• Sören Kierkegaard schrieb in seinem Buch „Furcht und Zittern“ das Folgende:

    Zitat

    Falls ein Mensch nicht im Besitz eines ewigen Bewusstseins wäre, falls allem nur eine wild gärende Macht zugrunde läge, die sich in dunklen Leidenschaften windend alles hervorbrächte, was es an Großem gibt und was es an Unbedeutendem gibt, falls sich unter allem eine bodenlose Leere, niemals gesättigt, verbürge, was wäre das Leben dann anders als Verzweiflung? Falls es sich so verhielte, falls kein heiliges Band wäre, das die Menschheit zusammenknüpfte, falls ein Geschlecht nach dem anderen erstünde wie das Laub im Walde, falls ein Geschlecht das andere ablöste wie der Vogelsang im Walde, falls das Geschlecht durch die Welt zöge wie das Schiff durchs Meer zieht, das Wetter durch die Wüste, ein gedankenloses und fruchtloses Tun, falls ein ewiges Vergessen immer hungrig auf seine Beute lauerte und keine Macht wäre, stark genug, sie ihm zu entreißen – wie leer und trostlos wäre dann das Leben!


    So ist das Leben, der Mensch ist es nicht. :(

  • Diese Theisten ... tztztz ... aber nicht nur diese. Die Angst vor der leeren Bodenlosigkeit bring Absolutheitsideen hervor, sowohl im religiös-philosophischen (auch im buddhistischen) als auch im politischen Bereich. Wie erfrischend ist da doch das abhängige Entstehen und der mittlere Weg. 8)

  • Arthur Schopenhauer:


    Zitat

    "Sooft ein Mensch stirbt, geht eine Welt unter: nämlich die er in seinem Kopfe trägt: Je intelligenter der Kopf, desto deutlicher, klarer, bedeutender, umfassender diese Welt, desto schrecklicher ihr Untergang."


    Zitat

    "Diese untergehende Welt im Kopf eines jeden Menschen ist es, was man bedauert, wenn man an den Tod denkt. Die steht nämlich in Verbindung mit dem, was ein Mensch täglich tut und erlebt. Der Gedanke, dass man nicht mehr sein wird, dass man nichts mehr tun, nichts mehr erleben kann, dass die Welt um einen herum ein Stück ärmer sein könnte, wenn man selbst nicht mehr da ist, ist also in dem Sinn unerträglich, weil sich das Leben eben auch viel im Kopf abspielt. Und diese dann sterbende, beziehungsweise mit dem Tod ausgelöschte, Gedankenwelt ist mit dem Bewusstsein des Menschen verbunden. Das sich seiner bewusst sein, bedeutet für jeden Einzelnen, dass er deshalb etwas Besonderes ist. Ist er aber eigentlich nicht, wenn man es genau nimmt


    Vollständigen Artikel auf Suite101.de lesen: Arthur Schopenhauer und das Thema "Tod" | Suite101.de http://suite101.de/article/art…-tod-a99029#ixzz25QwX5r78

  • Bakram:

    Falls ein Mensch nicht im Besitz eines ewigen Bewusstseins wäre, falls allem nur eine wild gärende Macht zugrunde läge, die sich in dunklen Leidenschaften windend alles hervorbrächte, was es an Großem gibt und was es an Unbedeutendem gibt, falls sich unter allem eine bodenlose Leere, niemals gesättigt, verbürge, was wäre das Leben dann anders als Verzweiflung?


    das ist der Trost eines putthujanas:


    weil das Leben von dukkha behaftet ist, wird hier ein 'ewiges Bewusstsein' angenommen, ohne es direkt erfahren zu haben


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Grund:

    an Buddha's abhängiges Entstehen


    Nicht nur das. Buddha scheint zu sagen "Dukkha" versiegt indem man es (zB. eine sinnlose Laune der Natur zu sein) bedingungslos akzeptiert. Dies gelingt in diesem Falle durch Relativierung und schliesslich Aufhebung des eigenen Ich-Bewusstseins: Ich bin mir bewusst nicht zu sein ( Was ja per se ein Paradox ist, denn solange ich bewusst bin, bin ich ja auch. Wäre ich nicht, hätte ich kein Bewusstsein und wäre mir dies somit auch nicht bewusst)


    Schoppi "tröstet sich" so: "Mit dem Tode geht zwar das Bewusstsein verloren, nicht aber das, was das Bewusstsein hervorbrachte und erhielt: Das Leben erlischt, nicht aber mit ihm das Prinzip des Lebens, welches in ihm sich manifestierte."


    Er wehrt ab indem er intellektualisiert (psychischer Abwehrmechanismus) um vom Dukkha abzulenken (was viele von uns hier ja auch tun :D )


    Zitat

    Intellektualisierung: Entfernung vom unmittelbaren konfliktuösen Erleben durch Abstraktionsbildung und theoretisches Analysieren (z. B. abstrakte Gespräche über das Wesen der Liebe; Fachsimpeln unter Ärzten oder Therapeuten über schwierige Patienten oder solche, die in ihrem Leid als psychische Belastung erlebt werden), Philosophieren über Dinge, die eine verborgene emotionale Bedeutung für die Person haben. Quelle: wiki (Abwehrmechanismen)


    Die Lösung(oder tröste ich mich auch einfach ?): Vergiss es, lebe. Deshalb gehe ich jetzt ein Bier trinken, oder meditieren oder Niederwerfungen machen oder Buddha anbeten oder die Wand anstarren oder was auch immer, was solls.


