Sangemon

    • Offizieller Beitrag
    Morpho:

    Zu diesem noblen Satz erbitte ich ein oder zwei - schlichte Beispiele. Erbitte das nicht-bewusste ( un offenbahrte ) Feld nicht auszulassen. Geb dir ein gegenteiliges Beispiel. Vorab.
    The more you think and talk, the more you lose the way... (xinxingming) Versteht jeder Zennie..., aber tut doch offensichtlich erfahrbar nicht weh genug, als es als "Bestimmungsintrument" unheilsamer Handlung gelten kann.


    Wenn ein Weg zur Aufhebung des Leids führen soll, dann läuft was falsch, wenn man leidet. Daran merkt man ganz gut, dass man falsch liegt.


    Ein wenig so, wie Meditationspositionen bei denen man umkippt, meist falsch sind.


    Meistens nennt man so triviale Sache nicht "empirische Bestimmung".


    Ich denke aber es gibt auch "falsche Sachen" die sich unglaublich glückselig anfühlen.


    Also z.B wenn man meditationssüchtig wird, und man im Alltag dauernd sehnüschtig an sein Kissen denkt.


    Aber dann dürfte man das eben an diesem Kissen-Entzugs-Leid merken.

  • void:

    Zitat

    Wenn ein Weg zur Aufhebung des Leids führen soll, dann läuft was falsch, wenn man leidet.


    Ok. Schuldig.

  • Sudhana:


    Da "Verständige" häufig in einer Tradition stehen, ist die Entscheidung, wer "verständig" ist und wer nicht, in der Regel auch eine Entscheidung für eine Tradition.


    Da man selbst in einer Tradition ist - ich denke, es gibt niemand der außerhalb einer Tradition ist - ist die Frage doch hier nach dem Verständnis der Tradition und nach den Ursachen für das Unverständnis. Dabei hilft es nicht, wenn man das auf das Verhalten der Verständigen abwälzt:

    Zitat


    Insbesondere, wenn der Verständige hilfsbereit und man selbst bereit ist, sich auf seine Didaktik einzulassen.


    Man zeigt da nur, dass man umworben werden will.


    Sudhana:


    Hier nochmals die immer noch unbeantwortete Frage an Dich: Vertrauen auf was oder wen? Den "Verständigen" - dann war er wohl nicht verständig genug? Auf tariki, die "andere Kraft"? Auf Amida, auf Gott, Jesus? Auf den Herzgeist? Oder woran sonst willst Du Dich noch klammern? Wo die sinnlich-empirische Erfahrung des Wegs endet, da endet auch all dies. Oben nicht einen Dachziegel, den Kopf zu schirmen; unten keinen Krümel Boden, darauf zu stehen. Nichts, das vertrauen und nichts, dem vertraut werden könnte. Aber gerade das ist die Spur - wenn auch keine sinnlich-empirische mehr. Dafür braucht es eine andere Art von Auge.


    Bei den fünf Hindernissen (nivarana) ist der skeptische Zweifel das letzte Hindernis.
    vicikicchā hemmt das Fortschreiten auf dem Weg - was im übrigen wundervoll in dem Märchen "die kluge Else" erzählt ist, fällt mir grade ein - Dieses "andere Auge" besitzt jeder, es ist nur bei den meisten nicht geöffnet. Der Verständige wäre also jemand, der dieses geöffnete Auge hat. Und dem wäre zu Vertrauen, d.h. der Blinde vertraut dem Sehenden. Das setzt ein Überschreiten der eigenen, sinnlichen Möglichkeiten voraus und ist gerade für einen intellektuellen, der erstmal wissen muss, besonders schwierig. Abstrakt ist da natürlich

    Zitat

    Nichts, das vertrauen und nichts, dem vertraut werden könnte.

    - aber auf der phänomenalen Ebene ist es halt was Konkretes und daher immer auch ein Lernen durch trial and error - Versuch und Irrtum.
    Da wir da niemals rauskommen ist das Sangemon eine Hilfe, sich von den vergangenen Irrtümern zu lösen. Genau wie auch das Bekenntnis in der katholischen Beichte oder in einem Gespräch mit einem evangelischen Priester eine Form der Lösung aus vergangenen Fehlern (Sünden) ist. Das macht dann frei für den nächsten Fehler, Irrtum oder Sünde.
    "Nur dann ist der Wille des Menschen gegen die Sünde immun, wenn sein Verstand immun ist gegen Unwissenheit und Irrtum" meinte Thomas von Aquin - ich erlasse mit die Quellenangabe, die ich natürlich kenne. :D

  • Monday:


    "Sudhana"
    "Da "Verständige" häufig in einer Tradition stehen, ist die Entscheidung, wer "verständig" ist und wer nicht, in der Regel auch eine Entscheidung für eine Tradition."


