Namarupa vs Bewußtsein.

  • die sache ist doch, die kette hört mit zerfall auf und fängt mit unwissenheit wieder an, dann formationskräfte (sanskāra) als grundlage, dann viññana,
    dann "erst" nāmarūpa --- "geburt", also was "geistiges"(phänomenales) im vorfeld, und nicht etwa elementares.

  • Morpho:

    die sache ist doch, die kette hört mit zerfall auf und fängt mit unwissenheit wieder an, dann formationskräfte (sanskāra) als grundlage, dann viññana,
    dann "erst" nāmarūpa --- "geburt", also was "geistiges"(phänomenales) im vorfeld, und nicht etwa elementares.


    Es greift mE zu kurz, pratītyasamutpāda als temporale Kette, also als zeitliche Abfolge von Instanzen (den nidāna) aufzufassen. Pratītyasamutpāda ist ein ontologisches Modell, das auch auf temporale Abläufe angewandt werden kann - wie es etwa in der Drei-Leben-Theorie geschieht. Nach dem Abhidharmakośabhāsyam ist das lediglich eine von vier möglichen Anwendungen des Modells. Pratītyasamutpāda darauf zu reduzieren ist mE aber auch nicht konsistent mit der theravadischen Überlieferungstradition - nicht nur der des Abhidhamma. Speziell für die zwischen 2. und 3. nidāna bestehende Bedingungsbeziehung hat Moosgarten erst heute morgen auf eine bezeichnende Stelle im Suttapitaka (D15) verwiesen - das ist demnach eine wechselseitige / gegenseitige Bedingung (aññamaññapaccaya), was Gleichzeitigkeit (und nicht zeitliche Abfolge) impliziert. Dein "fängt an" und "hört auf" trifft auf die Aufzählung der nidāna zu, was nicht dasselbe ist wie eine zeitliche Abfolge. In diesem Kontext kann man übrigens auch an der Klärung des Dōgen-Zitats zu Hyakujōs Fuchs aus dem Zuimonki arbeiten, das Du als Signatur verwendest.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sudhana:

    Selbstverständlich ist viññāṇa nicht identisch mit saññā (das wäre begriffliche Redundanz) und es wundert mich ein wenig, dass Moosgarten diese ihm untergeschobene Behauptung nicht zurückgewiesen hat. "Nicht identisch" heisst nun allerdings auch nicht zwangsläufig, dass es sich nicht um zwei verschiedene Aspekte von ein-und-demselben handelt.


    Zunächst als Klarstellung, nicht an Dich, aber an alle die, die "Bewußtsein" in einem mehr oder weniger landläufigen Sinne, oder was sie sich sonst noch dabei denken, verstehen wollen: ich meine hier die 6 Sinnesbewußtseinsarten.


    Was nun den Begriffsapparat des Suttapitaka betrifft, der ist keinesfalls so einheitlich wie sich jemand wünschen könnte.
    Das betrifft nicht zuletzt alles was sich im Begriffsfeld von "Bewußtsein" bewegt. Kommt halt auf den Zusammenhang an.
    Spielt aber hier eine untergeordnete Rolle.
    Wichtig scheint mir hier zu betonen, und ganz allgemein bezüglich paticcasamuppada, dass es sich nicht um temporale Relationen, sondern um kausale Bedingungszusammenhänge handelt.

  • Morpho:

    ich finde den PK an den stellen irrtümlich. man könnte nämlich darauf hinaus kommen, dass, wenn bewusstlosigkeit eintritt, - mit dem tode, dass dann klappe zu affe tot.


    Bei der Häufigkeit, mit der du es erwähnst, könnte man fast meinen, dass für dich nicht alles mit dem Tod aus sein möge, ist so was wie eine persönliche Obsession.

  • Moosgarten:

    Jetzt nicht speziell für dich, aber wenn da kein Unterschied wäre, machte die Formel "Bewußtsein bedingt Namarupa, Namarupa bedingt Bewußtsein" (D15) schwerlich einen Sinn.


    Deswegen heißt es ja auch:
    Namarupa wurzelt im Bewusstsein,
    entspringt aus dem Bewusstsein,
    entsteht aus dem Bewusstsein,
    erwächst aus dem Bewusstsein.


    "Nāmarūpaṃ viññāṇanidānaṃ viññāṇasamudayaṃ
    viññāṇajātikaṃ viññāṇappabhavaṃ."


    Und noch etwas: Es gibt keinen ersten Anfang.

  • Eine pragmatische Erklärung zu "namarupa", damit sich das hier nicht ständig im Kreise dreht:


    hedin02:

    Könnte man vielleicht einfach sagen, „namarupa“, das sind die im Äußeren vorhandenen Dinge.
    …. „nama und rupa“ dagegen sind deren vom Bewusstsein durch Unwissenheit und Verblendung hervorgebrachten Namen und Formen, also geistiges und körperliches darstellend.


