Buddhismus in Indien

  • Mich sticht wieder der Hafer, trage die Idee schon länger mit mir rum.


    Thema: Neobuddhismus in Indien


    Ich meine nicht Buddhisten in Indien wie die große Zahl von Emigranten z.B. in Dharamsala.
    Ich rede von Indern die Buddhisten sind, so wie Buddha Inder war. Buddha und seine Heimat ist mir halt ein Anliegen, wie man evtl. schon bemerkt hat.


    Anlaß ist ein Fernsehbericht, den ich vor etlichen Wochen sah, über eine Frauenbewegung, ehemalige Kastenlose, die zum Buddhismus konvertiert sind und immer mehr werden.


    Interessiert das jemand? Weiß jemand mehr? Ich stell das einfach mal als Info rein.


    Alt und doch ganz neu: Buddhismus in Indien


    Obwohl Indien die Geburtsstätte des Buddhismus war, starb er dort vor etwa 800 Jahren nahezu aus. Erst im vergangenen Jahrhundert erfuhr der Buddhismus in Indien eine Wiederbelebung, als in den 50er-Jahren Hunderttausende im Rahmen von Massenkonversionen zum Buddhismus übertraten. Eine zweite Welle von Konversionen rollte in 2001 durch das Land. Heute gibt es in Indien über dreißig Millionen Buddhisten, von denen die meisten vormals "Unberührbare" waren, also Menschen auf der untersten Stufe der gesellschaftlichen Rang- und Kastenordnung.


    Der Hintergrund – das indische Kastensystem


    Das hinduistische Kastensystem – ein „System abgestufter Ungleichheit" – spaltete jahrtausendelang die indische Gesellschaft. Die Kaste, in die ein Mensch hineingeboren wurde, sah man als sein verdientes Schicksal an und seine Rolle und sein Wert waren dadurch lebenslang festgelegt. Die sogenannten „Unberührbaren" standen noch unterhalb des Kastensystems und wurden so gering geachtet, dass jeder Kontakt mit ihnen, wie etwa das Teilen eines Brunnens, als 'verseuchend' galt. Bildung, Religion und die grundlegendsten Menschenrechte wurden ihnen verwehrt.


    Mit Indiens politischer Unabhängigkeit stieg Dr. Bhimrao Ambedkar zum Vorkämpfer für die Rechte der Kastenlosen auf. Ambedkar entstammte einer “unberührbaren" Kaste, doch es gelang ihm mit außerordentlicher Begabung und unsagbaren Anstrengungen, zu einem der Topjuristen Indiens zu werden. Er wirkte maßgeblich am Entwurf der indischen Verfassung mit, die das Kastensystem abschaffte und alle Inder vor dem Gesetz gleich stellte.


    Doch eine Form sozialer Unterdrückung legal abzuschaffen bedeutete noch nicht, ihre gesellschaftliche und psychologische Wirkung aufzuheben. Ambedkar erkannte, dass nur eine klare Abkehr vom Hinduismus den vormals Unberührbaren helfen konnte, die tief verwurzelte Einstellung von Minderwertigkeit zu überwinden. Im Buddhismus fand er eine spirituelle Tradition, die die Würde und das unbegrenzte Potential jedes Menschen vertrat. Darum verließ er 1956 mit Hunderttausenden seiner Anhänger den Hinduismus und trat zum Buddhismus über.


    Die “neuen" Buddhisten Indiens


    Für die „neuen" Buddhisten Indiens ist der Buddhismus daher mehr als nur eine religiöse Lehre. Er ist für sie der „Rettungsring“, der ihnen zu einem wahren menschlichen Status verholfen und daher eine stärkere soziale und politische Dimension als für Buddhisten im Westen hat.


