Beiträge von Bosluk im Thema „Diskussion zu "Was ist säk. Buddhismus"“

    Wie das medizinisch funktioniert, kann ich dir nicht beantworten, weil Wahn nur ein Gleichnis war, und kein medizinische Diagnostik. Es steht für etwas, was das Wort selbst nicht abbildet. Für was es steht, muss man halt herausfinden.

    Aber im Sinne meiner ursprünglichen Aussage, dass Buddha die Leerheit zur Ansicht bedingt, um Einsicht in die Leerheit zu gewähren, lautete die letzte Antwort:

    Weil es eben bedingt ist.

    Bedingt durch die empfohlenen Ansichten und das empf. Wirken des Buddha bildet sich Einsicht. Deshalb funktioniert es.


    Danke, grüße zurück und vor allem alles Gute für dich!

    Edit: Entschuldige Voyager , wenn ich es nicht leichter oder verständlicher zum Ausdruck bringen kann. Jedoch hat jemand anderes vor über 2000 Jahren einen Weg aufgezeigt, um bei sich selber Einsicht und Wissen zu entwickeln. Weit besser, als ich es je könnte :)

    Warum bist du dir denn sicher, dass es funktioniert, obwohl du nicht weißt wie es funktioniert?

    Vielen Dank Helmut für die schöne Frage. Dadurch kann ich jetzt auf Voyagers Frage antworten.

    wie kann oder soll das funktionieren?

    Weil alles Bedingt ist. Durch entsprechendes Wirken und den passenden Bedingungen formieren sich die Phänomene "Ich, Mensch und Welt". Und warum sollte sich durch anderes Wirken entsprechend die fünf kkhandhas nicht zum Phänomen Himmelswesen oder Tierwesen anhäufen? Und weil es bedingt ist, bedingt das Wirken entsprechend Buddhas Empfehlung eben das Phänomen "Einsicht" in die Bedingtheit aller Phänomene. Ganz der Formel: Ist dieses (Sila, Rechte Ansicht oder der ganze Achtfache Pfad), ist jenes (Einsicht, Samadhi, Panna). Ist dieses nicht, ist jenes nicht.

    Damit ist die Bedingtheit ebenfalls bedingt, genauso wie der Achtfache Pfad und auch die Vier Wahrheiten. Und weil es das Unbedingte impliziert, werden selbst die im Unbedingten hinter sich gelassen, oder überstiegen.

    Weil das so aber viel zu kompliziert ist, hat der Buddha es uns eben leichter gemacht:

    Die Sila, der achtfache Pfad und die stufenweise Belehrungen.

    Es ist eben bedingt. Alles davon ist Leerheit. Und wenn alles davon Leerheit ist, warum dann nicht die Leehrheit zur Ansicht bedingen, die Einsicht in die Leerheit, von Dukkha und den Vier Edlen Wahrheiten gewährt?

    Ab dem " Und wenn alles .... " komme ich nicht mehr mit. wie meintest du das ?

    Nyanatiloka (und später Paul Debes) bezeichneten die gewöhnliche (Welt-) Wahrnehmung (die samutti sacca, oder bedingte/relative Wahrheit) gerne als Wahn, weil sie der Definition der Medizin "Wahn" ziemlich nahe kommt.

    Und irgendwo habe ich auch mal das Gleichnis gelesen, das wir von der Wahnkrankheit befallen sind und der Buddha eben der Wahnbefreite, der uns anleitet uns von dieser Krankheit zu heilen. Wenn ich jetzt mal unterstelle, die gewöhnlichen Weltwahrnehmungen wären wirklich alle Wahnvorstellungen, dann spielt es eigentlich auch keine Rolle, welche Wahnvorstellungen wir uns letztlich hingeben. Aber der Buddha hat uns Wahnvorstellungen an die Hand gegeben um, diese Wahnvorstellungen zu überwinden. Quasi Ansichten, zur Ansichtsüberwindung. Meinungen, zur Meinungsüberwindung.

    Das ist jetzt nur ein Vergleich, der beschreibt, was ich damit aussagen wollte.


    Liebe Grüße!

