Wiedergeburt

  • Man kann eine Menge darüber lesen und nachdenken aber - wie es Bosluk eben formulierte - "das Gelesene ist nur ein Sandkörnchen gegenüber den eigenen Erfahrungen." So sehe ich es auch, Karma bedeutet nicht umsonst "Wirken - Handeln".

    Das spricht ja nu massiv dafür, weniger zu lesen und nachzudenken, und mehr zu meditieren. ;)

  • Lieber Igor,


    ich möchte mich herzlich für Deine Links bedanken - und habe den ersten schon für hilfreich empfunden und sehe mich mit diesen Informationen nun auch in der Lage mich an die englischen Links heranzutasten :grinsen:

    Den zweiten Link lese ich heute durch.

    Liebe Schneelöwin , dann sollte du dich bei mkha' bedanken, denn fast alle Links , die TB betreffen, ich hatte frühzeitig ( nur einschliesslich dank ihr) abgespeichert.

    LG.

    P.S. Die Seite von A.Berzin ist besonders hilfreich, denn er macht sehr deutlich, wie kann man den Buddhismus im realen Alltag integrieren, also auf die Ebene des "Abwaschens".

    Keine Abgehobenheit, aber die totale Ge-erd-ung... im Hier und Jetzt.

    Auch es gibt sehr schönes Buch von ihm, auch rein praktisch, das macht es besonders wertvoll:


    Den Alltag meistern wie ein Buddha – Diamant Verlag

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das spricht ja nu massiv dafür, weniger zu lesen und nachzudenken, und mehr zu meditieren. ;)

    Mit Nachdenken war eher das Nachgrübeln über Karma gemeint.

    Um gutes Karma zu wirken ist in jedem Fall Denken nötig (erst kommt der Gedanke, dann die Tat) aber kein Nachdenken über Karma.

    Und Meditation ist ja sowieso immer das Beste - oder nicht? ;)

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Und Meditation ist ja sowieso immer das Beste - oder nicht?

    Lol, leiber Hajobo , das beste wäre immer, wenn deine Güte, dein Mitgegühl deine Verwandten, deine Bekannten einfach durch ( dank) dein Tun spüren, wenn du dein Leben damit verändert hatte.

    Das Sitzen am Kissen ist kein Selbstzweck, wenn du es im RL nichts weiter "trägst".

    Und dein "Innere Lächeln des Budha, im deinem Geist"... alle spüren. Das ! zählt bestimmt. Oder? das wäre das "Beste", wenn es die andere und dich echt glüklich macht... mit dem "innigem Kuss des Buddha in deinem Herzen" ( allegorie).

    Machs gut, LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Sicherheitshalber frage ich mal nach: ist mkha' denn wieder hier? Meine Lesezeichen, die ich gesetzt habe mit ihrer Beteiligung lassen sie nicht sichten.


    Zu dem Thema Karma denke ich jetzt so bei der Anwendung erst einmal an die goldene Regel: Was du nicht willst, dass man Dir tu . . .

    Dies deckt zwar nicht alles ab; aber einfach zu merken und ein guter Anfang.;)

    Liebe Grüße Schneelöwin


    "All is always now"




  • Sicherheitshalber frage ich mal nach: ist mkha' denn wieder hier? Meine Lesezeichen, die ich gesetzt habe mit ihrer Beteiligung lassen sie nicht sichten.

    Hi, Schneelöwin .

    Ach, das ist das echte Jammer-Tal. Alle Beiträge und auch die Themen von mkha' sind weg. Alles. ich weiss nichts, wollte sie es selbst, als sie das Fotum verlass, oder es war anders... Es spielt jetzt keine Rolle.



    Zu dem Thema Karma denke ich jetzt so bei der Anwendung erst einmal an die goldene Regel: Was du nicht willst, dass man Dir tu . . .

    Dies deckt zwar nicht alles ab; aber einfach zu merken und ein guter Anfang

    Klar doch, was wir säen, genau das wir ernten. dafür man braucht nichts zu viel "grübeln".

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Sitzen am Kissen ist kein Selbstzweck, wenn du es im RL nichts weiter "trägst".

