Beiträge von Helmut im Thema „Wiedergeburt“

    Zitat

    Im Gegensatz zu Buddha Sakyamuni habe ich allerdings noch nicht die dritte edle Wahrheit von der Beendigung des Leidens und seiner Ursachen verwirklicht.

    Diese Behauptung ist nach deiner eigenen Definition abhängig entstanden und von deiner Benennung - hier: deinem Glauben - abhängig. Sie hat also keinerlei objektiven Wert.

    Meine Aussage von dir zitierte Aussage hat nichts mit Glauben zu tun. Anhand der ersten beiden edlen Wahrheiten kann man ja selbst nachprüfen, ob man alle Leiden samt ihren Ursachen aufgegeben hat, Man kann ja selbst prüfen, ob im eigenen Bewusstseinskontinuum noch Leiden auftreten. Treten noch Leiden auf, so gibt es auch noch Leidensursachen im eigenen Bewusstseinskontinuum. Das ist eine rationale Untersuchung.


    Abhängiges Entstehen hat ja nichts mit Glauben und Beliebigkeit zu tun. Wenn dem so wäre, dann würde auch Naturwissenschaft auf Glauben und Beliebigkeit basieren. Beim abhängigen Entstehen geht es um Ursache-Wirkungs-Beziehungen. An die zu glauben reicht nicht, sondern man muss sie logisch begründen können.

    Natürlich ist auch Buddha Sakyamuni ein abhängig entstandenes Lebewesen wie du und ich auch. Im Gegensatz zu Buddha Sakyamuni habe ich allerdings noch nicht die dritte edle Wahrheit von der Beendigung des Leidens und seiner Ursachen verwirklicht.


    Deshalb gibt es noch weiterhin Unwissenheit, Begierde und Hass in meinem Geisteskontinuum. Deshalb wird bei mir im Todesprozess noch Ergreifen, Verlangen und Werden auftreten und es zu einer neuen Geburt, einer neuen Existenz mit neuen Skandhas kommen.

    Dieses Entscheiden ist nicht erforderlich, denn die Punkte 1) und 2) sind Schein-Alternativen.


    Im Buddha-Dharma wird die Person ja nicht negiert, sondern es geht um die Frage wie die Person existiert. Es geht um die Frage, existiert die Person so wie sie uns in unserer alltäglichen Wahrnehmung erscheint? Da erscheint sie uns so als hätte sie ein Eigenwesen, als hätte sie einen substanziellen Wesenskern, der die Person zur Person macht. Mittels Analyse wird man feststellen, dass die Person so nicht existiert. Die Konsequenz daraus ist aber nicht, dass es keine Person gibt. Es gibt eine Person, aber sie existiert nicht so wie sie uns erscheint. Also ist die Fragestellung: Wie existiert die Person?


    Die Person ist eine abhängige Benennung, die wir auf der Grundlage der Skandhas vornehmen. Nur in Abhängigkeit von den Skandhas können wir von einer Person sprechen. Diese auf der Grundlage von den Skandhas benannte Person kann eben wegen der Skandhas Handeln, Erkennen, Erleben usw. Aber sie kann auch falsche Ansichten entwickeln wie Begierde, Hass usw. die ihr Handeln motivieren und diese so motivierten Handlungen rufen wiederum Wirkungen hervor.


    Die Person, die Skandhas, die Begierde, der Hass, die Objekte sind alles abhängige Phänomene. Dass heißt sie existieren, aber sie haben kein Eigenwesen, keinen substanziellen Wesenskern. Nur weil sie dieses Eigenwesen nicht haben, können sie existieren. Sie existieren aufgrund von Ursachen und Bedingungen, in Abhängigkeit von ihren Teilen und von unserer Benennung.

    Zitat

    Hinter deinen Einwänden steht ja die Vorstellung - wenn auch unausgesprochen - Wiedergeburt bedeute, etwas substanziell Existierendes würde von Existenz zu Existenz weitergehen

    Nein, dahinter steht der Einwand, dass "Ergreifen" jemanden benötigt, der das Ergreifen als solches erfährt oder davon lässt.

    Dieses Ergreifen als solches gibt es nicht. Deshalb gibt es auch keine Person, die dieses Ergreifen als solches erfährt. Von dem was es nicht gibt braucht man auch nicht ablässen. Das was es nicht gibt kann man weder erfahren noch von ihm ablassen.