    1978 nahmen Angehörige des Triratna-Ordens mit den neuen Buddhisten Indiens Kontakt auf. Es zeigte sich, dass spirituelle Unterweisung erwünscht und nötig war. Der Ansatz der Triratna-Gemeinschaft fand in Indien große Resonanz und starken Zulauf. Mittlerweile sind etwa 30 Prozent des Ordens, also derzeit ca. 500 Ordensangehörige, Inder. Die Dharma-Aktivitäten bestehen − wie im Westen − vor allem im Unterricht von Meditation und Buddhismus in Stadt- und Retreatzentren. Allerdings müssen auch neue Wege beschritten werden, um den Buddhismus in diesem, vom Westen so verschiedenen gesellschaftlichen Kontext umzusetzen


    Besondere Akzente der Dharma-Aktivitäten in Indien


    Sozialarbeit - Soziales Engagement ist ein wesentlicher Bestandteil der Praxis der meisten indischen Buddhisten. In Indien ist Buddhismus weniger eine Privatangelegenheit des Einzelnen wie im Westen, sondern wird als eine Kraft angesehen, die die gesamte Gemeinschaft positiv transformieren kann. Ein wichtiger Aspekt der Triratna-Gemeinschaft in Indien sind daher soziale Projekte, von der Betreuung von Slum-Kindern über medizinische Versorgung bis zu Berufsbildungsprogrammen (siehe hierzu auch die hervorragende Arbeit des Karuna-Trust§)


    Selbstvertrauen entwickeln – Buddhismus lehrt, dass jeder das Potenzial für Buddhaschaft besitzt. Allerdings ist ein gewisses Maß an Selbstvertrauen nötig, um an dieses eigene Potenzial glauben zu können. Triratna hat in Indien verschiedene Aktivitäten entwickelt, um tiefverwurzelte Gefühle von Minderwertigkeit zu überwinden: Kulturelle Angebote helfen einer Gemeinschaft, eine eigene Identität und Selbstvertrauen zu entwickeln. Die Förderung von Kindern und Jugendlichen (durch Kindergärten und schulbegleitende Programme) schafft gute Startvoraussetzungen, ergänzt durch kulturelle Angebote wie Zeichen-, Schauspiel- und Rhetorikkurse. Karateunterricht für Kinder und Jugendliche hat sich bewährt, um die eigene Stärke und Standfestigkeit zu erleben. Alphabetisierungsprogramme helfen, Grundvoraussetzungen an Bildung zu erwerben.


    Frauenförderung - Die Rolle von Frauen und Mädchen war jahrtausendelang von Unterordnung und Minderwertigkeit geprägt. Darum richten sich einige Angebote von Triratna gezielt an Frauen: Ausbildungsprogramme schaffen die Grundlage für wirtschaftliche Unabhängigkeit; Retreats für Frauen vermitteln eine Erfahrung von Autonomie. Empowerment-Projekte helfen Frauen, ihre Kraft zu finden und sich auch Führungsaufgaben zunehmend zuzutrauen. Allein die Tatsache, dass bei Triratna Frauen und Männer völlig gleichrangig praktizieren, fördert ein radikales Umdenken beider Geschlechter.


    Asvagosha – Um auch Menschen zu erreichen, die keinen Zugang zu Büchern u.ä. haben, ist die buddhistische Laienschauspielgruppe „Asvagosha“ entstanden. Das Team von Asvagosha reist in Dörfer und vermittelt buddhistische Lehren durch Gesang und Theaterspiel. Die Szenen setzen bei den ganz konkreten Problemen der Menschen an: Alkoholismus, Arbeitslosigkeit, Gewalt gegen Frauen werden thematisiert und buddhistische Handlungsansätze aufgezeigt.


    Die Landbevölkerung erreichen – Die Kluft zwischen den modernen, technisierten Städten und dem Land ist enorm. Ordensangehörige reisen regelmäßig in die Dörfer und nehmen lange Wege in Kauf, um auch Menschen in abgelegenen ländlichen Gegenden mit der buddhistischen Lehre zu erreichen.



    Siehe hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Bhimrao_Ramji_Ambedkar
    http://www.ambedkar.org/



    Sarvamangalam
    Sarvamitra

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    Mircea Eliade

  • Das 22teilige Versprechen
    Viel Aufsehen erregt die feierliche Konvertierung von Bhimrao Ramji Ambedkar zum Buddhismus am 14. Oktober 1956. Nachdem er vom Mönch Bhadnt U Chandramani die Laienordination empfängt, nimmt er öffentlich ein aus 22 Teilen bestehendes Gelöbnis. In den darauf folgenden 48 Stunden nimmt wiederum Ambedkar dieses Versprechen mehreren hunderttausend Anhängern ab, die sich dem Übertritt des Bürgerrechtlers und früheren indischen Justizministers zum Buddhismus anschließen. Die Formulierungen klingen für heutige Verhältnisse rigoros - besonders was die Abgrenzung gegenüber dem Hinduismus, das Befolgen von Regeln und der Gebrauch des Wortes 'glauben' anbelangt. Doch deutlich wird: Ambedkar wollte keine bloßen „Feiertagsbuddhisten"; jeder Dalit, der konvertierte, sollte es sich vorher reiflich überlegt haben. Hier das Gelöbnis im Wortlaut:


