Ich möchte mal fragen...

  • ... wer hier im Kloster lebt / schon einmal vorübergehend gelebt hat.


    Wie ist der Alltag in einem buddhistischen Kloster?


    Wie viel Zeit am Tag wird meditiert? Wird sehr wenig gesprochen / hauptsächlich geschwiegen? Was ist mit Bewegung, körperlicher Betätigung? Gibt es Freundschaften, z.B. in dem Sinne: "Ich gehe gerne im Garten mit Bruder / Schwester Soundso spazieren, ich mag seine / ihre Gegenwart"?


  • Ich habe ein paar Jahre mit 8 - 227 Regeln im Kloster verbracht. Hauptsächlich in Thailand, kurz auch in Frankreich, China, Deutschland.

    Ich antworte dir abends.

  • Ich war für ein halbes Jahr in der Metta Vihara, davor ganz oft zu Retreats.


    Es finden 3 gemeinsame Meditationsstunden pro Tag statt, und sonst kann man selbst entscheiden wie und wo und wie oft man meditiert.

    Einmal pro Woche gab es Abends einen Vortrag.

    (bei Gruppenterteats täglich).


    Es wird das was nötig ist besprochen. Arbeitsbesprechungen, Einkauf, Organisatorisches.

    Jeder arbeitet mit.


    Gespräche zur Praxis hat man mit dem Lehrer/Abt wenn Bedarf ist, aber, wenn uch mich recht erinnere, mind. 1x/Woche.


    Es gibt unterschiedliche Zeiten. Z.Bspl. im Winter ist Rückzugszeit für die Klostergemeinschaft.

    Die eigene Praxis steht im Vordergrund.

    Nachmittags konnte man seine Zeit selbst gestalten. Spazieren gehen, oder auch joggen z.Bspl.

    Bis zur nä. Meditationsstunde.


    Man konnte sich natürlich auch miteinander unterhalten, sollte dies aber nicht übertreiben und die eigene Praxis nicht vergessen.


    So, ich glaube, das war so alles, was mir dazu gerade einfällt.

    :)_()_

  • Priya


    Das ist das von Ayya Khema gegründete Waldkloster in Buchenberg, richtig?


    Warum hast du das gemacht? Eine Auszeit von der weltlichen Reizüberflutung, um mal ernsthafter praktizieren zu können, oder ein Hineinschnuppern in das Leben als Nonne, ob das für dich in Frage kommen könnte, oder aus ganz anderen Gründen?


  • Dharmazentrum Möhra


    Im Dharmazentrum Möhra wohnen und arbeiten eine ganz Reihe von Mönchen und Nonnen tibetischer Tradition.


    O K Möhra liegt nicht in NRW sondern in Thüringen, aber dort hättest du ganz sicher die Möglichkeit zu einem Erfahrungsaustausch.


    _()_

  • Priya


    Das ist das von Ayya Khema gegründete Waldkloster in Buchenberg, richtig?


    Warum hast du das gemacht? Eine Auszeit von der weltlichen Reizüberflutung, um mal ernsthafter praktizieren zu können, oder ein Hineinschnuppern in das Leben als Nonne, ob das für dich in Frage kommen könnte, oder aus ganz anderen Gründen?

    Ja, das ist das Kloster von Ayya Khema.

    Ich hatte damals das starke Bedürfnis nach intensiver Praxis, mit Begleitung.

    Das zog sich ein paar Jahre hin, jeden Urlaub verbrachte ich dort, bis ich mich eben entschloss, ganz dahin zu gehen.

    Ich wollte ganz dort bleiben, evtl. auch Nonne werden...

    Aber wie wir ja alle wissen, das Leben ist nicht planbar, es kam ganz anders als geplant.

    Ich habe wieder zurück gefunden ins Laienleben, besser als jemals vorher😉.

    Es war eine harte, sehr schmerzhafte aber lehrreiche Zeit für mich, eine Art Reinigung.


    Mein Bedürfniss nach so intensiver Praxis hat sich auch "normalisiert".

    Ich komme jetzt im Leben viel besser klar als vorher, und es war gut so wie es war.:)_()_

  • Als Mitglied im Buddha-Haus eV dem Verein der sich um Ayya Khema`s Erbe kümmert werde ich jedes Jahr automatisch

    ins Allgäu eingeladen.


    Hier in Hamburg lebe ich freiwillig nach Vorgaben der Ordensregeln, allerdings ist es mir noch

    nicht möglich alle vorgegebenen Ordensregeln auch freiwillig umzusetzen.

