Beiträge von Anna Panna-Sati im Thema „Alter - im Buddhismus“

    Interessant, lieber Noreply , was du aus den wenigen Sätzen, die ich schrieb, so alles "herausholst".... :) _()_


    Zitat

    die „Missionierungsversuche" meiner Mutter ( 83 J., Katholikin) in den letzten Jahren deutlich ab,

    Mein sofortiger Gedanke beim ersten Lesen:

    Na endlich ist sie still, brauch ich nicht mehr drüber grübeln.

    Zweiter: Ich bin ja Buddhist!

    Nur zum Verständnis: Schlüpfst du hier in meine Haut und denkst als "Anna" oder würdest du als Ellviral/Helmut so empfinden, wenn jemand DICH immer "missionieren" wollte und dann damit aufhört?


    Meine Mutter war übrigens ursprünglich evangelisch und musste, zu ihrem Ärger (ihr Vater entstammte einem ev. Pfarrhaus), zum Katholizismus konvertieren, um meinen kath. Vater ehelichen zu dürfen.

    Aus einem gewissen Trotz heraus, besuchte sie aber nach der Eheschließung meistens die evangelische Kirche und brachte auch meinen Bruder und mich später im evangelischen Kinderchor unter.

    Etiketten spiel(t)en bei ihr immer eine große Rolle und erst im fortgeschrittenen Alter, identifizierte sie sich verstärkt mit der katholischen Lehre, trat für sie ein.... (: :erleichtert:


    Man muss etwas sein! Man muss dem vom anderen aufgeklebten Etikett entsprechen!!!


    Davon hat man irgendwann die Schnauze so voll, dass man aufgibt und nicht mehr über die wichtige Arbeit an den Verminderungen, des behindernden Glaubens des anderen, jedes Glaubens auch ohne Religion, mit ihm arbeiten will.

    Sprichst du hier von DIR?

    Was ist mit den Etiketten, die man sich selbst aufklebt, es liegt doch in unserer Natur, irgendwo dazugehören zu wollen?

    Und gerade im Alter hat man Angst vor Ausgrenzung....GLAUBE (im Sinne von Religion) verbindet.

    Man muss nicht etwas sein.

    Der Glaube etwas sein zu müssen, ist das Hindernis, das die meisten Menschen überhaupt nicht erkennen. Die Etikettierenden schon gar nicht.

    Die Alten lernen das, meist schmerzhaft, nicht das man nicht etwas sein muss, sondern das es wahr ist.

    Wie sollte man es auch erkennen, wenn es einem von klein auf "eingeimpft" wurde?


    Unter den Belastungen des Alters ( welches u.a. in steigendem Maße das Loslassen von Gewohntem, Liebgewonnenem erzwingt) relativiert sich vieles, das kann auch Erleichterung bedeuten und für zunehmende Gelassenheit sorgen.


    Bei manchen tritt aber auch ein gegenteiliger Effekt auf: abnehmende Toleranz, zunehmende "Sturheit", "Granteligkeit", Festhalten-Wollen (Angst)...

    Dessen müsste man sich bewusst werden, um sich besser zu fühlen, aber oft fehlen dazu der Wille, die Flexibilität und/oder die Kraft.

    Mir scheint es aber viel öfter so zu sein, daß im gleichen Maße, wie das Alter voranschreitet und das Verständnis der Lehre zunimmt, im Gegenzug das Geltungsbedürfnis und damit der Drang zur Rechthaberei abnimmt.

    Wenn du in deinem Umfeld diese Beobachtung machen konntest/kannst, ist das natürlich wunderbar und ein Grund zur Freude ( und Hoffnung...). :)

    Meine Aussage bezog sich auch nicht auf Buddhisten, da ich - bis zur Entdeckung des "Buddhalandes" vor 10 Monaten - kaum Kontakt zu älteren Übenden hatte, dafür umso intensiveren/persönlicheren zu älteren Christen und Agnostikern/Atheisten.


    Immerhin nahmen z.B. die "Missionierungsversuche" meiner Mutter ( 83 J., Katholikin) in den letzten Jahren deutlich ab, im höheren Alter investiert man seine Energie wohl nicht mehr in aussichtslose Projekte... :?

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    Soso, alte "Weibsen" keifen und die alten Männer murren und schimpfen/schelten...(Gilt das auch für Buddhisten?)

    Diese Interpretation des (hoffentlich) bekannten niederländischen Volksliedes, wollte ich euch nicht vorenthalten... :lol:

    Da es hier auch um Alter im Buddhismus geht, könnten die Alten, die wissen, wie ihr Leben auch bei buddhistische Betrachtung gelaufen ist, so manchem Jungspund mal Paroli bieten.

    Es scheint auch ein Thema des Alter(n)s zu sein, dass man die Neigung entwickelt, bestimmte Sichtweisen, die man sich u.U. hart im Laufe seines Lebens erarbeitet hat, für die einzig richtigen zu halten und den "Jungspunden" zu oktroyieren.

    Diese bestehen allerdings, wie ich meine zu Recht, darauf, (auch) eigene Erfahrungen zu erleben.

    Oder nochmal damit es alle wissen. Also bitte jeder mal zuhören hier. Das Alter ist unausweichlich, nicht dass man sich da Illusionen hingibt.

    Ach was :shock: ... Danke für diesen "Paukenschlag" auf illusionsbehaftete, verblendete Häupter! Das hat gesessen... ;)


    (Übrigens: Ganz unausweichlich ist es nicht, man kann auch jung sterben, sogar bei der Geburt oder gar im Mutterleib, aber natürlich beginnt das "Grundprinzip Altern" bei jeder einzelnen Zelle.)


    Zog der junge Siddhartha Gautama nicht einst aus, um von (Geburt), Alter, Krankheit und Tod befreit zu werden?


    Ein großes Missverständnis (besonders für Neulinge im Buddhismus):

    Es geht (nur) darum, sich vom LEIDEN unter diesen naturgegebenen Fakten, mit Hilfe des Geistes, zu BEFREIEN.

    Zitat

    Wenn man seit Jahrzehnten praktizierte, ohne (zumindest) Stromeintritt erreicht zu haben und dann die Beschwerden des Alters beginnen?

    ... dann liegt das Problem vielleicht darin, dass man praktiziert hat, um etwas zu erreichen. Zumindest Stromeintritt ... :) Wer soll denn da eintreten? Korrekte Praxis selbst ist das Erwachen - auch, wenn da niemand ist, der erwacht.

    Vielen Dank, lieber Sudhana , für diesen wertvollen Hinweis! _()_

    Ich hörte den beschriebenen "Stoßseufzer"( "30 Jahre praktiziert und immer noch nicht "erwacht"!") von einem ehemaligen Theravada-Mönch....

    Dass "korrekte (!) Praxis selbst das Erwachen" sei, ist wohl die Zen- Sicht auf das Problem und daher für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig, ;) zweifelsohne aber wert, geprüft zu werden.