    Zitat ist aus einem anderen Faden aber ich brauche das Zitat hier um etwas zu fragen. Danke Bosluk für deinen Beitrag. Schöner Beitrag, so klug. Toller Hinweis. Es wäre spannend den falschen Achtfachen Pfad auch zu kennen. Was mich aber wundert ist, dass es selten so hier geschrieben wurde, dass es drei Achtfache Pfade gibt. Das wäre doch sehr wichtig gewesen zu wissen. Da es sonst zu Missverständnissen führt was nun einer meint, auf welchen der beiden Rechten 8-fachen Pfade sie / er sich bezieht zB in Hinblick auf das glücklich sein und weniger zu leiden im Leben / im Alltag.

    Drei Achtfache Pfade ist nur eine bildhafte Vorstellung von mir bzgl. MN117, um mir die Lehrrede einfacher einzuprägen.

    Das der Buddha so direkt von zwei Rechten Ansichten spricht, habe ich sonst auch noch nicht gelesen. Meistens sind es sich steigernd - ergänzende Erklärungen wie beispielsweise in MN9 (Sammādiṭṭhi - Sutta).

    Allerdings habe ich bisher nur in MN117 gefunden, dass es eine weltliche (lokiya) Rechte Ansicht gibt und eine überweltliche (lokutarra), edle (ariyā) Rechte Ansicht, was sich m.E. aber sehr gut in seine Lehre einfügt. Sonst bezeichnet er nämlich alle Rechten Ansichten als edel.

    Was aber auch nicht tragsich ist, es führt eh alles zum gleichen Ziel.


    Der falsche Achtfache Pfad ist auch in dieser Lehrrrede ebenfalls beschrieben:

    Die falsche Ansicht (Es gibt keine Gaben, kein Karma, keine Frucht guten und schlechten Wirkens, kein Diesseits und Jenseits, keine sponan geborenen Wesen und keine Menschen, die sich all das in weltüberlegener Schau vor Augen geführt haben) führt zu falschem Denken, welches durch falsche Anstrengung und falsche Achtsamkeit aufrecht erhalten wird und sich durch falsche Rede, falsches Handeln und falsche Lebensweise auszeichnet.


    Wobei nun 2500 Jahre später doch der Einwand passt, dass es sicherlich auch noch andere Wege zur Einsicht gibt. Das also jede abweichende, als von ihm gelehrte Rechte Ansicht die falsche Ansicht wäre, ist vielleicht nicht mehr ganz up-to-date, aber dennoch zielführend.

    Die Lehre ist ja schon von Buddha weitgehend säkular angelegt. Es geht um kein Jenseits, keine Götter [...]

    Naja, doch. Igor09 hat es ein paar Beiträge vorher angeteasert. Wir reden hier in der Samutti sacca, was hier im Forum glaube ich als relative Warhheit bezeichnet wird. Innerhalb der Samutti sacca sind Himmelswesen und Jenseits genauso richtig wie Familie, Hund und Besitz. Oder so falsch Himmselswesen und Jenseits ist, so falsch ist auch Familie, Hund und Besitz. Es verhält sich zueinander gleich. Es ist aber weder falsch noch wahr. Der Dhammapada beginnt mit:

    Zitat

    Vom Geiste gehen die Dinge aus...

    Es ist eben bedingt. Alles davon ist Leerheit. Und wenn alles davon Leerheit ist, warum dann nicht die Leehrheit zur Ansicht bedingen, die Einsicht in die Leerheit, von Dukkha und den Vier Edlen Wahrheiten gewährt? Das ist m.E. nach das, was Buddhas Lehre, wie es im Palikonon beschrieben ist, so auszeichnet.

    Daher frage ich, warum diese richtige Ansicht, welche an Verdiensten teil hat kein Pfadfaktor ist. :)

    Man kann sich mit dieser Ansicht das Herz immer reiner putzen. Auch lässt sich damit ein Erlebnis schaffen, was sich bei mir wie eine Fanfare angefühlt hat, in der durchweg Konfetti aus dem Herzen gesprüht wird. Aber es ist letztlich immer wieder nur gewirkt. Und um es aufrecht zu erhalten, muss es immer wieder neu gewirkt werden. Daher führt es auch damit immer wieder zu Dukkha. Denn sobald die Triebe am Werk sind, bekommt Samsara einen neuen Stupser verpasst.