    Doch daran arbeitete ich weiter....;)_()_

  • Ich lese auch gerade ein Buch von Ayya Khema, "Die Früchte des spirituellen Lebens". Wahrscheinlich komme ich deshalb mal wieder auf die Idee: "Warum denn nicht ins Kloster, was spricht denn dagegen?" :)


    Dagegen spricht, dass ich eben doch auch gerne ein Stück weit "das weltliche Leben" mag. In Maßen zwar (ich lebe gerne zurückgezogen), aber eben doch. :grinsen:


    Die andere Seite ist: Ich habe nicht so viel Disziplin und Kontinuität, wie ich es gerne hätte, und wie ich sicher bin, dass es mir gut täte. Ich weiß es sogar. Wie schafft man diese Disziplin? Ich schaffe es nicht einmal jeden Tag zu meditieren, obwohl ich weiß, dass es mir gut tut.


  • Man darf das weltliche Leben auch mögen.

    Bei mir wars, so im nachhinein gesehen, eher andersrum.

    Ich mochte mein weltliches Leben nicht, und so war es damals eher eine Flucht, weil ich mit mir und meinem Leben nicht klargekommen bin.

    So war mein Vorhaben zum Scheitern verurteilt.

    Aber um das zu verstehen, musste ich wohl diese Erfahrung machen.


    Warum machst Du nicht einfach mal einen Kurs oder Retreat mit?

    Man muss ja nicht gleich ganz ins Kloster.


    Meine Diszplin ist seitdem auch nicht die Beste, muss ich gestehen.

    Aber ich kann ganz gut damit leben😌

  • ... wer hier im Kloster lebt / schon einmal vorübergehend gelebt hat.


    Wie ist der Alltag in einem buddhistischen Kloster?


    Wie viel Zeit am Tag wird meditiert? Wird sehr wenig gesprochen / hauptsächlich geschwiegen? Was ist mit Bewegung, körperlicher Betätigung? Gibt es Freundschaften, z.B. in dem Sinne: "Ich gehe gerne im Garten mit Bruder / Schwester Soundso spazieren, ich mag seine / ihre Gegenwart"?

    In Thailand trägt man meistens weiße Kleidung wenn man länger im Kloster bleibt.

    Man nimmt 8 Gebote.


    Der Tag beginnt zwischen 3.30 und 4.30.

    Toilette, waschen und eine Tasse Kaffee.

    Dann geht man in die Meditationshalle. 30 bis 60 Minuten dauert das chanting, und dann meditiert man ca 60 Minuten.


    Danach begleitet man die Mönche auf dem Almosengang.

    Entweder geht man ins nächste Dorf, oder man fährt mit dem Auto, falls es weiter weg ist.


    Wenn mehr als 2 bis 3 Mönche unterwegs sind, nimmt man einen Korb, oder eine Schubkarre mit.


    Die Menschen warten schon auf die Mönche. Der Mönch nimmt die Gabe an, und der Helfer kümmert sich dann darum.


    Dann gibt der Mönch eine Art von Segen.

    Oft gibt es dann einen kurzen Austausch zwischen den Menschen.

    Man kehrt dann zurück zum Tempel.

    Je nachdem wie groß die Runde ist, dauert das ganze zwischen 20 und 60 Minuten.

    Bei abgelegen Tempeln , und strengen Klöstern , dauert die Runde noch länger. Man geht oft mehrere Kilometer.


    Im Kloster liefert man die Spenden in der Küche ab.

    Falls es keine Küche gibt, was heute sehr selten vorkommt, suchen sich die Mönche einen Platz, und essen dort.


    Es gibt über 30 Gebote für das Essen, die der Mönch einhalten sollte. Aber nur sehr strenge Klöster halten sich daran.


    Gespendet wird hauptsächlich Reis und Currys. Meist in kleinen Plastiktüten.

    Die Mönche (und die Laien) in Thailand sind nur selten Vegetarier.

    Vegetarische Ernährung ist möglich, aber sehr schwierig.


    In der Küche wird das Essen noch mal erhitzt und auf einem Tisch serviert.

    In der Küche arbeiten Frauen ehrenamtlich.

    Ohne diese fleißigen Damen würde es die meisten Klöster nicht mehr geben.

    Ganz selten hat ein Kloster Angestellte.

    99% der Menschen arbeiten gratis, bzw um gutes Karma zu bekommen.


    Gegessen wird zwischen 10 und 11 Uhr, immer aber vormittags.

    Manche Tempel servieren in der Früh eine Reissuppe.


    Kaffee, Tee, Wasser ist rund um die Uhr erhältlich.

    Bis zum Essen kann man seiner Praxis nachgehen, und zum Beispiel seine Wäsche waschen.


    Manche Klöster haben eine Waschmaschine, aber meistens wird per Hand gewaschen.


    Die ganze Gemeinschaft kommt zum Essen zusammen. Man offeriert den Mönchen nochmals das Essen. Man kniet sich hin, und versucht den Tisch zu berühren, oder wenn das nicht möglich ist, den Menschen vor einem.


