Hier ist ein Sammelort von Zitaten zum anatta-Konzept.
Bitte keine Diskussionen und Kommentare. Nur Zitate.
Ein kleiner Anfang:
Die Ich-Illusion ist "die Illusion, eine feste abgeschlossene Wesenheit zu sein. Die Bildung eines Ich-Bewusstseins ist ein natürlicher Prozess in der Entwicklung komplexer Organismen (…). Es liegt aber in der Natur dieses Bewusstseins, dass es sich selbst als etwas sieht, das aus sich selbst heraus existieren kann und seine eigene bedingte Entstehung allzu leicht ignoriert - und das ist wirkliche Verblendung. Einmal aufgebaut, wird es bis zum Letzten verteidigt. Dieses Festhalten ist die Ursache des Leidens. Das Ich bedient sich der beiden Kräfte von Gier und Aversion. (…) Dahinter liegt die Täuschung über ein getrenntes und abgeschlossenes Selbst." Marcel Geisser, Die Buddhas der Zukunft, S. 36
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Die zweite Erkenntnis, auf die sich der Gleichmut gründen muss, ist die Lehre des Buddha vom Nicht-Ich (anatta). (…) Die Lehre vom Nicht-Ich zeigt, dass das Wirken weder von einem Ich, einer Persönlichkeit, ausgeht noch in seinen Folgen ein Ich oder eine Persönlichkeit trifft. (…) Es ist das Ich-Denken, das Leiden schafft. (…) Je mehr man sich vom Ich- und Mein-Gedanken löst, desto stärker wird der Gleichmut. (…) So führt die Lehre vom Nicht-Ich direkt auf den Weg zur Erlösung, zum heiligen Gleichmut."
Nyanaponika: Im Lichte des Dhamma. S. 165
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"…so gilt alles Dasein als Nicht-Ich (anatta) oder unpersönlich. Kein beständiger Wesenskern, keine Seele, sei sie ewig oder zeitlich, kann in ihm gefunden werden. (…) Die Anatta-Einsicht ist die große einzigartige Erkenntnis-Tat des Buddha. Nur wer diese Lehre vom Nicht-Ich versteht, kann die Buddha-Lehre - den Dhamma - verstehen".
Ebd. S. 24
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"Dennoch ist die Lehre vom Nichtselbst (anatman) das auffälligste Merkmal, durch das sich die buddhistische Sicht des Menschen von der übrigen indischen Religions- und Geistesgeschichte abhebt. "
Michael von Brück. Einführung in den Buddhismus. S. 172
"Das Leiden ist (…) verursacht durch die Einbildung eines in sich existierenden Ich. Weil dieses Ich eine Illusion (avidya bzw. moha) ist, die nur durch ständige Selbst-Stabilisierung aufrecht erhalten werden kann, entsteht ein unablässiges Begehren (…) und Anhaften, das diese Illusion eines stabilen Ich kurzzeitig aufrecht erhält. (…) Weil aber alle Dinge in Veränderung begriffen sind (anitya) gelingt diese Stabilsierung nicht wirklich. Dadurch wird das (eingebildete) Ich bedroht und reagiert wegen des frustrierten Begehrens mit Hass gegenüber den Dingen oder Personen, die es nicht besitzen kann. (…) Überwindung des Leidens bedeutet deshalb, diese falsche Wahrnehmung des Ich zu überwinden."
Ebd. 139
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"Das zweite Dharma-Siegel ist das Nicht-Selbst. Nichts hat eine separate Existenz oder ein eigenständiges Selbst. Es gibt nur "Intersein" zwischen allem, was ist."
TNH: Das Herz von Buddhas Lehre, S. 134
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Buddha "durchschaute die menschliche Tendenz, sich mit einer begrenzten Wahrnehmung der Existenz zu identifizieren und entdeckte, dass dieser Glaube an ein individuelles kleines Ich oder Selbst ein Grundillusion ist, die Leiden erzeugt und uns von der Freiheit (…) fernhält. Er beschrieb das als "Bedingtes Entstehen".
Jack Kornfield: Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens. S. 242
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"Jede Lebensform, jeder Geisteszustand, jede Form des Bewusstseins ist bedingt und hängt von der Ganzheit alles Bestehenden und all dessen ab, das einmal existierte. Je mehr wir uns dieser unendlichen Bezogenheit und Verwobenheit bewusst werden, desto freier werden wir, denn wir befreien uns von der Illusion der Gesondertheit (…). Dies aber lehrt uns (…) Freiheit von der tödlichsten aller Täuschungen: der Illusion eines permanenten, gesonderten Ichs."
