Beiträge von Aravind im Thema „Lack und Leder BDSM im Buddhistischen Kontext“

    Danke für die Zuspitzung, da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. "Der Buddha hat immer recht.", nichts läge mir ferner! "Komm und sieh", sagt der Buddha.


    Ich legte doch Wert auf die erforschende buddhistische Praxis: Ersetze "Der Buddha hat immer recht." durch "Ob der Buddha recht hat, ob etwas für mich heilsam oder unheilsam ist, kann ich durch fortschreitende Praxis erkennen". Daran muss man tatsächlich am Anfang glauben; später wird das durch Erfahrung gestützt.

    Wenn man nicht von Anfang an ernsthaft in Betracht zieht, dass etwas später nicht 'durch Erfahrung gestützt' wird, wird man immer nur Bestätigungen finden (siehe Bestätigungsfehler).

    Ja stimmt, das wäre so, wenn es auf dem Pfad keine Weiterentwicklung und keine kritische Überprüfung geben würde. Momente, in denen man (beispielsweise in der Meditation) seine eigenen Bestätigungsfehler erkennt, machen ja gerade den Weg der Reinigung aus. Der Glaube an ein unveränderliches Ego ist gerade ein Musterbeispiel hierfür.


    Wenn man diese Möglichkeit verneint, hat es keinen Sinn, zu praktizieren. Praktische Entwicklung erfordert ein hohes Maß an Offenheit und Achtsamkeit.


    Mal vom Ende gedacht: Wenn ein Erwachter nicht weiß, was heilsam und unheilsam ist, dann ist er nicht erwacht, oder die Lehre ist von Anfang an Mist. Wie sollte man Heilsames fördern und Unheilsames vermeiden, wenn diese Einordnung immer beliebig wäre.


    Das schließt natürlich mit ein, dass das, was als heilsam/unheilsam erfahren wird, sich mit der Zeit ändert. Diese Labels können nicht endgültig sein, sondern sind immer ein Momentanzustand.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS: Danke für Deine Einwände. Das hilft mir sehr, meine Gedanken zu sortieren und zu klären.

    Danke für die Zuspitzung, da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. "Der Buddha hat immer recht.", nichts läge mir ferner! "Komm und sieh", sagt der Buddha.


    Ich legte doch Wert auf die erforschende buddhistische Praxis: Ersetze "Der Buddha hat immer recht." durch "Ob der Buddha recht hat, ob etwas für mich heilsam oder unheilsam ist, kann ich durch fortschreitende Praxis erkennen". Daran muss man tatsächlich am Anfang glauben; später wird das durch Erfahrung gestützt. Diesen Effekt des Weges kann man natürlich anzweifeln, aber dann bleibt von der Lehre des Buddhas nichts mehr übrig, nur bloßer Glaube an die Schriften.


    Ich bezweifle, dass das Töten von Hitler für den Mörder heilsame Auswirkungen hat. Aber dass könnte er nur selbst herausfinden, das ist je gerade mein Punkt. Für die meisten anderen ist das in diesem Fall natürlich eine tolle Sache. Und ich bin Herrn Hitler sehr dankbar, dass er seine Selbsttötung durchgezogen hat.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Glaubst Du wirklich, die Kategorien 'heilsam' und 'unheilsam' seien irgendwie 'objektiver' und nicht ebenfalls moralische Wertungen einer bestimmten Epoche, Gesellschaftsschicht oder Subkultur (für das Buddhaland dürften alle drei Fälle zutreffen).

    Lieber Axel,


    genau, das ist die entscheidende Frage! Der Buddha sagt: Ja!. Sonst wäre eine Überwindung von Gier, Hass und Verblendung im Allgemeinen nicht möglich. Sondern würde von den gesellschaftlichen Umständen abhängen. Wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sagen würden, es ist heilsam, andere Manschen zu töten, dann erwarte ich, dass man durch die vom Buddha beschrieben Praxis zu dem Ergebnis kommt: Nein, für mich nicht. Wenn das nicht so wäre, wäre die Lehre für die Tonne.


    Außerhalb der Silas (die ja auf dem selben Prinzip beruhen) ist heilsam und unheilsam IMHO der Maßstab. Und die Lehre sagt, dass man das durch fortschreitende Praxis ergründen kann, was heilsam und unheilsam ist.


    Nur eben nicht momentan und normativ. Das ist ja ein Problem dieser Diskussion. Dass manche meinen, eine Art Katechismus aus den Schriften ableiten zu können, der über die Silas hinausgeht, ohne auf den Einzelfall zu gucken, mit Achtsamkeit und Liebender Güte.


    Das sollte auch nichts mit "anything goes" zu tun haben; finde ich auch einen wichtigen Hinweis. Was "geht", das ist zu ergründen, durch intensive buddhistische Praxis.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Sex im Allgemeinen muss gemäß der Lehre natürlich transzendiert werden im Laufe des Erwachens, so wie andere mit Gier und Hass verbundene Teile des Lebens.

    Der westliche, am Dharma interessierte Mensch sollte sich Folgendes klarmachen: der Dharma war - in aller Konsequenz - eine Lehre für die Mönche - die Haushälter hatten eine für sie annehmbare Versioṇ. Hätten alle praktizierenden Buddhisten seit Buddhas Zeiten dem Sex abgeschworen, wäre der Buddhist eine seit langem ausgestorbene Rasse,

    Ja, das sollte man sich immer klar machen. Aber wenn man als Haushälter erwachen wollte, dann würde an einer Transzendierung der sexuellen Gier kein Weg vorbei gehen, denke ich.