    Die Mönche sprechen dann einen Segen aus, und in strengen Klöstern, gibt der Abt einen dhammatalk zum Thema Essen, Großzügigkeit, genügsamkeit.


    Manchmal redet er 20 Minuten, manchmal länger.

    Man sitzt dann hungrig vor dem Teller, und verfressene Menschen wie ich, haben oft innerlich geflucht.


    Aber es ist eine gute Übung. Man sieht wo man in der Praxis steht.


    Die Mönche Essen als erstes, dann kommt der Rest.

    Was übrig bleibt, kriegen die Arbeiter und Nachbarn.

    Und dann sind die Hunde und Katzen dran.


    Danach hat man bis 14 oder 15 Uhr frei.

    Es wird erwartet dass man beim abspülen hilft.

    Die Mönche waschen ihre Schalen meistens selbst, oder die Novizen machen es.

    Die Thailänder schlafen dann oft eine Stunde.


    Dann trifft man sich wieder für eine Stunde zum meditieren.

    Danach gibt es oft einen Dhammatalk und einen Kaffee, oder Tee in einer kleinen Gruppe.


    Am späten Nachmittag wird dann der Tempel geputzt.

    Danach hat man wieder frei.


    Zwischen 19 und 20 Uhr trifft man sich wieder und chanted gemeinsam.


    Danach meditiert man für eine bis zwei Stunden.


    Ich habe mindestens bis Mitternacht meditiert, weil es so still und relativ kühl war, dafür habe ich in regelmäßigen Abständen, die Meditation am Morgen verschlafen.

    Der Abt hat es mir aber durchgehen lassen 😊.


    Es gibt unterschiedliche Klöster, manche sind sehr strikt und manche nicht.


    Es gibt Plätze wo man nicht viel spricht. Man redet nur das nötigste.

    Sport gibt es nicht, manchmal Yoga.


    Es gibt Zeiten und Plätze wo man mehr meditiert. In den Klöstern von Ajahn tong haben wir während des Retreats, zwischen 12 und 20 Stunden meditiert.

    Dort gibt es dann etwas, dass man Determination nennt.

    Man sitzt und geht (meditation) für 21 bis 22 Stunden am Tag . Das Essen wird zur Hütte gebracht.

    Einmal am Tag, verlässt man die Hütte für ein Interview.

    Das macht man für 2 bis 3 Tage am Ende des Retreats.


    Aber außerhalb der retreats kommt man auf 6 bis 8 Stunden am Tag.

    Es kommt immer darauf an, welche Jobs man zu erledigen hat.


    Im Grunde ist jeder Moment, eine Gelegenheit zum meditieren.


    Vereinfacht gesagt, gibt es 3 verschiedene Methoden der Meditation in Thailand.


    Mahasi style, mit einem mantra, oder dhammakaya style.


    In Wirklichkeit gibt es unzählige.


    Im Kloster gibt es eine klare Hierarchie.

    Der Abt ist im besten Fall, wie Vater und Mutter in einer Person.

    Frauen und Männer leben getrennt.

    Es gibt meistens viele Tiere.

    Hunde und Katzen werden manchmal im Kloster ausgesetzt.


    Die Mönche haben meistens einen eigenen Raum.

    Die Laien müssen sich meistens einen Raum teilen.


    Bei Veranstaltungen können schon mal 100 Menschen in einer Halle schlafen.

    An speziellen Tagen können schon mal mehrere hundert, oder sogar tausende Menschen zusammen kommen.


    Mönche können in eigene kostenlose Krankenhäuser gehen, die aber sehr schlecht ausgestattet sind.

    Berühmte Mönche und reiche Laien gehen in teure private Krankenhäuser.


    80 bis 90 % der Mönche benutzen Geld, auch wenn es eigentlich nicht erlaubt ist.


    Mehr fällt mir gerade nicht mehr ein.

    So ist es in Thailand.

    Es gibt aber unterschiedliche Tempel.


    In China und Frankreich schaut es ein wenig anders aus.


    Alles Gute für Dich!

  • Wow, Martin, danke für die umfangreiche Beschreibung! _()_


    Das klingt sehr interessant, für einen Westler wie mich auch sehr exotisch. Dass du dich entschlossen hast dich in mehreren Klöstern in unterschiedlichen Ländern einzufinden / niederzulassen, ist immer wieder beeindruckend für mich.


    Der Tag beginnt zwischen 3.30 und 4.30.

    Da hätten wir schon das erste Problem für mich... :grinsen:



    Man sitzt dann hungrig vor dem Teller, und verfressene Menschen wie ich, haben oft innerlich geflucht.

    Das dürfte bei mir ähnlich sein...