    Da man selbst in einer Tradition ist - ich denke, es gibt niemand der außerhalb einer Tradition ist - ist die Frage doch hier nach dem Verständnis der Tradition und nach den Ursachen für das Unverständnis. Dabei hilft es nicht, wenn man das auf das Verhalten der Verständigen abwälzt:


    Nein, es hilft nur, wenn der Verständige einen ermutigt - wenn man schon nicht von selbst auf diesen Trichter kommt - seine Tradition frei selbst zu wählen. Mindest-Verstand für einen Verständigen, finde ich.


    Monday:


    "Sudhana"
    "Insbesondere, wenn der Verständige hilfsbereit und man selbst bereit ist, sich auf seine Didaktik einzulassen."


    Man zeigt da nur, dass man umworben werden will.


    Ich denke, es ist anders herum. Man zeigt eher Interesse an einer Gewinnbeteiligung. Fragt sich nur, der Gewinn aussieht. Und was man bereit ist, zu investieren.


    Monday:


    "Suddhana"
    "Hier nochmals die immer noch unbeantwortete Frage an Dich: Vertrauen auf was oder wen? Den "Verständigen" - dann war er wohl nicht verständig genug? Auf tariki, die "andere Kraft"? Auf Amida, auf Gott, Jesus? Auf den Herzgeist? Oder woran sonst willst Du Dich noch klammern? Wo die sinnlich-empirische Erfahrung des Wegs endet, da endet auch all dies. Oben nicht einen Dachziegel, den Kopf zu schirmen; unten keinen Krümel Boden, darauf zu stehen. Nichts, das vertrauen und nichts, dem vertraut werden könnte. Aber gerade das ist die Spur - wenn auch keine sinnlich-empirische mehr. Dafür braucht es eine andere Art von Auge."


    Bei den fünf Hindernissen (nivarana) ist der skeptische Zweifel das letzte Hindernis.


    Skeptischer Zweifel weicht nicht dem Vertrauen, sondern erst der Gewissheit.


    Und nochmal zu dem Dogen-Zizat - wir haben anscheinend eine unterschiedliche Sicht davon, wo in der sinnlich-empirischen Erfahrung "die Spuren verloren gehen". Die Theorie, dass Spuren verloren gehen, ist die der Endzeit, wo die Spuren Buddhas schon so verwischt sind, dass man deren Verfolgung aufgibt und sich damit begnügt, auf tariki zu hoffen. Dabei sind die Spuren offensichtlich - die ganze Erscheinenswelt ist Spur. Du musst nur das Buddha-Auge öffnen, um den Buddhas mit Körper und Geist zu folgen. Das ist dasselbe wie "durch die Erscheinungswelt Übung und Erleuchtung zu haben".

    Monday:


    Da wir da niemals rauskommen ist das Sangemon eine Hilfe, sich von den vergangenen Irrtümern zu lösen.


    "Wir" kommen da schon raus. Und dabei "ist das Sangemon eine Hilfe, sich von den vergangenen Irrtümern zu lösen." Es ist nützlich, auf diese Weise gelegentlich einen Wendepunkt zu setzen. Die Frage ist, wem Du mit Deinen Wendungen folgst. Vertrauen oder empirischer Erfahrung? Das Problem mit dem Vertrauen ist - wenn Du Deine empirisch gewonnenen Signale ignorierst, wirst Du nie erfahren, ob Dein Vertrauen auch gerechtfertigt war.

    Monday:

    Genau wie auch das Bekenntnis in der katholischen Beichte oder in einem Gespräch mit einem evangelischen Priester eine Form der Lösung aus vergangenen Fehlern (Sünden) ist. Das macht dann frei für den nächsten Fehler, Irrtum oder Sünde.


    Was wäre? Irgendwann mal dem nächsten Vertrauen zu schenken? Und dann dem Übernächsten?