    Das Ergreifen ist eine Handlung, die von Begierde motiviert ist, und von einer Person in Bezug auf ein Objekt durchgeführt wird. Ergreifen ist also abhängig davon, dass es eine Person gibt und ein Objekt. Unabhängig von diesen beiden Faktoren gibt es kein von Begierde motiviertes Ergreifen. Deshalb gibt es kein Ergreifen als solches. Denn Ergreifen als solches wäre ein unabhängiges Phänomen. Es gibt aber keine unabhängigen Phänomene.

    WAS wandelt sich denn? WAS ergreift denn? Diese Fragen sollte man für sich durchkauen.

    [...]

    WAS (oder WER) hält es denn für ein Ich? Wo ist dieses WAS oder WER nach dem Tod? Und noch einmal: WAS ergreift? In unserer Sprache ist dies die einzig logische Frage, die hier eben nicht beantwortet werden kann.

    Hinter deinen Einwänden steht ja die Vorstellung - wenn auch unausgesprochen - Wiedergeburt bedeute, etwas substanziell Existierendes würde von Existenz zu Existenz weitergehen. Da es nichts substanziell Existierendes gibt, gibt es auch kein substanzielles Ich, das von Existenz zu Existenz weitergeht, so als würde man einen Tischtennisball von einer Schale in eine andere legen.

    Wiedergeburt ist ein abhängig benannter Prozess, der nur möglich ist, weil es nichts gibt, das substanziell existiert. Den Prozess der Wiedergeburt kann man sich anhand der zwölf Glieder des abhängigen Entstehens verdeutlichen. In diesem Leben haben wir aufgrund von Unwissenheit Handlungen durchgeführt. Diese hinterlassen Prägungen / Muster im eigenen Bewusstsein. Im Todesprozess am Ende dieses Lebens entsteht zunächst Verlangen, eine Form von Begierde. Diese verstärkt sich weiter und wird zum Ergreifen und durch dieses Ergreifen kommt es zum Werden. Dann geht der Todesprozess definitiv zu Ende und dann entsteht durch Geburt die neue Existenz in der man Name und Körper (namarupa) angenommen hat. Dies sind dann die Skandhas der neuen Existenz.


    Das ist ein abhängig benannter Prozess in dem es keinen substanziell existierenden Faktor gibt. Sie bestehen in gegenseitiger Abhängigkeit und Benennung ist dabei ein wesentlicher Faktor.


    Am Ende dieses Lebens zerfällt unser Körper in seine Bestandteile, aber unser abhängig bestehendes Bewusstseinskontinuum mit den durch unsere Handlungen erzeugten Prägungen geht weiter und zerfällt nicht so wie unser Körper. Zur nächsten Existenz, zu Namarupa, kommt es, wenn sich dieses Bewusstseinskontinuum zum Zeitpunkt der Empfängnis mit der Verschmelzung von Same und Ei verbindet.

    Aus The Perfect Awakening Sutra (Kap. 36) (Mahayana):


    „Es gibt weder Identität noch Unterschied, weder Versklavung noch Befreiung. Jetzt weißt du, dass alle fühlenden Wesen ursprünglich vollkommene Erwachte sind; dass Samsara und Nirvana wie der Traum der letzten Nacht sind. Edle Söhne, da sie wie die Träume der letzten Nacht sind, solltet ihr wissen, dass Samsara und Nirvana weder kommen noch aufhören haben. weder kommen noch kommen. In dieser Erkenntnis gibt es weder Gewinn noch Verlust, weder Annahme noch Ablehnung. In einem, der erkennt, dass es kein "Streben", "Loslassen", "Gedanken stoppen" oder "Beseitigung von Leidenschaften" gibt. In dieser Erkenntnis gibt es weder Subjekt noch Objekt und letztlich weder Erkenntnis noch Realisiertes. Die [ultimative] Natur aller Phänomene ist gleich und unzerstörbar. "

    Wie ist denn der deutsche Titel dieses Sutras? Oder hast du es aus dem Englischen übersetzt? Wenn dies ein Prajnaparamitasutra ist, dann müssen solche Zitate erläutert werden indem man den Kontext erklärt in dem Buddha Sakyamuni dieses Sutra gelehrt hat.

    ch habe deine übrigen Fragen nicht beantwortet, weil ich sie mir nicht stelle. Sie erledigen sich mit der Erkenntnis, dass es niemanden gibt, der ohne Ich lebt. Die Frage ist für mich, wie es sich lebt, wenn man auch das Nicht-Ich verwirklicht.

