OT: Textstudium im Zen

  • Tso Wang:

    Wenn er das vermutet hätte, hätte er nicht sooo falsch gelegen. Er wußte von der Erdrehung ?


    Wer? Joseph Goldstein? Sicher, der wurde 1944 geboren, lebt wohl noch heute.
    Was im PK tatsächlich überliefert wurde, ist aber das: http://www.palikanon.com/angutt/a03_062-066.html#a_iii66
    Nur steht da nix von Mond und Sternen :lol:

  • Die Stelle wurde offenbar nach Goldstein zitiert, ich weiß nicht, worauf er sich bezieht. Eindeutigere Stellen, die die Unkenntnis der Palikanon-Autoren untermauern, finden sich jedoch genug zum Thema Sonne, Mond und Sterne.


    „... wie, sag ich, ihr Mönche, die Schnelligkeit dieses Mannes, wie die Schnelligkeit von Mond und Sonne ist und wie, weil Gottheiten dem Mond und der Sonne vorlaufen, die Schnelligkeit dieser Gottheiten ist, noch schneller ...“ (Jataka 476, http://www.palikanon.com/khuddaka/jataka/j476.htm )


    Auch der "Hase im Mond" etwa im Petta-Vatthu erinnert an unserem "Mann im Mond". Dazu passt die Verortung von Göttern ebenda, so hat der Göttersohn Candima seine Wohnung im Mond (Vibhanga).

  • goldie:

    Tso Wang, du kannst den Lesern gern erklären, warum oder inwiefern der Mond die Erde nicht umkreist. Ich denke, es geht da um eine Spitzfindigkeit, die der Texststelle kaum gerecht wird.


    .


    Es ging Dir wohl eher um eine Spitzfindigkeit. Aus einer lediglich allegorischen Stilfigur von Goldsteins Buddha-Zitat ("dann folge ihm wie der Mond den Sternen") versuchst Du, künstlich einen naturwissenschaftlichen Widerspruch zu erzeugen

    Zitat

    Da der Mond nicht dem Weg der Sterne folgt,..


    und daraufhin aus diesem Mißverstandenen anschließend eine verfehlte Schlußfolgerung zu ziehen:


    Zitat

    heißt das: Kreise einfach um dich selbst (die Erde). Damit ist ganz treffend beschrieben, was viele Buddhisten mit der Buddhalehre machen.


    Ich fand das nicht "treffend beschrieben", sondern verfehlt, weil es weder die Bildersprache auf der richtigen Ebene widerspiegelte noch naturwissenschaflich fundiert war.

    Zitat

    Natürlich wusste der Buddha nix von der Erddrehung, aber die Tatsache der Erddrehung dürfte ihm vorgegaukelt haben, dass sich das Himmelszelt so bewegt, wie er es sah.


    Wenn er tatsächlich solche Vermutungen angestellt hätte und zu einer solchen Schlußfolgerung gekommen wäre, dann müßte Dir doch die bildliche Ebene dieser sprachlichen Stilfigur klar sein. Dem Weg des Glückes und Wohles aller Wesen zu folgen, ist nichts Unnatürliches, sondern sogar so etwas wie ein "natürlicher Verlauf der Dinge". Genauso wie es natürlich ist, daß der Mond am Firmament dem Weg der Sterne folgt...(Achtung: rhetorische Stilfigur "Metapher")


    Zitat

    Wenn ich dann deiner Argumentation folge, unterstellst du also, der Buddha hätte dieses Wissen gehabt und darum so formuliert. Das meinst du dann aber wiederum wegen des Smilies wohl nicht ernst? Mit anderen Worten kann er auf der Grundlage dieses Wissens nicht formuliert haben, dann würdest du ihm also eine zufällig annähernd vertretbare Aussage unterstellen?


    Ich würde unterstellen: Der Mond ist nicht der Finger. All unsere Theorien über die Welt sind lediglich Landkarten, aber nicht die Landschaft selbst, auf die sie verweisen. Buddha wußte das.

    Zitat

    Man könnte dem auch sprachwissenschaftlich beikommen, denn das "Folgen" heißt im Pali wohl folgen auf eine Art, in der der Mond den Sternen eben nicht folgt.


    Da könnte man wieder spitzfindig werden und fragen: welche Sterne sind gemeint? Wandelsterne (Planeten) oder Fixsterne (Sonnen)? Erstere bewegen sich von der Erde aus betrachtet - wie der Mond - gegenüber den Fixsternen auf eigenen, variablen Bahnen. Aber ich denke, es geht dort nicht um Astronomie, :lol:


    Zitat

    Das Wort "umkreisen" ist für das, was der Mond tut, üblich, etwa bei Wiki.