    Monday:


    "Nur dann ist der Wille des Menschen gegen die Sünde immun, wenn sein Verstand immun ist gegen Unwissenheit und Irrtum" meinte Thomas von Aquin - ich erlasse mit die Quellenangabe, die ich natürlich kenne. :D


    Ist mir zu scholastisch. Ich habe es eher mit diesem Herrn hier: "Als ich in meiner ersten Ursache stand, da hatte ich keinen Gott und gehörte mir selbst; ich wollte nichts, ich begehrte nichts, denn ich war ein blosses Sein und ein Erkenner meiner selbst nach göttlicher Wahrheit; da wollte ich mich selbst und wollte kein anderes Ding; was ich wollte, das war ich, und was ich war, das wollte ich, und hier stand ich ledig Gottes und aller Dinge. Aber als ich aus meinem freien Willen hinausging und mein geschaffenes Wesen empfing, da bekam ich einen Gott; ...". Eckharts 16. Deutsche Predigt. "Von der Armut". Ja, das mit der "Armut" ist so ein Problem. Die Frage ist, wie man sich aus der Armut löst. Eckart muss ich zugute halten, dass er aufgrund seiner vergleichsweise eingeschränkten kulturellen Bedingungen keine andere Lösung fand - oder finden wollte. Wieauch immer. Ist in Ordnung so. Keine Scheiterhaufen oder so von wegen 'Reiner Lehre' ...


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  • sudhana:

    Zitat

    Ja, das mit der "Armut" ist so ein Problem. Die Frage ist, wie man sich aus der Armut löst. Eckart muss ich zugute halten, dass er aufgrund seiner vergleichsweise eingeschränkten kulturellen Bedingungen keine andere Lösung fand - oder finden wollte...



    ?



    Ps. Auf Zitate gestützt Erkenntnisse kund tun, dergestalt noch als Trennwerkzeug, im Gesuch gesonderter Verbindlichkeit, gleicht ""in meiner Tradition"" ein Boot mit Maus und Mann in s Riff zu steuern. Dir hat es noch keiner gezeigt. Die Leute glauben oft sie müssten "was hermachen" um "an zu kommen", das Gegenteil ist der Fall. Ein (echter) "Lehrer" hört wenn er hören sollte und sieht wenn er sehen sollte, ganz gewöhnlich, so wie er isst, wenn er hungrig ist. Und wenn da nichts ist oder Dekoration, wartet er eben bis "der Kuckuck singt". Gut, manche zeigen sich öfter mal "ungehalten", kommt auf den "Charakter" an; ich kann auch mürrisch sein, kleb ich wohl an Form, nachgemacht hab ich aber noch keinen. Es ist doch beschämend die Affen springen zu lassen, ohne Not.

  • sudhana:

    Zitat

    Ja, das mit der "Armut" ist so ein Problem. Die Frage ist, wie man sich aus der Armut löst.


    Hoffe, du sprichst hier wenigstens von "der Armut im Geiste". Von einem Erfordernis sich daraus zu lösen hab ich aber noch nie wat gehört. Willst du auf eine quasi nebenher existierende "Schläue" anspielen welche sich handelnd und überzeugend Ausdruck verschaffen sollte ? Wo ist nur der Anfängergeist ( Armut im Geiste ) geblieben ? Experten gibt es doch wie Sand am Meer, und glaub mir, sie sind alle dumm. Da muss man sich doch nichts vormachen lassen.


    Ps: Ich bin froh, dass du nicht mit mir sprichst. Da hab ich keine Versuchung. ;)

  • Morpho:

    sudhana:

    Zitat

    Ja, das mit der "Armut" ist so ein Problem. Die Frage ist, wie man sich aus der Armut löst.


    Hoffe, du sprichst hier wenigstens von "der Armut im Geiste".


    Nein. Ich spreche hier vom 10. Präzedenzfall des Wumen Guan.


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  • Oha. Von allem und nichts, aber nicht vom " 10. Präzedenzfall des Wumen Guan". :)

  • Morpho:

    Ps. Auf Zitate gestützt Erkenntnisse kund tun, dergestalt noch als Trennwerkzeug, im Gesuch gesonderter Verbindlichkeit, gleicht ""in meiner Tradition"" ein Boot mit Maus und Mann in s Riff zu steuern. Dir hat es noch keiner gezeigt. Die Leute glauben oft sie müssten "was hermachen" um "an zu kommen", das Gegenteil ist der Fall. Ein (echter) "Lehrer" hört wenn er hören sollte und sieht wenn er sehen sollte, ganz gewöhnlich, so wie er isst, wenn er hungrig ist. Und wenn da nichts ist oder Dekoration, wartet er eben bis "der Kuckuck singt". Gut, manche zeigen sich öfter mal "ungehalten", kommt auf den "Charakter" an; ich kann auch mürrisch sein, kleb ich wohl an Form, nachgemacht hab ich aber noch keinen. Es ist doch beschämend die Affen springen zu lassen, ohne Not.


