Dies ist ein Beispiel dafür, dass die Pali-Texte keine Einheit bilden, sondern sehr unterschiedliche frühe Strömungen im Buddhismus wiederspiegeln.
Ich finde M135 ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie genial Buddha durch seine Wortgewandheit die Leute an ihrem Wissenstand abgeholt hat und die Lehre dargelegt hat.
Wenn man die Lehrreden liest, sollte auch immer zwischen die Zeilen geschaut werden. Beispielsweise mit wem der Buddha die Unterhaltung überhaupt führt. Denn aufgrund der Antwort kann man auch Rückschlüsse auf den Wissenstand seines Gegenübers schließen.
Hier war es Subho, ein Schüler, der noch nicht weit im dharma verankert war (der auch aus anderen Lehrreden bekannt ist).
Da kommt also der junge Subho zum Buddha, von dem man sagt, er wäre der Bhagava. Der vollständig Erwachte. Und von den hunderten Fragen, die mir einfallen würden, die ich gerne den Buddha fragen würde nutzt er seine Chance um zu fragen:
"Meister Gotama, was ist die Ursache und Bedingung dafür, daß man unter den menschlichen Wesen schlechtergestellte und bessergestellte sieht?"
Das finde ich ja schon überraschend. Das wäre mir im Traum nicht eingefallen. Was für eine Motivation muss jemand haben, solch eine Frage zu stellen? Womöglich hat Subho Ungerechtigkeiten beobachtet. Vielleicht hat er einen jungen unschuldigen Menschen sterben gesehen. Vielleicht hat es ihn auch geärgert, dass jemand schuldiges, oder gar eine gewaltätige Person davongekommen ist. Oder durch List besondere Anerkennung bekommen hat. Oder, oder, oder....
Scheinbar muss es Subho aber irgendwie belastet, haben dass es besser und schlechter gestellte, gesunde und kränkliche, arme und reiche gibt.
Und dann erklärt der Buddha ihm, dass jeder durch eigenes Wirken, womöglich auch in einer vorangegangen Existenz in diese Situation gekommen ist. Und was macht diese Antwort mit jemanden, dem diese Ungerechtigkeiten beschäftigen? Hier ein paar Beispiele, die mir einfallen
Subho müsste dann:
- einen Reichen als jemanden betrachten, der es sich selbst erwirkt hat. Womöglich hatte er Groll (unheilsames) gegen jemandem und kann nun Verständnis dafür aufbringen (und sich heilsam Verhalten)
- einen bettelarmen als jemanden betrachten, der es sich selbst erwirkt hat. Wenn er vorher Mitleid hatte (Mitleid ist Lähmend), hat er womöglich nun Verständnis und Mitgefühl (heilsam)
Was auch immer der Grund war, der Subho so beschäftigt hat, durch die vom Buddha erklärte Ansicht geht daraus etwas heilsames hervor. Nehme dir eine x-beliebige unheilsame Meinung oder Ansicht und betrachte sie nochmal mit der Prämisse, dass jeder sich das durch Karma selbst erwirkt hat inkl. dir selbst. Bei mir ruft es immer etwas heilsames hervor. Ein persönliches Beispiel: Ich wurde als Kind gerne von den Eltern windelweich geprügelt. Das hat lange Zeit unheilsames hervorgerufen. Aber dieses "Karmapaket" macht draus folgendes: Ich habe das irgendwann mal selbst gewirkt und nun habe ich mein altes Karma abgetragen. Die wichtige Frage lautet: Was wirke ich jetzt: heilsames oder unheilsames? (oder für die Fortgeschritteneren lässt sich auch kein neues Karma erzeugen :D) Daraus geht nun eine heilsame Beziehung mit den Eltern hervor.
Was es auch unheilsames war, dieses "Ansichtenpaket" ist ein "Umwandeler" ins Heilsame.
Und das neu hervorgehende Heilsame ist der Nährboden für den weiteren Dharmaweg aus dem paññā entstehen kann.
Daher ist dies zurecht klassifiziert als "Rechte Ansicht", auch wenn es davon zwei Arten gibt.