    Ja, wenn man Erde und Mond als ein vom Rest des Universums isoliertes und idealisiertes System betrachtet und noch einige andere Abstriche macht. Es kommt halt immer darauf an, was man sagen will ("Informationstiefe"). :roll:


    ()

    坐忘

  • bel:
    Tso Wang:

    Wenn er das vermutet hätte, hätte er nicht sooo falsch gelegen. Er wußte von der Erdrehung ?


    Wer? Joseph Goldstein? ..


    .


    Nein. Goldie zitierte Goldstein, der wiederum Buddha zitierte. Also meinte Goldie wohl Buddha.


    ()

    坐忘

  • Zitat

    Aus einer lediglich allegorischen Stilfigur von Goldsteins Buddha-Zitat ("dann folge ihm wie der Mond den Sternen") versuchst Du, künstlich einen naturwissenschaftlichen Widerspruch zu erzeugen


    Es ist wirklich seltsam, dass du die Hoffnung zu hegen scheinst, nur weil es ein Goldstein-Zitat war, im Palikanon würde sich nicht noch mehr und klarer aufzeigen lassen, um was es mir geht. Das ist keine Spitzfindigkeit, sondern ein wiederkehrendes Argument von mir gegen eine bestimmte Lesart des Palikanon, wie sie Fundamentalisten betreiben. Gerade WEIL der Satz von Goldstein stammt, durfte man annehmen, dass es dafür Belege gibt. Natürlich ist die Lesart "Metapher" die angebrachtere, jedoch schließt sie nicht den klaren Hinweis aus, dass diese Metaphern auf einer beschränkten Erkenntnis der Sachverhalte beruhen.


    Hier also noch mehr zum "Sternbild" zur Zeit Buddhas:


    ""Da sind diese vier Befleckungen, o Bettelmönche, der Sonne und des Mondes, bei welchen die Sonne und der Mond nicht brennen, nicht leuchten, und nicht strahlen." (http://www.palikanon.com/vinaya/patimokkha/04_sutten.htm)


    "Gleichwie, ihr Mönche, das Licht aller Sterne nicht ein Sechzehntel des Mondlichtes ausmacht ..." (Jt. 27)


    "Der Mond ist der Höchste und Beste der Sterne." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m092z.html)

  • Die Sonne steht für ...,der Mond für ...,"Wolken ...Nebel... Rauch ...und Verfinsterung" steht für -gut verate ich Dir:Unwissenheit,Ver-blendung,Klesha... hier gewirkt durch Tugendvergehen.
    Studier Zen Texte,
    Es sind die bekanntesten Metaphern überhaupt.


    Einen "SternenWisssenschaftlichen"Grund zu suchen um den PK aus dem Studium auszuschließen,ist ja legal,wenn auch ein Zeitvertreib,aber auch im Zen-OffTopic am Thema vorbei.

    Einmal editiert, zuletzt von Hotei ()


  • samadhi als heiligkeit und samma samadhi als leerheit / heiligkeit/leerheit ?

  • Tso Wang:

    Nein. Goldie zitierte Goldstein, der wiederum Buddha zitierte. Also meinte Goldie wohl Buddha.


    Na ja, was Goldstein betrifft: "zitieren" kann man das wohl eher nicht nennen, was man weiß, wenn man während seines Textstudiums, LOL, schon mal am Original des im Westen meist "zitierten" PK-Suttas verbeigekommen ist.
    Das eigentlich Tragische ist, daß die ganzen "Zitierer" offenbar immer nur voneinander abschreiben und nie wirklich diese Stelle studieren, was sie allermeist zu einem absurden Missverständnis führt.
    Auch ein Vorteil von Textstudium: man macht sich nicht schon gleich wegen Quatscherei ohne Sachgrundlage zum Hans.

  • Hotei:
    Zitat

    samadhi als heiligkeit und samma samadhi als leerheit / heiligkeit/leerheit ?


    na,willst dich wichtig machen? wohlnix zu tun sonst?


    :D:D:D:D:D:oops:


    der volle mond steht für das vollerwachte bewusstsein:


    Dôgen sagt: „Ein Mensch, der die Verwirklichung erlangt,
    gleicht dem Mond, der im Wasser gespiegelt wird:
    Der Mond wird nicht nass und das Wasser wird nicht (durch den Mond) gebrochen.“


    „Obgleich das Licht (des Mondes) weit und groß ist, wird es in einem Wasser von (nur) einem Fuß oder einem Zoll (Länge oder Breite) gespiegelt.“
    http://yudoblog-b.blogspot.de/…gleichnis-des-mondes.html


    keine reflektionen mehr . nur noch da-sein .
    .
    mettabhavana !

  • BEL: Auch ein Vorteil von Textstudium: man macht sich nicht schon gleich wegen Quatscherei ohne Sachgrundlage zum Hans.


    Ja.Kann gut stimmen.Es macht einen auch imPraxisssinne sicherer.Mit der Zeit weiss man aber so oder so was authentisch sein könnte,was eher nicht.Das Falsche kratzt irgendwie,ist wie eine schräge Melodie, ein fahler,kraftloser Geschmack.