    Ich vermute, dass jeder, zumindest am Anfang, praktiziert, um "etwas" zu erreichen, aber man sollte sicherlich nicht danach gieren und sich auf einer Leiter nach oben wähnen (wozu die sogenannten Erleuchtungsstufen natürlich einladen...).


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    Lieber Igor07 ,

    vielen Dank für deine Antworten auf meine Frage! :) _()_


    Wie würdet IHR diesen Abschnitt des Suttas interpretieren?


    Der erste Faktor. Anando war nichts erwacht, als dieses Gespräch zustande kam . So er klammerte sich an den Körper von Buddha, er konnte einfach nichts anders.

    Du meinst also, dass der Buddha wegen Anandas (noch) unerwachtem Zustand, seine körperlichen Beschwerden so drastisch beschrieb, damit es für Ananda nachzuvollziehen war und er den Buddha auch (besser) loslassen konnte?

    Das leuchtet mir ein....

    Das Wort "Zuflucht" ist aber sehr irritierend, denn der Buddha meint nur, auf ihn selbst als der Körper ( und ganze Khandha) ist keinen Verlass mehr... Denn er hatte den Zustand von Nicht-Ich verwirklicht, also praktisch realisiert. Deswegen nur die ganze Lehre bleibt als der Hinweis, aber nichts der Meister selsbt.


    Natürlich findet man keine Zuflucht mehr bei einem sterbenden Meister...


    Aber:


    "Bereits krank und dem Tode nahe, sagt der Buddha zu einem Schüler: „Was bringt es ein, Vakkali, meinen elenden Körper zu sehen? Wer auch immer den Dharma sieht, sieht mich; wer auch immer mich sieht, sieht den Dharma.“ (Samyutta Nikaya 12.87)"


    So macht es Sinn....


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart:

    Ist man als Buddhist im Alter besser dran?

    Im Kontext der religionsbezogenen Forumsabteilung "Allgemeines zum Buddhismus" muss die Antwort sicherlich lauten "ja".

    Und außerhalb dieses Kontextes?

    Wenn man seit Jahrzehnten praktizierte, ohne (zumindest) Stromeintritt erreicht zu haben und dann die Beschwerden des Alters beginnen?

    Hallo, liebe "Leidensgenossen" :) ,

    zwar hat Noreply in seinem Beitrag # 156 dieses Sutta schon einmal zitiert, ich möchte jedoch auf etwas anderes hinaus als er (Ihm ging es darum, zu zeigen, dass "Wohlsein" des Körpers im Alter/bei Beschwerden - vorwiegend - in der meditativen Vertiefung gegeben ist).


    Der Buddha Shakyamuni wirkt hier doch recht "lebenssatt", geradezu überdrüssig, während der -gleichaltrige- Ananda sehr interessiert daran zu sein scheint, dass für die Zeit nach der Erlöschung Buddhas, alles organisiert und wohlgeordnet ist.


    Demgegenüber wirken die Worte des Buddhas ein wenig "ungeduldig", er ist sich sicher, alles Nötige gelehrt und getan zu haben und die "Jüngerschaft" solle jetzt mal alleine zurechtkommen. (Was ja auch eine absolut berechtigte Einstellung, angesichts von 45 Jahren Lehrtätigkeit, ist!)


    Interessant (und etwas desillusionierend) in diesem Zusammenhang, finde ich seine Begründung, die quasi einer "Jeremiade" über das Alter und seine Gebrechen gleichkommt.....

    Wäre es nicht der Buddha, könnte man glatt mutmaßen, dass hier ein Mensch (körperlich stark) leidet und die Nase voll von ALLEM hat. :?


    Wie würdet IHR diesen Abschnitt des Suttas interpretieren?



    16.2.5 Beim Bilva-Weiler, Buddhas Ausspruch: seid euch selber Zuflucht

    Als nun die Beschwer gewichen war, bald nach dem Aufhören der Beschwerden, kam der Erhabene aus der Klause hervor und nahm an der Schattenseite der Wand auf dem bereitstehenden Sitze Platz.

    Da ist denn der ehrwürdige Anando zum Erhabenen herangekommen, hat den Erhabenen ehrerbietig begrüßt und beiseite sich niedergesetzt. Beiseite sitzend sprach nun der ehrwürdige Anando zum Erhabenen also:

    «Zum Glücke, o Herr, geht es dem Erhabenen wohl, ein Glück ist's, o Herr, daß es dem Erhabenen leidlich geht! - Freilich war mir, o Herr, der Körper wie süßen Mostes trunken geworden, und ich wußte nicht links und nicht rechts und konnte an nichts mehr denken, bei den Beschwerden des Erhabenen; aber ich hatte, o Herr, eben doch noch eine gewisse Zuversicht: "Nicht eher wird der Erhabene zur Erlöschung eingehn, nicht bevor der Erhabene in Betreff der Jüngerschaft noch etwas anordnet."»


    «Was hat denn, Anando, die Jüngerschaft noch von mir zu erwarten?

    Aufgewiesen hab' ich, Anando, die Satzung, und habe kein Innen und kein Außen gemacht: nicht gibt es, Anando, beim Vollendeten ein Aufsparen in der hohlen Faust (ein vedischer Meister pflegt erst vor dem Ende dem Hauptjünger das Beste zu sagen, eine Regel, die noch gegenwärtig von brahmanischen Gurus als strenges Geheimnis eingehalten wird).

    Wer da etwa, Anando, also dächte: "Ich habe die Jüngerschaft zu lenken", oder: "Auf mich angewiesen ist die Jüngerschaft", der hätte ja wohl, Anando, in betreff der Jüngerschaft noch etwas anzuordnen. Der Vollendete hat, Anando, keine solchen Gedanken, wie: "Ich habe die Jüngerschaft zu lenken", oder: "Auf mich angewiesen ist die Jüngerschaft"; was sollte, Anando, der Vollendete in betreff der Jüngerschaft irgend noch anzuordnen haben?

    Ich bin doch, Anando, jetzt alt geworden, ein Greis, hochbetagt, bin meinen Weg gegangen, am Ziel angelangt, stehe im achtzigsten Jahre. Gleichwie etwa, Anando, ein abgeratterter Karren mit Ach und Krach weitergebracht wird, ebenso auch wird, Anando, mit Ach und Krach, so zu sagen, der Leib des Vollendeten weitergebracht. -


    Zu einer Zeit, Anando, wo der Vollendete keinerlei Vorstellungen Raum gegeben und einzelne Empfindungen aufgelöst hat, und also im Bereich einer geistigen Vertiefung ohne Vorstellen verweilt: Wohlsein, Anando, mag zu einer solchen Zeit der Leib des Vollendeten erwirken.