    Wird das Essen überall durch die Mönche von der Bevölkerung erbettelt? Ist das in Frankreich auch so? Ich vermute, es geht um Plum Village, oder meine, das auch mal bei dir gelesen zu haben...


  • Warum machst Du nicht einfach mal einen Kurs oder Retreat mit?

    Man muss ja nicht gleich ganz ins Kloster.

    Ja, das wäre sicher erstmal eine bessere Idee für mich... :)


    Wie gesagt, es ist auch nur so eine Träumerei, die immer mal wieder in meinem Leben auftauchte, die mir aber (jedenfalls bisher) nicht wirklich entspricht. Trotzdem interessiert es mich, wie die Mönche / Nonnen da leben. Wenn ich da mal etwas gesehen habe (also, wenn jemand eine Dreherlaubnis bekommen hat), bin ich immer irgendwie fasziniert / beeindruckt...


  • Plumvillage in Frankreich.


    Mehrere kleine Klöster, zentren.

    Ländliche Umgebung.

    Sehr viel Vietnamesische Nonnen und Mönche.


    Sprache außerhalb der Retreats :

    Französisch, Vietnamesisch, englisch


    Während der retreats zusätzlich: Deutsch, italienisch.


    Der Tag beginnt zwischen 5 und 6 Uhr.

    Einzelzimmer gibt es kaum.

    Sehr sauber und modern eingerichtet, aber die Gebäude sind teilweise sehr alt.

    Die Sangha ist meiner Meinung nach, enger verbunden als in Thailand.

    Sehr viel Mitgefühl und miteinander.

    Ernährung ist vegan und wird teilweise auf den eigenen Feldern angebaut.

    Man hat relativ wenig Zeit für sich selbst, es gibt viele Aktivitäten in der Gruppe.

    Sie legen viel Wert auf Achtsamkeit im Alltag und weniger Wert auf Vertiefungen usw.


    Die Retreats sind relativ teuer aber sehr gut organisiert.

    Selbst wenn man nur eine Woche Urlaub hat, erhält man dort einen guten Überblick über die Praxis in dieser Tradition.

    Wer die Bücher von thich nhat hanh mag, wird den Platz lieben.

    Sie praktizieren, was er in den Büchern schreibt.

    Während ich in Thailand den einen oder anderen Skandal mitbekommen habe, war in Plumvillage fast alles perfekt.


    Ich hoffe das Plumvillage den Tod von Thay überstehen wird.


    Morgens und abends kommen dutzende Mönche und Nonnen zusammen. Es wird gesungen und meditiert. Es gibt den Tag der Achtsamkeit, wo 100 + Mönche, Nonnen, Laien zusammen kommen.

    Es gibt einen Dhammatalk der in unzähligen Sprachen übersetzt wird, gemeinsame Gehmeditation, und Gesänge.

    Es gibt auch einen lazy day, wo man frei hat.

    Man geht manchmal wandern, oder fährt weg.


    Die Retreats sind manchmal sehr überfüllt und nicht geeignet für Menschen, die zum Beispiel Jhanas praktizieren wollen.

    Aber man lernt dort, wie man den Alltag meistern kann.

  • In Plumvillage wird vieles selbst angebaut und der Rest wird gekauft.

    In Thailand sieht man es nicht als betteln an, es ist eine Möglichkeit für die Laien, gutes Karma zu machen und gleichzeitig auch Belehrungen zu erhalten.

    Für die Mönche ist es auch wichtig.

    Erstens weil sie natürlich versorgt werden, und zweitens, weil sie ihre Erfahrungen in Bezug auf die Meditation weitergeben können und sollen.

    Buddha war für mich, aus verschiedenen Gründen ein Genie.

    Die Nonnen und Mönche waren durch die Spenden abgesichert, und konnten sich "hauptberuflich" der Meditation und Befreiung widmen.

    Die Laien konnten vom Fachwissen der Nonnen und Mönche profitieren und auch Befreiung erlangen.

    Dieser "erzwungene" Kontakt, hat die Sangha 2600 Jahre am Leben erhalten.

    Und dadurch können wir Freiheit erlangen.

  • Ich habe die Bücher von Thich Nhat Hanh gelesen. Da er viel über seinen ganzen Lebensweg schreibt, kommen auch immer wieder viele Geschichten und Begebenheiten vor, die sich in den einzelnen Abschnitten ereignet haben.

    Dass er damals urplötzlich die vietnamesische Staatsbürgerschaft verloren hat und dadurch in große Bedrängnis / Schwierigkeiten kam, beschreibt er sehr eindrücklich.


    Dann begann seine Zeit in Frankreich. Er konnte sich dort niederlassen und anfangen, etwas aufzubauen. Er beschreibt sehr gut, wie langsam Plum Village entstand. Man bekommt ein gutes Gespür dafür, wie sich das entwickelt hat...