  • Zitat

    Einen "SternenWisssenschaftlichen"Grund zu suchen um den PK aus dem Studium auszuschließen


    Mit Zen-und Ole-Geschwurbel ("Sonne steht für Unwissenheit, hier gewirkt durch Tugendvergehen") kann man jedenfalls nicht verschleiern, dass man den PK nicht studiert hat, und mit der Unkenntnis des Unterschiedes, wann etwas "für" etwas anderes steht und wann nicht, ebenfalls nicht. Diese Unterscheidung ist Teil eines Studiums, das seinen Namen verdient. In Dojos wird das im Allgemeinen nicht geleistet, sondern an Hochschulen.


    Zitat

    "zitieren" kann man das wohl eher nicht nennen, was man weiß, wenn man während seines Textstudiums, LOL, schon mal am Original des im Westen meist "zitierten" PK-Suttas verbeigekommen ist.


    Wenn man daran vorbeigekommen wäre, würde man jedoch nicht daran vorbei- und um den heißen Brei herumschreiben müssen, sondern einfach zitieren, denn so wird das Goldstein-Zitat gestützt (es sei denn natürlich, man hat kein Interesse daran, es zu stützen bzw. den Tatsachen ans Licht zu verhelfen):


    "Drum folg dem Weisen nach, dem Tugendhaften, Graden,
    Dem Edlen folge wie der Mond den Sternenpfaden!"

    (Dhammapada 208,http://www.palikanon.com/khuddaka/dhp/dhp3.htm#Sukha)


    Englisch, was Goldstein spricht:


    "208. Therefore, follow the Noble One, who is steadfast, wise, learned, dutiful and devout. One should follow only such a man, who is truly good and discerning, even as the moon follows the path of the stars." (http://www.buddhanet.net/e-learning/buddhism/dp15.htm)


    Wartet man hier nur lange genug, kann man sich sicher sein: a) das, was behauptet wird, wird von den meisten nicht getan (Textstudium), b) das Thema wird umfunktioniert für die Pflege eigener klesha. Und so wird folglich in den Folgebeiträgen auch auf diesen letzten Satz mehr eingegangen als auf die Sternenpfade.

  • .
    die grundlage ist immer noch der mensch selbst .
    worte sind hilfsmittel -.- es sind stecken zum stacken .
    aber sie sind nicht dinge des eigenen erkennens .
    worte und sachgrundlagen .-. irgendwann nur noch ballast .
    geistiges studium aufbauend auf dem Dharma ist mehr als schwierig,
    wenn da nicht ehrliches hinschauen in die eigenen belange ist .
    in die eigenen befindlichkeiten und empfindlichkeiten .
    das WIE ist wichtig . zu sehen WIE dinge/gefühle/sankharas im inneren aufsteigen und arbeiten .



    aber der weg ist unterschiedlich bei jedem menschen .
    wobei menschliche verhaltensweisen immer die auswirkungen von MOHA, LOBHA, DOSA sind .
    .
    da möchte jemand den rasen mähen (das innere dreckszeugs entfernen) und dieser mensch schaut sich allerdings die ganze zeit nur die gebrauchsanweisung an und vergisst ganz, dass die gebrauchsanweisung nicht das mähen selber ist .
    vertieft in die anleitung wächst der rasen weiterhin wild vor sich hin .
    .
    das gehen lernen kinder nicht von selbst, aber sobald sie aufrecht stehen können und verstehen, das ein vorwärtsgehen möglich ist, werden diese kinder von ganz allein den weg gehen . es sei denn sie fragen und brauchen verständigen rat .
    .

  • Sicher nicht, denn in diesem Beitrag wurde gesagt: "Nur steht da nix von Mond und Sternen."
    Um die geht es aber im genannten Zitat.

  • goldie:

    Sicher nicht, denn in diesem Beitrag wurde gesagt: "Nur steht da nix von Mond und Sternen."
    Um die geht es aber im genannten Zitat.


    Dir gehts darum, aber


    Zitat

    Kesamutti Sutta:
    Geht nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt,und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann, o Kālāmer, möget ihr sie aufgeben.


    Zitat

    Goldstein:
    Glaube nicht einfach an etwas, weil es dir gesagt worden ist oder weil es herkömmlich ist oder weil du selbst es dir so vorstellst. Glaube nicht nur aus Respekt vor deinem Lehrer an das, was er dir sagt. Welchen Weg du auch immer gehst, wenn du ihn gründlich untersuchst und feststellst, daß er zum Wohle und Glück aller Wesen führt, dann folge ihm ....


    "Mond und Sterne" is ne sicher läßliche Arabeske von Goldstein, aber ja wohl kaum was den Schwerpunkt der Stelle ausmacht.

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