    Danke für Deine Hinweise lieber Igor, Du hast vollkommen Recht, das ist keine Frage aber hinter dem zitierten Satz stand nicht ohne Grund ein Zwinker Smiley :)


    Herzliche Grüße

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Da es nur die Gegenwart gibt, ist da auch kein "wieder" und keine "Wieder"geburt.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    • Offizieller Beitrag

    Da es nur die Gegenwart gibt, ist da auch kein "wieder" und keine "Wieder"geburt.

    Ich stehe heute wieder auf, wie ich es auch gestern getan habe. Es gibt Vergangenheit und Zukunft, weil wir Erinnerungen und Prognosen haben. Wenn ich heute einen Stein im Garten vergrabe, ist er morgen wahrscheinlich auch noch da.

  • Zitat

    Es gibt Vergangenheit und Zukunft, weil wir Erinnerungen und Prognosen haben.

    Diese Erinnerungen und Prognosen (Gedanken) sind die Erzeuger der Illusion "Wiedergeburt".

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Da es nur die Gegenwart gibt, ist da auch kein "wieder" und keine "Wieder"geburt.

    Wenn es nur Gegenwart gibt, also keine Vergangenheit und keine Zukunft, dann müsste die Gegenwart aus sich selbst heraus als Gegenwart existieren und dann könnte sie auch nicht wieder vergehen. Denn was aus sich heraus existiert ist beständig.


    Aber so existiert die Gegenwart nicht, denn sie ist ein abhängiges Phänomen. Denn wir können nur von Gegenwart in Abhängigkeit von Phänomenen sprechen, die keine Gegenwart sind.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    • Offizieller Beitrag

    Diese Erinnerungen und Prognosen (Gedanken) sind die Erzeuger der Illusion "Wiedergeburt".

    Sie sind natürliche Gegenwart – erst die Anhaftung an Erinnerung und Prognosen erzeigt Leiden. Es ist unsinnig, Zeit als physikalische Realität zu negieren und hat mit Buddhismus nicht viel zu tun.

  • Die Vorstellung von "Zeit" und "Abhängigkeit von Phänomenen" ist ein theoretisches Hilfskonstrukt, mit dem wir die Anliegen unseres Alltags bewältigen. In der Zenübung geht es m.E. um die Verwirklichung, d.h. den Geisteszustand einer permanenten "zeit-losen" Gegenwart, aus der heraus man lebt. Die Zeit und ihr Ablauf werden nicht geleugnet, sondern als jenes illusorische Hilfskonstrukt durchschaut.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    • Offizieller Beitrag

    Die Vorstellung von "Zeit" und "Abhängigkeit von Phänomenen" ist ein theoretisches Hilfskonstrukt, mit dem wir die Anliegen unseres Alltags bewältigen. In der Zenübung geht es m.E. um die Verwirklichung, d.h. den Geisteszustand einer permanenten "zeit-losen" Gegenwart, aus der heraus man lebt. Die Zeit und ihr Ablauf werden nicht geleugnet, sondern als jenes illusorische Hilfskonstrukt durchschaut.

    Nee, DAS, was Du da schreibst, ist ein theoretisches (wenig hilfreiches) Hilfskonstrukt und Konzept.


    ;)

  • Zitat

    Nee, DAS, was Du da schreibst, ist ein theoretisches Hilfskonstrukt und Konzept.

    Woher könntest du das wohl wissen?

    Du meinst also offenbar, man könne dies nicht leben. Und ich meine, diverse alte Zen-Meister haben genau dies vorgelebt und gelehrt. Beispiel: "The present moment is the only existing time" (Nishijima mit Bezug auf Dogens Uji/Being-Time).


    Wo ist denn deine Vergangenheit vor deiner Geburt? Wo ist denn deine Zukunft nach deinem Tod?


    Es ist allein eine Frage deiner eigenen geistigen Einstellung, ob es nur Gegenwart gibt oder nicht.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    • Offizieller Beitrag

    Es ist allein eine Frage deiner eigenen geistigen Einstellung, ob es nur Gegenwart gibt oder nicht.