    Was mischst Du Dich ein, wenn sich Erwachene unterhalten? Es ist nicht Morpho, mit der ich mich über Eckhardt und den heiligen Kirchenvater Thomas austausche und was von beiden geblieben ist. Also beschwer Dich nicht.


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  • Morpho:

    Oha. Von allem und nichts, aber nicht vom " 10. Präzedenzfall des Wumen Guan". :)


    In dem Fall erlasse ich Dir die dreissig Schläge.

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  • Jetzt macht er auch noch einen auf Dharma Meister.


    Weißt du, kein Meister vor dir kann derart gnadenlos sein wie der Meister in dir. Wer ist das ?


    Wir kochen - im Sud weltlicher Winde. Wer würde da nicht besser schweigen ? Ein Idiot wer das missbilligte. Von 100 mussten stets 98 schweigen. Das sagt aber nix, was mit ihnen geschah.
    'Schweigen' aushalten, aushalten, dass du nix bist, aber was sein willst, nix weißt, aber das nicht zeigen willst, weißt, es aber nicht auszudrücken imstande bist.
    Die meisten Leute hören auf, wenn Schmerz andauert. Die kennen noch nicht das 'Verstehen', und noch nicht das Tal des 'Nicht-Wissen'. Wenn, machen sie sich jetzt vom Acker. Sie sind ja erwachsen. Zen ist nicht für jeden was, nur für die 'Anfänger' da.

  • Morpho:

    Jetzt macht er auch noch einen auf Dharma Meister.


    Wenn ich glaubte, einer zu sein, hätte ich vielleicht geantwortet. Ich schau bloß, ob sich hier irgendwo Samantabhadra herumtreibt.

    Morpho:

    Weißt du, kein Meister vor dir kann derart gnadenlos sein wie der Meister in dir. Wer ist das ?


    Ich stehe am Morgen mit ihm auf und gehe am Abend mit ihm ins Bett. Ganz unschuldig, versteht sich .... Aber wir verstehen uns trotzdem ganz gut.
    Spanne nicht den Bogen eines Anderen, reite nicht sein Steckenpferd.

    Morpho:

    Wer würde da nicht besser schweigen ?


    Warum tust Du es dann nicht?

    Morpho:

    Zen ist nicht für jeden was, nur für die 'Anfänger' da.


    Was bringt Dich auf diese Idee? Wer von 'Anfang' schwadroniert, glaubt womöglich sogar noch an ein Ende ...
    Kein Anfang, kein Ende - nur beständige Praxis, gyōji.


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  • sudhana:

    Zitat

    Kein Anfang, kein Ende - nur beständige Praxis, gyōji.



    Interessant. Will ich sehen.

  • Ich fang mal mit dem Schluss an:


    Sudhana:


    Ist mir zu scholastisch. Ich habe es eher mit diesem Herrn hier: "Als ich in meiner ersten Ursache stand, da hatte ich keinen Gott und gehörte mir selbst; ich wollte nichts, ich begehrte nichts, denn ich war ein blosses Sein und ein Erkenner meiner selbst nach göttlicher Wahrheit; da wollte ich mich selbst und wollte kein anderes Ding; was ich wollte, das war ich, und was ich war, das wollte ich, und hier stand ich ledig Gottes und aller Dinge. Aber als ich aus meinem freien Willen hinausging und mein geschaffenes Wesen empfing, da bekam ich einen Gott; ...". Eckharts 16. Deutsche Predigt. "Von der Armut". Ja, das mit der "Armut" ist so ein Problem. Die Frage ist, wie man sich aus der Armut löst. Eckart muss ich zugute halten, dass er aufgrund seiner vergleichsweise eingeschränkten kulturellen Bedingungen keine andere Lösung fand - oder finden wollte. Wieauch immer. Ist in Ordnung so. Keine Scheiterhaufen oder so von wegen 'Reiner Lehre' ...


