander auszuschließen scheinen. Wenn es kein Selbst gibt, keine dauerhafte Essenz einer Person, was wird dann wiedergeboren? Buddha diskutierte dies in einem Gespräch mit einem Brahmanen namens Kutadanta (Kūtadanta Sutta, 5. Lehrrede im Dígha Nikaya). Es ist demnach lediglich der karmische Impuls, der die Verbindung zwischen den einzelnen Leben herstellt. Es gibt keine Substanz, die übertragen wird. Wie bei einer brennenden Kerze, der das Wachs ausgeht, wird in dem Moment des Verlöschens eine neue Kerze an der Flamme entzündet. So bleibt die Flamme erhalten, der Brennstoff ist ein neuer.

    malsehen:

    Etwas, das so unergründlich wie das Leben selbst ist, kann nur in den unterschiedlichsten Wahrnehmungen und Facetten beleuchtet, erfahren, durchdacht, befühlt oder was auch immer werden.
    Auf unterschiedlichsten, verschiedensten, verschlungensten, umwegigen, kurzen, im Kreis führenden Wegen.
    Nicht ein Weg, viele Wege.
    Nur vom zuhören und zulesen des bisschen Quelltextes, das im Forum als Zitate geführt wird, kann mir nur klar werden, dass es nicht ein Weg ist.
    Wer will, soll oder auch nur kann hier den Richter spielen?
    Woher der Wahn/die Angst, so kategorisch zu unterscheiden in richtig und falsch?


    Unfreundlich zu werden ist nahezu immer falsch.


    Zitat

    Selbst wenn da einem ein Räuber mit einer doppelgriffigen Säge Gelenke und Glieder durchschneidet, so würde, wer da in Zorn geriete, nicht meine Weisung befolgen. Da hat man sich nun also zu üben: ,Nicht soll mein Geist außer sich geraten! Nicht darf ich üble Worte äußern! Von Wohlwollen und gütiger Gesinnung erfüllt will ich bleiben, ohne Groll in meinem Innern; und jene Person will ich mit gütiger Gesinnung durchdringen, und darauf gestützt will ich die ganze Welt mit gütigem Geiste durchdringen, einem weiten, entfalteten, unbeschränkten, frei von Haß und Übelwollen.


    Zitat

    Ich hoffe, ..., daß ihr alle in Eintracht lebt, mit gegenseitigem Verständnis, ohne Streit, wobei ihr euch wie Milch und Wasser mischt, euch gegenseitig mit gütigen Augen betrachtet."


    A.III.68 Vom Reden und Diskutieren

    Zitat

    Rohe Rede hat er verworfen, von roher Rede steht er ab. Worte, die untadelig sind, dem Ohre angenehm, liebreich, zum Herzen gehend, höflich, vielen lieb und angenehm, solche Worte spricht er.


    In M.21 heißt es::—Selbst wenn da einem ein Räuber mit einer doppelgriffigen Säge Gelenke und Glieder durchschneidet, so würde, wer da in Zorn geriete, nicht meine Weisung befolgen. Da hat man sich nun also zu üben: ,Nicht soll mein Geist außer sich geraten! Nicht darf ich üble Worte äußern! Von Wohlwollen und gütiger Gesinnung erfüllt will ich bleiben, ohne Groll in meinem Innern; und jene Person will ich mit gütiger Gesinnung durchdringen, und darauf gestützt will ich die ganze Welt mit gütigem Geiste durchdringen, einem weiten, entfalteten, unbeschränkten, frei von Haß und Übelwollen.


    Und warum wirst du jetzt persönlich?

    Maybe Buddha:
    Geronimo:

    Ich find ja ganz interessant das sich hier alle darauf geeinigt zu haben scheinen das es da kein Selbst gibt, ohne tatsächlich zu wissen das es da kein Selbst gibt :)


    Das ist jetzt wiederum eine mutmaßung.
    Also ich für meinen Teil weiß das es kein Selbst gibt.


    Mehr schreib ich jetzt besser nicht, das passt nicht wirklich in den Thread. Aber kannst ja gerne einen neuen zu dem Thema aufmachen...


    Ist 'ne Mutmaßung, ja. Aber ich find' es ist 'ne ganz interessante Mutmaßung. Das eine akzeptieren alle, obwohl sie es wahrscheinlich nicht wirklich aus eigener Erfahrung wissen, unmittelbar durchschaut haben. Denn Wissen und Wissen liegen nicht selten sehr weit auseinander. Beim anderen wiederum bilden sich viele verschiedene, scheinbar gegensätzliche Ansichten und Meinungen, die ebenfalls wahrscheinlich nicht aus Wissen resultieren, sondern aus der gleichen Unwissenheit.