    Nein, eigentlich nicht, denn Veränderung ist ohne "Vorher-Nachher" nicht möglich, was das Vergehen von Zeit bedeutet. Eine der buddhistischen Siegel (Aspekte, die eine Lehre aufweisen muss, um als buddhistisch zu gelten) ist die Unbeständigkeit aller Phänomenen – also die grundlegende Veränderlichkeit allen Seins. Würde es nur die Gegenwart geben, wäre die Zeit nur ein Konzept, das es nur als geistige Einstellung gibt, wäre Veränderung nicht möglich. Auch die empirische Realität von Ursache und Wirkung, die zentral für die buddhistische Lehre ist, ist ohne den Ablauf von Zeit nicht denkbar.

    The present moment is the only existing time

    Das stimmt, sofern man anerkennt, dass in jedem Moment Ursache und Wirkung in Abhängigkeit voneinander in eins fallen, mit einer Dynamik der Veränderung (Kausalität) in Richtung auf den nächsten Moment. Dabei bedeutet hier "existieren": Der gegenwärtige Augenblick enthält alle Ursachen des vorhergehenden Augenblicks (und aller Vergangenheiten zuvor) und zugleich alle Wirkungen, die den künftigen Augenblick hervorbringen, welcher wiederum alle den nächsten Augenblick hervorbringt. u.s.f. Der Vergangenheit im Augenblick kommt also die Bedeutung der potenziellen Ursachen, der Zukunft die potenzielle der daraus resultierenden Wirkungen für die Zukunft zu. Vergangenheit und Zukunft kommen keine faktische, aber potenzielle Realität zu, die den Augenblick erzeugt und die beide in der Gegenwart wirklich (Wirkung und neue Ursache) werden, sich verwirklichen.


    Aber auch das ist sinnloses Fabulieren, das das Leiden nicht im Geringsten mindert, wie Buddha verschiedentlich festgestellt hat – insofern auch nicht hilfreich.


    (:

  • Beispiel: "The present moment is the only existing time" (Nishijima mit Bezug auf Dogens Uji/Being-Time).

    Das bedeutet ja erst einmal nur, dass das eigene Leben nur in der Gegenwart stattfindet. Das ist ja klar. Daraus kann man aber nicht schließen, dass es keine Vergangenheit und keine Zukunft gibt. Das was wir jetzt Vergangenheit nennen, war auch mal Gegenwart und genauso wird das was wir Zukunft nennen, mal Gegenwart sein.


    Dass was wir jetzt in der Gegenwart erleben, hat seine Ursachen in der Vergangenheit wie z.B. dem gestrigen Tag oder dem letzten Monat. Durch unser Handeln in der Gegenwart legen wir Ursachen für die Erfahrungen, die wir z.B. morgen oder nächste Woche oder übernächsten Monat erleben werden.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Würde es nur die Gegenwart geben, wäre die Zeit nur ein Konzept..

    Stimmt aber woher wissen wir, daß sie keins ist? Wir können nur wahrnehmen (für wahr nehmen) ;)

    Die "Experten" sind sich wohl noch uneins. Einstein schrieb:

    "Der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist eine Illusion, wenn auch eine hartnäckige"

    Der Buddha hat sich meines Wissens dazu nirgends geäußert - ist für die Lehre offenbar unwichtig.

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Veränderung/Vergänglichkeit soll ja gerade aufgehoben werden. Die Vergänglichkeit in der Zeit selbst, von der hier gesprochen wird, kann jedoch nicht aufgehoben werden, sondern das Leiden daran. Dies geschieht durch eine Verankerung in der Gegenwart (statt in der Vergänglichkeit). Wer an den geschickten (Lehr-)Mitteln haftet - also Konzepten wie Karma -, der hat sie noch nicht aufgelöst und leidet weiter darin und daran. Das ist m.E. ein grundlegend falsches Verständnis von Buddhismus bzw. seiner Praxis. Das Karma in der Zeit, von dem hier gesprochen wird (heute tue ich etwas, morgen erlebe ich die Folgen) beschäftigt dann den Übenden reziprok und schafft neues Leiden ("was habe ich da nur getan, das es mir nun so schlecht geht") und verhindert erneut ein Verankertsein in der aktuellen Gegenwart. Solche Fragen sind wichtig, um Ursachen von Krankheiten, Unfällen usw. auf den Grund zu gehen, und man befindet sich dann in Samsara. Wenn Samsara und Nirwana eins werden, ist der Blick des Nirwana entscheidend, in der die gegenwärtige Situation einfach ist, was sie ist ("suchness"). Es ist dann unerheblich, was die Ursache der Gegenwart sein könnte, wenn nichts als diese Gegenwart im Bewusstsein vorherrscht.