    ()


    Mir scheint du hast eine andere Ausgabe als ich. Bei mir steht - Ausgabe von Quint 1963 -

    Eckhart:

    Als ich (noch) in meiner ersten Ursache stand, da hatte ich keinen Gott, und da war ich Ursache meiner selbst. Ich wollte nichts, ich begehrte nichts, denn ich war ein lediges Sein und ein Erkenner meiner selbst im Genuß der Wahrheit. Da wollte ich mich selbst und wollte nicht sonst; was ich wollte, das war ich, und was ich war, das wollte ich, und hier stand ich Gottes und aller Dinge ledig. Als ich aber aus freiem Willensentschluß ausging und mein geschaffenes Sein empfing, da hatte ich einen Gott; denn ehe die Kreaturen waren, war Gott (noch) nicht "Gott"; er war vielmehr was er war. Als die Kreaturen wurden und sie ihr geschaffenes Sein empfingen, da war Gott nicht in sich selbst Gott, sondern in den Kreaturen war er Gott.


    Das ist der mittlere Abschnitt einer Passage, in dem Eckhart der Frage nach geht, was ein armer Mensch sei, der nichts will. In der Predigt behandelt er ja die Punkte - ein armer Mensch der nichts will, der nichts weiß und nichts hat. Dabei geht es um Vorstellungen, Ansichten z.B. über Gott. Ein armer Mensch ist also einer, der keine Vorstellungen und Ansichten von Gott hat.
    Was er da beschreibt ist das, was als "ursprüngliches Angesicht" im Zen gemeint ist oder auch als "Ungeborenes". Oder das "Dao". Das sind aber Versuche des Vergleichs und auch wieder Ansichten.
    Dass Eckhart zur Spätscholastik gehört und auch scholastische Schriften hinterlassen hat, dürfte dir bekannt sein. Er steht ja durchaus in der Spur von Thomas v. Aquin.


    Sudhana:

    Skeptischer Zweifel weicht nicht dem Vertrauen, sondern erst der Gewissheit.


    Die kann sich aber erst einstellen, wenn man sich entschlossen hat im Vertrauen auf den WEG den nächsten Schritt zu tun, dann weiß man ob der Zweifel berechtigt war oder nicht. Aber man muss eben bereit sein "in den Brunnen zu fallen".

    Sudhana:


    Und nochmal zu dem Dogen-Zizat - wir haben anscheinend eine unterschiedliche Sicht davon, wo in der sinnlich-empirischen Erfahrung "die Spuren verloren gehen". Die Theorie, dass Spuren verloren gehen, ist die der Endzeit, wo die Spuren Buddhas schon so verwischt sind, dass man deren Verfolgung aufgibt und sich damit begnügt, auf tariki zu hoffen. Dabei sind die Spuren offensichtlich - die ganze Erscheinenswelt ist Spur. Du musst nur das Buddha-Auge öffnen, um den Buddhas mit Körper und Geist zu folgen. Das ist dasselbe wie "durch die Erscheinungswelt Übung und Erleuchtung zu haben".


    Buddha ist spurlos - was wir als Spuren sehen, sind die Phänomene, die die "Patriarchen" hinterlassen haben, die Schriften z.B. also das, was Erscheinungswelt bedeutet. Dass das eins ist, also Buddha und Erscheinungswelt, das ist bereits wieder ein Konzept im Rahmen des Buddhismus. Das dem ganzen zugrundeliegende Phänomen ist dukkha und die Erlösung davon ist der Grund, sich auf die Spurensuche zu begeben. Und diese Erfahrung von dukkha ist natürlich sinnlich-empirisch. Die Spur geht dann verloren, wenn dukkha aufhört. Und deshalb gibt es dann das Konzept des Bodhisattva, der Spuren hinterlässt, damit andere den WEG finden.


    Das mit der "Gewinnbeteiligung und den Verständigen, die einen ermutigen sollen, seine Tradition frei zu wählen, verstehe ich nicht. M.E. trifft man immer genau auf die "Verständigen", die zu einem passen. Ansonsten sucht man solange, bis es zur eigenen Ansicht passt. Also man möchte bestätigt werden. Das ist aber nicht der WEG, denn da geht es ja um Nicht-Bestätigung, um Verlust. Um das, was Eckhart den "armen Menschen" nannte.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann jetzt überhaupt nicht nachvollziehen, ob das jetzt eine vehemente aber fruchtbare Diskussion ist, oder eher ein in edlem Zen-Speak gekleidetes Rumgepöbel ist.


    Ganz vielen Sachen verstehe ich nicht auch wenn es schön klingt ("Sud weltlicher Winde"!)


    Da fehlt mir der Durchblick.


    Da ihr Euch gegegenseitig antwortet, nehme ich mal an, dass ihr einigermaßen glücklich seit und keiner sich angerprangert und angregriffen fühlt.