    Da machst du dir etwas zu einfach. Niemand hat hier in Frage gestellt, dass es ein Ich oder eine Person gibt. Darum geht es überhaupt nicht.


    Wenn man erkannt hat, dass es das Nicht-Ich,also das aus sich heraus existierende Ich nicht gibt, kann man schon ein zufriedeneres Leben führen, weil sich dadurch Anhaftung und Ärger oder Wut stark reduzieren.

    Bevor du Bebop hier anderen Kategorienfehler vorwirfst, solltest du selbst erst einmal für Begriffsklarheit sorgen.


    Nicht-Ich/Nicht-Selbst sind Negationen. Sie drücken also aus, dass ein bestimmtes vorgestelltes Phänomen nicht existiert. Wenn du wahres Selbst als Synonym für Nicht-Ich/Nicht-Selbst auffasst, dann ist auch wahres Selbst eine Negation. Ein derartiges wahres Selbst existiert dann genauso wenig wie Nicht-Ich/Nicht-Selbst und kann deshalb auch nicht die eigentliche Buddha-Natur sein, die du hier ins Spiel bringst, denn die Buddhanatur gibt es.


    Die Frage ist, was man unter Buddhanatur versteht. Da haben ja selbst die Mahayana-Schulen des Svratantrika- und Prasangika-Madhyamaka und des Cittamatrins(Yogacarins) deutlich unterschiedliche Auffassungen.


    Außerdem habe ich nicht gesagt, dass falsche Ansichten über das Ich eins der drei Daseinsmerkmale sind.

    Mit dem Ich das Nicht-Ich erkennen oder mit dem Nicht-Ich das Ich erkennnen sind falsche Ansichten soweit ich es verstehe.

    Das Ich oder die Person ist es, das/die mit seiner Erkenntnisfähigkeit erfasst was Buddha Sakyamuni mit der Selbstlosigkeit der Person negiert. Die Selbstlosigkeit der Person negiert, dass es

    1. ein beständige, teileloses und unabhängiges Ich gibt
    2. ein eigenständig-substanzieles Ich gibt.

    Mit Nicht-Ich sind diese beiden Ansichten über die Bestehensweise des Ich gemeint und die hat Buddha Sakyamuni verneint. Dass heißt das Nicht-Ich gibt es nicht. Deshalb sind diese Ansichten vom Ich falsche Ansichten. Da es das Nicht-Ich nicht gibt, kann es das Ich nicht erkennen.


    Mit der Verneinung des NIcht-Ich durch die Selbstlosigkeit der Person werden also nur bestimmte Ansichten negiert, aber nicht das Ich generell. Das in Abhängigkeit von den Skandhas benannte Ich gibt es sehr wohl. Es ist das Ich, das handelt, Glück und Leid erlebt, hier Beiträge postet usw.

    Beispiel: "The present moment is the only existing time" (Nishijima mit Bezug auf Dogens Uji/Being-Time).

    Das bedeutet ja erst einmal nur, dass das eigene Leben nur in der Gegenwart stattfindet. Das ist ja klar. Daraus kann man aber nicht schließen, dass es keine Vergangenheit und keine Zukunft gibt. Das was wir jetzt Vergangenheit nennen, war auch mal Gegenwart und genauso wird das was wir Zukunft nennen, mal Gegenwart sein.


    Dass was wir jetzt in der Gegenwart erleben, hat seine Ursachen in der Vergangenheit wie z.B. dem gestrigen Tag oder dem letzten Monat. Durch unser Handeln in der Gegenwart legen wir Ursachen für die Erfahrungen, die wir z.B. morgen oder nächste Woche oder übernächsten Monat erleben werden.

    Da es nur die Gegenwart gibt, ist da auch kein "wieder" und keine "Wieder"geburt.

    Wenn es nur Gegenwart gibt, also keine Vergangenheit und keine Zukunft, dann müsste die Gegenwart aus sich selbst heraus als Gegenwart existieren und dann könnte sie auch nicht wieder vergehen. Denn was aus sich heraus existiert ist beständig.


    Aber so existiert die Gegenwart nicht, denn sie ist ein abhängiges Phänomen. Denn wir können nur von Gegenwart in Abhängigkeit von Phänomenen sprechen, die keine Gegenwart sind.

    Reicht das Dharma Mudra nicht aus,nämlich das Wissen um Anicca,Anatta und Dukkha,um den Weg befreiend zu beschreiten?