    Es gibt keine "Augenblicke", außer in der Poesie und der Vorstellung. Wenn da etwas von eben nach da wirkt, dann herrscht noch Karma und es fand kein Erwachen statt, das Leiden ist nicht aufgelöst. Diese Sicht ist also unerwacht. Man blickt so auf die Dinge, als seien sie noch immer leidhaft. Man sieht Ereignisfolgen und Vergänglichkeit wie jeder Nicht-Buddhist auch, statt sich am Zustand des Buddha zu orientieren und mit seinen Augen zu sehen: Die Dinge sind leer, das Leiden (an ihnen) ist überwunden.


    Aber ich vermute, da dies nicht das Zen-Forum ist, wird hier eher vom Theravada oder systematischen Schulen wie der tibetischen her argumentiert. Im Theravada hält man an Dogmen fest, die im Zen fallen müssen ("nichts von heilig"), man versucht die schriftlich überlieferten Lehrgebäude (Pfad, Kausalkette, anicca usw.) beizubehalten, selbst wenn man sich als erwacht oder auf dem Weg dorthin wähnt. Ein erwachter Theravadin wird darum wohl in etwa so sprechen wie der Palikanon, während ein Zen-Buddhist glaubt, dass der erwachte Buddha nur noch eine Blume hochhielt.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Würde es nur die Gegenwart geben, wäre die Zeit nur ein Konzept, das es nur als geistige Einstellung gibt, wäre Veränderung nicht möglich.

    *lach*... Natürlich, die Zeit ist der reine Konzept, denn wir leben nur im Jetzt, und das! wir können nichts vorfinden... Schon weg...

    Aber genau deswegen Karma ist möglich. Und seine "Bereiningung", usw.... ( "Veränderung").

    Die "Leerheit" ist die notwendige Voraussetzung von karma...

    Alle Begriffe sind nicht mehr als der Finger, aber kein Mond. Der Finger man sollte manchmal grausam abschneiden, ansonsten man klammmert an die Illusionen.

    Das richtige Verstehen von Zen setzt voraus, denke ich, dass man mit dem Tao fliesst( allegorie), TB könnte es dann als der richtige Umgang mit dem Karma etikettieren...

    Aus der Warte von Zen man sieht so nur die absolute "endgültige " Wahrheit... Das bedeuetet nichts, dass man die "konventionelle" verneint.

    Am Ende, wie man weiss, die Berge sind wieder ( wie) die gewöhnliche Berge...

    Im TB man sagt es anders... Lebe so, als ob alles die Illusion wäre...

    Aber diese Illusion("") ist absolut real und sie erschafft das Karma...


    während ein Zen-Buddhist glaubt, dass der erwachte Buddha nur noch eine Blume hochhielt.

    Ja, er brauchte keine Worte mehr... und keine "Lehre", die Blume war die ganze Ver-körper-ung.

    Danke für den Beitrag.:rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich, die Zeit ist der reine Konzept, denn wir leben nur im Jetzt, und das! wir können nichts vorfinden

    Ich finde in jedem Augenblick die ganze Welt vor. Und nie ist ein Augenblick wie ein anderer.

    Die Vorstellung, es gäbe ein stetiges Sein außerhalb der Unbeständigkeit, ist Atman. Buddha lehrt aber Anatta. Es gibt kein inhärent existierendes ICH, das unabhängig von den sich stets wandelnden Skandha existierte. Und darum gibt es auch kein Ich unabhängig von der Zeit und der Unbeständigkeit.


    Zu behaupten, es gäbe keine Zeit, ist ebenso falsch wie die Behauptung, es gäbe Zeit. Beide sind nur Spiegelungen, die das Sosein nicht berühren. Konzepte, Konzepte, Konzepte...