  • Monday:

    Ich fang mal mit dem Schluss an:


    Ich weiss, dass Quint Standard ist, gibt's ja auch umfangreiche Ressourcen im Web. Ich greife gewohnheitsmäßig zu Landauer (den ich auch irgendwo in meiner 'Tradition' verorte). Sentimentale Angewohnheit.

    Monday:


    Dabei geht es um Vorstellungen, Ansichten z.B. über Gott. Ein armer Mensch ist also einer, der keine Vorstellungen und Ansichten von Gott hat.


    Ich denke, da geht es um eine ganz andere Art von Aussage. Ich lese das zum einen nicht nur als Wegweiser zu einer epistomologischen sondern auch zu einer ontischen Dekonstruktion. Zweitens lese ich es als Bericht einer existentiellen Erfahrung völliger De-Konstruktion.

    Monday:

    Was er da beschreibt ist das, was als "ursprüngliches Angesicht" im Zen gemeint ist oder auch als "Ungeborenes". Oder das "Dao". Das sind aber Versuche des Vergleichs und auch wieder Ansichten.


    Natürlich. Ich hatte das Problem mit dem Stock ja in anderem Zusammenhang schon angesprochen. Wie willst du sprechen mit geschlossenem Mund. Vor dem Problem stand auch Eckart. Ich hatte das (nicht ohne boshafte Nebengedanken) 'sich aus der Armut lösen' genannt. Welche Konstruktion wählt man beim Ausgang aus der De-Konstruktion.

    Monday:

    Dass Eckhart zur Spätscholastik gehört und auch scholastische Schriften hinterlassen hat, dürfte dir bekannt sein. Er steht ja durchaus in der Spur von Thomas v. Aquin.


    Klar. Ich hatte ja auch implizit gesagt, dass ich Eckarts 'Lösen aus der Armut' respektiere. Zumal unter den gegeben Umständen - er hatte schon genug Probleme mit den Leuten in Avignon, die unter 'Lösen aus der Armut' etwas ganz anderes verstanden und schon an seinem Scheiterhaufen bastelten. In der Gefahr war der heilige Thomas nie.

    Monday:
    Sudhana:

    Skeptischer Zweifel weicht nicht dem Vertrauen, sondern erst der Gewissheit.


    Die kann sich aber erst einstellen, wenn man sich entschlossen hat im Vertrauen auf den WEG den nächsten Schritt zu tun, dann weiß man ob der Zweifel berechtigt war oder nicht. Aber man muss eben bereit sein "in den Brunnen zu fallen".


    Okay. Mit "Vertrauen auf den WEG" kann ich leben, insofern die persönliche 'empirische' Erfahrung des Auf-dem-Weg-Seins wesentlicher Teil der Vertrauensbasis ist. Insbesondere ist sie der für das Wachsen des Vertrauens verantwortliche Teil. Frei von dieser Erfahrung ist lediglich das initialisierende, erste Fassen des Vertrauens. Mit dieser Initialisierung sind wir wieder beim Thema, Sange. Sange ist die unmittelbare Vorbedingung für das Vertrauen auf den nächsten Schritt. Wachsendes Vertrauen ist die unmittelbare Vorbedingung für Gewissheit. Dann braucht es das Vertrauen in den nächsten Schritt nicht mehr - man geht ihn einfach, mit traumwandlerischer Sicherheit. Dann ist jeder Zweifel aufgelöst.

    Monday:
    Sudhana:


    Und nochmal zu dem Dogen-Zizat - wir haben anscheinend eine unterschiedliche Sicht davon, wo in der sinnlich-empirischen Erfahrung "die Spuren verloren gehen". Die Theorie, dass Spuren verloren gehen, ist die der Endzeit, wo die Spuren Buddhas schon so verwischt sind, dass man deren Verfolgung aufgibt und sich damit begnügt, auf tariki zu hoffen. Dabei sind die Spuren offensichtlich - die ganze Erscheinenswelt ist Spur. Du musst nur das Buddha-Auge öffnen, um den Buddhas mit Körper und Geist zu folgen. Das ist dasselbe wie "durch die Erscheinungswelt Übung und Erleuchtung zu haben".


    Buddha ist spurlos - was wir als Spuren sehen, sind die Phänomene, die die "Patriarchen" hinterlassen haben, die Schriften z.B. also das,was Erscheinungswelt bedeutet. Dass das eins ist, also Buddha und Erscheinungswelt, das ist bereits wieder ein Konzept im Rahmen des Buddhismus.