    Glücklicherweise wird das leichter, wenn man älter wird. ;)


    Ich glaube, das habe ich neulich auch bei Ajahn Cha gelesen: Wenn man älter wird, hat man einen viel einfacheren Weg: Das Thema "Endlichkeit" und "Verfall" sind dann Alltag, nicht mehr was besonderes. Und man hat bei allen Gelegenheiten Schmerzen, man muss sie also sowieso annehmen, und es lohnt sich also erst recht, die Identifikation damit zu Überwinden. :)


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Vielen Dank für die Erläuterungen, Hedin!


    Ja, das stimmt. Karma, Leiden, Gier, Entscheidung und Tat stehen zwar in Beziehung, aber das wichtige für das Karma ist die Entscheidung. Wenn man sich vornimmt, zu stehlen, aber man davon abgehalten wird, hat das natürlich trotzdem eine karmische Auswirkung.


    Das wusste ich zwar "eigentlich", aber so richtig präsent war mir die Sichtweise nicht.


    Vielen Dank,

    Aravind.

    Was ist Blümchensex? ;)

    Wikipedia

    Zitat

    Im Lied Blümchensex der Rockband Killerpilzemeint ein Mann, dass seine Eroberung auf Blümchensex steht, sagt, dass dies für ihn kein Problem sei, aber man solle doch endlich anfangen. In einer Strophe zieht sie dann eine Lederpeitsche hervor und er flüchtet schnell.

    😁


    Selbstverständlich gehört zum Sex in der Regel der ganze Mensch und die ganze Beziehung. Ich kann da nichts altmodisches erkennen..


    Liebe Grüße, Aravind.

    Ich frage mich unabhängig von eurer Diskussion, wie bei diesem Thema Leiden vermieden werden kann.

    Dabei geht es zunächst um das Leiden in einem selbst.

    Welche Rolle spielt das Ego? Warum brauche ich dieses Pfeffer fürs Bewusstsein eigentlich? Das sind Fragen, die ich mir stellen würde.

    Ja, genau. Das ist die Frage, die man im Einzelfall beantworten muss.

    Ist meine Sexualpraktik mit mehr Anhaftung verbunden als Blümchensex?


    Hier in diesem Faden ging es um den Unterschied verschiedener Techniken, nicht darum, Sex per se "jetzt schon" zu überwinden.


    Sex im Allgemeinen muss gemäß der Lehre natürlich transzendiert werden im Laufe des Erwachens, so wie andere mit Gier und Hass verbundene Teile des Lebens.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Was Sexualität in einer Partnerschaft angeht, da hatte der Buddha den Haushältern doch Regeln gegeben. Die Haushälter-Regeln dienen dazu niedrige Wiedergeburten zu vermeiden, nicht mehr. BDSM gehört sicher nicht zu den Formen, die der Buddha den Haushältern 'erlaubt' hat.

    Welche Regeln hat der Buddha denn Haushältern gegeben? Außer, von sexuellem Fehlverhalten Abstand zu nehmen? (ist eine echte Frage, ich kenne nur das).


    Du schreibst "erlaubt" in Anführungszeichen, und das halte ich auch für richtig. Erlaubt ist doch kein Begriff des Pfades. Ist der Maßstab nicht immer: Ist es heilsam, neutral, oder unheilsam für den jenigen, der es ausführt. (für Nichtordinierte natürlich). Wenn es andere Maßstäbe geben sollte, bitte zitieren; das interessiert mich wirklich.


    Wenn mir meine Löwin vertrauensvoll fest in den Nacken beißt, weil ich darauf stehe, ist das für sie unheilsam? Wenn Jane ihren Tarzan beim Oralsex fesselt, weil er das scharf findet, ist das für sie unheilsam? Ich wüsste nicht, warum. Und wo ist die Grenze des "erlaubten"?

    Ich behaupte, die gibt es nicht, unter den genannten Voraussetzungen (Freiwiligkeit, ...). Es kann IMHO nur eine Einzelfallbetrachtung geben. So selbstkritisch wie möglich. Wie bei allen Begierden und Anhaftungen.


    Inklusive des Auslebens von Blümchensex. Auch dieser kann ja unglaublich manipulativ und unheilsam sein.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Er beinhaltet Auffassungen, die ich nicht teile (...) das Gier (tanha) massive karmischeSpuren (Eindrücke) schaffen würde.

    Danke für Deine Erläuterungen!


    Mit dem Begriff "abartig" kann ich nichts anfangen, aber ok... Schon mal Löwen beim Liebesspiel zugesehen? (like on Discovery Channel :) :) )


    Das mit der Gier und Karma verstehe ich nicht. Es gibt doch nichts, dass mehr Karma erzeugt, als der eigenen Gier nachzugehen. (Karma gerne in dem persönlichen Sinne, wie Du es beschrieben hast). Deshalb führt die Überwindung von Gier und Hass auch dazu, dass kein neues Karma erzeugt wird. Habe ich Dich falsch verstanden?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Außerdem glaube ich: es gehört schon eine gehörige Portion karmischer Verdrehtheit dazu, dass körperliche Schmerzen, oder auch unangenehme Gefühle, vom Geber wie auch als Empfänger, also beiderseits als Lust empfunden werden (...)

    Kann ich nicht bestätigen. BDSM gehört zu den wenigen Dingen, in die ich mich überhaupt nicht einfühlen kann, weil mir jeglicher lustvolle Bezug dazu fehlt.

    Aber die Funktion von Schmerzen in Zusammenhang mit körperlicher Lust ist ja nicht so geheimnisvoll: Schmerz führt zu Adrenalinausschüttung und damit bei den allermeisten Menschen zur Luststeigerung (wenn bereits Erregung vorhanden ist), auch bei mir.


    Liebe Grüße,

    Aravind.