    Nach meinem dafürhalten schon und ich werde den Fokus wieder darauf verlegen, weil dies befreiend wirkt, während grübeln über Karma etc. geistig fesselnd wirkt.

    Es geht auch nicht darum über Karma zu grübeln, sondern darum, was hat Buddha Sakyamuni mit den Lehrreden zu Karma uns vermitteln bzw. erklären wollen.


    Ich habe immer wieder den Eindruck, dass hier im Westen der Sanskritbegriff Karma (in Pali Kamma) vielfach nicht richtig verstanden wird.Das Sanskritwort bedeutet Handlung oder Tat. Unseren Handlungen liegen bestimmte Motivationen zugrunde. Diese haben einen wichtigen Einfluss auf die Wirkungen unserer Handlungen und diese Wirkungen wirken auf uns selbst zurück. Wenn im Kontext des Buddha-Dharma von Karma gesprochen wird, geht es immer um Handlung und ihre Wirkung und insbesondere darum wie unsere eigenen Handlungen im Positiven wie im Negativen auf uns selbst zurück wirken.


    Wenn man Karma nicht gut versteht oder es sogar ignoriert, wird man kaum verstehen können wie Dukkha entsteht und überwunden werden kann. Oder anders formuliert, ohne ein Verständnis von Handlungen (Karma) und seinen Wirkungen wird es schwer die vier edlen Wahrheiten angemessen zu verstehen. Um Befreiung aus Samsara verwirklichen zu können, braucht man aber ein gutes Verständnis der vier edlen Wahrheiten.

    Warum ist das so? Weil es nach unserem Tod weitergeht. Und warum geht es nach unserem Tod weiter? Weil unser Tod eine kausale Wirkung unserer Geburt ist. Jede kausal bewirkte Wirkung wird selbst zu einer Ursache für eine weitere zukünftige Wirkung.

    Ja, aber diese zukünftige Wirkung kann aus allem Möglichen bestehen und ist jetzt kein Beleg für eine Wiedergeburt. Es geht mir nicht darum, die Möglichkeit einer Wiedergeburt zu bestreiten (es ist mir egal),

    Der Zusammenhang von Ursache und Wirkung ist definitiv und nicht beliebig. Weil wir als Lebewesen geboren werden, werden wir auch als Lebewesen sterben. Da Ursache und Wirkung immer zur gleichen Kategorie von Phänomenen gehören, entsteht aus dem Tod auch eine Wirkung, die zur selben Kategorie von Phänomen gehört wie die vorherige Ursache (Geburt) und die daraus entstandene Wirkung (Tod). Der Tod eines Lebewesen bewirkt deshalb das Entstehen eines zukünftigen Lebewesen.


    Dies wird in der von mir zitierten Aussage des Buddha Sakyamuni in MN 43 eindeutig ausgesagt. In den zwölf Gliedern des abhängigen Entstehens (paticcasamuppada) hat Buddha Sakyamuni diesen Zusammenhang ja detailliert erläutert.

    aber die Kausalkette in Deiner Ausführung kann zu Dingen führen, die nichts mit Wiedergeburt zu tun haben.

    Zu welchen Dingen kann denn die von mir genannte Kausalkette führen, die nichts mit Wiedergeburt zu haben?

    Der Ehrw. Nyanatiloka übersetzt im Buddhistischen Wörterbuch punabbhava mit Wiederdasein, Wiedergeburt und zitiert dann aus MN 43:


    " Wie aber, o Bruder, kommt es zu künftiger Wiedergeburt? Dadurch, daß die durch Unwissenheit gehemmten und vom Begehren gefesselten Wesen immer wieder, hier und da, Entzücken finden, kommt es zu künftiger Wiedergeburt."


    Warum ist das so? Weil es nach unserem Tod weitergeht. Und warum geht es nach unserem Tod weiter? Weil unser Tod eine kausale Wirkung unserer Geburt ist. Jede kausal bewirkte Wirkung wird selbst zu einer Ursache für eine weitere zukünftige Wirkung.


    Wie es nach unserem Tod weitergeht hängt wiederum von den karmischen Wirkungen unserer Handlungen, die zum Zeitpunkt unseres Todes heranreifen.

    Punarbhava. Buddha hätte darüber schweigen sollen. Nichtmal es vernünftig zu übersetzen, sind wir im Stande.

    Punarbhāva finde ich gar nicht in den Palitextsuche.