    «Darum aber, Anando,

    • wahrt euch selber als Leuchte, selber als Zuflucht, ohne andere Zuflucht,
    • die Lehre als Leuchte, die Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht.....

    Hallo eitelpfuetze , ich sprach nicht von "Respektlosigkeit", sondern von "subtiler Abwertung" und davon, dass "mehr" Respekt nottun würde.

    Aber du hast recht damit, dass ich da "gewisse Geschichten im Kopf" habe und die Quintessenz davon, ist die Erkenntnis, dass unheilsame Dinge oft mit "Kleinigkeiten" beginnen....

    Deshalb ist es angeraten, die Haltung, die hinter der Wortwahl steht, achtsam zu beobachten.


    Zurück zum Thema.


    Die buddhistische Praxis, die ja u.a. durch Loslösen von falschen Vorstellungen und der Ichbezogenheit, hin zur Befreiung von Dukkha führen soll, ist sicher eine gute Vorbereitung und Begleitung der Altersphase, in der das Thema "Loslassen" (in jeglichen Bereichen) immer wieder präsent ist.


    Es ist gleichwohl interessant zu sehen, dass sich bei manchen älteren Menschen, auch ohne spirituelle Entwicklung, ein innerer Friede und geradezu stoische Gelassenheit einstellt, Akzeptanz des Unvermeidlichen und langsames Abschiednehmen von der Welt.

    Alter scheint - auf natürliche Art - zu entreizen und entsüchten....


    Was macht aber ein praktizierender Buddhist, wenn er die Diagnose "Demenz" bekommt? Man haftet vielleicht an nicht mehr vielen Dingen an, aber an der Praxis schon...?!

    den "Pali-Patienten" (Diese Bezeichnung mag gängiger "professioneller" Jargon und "praktisch" sein, ist aber auch subtil abwertend - genau DA fängt es schon an!).


    Was ist daran abwertend? Ich denke, es ist eine Abkürzung aus Bequemlichkeit.

    Richtig, es ergibt sich z.B. aus Bequemlichkeit, dass die Altenpflegerin die alte Frau Müller-Lüdenscheidt nicht mehr mit ihrem Namen anspricht, sondern ein aufmunterndes: "Jetzt gehen wir mal baden, OMA!" verlauten lässt.

    Natürlich nicht böse gemeint, aber es ist doch ein Nicht-mehr-so-ernst-Nehmen damit verbunden...

    "Pali" steht ja für "Palliativ", das sind die Schwerstkranken, Sterbenden kurz vor dem Tod, da wäre m.E. mehr Respekt vonnöten.

    Ich weiß aber von meinem Bruder, der seit 30 Jahren im Rettungsdienst tätig ist, dass Abstumpfung, Sarkasmus und üble Scherze als "Hilfsmittel" zum besseren Ertragen (des eigentlich Unerträglichen) in der Branche gang und gäbe sind...

    Persönliche Bewertung Anderer

    lehnt der Buddha ab.

    (Den plötzlichen Dankestext

    empfinde ich hier nicht als ehrlich)


    Ebenso wird Verdrängung nicht vom Buddha gelehrt

    Liebe Numisatojama ,

    es ging m.E. Sudhana nicht um eine Bewertung, sondern um einen wichtigen Hinweis, den du für dich persönlich annehmen und prüfen könntest.

    Der Dank wirkt natürlich nach dem leicht ironischen Auftakt nicht mehr so überzeugend, ist aber sicherlich ehrlich, denn er weiß ja, wovon er redet - aus eigener Erfahrung:

    ...die psychischen Belastungen, die die unmittelbare Konfrontation mit Alter und Tod mit sich bringt. Ohne Verdrängungsmechanismen ist das schwer zu bewältigen...

    Auch Igor07 schilderte seine "Überlebensstrategie" und erkannte für sich:

    Klar, dass die Verdrängung und die Rationaliserung sind unauswechlich, um weiter normal zu "funktioneren".

    Wenn es einem bewusst ist, dass man rationalisiert und verdrängt, entsteht Erkenntnis, die eine Chance auf Veränderung ermöglicht - und wenn es letztlich die Aufgabe der Tätigkeit bedeuten sollte....

    Effizienz und Kompetenz - aber zum Preis einer Verkümmerung des Mitgefühls. Selbstschutz.

    Der Preis ist (nicht nur für Buddhisten!) zu hoch und leider wird er u.a. bezahlt von den Schwächsten der Schwachen, den "Pali-Patienten" (Diese Bezeichnung mag gängiger "professioneller" Jargon und "praktisch" sein, ist aber auch subtil abwertend - genau DA fängt es schon an!).


    ...Um so weiter spirituell entwickelt ein Geist ist,

    um so freudiger ist sein Umgang mit Körperlichem Leiden geworden.

    So würde man es (sich) wünschen und vielleicht erwarten....

    Wobei mich dieses "freudig" eher an christliches Märtyrertum erinnert, als an buddhistischen Gleichmut.

    Spirituelle Entwicklung hat vor allem etwas damit zu tun, die Dinge (dharmas) - nicht zuletzt den momentanen Zustand des rūpaskandha - so annehmen zu können, wie sie kommen und so loslassen zu können, wie sie gehen. Ohne Freude, erwartungsvolle Vorfreude, ohne Angst und Trauer, die nichts als Merkmale des Anhaftens sind. Keine Jeremiaden über duhkha, aber auch kein Selbstbetrug durch positive Umdeutungen.

    Ja, das ist das hohe Ziel der spirituellen Entwickung:

    Die Dinge anzunehmen (wie sie kommen und gehen, aber manchmal auch - länger - bleiben) - dies impliziert, sie loszulassen (auch, wenn sie eben nicht mehr gehen...).


    Im Alter macht man häufig die Erfahrung, dass Krankheiten und unangenehme körperliche Empfindungen, nicht mehr ganz verschwinden, sondern anhalten....

    (Immerhin gibt es dann die Chance eines gewissen Gewöhnungseffektes. :erleichtert: )


    "Jeremiaden" (Danke für diese Erweiterung meines bescheidenen Wortschatzes! :D ) sind dadurch geradezu das Erkennungsmerkmal älterer Menschen, die beinahe täglich neue körperliche "Wehwehchen" und Einschränkungen geistiger Fähigkeiten bei sich entdecken und entsprechend beklagen, nicht zuletzt in der Hoffnung auf Mitleid, tröstlichen Zuspruch und Hilfe.

    "Positiver Umdeutungen" bedienen sich eher ängstlich-kontrollierende Charaktere, die sich Alterungsprozessen im Grundsatz, teilweise (ver)leugnend, widersetzen.


    Für Betroffene, Angehörige und Pflegepersonal angenehmer sind allemal fortgeschrittene Praktizierende....

    Wie bringt man eure Beiträge, lieber Helmut und lieber Noreply jetzt zusammen?

    Ach ja, und ich sehe es - aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen - wieder anders....