    :grinsen:

  • Wenn ich mal was einwerfen darf - atman ist zwar als Buhmann immer beliebt, Thorsten Hallscheidt , aber hier geht es doch eher um nitya bzw. um anitya als eines der trilakṣaṇa, der drei primären Merkmale des Seins. Die sich natürlich alle drei wechselseitig bedingen, was aber kein Grund ist, um die Ecke zu denken. Insbesondere in den Abhidharmas der Sthaviravada-Ableger hat man im Zusammenhang mit anitya viel Hirnschmalz damit verschwendet, darüber zu spekulieren, wie lange ein dharma (ich übersetze es mal mit 'Seinsmoment') existiert Anders formuliert: wie groß bzw. wie klein das geringste Zeitquantum ist. Das wäre dann der 'gegenwärtige Moment' - und dieser ist selbstredend bedingt durch den vorangegangenen Moment - der freilich nicht gegenwärtig, sondern schon unwiderruflich vergangen ist. So, wie der folgende Moment zwar vollständig durch den gegenwärtigen bedingt sein wird, aber eben nur Potential ist, Noch-nicht-Sein. Real seiend ist allein der gegenwärtige Moment - alles andere ist nur prapañca, entfaltete Vorstellung.


    Das Problem dieser Sichtweise (dṛṣṭi) liegt in der Prämisse, man könne Zeit vollständig quantifizieren - tatsächlich funktioniert dies nur in einem vogegebenen Definitionsraum. Die Definition ist die unüberwindliche Grenze der Quantifizierung; sie schließt das nicht zu Quantifizierende aus.


    Dōgen Zenji ging diese Frage an, indem er Zeit und Sein als Wechselbegiffe in eins setzte. Das ist die folgerichtige Konsequenz der anitya-Doktrin: 'Sein [ist] Zeit' (uji) bedeutet, dass Sein dynamisch ist. Letzlich bzw. vollständig ist es weder räumlich noch zeitlich zu quantifizieren; diese Methode hat unüberwindliche Grenzwerte, weil sie ein statisches Sein voraussetzt - und damit letzlich auch eine teil- und quantifizierbare Substanz. Da sind wir dann auch beim atman ...

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Zitat

    Ich finde in jedem Augenblick die ganze Welt vor. Und nie ist ein Augenblick wie ein anderer.

    Die Vorstellung, es gäbe ein stetiges Sein außerhalb der Unbeständigkeit, ist Atman. Buddha lehrt aber Anatta. Es gibt kein inhärent existierendes ICH, das unabhängig von den sich stets wandelnden Skandha existierte. Und darum gibt es auch kein Ich unabhängig von der Zeit und der Unbeständigkeit.


    Man kann auch umgekehrt sagen: Es gibt keine Unbeständigkeit ohne ICH. Denn wenn da kein denkender Betrachter ist, der "Unbeständigkeit" als Kategorie über die Welt stülpt, wo ist dann diese Unbeständigkeit? Es braucht den Beobachter, der sie so empfindet.

    Ebenso ist nur dann ein Augenblick anders als ein anderer, wenn man zunächst die Einteilung in Augenblicke vornimmt, um sie vergleichen zu können. All dies ist ja ein normaler Vorgang unseres Erkenntniswillens.

    "Buddha lehrt" sollte nicht entscheidend sein, sondern ob ich erfahre, dass es so ist.

    Es gibt also "kein Ich unabhängig von der Zeit und der Unbeständigkeit", aber man kann erfahren (und auch das lehrte der Buddha, und dies gilt es zu verifizieren), dass es ein NICHT-ICH unabhängig von Zeit und Unbeständigkeit gibt. Das ist der nächste und entscheidende Schritt der Erkenntnis auf dem buddhistischen Weg.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Mach doch nicht aus dem Nicht-Ich ein Ding, ein Wesen. Es meint doch nur, dass es kein Ich, kein Mein, keine Seele gibt. Modern gesprochen: Alles ist nur Prozess, Geschehen.
    Zudem kann man auch jede Erfahrung hinterfragen. Ich erfahre, dass die Sonne aufgeht und untergeht. Das heißt nicht, dass es so ist.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

    Einmal editiert, zuletzt von Keine Ahnung ()