    Gruss Bakram

  • Bakram:

    Buddha scheint zu sagen "Dukkha" versiegt indem man es (zB. eine sinnlose Laune der Natur zu sein) bedingungslos akzeptiert. Dies gelingt in diesem Falle durch Relativierung und schliesslich Aufhebung des eigenen Ich-Bewusstseins: ...


    Ich habe für dukkha einmal die Erklärung eines unrund laufenden Karrenrades gehört. Ich finde sie sehr passend. Im Leben geht nicht immer alles ganz glatt. Egal was du machst, irgendwann fängt es an zu rumpeln.
    Wenn du das nicht annehmen kannst, hast du dukkha.
    Den zweiten Teil deiner Antwort halte ich für unglücklich formuliert. Es geht meiner Ansicht nach nicht um die Aufhebung unseres Ich - Bewusstseins, sondern darum, zu erkennen, wie es entsteht; nämlich bedingt. Da gibt es auch nichts zu relativieren. Das Ich - Bewusstsein ist da und das ist auch ganz praktisch. Es erleichtert mir die Kommunikation mit dir ungemein. Aber es ist nicht aus sich selbst heraus entstanden sondern in Abhängigkeit. Und es hat, wie alles Sein überhaupt, die drei Seinsmerkmale, dukkha, anicca und anatta. Das heißt, es ist leidbehaftet, vergänglich und leer von eigenständiger Existenz. Was, wie gesagt, nicht heißt, dass es nicht existiert.


    All dies sind Beschreibungsversuche, Erklärungsmodelle für die Erscheinungen in unserer erfahrbaren, samsarischen Welt.


    In der Meditation kannst du auch in Zustände kommen, im absoluten Samadhi, wo dies alles nicht mehr gilt. Aber irgendwann musst du dich auch wieder erheben. Es ist nicht Sinn der Sache, wie mein alter Lehrer so schön sagte, sich ins Samadhi zu verpissen.
    Und es ist auch nicht nötig.
    Und zu deinem Ausgangsposting mit dem auf mich etwas depressiv wirkenden Sören;
    Sein ist, aber es ist nichts bestimmtes. Deshalb durchdringt es alles.
    Für mich ist diese Leere, dieses nicht festgelegte, schön. Ich genieße diese ständige Veränderung, dieses Wissen um anicca und anatta. Und ich empfinde es nicht als Leid. Ich empfinde es auch nicht als Leid, wenn ich leide. Es gehört dazu und ist ok, so wie es ist.
    Auch mein Empfinden und meine Vorstellungen von Ji'un Ken sein verändern sich ständig. Und das ist gut so.
    Wenn Sein ist, aber nichts bestimmtes ist, wer ist dann? Wer wird geboren und stirbt?


    So weit meine Erfahrung.


    LG
    Ji'un Ken

  • Ji'un Ken:

    Den zweiten Teil deiner Antwort halte ich für unglücklich formuliert. Es geht meiner Ansicht nach nicht um die Aufhebung unseres Ich - Bewusstseins, sondern darum, zu erkennen, wie es entsteht; nämlich bedingt.


    Das ist insofern richtig als das bewußt-Sein "aufheben" das bewußt-Sein nicht aufhebt, sondern verfestigt, weil es bewußt-Sein ist, welches - weil die bloße Vorstellung "aufheben" bestätigt wird - einen subtilen Willensimpuls enthält. Durch Nichtstun (sein-lassen-wie-es-ist-oder-nicht-ist) und bloßem nicht-ergreifenden Hinsehen, aus dem Gewahrsein des abhängigen Entstehens heraus, verliert es sich ganz anstrengungslos. Es ist wie wenn ein Muskel verkümmert, weil er nicht mehr in Anspruch genommen wird. 8)

  • Grund:

    Gewahrsein des abhängigen Entstehens heraus[/i], verliert es sich ganz anstrengungslos.


    Und wohin verliert es sich so ?

  • Bakram:

    Schoppi "tröstet sich" so: "Mit dem Tode geht zwar das Bewusstsein verloren, nicht aber das, was das Bewusstsein hervorbrachte und erhielt: Das Leben erlischt, nicht aber mit ihm das Prinzip des Lebens, welches in ihm sich manifestierte."


    Er wehrt ab indem er intellektualisiert (psychischer Abwehrmechanismus) um vom Dukkha abzulenken (was viele von uns hier ja auch tun :D )


    Da verstehe ich den Schopi anders. Er beschreibt damit Samsara, die Wiedergeburt nannte er Metempsychose, das sich immer wieder manifestierende Prinzip des Lebens. Er sagt dass mit der Aufgabe des Lebenswillens "nichts" übrigbleibt, womit er Nibbana meinte, den Buddhismus hat er nach damaligen Möglichkeiten studiert und als höchste Erkenntnis der Menschheit bezeichnet.