    Was sonst. Upāya. Trotzdem greifst Du mit "was Erscheinungswelt bedeutet" zu kurz. Dass unsere Sichtweisen sich da unterscheiden, hatte ich ja schon konstatiert. Die Erscheinungswelt "bedeutet" gar nichts, deutet auf nichts als sich selbst. Die "Schriften" sind nur selbst-referentiell. Doch neben den Schriften gibt es auch das Sutra der Berge und Gewässer, sansui kyō. Auch dies ist nur selbst-referentiell. Aber zur Einsicht in tathatā vielleicht doch das mächtigere Upāya - weil man ihm nicht so ohne weiteres unterstellt, dass es etwas "bedeutet". Dieses tathatā ist der Weg des Tathāgata, seine Spur.

    Monday:

    Das dem ganzen zugrundeliegende Phänomen ist dukkha und die Erlösung davon ist der Grund, sich auf die Spurensuche zu begeben. Und diese Erfahrung von dukkha ist natürlich sinnlich-empirisch. Die Spur geht dann verloren, wenn dukkha aufhört.


    Genau dann, wenn man sie nicht mehr braucht.

    Monday:

    Und deshalb gibt es dann das Konzept des Bodhisattva, der Spuren hinterlässt, damit andere den WEG finden.


    Der Bodhisattva geht in der Spur zurück und hält nach den Nachzüglern Ausschau. Spricht vielleicht ein paar ermunternde Worte und verbrennt sich notwendig das Maul dabei.

    Monday:

    Das mit der "Gewinnbeteiligung und den Verständigen, die einen ermutigen sollen, seine Tradition frei zu wählen, verstehe ich nicht. M.E. trifft man immer genau auf die "Verständigen", die zu einem passen.


    Eine längere Suche sollte man da schon einplanen. Aber ja, "passen" muss es schon, wenn man sich nicht zu sehr anpassen will (was ich für meinen Teil nicht für empfehlenswert halte).

    Monday:

    Ansonsten sucht man solange, bis es zur eigenen Ansicht passt.


    Mit "Ansichten" hat das herzlich wenig zu tun. Wie überall gibt es da übereinstimmende und differierende.

    Monday:

    Also man möchte bestätigt werden.


    Nein. Man möchte Hilfe - und zwar die, die man braucht. Wenn man den gefunden hat, der sie einem geben kann, dann merkt man das schon. Aber nicht daran, dass der die eigenen Ansichten teilt.


    ()

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  • sudhana:


    Zitat

    Wie willst du sprechen mit geschlossenem Mund. Vor dem Problem stand auch Eckart.


    Wieso ? Der hat doch gesprochen, recht so, sogar. Die Japaner schätzen seine Traktate.


    Er ist zwar auch zweigleisig gefahren, ein konventionelles, zum Broterwerb vielleicht, oder er wollte seine Haut retten, oder unterlag noch Dünkel-eine samyojana. Vermutlich hätte er nur eine Möglichkeit sich restlos zu sterben gehabt, und die hätte darin bestanden, sich in den Bergen zu verkriechen.

  • Sudhana:

    Zweitens lese ich es als Bericht einer existentiellen Erfahrung völliger De-Konstruktion.


    Von dir?

    Zitat

    Wie willst du sprechen mit geschlossenem Mund. Vor dem Problem stand auch Eckart. Ich hatte das (nicht ohne boshafte Nebengedanken) 'sich aus der Armut lösen' genannt. Welche Konstruktion wählt man beim Ausgang aus der De-Konstruktion.


    Och, das ist eine leichte Übung. Du schreibst ja auch ohne die Finger zu bewegen.
    Niemand wählt eine Konstruktion - sie ist doch nicht da. Es gibt keinen Spiegel, nichts woran sich Staub anheften kann ....
    Den Rest schenke ich uns.

  • Monday:
    Sudhana:

    Zweitens lese ich es als Bericht einer existentiellen Erfahrung völliger De-Konstruktion.


    Von dir?


    Wäre das in irgendeiner Weise von Belang für Andere? Völlige Dekonstruktion dekonstruiert unweigerlich auch "von mir" und "von Anderen".

    Monday:
    Zitat

    Wie willst du sprechen mit geschlossenem Mund. Vor dem Problem stand auch Eckart. Ich hatte das (nicht ohne boshafte Nebengedanken) 'sich aus der Armut lösen' genannt. Welche Konstruktion wählt man beim Ausgang aus der De-Konstruktion.


    Och, das ist eine leichte Übung.


    Ja, und dann endet man halt als Dominikanerprovinzial. Dazu darf man nicht vergessen 'Gott' beim Ausgang aus der göttlichen Armut wieder mitzunehmen - der sorgt für den Lebensunterhalt.