    Womöglich gibt es diesen Begriff gar nicht in den kanonischen Texten, was bedeutet, dass Buddha gar nicht in dieser direkten Weise davon gesprochen hat.

    Punarbhava ist ein Tippfehler. Es muss Punabbhava heißen.

    Punarbhava. Buddha hätte darüber schweigen sollen. Nichtmal es vernünftig zu übersetzen, sind wir im Stande.

    Das ist ja nicht das Problem von Buddha Sakyamuni. Dass wir Punabbhava nicht verstehen und deshalb auch nicht vernünftig übersetzen können, liegt wohl eher an karmischen Hindernissen in unserem eigenen Geisteskontinuum.

    Wir suchen in den Suttas, in der Lehre des Buddha Sakyamuni nicht verzweifelt nach einer Sicherheit, die es angeblich gibt.


    Wir stützen uns auf seine Lehre, weil sie den Weg aufzeigt mittels dem wir Samsara überwinden können und die Überwindung von Samsara ist die Verwirklichung der dritten edlen Wahrheit. Wir suchen nicht verzweifelt nach einer Sicherheit in der Lehre Buddha Sakyamunis, sondern wir praktizieren sie, weil wir erkennen, dass wir durch die Praxis, die er lehrt, ein Arhat oder ein Buddha werden können.

    Der Zweifel ist dazu berechtigt zu Zweifeln. Lasst uns alle zweifeln!


    😀☀️

    In der buddhistischen Erkenntnistheorie ist der Zweifel eine wichtige Stufe im Erkenntnisprozess. Er ist aber kein Selbstzweck. Man darf nicht in ihm hängen bleiben. Es geht nicht darum, um des Zweifels willen zu zweifeln. Der Zweifel dient dazu, falsche Sichtweisen zu erkennen und schrittweise zu überwinden, so dass man dann zunächst eine korrekte Vermutung entwickeln kann, und dann auf dieser Grundlage zu einer gültigen Erkenntnis kommt.

    Der Frage würde ich mich gerne anschließen und eine Bemerkung von Hans Peter Dürr anfügen:

    "Es gibt keine Materie - Ich habe als Physiker... fünfzig Jahre damit verbracht zu fragen, was eigentlich hinter der Materie steckt. Das Ergebnis ist ganz einfach: Es gibt keine Materie."


    Der Buddha äußert sich in M 117 ausführlich dazu:

    "Rechte Erkenntnis, sag' ich da, Mönche, ist doppelter Art.

    • Es gibt, ihr Mönche, eine rechte Erkenntnis, die wahnhaft, hilfreich, zuträglich ist;
    • es gibt, ihr Mönche, eine rechte Erkenntnis, die heilig, wahnlos, überweltlich, auf dem Wege zu finden ist."

    u.s.w.

    So wie Buddha Sakyamuni die weltliche und die überweltliche Rechte Erkenntnis unterschieden hat, so hat er auch ganz generell zwei Wahrheitsebenen der Realität unterschieden: die konventionelle Wahrheit (Skt. samvriti-satya) und die endgültige Wahrheit (Skt. paramartha-satya).


    Wenn auf der Ebene der endgültigen Wahrheit Aussagen getroffen werden wie "gibt es nicht", dann sind diese Aussagen aufgrund ihrer Kürze zu interpretieren. Wenn Hans Peter Dürr sagt, es gibt keine Materie, dann ist diese Aussage auf dieser Wahrheitsebene angesiedelt. Sie bedeutet, es gibt keine substanzielle, aus sich heraus existierende Materie. Die Materie ist leer von inhärenter Existenz.


    Auf der Ebene der konventionellen Wahrheit gibt es Materie, denn Hans Peter Dürr negiert ja nicht die Newtonsche Physik. Aber auf dieser Ebene befasst man sich nicht damit wie die Materie tatsächlich existiert. Man bezieht sich darauf wie sie uns erscheint in unserer Wahrnehmung; mehr aber auch nicht.


    Deshalb sagt Hans Peter Dürr ja auch, dass er sich damit beschäftigt hat, was eigentlich hinter der Materie steckt. Er hat eben erkannt, dass die Materie nicht so existiert wie sie uns auf der Ebene der konventionellen Wahrheit erscheint, dass aber auch das Sprechen über die Materie auf dieser Ebene nicht falsch ist.

    Nochmal zu deiner Argumentation und deinen Prämissen: wieso muss eigentlich Ursache und Wirkung zur gleichen Art gehören?Wieso wird hier so eine Dualität geschaffen?