    PS: die im Äußeren erscheinenden Dinge haben keinen Namen/Formen, sie sind "Leer", die Klassifizierung derselben erfolgt erst durch Kontakt mit diesen Dingen und dem hieraus bedingt entstandenen Bewusstsein.


  • Grundsätzlich gehe ich davon aus, das mit viññāṇa und namarupa keine Seinskategorien sondern Funktionsmodi beschrieben werden. Falls es in diesem Punkt einen Dissens geben sollte, lässt er sich auch nicht überbrücken. Daß führt einfach zu völlig unterschiedlichen Folgerungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Moosgarten ()

  • @ hedin:

    Zitat

    PS: die im Äußeren erscheinenden Dinge haben keinen Namen/Formen, sie sind "Leer", die Klassifizierung derselben erfolgt erst durch Kontakt mit diesen Dingen und dem hieraus bedingt entstandenen Bewusstsein.


    Ist mit den im Innern erscheinenden Gestaltungen genauso.

  • @ moosgarten: "Bei der Häufigkeit, mit der du es erwähnst, könnte man fast meinen, dass für dich nicht alles mit dem Tod aus sein möge, ist so was wie eine persönliche Obsession."


    wohl eher ne obsessive idee unwissender zenisten. zumindest mit dem ego sollt es aber schon aus sein, finde ich.

  • mossgarten: "oder was sie sich sonst noch dabei denken, verstehen wollen: ich meine hier die 6 Sinnesbewußtseinsarten."



    da das reicht ja auch völlig "zu denken",
    allerdings denkst du weiter, an "den geist" und hülfst den dann über, i welchen leuten.
    das ist gar nicht fein, würde man nicht berücksichtigen: entspringt halt dem so denkenden bewusstsein.

  • Moosgarten:
    accinca:


    "Nāmarūpaṃ viññāṇanidānaṃ viññāṇasamudayaṃ
    viññāṇajātikaṃ viññāṇappabhavaṃ."


    Grundsätzlich gehe ich davon aus, das mit viññāṇa und namarupa keine Seinskategorien sondern Funktionsmodi beschrieben werden.


    Grundsätzlich handelt es sich um Funktionen aber das sind
    auch die einzigen "Seinskategorien" die funktionieren. :)

  • sudhana:

    Zitat

    Es greift mE zu kurz, pratītyasamutpāda als temporale Kette, also als zeitliche Abfolge von Instanzen (den nidāna) aufzufassen. Pratītyasamutpāda ist ein ontologisches Modell, das auch auf temporale Abläufe angewandt werden kann - wie es etwa in der Drei-Leben-Theorie geschieht.


    ja ha, guckst du meine "fußzeile", siehst du dass hier und jetzt und zeitlich, räumlich. (3 leben) 'geht'. ;) ps: weiß aber nicht, ob ich dich recht verstanden habe. bzw. einfach: kann.


    ps: soweit ich mich erinnern kann, sagte auch deshimaru, dass aber so'n übliches kausalitätsdenken hier eh nicht genüge tut.

  • Zitat


    Grundsätzlich handelt es sich um Funktionen aber das sind
    auch die einzigen "Seinskategorien" die funktionieren. :)


    Nein, auch das nicht. Funktion existiert nicht unabhängig von Moment, Status, Modus. Es ist völlig unsinnig, ohne diese von Funktion als Sein zu sprechen.

  • Morpho:

    sudhana:

    Zitat

    Es greift mE zu kurz, pratītyasamutpāda als temporale Kette, also als zeitliche Abfolge von Instanzen (den nidāna) aufzufassen. Pratītyasamutpāda ist ein ontologisches Modell, das auch auf temporale Abläufe angewandt werden kann - wie es etwa in der Drei-Leben-Theorie geschieht.


    ja ha, guckst du meine "fußzeile", siehst du dass hier und jetzt und zeitlich, räumlich. kann.


    Und welche Zeit ist "jetzt"?

  • Moosgarten:

    Nein, auch das nicht. Funktion existiert nicht unabhängig von Moment, Status, Modus. Es ist völlig unsinnig, ohne diese von Funktion als Sein zu sprechen.


    Unsinnig ist der Satz:
    "Es ist völlig unsinnig, ohne diese
    von Funktion als Sein zu sprechen."


    Das ist doch kein vernünftiger Satz!
    Kannst du nicht mal vernünftige Sätze
    bilden die man auch verstehen kann ohne zu raten
    was der "Künstler" sich wieder dabei gedacht hat?

  • Moosgarten:

    Vllt versuchst du mal mehr als einen Satz im Zusammenhang zu lesen. Soll helfen.


    Leider hilft bei deinen Sätzen auch das nicht viel.