    Eines ist aber klar: Helmut gibt wohl eher die buddhistische Auffassung wieder (allerdings nicht die des säkularen Buddhismus!).

    Es geht nicht um den Vorgang des Übergangs, sondern um die nächste Existenz in die man hinübergeht.

    Die meisten Menschen, die ich kenne, fürchten sich nicht vor dem Tod (sagen sie!), sondern vor dem Sterben, dem "Übergang".

    Sich auch noch davor fürchten zu müssen, bei einer Wiedergeburt in eine "niedere Existenz" abzurutschen, ist sicher nicht beruhigend, denn wer weiß schon genau, wie sein "Karmakonto" aussieht?

    Bei den Katholiken gibt es die Sterbesakramente (Beichte, Krankensalbung, Kommunion), welchen Trost findet der "Durchschnitts-Buddhist", der Nibbana nicht erreicht hat?

    Vielleicht kann er bis zum "Schluss" durch Meditation inneren Frieden finden, der die Angst nimmt...?

    Ich kann die Frage stellen, was es hilft, um in Schlaf zu gehen? Der Schlaf wird kommen, das kann sogar passieren, wenn ich glaube nicht geschlafen zu haben. Man geht nicht von der Welt, man stirbt einfach, wie man es schon oft im Leben betrachtet hat, bei jedem anderen Sterben.

    Es gibt schon einiges, was man tun oder lassen sollte, bevor man schlafen gehen möchte. Der Schlaf kommt leichter, wenn man entspannt ins Bett gehen konnte und sich dann gewissermaßen "fallen lässt".

    Beim Sterben hilft es mit Sicherheit auch, wenn man innerlich losgelassen hat.

    Wenn der Tod sehr plötzlich kommt (Unfall, Sekunden-Herztod,...),DANN "stirbt man einfach".

    Seltsamerweise fürchten die tibet. Buddhisten diese Art Tod, während er im Westen als glückliches, weil (relativ) qualfreies, Ende betrachtet wird....

    All das nützt und hilft nur beim Leben, damit man zufrieden Leben kann.

    Du glaubst (wie ich auch!), das Praktizieren der Buddha-Lehre sowie lebenssatt und dankbar loslassen zu können, helfe beim Leben? Dann wird es auch beim Sterben helfen, denn sterben ist ja (noch!) leben....

    Das macht dieses Leben so wichtig, das es gelebt wird, so wie es läuft und geübt wurde, sich nicht an irgendetwas in diesem Leben festzuhalten, denn das festhalten wollen, macht Angst vor dem Tod.

    Ja, das ist wohl so: Wenn sich etwas ändert - und Leben bedeutet ständige Veränderung(en) - bedeutet Festhalten Leiden.....

    Auch Lebenssatt und Dankbarkeit ist vollkommen unwichtige Anhaftung.

    Lebenssatt zu sein, bedeutet, nach meiner Einschätzung, nicht mehr am Leben zu hängen, anzuhaften.


    Ich erlebte (unfreiwillig) das Sterben meines 96-jährigen Nachbarn mit, dessen Schlafzimmer meinem gegenüberliegt. Seine 81-jährige Frau hatte ihn 5 Jahre allein (!) gepflegt und rief mich, wenige Minuten vor seinem Tod, an, um mir mitzuteilen, dass der Arzt gesagt hätte, ihr Mann läge im Sterben. SIE habe es gar nicht bemerkt, weil er total entspannt war. In den 5 Jahren hatte er sich oft bei ihr bedankt und nur bedauert, dass er ihr die hingebungsvolle Pflege nicht vergelten könne. Sie hatten beide, ihrem Empfinden nach, eine wunderbare Zeit miteinander verbracht (er war 70 J., sie 55 J. alt, als sie heirateten!), er war dankbar für alles und lebenssatt. Und ließ, nach einem tiefen Blick in ihre Augen, ihre Hand - und das Leben - los....

    Hallo, lieber Helmut ,

    vielen Dank für deinen bereichernden Beitrag!

    Interessant, dass der von dir genannte Aspekt nicht früher so direkt benannt wurde...

    Im Buddhismus wird Altern ja auch als der Prozess beschrieben, der nach der Empfängnis einsetzt und mit dem Tod endet. Während dieses Prozesses verändern wir uns ständig. Alle sieben Jahre sind unsere Körperzellen durch neue Zellen ersetzt worden. Altern beschreibt also einen kontinuierlichen Prozess der Veränderung, der mit dem Tod in der jetzigen Existenz endet.

    Dies wird vielen erst bewusst, wenn die ersten äußerlichen Zeichen in Erscheinung treten: das erste graue Haar, die ersten Falten, usw. Und dann geht es meist los mit der "Bekämpfung" und Verdrängung.....

    Da es ungewiss ist, wann wir sterben werden und dadurch dieses Leben zu Ende geht, stellt sich die Frage, was nützt uns zum Zeitpunkt des Todes?

    Ich nehme an, du meinst hier den Vorgang des "Übergangs", der ev. noch bewusst wahrgenommen werden kann?

    Denn, wenn der Tod eingetreten, "da" ist, sind wir ja nicht mehr da....


    Was nützt / hilft uns beim Übergang? Annehmen des Lebensendes und loslassen können...

    Der Edle Achtfache Pfad, das Praktizieren der Buddha-Lehre, könnte uns -mit dem dafür nötigen Gleichmut - dort hinführen.

    Auch lebenssatt und mit Dankbarkeit kann man wohl leichter von dieser Welt gehen...:



    HERMANN HESSE

    Leb wohl, Frau Welt

    Es liegt die Welt in Scherben

    Einst liebten wir sie sehr,

    Nun hat für uns das Sterben

    Nicht viele Schrecken mehr.

    Man soll die Welt nicht schmähen,

    Sie ist so bunt und wild,

    Uralte Zauber wehen

    Noch immer um ihr Bild.

    Wir wollen dankbar scheiden

    Aus ihrem großen Spiel;

    Sie gab uns Lust und Leiden,

    Sie gab uns Liebe viel.

    Leb wohl du Welt, und schmücke

    Dich wieder jung und glatt,

    Wir sind von deinem Glücke

    Und deinem Jammer satt.


    Danke, lieber mukti , für die Erinnerung an dieses Gedicht, du hattest ja bereits den letzten Absatz zitiert! _()_


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    Zumindest höre ich immer wieder, dass da die Angst vor einem "sozialen" Abstieg im Alter größer ist. Die Formulierung "sozialer Abstieg" ist seltsam, oder? Dabei steigt man doch nur finanziell ab, wenn man wenig Geld hat. Sozial könnte man sogar aufsteigen, indem man die frei werdende Zeit für Ehrenamt oder politisches Engagement nutzt.

    Das ist ein interessanter Aspekt, den du da erwähnst.