    1. Ich glaube nicht an Brahma, Vishnu und Mahesh und werde sie nicht verehren.


    2. Ich glaube nicht an Rama und Krishna, die für Inkarnationen Gottes gehalten werden, und werde sie nicht verehren.


    3. Ich glaube nicht an 'Gauri', Ganapati und andere Gottheiten des Hinduismus, und werde sie nicht verehren.


    4. Ich glaube nicht an die Verkörperung Gottes.


    5. Ich glaube nicht und werde nicht glauben, dass Buddha die Inkarnation Vishnus gewesen ist. Ich halte dies für bloßen Wahn und falsche Propaganda.


    6. Ich werde weder 'Shradda' praktizieren noch 'pind-dan' geben. [Hindu-Rituale]


    7. Ich werde nicht in einer Weise handeln, die die Prinzipien und Lehren des Buddha verletzen.


    8. Ich werde es nicht zulassen, dass [im meinem Beisein] irgendwelche Zeremonien von Brahmanen durchgeführt werden.


    9. Ich glaube an die Gleichheit der Menschen.


    10. Ich werde danach streben, dass Gleichheit erreicht wird.


    11. Ich werde dem 'Edlen Achtfachen Pfad' des Buddha folgen.


    12. Ich werde die zehn Paramitas, die der Buddha vorgegeben hat, einhalten. 1


    13. Ich werde Mitgefühl und liebende Güte gegenüber allen Lebewesen ausüben und sie beschützen.


    14. Ich werde nicht stehlen.


    15. Ich werde nicht lügen.


    16. Ich werde kein sinnliches Fehlverhalten an den Tag legen.


    17. Ich werde mich keinen Rauschmitteln wie Schnaps oder Drogen hingeben.


    18. Ich werde danach streben den Edlen Achtfachen Pfad sowie Liebe und Mitgefühl im Alltag zu leben.


    19. Ich schwöre dem Hinduismus ab, welcher schädlich für die Menschlichkeit ist und den Fortschritt und die Entwicklung der Menschheit behindert, da er auf Ungleichheit basiert, und stattdessen Buddhismus als meine Religion annehmen.


    20. Ich glaube fest daran, dass der Dharma / Dhamma den der Buddha lehrte, die einzige wahre Religion [für mich] ist.


    21. Ich glaube an Wiedergeburt.


    22. Ich erkläre hiermit aus freien Stücken und bekräftige, dass ich von nun an mein Leben an den Prinzipien und den Lehren des Buddha und seines Dharma / Dhamma ausrichten werde.




    --------------------------------------------------------------------------------


    1 Im Theravada lauten die zehn Paramitas: Freigiebigkeit, Sittlichkeit, Entsagung, Wissen, Willenskraft, Nachsicht, Wahrhaftigkeit, Entschlossenheit, Güte, Gleichmut.

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    Mircea Eliade

  • ich habe Triratna in Bodh Gaya erlebt und war davon sehr beeindruckt. Hier eine rein subjektive Schilderung:


    in Bodh Gaya gibt es ca. 45 verschiedene buddhistische Tempel und Klöster. Im Areal rund um den zentralen Bodhi Baum und Tempel praktizieren nebeneinander Gruppen aus Sri Lanka, Thailand, Vietnam, Taiwan, Korea, Japan, westliche Touristen, die überwiegend nicht in der Gruppen anreisen, natürlich viele, oft mit Niederwerfungen beschäftigte, tibetische Mönche und so weiter.


