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Nāmarūpa-patisandahanapañho
Der König sprach: «Was du da eben, ehrwürdiger Nāgasena, körperlich-geistige Verbindung nanntest, was ist da das Geistige und was das Körperliche?»
«Was da, o König, grob (stofflich) ist, das gilt als das Körperliche (rūpa); und was es da an feinen (unstofflichen) Erscheinungen, wie Bewußtsein und Geistesfaktoren gibt, das gilt als das Geistige (nāma).»
«Aus welchem Grunde aber, ehrwürdiger Nāgasena, wird nie das Geistige allein oder das Körperliche allein wiedergeboren?»
«In gegenseitiger Abhängigkeit, o König, stehen diese Erscheinungen, und ganz gleichzeitig entstehen sie.»
«Erläutere mir dies!»
«Gleich wie, o König, es ohne Dotter kein Ei geben kann - da nämlich beide sich gegenseitig bedingen und eine ganz gleichzeitige Entstehung haben -: ebenso auch, o König, kann ohne das Geistige das Körperliche nicht existieren, denn beide stehen in gegenseitiger Abhängigkeit und entstehen ganz gleichzeitig; und so war es seit undenkbaren Zeiten.»
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Nibbāna-vaggo
Der König sprach: «Ist es wohl möglich, ehrwürdiger Nāgasena, diese zur Einheit verbundenen Erscheinungen voneinander zu trennen und ihre Verschiedenheit zu zeigen, so daß man sagen könnte:
Dies ist der Sinneneindruck, dies das Gefühl, dies die Wahrnehmung, dies der Wille, dies das Bewußtsein, dies die Gedankenfassung, dies das diskursive Denken?»
«Nein, o König. Das ist nicht möglich.»
«Gib mir eine Erläuterung hierfür!»
«Sagen wir, o König, der Koch eines Fürsten bereite eine Suppe oder eine Sauce und füge etwas saure Milch, Salz, Ingwer, Kümmel, Pfeffer und andere Gewürze hinzu. Wenn nun der Fürst zu ihm sprechen sollte: Ziehe mir einzeln den Saft der sauren Milch heraus, sowie des Salzes, des Ingwers, des Kümmels, des Pfeffers und der anderen Gewürze, die du hinzugefügt hast- könnte da wohl, o König, der Koch die Säfte jener so innig gemischten Gewürze voneinander trennen und herausholen und sagen: Dies ist das Saure, dies das Salzige, dies das Bittere, dies das Beißende, dies das Herbe und dies das Süße?»
«Gewiß nicht, o Herr! Das ist unmöglich. Dennoch aber sind die sämtlichen Gewürze mit ihren jeweiligen charakteristischen Merkmalen darin enthalten.»
«Ebenso auch, o König, ist es unmöglich, diese zur Einheit verbundenen Erscheinungen wirklich voneinander zu trennen und ihre Verschiedenheit zu zeigen und zu sagen:
Dies ist der Sinneneindruck, dies das Gefühl, dies die Wahrnehmung, dies der Wille, dies das Bewußtsein, dies die Gedankenfassung, dies das diskursive Denken.»
http://www.palikanon.com/diverses/milinda/milinda02a.htm
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Ich möchte noch anmerken, daß es für den Begriff „Nama-Rupa“ unterschiedliche Übersetzungen gibt. Manche übersetzen es mit „Begriff und Bild“, andere mit „grob- u. feinstofflich“,
wieder andere mit „Name/Begriff und Form“. Man merkt, worauf es hinausläuft:
Vorstellungen, Begriffe, Bezeichnungen, Wahrnehmungen, diskursives Denken.
Entscheidend ist die Einheit, bzw Gleichzeitigkeit „geistig-körperlicher“ Phänomene, die Unterscheidung ist illusorisch.
Zu sagen, der Geist entstünde aus dem Körper, ist falsch, zu sagen, der Körper entstünde aus dem Geist, ist falsch.
Beides entsteht gleichzeitig, nicht nacheinander.
Genau, wie oben in dem Beispiel mit der Suppe, kann man in der Meditation oder wo auch immer keinen Unterschied zwischen Körper und Geist feststellen.
Wo fängt der Körper an und wo hört der Geist auf?
Wo fängt der Geist an und wo hört der Körper auf?
Wo ist die Scheidung, die Grenze, die Unterscheidung zwischen Körper und Geist?
Wie oben in der Suppe findet sich keine Unterscheidung, weil es sie nicht gibt.