    Dazu fällt mir ein Vorschlag von Richard David Precht ein, der geradezu forderte, dass gesunde/rüstige Pensionäre und Rentner sich in der Gesellschaft noch nützlich machen sollten, z.B. in der Kinderbetreuung oder in anderen Bereichen, wo es an Personal mangelt.

    Finde ich grundsätzlich gut - nur darf es kein "Muss" sein....

    Beklemmend allerdings ist, dass mir schwerfällt, eine gesunde, gute oder überhaupt eine Zukunft für die anderen zu denken, weil diese Zukunft alles andere als gewiss ist. Das unterscheidet unser Altwerden von dem frühere Generationen. Dort konnte man zumindest für den Rest der Welt eine offene Perspektive vermuten, auch wenn man selbst den Würmern gehörte.

    Diese Beklemmung teile ich auch und ich versuche, mich da nicht hineinzusteigern, weil es mich unglaublich traurig macht (ohne, dass es irgendeinen Nutzen hätte).

    Gestern fuhren wir 100 km durch den Taunus, bei blauem Himmel und Sonnenschein, und NICHT EIN mickriges Insekt klebte am Ende an der Windschutzscheibe - wo stecken die alle? Wieso sprüht der ortsansässige Landwirt überhaupt noch Insektizide? (Wahrscheinlich, weil die Schädlinge auf dem Acker Generalisten sind?) Außerdem: Überall tote Bäume, nicht nur Fichten, sondern auch Eschen, Buchen und andere Laubbäume.... Viele sehen es nicht oder wollen es nicht sehen. Aber ich schweife ab...

    Hallo, lieber Thorsten Hallscheidt ,


    vielen Dank für deinen offenen, persönlichen Beitrag!


    Da ich seit Jahrzehnten selbstständig bin, werde ich nur eine sehr geringe Rente haben. Altersarmut. Als Buddhist ist das für mich eine hilfreiche Entwicklung.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass freiwilliger Verzicht/Minimalismus aufgrund von Überzeugungen, sich ganz anders anfühlt, als erzwungene Armut, vor allem, wenn sie als ungerecht empfunden wird...

    Mein Mann (68 J.) und ich befinden uns jetzt schon dicht an der Grenze zur Altersarmut, hatten aber lange Zeit zu üben, mit wenig Geld auszukommen (dank geschäftlicher Pleite vor etlichen Jahren + nachfolgender chron. Erkrankkung), so dass wir uns "arrangiert" haben und nicht mehr darunter leiden. Fallen allerdings die z.Z. 2 Nebenjobs meines Mannes eines Tages weg, werden wir staatliche Unterstützung/Grundsicherung benötigen...


    Meine Rente besteht darin, meine Lebensumstände und Gewohnheiten so zu verändern, dass ich mit wenig Geld leben kann. Menschen mit wenig Geld haben zudem den geringsten CO₂-Fußabdruck.

    Am besten übst du dich jetzt schon ein bisschen darin, dann wird es dir später leichter fallen.... :)

    Mich stört es mit am meisten, dass ich nicht mehr so viel Geld für gute Zwecke schenken/spenden kann, wie früher - das hatte (mir) immer Freude bereitet.

    Krankheit wird kommen, Gebrechlichkeit. Ich hoffe, dass ich wach genug bleibe, das als Ansporn zur Befreiung zu nutzen. Am Ende muss ich eh alles loslassen. Das Altern ist ein Weg, dieses Loslassen zu lernen.

    So sehe ich es auch.

    Ich wünsche dir und allen anderen, dass wir - u.a. mithilfe der buddhist. Praxis - die kommenden Herausforderungen mit liebender Güte, Mitgefühl und Gleichmut meistern . _()_ :heart:

    Lies doch noch mal genau, was ich vorweg dazu erklärend kommentiert habe!

    Ich habe deinen Beitrag komplett gelesen und der von mir zitierte Auszug traf einen "Nerv", so dass es mir sinnvoll erschien, ihn exemplarisch für die weitverbreitete Abwertung des Alters und der Alten (auch untereinander! ) zu verwenden.

    Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu kränken, sondern es ging um Bewusstmachung und du hast deinen Standpunkt ja nun nochmal klargestellt. ;)

    Das entwertet Deine Antwort zwar nicht (habe sie da ja noch nicht gekannt), aber macht sie überflüssig.

    Für DICH überflüssig, für ANDERE - vielleicht - nicht?! :?

    Guten Morgen, liebe Amdap ,

    vielen Dank für deine aufschlussreichen Beiträge!

    Was sollte der Vorteil sein - eines Pflegeheims mit buddhistischem Vorzeichen?

    Das Vorzeichen bietet keine Garantie, dass dort ein guter und heilsamer Geist herrscht. Menschen sind eben nur Menschen, mit all ihren Schwächen.

    Du hast wohl (leider) recht mit deiner kritischen Frage und der Befürchtung, dass das Vorzeichen "buddhistisch" genauso wenig eine Garantie für Güte und "Menschlichkeit" darstellt, wie das Etikett "christlich".

    Der Fehler liegt aber nicht nur in den Menschen, die dort ihre Arbeit verrichten (und dabei - teilweise - Schwächen offenbaren), sondern an dem ganzen System, z.B. daran, dass ein Pflegeheim Profit bringen soll....


    Hoffnung macht mir, dass viele Buddhisten (wenn nicht die meisten) recht wohlhabend sind und es auch "Gönner" gibt, die solche Projekte finanziell unterstützen. Allerdings finde ich diese "Abhängigkeit" von Begüterten nicht unproblematisch...

    Da hat es in Berlin schon viel besser geklappt, allerdings mit einem buddhistischen Hospiz.

    Das ist doch ein guter Anfang, danke für die Information!

    Hospize (nicht nur buddhistische) werden in unserer "überalterten" Gesellschaft zunehmend benötigt, u.a., weil es immer mehr Alleinlebende gibt und die "traditionelle Hausfrau", welche nach der Kindererziehungszeit früher oft die Altenpflege - bis zum Ende! - übernahm, ein Auslaufmodell ist.

    Viele Buddhisten sagen: Ohja. ohja, das ist eine tolle Idee! Aber wenn man sie darauf anspricht, was sie denn dazu beitragen wollen, ziehen sie sich schnell zurück und man hört nichts mehr von ihnen.

    Interessante Beobachtung! Buddhisten sind wohl, in der Mehrzahl, eher kontemplativ veranlagte Menschen, der sogenannte "engagierte Buddhismus" scheint aber auf dem Vormarsch (Beispiel: MIA).

    Es gibt also noch Hoffnung....

    Wenn ich mir nun vorstelle, ich wäre in einer sehr konservativen Gesellschaft groß- und altgeworden, würde jetzt vielleicht wie eine alte Tibetische Oma vor der Tür oder auf dem Balkon sitzen und die Gebetsmühle drehen, und ab und zu käme mal ein Enkel vorbei, um mir die Füße zu küssen, dann wäre das ein Albtraum für mich. Vermutlich würde ich geistig abbauen.