Lama Anagarika Govinda: Schöpferische Meditation und multidimensionales Bewusstsein. S. 53.
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"Was im Buddhismus 'Ich-Losigkeit' genannt wird, bezieht sich natürlich nur auf die Ich-Vorstellung, die ein essentielles Ich als unabhängig von Körper und Geist postuliert; es ist nicht unser ganz gewöhnliches Gefühl von personaler Identität damit angesprochen. Diese Vorstellung eines statischen Ich ist das Haupthindernis bei der Umsetzung unseres Potentials".
Stephen Batchelor: Buddhismus für Ungläubige. S. 121
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Die spirituelle Krankheit ist eine Krankheit, deren Erreger in dem Gefühl von "wir" und "unser", von "Ich" und "Mein" steckt, das regelmässig im Geist auftaucht. Der bereits im Geist vorhandene Krankheitskeim, entwickelt sich zu dem Gefühl von "Ich" und "Mein". Daraus wird dann Gier, Hass und Verblendung, indem aufgrund des Einflusses dieser Selbstzentriertheit gehandelt wird. Dabei werden Schwierigkeiten sowohl für uns selbst als auch für andere verursacht. Das sind die Symptome der spirituellen Krankheit, die in uns steckt. Um es Euch leichter zu merken, könnt Ihr sie auch die "Ich-und-Mein-Krankheit" nennen.
Buddhadasa: Kernholz des Bodhibaumes, S. 22
Wir müssen erkennen, dass die Empfindung von "Ich" und "Mein" die Wurzel aller Formen von dukkha ist. Wo immer es Anhaften gibt, ist die Dunkelheit der Ignoranz (avijja-) vorherrschend. Es gibt keine Klarheit, weil der Geist nicht leer (suñña) ist. Der Geist ist erschüttert, er brodelt und schäumt mit dem "Ich-Mein-Gefühl". Im direkten Gegensatz dazu steht der Geist, der von dem Anhaften an "Ich" und "Mein" frei ist. Er ist leer, von ruhiger Heiterkeit und angefüllt mit Geistesgegenwart und Weisheit (sati-pañña-). Ebda. S. 28
Der Ausspruch des Buddha, der sich mit der auf suññata- bezogenen Übung befasst, ist zugleich auch die Aussage, die das Herz des Buddhismus darstellt. Sie verlangt unsere besondere Aufmerksamkeit.
Nichts, was auch immer es sei, sollte als "Ich" oder "Mein" aufgefasst werden.
(Sabba dhamma- na-lam. abhinivesaya)
Wenn man die Bedeutung etwas ausweitet, kann man das auch so übersetzen: "Niemand sollte irgend etwas als "Ich" oder "Mein" ergreifen und daran festhalten". "Niemand" bedeutet, dass es keine Ausnahmen gibt. "Ergreifen und daran festhalten" bedeutet, Ego Bewusstsein entstehen zu lassen. Etwas "als `Ich ́ auffassen", bezieht sich auf das Gefühl, das wir "Ich- en" nennen wollen (aham.ka-ra, das Festhalten an einer Seele oder einer beständigen Ego-Wesenheit). Etwas "als `Mein ́ auffassen", bezieht sich auf das Gefühl, das wir "Mein-en" (mamam. ka- ra) nennen wollen, d.h. Phänomene anzusehen als ob sie mit einem Ego in Verbindung stehen würden. Bitte lasst kein Gefühl des "Ich-ens" oder "Mein-ens" zu irgend etwas aufkommen; weder zu wertlosen Staubkörnern, noch zu Gold und Edelsteinen; weder zur Sexualität und Sinnlichkeit noch zu höheren Dingen wie dem Dhamma. Nicht einmal am Dhamma sollte angehaftet werden. Weder an den drei Aspekten des Trainings: dem Lernen, der Übung und der Verwirklichung; noch an den drei Ebenen der Verwirklichung:- der Pfaderkenntnis (magga), deren Früchte (phala) und schliesslich nibbana - nichts, sollte als "Ich" oder "Mein" aufgefasst werden. Das ist das Herz des Buddhismus. Der Buddha selbst erklärte dies zur Zusammenfassung der Lehren des Tatha-gata. - - . -
Er sagte, den Satz, "Sabba dhamma nalam abhinivesaya" gehört zu haben, heisst alles gehört zu haben; es geübt zu haben, bedeutet alles geübt zu haben; und die Früchte dieser Übung geerntet zu haben, bedeutet alle Früchte geerntet zu haben". Ebda S. 37