    Deshalb ist es eine von Trieben beeinflusste (sāsavā) rechte Ansicht. Der Achtfache Pfad zielt aber auf die vollständige Erlöschung von Dukkha ab. Daher ist die rechte Ansicht der ersten Art nur eine Zwischenstation, die früher oder später eben genau die Einsicht hervorruft, das jedes Glück nur gewirkt ist, keinen Bestand hat und wieder zu Dukkha führt.

    Denn selbst, wenn ich mich noch so in himmlische Welten reinwirken würde. Es ist trotzdem wieder nur Dukkha.


    Aber erkläre das mal jemanden, der gerne Millionär werden möchte. Oder der beste Fußballspieler der Welt zu werden. Mit der rechten Ansicht der ersten Art hat der Buddha jedem das Werkzeeug an die Hand gegeben, sich zu Lebzeiten ein wundervolles Glück zu erwirken, ohne dabei das Klima zu zerstören, andere zu hintergehen/zu belügen. Und damit auch die Einsicht, dass es wieder nur Dukkha ist.

    Ja, wie wirke ich jetzt ist die Frage. Zu dem kein neues Karma machen, habe ich eine Frage : Wie macht man denn gar kein neues Karma ?

    Hi Rigpa!


    Das ist eine gute Frage. Ich habe das nur mal von einem Mönch gehört, dass es die drei Arten von Karma gibt. Womöglich war damit das neutrale Karma gemeint. Da ich diesbezüglich keine Erfahrungen zu habe, wäre alles, was ich dazu sage, nur Wortwiederholungen oder Mutmaßungen. Ich kann dir die Frage daher nicht beantworten.


    Und jemand schrieb hier, dass es zwei Arten von rechter Einsicht gibt. Da wollte ich fragen, welche zwei Arten es denn gibt ?

    Zwei Arten der Rechten Ansicht ist in Majjhima Nikaja 117 (Link) gennant:


    Zitat

    „Und was, ihr Bhikkhus, ist Richtige Ansicht? Richtige Ansicht, sage ich, ist von zweifacher Art: Es gibt richtige Ansicht, die von den Trieben beeinträchtigt wird, die an Verdiensten teilhat [... ]und es gibt Richtige Ansicht, die edel, triebfrei, überweltlich, ein Pfadfaktor ist.“


    Die Rechte Ansicht der ersten Art ist die bekannte Ansicht der fünffachen Belehrung des Buddha ( Himmelsbaum hatte dazu auch letztens einen Thread (Link). Sie ist in vielen Lehrreden Buddhas wiederzufinden:


    Zitat

    Es gibt Gaben, Dargebrachtes und Geopfertes; es gibt Frucht und Ergebnis guter und schlechter Taten; es gibt diese Welt und die andere Welt; es gibt Mutter und Vater; es gibt spontan geborene Wesen; es gibt gute und tugendhafte Mönche und Brahmanen auf der Welt, die diese Welt und die andere Welt durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft erfahren haben und erläutern.‘ Dies ist richtige Ansicht, die von den Trieben beeinträchtigt wird, die an Verdiensten teilhat, die auf der Seite der Vereinnahmung zur Reife gelangt.


    Es ist gar nicht notwendig mit Worten zu Beschreiben, warum das so ist. Intellektuell lässt sich das nicht durchblicken. Jedoch kann es jeder selber ausprobieren, was diese Rechte Ansicht über ein paar Tage/Monate/Jahre bewirkt. Mich hat damals der Leidensdruck in die Ansicht getrieben. Ich bin froh, beim Buddha gelandet zu sein und nicht in irgendeiner Sekte. Denn hier ist wirklich die Endstation von Dukkha :grinsen:

    Erfahrungsgemäß kann ich aber sagen, dass diese Rechte Ansicht der ersten Art zurecht so häufig in den Lehrreden vorkommt. Denn diese Ansicht, zusammen mit den anderen Pfadfaktoren mündet früher oder später in der rechten Ansicht der zweiten Art, der überweltlichen, edlen, triebfreien.

    Man kann zwar viel darüber erzählen, aber jedem hier ist bekannt, wie wichtig die eigene Einsicht und Erfahrung ist.


    Sicherlich führen auch andere Wege anderer buddhistischer Linien zur Rechten Ansicht der zweiten Art und führen zu paññā. Ich beschreibe hier lediglich meine Erfahrungen aus Sicht des Theravada.


    P.S.