    Krasses Bild und - leider - etwas (unbewusst?) abwertend geschrieben ("alte tibetische Oma"/ Füße küssende Enkel - die sprechen vielleicht auch noch mit ihrer Großmutter?!). Geistiger Abbau kann ja viele Ursachen haben (ist im Alter in gewissem Umfang auch "normal") und trifft bekanntllch auch Menschen, die bis ins hohe Alter geistig arbeiten.


    Was ist der Unterschied zwischen einer älteren "Powerfrau", die sich (noch) in vielen Bereichen der Gesellschaft engagiert/einbringt und einer alten "Oma"?

    Zur "Oma" wird man "ernannt"/gemacht" - häufig abwertend von Außenstehenden - mit Assoziationen wie Gebrechlichkeit, Alterssturheit, Senilität, Demenz,...schlimmstenfalls "Belastung für die Gesellschaft".

    In Wirklichkeit sind es meist psychische und physische Erkrankungen sowie Altersarmut, die verhindern, dass ein alter Mensch noch (voll) in die Gesellschaft integriert (und anerkannt) ist.


    Nebenbei bemerkt: Früher las man oft, unter der Rubrik "Bekanntsschaftswünsche" in Zeitungen, die Selbstbeschreibungen "kein OMA-TYP"/ "kein OPA-Typ" - man kann sich etwas Bestimmtes darunter vorstellen und es ist meistens abwertend.....

    Hier müsste angesetzt werden, um Altersdiskriminierung entgegenzuwirken, ebenso mangelnder Solidarität der Älteren untereinander....

    Daher möchte ich mit niemandem mein Leben tauschen.

    Prima, diese Einstellung, klingt nach (relativer) Zufriedenheit! :)

    Hallo, lieber Sudhana ,


    Deine Smiley-Reaktion auf mein letztes Posting deute ich mal als Signal für Irritation.

    Richtig gedeutet! :like: ;)

    Vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, dein Statement nochmal näher zu erläutern! _()_

    Thorsten Hallscheidt hat ja auf die mangelhafte Wahrnehmung von Verantwortung für die Existenzbedingungen künftiger Generationen durch einen Großteil der Alten hingewiesen - und ich gebe ihm da recht.

    Gibt es dazu irgendwelche Untersuchungen, Statistiken, Zahlen, welche eure Beobachtung belegen, dass "ein GROßTEIL" der Alten ihre Verantwortung für die nachfolgenden Generationen nicht ausreichend wahrnimmt (und WARUM)?


    Es müsste vielleicht auch zunächst mal geklärt werden, ab wann man Menschen zu den "Alten" zählen kann. Das folgende Zitat ist da wohl nicht als Orientierung geeignet:
    "Hat einer dreißig Jahr' vorüber. So ist er schon so gut wie tot." ... ;)

    Ich gehe mal von 60 + aus, wobei da wohl die Ansichten auseinandergehen.

    Nach meinen, natürlich nicht repräsentativen, Beobachtungen zeigt sich die Generation der 30 - 50-Jährigen am wenigsten daran interessiert, sich für den Klimaschutz zu engagieren, während die Eltern dieser Altersgruppe als Kämpfer für die Zukunft ihrer Enkel, auf Demos Plakate schwenken...

    (Nur EIN Beispiel aus meinem "Umfeld": Eine Kusine meines Vaters, 76 Jahre, pens. Lehrerin, engagiert sich seit Jahren für Umwelt-und Klimaschutz, während sie ihre Tochter, 43 J. leider nicht überzeugen konnte, sich zu beteiligen. Die fährt lieber 4 x /Woche mit dem SUV 80 km weit, um ihr Reitpferd zu besuchen und ihrem Hobby nachzugehen...)


    Wobei man freilich nicht übersehen sollte, dass die Alten nun wahrlich nicht die einzige soziale Gruppierung ist, die im klimapolitischen Diskurs Besitzstandswahrung zur Priorität macht.

    Das sehe ich auch so, wobei die "Mittelalten" eigentlich doch größeres Interesse am Erreichen der Klimaziele offenbaren müssten, weil sie die Folgen länger selbst erleben dürften....Da herrscht aber eher eine "Mitnahmementalität" vor- schnell nochmal im Urlaub auf die Malediven, bevor sie untergehen, schnell noch einen Diesel-SUV kaufen, bevor sie verboten werden, usw. ...

    Einen eher positiven Blick auf das Thema wirft hier Jetsunma Tenzin Palmo.

    Besonders interessant für uns im Westen ist m.E. auch die Frage, ob der Bau von Seniorenheimen für Buddhisten Sinn machen würde...

    Lobpreis des Alterns


    Ein Beitrag von Jetsunma Tenzin Palmo veröffentlicht in der Ausgabe 2019/3 jung & alt unter der Rubrik jung & alt. (Leseprobe)

    Verfall ist das Wesen aller bedingten Dinge und der natürliche Lauf des Lebens weist in Richtung Verfall und Tod. Das sind gute Umstände, betont Jetsunma Tenzin Palmo, um den späten Lebensjahren einen besonderen Glanz und Wert zu verleihen. csm_3767-22_0528d47584.jpg

    Der Buddha beschrieb Geburt, Krankheit, Alter und Tod als dukkha oder Leiden. Wenn wir nicht jung sterben, erleben wir das Alter. Deshalb betrifft dieses Thema die allermeisten Menschen. Doch unsere Gesellschaft gibt sich einem Jugendkult hin und verleugnet den natürlichen Lauf des Lebens in Richtung Verfall und Tod. Die meisten Menschen hoffen, für immer jung und schön zu sein; tatsächlich wird „Schönheit“ sogar meist mit „Jugendlichkeit“ gleichgesetzt. Zahllose Bücher und Artikel geben Ratschläge, wie man das Alter am besten von sich fernhalten und für immer jung bleiben kann. Doch ganz gleich, wie oft wir uns das Gesicht liften lassen und wie vielen Bewegungs- und Diätprogrammen wir uns unterwerfen: Irgendwann werden unsere körperlichen Kräfte schwinden und wir werden wahrscheinlich mit Krankheiten umgehen müssen.

    Verfall ist das Wesen aller bedingten Dinge. Wenn wir älter werden, sehen wir, wie Menschen in unserem Umfeld – Freundinnen, Freunde, Familienmitglieder – krank werden und sterben. Das zwingt uns, diese Zustände als natürlich und unvermeidlich zu erkennen. Der Buddhismus stellt sich den schwierigen Tatsachen von Leben und Tod – ja, er nutzt sie sogar als Weg und als Werkzeug, um Geburt und Tod zu überwinden.