    Monday:

    Du schreibst ja auch ohne die Finger zu bewegen.


    Ich schreibe, ohne meinen Geist zu bewegen. Wenn wir schon beim Prahlen sind.

    Monday:

    Niemand wählt eine Konstruktion - sie ist doch nicht da. Es gibt keinen Spiegel, nichts woran sich Staub anheften kann ....


    Du übersiehst das Offensichtliche. Da - direkt vor Deiner Nase.


    ()

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  • Sudhana:
    Monday:

    Du schreibst ja auch ohne die Finger zu bewegen.


    Ich schreibe, ohne meinen Geist zu bewegen. Wenn wir schon beim Prahlen sind.


    Ich prahle aber nicht.

    Sudhana:
    Monday:

    Niemand wählt eine Konstruktion - sie ist doch nicht da. Es gibt keinen Spiegel, nichts woran sich Staub anheften kann ....


    Du übersiehst das Offensichtliche. Da - direkt vor Deiner Nase.


    Da ist keine Nase.

  • Monday:

    Da ist keine Nase.


    Wie bedauerlich. Kein Wunder, dass Du Tee nicht von heissem Wasser unterscheiden kannst.
    Entweder noch nicht bereit für 500 vergnügliche Leben als Fuchs oder mittendrin in einem.


    ()

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  • Zitat


    Alle schlechten Taten, die ich seit sehr langer Zeit begangen habe,
    Frucht meiner Begierden, meines Zorns und meiner Verblendung,
    in Gestalt von Taten, Worten, Gedanken,
    alles schlechte Karma, das ohne Anfang ist,
    bekenne und bereue ich jetzt.


    Da musst du dir keine Gedanken machen, Jojo. Weil es unmöglich ist, dass man sich an all diese Taten erinnert. Deshalb kann man sie auch gar nicht ehrlicherweise bereuen. Das ist ein relativ sinnloses Ritual, finde ich. Da ist die Beichte bei den Katholiken schon sinnvoller, wenn man regelmäßig hingeht, und immer das Aktuelle aus der jüngsten Zeit noch zusammenbekommt. Aber im Zen hat diese zwanghafte Grübelei, was war denn da noch, was hab ich denn noch schlechtes gemacht, für mich keinen Platz, vor allem, wenn sie so rückwärtsgewandt ist. Es genügt doch, sich vorzunehmen, Gutes zu tun, und das dann auch zu machen. Ist das nicht die beste Reue, da das Vergangene nicht mehr zu ändern ist? Und dann bleibt immer noch die Frage: Was ist das "Gute"? Hat man das für sich geklärt, oder ist es auch nur eine Floskel?

  • Natürlich ist die Reue, ein sich bewusst machen von Fehlern in der Vergangenheit, die Voraussetzung für Veränderung und Entwicklung in der Gegenwart und da bietet im Zen das Zazen eine wunderbare praktische Gelegenheit um dieses Tun im Geiste vorzubereiten und als Idee zu entwickeln. Nirgendwo als im Zen, dem Raum der Leerheit und dem Kontakt mit dem Selbst, sind die Möglichkeiten so optimal diese Reue mit neuen Taten zu einem praktischen Verhalten zu führen. Wie weit man dabei zurück gehen möchte hängt von der Fähigkeit der Analyse ab, ein Anfang in der pränatalen Phase der mentalen Selbstbehandlung wäre das Optimum aber wohl selten praktisch umzusetzen. Auch im Zen können nur die wenigsten Menschen sich geistig so weit konzentrieren, dass sie die Einflüsse von vor der Geburt korrigieren aber als Lösung für das 'Jetzt' wäre es das Beste. So wäre sogar eine Reue für die Mutter die eventuell während der Schwangerschaft Fehler gemacht hat sinnvoll um die eigene Gegenwart und Zukunft in ausgeglichene Bahnen zu lenken. Ich finde Zen bietet dafür mehr Möglichkeiten als die Beichte in der katholischen Kirche, man muss es nur anwenden. Diese Anwendung im Zen hat mehr etwas mit der eigenen Haltung als Persönlichkeit zu tun und weniger mit dem geführt werden von einem Hirten in der Schafherde. Wer Reue praktiziert und nicht nur ansagt macht das mit sich aus und braucht dafür kein Publikum, erst das Ergebnis der Reue im Verhalten bekommen die Mitmenschen zu spüren in Form von achtsamer Empathie.