    Das ist meiner Meinung einer der größten Mankos im Buddhadharma aus dem Palikanon. Das man ihm in bestimmter Hinsicht einen Vertrauensvorschuss geben muss. Aber man kann es ihm nicht vorwerfen, er wusste damals noch nichts von uns wissenschaftlich- geprägten Westlern :erleichtert:

    Dies ist ein Beispiel dafür, dass die Pali-Texte keine Einheit bilden, sondern sehr unterschiedliche frühe Strömungen im Buddhismus wiederspiegeln.


    Ich finde M135 ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie genial Buddha durch seine Wortgewandheit die Leute an ihrem Wissenstand abgeholt hat und die Lehre dargelegt hat.


    Wenn man die Lehrreden liest, sollte auch immer zwischen die Zeilen geschaut werden. Beispielsweise mit wem der Buddha die Unterhaltung überhaupt führt. Denn aufgrund der Antwort kann man auch Rückschlüsse auf den Wissenstand seines Gegenübers schließen.

    Hier war es Subho, ein Schüler, der noch nicht weit im dharma verankert war (der auch aus anderen Lehrreden bekannt ist).


    Da kommt also der junge Subho zum Buddha, von dem man sagt, er wäre der Bhagava. Der vollständig Erwachte. Und von den hunderten Fragen, die mir einfallen würden, die ich gerne den Buddha fragen würde nutzt er seine Chance um zu fragen:

    "Meister Gotama, was ist die Ursache und Bedingung dafür, daß man unter den menschlichen Wesen schlechtergestellte und bessergestellte sieht?"


    Das finde ich ja schon überraschend. Das wäre mir im Traum nicht eingefallen. Was für eine Motivation muss jemand haben, solch eine Frage zu stellen? Womöglich hat Subho Ungerechtigkeiten beobachtet. Vielleicht hat er einen jungen unschuldigen Menschen sterben gesehen. Vielleicht hat es ihn auch geärgert, dass jemand schuldiges, oder gar eine gewaltätige Person davongekommen ist. Oder durch List besondere Anerkennung bekommen hat. Oder, oder, oder....

    Scheinbar muss es Subho aber irgendwie belastet, haben dass es besser und schlechter gestellte, gesunde und kränkliche, arme und reiche gibt.


    Und dann erklärt der Buddha ihm, dass jeder durch eigenes Wirken, womöglich auch in einer vorangegangen Existenz in diese Situation gekommen ist. Und was macht diese Antwort mit jemanden, dem diese Ungerechtigkeiten beschäftigen? Hier ein paar Beispiele, die mir einfallen

    Subho müsste dann:

    • einen Reichen als jemanden betrachten, der es sich selbst erwirkt hat. Womöglich hatte er Groll (unheilsames) gegen jemandem und kann nun Verständnis dafür aufbringen (und sich heilsam Verhalten)
    • einen bettelarmen als jemanden betrachten, der es sich selbst erwirkt hat. Wenn er vorher Mitleid hatte (Mitleid ist Lähmend), hat er womöglich nun Verständnis und Mitgefühl (heilsam)

    Was auch immer der Grund war, der Subho so beschäftigt hat, durch die vom Buddha erklärte Ansicht geht daraus etwas heilsames hervor. Nehme dir eine x-beliebige unheilsame Meinung oder Ansicht und betrachte sie nochmal mit der Prämisse, dass jeder sich das durch Karma selbst erwirkt hat inkl. dir selbst. Bei mir ruft es immer etwas heilsames hervor. Ein persönliches Beispiel: Ich wurde als Kind gerne von den Eltern windelweich geprügelt. Das hat lange Zeit unheilsames hervorgerufen. Aber dieses "Karmapaket" macht draus folgendes: Ich habe das irgendwann mal selbst gewirkt und nun habe ich mein altes Karma abgetragen. Die wichtige Frage lautet: Was wirke ich jetzt: heilsames oder unheilsames? (oder für die Fortgeschritteneren lässt sich auch kein neues Karma erzeugen :D) Daraus geht nun eine heilsame Beziehung mit den Eltern hervor.


    Was es auch unheilsames war, dieses "Ansichtenpaket" ist ein "Umwandeler" ins Heilsame.

    Und das neu hervorgehende Heilsame ist der Nährboden für den weiteren Dharmaweg aus dem paññā entstehen kann.

    Daher ist dies zurecht klassifiziert als "Rechte Ansicht", auch wenn es davon zwei Arten gibt.