    Sich im Alter neu fokussieren

    In traditionelleren Gesellschaften wird das Älterwerden als natürlich angesehen. Man versucht nicht, es so lange wie möglich zu vermeiden oder zu leugnen. Stattdessen erkennt man an, dass ein Mensch am Ende eines langen Lebens auch ein Mehr an Wissen und Verständnis erworben hat. Alter – das hat mit Weisheit und Erfahrung zu tun. Darum bringt man älteren Familienmitgliedern Respekt entgegen, gesteht ihnen weiterhin eine wichtige Rolle in der Gesellschaft zu und sieht sie oft sogar als Führer und Ratgeber an.

    Auch der Westen kennt den Archetypus der weisen alten Frau und der Hexe, und die meisten Zauberer in den Märchen sind ältere Menschen. Tatsächlich zeigen faltige alte Gesichter mit leuchtenden Augen voller Liebe und Intelligenz oft wahre Schönheit. Doch obgleich Menschen über fünfzig heute die Mehrheit in unserer modernen Gesellschaft ausmachen, werden ältere Menschen immer stärker an den Rand gedrängt, von der Welt isoliert und ignoriert. Wen wollte es also wundern, wenn viele von ihnen das Gefühl haben, ihre nützlichen Tage seien vorbei und sie könnten keinen Beitrag mehr zur Gesellschaft leisten Wen wollte es wundern, dass Menschen das Alter fürchten und es so lange wie möglich von sich wegschieben möchten.

    Die Frage ist also: Wie gehen wir mit unserem unvermeidlichen Altern in einer Weise um, die für unser Leben sinnvoll ist? In traditionellen buddhistischen Ländern ist es üblich, die Aufmerksamkeit in dieser Lebensphase stärker auf den Dharma zu lenken und das eigene Leben nun so zu gestalten, dass es auf den Tod und auf zukünftige Wiedergeburten gut vorbereitet ist. In traditionellen buddhistischen Gesellschaften legen viele ältere Menschen die Acht Gelübde ab und verbringen ihre Zeit in der Meditation oder mit anderen verdienstvollen Aktivitäten. Sie umschreiten heilige Gegenstände, machen Tempelbesuche und Niederwerfungen oder pflegen den religiösen Gesang. Der Dharma wird zum Mittelpunkt ihres Lebens – sie geben sich ihm ganz hin. Auf diese Weise bleibt ihr Leben sinnvoll und bedeutsam, auch wenn sich der Fokus verschoben hat.

    Gerade Frauen sind in jüngeren Jahren oft damit beschäftigt, die Rollen zu erfüllen, die die Gesellschaft für sie bestimmt hat. Als Objekte des Begehrens streben sie danach, so attraktiv und verlockend wie möglich zu sein, um männliche Fantasien zu erfüllen. Als Ehefrauen und Mütter widmen sie sich der Pflege ihrer Häuser und Familien. Die meisten Frauen gehen heute beruflich auch Vollzeittätigkeiten nach, in denen sie hart arbeiten müssen, um voranzukommen. Trotz aller modernen Vorteile führen Frauen heute doch ein sehr stressbelastetes Leben, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden.

    Inzwischen können wir jedoch auch in der modernen Welt ein interessantes Phänomen beobachten: Viele ältere Menschen, besonders Frauen, die ihre Lebensaufgaben als Ehefrauen, Mütter und im Beruf erfüllt haben, richten ihre Aufmerksamkeit stärker nach innen. Sie wenden sich der Kunst zu, alternativen Heilberufen, der Psychologie oder dem Studium und der Praxis spiritueller Wege. Diese Frauen sind oft hochgebildet und sehr motiviert, deshalb können sie auch im Alter noch neue Fähigkeiten erwerben und in ihrer Umgebung viel Positives bewirken. Anstatt ihre Seniorenzeit mit Golfspielen oder Fernsehen zu verbringen, öffnen sie sich ihrer inneren, spirituellen Welt. Beispielhaft möchte ich eine Gruppe älterer Frauen nennen, die ich vor einiger Zeit in einer wohlhabenden Kleinstadt in Florida kennenlernte. Sie hatten angefangen, sich einer sehr aufrichtigen spirituellen Praxis zu widmen und sich außerdem sozial zu engagieren. Dabei wirkten sie nicht nur in ihre unmittelbare Nachbarschaft hinein, sondern weiteten ihren Radius sogar auf andere Kulturen und Länder aus – und sie fühlten sich glücklich und erfüllt, ihre Zeit zum Wohl anderer und zu ihrem eigenen Wohl einzusetzen. csm_3767-12_56b793cbbd-770x1024.jpg

    „Hätte ich doch nur den Mut gehabt …“

    Es gibt etwas, das Sterbende sehr bedauern: „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir im Leben selbst treu zu bleiben, anstatt das Leben zu führen, das andere von mir erwartetet haben.“ Viele Menschen, die ich kenne, sind sich allerdings treu geblieben. Im letzten Abschnitt ihres Lebens konnten sie dann spüren, dass sie diese Zeit im Vergleich zu den Jahren davor als noch erfüllender und sinnvoller empfanden. Denn im Alter können Menschen ihre wahren Interessen entdecken, anstatt sich ausschließlich an gesellschaftliche Erwartungen anzupassen. Sicherlich sind die früheren Lebenserfahrungen nötig für das, was sich später entwickelt – so wie ein Baum seine wahren Eigenschaften entfaltet, indem er ganz allmählich und mit der Zeit wächst. Dennoch können ältere Menschen deutlich das Gefühl haben, endlich den wahren Grund ihres Lebens gefunden haben. Wir haben die Wahl: Entweder wir sehen das Alter als eine Zeit an, in der unsere Träume allmählich verblassen – oder wir sehen darin den Beginn einer neuen und aufregenden Ära.

    Als buddhistische Frauen haben wir die wichtige Aufgabe, einen alternativen Lebensentwurf vorzuleben, der den Weg zu mehr Freiheit und einem sinnvolleren Leben weisen kann. Wir haben nun mehr Zeit für uns selbst und können sinnvoll und engagiert leben, spirituelle Pfade erforschen und soziales Engagement praktizieren. Das Alter ist eine großartige Gelegenheit, all die Fähigkeiten, die wir im Laufe unseres Lebens erworben haben, heilsam für uns und andere einzusetzen. Wir werden zu einem neuen Leben wiedergeboren, ohne das alte wegwerfen zu müssen! Auch wenn unsere alten Knie zu sehr schmerzen, um noch im Schneidersitz zu sitzen, auch wenn gesundheitliche Probleme uns körperlich bremsen – unser Geist kann immer noch hell und klar sein und unsere Meditation kann sich vertiefen und reifen. „Wie kann ich jetzt, wo meine weltlichen Verantwortungen erfüllt sind, dieses Leben am praktischsten nutzen, um mir und anderen zu helfen? Was muss ich tun, um weitere Fortschritte auf dem Dharmapfad zu erzielen?“ Das sind die Fragen, die wir uns als ältere Buddhistinnen und Buddhisten stellen können. Das muss nicht bedeuten, dass wir nur noch an langen Retreats teilnehmen oder ganz und gar in die buddhistische Gemeinschaftsarbeit eintauchen. Es gibt viele Möglichkeiten, uns zu entwickeln und unseren Geist zu zähmen. Wenn wir älter werden, haben sich die emotionalen Tumulte und großen gefühlsmäßigen Umwälzungen üblicherweise gelegt. Wir haben ein grundlegendes Verständnis unseres Lebens und unserer Person entwickelt, und hoffentlich hat sich auch unsere formale Praxis im Laufe der Jahre vertieft. Jetzt haben wir Zeit und Raum, die Bodhi-Bäumchen unserer Praxis bis zur Verwirklichung zu nähren und den Bodhi-Baum der Erkenntnis zu ermutigen, sein volles Potenzial zu entfalten.

