Wissen aus zweiter Hand?

  • Ich finde ja Dharma-Literatur wie Erfahrungsberichte und Kommentarliteratur auch toll, aber so richtig sinnvoll wird das doch alles erst wenn man es mit eigenen Augen sehen kann...


    Bringt einen denn das 17., 18., und 19. Buch über das gleiche Thema noch wirklich weiter, wenn schon das erste im Grunde nichts anderes vermitteln wollte als "Komm und sieh selbst"?


    Worum es wirklich geht hat der Buddha wunderschön auf den Punkt gebracht:


    Zitat

    "Was ein Lehrer, der auf das Wohlergehen seiner Schüler aus ist und Mitgefühl für sie hat, aus Mitgefühl für seine Schüler tun sollte, das habe ich für euch getan, Ānanda. Dort sind Bäume, dort sind leere Hütten. Meditiert, Ānanda, seid nicht nachlässig, ihr sollt es später nicht bereuen müssen. Dies ist unsere Anweisung an euch." M 106

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Ich halte eine regelmäßige Meditationspraxis für eine gute und wichtige Sache. Allerdings gilt auch hier die Unterscheidung in 'notwendig' und 'hinreichend': Auch 100.000 Stunden Meditation verbessern nur die Hardware, führen aber nicht automatisch zu deren sinnvollem Gebrauch. Hier macht die buddhistische Trias 'sila, samadhi, paññā' durchaus Sinn.

  • Axel Benz:

    Hier macht die buddhistische Trias 'sila, samadhi, paññā' durchaus Sinn.


    Genau, Buddha sagte nicht: "Es reicht völlig aus, wenn ihr nur meditiert, liebe Schüler."
    Im satipatthana-sutta finden sich klare Aufforderungen zum Kontemplieren, also zum reflektierenden Betrachten von Phänomenen.
    Auch die Kunst des Denkens will geübt sein. Und dabei können einem kluge Schriften helfen.
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Das sehe ich ähnlich und auch ein bisschen anders. Wenn ich erst einmal in der Karibik angekommen bin, dann werde ich mir keine Reiseberichte mehr kaufen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Axel Benz:

    Hier macht die buddhistische Trias 'sila, samadhi, paññā' durchaus Sinn.


    Absolut.


    Wobei in den westlichen Hemisphären Weisheit meist ausreichend vorhanden ist. Meditationspraxis ist - aus meiner Erfahrung und Sicht heraus - das was am meisten Nachholbedarf hat um die Waage im Gleichgewicht zu halten.


    Danke für die Erinnerung. Ab aufs Kissen ...

    Von mehreren Theorien, die die gleichen Sachverhalte erklären, ist die einfachste allen anderen vorzuziehen.


    Die Leute von denen Du am meisten lernen kannst sind die mit denen Du nicht einer Meinung bist.

  • Die Frage, die sich mir und gerade auch wenn ich hier im Forum lese stellt ist,
    kann man tatsächlich einen "Geschmack" vom Buddha-Dhamma bekommen,
    wenn man nicht in einer z.B. Tradition nachhaltig praktiziert.
    Und da spreche ich nicht von einem einmaligen z.B. 10 Tages Retreat, sondern vom praktizieren an den Quellen, wie z.B. in den Ursprungsländern bzw. Klöstern.


    Kann man wirklich nur durch lesen von Übersetzungen und Kommentarliteratur, den Dhamma tiefgründig verstehen?
    Wohl eher nicht, denn dann gäbe es wohl nicht soviele Diskussionen und Auslegungen von Lehrreden hier im Forum.


    Die westliche Geisteshaltung ist grundverschieden von den Menschen, die in den "Ursprungsländern" praktizieren.
    Fehlt dem Westler da nicht etwas? Das fängt schon beim Dana an und hört bei der Abschaffung des Ordens auf.
    Wobei ich jetzt nicht die esoterische Praktiken in den "Ursprungsländern", die es ja auch gibt meine.


    Wer praktiziert denn hier wirklich diszipliniert z.B. Satipatana, Zazen usw.?
    Wer weiß denn wirklich hier, wie dies funktioniert?
    Wo findet gerade der Anfänger das tragende Element im "westlichen" Buddha-Dhamma?
    Reicht z.B. MBSR aus um zu erwachen im Sinne des Buddha-Dhamma?


    ()


  • Das finde ich garnicht mal so zwingend nötig, um den Geschmack der Befreiung kosten zu können. Aber all die entscheidenden Fragen werden definitv auf dem Kissen beantwortet (oder nachdem man auf dem Kissen gesessen hat), und nicht in Büchern oder Gesprächen oder dem Denken an sich.


    Dem Erwachen beim klingeln einer Glocke oder bei einer Frage des Lehrers geht auch eine tiefgehende Meditationserfahrung voraus.


    Um den Weg ganz bis zum Ende gehen zu können halte ich aber auch die Hauslosigkeit für notwendig.

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    3 Mal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • Sukha:


    Wo findet gerade der Anfänger das tragende Element im "westlichen" Buddha-Dhamma ?


    ()



    Die Antwort wird dir vielleicht nicht gefallen, aber genau dieses tragende Element finde ich in meiner Übertragungslinie.


    Es bringt nach meiner Meinung gar nichts, wenn ich mich als Westler in ein asiatisches Land begebe und dort den "Wahren Dharma" suche. Ich bin und bleibe von meiner westlichen Kultur geprägt. Ich halte es für Verherrlichung, wenn man immer gleich davon ausgeht, dass in Asien die reine Quelle des Dharma sprudelt und man sich nur dorthin begeben muss, um aus ihr zu trinken.

  • Du richtest diese Frage nach außen, um da Außen etwas zum Festhalten zu bekommen.
    Du könntest die Frage auch nach innen richten, Frag dich doch mal selber und bleibe bei dir, höre einfach zu sobald du es ernsthaft versuchst.
    Unbekannte grüße

  • Wissen aus zweiter Hand ist alles, was gelesen oder gehört wird.
    Das einzige Wissen aus erster Hand, ist das selbst erfahrene Wissen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • euh:

    Du richtest diese Frage nach außen, um da Außen etwas zum Festhalten zu bekommen.
    Du könntest die Frage auch nach innen richten, Frag dich doch mal selber und bleibe bei dir, höre einfach zu sobald du es ernsthaft versuchst.
    Unbekannte grüße


    Das ist doch nicht als Frage gemeint.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Syia:


    Die Antwort wird dir vielleicht nicht gefallen, aber genau dieses tragende Element finde ich in meiner Übertragungslinie.


    Warum soll mir die Antwort nicht gefallen?
    Ich freue mich da mit Dir.


    ()

  • Sukha:


    Reicht z.B. MBSR aus um zu erwachen im Sinne des Buddha-Dhamma?


    Das ist nicht der Anspruch von MBSR. MBSR ist eine therapeutische Methode mit Elementen des buddhistischen Achtsamkeitstrainings und des Yoga.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Geronimo:
    euh:

    Du richtest diese Frage nach außen, um da Außen etwas zum Festhalten zu bekommen.
    Du könntest die Frage auch nach innen richten, Frag dich doch mal selber und bleibe bei dir, höre einfach zu sobald du es ernsthaft versuchst.
    Unbekannte grüße


    Das ist doch nicht als Frage gemeint.


    Lieber Geronimo, ich habs nicht als Antwort an deinen ersten beitrag, (siehe oben) gerichtet, ich zweifel auch nicht an deinem beitrag oben. liebe unbekannte grüße

  • Zitat

    Wer praktiziert denn hier wirklich diszipliniert z.B. Satipatana, Zazen usw.?
    Wer weiß denn wirklich hier, wie dies funktioniert?
    Wo findet gerade der Anfänger das tragende Element im "westlichen" Buddha-Dhamma?
    Reicht z.B. MBSR aus um zu erwachen im Sinne des Buddha-Dhamma?


    a und b)
    Zwei, drei wüsste ich da schon.
    c ) im authentischen Rahmen - gibts den ?
    d ) is ja ne Entspannungstechnik
    Aufblitzen der Wahrheit ist auch über so ne Technik möglich, hält nur nicht vor

  • Onyx9:

    Zwei, drei wüsste ich da schon.


    Das war ne rhetorische Frage. ;)
    4 bis 5 wüsste ich hier auch.


    ()


  • Das kommt immer drauf an. Manch einer versteht es nach dem ersten Absatz, legt das Buch beiseite und legt los. Ein anderer braucht dann vielleicht 3-4 Bücher.


    Man darf halt auch nicht vergessen das alles vergänglich ist. Das "Ich" von gestern war vielleicht motiviert, strebsam und auf dem richtigen Weg, aber das "Ich" von heute brauch vielleicht wieder einen Anstoss.