    Wenn Ursache und Wirkung nicht zur gleichen Art von Phänomene gehören, dann könnten wir keine Kausalität erfassen. Um es an einem Beispiel zu erläutern:


    Ein Weizenkorn ist die Ursache für den Weizen, aber nicht für Hafer. Aus einem Gerstenkorn kann kein Reis entstehen. Es gibt also einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Weil es diesen eindeutigen Zusammenhang gibt, muss man davon sprechen, dass Ursache und Wirkung zur selben Art oder Klasse von Phänomenen gehören. Diese Bestimmung erfolgt ja aus unserer Erfahrung heraus.


    Hier wird keine Dualität geschaffen, sondern ein in der Realität erfahrbarer Zusammenhang allgemein beschrieben.


    Ich käme gar nicht auf die Idee Materie und Bewusstsein in zwei Arten zu unterteilen. Als Beispiel dafür das ein Wesen/Phänomen beide Kategorien ist, fällt mir ganz simpel der Mensch, die Tiere und die Pflanzen ein.

    Wenn Materie und Bewusstsein nicht zwei unterschiedliche Phänomene wären, dann wären sie identisch. Das hätte zur Konsequenz, dass jedes Phänomen, sei es ein Mensch oder ein Stück Holz oder was auch immer, Erkenntnisfähigkeit besitzt, weil Bewusstsein als das Erkennende definiert ist.

    Wenn es ein Phänomen, also etwas Existierendes, gibt, das sowohl Bewusstsein als auch Materie ist, muss man es konkret benennen können, also ein Beispiel nennen können. Da bisher niemand ein solches Beispiel nennen konnte, und auch und den Schriften habe keines gefunden, ist meine Prämisse nicht widerlegt.


    Dass es ein solches Beispiel nicht genannt werden kann, liegt eben daran, dass Bewusstsein und Materie in einem direkten logischen Widerspruch zueinander stehen; ein Phänomen kann nur zu der einen oder nur zu der anderen Kategorie gehören. Das mit abhängig / unabhängig war nur eine Analogie für die auch dieser logische Widerspruch gilt. Abhängig / unabhängig ist keine Begründung dafür, dass es den logischen Widerspruch zwischen Bewusstsein und Materie gibt.


    Dies bedeutet allerdings nicht, dass es zwischen Phänomenen, die zur Kategorie Bewusstsein, und denen, die zur Kategorie Materie gehören, keine Beziehung gibt. Dies ergibt sich aus dem abhängigen Entstehen und wir können dies ja an unseren Skandhas erkennen. Als Mensch haben wir immer Körper und Bewusstsein, unsere Skandhas existieren immer gleichzeitig. Obwohl unser Körper und unser Bewusstsein in gegenseitiger Abhängigkeit bestehen, ist unser Körper nicht unser Bewusstsein und unser Bewusstsein nicht unser Körper.


    Dass Bewusstsein und Materie in einem logischen Widerspruch zueinander stehen, ist eine andere Ebene der Analyse als das abhängige Bestehen von materiellem Körper und immateriellen Bewusstsein.

    Railex .


    du hast gesagt, gesagt, dass meine Prämisse "Materie und Bewusstsein sind aber zwei verschiedene Klassen von Phänomenen" durchaus fragwürdig ist.


    Ob eine Prämisse fragwürdig ist, ergibt sich nicht daraus, dass die Schlussfolgerungen "das Materie und Bewusstsein nicht ineinander übergehen" und "dass Bewusstsein nicht aus Materie entsteht " für dich wissenschaftlich und philosophisch unklar sind. Man kann aus korrekten Prämissen durchaus falsche Schlüsse ziehen, wenn man die Logik nicht genügend beachtet. Falsche Schlussfolgerungen machen die Prämisse aber nicht zwangsläufig verkehrt.


    Meine Prämisse "Materie und Bewusstsein sind aber zwei verschiedene Klassen von Phänomenen" geht davon aus, dass Materie und Bewusstsein zwei verschiedene Kategorien von Phänomenen sind, weil es kein Phänomen gibt, das sowohl Materie als auch Bewusstsein ist; so wie es kein Phänomen gibt, dass sowohl abhängig als auch unabhängig ist.


    Wenn du meine Prämisse für fragwürdig hältst, dann musst du schon begründen, warum das im vorherigen Absatz Gesagte nicht stimmen kann.