    ich habe nichts gesehen und erlebt, was diese Gruppen gemeinsam täten, sondern jedes nationale Grüppchen macht in seiner Landessprache sein eigenes Ding. Freilich kann man den tibetischen oder thailändischen Mönchen beim Praktizieren und ebenso den diversen Gemeinschaften zusehen. Ich könnte aber nicht sagen, dass es einen Berührungspunkt zwischen all den verschiedenen Kulturen gäbe (außer vielleicht, ein welkes Blatt, das vom Baum fällt, zu ergattern :) ), geschweige denn, dass irgendwo ein westlicher Mensch dabei säße.


    und dann gibt es Triratna, das ja mehr oder weniger im Westen entstanden ist. Dort ist es plötzlich selbstverständlich und nahe liegend, sich hinzu zu setzen, bei den westlich anmutenden Meditationsgesängen gleich problemlos mitzumachen und der in Englisch und Hindi abgehaltenen Zeremonie zu folgen. Denn es ist das vertraute, westliche Prozedere einer Feierlichkeit, was da stattfindet und sich - zumindest nach meinem westlichen Empfinden - an alle Menschen richtet. Dabei ist es die einzige Gemeinschaft, wo man an den teilnehmenden Menschen bemerkt, dass man sich überhaupt in Indien befindet und Inder und westliche Menschen gemeinsam feiern.


    ich glaube, Asien hat eine große Tradition der Toleranz, doch bedeutet diese Haltung im Wesentlichen ein friedliches Nebeneinander. So ist vielleicht auch der Hinduismus zu sehen: er zementiert dieses friedliche Nebeneinander, aber genauso zementiert er die soziale Unterschiede (Kasten); er schafft eine enorme soziale Verpflichtung gegenüber der Familie, aber unterstützt gleichermaßen totale Gleichgültigkeit beispielsweise auch gegenüber der Umwelt, die vollständig versaut wird.


    Bei uns ist es vielleicht eher so: wir integrieren das Fremde oder aber wir sind intolerant und feindselig. In diesem Sinn transportiert der Buddhismus von Triratna im besten Sinn einen westlichen Wert, würde ich meinen. Leider gibt es kein Triratna in Wien, wo ich lebe! Zu den oben genannten sozialen Aktivitäten kann ich nichts sagen. Hilfsprojekte in Indien brauchen vor allem die Integrität der Verantwortlichen, sonst scheitern sie an Korruption.


    ich kam im Februar direkt von der Kumbh Mela, wo angeblich 34 Millionen (!) Hindus teilgenommen haben, nach Bodh Gaya. Aus dieser Perspektive kann ich freilich nicht bestätigen, der Buddhismus wäre in Indien nur irgendwie präsent. Ohne es wirklich beurteilen zu können, könnte ich mir aber vorstellen, dass die große Tragödie um Tibet langfristig auch ein Gutes hat. Denn ich glaube, die Weichen für einen Fortbestand der tibetischen Kultur und des Exils in Indien sind gestellt. Eigentlich könnte Indien für diesen geistigen Einfluss dankbar sein, besonders in einer Zeit, wo sich die indische Gesellschaft und Wirtschaft so rasant verändern.

  • Karnataka:


    1. Vielen Dank für Deinen Beitrag! Ich war nahe dran solang was zu posten, bis da mal was kommt!
    Warum Buddhas Heimat im Forum kein Thema ist, versteh ich eh noch nicht.
    2. Ich beneide Dich um Deine dortige persönliche Erfahrung!


    In diesem Sinne
    Sarvamangalam
    Sarvamitra

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • 1. Buddha war Hindu, nicht Inder [die Idee einer "indischen Identität" ist viel jünger].


    2. Der Sozialbuddhismus Ambedkars ist bereits 2005 auf die europäischen Dalits, die Roma, übergespruungen hat. Ihr ungarisches Jai Bhim Netzwerk (Dzsaj Bhím Közösség) konnte schon zwei Jahre später in Sajókaza im Komitat Borsod in Selbstorgansiation ein buddhistisches Gymnasium erichten.

  • Zitat

    Bettler hat geschrieben:1. Buddha war Hindu, nicht Inder [die Idee einer "indischen Identität" ist viel jünger].


    A.
    Der Name Indien ist vom Strom Indus abgeleitet. Dessen Name geht wiederum über Vermittlung des Altgriechischen (Indos) und Altpersischen (Hinduš) auf das Sanskrit-Wort sindhu mit der Bedeutung „Fluss“ zurück. Die europäischen Seefahrer bezeichneten ganz Ostasien als Indien. In der Kolonialzeit reduzierte sich die Bezeichnung schrittweise bis auf die heutigen Gebiete von Indien, Pakistan und Bangladesch, um schließlich bei der indischen Staatsgründung seine heutige Bedeutung anzunehmen. Von der persisch-islamischen Form Hind beziehungsweise Hindustan leiten sich auch die Bezeichnung Hindu und der Name der Sprache Hindi her. Der amtliche Name Indiens in den meisten Landessprachen (z. B. Hindi Bhārat) stammt von dem Sanskrit-Namen Bhārata ab, welcher „(Land) des Bharata“ bedeutet und auf einen mythischen Herrscher verweist.(wiki)


    Ist ein Südtiroler Deutscher? Der Sprache nach ja. Sprachfamilie vs. Volk vs. Nation etc. Ist Buddha Inder? Müßig!


    B.
    Der Sammelbegriff "Hindu" im Sinne von Religionszugehörigkeit ist mehr als schwammig.
    Welches religöse Leben Buddha "vor seinem Ausstieg" führte, wissen wir nicht. Das können wir nur mutmaßen.
    Zu seiner Zeit ,war in seiner Region , der "Kampf" um die Vormachtstellung Kshatriya versus Brahmanen noch nicht geklärt. Ich vermute mal, daß er sich als kshatriya nicht in religiöse Abhängigkeit von Brahmanen begeben hat.



    Zitat

    2. Der Sozialbuddhismus Ambedkars ist bereits 2005 auf die europäischen Dalits, die Roma, übergespruungen hat. Ihr ungarisches Jai Bhim Netzwerk (Dzsaj Bhím Közösség) konnte schon zwei Jahre später in Sajókaza im Komitat Borsod in Selbstorgansiation ein buddhistisches Gymnasium erichten.


    Man lernt nicht aus! Vielen Dank für diesen Hinweis. Hab mal rumgesucht, sehr interessant. Nur schade das die meisten Seiten diesbzgl. auf Ungarisch oder Englisch sind.


    Viele Grüße
    Sarvamitra

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • sarvamitra:

    Warum Buddhas Heimat im Forum kein Thema ist, versteh ich eh noch nicht.


    Für mich spielt es insofern keine Rolle weil es 1. für meine Praxis nicht wichtig ist und 2. ich kein Historiker bin. Was genau im historischen Indien vor über 2.500 Jahren passierte, mögen die Historiker versuchen, nachzuvollziehen.


    Wer Interesse für Buddhas "Biographie" hat, dem empfehle ich das Buch von TNH: "Wie Siddartha zum Buddha wurde!"


    Wenn der Buddhismus im heutigen Indien wieder eine größere Rolle spielen würde, dann würde mich das freuen, nachvollziehen kann ich es aber nicht, dazu bräuchte es aktuelle Statistiken.


    P.S. Ist Buddha nicht im heutigen Nepal geboren worden ?

  • Lieber Matthias!
    für Dich:


    "Die Frage, ob die Heimatstadt des Buddha mit Tilaurakot in Nepal oder mit Piprahvā in Indien identisch ist, beschäftigt die Archäologen seit hundert Jahren und hat zu nationalistisch gefärbter indisch-nepalischer Polemik geführt. Für Tilaurakot spricht die Lage, denn aus dem Pāli-Kanon geht hervor, dass Kapilavatthu westlich des Flusses Rohinī lag; der tibetische Vinayapitaka ergänzt, die Stadt sei am Ufer des Flusses Bhagīrathi gelegen. Die Rohinī, heute Rowāī, fließt 10 km östlich von Tilaurakot; die Bhagirathī, heute Bangangā, fließt westlich an Tilaurakot vorbei, berührt den Ort aber nicht mehr, da sie ihr Flussbett nach Westen verlagert hat.


    Ebenfalls auf Tilaurakot verweisen die Angaben des chinesischen Indien-Pilgers Faxian, der Indien von 399 bis 414 bereiste. Er lokalisiert Kapilavatthu nahe bei den Stätten, die mit den mythischen Buddhas der Vorzeit, Kakusandha und Konāgamana, verbunden sind. Diese Plätze sind durch alte Stūpas und Säulen identifiziert und liegen Tilaurakot direkt benachbart. Faxian beschreibt Kapilavatthu zur Zeit seines Besuchs (im 5. Jh. n. Chr.) als nur von ein paar Mönchen und einigen schlichten Familien bewohnt. Die Gegend sei desolat, der Pilger möge sich vor Elefanten und Löwen hüten.


    Kapilavatthu I (Tilaurakot) liegt in einer sandigen, aber fruchtbaren Ebene und erhebt sich als Plattform etwa 4 m über das Bodenniveau der Umgebung. Anscheinend handelt es sich um eine einstige Sandbank im Bhagīrath- oder Barigangā-Fluß. Das Plateau hat die Form eines verzogenen Rechtecks von 400 m Seitenlänge, dem die obere linke Ecke fehlt. Es ist heute mit Gras und Bäumen bedeckt und als archäologisch geschütztes Gelände unbewohnt.


    Nicht auf Beschreibungen in alten Büchern, sondern auf Funde können diejenigen verweisen, die das indische Piprahvā für das alte Kapilavatthu, die Heimatstadt des Buddha, halten. Ihre Beweise können die Argumente für das nepalische Tilaurakot nicht entkräften. Man muā zwei Kapilavatthus unterscheiden: Kapilavatthu I (Tilaurakot), wo der Buddha seine Jugend verbrachte und das noch vor seinem Tode vom Kosala-Mahārāja Vidüūabha zerstört wurde, und das als Ersatz gegründete Kapilavatthu II (Piprahvā), wo man später seine Asche beisetzte.


    Um ihren Anspruch auf das originale Kapilavatthu deutlich zu machen, hat die nepalische Regierung den archäologischen Ort Tilaurakot («Alte Ruine») 1961 in (Skt:) «Kapilavastu» zurückbenannt. Der ehemalige Verwaltungsbezirk Taulihawā heißt heute «Kapilavastu District»."
    [Quelle: Schumann, Hans Wolfgang <1928 - >: Auf den Spuren des Buddha Gotama : eine Pilgerfahrt zu den historischen Stätten. -- Olten [u.a.] : Walter, 1992. -- 184 S. : Ill. ; 24 cm. -- ISBN 3530799890. -- S. 42 -44.]

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • sarvamitra:

    für Dich:


    Danke :)


    sarvamitra:

    und hat zu nationalistisch gefärbter indisch-nepalischer Polemik geführt.


    Na toll, das wäre mit Sicherheit nicht im Sinne Buddhas gewesen....

  • Matthias65:
    sarvamitra:

    Warum Buddhas Heimat im Forum kein Thema ist, versteh ich eh noch nicht.


    Für mich spielt es insofern keine Rolle weil es 1. für meine Praxis nicht wichtig ist und 2. ich kein Historiker bin. Was genau im historischen Indien vor über 2.500 Jahren passierte, mögen die Historiker versuchen, nachzuvollziehen.


    Lieber Matthias, das ist für mich genau der springende Punkt!
    Wie sollte ich, wenn dem so wäre, als bayerischer Erz-Katholik Christus verstehen, wenn ich den Juden Jeshua Ben Joseph und sein Palästina unter römischer Besatzung weg lasse?


    L.G.
    Sarvamitra

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • sarvamitra:

    Wie sollte ich, wenn dem so wäre, als bayerischer Erz-Katholik Christus verstehen, wenn ich den Juden Jeshua Ben Joseph und sein Palästina unter römischer Besatzung weg lasse?


    Was genau hat die Lehre von Jesus Christus mit Jeshua Ben Joseph und sein Palästina unter römischer Besatzung zu tun ?


    accinca:

    Hier habe ich über das Leben des Buddha einen pdf direktlink:


    Das klingt sehr interessant. Gibt es das Buch (Titel, Autor hab ich beim kurzen Überfliegen der PDF Datei nicht gefunden) auch im Handel ? Ich möchte keine 500 Seiten ausdrucken.

  • sarvamitra:


    Hm - in dem Artikel erkenne ich nicht die Antwort auf meine Frage:


    Matthias65:

    Was genau hat die Lehre von Jesus Christus mit Jeshua Ben Joseph und sein Palästina unter römischer Besatzung zu tun ?


    Genauso gut könnte man fragen: War es für Buddha erheblich ob er seine Lehre vor 2.500 Jahren in Indien/ Nepal "entwickelt" hat, oder hätte er die gleiche Lehre genauso in England vor 2.500 Jahren "entwickeln" (bitte Gänsefüßchen beachten !) können ?


    Ich behaupte, dass der Ort bzw. die politischen und gesellschaftlichen Umstände des Ortes keine Rolle gespielt haben.

  • Matthias: in dem Artikel geht es um das Buch "Christ Sein" von Hans Küng. Darin die Antwort! Es ist mit jetzt zuviel Aufwand da ein Exzerpt bzgl. des historischen Christus zu erstellen.



    Zitat

    Ich behaupte, dass der Ort bzw. die politischen und gesellschaftlichen Umstände des Ortes keine Rolle gespielt haben


    Keine Religion fällt einfach so vom Himmel!


    L.G.
    Sarvamitra
    in Eile

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • sarvamitra:

    Keine Religion fällt einfach so vom Himmel!


    Wobei wir wieder bei der Frage wären ob "der" Buddhismus nun eine Religion oder eine Philosophie ist.


    Vom Himmel ist sie, also die Lehre Buddhas, sicherlich nicht gefallen, sie ist -um das mit meinen bescheidenen Worten auszudrücken - im Geist Buddhas "entwickelt" worden - und diesem speziellen Bewusstsein oder Geist mag es völlig egal sein wo er sich gerade befindet: "Befreiung" kann ein ernsthaft Praktizierender überall erreichen !

  • Matthias65:
    accinca:

    Hier habe ich über das Leben des Buddha einen pdf direktlink:das_leben_des_buddha.pdf


    Das klingt sehr interessant. Gibt es das Buch (Titel, Autor hab ich beim kurzen Überfliegen der PDF Datei nicht gefunden) auch im Handel ? Ich möchte keine 500 Seiten ausdrucken.


    Ich weiss nicht mehr genau wo ich das her habe aber ich
    vermute mal es ist:
    Hellmuth Hecker: Das Leben des Buddha. 2. Auflage. 2004. Nicht im Buchhandel erhältlich, sondern bei: Buddhistisches Seminar, Katzeneichen 6, 95463 Bindlach, Deutschland beziehbar.
    (Habe ich hier gefunden: http://de.wikipedia.org/wiki/Buddha)

  • Matthias65:

    Ich behaupte, dass der Ort bzw. die politischen und gesellschaftlichen Umstände des Ortes keine Rolle gespielt haben.


    Richtig ist, für die Lehre spielt es keine Rolle. Die Lehre ist immer
    eben diese Lehre von den vier edlen Wahrheiten. Aber für den
    Buddha schon. Es heißt, das ein bodhisatta immer nur unter besonderen
    Umständen geboren wird wie sie damals dort gegeben waren. Unter
    anderen Umständen würde ein bodhisatta nicht geboren werden.

  • accinca:

    Es heißt, das ein bodhisatta immer nur unter besonderen Umständen geboren wird wie sie damals dort gegeben waren


    Das schließt aber nicht aus, dass diese "besonderen Umstände" nicht auch anderswo vorliegen könnten.


    Danke für Deine Empfehlung: Hellmuth Hecker: "Das Leben des Buddha! :)

  • Matthias65:
    accinca:

    Es heißt, das ein bodhisatta immer nur unter besonderen Umständen geboren wird wie sie damals dort gegeben waren


    Das schließt aber nicht aus, dass diese "besonderen Umstände" nicht auch anderswo vorliegen könnten.


    Soweit zur Theorie.
    In der Praxis sehe ich aber anderswo keine solche Bedingungen
    als damals unter diesen Umständen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, man muss sehen, was an einer Lehre historisch bedingt ist.


    Die Befreiung Buddhas ist etwas, was hauptsächlich in ihm vorging, und wenig mit äußeren Umständen zu tun hat. Aber sobald er zu seinen Asketen-Kollegen sprach, geschah das in der Sprache und Kultur von damals.


    Die Organisation der Sangha war sicher von den Organisation beinflusst, die Shakyamunis aus dem Shakya-Fürstentum kannt und genauso wird in Dialogen mit Brachmanen deren Vokabular benutzt. Es heisst ja, das die ganz frühen Stoiker von Lehren beinflusst wurden, die sie auf dem Alexanderfeldzug in Indien kennengelernt hatten. So könnte man sich wohl auch ohne Probleme einen griechischen Buddhismus vorstellen. In den Fragen des Königs Milinda, ist es ja der baktrische Grieche Menandros, der dem buddhitischen Mönch Nagasena Fragen stellt. Hätte Buddha selbst dauernd mit griechischen Philosophen Umgang gehabt, dann hätte er seine Lehre in diesem Volkabular erklären müssen und unter anderem andere Akzente gesetzt.

  • Ich bleibe dabei: Buddha war Hindu [wie Jesus Jude war], was sich u. a. darin ausdrückt, dass drei der folgenden vier buddhistischen Lehrinhalte bereits in den Upanishaden enthalten sind:


    1. Die Wesen unterliegen dem Zwang zur Wiedergeburt.
    2. Die Art der Wiedergeburtsexistenz und das Umfeld ihres neuen Daseins werden bestimmt durch die Qualität der Taten (kamma).
    3. Der leidhafte Wiedergeburtenkreislauf (saṃsāra) wird angetrieben durch die Gier (taṇhā).
    4. In den Lebewesen gibt es keine ewige Seele: sie sind an-atta, ohne Seele.

  • Bettler:

    Ich bleibe dabei: Buddha war Hindu [wie Jesus Jude war], was sich u. a. darin ausdrückt, dass drei der folgenden vier buddhistischen Lehrinhalte bereits in den Upanishaden enthalten sind:


    1. Die Wesen unterliegen dem Zwang zur Wiedergeburt.
    2. Die Art der Wiedergeburtsexistenz und das Umfeld ihres neuen Daseins werden bestimmt durch die Qualität der Taten (kamma).
    3. Der leidhafte Wiedergeburtenkreislauf (saṃsāra) wird angetrieben durch die Gier (taṇhā).
    4. In den Lebewesen gibt es keine ewige Seele: sie sind an-atta, ohne Seele.


    1. "Hinduismus" gab es zur Zeit des Buddha nicht.
    2. Der Buddha war kein Brahmane.
    3. Der Buddha gehörte zur Kriegerkaste.
    4. Der Brahmaismus lehrte eine ewige Seele bzw. Selbst atta.
    5 Der Buddha lehrte das es kein ewiges atta gibt und wurde
    deswegen angefeindet.

  • Hi,


    Zu 1. Es gab die Upanischaden vor Buddha und zu Buddhas Zeit


    Die lehrten fast alles was Buddha lehrte, Gute Taten nämlich alle Silas und reinen Lebenswandel,
    Meditation, Wiedergeburt und dass es kein unabhängiges Selbst gibt sondern alles in einem großen unendlichen Selbst aufgeht.


    Und da ist der kleine Unterschied der so groß herausgehoben wird und teilweise Wertschätzung gegenüber Leben, Natur und Körper ausmacht.
    Das Selbst wird als Ausgangspunkt in den Upanischaden genommen um dann die Abhängigkeit zur Welt und Natur zu zeigen, ähnlich wie Sunyata,
    und das Selbstkonzept wird aufgelöst. Nicht in einem Nicht-Sein, Nirwana, sondern im kompletten Sein, in einem großen "Selbst" aus dem alle Dinge stammen. Auch der Körper und Geist Buddhas stammt aus/ von der Welt und haben ihn geprägt. Das Nicht-Sein ist nur die Erinnerung an ein früheres Sein, dass sich verjüngt hat wie Aurelius sagen würde, sich gewandelt hat in neue Formen des Seins.


    Oder die Taos: "Wie lässt sich die Nicht-Pferdheit besser erklären als mit einem Pferd ? "

    Nibbana:..Befreit von der Zuordnung durch Form, Vaccha, ist der Tathagata tief, grenzenlos, hart auszuloten, wie die See. 'Wiedererscheinen', ist nicht anwendbar. 'Nicht wiedererscheinen',ist nicht anwendbar... MN72 (http://zugangzureinsicht.org/)