    Und noch ein wichtiger Punkt ist die "Unterhaltung" die das Ego brauch.
    Im Normalfall klappt es eben nicht von heute auf Morgen alle Gewohnheiten aufzugeben und sinnlichen Genüssen komplett zu entsagen. Der Geist verlangt nach Unterhaltung. Und anstatt ihn dann mit Filmen, TV oder Romanen zu sättigen, ist es besser sich das 28. Buch zum selben Thema vorzunehmen und sich dadurch wieder zu fokussieren, als sich mit irgendeinem Kram abzulenken.


    Buddhadasa Bhikku erklärte das sehr schön in "Anapanasati - Die sanfte Heilung der spirituellen Krankheit". Lies mal Seite 37 und 38 über "Die geistige Notwendigkeit":
    http://www.dhamma-dana.de/buec…a_bhikkhu-anapanasati.pdf

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Das ist ein schöner Ansatz, den ich nachvollziehen kann. Aber wenn ich nach München will dann helfen mir die Reiseberichte irgendwann auch nicht mehr weiter, und darüber nachdenken sogar noch weniger. Am Ende kommt es doch sowieso ganz anders als man vermutet.


    Ich persönlich habe früher auch viel Dharma-Literatur gelesen und das war im gewissen Sinne auch notwendig um mich und mein Verständnis auf den richtigen Weg zu bringen. Aber nun sitze ich schon im Zug und weitere Bücher werden die Fahrt auch nicht mehr beschleunigen. Es ist jedoch wirklich toll wie rege der Austausch ist, das kann nicht schlecht sein.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Das ist ein schöner Ansatz, den ich nachvollziehen kann. Aber wenn ich nach München will dann helfen mir die Reiseberichte irgendwann auch nicht mehr weiter, und darüber nachdenken sogar noch weniger. Am Ende kommt es doch sowieso ganz anders als man vermutet.


    Ich persönlich habe früher auch viel Dharma-Literatur gelesen und das war im gewissen Sinne auch notwendig um mich und mein Verständnis auf den richtigen Weg zu bringen. Aber nun sitze ich schon im Zug und weitere Bücher werden die Fahrt auch nicht mehr beschleunigen. Es ist jedoch wirklich toll wie rege der Austausch ist, das kann nicht schlecht sein.


    Nicht die Fahrt beschleunigen, aber dich vielleicht davon abhalten, auszusteigen, bevor du am Ziel bist.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:
    Geronimo:

    Das ist ein schöner Ansatz, den ich nachvollziehen kann. Aber wenn ich nach München will dann helfen mir die Reiseberichte irgendwann auch nicht mehr weiter, und darüber nachdenken sogar noch weniger. Am Ende kommt es doch sowieso ganz anders als man vermutet.


    Ich persönlich habe früher auch viel Dharma-Literatur gelesen und das war im gewissen Sinne auch notwendig um mich und mein Verständnis auf den richtigen Weg zu bringen. Aber nun sitze ich schon im Zug und weitere Bücher werden die Fahrt auch nicht mehr beschleunigen. Es ist jedoch wirklich toll wie rege der Austausch ist, das kann nicht schlecht sein.


    Nicht die Fahrt beschleunigen, aber dich vielleicht davon abhalten, auszusteigen, bevor du am Ziel bist.


    Kannst du dir das denn vorstellen? Einfach aufhören wenn du es schon erkannt hast?

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:
    Maybe Buddha:


    Nicht die Fahrt beschleunigen, aber dich vielleicht davon abhalten, auszusteigen, bevor du am Ziel bist.


    Kannst du dir das denn vorstellen? Einfach aufhören wenn du es schon erkannt hast?


    un-vollkomene Erkenntnis ist vergänglich, bzw. kann aufs neue verdeckt werden.


    Vorstellen kann ich mir, allgemein, alles was sich vorstellt...

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Zitat

    d ) is ja ne Entspannungstechnik


    Nein, MBSR ist keine Entspannungstechnik.
    Oder doch, wie buddhistische Meditation. Denn sie dient dazu, dass wir uns endlich entspannen, uns nicht mehr von den Gedanken und Vorstellungen vor jeden Karren spannen lassen.
    Was der MBSR wohl fehlt, ist der religiöse Überbau und die Moralischen und ethischen Regeln. MBSR ist viel zielorientierter, da wird nicht von Erleuchtung gesprochen, sondern davon, dass die Menschen damit lernen können, besser mit den aufkommenden Emotionen und Gedanken klarzukommen, sie als Geistesprodukte erkennen und sein lassen zu können. Auch explizite Buddhisten haben diese Schwierigkeiten, und nur weil sie sich Buddhisten nennen, haben sie nicht weniger Schwierigkeiten damit.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Nachtrag zum Thema, aufgrund einer Nachricht die ich erhielt:


    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)