    Für viele alternde Buddhistinnen und Buddhisten stellt sich auch die Frage, wo sie leben sollen, wenn sie schwächer werden. Da Familien heute immer kleiner werden und eine Betreuung zu Hause oft nicht mehr gewährleisten können, müssen viele ältere Menschen – vor allem im Westen, aber zunehmend auch in asiatischen Ländern – damit rechnen, ihre späteren Lebensjahre in einem Pflegeheim zu verbringen. Es kann ein düsterer Ausblick sein, dass man am Ende umgeben ist von Menschen und Pflegepersonal ohne Interesse an spirituellen Themen. Deshalb ist es an der Zeit, über Seniorenheime für ältere Buddhistinnen und Buddhisten zu sprechen – gemeinschaftliche Einrichtungen, die nicht auf eine bestimmte Tradition beschränkt sind. Das Hauptproblem ist wahrscheinlich die Finanzierung, doch solche Seniorenheime wären wichtig, und es wäre lohnend, mehr in diese Richtung zu denken und zu planen.


    (BUDDHISMUS aktuell/"Leseprobe")


    Einfach nur traurig so etwas.....


    Mein Mann und ich zogen vor 12 Jahren in eine Wohnanlage mit insgesamt 23 Wohneinheiten. Wir lernten - nach und nach - ALLE Bewohner namentlich kennen, auch einige über 80-Jährige. Eine ältere Frau besuchte ich regelmäßig, da sie einsam war und unter vielen Ängsten litt. Leider wurde sie dement und verstarb bald darauf an einem Schlaganfall- zum Glück nicht allein...

    Mittlerweile sind nahezu alle Senioren ins Altenheim umgesiedelt oder verstorben und die Nachmieter gehören zur Generation der 25 - 40-Jährigen, die - größtenteils - NULL Interesse an (auch nur rudimentären) nachbarschaftlichen Kontakten offenbart. Schlechte Aussichten....

    Wie viele Senioren leben ich Wohnungen die viel zu groß für sie sind und wirtschaftlich ungünstig. Wäre doch mal eine Idee das man die mit Menschen tauscht die viel zu beengt leben, um auch mehr Freiheit zu bekommen, im eigenen Handeln.

    Das ist schon von der Politik angedacht.... :like: :)

    Wo ich wohne, sitzen viele alte Witwen in riesigen Häusern (zum Teil mit Einliegerwohnung "für die Kinder", die bestenfalls 1 x im Jahr zu Besuch kommen, aber Vermietung ist kein Thema: "Nein, ich will keine fremden Leute im Haus haben!"). -

    Schon gar keine aus fremden Ländern....

    Mit dem nötigen Kleingeld sind Gärtner und Haushaltshilfe selbstverständlich, mobile Pflegedienste ermöglichen, auch als Pflegefall zu Hause zu bleiben - soo lässt sich auch diese Lebensphase gut erträglich gestalten...

    Es ist an der Zeit, dass in der Gesellschaft auch mal das Thema "Altersdiskriminierung"

    Und es ist an der Zeit, dass die Alten die notwendigen Veränderungen nicht mehr blockieren, weil sie ihren Status Quo nicht aufgeben wollen. Kein Wunder, dass die Alten nicht mehr so gerne gemocht werden.

    Ja, da hast du natürlich auch recht!

    Es ist aber ein Zeichen von Alter, nicht mehr so flexibel sein zu können (im Denken, Handeln) - Anhaftung an Erinnerungen, Vorstellungen und Gewohnheiten (!) vermittelt ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit.

    Denn Alterungsprozesse führen u.a. zu Verunsicherung....


    "Jung gebliebene" Ältere sind für mich nicht diejenigen, die faltenarm oder -frei im jugendlichen Outfit durch die Parks joggen, sondern wache, neugierige Menschen mit geistiger Flexibilität, die sich auch veränderten Umständen noch gut anpassen können.


    Zu deinem letzten Satz: Seit immer mehr Menschen immer älter werden, (und nicht mehr nur "Weise" ein hohes Alter erreichen), werden sie zunehmend unbeliebter, vor allem in der "Leistungsgesellschaft"...

    Wenn das so weitergeht, gibt's vom Bürgermeister zum 90. Geburtstag (so er überhaupt noch "gewürdigt" wird) - zusammen mit dem Blumenstrauß - gleich die "Exit-Pille"....

    ("Gib dem Opi Opium, denn Opium bringt den Opi um.")

    Nur die Gesellschaft schafft „Alter“ um zu selektieren.


    Genau wie alle Normen: Hautfarbe, Sprache, Namen, Geschlecht, Sexualität. Die Mehrheit bestimmt, ob man dazugehört oder nicht. Das kann auch eine Gruppe von drei sein, wo zwei die Mehrheit bilden.

    Es ist an der Zeit, dass in der Gesellschaft auch mal das Thema "Altersdiskriminierung" ernstgenommen wird, nachdem andere Minderheiten - endlich! - die nötige Aufmerksamkeit und (hoffentlich!) Respekt erhalten.


    Wobei die "Alten" ja in unserem Land längst keine Minderheit mehr repräsentieren, aber die unterschwellige Ablehnung - sogar untereinander! - spürbar ist:


    - Eine Bekannte, 69 J. , beschwerte sich, dass sie auf Gran Canaria im Hotel "nur von Alten - um die 80 -" umgeben gewesen sei.... Was für eine "Zumutung"! :lol:

    - Eine entfernte Verwandte meines Mannes, 46 J., schwer krebskrank, wurde in ein Pflegeheim verlegt, um dort eine Chemotherapie zu erhalten (Zu Hause wäre sie allein gewesen = zu gefährlich, im Krankenhaus wollte die Krankenkasse es nicht bezahlen - zu teuer! :roll: ). Sie fühlte sich dadurch total "abgewertet" , jetzt "mit 90-Jährigen zusammen vorm Fernseher zu sitzen"....Ihre Mutter (knapp 80J.) weigerte sich, ebenso wie die Kinder, sie "dort" zu besuchen..... :cry: