Wird der Geist vom anhängenden Körper gebremst? (Link)

  • bel:
    Simo:

    Könnte vielleicht jemand den Vorgang der Wiedergeburt, über den Tod hinaus, ohne transmigierendes Bewusstsein erklären?


    Man kommt nur nicht auf die Idee, daß dieses (jedes in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) Wesen auch das "selbe" Wesen ist, wenn man insgeheim doch einem attha- oder Seelenglauben hat, der immer impliziert, das das eigene Wesen etwas ganz Besonderes hat, daß es von allen Wesen unterscheidet, und diese Besondere muß natürlich irgendwie in die nächste Existenz gerettet werden, z.B. um da "Erleuchtung" (für sich) zu erfahren - und diese, leider muß man sagen, vollkommen egozentrierte Sicht verstellt dann die Blick auf die wirklichen Zusammenhänge.


    Das klingt verständlich.


    bel:

    Das hatten wir doch schon - einfach durch Ergreifen, passiert bei jedem Wesen auf exakt die selbe Weise.


    Ergreifen, welches immer nur im gegenwärtigen Moment passiert? Mir scheint mittlerweile, (wo wir wieder beim Madhyamaka wären), dass so etwas wie "Wiedergeburt" nur existiert, wenn man sie nicht hinterfragt/analysiert. In ihre "Bestandteile" zerlegt, kann man sie natürlich nicht finden :D .
    Also eigentlich kann man erst rückläufig von Wiedergeburt sprechen, wenn Ergreifen/Aneignen stattgefunden hat. Oder?


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Moin Simo,


    Geburt, Tod, Wiedergeburt, all das kann nur sein, wenn es einen bestimmten Bezugsrahmen gibt. Innerhalb dieses Bezugsrahmens haben diese Begriffe eine gewisse Gültigkeit.
    Hier ist der Bezugsrahmen die Vorstellung "Ich bin etwas getrennt existierendes". Wenn dem so ist, dann gibt es geboren werden, sterben, wieder geboren werden.


    Wird dieser Bezugsrahmen überschritten, z.B. in der Meditation, verlieren auch diese Begriffe ihre Gültigkeit.


    Hier ein Beispiel, das mir dazu immer wieder einfällt.


    Wenn Dasein, Leben, als Prozess erfahren und begriffen wird, dann gibt es immer noch Veränderung, Vergänglichkeit, aber es gibt kein autonomes Ich mehr, dem dies geschieht.
    Ich wird für einen Moment zu einer Bezeichnung für einen Teil des Prozesses. Es ist ein notwendiger Teil, ohne den wir uns hier nicht austauschen können, aber mehr auch nicht.


    Vielleicht hilft dir diese Beschreibung weiter.
    Nicht dass ich das alles verstanden habe, aber es hilft mir, Dinge besser nachzuvollziehen.


    Morgen sehe ich es vielleicht schon anders. :D


    LG
    Ji'un Ken

  • Simo:

    Also eigentlich kann man erst rückläufig von Wiedergeburt sprechen, wenn Ergreifen/Aneignen stattgefunden hat. Oder?


    Überhaupt von Wiedergeburt zu sprechen ist Ergreifen - denn es ist etwas, dass man sich gemeinhin als Vergangenes oder Zukünftiges vorstellt.
    Siehe M2

  • bel:
    Simo:

    Also eigentlich kann man erst rückläufig von Wiedergeburt sprechen, wenn Ergreifen/Aneignen stattgefunden hat. Oder?


    Überhaupt von Wiedergeburt zu sprechen ist Ergreifen - denn es ist etwas, dass man sich gemeinhin als Vergangenes oder Zukünftiges vorstellt.
    Siehe M2


    Ist nicht auch von Vergänglichkeit zu sprechen Ergreifen?

  • Ihr Lieben,


    ich danke euch erstmal alls bis hier hin für Eure Erklärungen. Da muss jetzt erstmal was sacken.


    _()_


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Aiko:

    Ist nicht auch von Vergänglichkeit zu sprechen Ergreifen?


    ja, schon, wie jedes Sprechen :lol:

  • Aiko:
    bel:


    Überhaupt von Wiedergeburt zu sprechen ist Ergreifen - denn es ist etwas, dass man sich gemeinhin als Vergangenes oder Zukünftiges vorstellt.
    Siehe M2


    Ist nicht auch von Vergänglichkeit zu sprechen Ergreifen?


    Wenn du Vergänglichkeit an sich suchst, wirst du sie auch nicht finden. Aber das Erkennen der Vergänglichkeit, wobei ich den Ausdruck Unbeständigkeit eigentlich besser finde, kommt dem Original auch näher (a-nicca, tib. mi tag pa), soll das Greifen ja ein wenig lösen. Anhängen daran wird allerdings auch wieder zum Problem.


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • bel:

    Zitat

    ja, schon, wie jedes Sprechen :lol:


    dem Gedankenfassen voraus geht. das hahaha und lol erspar ich mir an der Stelle.

  • Simo:


    Wenn du Vergänglichkeit an sich suchst, wirst du sie auch nicht finden. Aber das Erkennen der Vergänglichkeit, wobei ich den Ausdruck Unbeständigkeit eigentlich besser finde, kommt dem Original auch näher (a-nicca, tib. mi tag pa), soll das Greifen ja ein wenig lösen. Anhängen daran wird allerdings auch wieder zum Problem.


    Liebe Grüße.


    Auch das Erkennen ist ein Ergreifen. Ich vergleiche ja auch Unbeständiges, mit einem vorgestellten Unbeständigen. Letztlich ist es ein sich Lösen im Moment und dieses Lösen geschieht von selbst.
    Mir ist das bei dem Satz von Mettiko Bhikkhu klar geworden : wer das Dhamma sieht, sieht die Bedingte Entstehung - M28
    Dieses Sehen ist ein nicht-ergreifendes Sehen, also ein Nicht-Sehen.


  • genau so. Ohne Bewusstsein ist der Körper einfach nur Fleisch.
    Und aus der Mahāpadāna Sutta geht auch hervor, das Bewusstsein ist schon da ehe der Körper gezeugt war somit wäre Bewusstsein ewig?
    (Wenn sich da etwa, Anando, kein Bewußtsein in den Mutterleib herabsenkte, würde dann wohl Geistigkeit und Körperlichkeit im Mutterleibe gegenständlich werden können?”)
    wenn es sich herabsenkt um sich mit dem Körper zu verbinden muss es ja vorher schon da gewesen sein.
    Kann man daraus dann auch folgern, dass das Bewusstsein beim Ableben nicht ausgelöscht wird und in der Inkarnation wieder installiert wird?

  • Hallo Friede,


    das wurde bisweilen so interpretiert. Was allerdings nicht bedeutet, dass Bewusstsein dadurch ewig sei. Es wird hier gesagt, dass es sich ebenfalls von Moment zu Moment verändert.


    Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Hallo,
    tja, ich bin eigentlich ganz deiner Meinung, würde abe lieber eine andere, buddh. Terminologie benutzen. Nach dem Pali-Kanon gibt es
    zwei Selbst. Das erste ist das körperliche Selbst und das zweite ist das reale Selbst, das nach dem Tod des Körpers übrigbleibt.
    Das zweite Selbst hat durch Nahrung Materie akkumuliert und ist damit zum vergänglichen Menschen geworden.
    Das erste Ich und sein Verhalten kann man durchaus als Bremse bezeichnen aber diese Bremse kann auch wieder gelöst werden, durch die
    Lehre des Erhabenen Gotamo Buddho. Wir sind nicht nur irdische Materie.


    sakko

  • Simo:

    Hallo Friede,


    das wurde bisweilen so interpretiert. Was allerdings nicht bedeutet, dass Bewusstsein dadurch ewig sei. Es wird hier gesagt, dass es sich ebenfalls von Moment zu Moment verändert.


    Grüße.


    Kausalität fasst Raum und Zeit zusammen. Ein vorgestelltes Quadrat das sich ausdehnt drückt das Außen von sich und Umkehrvorgang.
    Es überlagert aber gleichzeitig das was das weggedrückte Außen vorher war! und Umkehrvorgang.


    Beispiel auch: Same-Baum.


    Kausalität wird an Materie wahrgenommen (A. Schopenhauer) und Gründet selbst in der "vierfachen Wurzel vom zureichenden Grunde" der Subjekt-Objekt Spaltung.


    Diese im "Undifferenzierten". Wer mehr darüber wissen mag sollte unbedingt Schopenhauer lesen. Schopenhauer kannte den Buddhismus als "Denkgebäude" und Herzensangelegenheit sehr gut...


    Das Bewußsein besitzt nach ihm die Vorstellungen von Zeit/Raum, Kausalität und Subjekt/Objekt-Spaltung a priori. Wie Brillen auf der Nase kann man sich das vorstellen...

  • Simo:

    Hallo Friede,


    das wurde bisweilen so interpretiert. Was allerdings nicht bedeutet, dass Bewusstsein dadurch ewig sei. Es wird hier gesagt, dass es sich ebenfalls von Moment zu Moment verändert.


    Grüße.


    Kausalität lässt sich nicht auf das Bewusstsein anwenden (s.o.). Das Bewusstsein beobachtet, nimmt wahr unter dem Aspekt der Kausalität a priori. Es nimmt Kausalität an der Welt wahr, die nach Schopenhauer für ihn Vorstellung ist. Was nach ihm nicht bedeutet, das sie außerhalb des Bewusstseins nicht wirklich existiert, sondern nur, dass ein Bewustsein sie nie anders als Vorstellung begreifen kann.
    (Aber das nur am Rande, weil philosophisch).

  • bel:


    hatten wir das erst nicht vor 2 Monaten.
    http://www.buddhaland.de/viewt…51&hilit=okkamati#p240851


    Stimmt hatten wir da erst :D . Ich kann das allerdings nicht unmittelbar nachprüfen. Kannst du mir einen Hinweis geben, lieber Bel, wo "okkamati" mit eben dieser Bedeutung erklärt wird? Es wäre nämlich wieder ein Fall von Fehlinterpretation, der auf einem linguistischen Missverständnis basiert, dem dann auch z.b. Buddhagosa und spätere Kommentatoren anheim gefallen wären.


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:
    bel:


    hatten wir das erst nicht vor 2 Monaten.
    http://www.buddhaland.de/viewt…51&hilit=okkamati#p240851


    Stimmt hatten wir da erst :D . Ich kann das allerdings nicht unmittelbar nachprüfen. Kannst du mir einen Hinweis geben, lieber Bel, wo "okkamati" mit eben dieser Bedeutung erklärt wird? Es wäre nämlich wieder ein Fall von Fehlinterpretation, der auf einem linguistischen Missverständnis basiert, dem dann auch z.b. Buddhagosa und spätere Kommentatoren anheim gefallen wären.


    Der Geist sieht was er will.


    http://dsalsrv02.uchicago.edu/…object.pl?c.0:1:4371.pali

  • bel:

    Der Geist sieht was er will.


    Wohl war. Danke für den Link, das war genau was ich erbeten hatte. Bezüglich der Interpretation späterer Autoren, so ist diese sicherlich im Kontext der Drei Leben Theorie vom Entstehen in Abhängigkeit entstanden. Bel, bist du vielleicht bekannt mit der Darstellung von Bhikkhu Nanavera bezüglich praticcasamutpada? Nicht über drei Leben, sondern hier und jetzt.


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:
    bel:

    Der Geist sieht was er will.


    Wohl war. Danke für den Link, das war genau was ich erbeten hatte. Bezüglich der Interpretation späterer Autoren, so ist diese sicherlich im Kontext der Drei Leben Theorie vom Entstehen in Abhängigkeit entstanden. Bel, bist du vielleicht bekannt mit der Darstellung von Bhikkhu Nanavera bezüglich praticcasamutpada? Nicht über drei Leben, sondern hier und jetzt.


    ne tut mir leid, beides nich.

  • bel:
    Simo:

    Wohl war. Danke für den Link, das war genau was ich erbeten hatte. Bezüglich der Interpretation späterer Autoren, so ist diese sicherlich im Kontext der Drei Leben Theorie vom Entstehen in Abhängigkeit entstanden. Bel, bist du vielleicht bekannt mit der Darstellung von Bhikkhu Nanavera bezüglich praticcasamutpada? Nicht über drei Leben, sondern hier und jetzt.


    ne tut mir leid.


    Ist bestimmt interessant:


    english: http://www.nanavira.org/index.…n-dhamma/paticcasamuppada
    deutsch: http://issuu.com/pathpress/docs/notizenzudhamma ab Seite 25


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.