  • Moosgarten:

    Jetzt nicht speziell für dich, aber wenn da kein Unterschied wäre, machte die Formel "Bewußtsein bedingt Namarupa, Namarupa bedingt Bewußtsein" (D15) schwerlich einen Sinn.


    Das wird an anderer Stelle sogar noch ausführlicher erläutert:


    Zitat

    Gerade so, Verehrter, wie wenn da zwei Rohrbündel an einander gelehnt stünden. Ganz ebenso, Verehrter, entsteht aus Name und Form als Ursache das Bewußtsein; aus dem Bewußtsein als Ursache entsteht Name und Form; aus Name und Form als Ursache entstehen die sechs Sinnesbereiche; aus den sechs Sinnesbereichen als Ursache entsteht die Berührung; aus der Berührung als Ursache entsteht die Empfindung; aus der Empfindung als Ursache entsteht der Durst; aus dem Durst als Ursache entsteht das Erfassen; aus dem Erfassen als Ursache entsteht das Werden; aus dem Werden als Ursache entsteht die Geburt; aus der Geburt entsteht A1ter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande. -


    Wenn man aber, Verehrter, von diesen Rohrbündeln das eine an sich zöge, so fiele das andere um, und wenn man das andere an sich zöge, so fiele das erste um. Ganz ebenso, Verehrter, folgt aus der Aufhebung von Name und Form die Aufhebung des Bewußtseins; aus der Aufhebung des Bewußtseins folgt Aufhebung von Name und Form; aus der Aufhebung von Name und Form folgt Aufhebung der sechs Sinnesbereiche; aus der Aufhebung der sechs Sinnesbereiche folgt Aufhebung der Berührung; aus der Aufhebung der Berührung folgt Aufhebung der Empfindung; aus der Aufhebung der Empfindung folgt Aufhebung des Durstes, aus der Aufhebung des Durstes folgt Aufhebung des Erfassens; aus der Aufhebung des Erfassens folgt Aufhebung des Werdens; aus der Aufhebung des Werdens folgt Aufhebung der Geburt; durch Aufhebung der Geburt werden Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung aufgehoben. Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zu stande."


    (Samyutta Nikaya 12.67. Das Rohrbündel)


    Ändert aber nichts daran, dass Bewusstsein nicht Teil von Namarupa ist, und Namarupa nicht Teil von Bewusstsein ist. Zumindest nicht in dem Zusammenhang, wie diese Begriffe in den Lehrreden des Palikanon definiert sind.


    Und darum ging es ja.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • accinca:
    Moosgarten:

    Vllt versuchst du mal mehr als einen Satz im Zusammenhang zu lesen. Soll helfen.


    Leider hilft bei deinen Sätzen auch das nicht viel.


    Muß ja nicht an mir liegen.

  • Sudhana:

    ... Wer der aktuellen Diskussion im Tibet-Unterforum gefolgt ist, konnte dort schon lesen, was ich davon halte, viññāṇa als getrennt von nāmarūpa existierend und nicht darin mitenthalten aufzufassen:

    Sudhana:

    Da geht es lediglich darum, ob nāmarupa alle fünf skandhah bezeichnet oder nur vier davon (unter Ausschluss von vijñāna). Grund dafür ist eben (bzw. das wird konkret als Grund angeführt), dass in der Formel des pratītyasamutpāda vijñāna (3. nidāna) als Bedingung von nāmarupa (4. nidāna) genannt wird. Was für mich nicht schlüssig ist, da dann ja auch saṃskāra (2. nidāna) und vedanā (7. nidāna) als von nāmarupa verschieden aufgefasst werden müssten und der Begriff 'nāma' in nāmarupa sich damit inhaltlich auf den saṃjñāskandha reduzieren würde - was mE unsinnig ist.


    ()


    Jedenfalls steht es im Palikanon unmissverständlich wie folgt:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

    Einmal editiert, zuletzt von Elliot ()

  • Moosgarten:
    accinca:


    Leider hilft bei deinen Sätzen auch das nicht viel.


    Muß ja nicht an mir liegen.


    Doch das tut es und zwar ganz eindeutig!

  • elliot:

    Zitat

    Ändert aber nichts daran, dass Bewusstsein nicht Teil von Namarupa ist, und Namarupa nicht Teil von Bewusstsein ist. Zumindest nicht in dem Zusammenhang, wie diese Begriffe in den Lehrreden des Palikanon definiert sind.



    Jaha. Aber da muss einer nun schon auch mal die Zen Lehre annehmen, dann versteht man das auch.
    Als Bodhidharma nach China kam und die Königreiche... erreichte, erlangte nur der ehrwürdige Meister Ko schweigende Einsicht in den eigenen Geist. Sobald ihm dies.....* (andere Zeilen/Praxis) erklärt wurde, verstand er, dass dieser Geist Buddha ist und der persönliche Geist und Körper nichts sind... (Huang Po, Der Geist des Zen)